94 Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. von Prihelwitz und damit gleichzeitig die Auflösung der Armee- Gruppe Lochow. Wenn auch bei der Obersten Heeresleitung der Eindruck vorherrschend blieb, daß die Kämpfe im Artois im Abflauen begriffen waren, so mußte doch vorläufig die Gegend nördlich von Arras als das wichtigste Kampfgebiet der Westfront angesehen werden. Vorübergehend sah General von Falkenhayn angesichts der Möglichkeit neuer französischer Angriffe unter gleichzeitigem Einsah starker britischer Kräfte die Kampflage im Artois sogar für so ernst an, daß er sich zur Rückführung von Teilen des Ostheeres nach dem französischen Kriegsschauplätze entschloß. Am 26. Juni teilte er dem Armee-Oberkommando 6 mit, daß das XX XXI. Re¬ servekorps und die 56. Infanterie-Division hinter der Front der Armee untergebracht werden würden. Die 8. bayerische Reserve-Division, die erst vor kurzem nach dem Ost-Kriegsschauplatz überführt worden war, sollte in die Reichslande zurückbefördert werden. Das Armee-Oberkommando 6 erblickte indessen in dieser Maßnahme eine Beeinträchtigung der in glück¬ lichster Entwicklung befindlichen Offensive in Galizien und meldete der Obersten Heeresleitung, daß auch bei Erneuerung der feindlichen Angriffe, die bisher nur durch Agentennachrichten als bevorstehend bezeichnet wurden, die Armee ihre Stellungen halten könne, ohne Verstärkungen aus dem Osten zu beanspruchen. Daraufhin änderte noch ant 27. Juni General von Falken¬ hayn seine Anordnungen und beließ das XXXXI. Reservekorps auf dem Ost-Kriegsschauplatz. Lediglich die 56. Infanterie- und 8. bayerische Reserve-Division wurden nach dem Westen zurückbefördert. Im Juli kam es nur noch zu örtlichen Vorstößen gegen Teile des IV. und VI. Armeekorps. Die Gegend von Souchez war der Brennpunkt dieser Kämpfe, die insbesondere die Kräfte des VI. Armeekorps stark bean¬ spruchten. 6.Betrachtungen. Die feindlichen Angriffe im Artois, die Anfang Mai eingesetzt hatten, konnten Ende Juni als abgeschlossen gelten. Sie hatten den Durchbruch durch die deutsche Stellungsfront zum Ziele gehabt. Die Voraussetzungen für ein Gelingen dieser großen fran¬ zösisch-englischen Offensive waren keineswegs ungünstig gewesen. Die deutsche 6. Armee hatte vor dem 9. Mai keine Verstärkungen erhalten; von den TVzDivisionen der Heeresreserve befanden sich bei Beginn der Frühjahrsschlacht nur zwei in ihrem Bereiche. Die deutsche Stellungs¬ ausbuchtung nördlich von Arras sowie die vorzüglichen Veobachtungs-