84 Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. 5. tTeue Großangriffe im Arrois vom 16.bis 18. Juni und das Ausklingen der Lrühjahrsscblachr. Karten 1, 3, 4, Skizzen 4, 5, 6, 7, 8, 9, Anlagen 1, 2, 3. Nach dem Mißlingen des Durchbruchs im Artois im Mai 1915 konnte für die französische oberste Führung kein Zweifel darüber bestehen, daß schon mit Rücksicht auf die bedrängte Lage der Nüssen die Offen¬ sive möglichst bald wieder ausgenommen werden müßte. Zudem lag der Vorteil zahlenmäßiger Überlegenheit offensichtlich auf seiten der verbündeten Westmächte; schätzte doch der französische Generalstab am 12. Juni die Gesamtstärke des deutschen Westheeres auf 1128 Bataillone, denen 1764 ftanzösisch-britisch-belgische Bataillone gegenüberstanden; die Schätzung entsprach annähernd der Wirklichkeit). Auf die Mitwirkung der britischen Truppen2) bei der Fort¬ setzung der Offensive konnte gerechnet werden. Feldmarschall French hatte zunächst auf Anfragen sogar die Zusicherung gegeben, gleichzeitig mit drei Divisionen nördlich des La Vassae-Kanals, vielleicht auch noch mit zwei weiteren südlich davon anzugreifen, während bei Vpern ein Vorstoß mit einer Division unternommen werden sollte. Der große Mangel an schwerer Artilleriemunition zwang indessen bald dazu, den ursprünglich auf breiterer Grundlage beabsichtigten Angriff auf den Vorstoß eines Korps (IV.) zu beschränken. Auf der französischen Heeresfront sollten in engem Zusammenhange mit dem Hauptangriff, den wiederum die 10. Armee zu führen hatte, Nebenunternehmungen bei der 2., 6. und 7. Armee stattfinden, die in den Kämpfen bei Hebuterne, Moulin-sous Touvent und im Elsaß auf deutscher Seite bereits geschildert sind2). Bei der 5. und 4. Armee sowie beim XXXVI. Korps4) waren zu Täuschungszwecken Handstreiche und erhöhte artilleristische Wirkung vor¬ gesehen. Die Belgier hatten in ihrem Abschnitt ebenfalls verstärkte Tätigkeit zugesagt. General Iosfre richtete auf Grund der Erfahrungen der bisherigen Kämpfe sein besonderes Augenmerk darauf, die Befehlsverhält- nisse auf der gesamten Heeresfront zu vereinfachen und die 10. Armee zu verstärken. Am 13. Juni wurden die bereits bestehenden beiden provisorischen Heeresgruppen „Nord" und „Ost" in endgültige umge- 1) Gleichzeitige Schätzung auf deutscher Seite. Anlage 2. 2) Mer Kitchener Truppen siehe Anlage 3. 3) S. 80 und 82/83. 4) Das XXXVI. Korps war am 22. Mai aus der Armee-Abtlg. Belgien ge¬ bildet worden.