160 Der Sommerfeldzug der Verbündeten in Galizien. in Aussicht genommen war, „sobald die Armeekorps genügend Raum und Bewegungsfreiheit nach Osten gewonnen haben". Zur Zeit ständen in¬ dessen noch alle Korps mit der Front nach Osten im Kampfe. Außerdem müsse die Munitionslage gebessert werden. Der Chef des Generalstabes m. Mat. des Feldheeres legte daraufhin am 19. Mai in einem ausführlichen Schreiben die entscheidende Bedeutung eines Durchbruchs der 11. Armee zu beiden Seiten der Wisznia nach Südosten dar. „Rach Entwicklung der letzten Tage" — so hieß es darin — „ist es zweifelhaft, ob 2., 3., ©üb- und 7. Armee bald das Ziel erreichen werden, wenn ihnen nicht durch einen erneuten Durchbruch der 11. Armee Erleichterung gebracht wird . . . Ich möchte bei der rapiden Zuspitzung der militärpolitischen Lage nicht unter¬ lassen, die Bedeutung der Frage noch einmal hervorzuheben. Die gestern gemeldeten Bewegungen des Feindes mit Bahn und Fußmarsch lassen darauf schließen, daß er sich vor der eigentlichen Front der Armee erheblich geschwächt hat. Dagegen scheint er aus politischen Gründen Przemysl und seine dortigen Stellungen zu stärken. Soweit es von hier aus beurteilt werden kann, müßte es danach möglich sein, zur Deckung gegen Ost und Nord einen Schleier stehen zu lassen und mit eng versammelten Haupt¬ kräften einen Durchbruchsstoß zu beiden Seiten der Wisznia zu ver¬ suchen." In seiner Stellungnahme zu dieser Anregung wies der Generalstabs¬ chef der 11. Armee, Oberst von Seeckt, darauf hin, daß die 11. und 4. Armee am 19. Mai auf ihrer ganzen Front, am stärksten über Nadymno und südlich davon, angegriffen worden seien. Sobald die Lage geklärt und ausreichende Munition herangeschafft sei, würde der angeregte Durchbruch über die Linie Zablotce—Radymno—Lazy eingeleitet werden. Das Armee-Oberkommando 11 beabsichtigte hierzu bis zum 22. Mai das XXXXI. Reservekorps, ö.-u. VI. Korps, Gardekorps sowie die 119. Infanterie-Division in der ungefähren Linie Kaszyce—Makowisko bereitzustellen, um am 23. den Angriff in der Richtung auf Vucow— Zalazie zu beginnen. Die 11. bayerische Infanterie-Division sollte gegen Przemysl decken, das X. Armeekorps die bisherige Front des Gardekorps mit übernehmen. Als Grenze gegen die ö.-u. 4. Armee war die Lubaczowka in Aussicht genommen. Dieser Armee wurde damit eine weitere Streckung ihrer schon weit gedehnten Front auferlegt. Das konnte nur unter Ein¬ satz ihrer letzten Reserven am rechten Armeeflügel geschehen. Die beiden im Anmarsch befindlichen Verstärkungsdivisionen wurden daher nach rechts verschoben. Da jedoch bei Sieniawa auf dem rechten Flügel der 4. Armee ein örtlicher Rückschlag erfolgt war, wurde dieser nicht bis an die Luba¬ czowka, sondern nur bis Gajdy ausgedehnt.