Auseinandersetzung mit der Obersten Heeresleitung. 317 über den Narew und den Vug kommen und die von der Obersten Heeres¬ leitung geforderte Wirkung auf die Kämpfe bei Lublin ausüben würden'). Daher böte sich jetzt vielleicht doch Gelegenheit, die neuen Divisionen gegen die russische Njemen-Front einzusetzen. Inzwischen hatten aber die Creignisie des 20. Juli die Aussicht, rasch über den Narew zu kommen, erheblich gemindert^). Cs schien, daß der Gegner vor der 9. Armee Kräfte wegzog und dadurch seine Narew-Front verstärkte. So hielt der Oberbefehlshaber Ost jetzt scharfes Zufassen der 9. Armee für möglich und auch notwendig. Cr gab ihr abends den Befehl, die feindlichen Stellungen auf dem linken Weichsel-Afer zu durchbrechen, um oberhalb von Warschau den Strom zu überschreiten^). Er begegnete sich dabei mit den Gedanken des Generals von Falkenhayn^). Er dachte an Zu¬ sammenwirken mit dem linken Flügel der Armee-Abteilung Woyrsch und wurde in diesem Sinne möglicherweise auch bei der Obersten Heeresleitung vorstellig^). Im übrigen traf er nunmehr die ersten Anordnungen für die Einschließung von Nowogeorgiewsk. Am 21. Juli morgens ging die Entscheidung des Generals v o n F a l - k e n h a y n ein. Mochte schon der nicht voll befriedigende Verlauf des 20. Juli an der Narew-Front leise Zweifel bei ihm wachgerufen haben, ob sich die hochgespannten Hoffnungen erfüllen würden, die er gerade in den letzten Tagen an die Gesamtoperation geknüpft hatte, so mußte es ihn vollends nachdenklich stimmen, daß inzwischen auch die Offensive der Heeres¬ gruppe Mackensen vor unerwartet hartnäckiger Gegenwehr zum Stillstand zu kommen drohte. Trat das ein, so war das Gelingen der ganzen Ope¬ ration in Frage gestellt. Dringendstes Erfordernis schien es ihm daher, den Angriff auf die Narew-Front in Fluß zu halten. Cr teilte General Ludendorff mit: „Da die Lage zwischen Vug und Weichsel baldige Ent¬ lastung durch den Stoß von Norden dringend verlangt, kann ich zu meinem ') Im Entwurf des Gen. von Falkenhayn vom 20. Juli zu einem Schreiben an Gen. Ludendorff, das aber nicht abgesandt worden ist, heißt es: „Wenigstens sagte mir Tappen, Sie hätten — in Abweichung von Ihrer und des Feldmarschalls Ansicht in Posen — gemeint, die Kräfte der Armeen Gallwitz und Scholtz würden vollkommen genügen, den Angriff über den Narew und den Vug so weit vorzutragen, daß ihre Einwirkung auf die Creignisie bei Lublin sicher wäre." 2) S. 308 f. — --) S. 336. — 4) S. 315. 6) Major von Fleischmann brachte in einem Gespräch mit der ö.-u. Heeresleitung in der Nacht zum 22. Juli zum Ausdruck, daß der damals auch von der O. H. L. er¬ wogene Vorstoß der Armee-Abteilung Woyrsch über die Weichsel (S. 397 f.) zuerst »on Gen. Ludendorff angeregt worden sei (Akten des Kriegsarchivs Wien).