476 Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. daß das V. und I. Korps am Morgen des 22. Oktober in breiter Front zum Angriff antreten sollten, wobei der linke Flügel des I. Korps um 8° vor¬ mittags Iedlnia zu durchschreiten und weiter auf der großen Straße gegen Kosjenize vorzurücken hatte. Im Befehl für den Angriff war ferner gesagt: „Das Garde-Reservekorps, welches bei und südlich Glowatschow steht, wird aufgefordert werden, sobald sich eine Kampffront bildet, gegen den westlichen Flügel einzugreifen ... (es folgten Angaben über Nachführen der österreichischen 43. Infanterie-Division) ... Der Kampf ist ge¬ mäß der allgemeinen Kriegslage derart zu führen, daß die Russen noch im Laufe des 22. Oktober ge¬ worfen werde n"1). Während somit General Dankl entschlossen war, den Stoß gegen die Weichsel schon am 22. Oktober mit voller Kraft durchzuführen, bezweifelte man beim Oberkommando der deutschen 9. Armee nach wie vor, daß es schon an diesem Tage zu entscheidenden Kämpfen kommen werde. Nach den bis zum Abend des 21. Oktober vorliegenden Nachrichten folgte der Gegner nur mit Vortruppen in großem Abstände. Am 6° abends befahl Generaloberst v. Hindenburg: „Das Garde-Reservekorps rangiert sich morgen links gestaffelt westlich der Radomka, bereit, zur Unterstützung der Österreicher einzugreifen (— voraussichtlich am 23. Oktober)." Die Auf¬ gabe des Garde-Reservekorps aber war inzwischen noch schwieriger ge¬ worden, denn inzwischen waren andere russische Kräfte gegen den Rücken des befohlenen Bereitstellungsraumes im Anmarsch gemeldet, von Gora- Kalwaria her längs der Weichsel und auch von Norden auf Warka gegen den Piliza-Abfchnitt. Dort deckte in großer Breite das XX. Armeekorps zusammen mit der ihm unterstellten österreichisch-ungarischen 3. Kavallerie- Division. Diese stand Warka gegenüber auf dem südlichen Piliza-Afer, das XX. Armeekorps selbst links von ihr an der großen Straße Radom— Grojez und noch weiter westlich. Für alle Fälle hatte Generaloberst v. Hindenburg auch die bei Radom vereinigte 22. Infanterie-Division des XI. Armeekorps für den 22. Oktober als Verfügungstruppe festgehalten. Der österreichifch-ungarifche Armeeführer sah dem bevorstehenden An- griff seiner Truppen mit Zuversicht entgegen. Am guten Ausgang zweifelte General Dankl nicht und teilte daher noch am Abend des 21. Oktober dem deutschen Oberkommando mit, er habe von seiner Heeresleitung Weisung, nach gelungenem Vorstoß gegen Iwangorod „an den Operationen der 9. Armee an deren Ostflügel mitzuwirken". Cr bat jetzt schon um die „für diese Operation vorwaltenden Gesichtspunkte", um sich ihr rechtzeitig an- *) Sperrdruck bedeutet Unterstreichung im Urtext.