Schwerpunkt der Kriegführung bleibt im Westen. 3 zuge hinter den San. Seine Heeresleitung — noch ohne Kenntnis von der Wendung der Dinge im Westen — hielt den Zeitpunkt für gekommen, an dem starke deutsche Kräfte von der französischen an die russische Front zu überführen seien. Daran aber war einstweilen gar nicht zu denken. Der Osten mußte sich trotz allem zunächst allein helfen. Der neue Sieg in Ostpreußen an den Mafurifchen Seen schien aber die Möglichkeit zu bieten, dem ver- bündeten Heer außer dem bereits bei ihm eingesetzten Landwehrkorps noch weitere Kräfte zuzuführen. So hatte schon Generaloberst v. Moltke auf dringende Hilferufe hin am 13. September zwei deutsche Armeekorps in Aussicht gestellt, die in Ostpreußen einstweilen entbehrt werden konnten. Als dann Generaloberst v. Hindenburg am Abend des 14. September meldete, daß es der 8. Armee in Ostpreußen doch noch gelungen sei, den Gegner entscheidend zu schlagen, konnte man dort mit noch ge- ringeren Kräften, als bisher angenommen, auskommen und dafür um so mehr dem Bundesgenossen helfen. Immer schärfer drängte die verbündete Heeresleitung; der oberste Befehlshaber Erzherzog Friedrich wollte erst wieder schlagen, wenn starke reichsdeutsche Streitkräfte unmittelbar Schulter an Schulter mit den öfterreichisch-ungarischen in den Kampf eingreifen konnten. Auf Grund eines sehr ernst lautenden Berichtes des bevollmäch- tigten deutschen Generals im öfterreichisch-ungarischen Hauptquartier, Generalleutnants Freiherrn v. Freytag-Loringhoven, ordnete General v. Falkenhayn am 15. September unmittelbare Unterstützung des Ver- bündeten durch eine neue 9. Armee von vier Armeekorps und einer Kavallerie- Division an"). Der Leiter der deutschen Operationen rechnete darauf, daß diese Kräfte genügen würden, dem verbündeten Heere nicht nur Halt, sondern auch Antrieb zur Wiederaufnahme der Offensive zu geben. Cr hoffte, daß die Ostfront dem russischen Ansturm nunmehr aus eigener Kraft standhalten werde, bis der Feind im Westen niedergerungen war. Hier befand man sich seit der Marneschlacht noch in Abhängig- keit von der französischen Führung; dieser die Initiative wieder zu entreißen, sah General v. Falkenhayn als seine vornehmste Aufgabe an. Die ursprüngliche, hauptsächlich von Oberstleutnant Hentsch ver- tretene Auffassung, daß es durch den Einsatz der neugebildeten, aus Belgien heranmarschierenden 7. Armee auf dem rechten Heeresflügel bald gelingen werde, die nur vorübergehend zum Zweck des Zusammen- schlusses der 1. und 2. Armee eingestellte Offensive wieder aufzunehmen und damit die nur für wenige Tage hinausgeschobene Entscheidung im Westen herbeizuführen^), hatte sich nur zu bald als trügerisch erwiesen. Der größte *) S. 408ff. — -) Band IV, S. 530. 1*