Meinungsaustausch d. Generalstabschefs über Führung d. Operationen gegen Italien. 5 Wenngleich der sich inzwischen immer stärker auswirkende Waffen¬ erfolg der Verbündeten in Galizien an der Haltung Ita¬ liens nichts mehr ändern zu können schien, so stand doch zu hoffen, daß durch ihn die politisch unsichere Lage auf dem Balkan noch günstig beeinflußt werden könnte. Vor allem war zu erwarten, daß Rumänien den Mittelmächten gegenüber eine freundlichere Haltung einnehmen werde. Darüber hinaus lebte die Hoffnung wieder auf, jetzt endlich Bulgarien zu gewinnen. Die Forderung, durch die Niederwerfung Serbiens eine gesicherte Verbindung mit der Türkei zu erreichen, wurde infolge des großen Landungsunternehmens der Engländer und Franzosen auf der Halb¬ insel GallipolL) immer dringlicher von der osmanifchen Regierung erhoben. Um die Unterstützung Bulgariens gegen Serbien endgültig zu gewinnen, waren beide General st abschefs am 12.Mai in Pleß überein¬ gekommen, Sofia davon in Kenntnis zu setzen, daß sie bei der Gunst der Lage in Galizien und dem zur Zeit günstigen Wafferstände der Donau bereit wären, unverzüglich den Feldzug gegen Serbien vorzubereiten; Ein¬ vernehmen über die militärische Mitwirkung Bulgariens fei dafür jedoch Vorbedingung. Der bulgarischen Regierung wurde daher durch den deut¬ schen Staatssekretär des Äußeren, von Iagow, der Vorschlag übermittelt, sofort einen bevollmächtigten hohen Offizier zum Abschluß einer Militär¬ konvention in das deutsche Große Hauptquartier zu entsenden, wohin auch Bevollmächtigte Osterreich-Angarns und der Türkei eingeladen werden sollten. Die Antwort auf dieses Angebot ließ jedoch angesichts der drohen¬ den Entwicklung der Dinge in Rom auf sich warten. Tatsächlich wollte Bulgarien feine Entschließung von der Klärung der allgemeinen Lage ab¬ hängig machen. Inzwischen hatte General von Conrad am 14.Mai in einer nach Pleß gesandten Denkschrift vorgeschlagen, wenn der Eintritt Italiens in den Krieg Tatsache würde, in Galizien nach Erreichen der Dniester—San-Linie zur Abwehr überzugehen, mit den sreiwerdenden Kräften aber — er rechnete mit zehn ö.-u. und zehn deutschen Divisionen — die Italiener anzugreifen; er glaubte, bei Beteiligung genügender deutscher und bulgarischer Kräfte daneben gleichzeitig auch den Feldzug gegen Serbien durchführen zu können. Diesem Vorschlage vermochte jedoch General vonFalkenhayn nur hinsichtlich der Abwehr in Galizien zuzustimmen, weil er angesichts der bedrängten Lage der Türken in erster Linie einen Waffenerfolg aus dem Balkan für notwendig hielt. Cr plante daher, zunächst Serbien anzu¬ greifen und währenddessen gegenüber Italien in der Verteidigung zu bleiben. H Band VII, S. 364/365.