Der Versuch, den Gegner abzufangen. 109 von Lauenstein verlangte von den Flügelgruppen „starke Märsche, damit der Feind nicht entkommt". Es handelte sich dabei vor allem um die bei Skaudwile gemeldete russische % 68. Infanterie-Division. Sie stand an der großen Straße, die von Tilsit über Tauroggen nach Schauten führt und neben der Küstenstraße Memel—Libau damals die einzige feste Straße im ganzen Operationsraume war. Gegen diesen kampfkräftigsten Teil der feindlichen Aufstellung waren angesetzt: das Kavalleriekorps zum Vorgehen in seinen Rücken, % 78. Reserve-Division zum Angriff von Süden, die Abteilung Pappritz, erst später antretend, von Tauroggen her auf Skaudwile. Die Kavallerieverbände hatten unabhängig von der Infanterie vorwärts¬ zureiten, damit ihre größere Marschgeschwindigkeit voll zur Wirkung kam. In der Nacht zum 27. April begannen die Bewegungen. Das Kavalleriekorps Richthofen, das dem Gegner „in weit aus¬ holender Umfassung . . . den Rückzug besonders auf der einzigen großen Straße Tilsit—Schauten verlegen" sollte, hatte bereits einen Anmarsch von etwa 20 Kilometern hinter sich, als es von Iurborg antrat. Im Laufe des Tages erreichte die bayerische Kavallerie-Division unter Generalleutnant von Hellingrath nach einem weiteren Marsche von 50 Kilometern ohne Kampf Rossienie. Die 3. Kavallerie-Division unter Generalleutnant Kurt von Anger war durch Stockungen beim Rjemen-Abergang aufgehalten worden. Bei ihr ritt Generalleutnant von Richthosen selbst. Nach einem Vormärsche von etwa 40 Kilometern traf die Division nachmittags östlich von Skaudwile auf Feind, den sie als eine Seitendeckung bewertete, wäh¬ rend andere russische Kräfte auf der großen Straße nordostwärts auf Kielmy im Abzug sein sollten. General von Anger griff die russische Seitendeckung an und drückte sie zurück. Erst in der Nacht um 11°, als die vordersten Teile der 78. Reserve-Division bereits heran waren, marschierte die gegen die große Straße selbst angesetzte 25. Kavallerie-Brigade weiter. In der Mitte des Vormarschraumes hatte der schwache Gegner vor den an¬ rückenden deutschen Abteilungen überall rechtzeitig das Feld geräumt. Auf dem äußersten linken Flügel war die 6. Kavallerie-Division unter Generalleutnant Egon Graf von Schmettow schon am Minge-Abschnitt bei Korciany auf Widerstand gestoßen, den sie nicht zu brechen vermochte. Angesichts der schwierigen Wegeverhältniffe seitwärts der Hauptstraße wartete sie das Eingreifen der halben 6. Reserve-Division ab, die unter Generalleutnant von Schickfus und Neudorff mittags zum Angriff vor¬ ging, während das Gros der Kavallerie-Division hinter ihrer Front rastete. Erst abends konnte die Infanterie die Minge überschreiten; die Kavallerie blieb dahinter. Zwei russische Landwehr-Bataillone hatten den deutschen 27. April.