344 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Rarew-Front. 2. und 3. August Die Hoffnung auf „Niederwerfung des Gegners durch kräftigste Fort¬ führung der im Gange befindlichen Operationen", hatte General v o n F a l. kenhäy n, wie sein Schreiben vom 30. Juli zeigt, sehr wesentlich darauf gegründet, daß es gelingen würde, auf dem rechten Bug-Ufer starke Teile der Rarew-Stoßgruppe schnell vorzutreiben. Deren langsames Vorschrei¬ ben') drohte diese Hoffnung Anfang August zunichte zu machen. Er hielt daher weitere Verstärkung dieser Gruppe für nötig und stellte dem Ober¬ befehlshaber Ost am 2. August zur Erwägung, ob nicht jetzt die Überführung von ein bis zwei Divisionen der 9. Armee an den Narew angebracht sei. „Selbst wenn die Nuffen dann versuchen sollten, aus dem Festungsdreieck nach Westen vorzustoßen, was ich für ganz unwahrscheinlich halte, werden sie den Verlauf der Hauptentscheidung dadurch in keiner Weise zu ändern vermögen. Die Stellung des Oberbefehlshabers der 9. Armee würde frei¬ lich vorübergehend sehr beeinträchtigt. Ich bin aber bereit, eine Order Seiner Majestät zu erbitten, die dem Vorgang jede Schärfe nehmen würde." Inzwischen hatte sich der Oberbefehlshaber Ost aber schon entschlossen, als Vorbereitung für den künftigen Angriff gegen Kowno der 10. Armee neue Kräfte zuzuführen'). An die Oberste Heeresleitung ant¬ wortete er am 3. August: „Eine Wegnahme von ein bis zwei Divisionen von der auf der ganzen Front angreifenden und in engster Berührung mit dem Feinde stehenden 9. Armee halte ich zur Zeit nicht für möglich. Räumt der Ruffe die Vlonie-Stellung, so werden ein bis zwei Divisionen frei. Ich werde alles vorbereiten, um den Abtransport zu beschleunigen. Ich halte aber deren Einsatz am Narew nicht für günstig. Hier fehlt es nicht an Truppen'), wir kämpfen aber rein frontal in sehr schwierigen Geländeverhältnissen. Ich kann den Einsatz der bei der 9. Armee etwa freiwerdenden Kräfte nur bei Kowno befürworten, um nach Wegnahme der Festung in Verbindung mit der Njemen-Armee gegen die rückwärtigen Verbindungen der Russen entscheidend zu wirken. Kowno unterhält nur schwaches Feuer. Ein schneller Einsatz ist hier noch möglich. Ich werde aber Kowno auch ohne Verstärkung meines schwachen linken Flügels angreifen, um so hier eine Offensive vorzubereiten. Ich habe den Befehl hierzu gegeben. Ich bitte um Zuweisung von Munition für schwerste Artillerie und von schwerer Feldhaubitz-Munition. Sollte ich noch schwerste Artillerie zugeführt erhalten, so würde ich dankbar sein." Auf eine Rückfrage des Generals von Falkenhayn wurde diese Stellung¬ nahme ergänzt: „Vor 9. Armee Gegner anscheinend im Begriff, Vlonie- 0 S. 326 ff. 2) Div. Beckmann von der Njemen-Armee, 6. Ldw. Br. von der 8. und ein Ldst. Regt. von der 9. Armee. — 8) ©. 326.