Der Unterseeboots.Handelskrieg im Sommer 1915. 17 Vlockademaßnahmen der Entente und die deutschen Gegenmaßnahmen blieben zunächst im wesentlichen ergebnislos. Ein Vermittlungsvorschlag der amerikanischen Regierung vom Februar, wonach beide Kriegs¬ parteien von den neuen Methoden des Seehandelskrieges Abstand nehmen, Deutschland also den Unterseeboots-Handelskrieg aufgeben, die Feindmächte dafür seine Lebensmittelversorgung zulassen sollten, fand bei der deutschen Reichsleitung Zustimmung, bei England indessen Ablehnung. Die englischeRegierung antwortete auf die deutsche Erklärung des Unterseeboots-Handelskrieges am 11. März 1915 durch weitere Ver¬ schärfung ihrer Blockademaßnahmen. Sie bewegten sich, unter völliger Richtachtung des Rechtes und der Interessen der neutralen Länder, vor allem in der Richtung der verschärften Unterbindung des deutschen Waren¬ verkehrs durch die Deutschland benachbarten Staaten, Holland und die Nordischen Länder. Deutschland sollte wie eine belagerte Festung voll¬ ständig von der Welt abgeschnitten werden, um nicht nur seine Streit¬ macht, sondern die gesamte Bevölkerung durch Aushungerung tödlich zu treffen. So nahm der Unterseeboots-Handelskrieg seinen Fortgang. Anlä߬ lich der Versenkung des englischen Passagierdampfers „Lusitania" am 7. Mai, wobei eine Anzahl amerikanischer Staatsangehöriger ihr Leben verlor, kam es zu ernsten diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten. Die amerikanische Regierung erhob scharfen Einspruch und stellte für die Zukunft die Forderung, daß Versenkungen erst nach vorausgegangener Anhaltung und Durchsuchung der Schiffe unter Beachtung aller gebräuchlichen Vorkehrungsmaßnahmen zur Sicherung der Passagiere vorgenommen werden dürften. Diesem Ver¬ langen glaubte der deutsche Admiralstab jedoch nicht nachgeben zu können, ohne die Wirkung der Unterseeboote gegenüber der inzwischen immer größer werdenden Zahl bewaffneter feindlicher Dampfer in Frage zu stellen. Die Reichsleitung versuchte dadurch einen Ausgleich zwischen den widerstrebenden Interessen der Politik und der Seekriegführung herbei¬ zuführen, daß den Unterseebooten für die Versenkung feindlicher Pas¬ sagierdampfer Beschränkungen auferlegt und warnungslose Ver¬ senkungen nur noch für feindliche Handelsschiffe zugelassen wurden. Der Chef des Generalstabes des Feldheeres schloß sich dieser Auffassung an, indem er dem Kaiser gegenüber am Mai 1915 in einem Vortrage den Standpunkt vertrat, die Vöeitersührung des Unter¬ seeboots-Handelskrieges sei davon abhängig zu machen, daß die Gefahr eines Krieges mit den Vereinigten Staaten unter allen Umständen vermieden werde. Zu einer solchen Stellungnahme bestimmte ihn auch die Rücksicht t Weltkrieg. VIII. Band. 2