4 Grundlegende Entscheidungen für die Gesamtkriegführung. Teil der 7. Armee hatte gerade zur Schließung dieser Lücke verwendet werden müssen; zur Abwehr der gegen den rechten Flügel der 1. Armee gerichteten, immer deutlicher erkennbaren französischen Umsassungsbestrebungen^) standen zunächst nur schwächere Kräfte zur Verfügung. Erst der in der Frühe des 15. September vom rechten Heeresflügel im Großen Hauptquartier wieder eingetroffene Chef der Operations- abteilung, Oberst Tappen, brachte über die dortige Lage beruhigende Nach- richten^). Eine einheitliche Heeresfront war wieder hergestellt, ein Kräfte- ausgleich schien bevorzustehen. Es war mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß die allerdings für den rechten Flügel der 1. Armee immer noch bestehende Gefahr durch das Herausziehen einzelner Armeekorps aus der verkürzten Heeresfront^) und ihre Inmarschsetzung nach dem rechten Heeres- flügel in Bälde gebannt werden würde. Inwieweit das Kriegsinstrument, insbesondere der Angriffsgeist und die Kampfkraft der Truppen durch den Rückschlag an der Marne gelitten hatten, darüber vermochte sich General v. Falkenhayn selbst zunächst kein sicheres Urteil zu bilden. Auf Grund der von Oberst Tappen während seiner Frontfahrt gewonnenen Eindrücke neigte er einer günstigen Auffassung über die Angriffskraft der eigenen Truppen zu, während sie beim Gegner dem Erlöschen nahe zu sein schien. Durch den Einsatz der zum Teil schon im Antransport befindlichen erheblichen Kräfte der 6. Armee"*) auf dem rechten Heeresflügel gedachte General v. Falkenhayn eine neue entscheidungsuchende Offensive einzuleiten. Führte diese den erhofften Umschwung der Kriegslage zugunsten der deut- schen Waffen herbei, so war durch den Rückschlag an der Marne die Ent- scheidung auf diesem Kriegsschauplatz nur um eine Reihe von Wochen, höchstens Monate, hinausgezögert worden. Wenngleich daher zunächst eine erhebliche Verlängerung der Kriegs- dauer infolge des Rückschlages an der Marne nicht wahrscheinlich erschien, so drängte sich doch bereits in diesen Tagen die Frage auf, ob für alle wei- teren Aufgaben die verfügbaren personellen und materiellen Hilfsmittel aus- reichen würden, zumal da die schwierige Abwehraufgabe des Ostheeres gegenüber der immer mehr anschwellenden russischen Überlegenheit nur lösbar war bei reichlicher Zufuhr von Mannschaftsersatz und Munition. Auch nach einem vollen Erfolge im Westen stand noch der große Feldzug im Osten bevor, für den neue Reserven, neuer Ersatz und neue gewaltige Vorräte an Munition sichergestellt sein mußten. I) Band IV, S. 472 und 506. — 2) Band IV, S. 480. — -) Band IV, S. 473. — 4) Band IV, S. 458 und 518.