8 Grundlegende Entscheidungen für die Gesamtkriegführung. nicht behoben werden konnte. Der Ernst der Munitionslage veranlaßte General v. Falkenhayn, bereits wenige Tage nach Übernahme der Heeres- leitung folgende schwerwiegende Weisung an die Armee-Oberkommandos ergehen zu lassen: „Äußerste Sparsamkeit mit Artilleriemunition geboten. Artilleriekampf auf große Entfernungen einschränken. Bestände für Cnt- scheidung aufsparen." Im Gegensatz zu dem ungünstigen Stande der Geschützmunition war die Sicherstellung der Munition für Handfeuerwaffen, deren Massenanserti- gung keine besonderen Schwierigkeiten bot, ohne weiteres gewährleistet. In den bisherigen schweren Kämpfen war im Durchschnitt nicht mehr als ein Drittel des planmäßig bei einem Armee- oder Reservekorps vorhandenen Munitionsbestandes verschossen worden. Ebenso schwierig wie die Frage der Behebung des Artilleriemunitions- mangels war die C i s e n b a h n l a g e im Rücken des Westheeres im be- setzten Belgien und Nordfrankreich infolge der nachhaltigen Zerstörungen der dortigen Cifenbahnanlagen, in erster Linie der Kunstbauten. Aber abgesehen hiervon, war es bei den mangelhaften Betriebsverhältnisien der eben erst in Benutzung genommenen Bahnen Belgiens und Nordfrankreichs, insbeson- dere bei dem Fehlen zuverlässiger Telegraphen- und Fernsprechverbindungen, sehr zweifelhaft, ob die für schnelle Verschiebung ganzer Heeresteile ersorder- lichen Betriebsleistungen erreicht werden würden^). Am der kritischen Lage und aller sich hieraus ergebenden Schwierig- keiten Herr zu werden, bedurfte es nicht nur einer ungewöhnlichen Tatkraft, sondern zugleich einer vor nichts zurückschreckenden Verantwortungsfreudig- keit und vorausschauenden Initiative seitens des neuen Leiters der deutschen Operationen. Bei Übernahme seines neuen Amtes war Generalleutnant v. Falken- Hayn 52Jahre alt, also, abgesehen von den fürstlichen Oberbefehlshabern, jünger als alle Kommandierenden Generale und Armeeführer. Cr gehörte nicht zu dem Kreise jener Generalstabsoffiziere, die eine besonders vertiefte operative Ausbildung unter Generalfeldmarschall Graf v. Schließen erfahren hatten. Zwar hatte er in jüngeren Iahren auf Grund vortrefflicher Lei¬ stungen auf der Kriegsakademie eine Reihe von Iahren sowohl im Großen Generalstabe als auch im Truppengeneralstabe Verwendung gefunden, aber gerade in dem Jahrzehnt von 1896 bis 1906, das für die operative J) Band IV, S. 464 und „Das deutsche Feldeisenbahnwesen" Band I, S. 57ss., 84 und 202.