Auseinandersetzung mit der Obersten Heeresleitung. 343 Gange befindlichen Operationen anzustreben*). Seine Majestät hofft, daß Euere Exzellenz durch möglichst schnelles Vortreiben von starken Teilen der Narew-Stoßtruppe auf dem rechten Vug-Afer und ebensolches Vorschieben von Teilen der Njemen-Armee im Raum östlich des Rjemen wesentlich zum Gelingen werden beitragen können." Entscheidend für diese ablehnende Stellungnahme war somit nach wie so.««»$1.3««. vor der Wunsch, die Offensive auf dem östlichen Kriegsschauplätze in absehbarer Zeit zum Abschluß zu bringen. Diesem Gedankengange ent- sprang auch die Absicht, dem zwar geglückten, im Cndersolge aber noch keineswegs gesicherten Weichsel-Übergang der Armee-Abteilung Woyrsch durch Zuführung von Verstärkungen weitere Auswirkung zu geben. Am 31.Juli erging daher an den Oberbefehlshaber Ost die Anfrage: „Der Weichsel-übergang des Landwehrkorps hat schon jetzt zu will¬ kommener Einwirkung aus den Feind geführt. Die Wirkung würde durch Zuführung weiterer Kräfte aber noch erheblich gesteigert werden. Es wird versucht werden, Truppen aus der Südostfront für diese Zwecke verfügbar zu machen. Schneller würde seitens der 9. Armee Unterstützung geleistet werden können. Euere Exzellenz bitte ich daher um schleunige Mitteilung, ob sich nicht die Abgabe wenigstens einer Infanterie-Division dieser Armee ermöglichen läßt." Da das Oberkommando 9 bei der Breite seines Ab¬ schnittes die Abgabe einer Infanterie-Division nicht für tragbar hielt, wurde nur eine Kavallerie-Division abgegeben^). 1) Demgegenüber vertraten der im Großen Hauptquartier anwesende Kriegs¬ minister, General Wild von Hohenborn, und der Chef des Feldeisenbahnwesens, Generalmajor Groener, im wesentlichen den gleichen Standpunkt wie der Ober¬ befehlshaber Ost. General Groener verzeichnete in seinem Privattagebuch: „28. Juli. Unterredung mit General von Wild. Wir sind in wenigen Minuten einig über eine Offensive bei 10. Armee. General von Falkenhayn zu wenig beweglich in seinem Denken, hält starr an dem einmal gefaßten Entschluß fest und kommt immer wieder darauf zurück. General von Falkenhayn ist auch für weiteres frontales Vor¬ gehen bei Gallwitz auf Siedlce anstatt auf Malkin. — 31. Juli. Gespräch mit Tappen über die Operation. Cr ist der Ansicht, daß uns die Kräfte fehlen für die große Zange. Cr will noch III. Armeekorps vom Westen herüberholen zu Gallwitz, wo alles Verfügbare eingesetzt werden müsse. Der Fehler ist, daß weder Tappen noch Falkenhayn darauf abzielen, das russische Heer möglichst zu vernichten. Sie wollen sich mit der Defensive in der Bug-Linie begnügen, um dann ihre zehn Korps zum Durchbruch nach Westen zu bringen. Auf diesen Gedanken kommt Falkenhayn immer wieder zurück. Ich würde die Aufgabe jetzt darin erblicken, die Entscheidung im Osten durch eine große Operation gegen die rückwärtigen Verbindungen der Russen herbeizuführen. Zu dem Zweck auf der ganzen Front von der Bug-Armee bis zu Gallwitz alles, was irgend möglich, herausziehen und zur 10. Armee befördern. Wir stehen beim Beginn des zweiten Kriegsjahres vor der Frage, ob die in Galizien begonnene, nun das ganze russische Heer umspannende Operation zu einer vernich¬ tenden gestaltet werden kann." — 2) S. 339.