492 Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. während General Iwanow mit der 4. und 9. Armee südlich der Piliza in der Front anzugreifen habe. Als Zeitpunkt der allgemeinen Offensive wurde der 18. Oktober festgesetzt. Inzwischen gingen die schon geschilderten örtlichen Kämpfe bei Warschau und Iwangorod weiter. Südlich von Warschau^) hatte die noch in der Versammlung be- griffene russische 2. Armee zunächst gar nicht erkannt, daß die Truppen des Generals v. Mackensen seit dem 11. Oktober abends zur Abwehr über- gegangen waren. Am 14. Oktober wurde bei einem abgeschossenen deut- schen Flieger eine Karte mit Cinzeichnung der deutschen Kräfte zwischen Sochatschew und Iwangorod erbeutet. Trotzdem erweckte das Eingreifen der 36. Infanterie-Division an demselben Tage bei Vlonje und das An¬ rücken der 21. Landwehr-Brigade und der Landsturm-Brigade Hoffmann beim General Scheidemann den Eindruck eines großen deutschen Um- fassungsangriffs gegen den eigenen Westflügel, da der Nachrichtendienst immer wieder die Aufstellung zweier neuer deutscher Korps bei Thorn meldete. So dienten die russischen Angriffe an diesem Frontabschnitte zunächst nur der Abwehr, während weiter nördlich das VI. und das I. turkestanische Korps, bisher zur 10. Armee gehörig, Flanke und Rücken gegen Ostpreußen deckten^). General Scheidemann zog das XXIII. Korps, die 50. Infanterie-, die 13. sibirische Schützen-Division und das Kavallerie- korps Nowikow (5., 8., 14. Kavallerie-Division), die am 14. Oktober im Warschauer Festungsbereich eintrafen, als Verstärkung hinter seinen rechten bis^is.or-Mügel. Am 16. Oktober mußte das bisherige rechte Flügelkorps, II. sibirisches, angesichts deutscher Gegenangriffe durch die 1. Schützen- Brigade des XXIII. Korps gestützt werden, und das ostwärts anschließende IV. Korps konnte seine Stellungen nur mit Mühe behaupten, obgleich jetzt südlich und westlich von Warschau 121/2 russische Infanterie- und 5 Kaval- lerie-Divisionen gegen nur 51j2 deutsche Infanterie- und 1 Kavallerie- Division standen^). General Scheidemann befahl hartnäckige Ver- teidigung. Auch am 18. Oktober hielt sich der russische rechte Flügel noch für angegriffen und „konnte sich kaum halten". Das Kavalleriekorps Nowikow und Kavallerie der 2. Armee stießen an der unteren Vsura auf deutsche Infanterie; zur Unterstützung wurde die 79. Reserve-Division, Hauptreserve von Nowogeorgiewsk, in Marsch gesetzt, während eine Brigade des XXIII. Korps auch weiterhin als Besatzung in der Festung blieb. Unterhalb von Iwangorod^) wurde der auf dem westlichen *) S. 450 f., 456 f. und 470. — 2) Vgl. S. 545. — 3) Korolkow, Warschau-Iwan- gorod, S. 127. — *) S. 469 ff.