40 Die Westfront von Mitte April bis Ansang August 1915. man hatte dem aber anscheinend nicht genügend Bedeutung beigelegt. Der Wind wehte aus nördlicher Richtung, seine Stärke betrug etwa zwei Meter in der Sekunde. Zusammenhängend rollte eine weißgelbe Wolkenwand auf die feindlichen Gräben zu. Noch ehe sie diese erreichte, sah man den Gegner nach Abgabe einzelner Schüsse stellenweise weichen. Gleichzeitig setzte lebhaftes feindliches Artilleriefeuer gegen die deutschen Gräben ein. Anmittelbar hinter der Gaswolke trat um 616 abends die deutsche Infan¬ terie zum Sturme an. Im Bereich des XXIII. Reservekorps war vor Steenstraate das Abblasen des Gases nicht völlig gelungen, so daß der linke Flügel der von Generalleutnant Schöpflin geführten 45. Reserve-Division in starkem feindlichen Abwehrfeuer nur langsam Boden gewinnen konnte. Erst spät abends wurde der Ort Steensttaate von Teilen der 45. und 46. Reserve- Division unter erheblichen Verlusten genommen. Ein weiteres Vortragen des Angriffes in der Richtung auf Lizerne ging über die Kräfte der bereits stark geschwächten Truppe. Die Masse der 46. Reserve-Division unter Generalleutnant Hahn stieß dagegen schnell bis zum Kanal bei und nördlich Het Sas durch, überschritt ihn mit Teilen und legte Hand auf das westliche Kanalufer. Gegenüber Voesinghe konnte sie den Kanal jedoch nur stellen¬ weise erreichen. Vor dem rechten Flügel des XXVI. Reservekorps war die moralische Wirkung des Gases außerordentlich groß. Die Sturmabtei¬ lungen der unter Befehl des Generalleutnants Waldorf stehenden 52. Re¬ serve-Division konnten ungehemmt durchstoßen und hatten bereits um 640 abends ihr Ziel, die Höhen bei Pilkem, erreicht. Dort wurden sie zu¬ nächst angehalten, da die Nachbardivisionen zurückgeblieben waren. Das Vorwärtskommen der östlich anschließenden 51. Reserve-Division war wesentlich schwieriger. Vor ihrer Front hatte das Gas bei und östlich von Langemarck entweder nicht durchschlagend gewirkt, oder die Truppe war nicht unverzüglich nachgestoßen. So konnten der äußerste rechte Flügel der Franzosen und die ostwärts anschließenden Kanadier hartnäckigen Wider¬ stand leisten. Erst gegen 7° abends war das in früheren Kämpfen so heiß und blutig umstrittene Dorf Langemarck in deutscher Hand. Runmehr erhielt der Kommandeur der 51. Reserve-Division, Generalmajor Fried¬ rich von Kleist, den Befehl, sich noch an diesem Tage in Besitz der Brücken über den Haanebeek südlich von Langemarck zu setzen und womöglich St. Julien zu nehmen. Die als Reserve des Generalkommandos bereitstehende 37. Landwehr- Brigade wurde der erfolgreichen 52. Reserve-Division zur Verfügung ge¬ stellt und auf Pilkem vorgezogen. Gegen 746 abends meldete diese Division,