Diplomatische Verhandlungen zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien. 3 einen gleichen Schritt bei seinem kaiserlichen Bundesgenossen. Das Wiener Kabinett erklärte sich an demselben Tage zu neuen, sehr weitgehenden Zu¬ geständnisses) bereit. Dieses Einlenken kreuzte sich mit der am 4. Mai der Donau-Monarchie durch Italien übermittelten Kündigung des Dreibund¬ vertrages. Am 5. Mai berichtete der außerordentliche deutsche Botschafter, 5. 7. a»oi. Fürst Vül 0 w, aus Rom, der italienische Minister des Äußeren, Baron Sonnino, habe ihm nach Kenntnisnahme der Wiener Anerbietungen mit¬ geteilt: Roch vor 14 Tagen hätte mit diesen Vorschlägen alles beigelegt werden können"); auf seine Bemerkung, daß dies auch heute noch möglich sei, habe Baron Sonnino geschwiegen. Am 6. Mai lief in Wien die Nachricht ein, vom italienischen Ministerrat seien die Vorschläge Österreich-Ungarns als „nicht ausreichende Verhandlungsbasis" bezeichnet worden. Nunmehr erklärte Kaiser Franz Joseph in einer Drahtung an Kaiser Wilhelm vom gleichen Tage, daß er mit den letzten Zugeständnissen „an der äußersten Grenze des denkbaren Entgegenkommens" angelangt sei. Der Ernst der italienischen Krise gab Veranlassung zu einer Aus¬ sprache der leitenden Staatsmänner und Generalstabschefs der Mittel- mächte am 7.Mai in Teschen. Die letzten aus Rom vorliegenden Nachrichten klangen wieder etwas hoffnungsvoller. Cs hieß, Italien habe zwar am 26. April einen Vertrag mit der Entente abgeschlossen, sich aber eine vierwöchige Frist zur Entscheidung vorbehalten, ob dieser Vertrag auch in Kraft treten solle. Noch bestand also anscheinend eine schwache Hoffnung, Italien vom Kriege zurückzuhalten"). Bisher hatte General von Falkenhayn alle Anfragen Österreich- Angarns nach deutscher Waffenhilfe bei einem etwaigen Eintritt Italiens in den Krieg ausweichend beantwortet); über diese Möglichkeit könne erst im „konkreten Falle" entschieden werden. Bestimmend für diese Haltung war, abgesehen von der militärischen Lage, die jede Kräfte¬ zersplitterung unerwünscht erscheinen ließ, vor allem das Streben gewesen, die Donau-Monarchie bis zuletzt zu möglichst weitgehendem Cntgegen- J) Diese Zugeständnisse betrafen außer der Abgabe des größten Teils des Tren- tino auch beschränkte Gebietsabtretungen am Isonzo einschließlich Gradiska, Errichtung einer italienischen Universität in Triest, Desinteressement Österreich-Ungarns in Al¬ banien; doch müßten dort „Garantien gegen die Festsetzung einer dritten Macht ge¬ schaffen werden". 2) Band VII, S. 343/344. 3) Tatsächlich hatte das Kabinett Salandra sich durch den Vertrag vom 26. April schon fest gebunden, aber die Bedingung gestellt, daß die Feindseligkeiten erst in vier Wochen zu eröffnen wären. Der Generalstabschef, General Cadorna, erklärte am 6. Mai, das Heer sei frühestens am 20. Mai marschbereit. (Salandra: „L’intervento“, S. 174—176 und S. 242.) — «) Band VII, S. 364. 1*