356 Die Lage im Osten bei Jahresschluß. Bis Ende reichten nicht aus, die Gunst der Lage auszunutzen. Die von österreichisch- Dezember. Qtiteimmer wieder dringend gestellte Forderung, daß das Kavalleriekorps Richthofen über die Piliza vorstoße und dem Gegner ttuj dem Südufer in die rechte Flanke gehe, überstieg die Kräfte der Kavallerie. Auch wurde einheitliches Handeln durch Reibungen erschwert, die sich den Verhältnissen auf der Grenze zweier Heeresfronten ergaben. Z„ Kämpfen, die noch bis zum Jahresende fortgingen, gelang es schließlich, die Einbuchtung der Frontlinie südlich der Piliza einigermaßen auszugleichen Nach wie vor bildete aber die deutsche 1. Garde-Reserve-Division bei Domanjewize den vorspringenden Eckpfeiler an der Grenze der verbündete» Fronten, denn weiter nördlich waren keine nennenswerten Fortschritte mehr erzielt worden. Bei der deutschen 9. Armee war es immer fraglicher geworden, ob das Ziel, den Gegner hinter die Weichsel zurückzuwerfen, noch zu erreiche« sei. Beim Armee-Oberkommando hatte man „die feste Zuversicht, es noch zu schaffen"^). Im Kriegstagebuche der Armee") heißt es « 22. Dezember: „Gefangene sagen auf der ganzen Front und überein- stimmend aus, daß Stimmung bei den Rüsten seit Abzug von Lods sehr gedrückt sei. — Im Gegensatz hierzu sind Haltung und Stimmung der deutschen Truppen vortrefflich, wie nicht nur die Korps dienstlich melden, sondern auch von allen beim Armee-Oberkommando eintreffende» Offizieren immer wieder besonders hervorgehoben wird, und dies trotz der Anstrengungen, Entbehrungen, Gefahren der letzten sechs Woche». Der heute hier anwesende Chef des Generalstabes des XVII. Armeekorps, das mit seinen Leistungen und Erfolgen mit an erster Stelle stehen dürfte, berichtet, daß die Truppen des Korps seit Lods und dem Marsch« Sgjersh nach Kjernosia keine volle Nachtruhe mehr gehabt haben; stets wurde auch die Nacht zum Marschieren oder Kämpfen oder Vorbereitung des Angriffs benutzt. Kein Wunder, daß die Leute psychisch allmählich «fertig» sind, daß sie trotz allen guten Willens und guter Laune es körper lich nicht mehr leisten können. Armee-Oberkommando billigt es daher, wen« die Korps es einrichten, daß nach und nach allen Truppen zur Wiederhei- stellung der alten Angriffskraft eine volle Nachtruhe und, wo es ohne SO digung der operativen Interessen möglich, auch ein Ruhetag gewährt wird. Im übrigen aber ist die Parole ausgegeben: es muß durchgehalten werden, bis der Feind von der Rawka zurückgeworfen ist. — Die Abnahme der 1) Aufzeichnung des damaligen Hauptmanns v. Waldow (Generalstab des Ow besehlshabers Ost) vom 21.Dezember 1914. — *) Vgl. S. 186, Anm. 2.