Die entscheidende Besprechung in Posen. 277 gegen die russischen Verbindungen anzubahnen geeignet wären. Es würde dann voraussichtlich zweckmäßig sein, den Stoß über den mittleren Njemen in südöstlicher Richtung zu führen, anstatt ihn in den weiten Gebieten nördlich des Stromes anzusetzen". Sicher ist, daß solche Hinweise nach der Auffassung des Kaisers wie seines Generalstabschefs im Sinne der ge¬ troffenen Entscheidung lagen. Sie sind jedoch nach den von General von Falkenhayn gewählten Cinleitungsworten, wenn überhaupt schon bei dieser Gelegenheit), so doch wohl mehr als Wünsche oder Anregungen der Obersten Heeresleitung und in wenig bestimmter Form vorgebracht worden. Sicher aber ist andererseits auch, daß der Oberbefehlshaber Ost die Hin¬ weise nicht als bindenden Befehl aufgefaßt hat, sondern sich berechtigt glaubte, in den berührten Fragen nach eigenem Ermessen auch anders zu handeln. 2. Durchführung des Angriffs. a) Vorbereitungen. Karte 6 und Skizzen 19, 20, 21. Da die Entscheidung für den Falkenhaynschen Plan gefallen war, sah r.J»«. sich der Oberbefehlshaber O st vor eine Aufgabe gestellt, der er innerlich widerstrebte, deren Erfolg er taktisch nicht als gewährleistet ansah, und die ihm auch im besten Falle keine Aussicht auf entscheidende operative Wirkung zu bieten schien2). Unter dem ersten Eindrücke jener Entscheidung hatte er der 10. Armee am 2. Juli die Mitteilung gesandt, daß die Oberste Heeresleitung befohlen habe, von dem beabsichtigten Angriff auf Kowno Abstand zu nehmen. Dagegen vermochte er sich nicht zu entschließen, auch den nördlich des Njemen vorbereiteten Angriff ganz aufzugeben. Er wollte ihn vielmehr, soweit möglich, neben der Narew-Operation weiterführen, um einerseits von dieser abzulenken, andererseits die für später auch von der *) Welche Unterlagen General von Falkenhayn für ferne Darstellung gehabt hat, ist nicht bekannt; die Akten geben keinen Aufschluß. 2) Major von Fleischmann berichtete in der Rächt zum 3. Juli über den bei Przasnysz beabsichtigten Angriff nach Teschen: „Keinesfalls besteht vorläufig auf Grund des beiderseitigen Kräfteverhältnisses in diesem Raume die Hoffnung, die Offensive bis Siebtee vortragen zu können, solange der Russe am Rarem nicht infolge der (Ereignisse bei Lublin zurückweicht." Ferner heißt es in einer späteren Tagebuch¬ aufzeichnung des damaligen Obersten von Verendt, der den Artillerieeinsatz zu leiten hatte, am 5. Juli 1915 über ein Gespräch mit Oberst Marquarb: „Ludendorff hat den Durchbruch nicht für möglich gehalten; Marqard hat ihn vom Gegenteil überzeugt."