330 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. ZI. Juli. Armeereserve nach Szelkow zurückmarschieren, von wo sie über Rozan zur Verstärkung des linken Armeeflügels herangezogen werden konnte. Der Angriff des Korps Eben begann am 30. Juli erst mittags und blieb, trotz Einsatzes der 54. Infanterie-Division auf dem rechten Flügel, in seinen Crgebnisien wiederum weit hinter den Hoffnungen des Ober¬ kommandos Gallwitz zurück. Vei dem zähen Widerstand der Russen kam es statt zu ihrer Umfassung nur zu frontalem Zurückdrängen um einige Kilometer in nordöstlicher Richtung. Welche Schwierigkeiten allgemeiner Art raschem Vorwärtskommen entgegenstanden, mit welchem Nachdruck aber die Führung trotzdem an der Erreichung eines großen Zieles durch Angriff festhielt, zeigt eine Weisung, die General von Gallwitz an diesem Tage an die Kommandierenden Generale und Divisionskommandeure gab. In ihr hieß es: „Die großen Erfolge, die beim Kampf um stark befestigte Stel¬ lungen durch den Einsatz schwerer und schwerster Artillerie erzielt worden sind, dürfen nicht dazu führen, daß nunmehr auf die Mitwirkung derartiger Kampfmittel auch in solchen Fällen gewartet wird, wo der Kampf ohne sie durchgeführt werden kann." Die 21 orn-Mörser seien gegen stark befestigte Stützpunkte, gegen breite Drahthindernisse, unter Umständen auch gegen Ortschaften mit starkem Mauerwerk bestimmt. Der Nachschub der Munition sei aber schwierig und bei den länger werdenden Verbindungslinien nur auf Kosten der Feldartilleriemunition und der Verpflegung durchführbar. So sehr es geboten sei, der Infanterie „Verluste nach Möglichkeit zu ersparen, so dürfen wir auch die Truppe nicht zu sehr verwöhnen. Flüchtig ausgebaute Stützpunkte, zu deren Herstellung dem Feind nur wenige Tage zur Ver¬ fügung standen, müssen unter Mitwirkung der Feldartillerie und schwerer Feldhaubitzen bezwungen werden. Je länger mit dem Angriff auf solche Punkte gezögert wird, um so mehr hat der Feind Zeit, sie zu verstärken". Auch bei der 8. Armee machte sich Munitionsmangel geltend. Der an westliche Kampfverhältnisse gewöhnte Kommandeur der 58. Infanterie- Division, Generalleutnant von Gersdorff, ließ melden, daß nach seiner Ansicht „mit den vollkommen ungenügenden Mitteln eine Fortsetzung des Angriffs ausgeschlossen" sei. Für den Rarew-Äbergang wurde erst die Nacht zum 2. August in Aussicht genommen. Seit einer Woche stand die Operation im wesentlichen still. General von Gallwitz führte seinem linken Flügel die 1. Garde-Reserve-Division zu. Als er dann am 31. Juli auch noch die 50. Reserve-Division aus der Gruppe Plüskow herauszog, fühlte sich diese nur noch zum Halten der Stellung, aber nicht mehr zum Angriff befähigt. An demselben Tage durchbrach beim Korps Eben ein russischer Gegenangriff vorübergehend die 83. Infanterie-