Einigung der Mittelmächte über die Führung des Mehrfrontenkrieges. 9 Ziel, „das endgültige Niederwerfen der russischen Offensivkraft in Galizien", erreicht sei. tim für spätere Entschlüsse klarer zu sehen, bat General von Falken- Hayn am gleichen Tage aber doch um Auskunft, wie die ö.-u. Heeres¬ leitung den Schlag gegen Italien im einzelnen zu führen gedächte. Er erwähnte dabei, daß seiner Schätzung nach „der Beginn der Entscheidungs¬ kämpfe kaum vor Ablauf von etwa sieben Wochen von heute ab denkbar" wäre, und zwar östlich der Linie Graz—Marburg—Agram. Aus der sofort erteilten Antwort ergab sich, daß General von Conrad mit einem Vor¬ gehen der Italiener in zwei Richtungen rechnete, über Laibach—Marburg gegen die Donau-Strecke Budapest—Raab und über Villach—Leoben auf Wien. Den rechten italienischen Flügel gedachte er umfassend anzugreifen und zu schlagen, während der feindliche linke Flügel durch den Grenzschutz und die in Kärnten zu versammelnden Truppen aufgehalten würde. Der An¬ griff sollte durch die 5. Armee geführt werden, die zunächst mit fünf Divisionen westlich von Agram, mit drei Divisionen bei Marburg versammelt werden sollte. „Ich erwarte", so betonte General von Conrad, „den Einbruch starker italienischer Kräfte über die Grenze unmittelbar nach der Kriegserklärung, also vermutlich am 23. oder 24. Mai, und muß mit dem Zurücklegen der 200 Kilometer langen Strecke von der Grenze bis Marburg—Agram im Verlaufe von drei, höchstens vier Wochen rechnen, also bis etwa 14., höch¬ stens 20. Juni... Ich bin mir aber darüber im klaren, daß die acht Divi¬ sionen für den Schlag viel zu schwach sind und daß alles daran gesetzt werden muß, ihnen weitere Kräfte unmittelbar folgen zu lassen. In der Zeit bis 20. Juni könnten bei voller Ausnutzung der Bahnen etwa 20 Divisionen in dem Raum Graz—Marburg und westlich Agram versammelt sein, welche mir für den Cntscheidungskampf als das notwendige Mindestmaß er¬ scheinen ..." Diesen Überlegungen vermochte sich General »onFalkett Hayn in¬ dessen nicht anzuschließen. Angesichts der Lage in Galizien war keineswegs mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß in absehbarer Zeit 20 Divisionen für den von General von Conrad geplanten Schlag gegen Italien zur Ver¬ fügung standen. Unter diesen Umständen drang er darauf, die verfügbaren Kräfte an der Grenze zur Abwehr einzusetzen, und begab sich am Nach¬ mittage des 21. Mai zu neuem Gedankenaustausch nach Teschen. In eingehender Aussprache wurde eine Verständigung erzielt. Beide Generalstabschefs waren sich nunmehr darin einig, zuerst die Ope¬ ration in Galizien zum Abschluß zu bringen. Da sich nicht absehen ließ, wann das der Fall sein würde, kam vorläufig die ge¬ plante Entsendung von je drei Divisionen nach Marburg und an die ser- 21. Mai.