68 Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. gen1) sowohl an völlig frischen Verbänden aller Waffen als auch an schwerer Artillerie und Munition sehr viel schneller und reichlicher zugeführt worden als in jenen Fällen. Zur Zeit stehen für eine Kampffront von knapp 20 Kilo¬ meter Breite nicht weniger als 9% Divisionen zur Verfügung. Obschon mehrere derselben aus hier nicht zu erörternden Gründen stark gelitten haben mögen, so müssen wir nach allen bisherigen Erfahrungen doch erwarten, daß eine solche Truppenmacht ausreicht, um eine derartige Front gegen jeden Angriff auf absehbare Zeit zu hatten. Sie wird dabei vielleicht schwere Ver¬ luste erleiden. Aber das läßt sich nicht ändern. Denn es ist ausgeschlossen, daß die gesamten Heeresreserven restlos eingesetzt werden, um einem so gut dotierten Frontabschnitt Erleichterung zu bringen. In jedem Augenblick kann sich an irgendeiner anderen Stelle ein weit dringenderes Bedürfnis geltend machen. Tatsächlich bildet die Division des X. Reservekorps in Douai die letzte schlagfertige Reserve, die der Obersten Heeresleitung zur Verfügung steht. Unter diesen Gesichtspunkten bitte ich den vorgelegten Antrag noch einmal zu prüfen und mir dann Bericht zu erstatten. Die Ansicht des Generals von Lochow würde dabei zu hören sein." Kronprinz Nupprecht antwortete auf diese Drahtung der Obersten Heeresleitung: „Der Antrag auf Überweisung der Division des X. Reservekorps war nicht nur mit Rücksicht auf die Lage bei Gruppe Fas¬ bender (General von Lochow hat Befehl noch nicht übernommen), sondern auf die der ganzen Armee gestellt, bei der weitere Angriffe auch von den Eng¬ ländern (also in etwa 50 Kilometer Frontbreite) erwartet werden. Auch war mit unmittelbarer Fortsetzung der Angriffe gerechnet. Da Feind seit vor¬ gestern Abend keine großen Angriffe mehr geführt hat, ist anzunehmen, daß er erst neue Kräfte ansammelt. Daß er das Unternehmen schon aufgegeben hätte oder anderwärts versuchte, ist unwahrscheinlich. Das Armee-Oberkom¬ mando will letzte Reserve auf Westfront keineswegs unnötig beanspruchen, muß aber aufmerksam machen, daß nördlich des Kanals von La Dassee nur schwache Reserven vorhanden sind, die gegen erneuten Durchbruchsversuch, falls er an irgendeiner Stelle nennenswerten Erfolg hätte, zur Wieder¬ herstellung der Lage kaum genügen würden. Deshalb hatte ich, in Annahme, i) Zwischen dem 9. und 14. Mai waren der 6. Armee seitens der Obersten Heeres- leitung zur Verfügung gestellt worden: 4y2 Infanterie-Divisionen (115., 58., 117., 16. und % 15.), 1 mit 42 Feld- 2 Infanterie-Brigaden (zusammengesetzte 52. R. I. Br. und > und 4 schweren 85. R. I. Br.), J Batterien, 15 schwere Batterien aus der Heeresartillerie-Reserve, 317000 Schuß für Feldartillerie, \ ^ ^ 34 000 Schuß für schwere Artillerie f tn um 1011 ^u^cn'