110 Die Front des Oberbefehlshabers Ost bis zum 2. Juli. 28. April. Vormarsch 15 Kilometer von seinem Ausgangspunkte einen vollen Tag auf¬ gehalten. An der Küste hatten bei Tagesanbruch zwei kleine Kreuzer der O st - see-Streitkräfte kurze Zeit Vudendingshof beschossen und waren dann bis gegen Libau vorgestoßen. General von Lauen st ein in Tilsit war nach den eingegangenen Nachrichten am Abend des 27. April der Ansicht, daß der Gegner bei und östlich von Skaudwile noch stehe und daß ihm die Straße von dort nach Schauten bereits verlegt sei. Die von Südwesten auf der großen Straße gegen Skaudwile angesetzte Abteilung Pappritz meldete noch nach Dunkel¬ werden, sie sei vor Skaudwile auf „starken Feind" gestoßen. So setzte General von Lauenstein für den 28. April die 3. Kavallerie-Division, die 78. Reserve-Division und die Abteilung Pappritz zum allseits um¬ fassenden Angriff auf Skaudwile an, die bayerische Kavallerie-Division von Rossienie nach Norden auf Kielmy. Am 250 in der Nacht zum 28. April hatte die von der 3. Kavallerie- Division entsandte 25. Brigade die feindliche Rückzugs st raße am Wegekreuz Kryzborg, neun Kilometer nordöstlich von Skaudwile, erreicht und erfahren, daß starker Feind bereits in der Richtung auf Schauten durchmarschiert sei. Am 5° morgens hatte die 3. Kavallerie-Division Mel¬ dungen, die erkennen ließen, daß der Gegner vor ihrer Front von Skaudwile nach Nordosten abmarschiert war. Auch lag ein verspätet eingegangener Funkbefehl des Generals von Lauenstein vor, der nochmals Sperrung der großen Straße nach Schauten „mit starken Kräften noch am 27." angeordnet hatte. Beim Generalkommando in Tilsit erfuhr man die völlig ver¬ änderte Lage zu spät. Aber auch der bei der 3. Kavallerie-Division befindliche Führer des Kavalleriekorps übersah sie nicht so klar, daß er sich veranlaßt gesehen hätte, nunmehr beide Divisionen an Kielmy vorbei zu weit überholender Verfolgung anzusetzen. So ritt denn die bayerische Kavallerie-Division am 28. April, dem Generalkommando-Befehle ent¬ sprechend, auf Kielmy, die 3. Kavallerie-Division und 78. Reserve-Division folgten dem Gegner längs und auf der großen Straße. Bei Kielmy leistete der Feind Widerstand. Die Bayern unter Generalleutnant von Helling¬ rath packten ihn gegen Mittag von der Flanke an. Ein Versuch, ihn zu überholen, wurde nicht gemacht. Auch eine östlich der Dubissa vorgehende Aufklärungs-Abteilung (zwei Schwadronen und ein Geschütz), die schon um 10° vormittags Meldung vom Weitermarsch des Gegners von Kielmy auf Vubje hatte, versuchte nicht, vor ihm die dortige Dubissa-Brücke zu er-