VIII. Rückblick. Mit großer Tatkraft hatte General v. Falkenhayn das Ziel verfolgt, int Westen die Feldzugsentscheidung herbeizuführen. Solange be- gründete Aussicht bestand, es zu erreichen, verdient sein Der Siegeswille, der dafür große Opfer, ja sogar den Einsatz der letzten Heeresreserve in Flandern nicht gescheut hatte, Zustimmung, wenngleich es bei der Durchführung der Operationen zu folgenschweren Fehlgriffen ge- dmmen war. Eine neue Lage trat ein, als sich Anfang November General iFalkenhayn darüber klar wurde, daß die erstrebte Feldzugsentscheidung im Westen nicht gelungen und damit der bisher verfolgte Kriegsplan ge¬ scheitert war. Im Westen waren die Streitkräfte der Alliierten zwar stark geschwächt, ihre Niederwerfung aber war mißlungen; beide Heere lagen sich in langen, dm ganzen Operationsraum überspannenden Linien und fast überall in unmittelbarer Gefechtsfühlung gegenüber; im Osten war der zahlenmäßig übermächtige Gegner im Begriffe, zu einer Offensive auszuholen, die tief in das Herz Deutschlands führen sollte. Bei der Schwäche der im Osten ver¬ fügbaren deutschen Kräfte genügte der vom Oberbefehlshaber Ost geplante Stoß gegen die Nordflanke des russischen Hauptheeres nicht, die Gefahr auf die Dauer zu bannen. Diese Lage stellte die deutsche Oberste Heeresleitung vor Entschließungen von großer Tragweite. Wo war nunmehr die Ent¬ scheidung zu suchen, wohin das Schwergewicht der Kriegführung zu legen? Im Westen war eine Umfassung des Feindes nicht mehr möglich. Nur ein operativer Durchbruch in breiter Front vermochte hier eine Ent- scheidung zu erzwingen. Cr bedeutete, zumal im Stellungskriege, gegenüber der neuzeitlichen Waffenwirkung ein Wagnis, für das Erfahrungen bisher fehlten. Ob die verfügbaren Kräfte an Truppen und Kriegsmaterial zu einem solchen Unternehmen noch hinreichen würden, mußte ernstlich be- zweifelt werden. Deutsche Kräfte aus dem Osten dazu heranzuholen, konnte angesichts der geschwächten Widerstandskraft des Verbündeten und der Gefahr für das wirtschaftlich so bedeutsame Oberschlesien nicht in Frage kommen. Eine Feldzugsentscheidung im Westen lag somit vorläufig überhaupt nicht mehr im Bereiche des Möglichen. Die Erstarrung der Front im Westen und die große Spannung im Lsten, insbesondere der neue Plan des Generalobersten v. Hindenburg, * Weltkrieg. VI. Land. 28