Betrachtungen. 131 See etwas tätiger, so daß es am 2. Juli an der Ostküste der schwedischen Insel Gotland zu einem Seegefecht bei Oestergarn kam, das zwar nicht entscheidend war, für die deutsche Seite aber doch unangenehme Verluste brachte1). ff) Maßnahmen der Russen. Die Aufgabe der nördlich des Njemen eingesetzten, nach und nach ver¬ stärkten russischen „Riga - Schaulen - Grupp e"2) war gewesen, den Deutschen das Vordringen im Küstengebiet, vor allem gegen Riga, zu verwehren, das mit 400 000 Einwohnern und einer für russische Verhält¬ nisse reich entwickelten Industrie politisch und wirtschaftlich von Bedeutung war. Sie schützte damit gleichzeitig den Weg nach Petersburg. Als der deutsche Vorstoß Ende April begann, wurde der Riga-Schaulen-Gruppe als Verstärkung Kavallerie zugeführt, dann auch Infanterie, und schlie߬ lich wurde, dem Anwachsen der Kräfte entsprechend, ebenso wie auf deutscher Seite ein besonderes Armee-Oberkommando nördlich des Njemen eingesetzt. Ein bewährter Armeeführer, General P l e h w e, erhielt am 5. Juni den Befehl über die nunmehr zur „5. Armee" zusammengefaßten Trup¬ pen, zu dieser Zeit insgesamt 8y2\Infanterie-, 7 Kavallerie-Divisionen«) und Festung Dünamünde. Die Armee, die in den nächsten Wochen noch um 31/2 Divisionen verstärkt wurde, sollte „mit verhältnismäßig schwachen Kräften ein möglichst großes Gebiet gegen die Ausnutzung durch den Gegner schützen" und ihn, wenn möglich, allmählich zurückdrängen. Mitte Juni standen etwa 51/2 deutsche gegen mehr als 13 russische Divisionen, ferner fünf gegen acht Kavallerie-Divisionen. Cs war der deutschen Führung gelungen, bei geringem eigenen Einsatz weit überlegene Kräfte des Gegners vom Hauptkriegsschauplatz abzuziehen und ihnen insgesamt etwa 40 000 Gefangene abzunehmen1). Die Kämpfe wurden von beiden Seiten in großer Breite und ohne ausgesprochenen Schwerpunkt geführt. Auf russischer Seite hat General Alexejew, der Oberbefehlshaber der Nordwestfront, diese Art der Kampfführung scharf verurteilt und ihr die Schuld am Ausbleiben eines Erfolges zugeschrieben. Auf deutscher Seite hat sich der Oberbefehlshaber Ost am 7. Juni ähnlich ausgesprochen«). Ob aber angesichts der gewaltig angewachsenen russischen 0 Seekrieg, Ostsee, Band II, S. 173 ff. 2) S. 113. 8) HI-, XIX., XXXVII. Korps, 6. I. D., 1. saut. u. 3. turk. Sch. Br., selbst. I. Br. XIII. — 2., 3., 4., 5., 15. K. D., 2. Kub. Kos. D., 4. selbst. K. Br. und Hss. Reit. Br., zwei Ldw. Br. 4) S. 124. — 5) S. 126. 9*