Die Abwehr in Litauen und Kurland. 117 gehalten werden, um den Eindruck der deutschen Überlegenheit möglichst lange zu wahren. Am 7. Mai stieß die bayerische Kavallerie-Division des Kavallerie- 7. Mai. korps Richthofen östlich von Kiejdany tief in den Rücken des dortigen Gegners vor und unterbrach nahe der Wilia die Bahn nach Wilna. Den russischen Widerstand im Raume von Kiejdany selbst zu brechen, gelang aber nicht. Drei russische Kavallerie-Divisionen sollten gegenüberstehen, nach Gefangenenaussagen außerdem ein russisches Korps ausgeladen werden. Bon Mitau her, wo ebenfalls die Ausladung eines Korps gemeldet wurde, erreichte der Feind, auf der großen Straße vormarschierend, Ianischki und rückte außerdem mit mindestens sieben Bataillonen nördlich der Bahn Mitau—Murawjewo in der Richtung auf Libau vor, das aber am Abend des Tages bereits unmittelbar vor dem Fall stand. Cs machte sich fühl¬ bar, daß der Gegner auf vier Vollbahnen, je einer von Wilna, Düna¬ burg, Iakobstadt und Riga, Verstärkungen heranführen konnte, während man deutscherseits von der Grenze an auf Fußmarsch angewiesen war. Die Russen versammelten anscheinend 2 y2Korps und drei bis vier Kavallerie- Divisionen im Raume Kowno—Poniewiez—Mitau. Damit war das operative Ziel des deutschen Unternehmens gegen Kurland, Ablenkung des Gegners und Abziehen seiner Reserven, erreicht. Schon jetzt waren dazu, abgesehen von den bisher im Abschnitte stehenden Kräften, insgesamt an die vier Divisionen Infanterie und zwei Kavallerie-Divisionen aufgeboten, die an anderer Stelle ausfielen. Der Oberbefehlshaber Ost wünschte die errungenen Erfolge festzuhalten. Das war um so schwieriger, als die Front eine erhebliche Aus¬ buchtung erfahren hatte und jetzt um reichlich 100 Kilometer länger war als die Ausgangslinie Iurborg—Tauroggen—Polangen. Gerade am 7. Mai forderte aber die O b e r st e Heeresleitung^) „für den Fall, daß Italien auf seiten unserer Gegner in den Krieg eingreifen sollte", erheb¬ liche Kräfte vom Oberbefehlshaber Ost. Die drei neu aufzustellenden Infan¬ terie-Divisionen^) würden dann in keiner Weise genügen. Angesichts des Ernstes der Lage hätten in solchem Fall alle Rücksichten zweiter Ordnung selbstverständlich keinerlei Bedeutung; dem Oberbefehlshaber Ost müsse dann eine rein defensive Aufgabe zugewiesen werden. Sollte sich hierin in¬ folge des Sieges in Galizien etwas ändern, so würde sich das Herausziehen von Kräften erübrigen. Generalfeldmarschall von Hindenburg ant¬ wortete, er werde außer den neuen Divisionen noch zwei Infanterie-Divi- J) Band VII, S. 420. — 2) 103 u. 114.