370 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Rarew-Front. Tannenberg 13 deutsche Divisionen in sechs Tagen 92 000 Gefangene, aber 350 Geschütze eingebracht hatten. Bei der Langsamkeit der durchweg rein frontal geführten Angriffe hatte der Gegner seine Artillerie stets rechtzeitig zurückziehen und fast durchweg in guter Ordnung ausweichen können. Wie hoch seine Gesamtverluste waren, ist nicht besannt1). General von Falkenhayn hat nach dem Kriegs darauf hin¬ gewiesen^), daß die Armee Gallwitz aus Mangel an Kräften nicht vermocht habe, ihrem linken Flügel wirklichen Nachdruck zu geben und dadurch immer mehr in eine rein westöstliche Richtung gekommen sei. Der Ober¬ be f e h l s h a b e r O st hätte zu ihrem Angriff sehr wohl noch mehr Kräfte, vier Divisionen von der 9. und zwei von der 10. und der Njemen-Armee, heranziehen können"). „Hätte die Narew-Stoßgruppe ihren Angriff statt mit 14 mit 20 Divisionen geführt, so ist es in hohem Grade wahrscheinlich, daß sie in der Lage gewesen wäre, starke Teile des Feindes zu verhindern, sich aus der Zange zu ziehen. Es ist demnach ein Fehler, daß die Ver¬ stärkung unterblieb. Seine Ursache muß . . . allein darin gesucht werden, daß es nicht gelungen war, einheitliche Auffassung der Lage bei der leitenden und der ausführenden Stelle herbeizuführen." Cs hätte „nicht geduldet werden" dürfen, daß der Hauptoperation, „aus welchen Gründen auch immer, ein einziger Mann entzogen wurde. So gewiß es in erster Linie Sache des Oberkommandos gewesen wäre, sich in die Gesamthandlung ein¬ zufügen, so gewiß ruht ein Teil der Verantwortung dafür, daß dies nicht geschah, auf dem Generalstabschef. Seine Aufgabe war es, restloses Auf¬ gehen jedes Teiles im Ganzen und für dasselbe zu sichern, auch wo ihm, wie in diesem Fall, außergewöhnliche persönliche Schwierigkeiten entgegen¬ standen". Der Oberbefehlshaber Ost, der der Narew-Operation von vornherein entschieden ablehnend gegenüberstand und erst recht ihre Fort¬ setzung bis tief in den August hinein für verfehlt hielt, hat seiner Auffaffung nach trotzdem alles getan, um ihren Erfolg zu sichern. Nachdem sich der Kaiser einmal sehr bestimmt für den Vorschlag seines Generalstabschefs entschieden hatte, hat es Generalfeldmarschall von H i n d e n b u r g4) für seine Pflicht erachtet, nichts zu unterlassen, um diesem Plane zum Erfolge zu helfen. Er hat seitdem seine ganze Autorität für das Gelingen der Operation eingesetzt und sich bei Beginn des Angriffs persönlich auf das 1) Näheres über den Gegner siehe S. 301, 323, 325, 359, 374 und 436 ff. 2) von Falkenhayn, S. 104 und 109 f. — •■) S. 275 ff., 281 und 297 f. 4) Persönliche Mitteilung an den Präsidenten des Reichsarchivs vom 7. November 1931.