208 Der Sommerfeldzug der Verbündeten in Galizien. S. Juni. gebrochen werden mußte. Infolgedessen erreichten die Ungarn nur noch Vukaczowce und Czerniow. Die Garde warf ihren zähen Gegner bis zum Abend in schwierigen Waldkämpfen über die Bahn auf Hrehorow und über Czeremchow zurück. Sie sollte dann durch die 40. Infanterie-Division abgelöst werden und noch heute auf Czahrow abmarschieren. Da diese Division aber nur 2000 Gewehre zählte — sie hatte vier Bataillone zur Sicherung gegen Zydaczow in der Linie Zurawkow—Hnizdyczow zurück¬ gelassen — und überdies von den anstrengenden Märschen der letzten Tage sehr mitgenommen war, so schien angesichts des zweifellos noch kampf¬ kräftigen Gegners sofortiges Wegziehen der Garde nicht unbedenklich. Cs wurde daher auf den nächsten Morgen verschoben. Westlich des Stryj hatte die Gruppe Szurmay am 6. Juni mit der Säuberung des südlichen Dniester-Ufers begonnen; sie arbeitete sich bis zum Abend des 7. an die feindliche Hauptstellung Demenka—Ugartsberg heran. Ihr rechter Flügel entriß dem Gegner Turady und Iwanowce. Dagegen wichen die südlich von Zydaczow stehengebliebenen Teile der 40. Infanterie-Division, von stär¬ keren feindlichen Kräften von Molotow her in der Flanke gefaßt, bis in die Linie Ruda—Hnizdyczow zurück. Nach Aussage Gefangener gehörten diese Kräfte dem russischen VI. Korps an, das bereits am 4. Juni, von der Front westlich Warschau kommend, in Mikolajow ausgeladen sein sollte1). General von Linsingen hielt die Meldungen vom Auftreten stär¬ keren Feindes südlich von Zydaczow für übertrieben. Cr glaubte nicht an einen ernsthaften russischen Vorstoß gegen seine linke Flanke und hielt deren Sicherung durch die schwache Gruppe Szurmay für ausreichend. Sein Blick war nach Südosten gerichtet, wo mit der angestrebten Vernichtung des vor der 7. Armee stehenden Gegners ein großer Erfolg zu winken schien. Sollte der beabsichtigte Schlag gelingen, so mußte die Armee freilich in unaufhaltsamem Vordringen bleiben; denn bereits seit dem Mittag des 6. Juni suchte die russische 9. Armee sich der ihr drohenden Gefahr durch Rückzug auf den Dniester zu entziehen. General von Pflan- zer-Valtin hatte sogleich die Verfolgung aufgenommen und mit den Gruppen Czibulka, Rhemen und Schönburg unter Kämpfen am Abend des 7. Juni die Linie Tlumaczyk—Hawrylowka—Horocholina erreicht. Auch die Gruppen Korda und Marschall hatten bereits bei Nepolokoutz und Zablotow das nördliche Pruth-Ufer gewinnen können. Im Laufe des 8. Juni mußte sich General von Linsingen indessen davon überzeugen, daß die ihm vorschwebende operative Absicht nicht mehr !) Tatsächlich waren bei der russischen 11. Armee Anfang Juni das VI. Korps und die 3. G. g. D. von der Nordwestsront her eingetroffen.