542 Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. stellen, daß augenblicklich keine Gefahr mehr bestand. Aber ohne Reserven und damit ohne die Aussicht, den Feind hier endgültig zurückzuwerfen, war die 100 km lange Armeefront im freien Felde nicht zu halten. Gene- ral v. Frantzois mußte sich entschließen, nun doch in die Lötzen—Angerapp. Stellung zurückzugehen, in der er auch mit geringeren Kräften für längere Zeit auskommen konnte. Mit dem Rückzüge war das Aufgeben oft- preußischen Gebiets verbunden, und das ist dem bisherigen Kommandie- renden General des Königsberger Armeekorps besonders schwer geworden, dessen Truppen seit Kriegsbeginn in drei großen Schlachten und zahl- reichen kleineren Gefechten für die Verteidigung ihrer unmittelbaren Hei- mat gesiegt und geblutet hatten. Aber auch General v. Francis sah keine andere Möglichkeit mehr. Am 2.November abends meldete er an den Oberbefehlshaber Ost: „Angriff heute in Gegend Rominter Heide erfolg- reich fortgesetzt. In letzten Tagen rund 3000 Gefangene gemacht, vier Maschinengewehre erbeutet — Abtransport der drei Divisionen beginnt 6. November abends. . . . Dmch Abtransport Unmöglichkeit, ostpreußische Grenze zu schützen. Allmählicher Rückzug zunächst hinter Angerapp erfor- derlich. Artilleriemunition dauernd knapp." Am Abend des 2. November begann auf dem Südflügel der Armee, vom Gegner ungestört, die Rückzugsbewegung. e) Die russischen Operationen im Oktober) und Würdigung der deutschen Operationen. Hierzu Karte 17, Skizzen 12, 13 und 14. l.bis«.sk. Am 1. Okto ber hatte dierussischeObersteHeeresleitung to6"' den übertritt der 2. Armee und der Abteilung Warschau, seither „Rarew- Gruppe" genannt, von der Rordwestsront zur Südwestfront angeordnet; diese Heeresteile sollten an der großen Amsassungsoperation an der Weichsel teilnehmen^). Für dieselbe Aufgabe rollte auch schon das II. sibirische Korps der 10. Armee nach Warschau. Diesem Korps hatten nun noch zwei weitere zu folgen; General R u ß k i bestimmte dazu nach einigem Sträuben das II. und IV. Korps, die bisher hinter der 1. Armee in zweiter Linie standen. Schließlich sollte er aber auch noch das VI. Korps, das sich, der 10. Armee zugeteilt, bei Grajewo an der aussichtsreichsten Stelle der An- griffssront befand, von dort nach Lomsha und westlich verschieben, um die Lücke zwischen 10. und 2, Armee zu schließen. General Rußki verfügte somit für die weiteren Operationen gegen Ost¬ 1) Anschluß an S. 525. — -) Vgl. S. 458.