60 Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. Front südlich von Carency bis in die allgemeine Linie Cabaret rouge— Neuville-St. Vaast und südwärts zurückgedrückt. Diese in der Mitte des Hauptangriffsfeldes stehende Division war durch Abgaben an neugebildete Verbände besonders stark geschwächt worden; an Stelle der ausgeschiedenen Truppenteile waren ein preußisches Landwehr-Regiment und abgesesiene Kavallerie getreten. Teile der marokkanischen Division stürmten bis zu den deutschen Artilleriestellungen bei und südlich von Givenchy-en Gohelle vor. Eiligst herangeführte Reserven trafen dort um die Mittagsstunde gerade rechtzeitig ein, um weiteres Vordringen des Feindes im Gegenstoß verhindern zu können. Die südlich anschließende 1. bayerische Reserve- Division unter Generalleutnant ©öringer wurde in ihrem Abschnitte — stellenweise nach erbittertem Nahkampfe — des Angreifers Herr. Ihr rechter Flügel riegelte sich mit Erfolg gegen den bei La Targette einge¬ drungenen Feind ab. Das Hauptquartier des Oberkommandos der 6. Armee, La Madeleine bei Lille, und die Bahnhöfe um Lille wurden am frühen Morgen von feindlichen Fliegern mit Bomben beworfen, ohne daß wesentliche Störungen eintraten. Dem Oberbefehlshaber, Kronprinz Rupprecht von Bayern, brachten die späterhin einlaufenden Meldungen die Gewißheit, daß ein Angriff großen Maßstabes im Gange war. Cr richtete daraufhin an den Chef des Generalstabes des Feldheeres die dringende Bitte um Überlassung der als Reserven der Obersten Heeres, leitung hinter der Kampffront stehenden 115. und 58. Infanterie-Division. Diesem Antrage wurde stattgegeben. Die 115. Infanterie-Division wurde dem I. bayerischen Reservekorps zur Verfügung gestellt und von diesem beschleunigt hinter die 5. bayerische Reserve-Division gezogen, die 58. (sächsisch-württembergische) Infanterie-Division als Armeereserve bestimmt und in die Gegend östlich von Lens gefahren. Außerdem erhielt die Armee eine Anzahl schwerer Batterien aus der Heeresartillerie-Reserve überwiesen. Am Rachmittage des 9. Mai war die Ausdehnung des fran¬ zösischen Einbruchs zu übersehen. Der linke Flügel des XIV. Armeekorps, insbesondere Carency, hingen völlig in der Luft. Der Armeeführer be¬ absichtigte, zunächst mit den Resten der 5. bayerischen Reserve-Division im Gegenstoß noch am Tage möglichst viel Gelände zurückzugewinnen. Dann sollte die 115. Infanterie-Division einheitlich zum Gegenangriff eingesetzt werden. Dieser Plan gelangte jedoch nicht zur Durchführung. Die 5. baye¬ rische Reserve-Division war nach ihren schweren Verlusten nicht mehr angriffsfähig. Als dann bei Eintritt der Dunkelheit die 115. Infanterie- Division unter Generalmajor Alfred von Kleist auf dem Schlachtfelde ein-