356 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 16. A«g«st» zurück, werfe aber der 12. Armee dauernd neue Kräfte entgegen. Die Gefechtsstärken der Armee nähmen ab, und es sei zu befürchten, daß sie an der entscheidenden Stelle in der Flanke des Gegners zu schwach ankomme. Cs sei daher wünschenswert, daß der linke Flügel der 9. Armee, deren 'XXV. Reservekorps an diesem Tage westlich von Nowo Minsk stand und nach Osten auf Kaluszyn angesetzt war, während weiter nördlich bisher nur zwei Kavallerie-Divisionen vorgingen, in nordöstlicher Richtung Anschluß an die 12. Armee gewinne. Wenn der linke Flügel der Angriffsgruppe der 8. Armee am Wizna-Sumpf vorbei sei, drohe ihr Gefahr von links, und es sei fraglich, ob die Kraft der Armee dann ausreichen werde. Oberst Mar- quarb1) fragte daher, ob nicht ein Armeekorps an den linken Flügel der 12. Armee herangeführt werden könne, und Generalmajor Tappen sagte ihm zu, daß er die Sache dauernd im Auge behalten werde. Wie sich der O b e r b e f e h l s h a b e r O st zu diesen Verhandlungen stellte, inwieweit er überhaupt von ihnen Kenntnis hatte, ist nicht bekannt2). Als ihm um 7° abends der Erfolg der Korps Plüskow und Eben gemeldet wurde, antwortete General Ludendorff: „Dann weiter geradeaus und dann einschwenken." Dementsprechend wurden die beiden Korps für den 9. August zur Verfolgung in östlicher Richtung angesetzt, wobei General von Gallwitz nach wie vor hoffte, „möglichst große Teile des Feindes in den Brückenkopf von Maltin hinein und über den Bug zu drängen", um dann dem nach Osten abziehenden Gegner östlich des Bug-Vogens in die Flanke zu faßen3). Das schien ihm um so mehr möglich, als die deutsche 9. Armee südlich des Flusses noch einen starken Tagemarsch gegen Westen zurück war. Der Morgen des 10. August brachte die erfreuliche Gewißheit, daß die russische 12. Armee, deren Südflügel man an der Bahn südlich von Lomza annahm, den Rückzug angetreten habe; die Sorge wegen des An¬ schluffes an die 8. Armee trat damit für den Augenblick in den Hintergrund. Fast ohne irgendwelchen Widerstand zu finden, konnte das Korps Eben die Waldberge des Czerwony Vor durchschreiten. Die kleine Festung Lomza war vom Gegner geräumt und wurde von der deutschen 8. Armee beseht. Aber auch die russische 1. Armee gab jetzt bei Ostrow nach. Der Bahn- x) Hierzu teilte General von Gallwitz dem Reichsarchiv im Sommer 1931 auf Grund von Tagebuchaufzeichnungen mit. Oberst Marquard habe an jenem Tage mittags auch mit dem 0.23. Ost gesprochen. Der Hauptinhalt seien anscheinend Klagen der 8. Armee darüber gewesen, daß die 12. Armee nicht weit genug nach Norden halte und die 8. daher nicht vorwärtskomme. -) S. 351 Anm. 2 und S. 352. 3) von Gallwitz, S. 322.