76 Die Westfront von Mitte April bis Ansang August 1915. Gefechtsleitung im „Labyrinth" zu gewährleisten, legte General von Lochow die Verteidigung dieses unübersichtlichen Grabengewirrs in die Hand des Kommandierenden Generals des I. bayerischen Reservekorps, Generals Ritter von Fasbender, und unterstellte diesem hierfür die zu¬ sammengesetzte 58. Infanterie-DivisionH. Die 15. Infanterie-Division er¬ hielt den bisherigen Abschnitt der 58. Infanterie-Division bei Neuville- St. Vaast zugewiesen. Damit war das VIII. Armeekorps unter dem Be¬ fehl seines Kommandierenden Generals, Generals der Infanterie Nie¬ mann, wieder vereinigt. Neue britische Vorstöße südwestlich von Lille erforderten auch weiterhin größte Aufmerksamkeit. Sie behielten jedoch im Rahmen der Gesamthandlung wie bisher nur den Charakter von Ablenkungsunterneh¬ mungen. Westlich von La V assee mußten in der ersten Iunihälfte mehrere dort nacheinander eingesetzte Regimenter des VII. und XIX. Armeekorps sich schwerer Angriffe erwehren. Es gelang aber den westfälischen und sächsischen Truppenteilen, ihre Stellung trotz starker Beschädigung zu halten. Den Brennpunkt der dortigen Kämpfe bildete das beherrschend liegende Dorf Givenchy lez la Bastee, das in verlustreichem Ringen heiß umstritten wurde. 3. bis in Iu«t. Der Schwerpunkt der Schlacht lag auch im Juni bei der Armee- Gruppe Lochow. Im „Labyrinth" verlief von nun ab kaum ein Tag ohne die erbittertsten Kämpfe2). Jeder Fußbreit Boden wurde den Fran¬ zosen streitig gemacht. Die fast ununterbrochene Kampftätigkeit stellte die Kraft der tapferen Verteidiger, denen oft nicht einmal Verpflegung und Wasser zugeführt werden konnte, auf eine überaus harte Probe. Immer wieder von neuem brach der Gegner zum Angriff vor, um den Durchbruch durch die gelichteten deutschen Linien zu erzwingen. Am 4. und 5. Juni wurde auch Reuville-St. Vaast wieder heftig bestürmt. Die Kämpfe währ¬ ten dort die ganze Nacht bis zum 6. Juni, flauten dann ab, um am 8. mit erneuter Heftigkeit zu entbrennen. Hatte doch am 6. Juni General Foch hier eine Fortsetzung der französischen Angriffe mit erhöhtem Nachdrucke gefordert. Als der Tag sich neigte, räumten die durch überwältigendes Minenwerferfeuer stark gelichteten Kompagnien eines rheinischen Regi¬ ments den Ostteil von Reuville-St. Vaast und besetzten einen Graben östlich des Dorfes. Auch die übrigen Regimenter der 15. Infanterie-Division waren durch die schweren Kämpfe des 8. Juni stark mitgenommen. *) Je ein I. R. der 8., 58. und 115. I. D. 2) Die dort fechtende franz. 53. I. D. verbrauchte vom 30. Mai ab in drei Tagen nicht weniger als 24 000 Handgranaten. Franz. amtl. Werk III, S. 70.