364 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 20. MS 24. August. dahin beantwortet, daß nur die deutsche 9. Kavallerie-Division abgegeben wurde. Auch weiterhin ging der Gegner seiner Lage entsprechend vor der Heeresgruppe Prinz Leopold eher zurück als vor der nördlich anschließenden 12.Armee. Andererseits veranlaßte ihn der zunehmende Druck gegen den Rücken von Osowiec, diesen Platz nach Sprengung der Merke und Brücken bereits in der Nacht zum 23August zu räumen und damit auch vor der 8. und dem linken Flügel der 12. Armee zu weichen. Während der Nordflügel der Heeresgruppe Prinz Leopold bis zum Abend des 24. August in der Verfolgung den Westrand des Waldes von Vialo- wiez erreichte, kam der starke Südflügel der 12. A r m e e hart kämpfend bis über Vielsk hinaus. Die Mitte lag noch vor dem oberen Narew fest, der äußerste linke Flügel, die 37. Infanterie-Division, hatte ihn im Anschluß an das Korps Seydewitz der 8. Armee westlich von Vialystok bereits überschritten. Noch weiter nördlich konnten drei Landwehr-Divisionen dieser Armee dem Gegner über das verlassene Osowiec fast in einem Zuge bis Knyszyn und an den Verezowka-Abschnitt folgen. Die Schwierigkeiten, die wirksamer Fortsetzung der Offensive entgegenstanden, hatten sich aber in den letzten zehn Tagen bei der 12. Armee1) stark gemehrt. Schon in den „besonderen Anordnungen" vom 12. August hatte General von Gallwitz darauf hingewiesen, daß es der Etappe unmöglich sei, mit der Truppe Schritt zu halten. Der von den Kolonnen der Korps zu überbrückende Raum mußte weit über das übliche Maß gedehnt, die Hafernachfuhr auf die Hälfte des normalen Bedarfs herabgesetzt werden. Da die Ernte jetzt auf dem Felde stand oder eben eingebracht war, sollte sich die Truppe möglichst aus dem Lande er¬ nähren. In dem vom Kriege noch unberührten Gebiete, das man nunmehr erreicht hatte, wurden auch wesentliche Teile des Verpflegungsbedarfs in einigermaßen ausreichender Menge vorgefunden, denn es war dem Gegner doch nur strichweise gelungen, alle Vorräte des weiten Gebietes wegzuführen oder zu vernichten. Aber schon die Mehl- und Brotnachfuhr konnte neben der Munitionszufuhr von den Fahrzeugkolonnen kaum noch geleistet werden. Auch ein so willensstarker Führer wie General von Gallwitz mußte auf diese Verhältnisse und die geminderte Angriffskraft der Truppe in zu¬ nehmendem Maße Rücksicht nehmen. Aufzeichnungen der verantwortlichen Dienststellen und Führer geben ein Bild davon, wie es bei der Armee aussah: *) S. 297, 331 und 357 ff.