Die Einnahme von Nowogeorgiewsk. 379 Aufgefangene Funksprüche, anscheinend regelloses Artilleriefeuer und Abflug von sechs Flugzeugen nach Osten wurden als Zeichen des bevor¬ stehenden Falles der Festung gedeutet. General von Veseler entschloß sich, den Angriff trotz der vorhergegangenen großen Anstrengungen für die Truppe mit allem Nachdruck fortzusetzen. Während der ganzen Nacht zum 19. August wurden die Außenwerke und auch das Innere der Festung unter Störungsfeuer gehalten. Inzwischen aber räumte der Gegner auch alle Panzergruppen der Nordweststont und ging auf die Linie der alten Forts zurück. Sprengungen und Brände ließen vermuten, daß Kunstbauten, Munition und Vorräte vernichtet wurden. Kämpfend drangen die deutschen Truppen am 19. August in die inneren Forts der Nordostfront, später auch in die Zitadelle ein. Hier gab sich der Kommandant der Festung, General Vobyr, gefangen. Die Maste der Be¬ satzung schien auf das südliche Äser der Weichsel ausgewichen zu sein, deren Brücken sie gesprengt hatte, ergab sich dort aber, ohne einen ernsten Durch¬ bruchsversuch gemacht zu haben, noch in den Nachmittagsstunden den deutschen Cinschließungstruppen. Am Abend war die ganze Festung in deutscher Hand. Die Cisenbahnbrücken über Wkra und Narew waren gründlich zerstört. Die Beute, 6 Generale, gegen 90 000 Mann, davon 30 000 Armierungssoldaten, 103 Maschinengewehre und etwa 700, nach späterer genauer Zählung sogar 16001) Geschütze, überstieg aber alle Erwartungen; reiche Vorräte an Muni¬ tion, Bekleidung, Ausrüstung und Verpflegung sowie bedeutende Bestände an kriegswichtigen Metallen kamen hinzu. Die Eroberung der größten, neuzeitlich ausgebauten russischen Festung war in knapp zwölf Tagen ge¬ lungen. Die schwere Artillerie hatte rund 34 600 Schuß (davon 519 aus deutschen, 678 aus österreichisch-ungarischen schwersten Geschützen) verfeuert und trotz aller Schwierigkeiten, die unzureichende Munitionsversorgung und Stellungswechsel mit veraltetem Gerät mit sich brachten, der nur aus älteren Jahrgängen bestehenden Infanterie den Weg gebahnt. Am Tage nach der Einnahme der Festung, dem 20. August, besuchte der Oberste Kriegsherr mit General von Falkenhayn die siegreichen Truppen. Auch der Oberbefehlshaber Ost mit General Ludendorff hatten sich dazu nach Nowogeorgiewsk begeben. Zur Erörterung operativer Fragen ist es hierbei nicht gekommen. Schon vorher hatte der Oberbefehlshaber Ost die Genehmigung erhalten, die Maste der vor Nowogeorgiewsk frei werden¬ den Kräfte künftig an der Njemen-Front zu verwenden. 19, und 20. August. *) Einschließlich aller älteren und Nahkampf-Geschütze.