66 Die Westfront von Mitte April bis Ansang August 1915. 13. Mai. unzutreffend herausstellende Meldung, daß auch nördlich von Ablain farbige französische Truppen eingebrochen seien, wurde der 28. Infanterie-Division ein Bataillon der 117. Infanterie-Division zur Verfügung gestellt. Das Generalkommando erhielt auf seinen Antrag hin dafür ein Infanterie- Regiment der 16. Infanterie-Division nach Lens zugeführt. Am Vormittage des 13. Mai trat eine Klärung der äußerst ge¬ spannten Kampflage ein. Auf dem rechten Flügel der 28. Infanterie-Divi¬ sion hatten die badischen Truppen ihre alten Gräben behauptet. Auf dem Nordhange der Loretto-Höhe hielten Sachsen die ursprüngliche Stellung in fester Hand. Beiderseits der Loretto-Kapelle waren die Franzosen im Besitz der ehemaligen deutschen Stellung zwischen der Schlammulde und dem Verbindungsweg nach Ablain. Anschließend an diese Cinbruchsstelle klammerten sich in zähester Abwehr badische Grenadiere an einen Hohl¬ weg an. Weiter südlich hatte unter starkem feindlichen Druck Ablain größtenteils geräumt werden müßen, aber der Angreifer war nicht über den Ort hinaus nachgestoßen. Auch seine Kräfte waren in schwerem verlust¬ reichen Ringen erlahmt; abgesehen von einem örtlichen Vorstoß bei Neu- ville-St. Vaast griffen die Franzosen an diesem Tage nirgends ernstlich an. Es konnte indessen kaum einem Zweifel unterliegen, daß es sich nur um eine vorübergehende Kampfpause handelte; denn beim Oberkommando 6 lagen Gefangenenaussagen vor, die auf Eingreifen des französischen III. Korps') an der Angriffsfront hinwiesen. Die Kräfte der 6. Armee waren aufs höchste angespannt. Der Oberbefehlshaber beurteilte den Kampfwert der angegriffenen Divisionen folgendermaßen: die weit auseinandergezogene 29. Infanterie-Division war stark mitgenommen, die 28. Infanterie-Division nahezu am Ende ihrer Kraft, die 5. bayerische Reserve-Division völlig verbraucht. Auch die 1. bayerische Reserve-Division, die 58. und die 115. Infanterie-Division hatten schwer gelitten. Die Gesamtverluste dieser Verbände, die die Hauptlast des Kampfes getragen hatten, betrugen für die Zeit vom 9. bis 13. Mai bereits etwa 20 000 Mann. Daher beantragte Kronprinz Rupp- recht am 13. Mai den sofortigen Antransport je einer gemischten Infan¬ terie-Brigade nach Pont ä Vendin und Vitry en Artois, außerdem die Unterstellung der verstärkten Brigade der 15. Infanterie-Division. Cr beabsichtigte, die zermürbten Truppen durch frische zu ersetzen, um kom- !) Tatsächlich war das franz. III. Korps ohne die 5. I. D. seit dem 10. Mai bei Avesnes le Comte eingetroffen; Teile wurden vom 13. Mai ab beim XXI. Korps eingesetzt.