Russische Gegenangriffe. 309 selbst das IV. Korps, nordöstlich davon am Narew die 14. Kavallerie-Divi¬ sion und weiter rückwärts das I. sibirische Korps, bei Rozan das neu heran¬ gekommene XXL Korps, bei Ostrolenka das IV. sibirische Korps, während das XXVII. Korps nach Wyszkow anzurollen schien. Cs waren also zu¬ sammen mindestens zehn, zum Teil ganz frische feindliche Divisionen, die es aus starken Stellungen zu werfen galt. Mit weiteren schweren Kämpfen war daher zu rechnen. Nach den Wechselfällen des Tages richteten sich die drei deutschen Angriffskörps für den 21. Juli zunächst auf Abwehr ein. General von Gall- witz sagte sich, „daß ein Anfassen der Rarew-Front durch das schwache XVII. Armeekorps, ehe wir die Flügelfesten in der Hand hielten, keine Aussicht böte", es also keinen Zweck habe. Teile des Korps in gefährdeter Lage im Narew-Vogen stehenzulassen*). Er ließ diesen von Gostkowo bis südlich von Rozan in der Nacht räumen. Aber auch auf den Flügeln der Armee-Gruppe waren größere Erfolge zunächst nicht zu erwarten. Wohl hatte der Kommandierende General des XVII. Reservekorps, Generalleutnant Suren, die Besatzung von Nowogeorgiewsk nach Abzug des russischen XXVII. Korps so gering eingeschätzt, daß er einen Handstreich seiner Landwehr-Divisionen, zum min¬ desten gegen die Stellungen der Nordfront, versuchen wollte. Damit war General von Gallwitz auch zunächst einverstanden gewesen2). Angesichts der Stärke der Festung zweifelte er dann aber doch an dem Erfolg eines solchen Unternehmens; er hielt es nach der Gesamtlage für richtiger, die 85. Land¬ wehr-Division des Korps nach Osten hinter den rechten Flügel des Korps Plüskow zu ziehen. Damit fiel auch der Plan des Generalleutnants Suren. Gleichzeitig stellte der Oberbefehlshaber Ost das bisher zur 9. Armee ge¬ hörige Generalkommando des III. Refervekorps für einheitliche Leitung des Angriffs aus die große russische Festung zur Verfügung. Auf dem linken Flügel wollte General von Eben am Narew südlich von Ostro¬ lenka am 21. Juli ein Scheinunternehmen durchführen, um dann am 22. bei diesem Orte selbst den Übergang zu erzwingen. Aber auch dieser Plan wurde hinfällig, da General von Gallwitz die Bereitstellung der Hauptkrüfte des Korps hart nördlich von Rozan befahl. Damit wurden die letzten kampf¬ kräftigen Teile der Armee-Gruppe an die eigentliche Durchbruchsfront ge¬ zogen, die dadurch — ohne die noch mit der Bahn zu erwartenden Kräfte (83. Infanterie-Division und Division Menges) — eine Stärke von zwölf Divisionen erreichte. 1) von Gallwitz, S. 294. — 2) Mitteilung des Genlt. a. D. Kubisch (damals Chef des Genst. des XVII. R. K.) vom Sommer 1931 an das Reichsarchiv. Näheres über den Angriff auf Nowogeorgiewsk s. S. 375 ff.