Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. 21. April. zu hinterlassen, und ermöglichte daher ein unmittelbares Nachstoßen der eigenen Truppe. In seiner Wirkung auf den menschlichen Körper war das Chlor schwächer als die von den Franzosen gewählten Stoffe Vrom- essigester und Chlorazeton. Neben der Fertigung dieses Angriffsmittels erfolgte die Schaffung von Gasschuhgerät. Es gelang auf deutscher Seite, im Laufe des Jahres 1915 eine Gasmaske bei der Truppe einzu¬ führen, die Gesicht und Atemorgane schützte. Im Januar 1915 waren die Versuche so weit gediehen, daß General von Falkenhayn sich entschloß, rund 6000 verwendungsbereite große Chlor¬ gasflaschen der 4. A r m e e zur Verfügung zu stellen. Weitere 24 000 kleinere waren in Fertigung begriffen. Die Oberste Heeresleitung hatte dem Oberkommando der 4. Armee befohlen, das neue Kampfmittel bei einer Unternehmung im Ppern-Vogen zur Anwendung zu bringen. Auf den laufenden Meter rechnete man durchschnittlich eine große oder zwei kleine Flaschen. Die technische Aufsicht lag in der Hand des Geheimen Regie¬ rungsrates Professors Dr. Haber, dem die Leitung einer nunmehr er¬ richteten Chemischen Abteilung des Preußischen Kriegsministeriums an¬ vertraut wurde. Die Ausführung wurde den unter Oberst Peterson für diesen Zweck neu aufgestellten Pionierverbänden übertragen, denen Me¬ teorologen zugeteilt waren. Nicht unerhebliche Schwierigkeiten blieben aber noch zu überwinden. Führung und Truppe standen dem noch unerprobten Kampfmittel fast durchweg mit Mißtrauen, wenn nicht gänzlich ablehnend gegenüber. Auch die Oberste Heeresleitung schätzte die Gaswaffe nur gering ein und lehnte ihren Einsah bei der bevorstehenden Durchbruchsoffensive auf dem galizischen Kriegsschauplatz ab, weil sie sich zeitlich nicht von diesem, anscheinend recht unzuverlässigen Kampfmittel abhängig machen wollte. Das Unternehmen im Ppern-Vogen sollte erst seine Kriegsbrauchbar¬ keit prüfen. Am 21. April vormittags hatte General von Falkenhayn in Thielt eine Besprechung mit dem Oberbefehlshaber der 4. Armee, General¬ oberst Albrecht Herzog von Württemberg, und drang dabei auf baldige Durchführung des Gasangriffs. Die 4. Armee sollte sich „kein zu weites Ziel stecken, sondern bei der ersten einigermaßen günstigen Ge¬ legenheit den Angriff machen". Infolge der Gunst der Wetterlage konnte das Unternehmen bereits für den 22. April um 645 vormittags befohlen werden. Mit der Durchführung des Angriffs hatte das Oberkommando der 4. Armee das XXXII. und XXVI. Neservekorps beauftragt. In ihrem Kampfabschnitt nördlich Ppern von Steenstraate bis Poelcappelle waren die verfügbaren Gasflaschen eingebaut worden. Als Armeereserve