Die deutsche Führung steht vor einem bedeutsamen Wendepunkt. 563 gendste Gebot; geschah dies unverzüglich, so konnte die geplante Operation sogar die endgültige Feldzugsentscheidung im Osten wirksam vor- bereiten. Die Führung des Zweifrontenkrieges st and vor einem bedeutsamen Wendepunkt. General v. Falkenhayn wurde unsicher; nach seinen eigenen Worten^) war er sich zu diesem Zeitpunkt bereits darüber klar, daß in Flandern „gegen den sich fortgesetzt verstärkenden Gegner ein weiterer durchschlagender Erfolg . . . nicht mehr zu erkämpfen war". Mit dem Eintreffen der Meldung des Oberbefehlshabers Ost über die beabsichtigte neue Operation war für ihn in der Tat der letzte Augenblick für die Entscheidung der Frage gekommen, ob der Angriff im Westen abgebrochen und das Schwergewicht der Kriegführung auf den östlichen Kriegsschauplatz verlegt werden solle. Zu einem solchen Entschluß drängte neben der geringen Aussicht auf größere Erfolge im Westen und der ernsten Munitionslage jetzt auch die Entwicklung der Lage im Südosten, insbesondere die Ereignisse auf dem serbischen Kriegsschauplatz, wo die österreichisch-ungarischen Truppen gegen Ende Oktober zu neuem Angriff gegen die Serben angetreten waren und diese zum Rückzug veranlaßt hatten. Diese Erfolge konnten, wenn ent- sprechende auf dem russischen Kriegsschauplatz hinzukamen, von ausschlag- gebender Bedeutung auch für die Haltung Bulgariens werden, „für dessen bewaffnetes Eingreifen" nach einer Mitteilung des deutschen Botschafters in Konstantinopel aus dieser Zeit „ein deutsch-österreichischer Erfolg im Osten die Vorbedingung sei". Hier bot sich also die Gelegenheit zur Ge- winnung eines neuen, wertvollen Bundesgenossen, ja vielleicht darüber hin- aus durch Zusammenschluß der Türkei, Bulgariens und Rumäniens zur Bildung des von Anfang an erstrebten Balkanblocks gegen Rußland und Serbien. General v. Falkenhayn rang um die Entscheidung; die Verant- wortung lastete schwer auf ihm. Freilich bedeutete der Abbruch der Opera- tionen in Flandern und die Entsendung des letzten entbehrlichen Soldaten nach dem Osten vor Erzwingung eines sichtbaren Erfolges im Westen ein hohes Maß von Selbstverleugnung. Gewiß waren die Franzosen und deren Verbündete durch die monatelang anhaltenden, außerordentlich schweren Kämpfe auf das äußerste erschöpft und für die nächste Zeit zu einer größeren Offensive schwerlich fähig; in absehbarer Zeit konnte sich das indes ändern. General v. Falkenhayn war sich zudem nicht im un- klaren darüber, daß es zur dauernden Festigung der Westfront not- wendig war, alle die Stellungsteile, die aus dem Festrennen des Be- *) v, Falkenhayn, „Die Oberste Heeresleitung 1914—1916", S. 29. 36*