184 Der Sommerfeldzug der Verbündeten in Galizien. 2. Juni. Nach Abweisung nächtlicher Gegenstöße begann am frühen Morgen die planmäßige Beschießung des Forts X. Mittags erstürmte der rechte Flügel der 11. bayerischen Infanterie-Division dieses durch Artilleriefeuer fast völlig zerstörte, trotzdem bis zuletzt zäh verteidigte Fort. Mit seinem Fall war die Grundlage für die Fortsetzung des Angriffs nach Süden geschaffen. Am hierbei die Sicherung der linken Flanke zu gewähr¬ leisten, bat General von Kneußl um 215 nachmittags das Armee-Oberkom¬ mando, daß entgegen den bisherigen Anordnungen nun auch der rechte Flügel des XX XXI. Reservekorps weiter gegen die Festung vorgeführt werden möge. Dies hatte inzwischen General von Francois bereits selbständig angeordnet. So in der linken Flanke gesichert, konnte die gesamte Angriffsfront des Generals von Kneußl nach Abwehr feindlicher Gegenstöße aus Zurawica zwischen 4° und 5° nachmittags dem Feinde über dieses Dorf hinaus nach¬ stoßen. Damit gewann der Angriff freilich die bedenkliche Ausdehnung von zwölf Kilometer Breite, ohne daß Reserven verfügbar waren. Da man auch künftig mit harten Kämpfen rechnete, erwog das Armee-Oberkommando die Heranziehung weiterer Kräfte des XXXXI. Reservekorps. Auch wiederholte es um 74® abends seine Anregung, Infanterie der ö.-u. 3. Armee dem An¬ griff des Generals von Kneußl zuzuführen. „Wenn nicht von dort noch heute Nacht Infanterie in die Einbruchslücke der 11. bayerischen Infan¬ terie-Division nachgeschoben wird, ist diese Division nicht in der Lage, den Erfolg weiter auszunützen, sondern wird Mühe haben, das Erreichte fest¬ zuhalten." General von Conrad hielt aber den für den 3. Juni früh vor¬ gesehenen Sturm der 3. Armee gegen die Südwestfront der Festung, an dessen Gelingen nicht gezweifelt wurde, für die wirksamste Unterstützung der 11. bayerischen Infanterie-Division. Im übrigen hatten sich im Laufe des Tages die Anzeichen vermehrt, daß der Feind im Begriff stand, die Festung planmäßig zu räumen. Schon in der Frühe hatten Flieger auf der Straße Przemysl—Mosciska nach Osten abmarschierende Kolonnen festgestellt. Sie waren von den 10 cm-Kanonen des XXXXI. Reserve¬ korps unter Feuer genommen worden. Die russische Artillerie hatte sich nach Ansicht der Flieger geschwächt. Teile von ihr waren auch im Abmarsch beobachtet. Die feindliche Gefechtstätigkeit auf dem Ostufer des San war abgeflaut. Infolgedessen war General von Francois bestrebt, immer weiter nach Südosten vorzudrücken und später auch die Turzyna-Höhe anzugreifen. Auf seine Anfrage erklärte das Armee-Oberkommando um 1230 nach¬ mittags: „Vorstoß auf Medyka baldigst erwünscht." Daraufhin befahl General von Francois um l30 nachmittags, östlich des San in Richtung auf Torki—Pozdziacz zunächst so weit vorzugehen, daß auch Feldartillerie gegen die Straße von Medyka wirken könnte. Der linke Korpsflügel fühlte