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Reichsarchiv
Der Weltkrieg
Siebenter Band
Der Weltkrieg
m4 bis J9fS
Bearbeitet im
Reichsarchiv
Die militärischen Operationen zu Lande
Siebenter Band
Verlegt bei E. G« Mittler Sc Sohn
Berlin im Jahre 1931
Die Operationen
des Jahres 1915
Die Ereignisse im ^Vinter und Frühjahr
Mit vierzig Rarten
und Skizzen
Verlegt bei E. G. Mittler öc Sohn
Berlin im Jahre 1951
■
Cf ■ iszf
Alle Rechte aus dem Gesetze vom Juni J?0J
sowie das Übersetzungsrecht sind vorbehalten
Copyright 1931 by E. S. Mittler & Sohn, Berlin
Einführung zum siebenten Band.
Der vorliegende VII. Band schildert die militärischen Operationen
des Winters und Frühjahrs 1915.
Um den Umfang des Gesamtwerkes „Der Weltkrieg 1914—1918" in
angemessenen Grenzen zu halten, war strenge Beschränkung auf das Wesent-
liche unabweisbare Notwendigkeit. Die Darstellung ist bestrebt gewesen,
unter Ausscheidung weniger wichtiger Vorgänge vor allem die großen
Linien der Entwicklung des kriegerischen Geschehens, sowohl der operativen
Kriegführung als auch der Vorgänge an den Kampffronten, zur Anschauung
zu bringen. Während die Schilderung der Ereignisse der ersten fünf Kriegs-
monate bei dem überaus wechselvollen Verlause des Bewegungskrieges in
West und Ost nicht weniger als sechs Bände umfaßte, sollen die militäri-
schen Operationen des ganzen Kriegsjahres 1915, die nur noch im Osten
Bewegung, im Westen aber den reinen Stellungskrieg zeigen, in drei
Bänden dargestellt werden. Die Vorgänge der Kriegsjahre 1916 und 1917
werden voraussichtlich noch wesentlich kürzer geschildert werden können,
während dem für den Kriegsausgang so bedeutsamen Jahre 1918 wieder
ein breiterer Raum gewährt werden soll.
Die Entschließungen der Obersten Heeresleitung sind im Winter und
Frühjahr 1915 wesentlich von der Entwicklung der politischen Vorgänge,
insbesondere von den Verhandlungen der Mittelmächte mit Italien, be-
einflußt worden. !lm die Beweggründe der Kriegführung verständlich zu
machen, war es daher notwendig, aus diese Verhandlungen einzugehen,
indessen nur insoweit, als die Oberste Heeresleitung an ihnen beteiligt war.
Die Darstellung erhebt nicht den Anspruch aus lückenlose Schilderung der
politischen Vorgänge jener Zeit, sie ist nur ein Teilausschnitt aus
der Gesamthandlung, der naturgemäß den Gedankengängen und Beweg-
gründen der politischen Führung nicht immer voll Rechnung tragen kann.
An diesem Verfahren wird auch in den späteren Veröffentlichungen des
Reichsarchivs festgehalten werden müssen.
VI
Einführung zum siebenten Band.
Die im vorliegenden Band VII und dem in Bälde erscheinenden
Band VIII geschilderte große Offensive im Osten bildet ein einheitliches
Ganzes; der Rückblick auf den ganzen Zeitraum wird daher an den Schluß
des VIII. Bandes gesetzt werden. Die Arbeiten Haben auch diesmal seitens
des Kriegsarchivs in Wien wertvolle Unterstützung erfahren, für die das
Reichsarchiv aufrichtig dankt.
Die Historische Kommission hat Herrn Generalmajor a. D. Rudolf
v. Borries in Potsdam und Herrn Dr. phil. Hans Rothfels, ordentlichen
Professor der Geschichte an der Universität Königsberg i. Pr., mit der
Prüfung des VII. Bandes beauftragt. Das Reichsarchiv sagt beiden
Berichterstattern seinen besonderen Dank.
Inhaltsverzeichnis.
Die Operationen des Jahres 1915.
Die Ereignisse im Winter und Frühjahr.
Seite
I. Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung
im Januar 1915.................................................... 1
XL Der Feldzug im Westen bis Mitte April1915 . . . . 16
1. Erwägungen und Maßnahmen der deutschen Obersten Heeresleitung . 16
2. Die Kampfvorgänge an der Westfront bis Mitte Februar 1915 ... 21
3. Die französische und englische Heerführung Ansang 1915....... 35
4. Der Höhepunkt der Winterschlacht in der Champagne von Mitte
Februar bis Mitte März 1915.................................. 41
5. Die Kämpfe an der übrigen Westfront von Mitte Februar bis Mitte
März 1915........................................................... 54
6. Die Rückkehr der deutschen Obersten Heeresleitung auf den West-
kriegsschauplatz ............ . ......................... 62
7. Die Abwehrkämpfe von Mitte März bis Mitte April 1915......... 63
III. Die Feldzüge im Osten bis zum Frühjahr 1915 ... 74
A. Die Kämpfe an der österreichisch-ungarischen Front bis Mitte
April 1915.......................................................... 74
1. Die Bildung der deutschen Südarmee im Januar 1915................ 74
2. Die Karpatenschlacht............................................. 84
a) Die Ereignisse bis zum Einsatz der Südarmee vom 1. bis
23. Januar 1915............................................... 84
b) Die Karpaten-Offensive bis zum 5. Februar 1915......... 89
c) Die Fortsetzung der Operationen bis Ende Februar 1915 ... 103
d) Die letzten Versuche zum Entsatz von Przemysl...........116
e) Die Ereignisse an der Karpaten-Front nach dem Fall von
Przemysl bis Mitte April 1915.................................125
3. Die Vorgänge auf dem linken Heeresflügel nördlich der Weichsel . 133
4. Die russische Oberste Heeresleitung und die Operationen der Süd-
westfront bis Mitte April 1915................................. 136
5. Betrachtungen....................................................148
B. Die Kämpfe an der deutschen Ostfront bis Ende April 1915 ... 153
1. Der Einsatz der neuen Korps in Ostpreußen.................153
2. Kämpfe an den Nebenfronten bis Anfang Februar 1915......161
a) In Westpolen.................................................161
b) In West- und Ostpreußen......................................169
VIII
Inhaltsverzeichnis.
Seite
3. Die Winterschlacht in Masuren..................................172
a) Vorbereitungen, Aufmarsch und Anlage der Schlacht...........172
b) Die Kämpfe der 8. Armee um den Piffeck-Abschnitt am 7. und
8. Februar 1915. ..................................179
c) Vormarsch und Schwenkung der 10. Armee vom 8. bis
10. Februar 1915............................................182
d) Der Kamps der 8. Armee um die Seenschranke Najgrod—Lyck
vom 9. bis 14. Februar 1915...............................197
e) Der Stoß der 10. Armee nach Süden vom 11. bis
14. Februar 1915............................................206
f) Der erste Einkreisungsversuch bei Augustow vom 15. bis
17. Februar 1915............................................215
g) Die Einkreisung vom 18. bis 21. Februar 1915.............227
h) Abwehr russischer Gegenangriffe durch die 10. Armee vom 22.
bis 27. Februar 1915........................................238
4. Schutz der rechten Flanke der 10. Armee................. 243
a) Angriff der 8. Armee gegen die Narew—Bobr-Linie im
Februar 1915.............................................. 243
b) Die Offensive der Armee - Abteilung Gallwitz vom 9. bis
28. Februar 1915........................................... 248
5. Neuer Entschluß des Oberbefehlshabers Ost (22.bis 27. Februar 1915) 257
6. Die Operationen der russischen Nordwestfront................260
7. Betrachtungen...................................................268
8. Die abschließenden Kämpfe an der deutschen Ostfront von Ende
Februar bis Ende April 1915.....................................276
a) Die Absichten des Oberbefehlshabers Ost.....................276
b) Die Kämpfe der 10. Armee im März und April 1915 .... 277
c) Die Kämpfe an der ostpreußischen Südfront von Anfang März
bis Ende April 1915....................................... . 285
d) Die 9. Armee im März und April 1915.......................292
9. Der Oberbefehlshaber Ost im April 1915........................295
10. Die Operationen der Nüssen im März und April 1915.............297
IV. Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn . . 301
A. Die Schaffung einer neuen Heeresreserve............................301
B. Erwägungen für einen kriegsentscheidenden Durchbruch im Westen 307
6. Die politische Lage und ihr Einfluß auf die militärischen Ent-
schließungen ..........................................................323
1. Bis zum Dardanellen-Angriff.....................................323
2. Bis zum Einsatz der deutschen Leeresreserven im Osten...........334
Inhaltsverzeichnis.
IX
Seite
Y. Der Feldzug in Galizien bis Mitte Mai 1915 .... 346
A. Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorliee-Tarnow..................346
B. Die Durchbruchsschlacht von Gorliee..............................367
1. Die Vorbereitungen für die Schlacht..........................367
2. Die Schlacht von Gorliee bis zum Mittag des 5. Mai 1915 ... 378
a) Der Durchbruch der 11. Armee am 2. Mai 1915..............378
b) Die Kämpfe der österreichisch-ungarischen 4. und 3. Armee am
2. Mai 1915 .............................................387
c) Fortgang der Durchbruchsschlacht am 3. Mai 1915..........389
d) Die Vollendung des Durchbruchs..........................398
e) Der Feind.................................................. 401
3. Die operative Auswirkung des Durchbruchs von Gorliee vom
5. bis 10. Mai 1915...........................................403
a) Vorgehen bis zur Jasiolka am 5. und 6. Mai 1915...........403
b) Vorstoß zum Wislok am 7. Mai 1915........................408
c) §>arte Kämpfe am Wislok am 8. und 9. Mai 1915............411
d) Vormarsch über die Brzezanka am 10. Mai 1915............416
4. Die Verfolgung bis zum San vom 11. bis 13. Mai 1915..........419
a) Operative Erwägungen.....................................419
b) Die Verfolgung am 11. Mai 1915...........................422
c) Zusammenschieben der 11. Armee auf Iaroslau am 12. Mai 1915 424
d) Aufmarsch gegen die russische San-Front am 13. Mai 1915 . . 426
5. Die Ereignisse an den Anschlußfronten bis Mitte Mai 1915 . . . 428
a) Die Vorgänge südlich des Dniester und in den Karpaten . . . 428
b) Die Front zwischen Weichsel und Piliea..................433
6. Die russische Führung vom 5. bis 13. Mai 1915................434
7. Betrachtungen........................................ 437
Anlagen.
Anlage 1: Truppenübersichten............................... 445
Anlage 2: Quellennachweis ................................. 473
Personenverzeichnis........................................ 477
Truppenverzeichnis.......................................... 484
X
Inhaltsverzeichnis.
Narren und Skizzen.
Die Karten und Skizzen befinden sich in der Kartentasche am Schluß des Bandes.
A. Kriegsleitung.
Nr. 1. Karte 1:10 200 000. D i e Kriegsschauplätze der Mittelmächte
im Frühjahr 1915.
B. Westen.
Nr. 2. Karte 1:1 000000. Die Front gegen Frankreich am 12. April 1915.
Nr. 3. Karte 1:300000. Die Westfront bei Beginn des Jahres 1915.
Abschnitt der deutschen 4. und 6. Armee.
Nr. 4. Karte 1:300000. Die Westfront bei Beginn des Jahres 1915.
Abschnitt der deutschen 2., 1. und 7. Armee.
Nr. 5. Karte 1:300000. Die Westfront bei Beginn des Jahres 1915.
Abschnitt der deutschen 3. und 5. Armee.
Nr. 6. Karte 1 :80 000. DieWinterschlacht in derChampagne. Stand
am 17. Februar 1915.
Nr. 7. Karte 1:300 000. Die Westfront bei Beginn des Jahres 1915.
Abschnitt der Armee- Abteilung Strantz.
Nr. 8. Karte 1:300 000. D i e W e st fr o n t i m F r ü h j a h r 1915. Abschnitt
der Armee-Abteilungen Falkenhausen und Gaede.
a) Skizze. Die Winterschlacht in der Champagne. Kräfte-
verteilung bei Beginn der Schlacht.
b) Skizze. Die Kräfteverteilung zwischen Perthes und der
Beausöjour Fme. am 24. Februar.
c) Skizze. D i e Winterschlacht in der Champagne. Kräfte-
verteilung am 11. März.
ä) Skizze. DieKämpfe beiSoissons vom 12. bis 14. Januar 1915.
e) Skizze. Die Kämpfe am Chemin des Dames am 25. und
26. Januar 1915.
f) Skizze. D i e Kämpfe des XVI. Armeekorps in denArgonnen.
Januar bis April 1915.
g) Skizze. Die Kämpfe an der Combres-Löhe vom Februar
bis April 1915.
h) Skizze. D i e Schlacht bei Neuve Chapelle. Stand am
10. März 1915.
C. Osten.
Nr. 9. Karte 1:2 000 000. D i e Front gegen Nußland am 7. Fe-
bruar 1915.
Nr. 10. Karte 1:750 000. Die Karpatenschlacht. Die österreichisch-
unga rische 3. und die deutscheSüdarmee vom 23. Januar
bis 5. Februar 1915.
Inhaltsverzeichnis.
XI
Nr. 11. Karte 1:400 000. Die Winterschlacht in Masuren. Auf-
marsch und Vormarsch der 10. Armee vom 7. bis 14. F e -
b r u a r 1915.
Nr. 12. Karte 1:400000. Die Winterschlacht in Masuren. Die
8. Armee vom 7. bis 14. Februar und die Einkreisung
bei Augustow bis zum 17. Februar 1915.
Nr. 13. Karte 1:400 000. Die Armee-Abteilung Gallwitz vom 9. Fe-
bruar bis 13. März 1915.
Nr. 14. Karte 1:2 O00 O0O. Die Front gegen Nußland am 26. Fe-
bruar 1915.
Nr. 15. Karte 1:750 000. Die Karpatenschlacht. Die österreichisch-
ungarische 2., 3. und d i e deutsche Südarmee vom
16. Februar bis Anfang April 1915.
Nr. 16. Die Durchbruchsschlacht von Gorliee. Die Operationen
vom 2. bis 13. Mai 1915.
Nr. 17. Karte 1:75006. Die Durchbruchsschlacht von Gorliee vom
2. bis 4. Mai 1915.
Nr. 18. Karte 1:2 000 000. Die Front gegen Nußland am 26. April
1915 und am 13. Mai 1915.
1) Skizze. Die Winterschlacht in Masuren. Das Ende der
Einkreisung vom 17. bis 22. Februar 1915.
1^) Skizze. Der Vorstoß auf Przasnysz vom 18. bis 25. Fe-
bruar 1915.
I) Skizze. Der Rückzug von Przasnysz vom 25. bis 28. Fe-
bruar 1915.
m) Skizze. Der Vorstoß auf Przasnysz vom 9. bis 13. März 1915.
n) Skizze. Die deutsche 9. Armee am 10. Januar 1915.
o) Skizze. Der Angriff der Gruppe Frommel im März 1915.
p) Skizze. D i e österreichisch- ungarische Front in den Kar-
paten vom 1. bis 23. Januar 1915.
q) Skizze. D i e österreichisch- ungarische 4. Armee am: 23. Ja-
nuar 1915, 5. Februar 1915, 26. Februar 1915, 6. April 1915.
r) Skizze. Die ö st erreich isch-ungarische ArmeegruppePfla nzer-
Baltin am 23. Januar und 5. Februar 1915.
s) Skizze. Die österreichisch-ungarischeArmeegruppePflanzer-
Baltin am 26. Februar und 6. April 1915.
t) Skizze. DieArmee-AbteilungGallwitz. Kräfteverteilung
a m 23. März 1915.
u) Skizze. D i e deutsche 10. Armee vom 8. bis 12. März 1915.
v) Skizze. D i e deutsche 10. Armee vom 23. bis 27. März 1915.
w) Skizze. D i e deutsche 8. Armee am 5. März 1915.
XII
Inhaltsverzeichnis.
Anmerkungen zu den darren und Skizzen.
1. Das Gelände ist nur dort genauer wiedergegeben, wo es zum Verständnis
der taktischen Hergänge von Bedeutung erschien.
2. Für die Truppenbezeichnungen gilt folgendes: Korpsnummern sind in
römischen, Armee-, Divisions- und Brigadenummern mit arabischen Ziffern wieder-
gegeben; dabei sind Armeen, Divisionen und Brigaden nur durch die Größe der
Ziffern unterschieden.
3. Verzeichnis der gebrauchten Abkürzungen:
O. H. L........— Oberste Leeresleitung,
Gr. H. Qu......= GroßesHauptquartier,
H. Q.............. = Hauptquartier,
0. B. Ost....— Oberbefehlshaber Ost,
Gen.-Gov.......= Generalgouvernement,
Br.., Exped. K.. = BritischesExpeditions-
korps,
Heeresgr.,H.Gr. ----- Heeresgruppe,
A..............= Armee,
A. A...........----- Armeeabteilung,
K..............----- Armeekorps,
K. K...........----- Kavalleriekorps,
Gr.............= Gruppe,
H. K. K......— Höherer Kavallerie-
Kommandeur,
Gr. 91. Dn.....= Gruppe Reserve-Divi-
sionen,
Div., D........= Division,
Brig., Br., B.. .-^Brigade,
Abschn., A....----- Abschnitt,
Seet...........----- Seeteur,
Abt............------ Abteilung,
Det............== Detachement.
Regt., R.......----- Regiment,
1. R.........---- Infanterie-Regiment,
Gr. R., Gr. 8 ... ----- Grenadier-Regiment,
Gr. 9 (auf Karte 15) = Gros der 9. Division,
Btl............----- Bataillon,
G. Sch.........----- Garde-Schützen-
Bataillon,
Iäg., Ig.......------ Jäger-Bataillon,
F..............----Füsilier-Bataillon,
3 — 2 — 1......= 3 Bataillone, 2 Schwa-
dronen, 1 Batterie.
I. , Inf.....--- Infanterie,
Kav., K........= Kavallerie,
M. (bei öfter. Artl.) ----- Motor,
Mar., M.............= Marine,
Res., R........----- Reserve,
Ldw., L.......----- Landwehr,
Ldst., Lst.....--- Landsturm,
Ers., E.........-- Ersatz,
G.(bei Feldartl.) --- Gebirgs-,
G.................— Garde,
Gr..........------ Grenadier,
Sch...............= Schützen,
Fstg...............= Festung,
Fst. K..........--- Festungskanonen,
K., Ks., Kos....---- Kosaken,
Kol.............--- Kolonial,
T. (beiFranzosen)^- Territorial,
Prov...........---- provisorisch,
selbst........-- selbständig,
Kb., komb......----- kombinierte,
zusg., zgs., zus. .. --- zusammengesetzt,
Tle...............= Teile,
verst..........--- verstärkt.
G. d. I.........---- General derInfanterie
G. d. A..........= General der Artillerie^
Glt.............--- Generalleutnant,
Gmj.............--- Generalmajor.
Bayer., 4.d.-----= bayerisch,
Besk........................----- Beskidenkorps,
Brit.......----- britisch,
D. Kos.............— Don-Kosaken,
finnl.............. finnländisch,
Ind..........----- Indisches,
saut, 2. k......— kaukasisch,
Kol..........------ Kolonial,
ö. u., österr.-ung., k.u.k.—- österreichisch-unga-
rische Truppen,
Pol...........----- Polnisch,
Inhaltsverzeichnis.
XIII
sib.,1.6.......-- sibirisch,
VI. t...........— turkestanisch,
Tsch.............= Tscherkess- und Tsche-
tschensk-Reiter,
Ass............= ussurische.
Alex..............= Kaiser Alexander
Garde -- Grenadier -Re-
giment Nr. 1,
Aug.............---- Königin Augusta
Garde - Grenadier-Re-
giment Nr. 4,
B. (öfter.).....= Abteilung Benigni,
Br. Gr.............= Brigade Griepenkerl.
Br................= Division Breugel,
Lst. B............= Landsturm - Abteilung
Baemeister,
Dieff.............— Division Dieffenbach,
Elis...............= Königin Elisabeth
Garde - Grenadier-Re-
giment Nr. 3,
Es.............— Abteilung Esebeck,
Frz...............— Kaiser Franz Garde-
Grenadier - Regiment
Nr. 2,
Fö...............^ Abteilung Förster,
L.......... .--- Korps Losmann,
Kb. 5^.........= kombiniertes Korps
Kneußl,
Lah..............= Lahore-Division,
M. (öfter.)....--- Gruppe Marschall,
M............... = Division Menges,
Pf. (öfter.)...= Pflanzer-Baltin,
Pf. (bei A. A. Gallwitz)— Brigade Pfeil,
Pl..............— Detachement Plantier,
Richth..........= Korps Richthofen,
Sch...............-- Korps Schmidt,
Schr............= Abteilung Schreitter,
Sz...............= Gruppe Szurmay,
W. (bei A.A. Gallwitz)^ Division Wernitz,
W., Westhgn. (bei 9. Armee --- Abteilung)
Westernhagen,
W ........... = Armee-Abteilung Woyrsch.
Die Operationen des Iahres J9J5
Die Ereignisse im Winter und Frühjahr
I. Die Frage des Schwerpunktes der Stiege
führung im Januar J9JS.
Karte 1.
Auf keinem der Kriegsschauplätze, weder im Westen noch im Osten,
war während der Sommer- und Herbstfeldzüge des Jahres 1914 eine Ent-
scheidung gefallen. Die ersten Kriegspläne sowohl der Mittelmächte wie
ihrer Gegner waren gescheitert. Auf allen Fronten war ein Kräfteausgleich
eingetreten, die Operationen waren zum Stillstände gekommen. Wenngleich
es den deutschen Heeren gelungen war, bis auf kleine Gebietsteile im süd-
lichen Elsaß und in Ostpreußen den deutschen Boden vom Feinde zu be-
freien, den Krieg sogar weit in dessen Gebiete zu tragen und wirtschaftlich
wertvolle Landstrecken in Besitz zu nehmen, so stand diesem Vorteil doch
der sich immer enger um die Mittelmächte schließende Ring der Blockade
als überaus ernste Gefahr gegenüber. Die Türkei war zwar auf seiten der
Mittelmächte in den Krieg eingetreten, die Frage der Herstellung gesicherter
Verbindung mit dem neuen Verbündeten harrte indes immer noch der
Lösung, Serbien war nicht niedergeworfen, Bulgarien den Mittelmächten
nicht gewonnen und Rumänien nicht geneigt, die für die Türkei bestimmten
Munitionstransporte durchzulassen.
Angesichts dieser Lage konnte das Verhalten der Neutralen von ent-
scheidender Bedeutung werden. Der dem Kaiser der Osmanen als deutscher
General zugeteilte Generalfeldmarschall Freiherr v. der Goltz hatte bereits
in einem Schreiben vom 14. Dezember 1914 an den Chef des Generäl-
stabes des Feldheeres betontH, daß die Entscheidung nunmehr „zum großen
Teil bei den kleinen Balkanmächten liegen" werde. Sie könnten durch
den Einsatz ihrer immerhin nicht unbedeutenden Streitkräfte das Übergewicht
auf die eine oder andere Seite bringen. Das hatten die Staatsmänner
nicht nur der Mittelmächte, sondern auch der Entente klar erkannt. So
war das Ringen aller kriegführenden Mächte um die Balkanstaaten nur zu
verständlich. Bei einem Erfolge der Entente drohte der Zusammenbruch
Österreich-Ungarns. Auf die Entschließungen der Balkanmächte war indes
nicht nur die Kriegslage von Einfluß, sondern auch die immer zweifelhafter
werdende Haltung Italiens. Immer dringlicher trat dieses mit seinen auf
erhebliche Gebietserweiterung hinzielenden 'Ansprüchen an Österreich-
Ungarns heran.
9 Band VI, <5. 417/18. — 2) Band VI, 6. 412.
t Weltkrieg. VII. Band.
1
2
Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung im Januar 1915.
Während sich zu Beginn des Krieges den Bemühungen der Mittel-
mächte um die Schaffung eines Balkanblockes gegen Rußland nicht un-
günstige Aussichten boten, hatten sich diese trotz des Eintrittes der Türkei
in den Krieg immer mehr verschlechtert. Die Mittelmächte mußten es jetzt
schon als einen Erfolg ansehen, wenn es ihnen gelang, Italien und die
Valkanstaaten neutral zu erhalten.
Am die Jahreswende begannen die politischen Fragen immer stärkeren
Einfluß auch auf die Führung der militärischen Operationen zu gewinnen.
Bereits in den Weihnachtstagen 1914 hatte der österreichisch-ungarische
Gesandte in Bukarest, Graf Czernin, bei einer Besprechung in Teschen
General v. Conrad darauf hingewiesen, daß Italien und Rumänien in den
Krieg eintreten würden, wenn die Mittelmächte bis zum Frühjahr keinen
großen Erfolg errungen hätten. Rumänien schiene seine Entschlüsse von
Italien abhängig zu machen, das „immer unverschleierter seine alten Forde-
rungen nach Abtretung österreichisch-ungarischen Gebietes geltend gemacht"
Habens. Diese Aussprache war die Veranlassung zu der Drahtung des
Generals v. Conrad an General v. Falkenhayn vom 27. Dezember 1914"),
in der er seinen früher schon erwogenen Gedanken aufs neue entwickelte,
daß „völliger Erfolg auf dem östlichen Kriegsschauplatz nach wie vor ent-
scheidend für die Gesamtlage und äußerst dringend sei". Ein solcher Erfolg
sei nur durch den Einsatz neuer deutscher Kräfte aus dem Westen oder neuer
Formationen erreichbar. „Rascher Entschluß und rasche Durchführung
unbedingt notwendig, wenn dem Eingreifen Neutraler, welches spätestens
Anfang März sicher zu erwarten ist, zuvorgekommen werden soll. Hoff-
nungen der Diplomatie auf Sprengung der Entente durch Sonderabkommen
mit einem oder anderem Teil halte ich unter gegenwärtigen Verhältnissen
und ohne einen entscheidenden Erfolg unsererseits für ganz aussichtslos."
Dieses Telegramm bewies dem deutschen Generalstabschef, daß seine
Hoffnung, die Oppelner Besprechung vom 19. Dezember 19143) habe die
über die weitere Führung des Zweifrontenkrieges bestehenden Gegensätze,
wenn auch nicht behoben, so doch einstweilen überbrückt, trügerisch war. Die
Gedankengänge des Generals v. Falkenhayn bewegten sich gerade in diesen
Tagen in völlig anderer Richtung.
Die deutsche Oberste Heeresleitung hatte von Kriegsbeginn bis zum
Abschluß des Bewegungskrieges ihre vornehmste Aufgabe darin gesehen, auf
dem westlichen Kriegsschauplatz gegen die Franzosen und Engländer mög- * 2
Band VI, S. 412.
2) Band VI, S. 360 f. Dort ist der wesentliche Inhalt des Schreibens außer
den die zukünftigen Operationen behandelnden Gedankengängen wiedergegeben.
s) Band VI, S. 354 und 419.
Gegensätze in den Ansichten über die Führung des Zweifrontenkrieges. Z
lichst schnell die Feldzugsentscheidung zu erzwingen. Hier hatte sie daher
selbst die Leitung der Operationen in die Hand genommen, während die
Führung im Osten in weitem Maße dem Ermessen des Oberbefehlshabers
Ost und dessen unmittelbaren Vereinbarungen mit der verbündeten Heeres-
leitung überlassen war. An dieser Bewertung der Bedeutung der Kriegs-
schauplätze hatte General v. Falkenhayn auch nach dem Übergänge zum
Stellungskriege im Westen beharrlich festgehalten. Cr sah in jeder Kräfte-
abgabe vom Westen nach dem Osten die Gefahr eines Abirrens vom stra-
tegischen Grundgedanken der Kriegführung. Jedenfalls durften die Streit-
kräfte im Osten, wenn überhaupt, so nur notgedrungen, auf kurze Zeit und
in dem unerläßlichen Mindestumfang verstärkt werden. Dadurch, daß das
Große Hauptquartier auf dem westlichen Kriegsschauplatz verblieb, wurde
seine Aufmerksamkeit vornehmlich durch die dortigen Ereignisse in Anspruch
genommen; das Streben, sobald als möglich einen größeren Schlag gegen
Franzosen und Engländer zu führen, beherrschte alle Gedankengänge des
verantwortlichen Leiters der Gesamtoperationen und erschwerte ihm einen
unbefangenen Überblick über die durch den Eintritt des Stellungskrieges und
die politischen Verhältnisse von Grund aus gewandelte Gesamtlage der
Mittelmächte. Der Osten war und blieb in seinen Augen Nebenkriegs-
schauplatz. Mit seiner skeptischen Auffassung über die Möglichkeit einer
Kriegsentscheidung im Osten*) stand General v. Falkenhayn in schroffem
Gegensatz zu den Ansichten des Reichskanzlers, des Oberbefehlshabers Ost
und der österreichisch-ungarischen Heeresleitung.
Am gleichen Tage, am 27. Dezember, an dem General v. Conrad dem
deutschen Generalstabschef seine Anschauungen über die weitere Führung des
Zweifrontenkrieges auseinandersetzte, hatte dieser seine Auffassung in einem
an Generalfeldmarschall v. Hindenburg gerichteten, aber nicht abgesandten
Schreiben") niedergelegt, aus dem zweifelsfrei hervorging, daß er die nächste
Offensive nicht im Osten, sondern im Westen plante, und zwar ursprünglich
spätestens Ende Januar. Hierfür hatte er nicht nur den Einsatz der in der
Heimat in der Aufstellung begriffenen neuen Formationen (XXXVTTT. bis
XXXXI. Reservekorps und 8. bayerische Reserve-Division, im ganzen
4^2: Korps) in Aussicht genommen3), sondern sogar die Rückführung von
ein bis zwei Armeekorps vom Osten nach dem westlichen Kriegsschauplatz.
Über das Ziel dieser neuen Operation im Westen bestand vorläufig noch
keine Klarheit. Bereits am 25. Dezember hatte General v. Falkenhayn
sich an seinen vertrauten Mitarbeiter, den Generalquartiermeister General-
major Wild v. Hohenborn, sowie an den Chef des Generalstabes der
H Band VI, S. 423 und 438. — 2) Band VI, S. 421 ff. — -) Band VI, S. 426.
1*
4
Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung im Januar 1915.
5. Armee, Generalmajor Schmidt v. Knobelsdorf, gewandt mit dem Er-
suchen um Vorlage von Operationsentwürfen für eine neue Offensive im
Westen, bei denen zur Voraussetzung gemacht war, daß „außer den in der
Front stehenden und zum Halten derselben nötigen Truppen sechs Armee-
korps mit reichlicher Munition zum Einsatz an beliebiger Stelle verfügbar
sein würden". Ein Zeitpunkt für den Beginn der Operation war nicht an-
gegeben.
Diese Pläne wurden in unerwarteter Weise durchkreuzt durch die
Forderung des Generals v. Conrad, den Schwerpunkt der Kriegführung
unverzüglich nach dem Osten zu verlegen. Zum Ausgleich der grundsätz-
lichen Verschiedenheit der Auffassungen schlug General v. Falkenhayn eine
nochmalige mündliche Aussprache beider Generalstabschefs vor. Sie wurde
für den 1. Januar 1915 in Berlin in Aussicht genommen.
Inzwischen hatte General v. Falkenhayn die eingeforderten Opera-
tionsentwürfe für die Offensive im Westen erhalten^). Obwohl eine Äuße-
rung über die Frage, wohin der Schwerpunkt der Kriegführung zu legen
sei, nach Westen oder nach Osten, nicht verlangt war, hatte sich General
Wild v. Hohenborn doch eingehend damit befaßt und war zu dem Ergebnis
gekommen, daß „die Entscheidung zunächst überhaupt nicht im Westen,
sondern im Osten zu suchen" sei, „wo ... noch Operationsmöglichkeit vor-
handen ist, sowohl dadurch, daß auf den Flügeln — besonders auf dem für
uns in erster Linie in Betracht kommenden Nordflügel — Freiheit der
Bewegung besteht^) als auch, weil man beim Übergang unserer dortigen
Streitkräfte zur strikten Defensive Kräfte für neue Operationen heraus-
ziehen kann, was im Westen bekanntlich nicht der Fall ist. Ferner: Im
Westen muß jede Operation mit einem nicht leichten Durchbruch beginnen,
im Osten sind die Räume für einen neuen Aufmarsch frei. Endlich: der
Russe ist trotz guter soldatischer Eigenschaften und trotz der numerischen
Überlegenheit für uns ein günstigeres Objekt als der in der Verteidigung
so hervorragend zähe Franzose und der als sehr respektabler Gegner er-
fundene Engländer. Dazu das Übergewicht, das uns im Osten die Be-
nutzung unseres Vahnnetzes gegenüber dem der Russen gibt, im Gegensatz
zum Westen, wo die Verhältnisse umgekehrt liegen. D e r O st e n i st
also zur Zeit militärisch brauchbarer als der Westen."
Von der günstigen Gestaltung der Kriegslage im Osten sei aber auch das * 2
!) Näheres vgl. S. 16 f.
2) In seiner Denkschrift hatte General v. Wild hier folgende Anmerkung ge-
macht: „Ob das noch lange der Fall ist, ist nach neuesten Meldungen allerdings frag-
lich. Die jetzt gemeldete Befestigung der Linie Pultusk—Plozk würde recht störend
sein."
Operationsentwürfe für eine Offensive im Westen.
5
Durchhalten Österreich-Ungarns und der Türkei sowie die Entwicklung der
Dinge auf dem Balkan abhängig. Man müsse hiernach zu dem Ergebnis
kommen: „Im Osten scheint es militärisch leichter und ist es politisch zwin-
gender, bald zur Entscheidung zu kommen als im Westen." Dem stehe aller-
dings gegenüber, daß mit einer großen Frühjahrsverstärkung des englisch-
französischen Heeres zu rechnen sei, während Rußland sich „in absehbarer
Zeit militärisch nicht wesentlich kräftigen" werde. Dieser Umstand spräche
scheinbar dafür, zunächst im Westen zu schlagen. Trotzdem wären die mili-
tärischen und politischen Gründe, die man für den Osten anführen müsse,
so schwerwiegend, daß der Einsatz der demnächst verfügbaren 4yz Korps
— „soweit sich die Verhältnisse heute übersehen lassen" — dort baldmög-
lichst erfolgen müsse; alle Erörterungen über etwaige Operationen im Westen
seien daher „mehr akademischen Charakters"^).
Aus den Randbemerkungen des Generals v. Falkenhayn zu diesem
Bericht war ersichtlich, daß er an seiner bisherigen Auffassung, daß „wir
ein völliges militärisches Niederwerfen Rußlands nie erreichen" würden,
nach wie vor festhielt. Eine Äußerung des Generals v.Wild gegenüber
einem Generalstabsoffizier der Obersten Heeresleitung am 30. Dezember
ließ erkennen, daß General v. Falkenhayn vor Antritt seiner Reise nach
Berlin „so gut wie entschlossen war, den nächsten Schlag im Westen zu
führen". Als Zeitpunkt hierfür war nunmehr der Februar in Aussicht
genommen, um den Neuformationen noch Zeit für die Ausbildung zu lassen.
Nach der Abreise des Generals v. Falkenhayn nach Berlin erfuhr
der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg von dessen Absicht einer Offen-
sive im Westen unter Einsatz der neugebildeten Heeresreserve. Da er
aus den gleichen Gründen wie die Führer im Osten, insbesondere auch
mit Rücksicht auf die Haltung Italiens und Rumäniens, eine baldige
Kriegsentscheidung im Osten für das dringendste Gebot der Lage hielt, ent-
schloß er sich, bei einem Vortrage beim Kaiser am 2. Januar im Großen
Hauptquartier unter Berufung auf das Arteil der militärischen Führer im
Osten die Enthebung des Generals v. Falkenhayn von seiner Stellung als
Chef des Generalstabes des Feldheeres und seinen Ersatz durch General
Ludendorff zu beantragen. Eine solche Regelung dieser bedeutsamen Per-
sonalsrage erschien auch aus staatsrechtlichen Gründen notwendig, da durch
die Vereinigung der Ämter des Generalstabschefs und des Kriegsministers
in einer Person bei der Verantwortlichkeit des letzteren gegenüber dem
Reichstage Konflikte mit diesem hinsichtlich der Führung der Operationen
möglich waren"). Der Kaiser, der vom Chef des Militärkabinetts, General
0 Vgl. S. 16. — 2) Auch von parlamentarischer Seite war hierauf hingewiesen
worden.
H Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung im Januar 1915.
der Infanterie Frei Herrn v. LynÄer, in entgegengesetztem Sinne beraten
war1), lehnte indessen den Antrag des Reichskanzlers ab.
Inzwischen hatte am 1. Januar 1915 die Besprechung in Berlin statt-
gefunden, an der zunächst nur die beiden Generalstabschefs der verbündeten
Heere mit ihren nächsten Mitarbeitern teilnahmen. Einleitend bemerkte
General v. Falkenhayn, daß es unmöglich sei, die Westfront zugunsten
des Ostens noch weiter zu schwächen, da dort doppelte Übermacht gegen-
überstünde. Die Neuformationen würden erst im Februar verwendungs-
bereit sein, er Plane, sie im Westen einzusehen. Im Anschluß hieran kam
es zwischen beiden Generalstabschefs zu einer lebhaften Aussprache über
die Frage des zukünftigen Schwerpunktes der Kriegführung, ohne daß es
gelang, einen Ausgleich der bestehenden Gegensätze herbeizuführen. Wäh-
rend einer gegen Mittag eingelegten Pause hatte General v. Falkenhayn
eine kurze Unterredung mit dem gleichfalls nach Berlin berufenen Chef des
Generalstabes des Oberbefehlshabers Ost, General Ludendorff. Hierbei
sprach sich dieser im Aufträge des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg für
die Herbeiführung der Kriegsentscheidung im Osten, und zwar durch eine
Offensive aus der ostpreußischen Front, aus und erbat hierfür den Einsatz
nicht nur der Neuformationen, sondern auch aller im Westen irgend ent-
behrlichen Kräfte. General v. Falkenhayn erwiderte, es sei ausgeschlossen,
noch irgendwelche Kräfte der Westfront dem Osten zuzuführen. Daraufhin
wurde die ünterredung der beiden Generalstabschess in Gegenwart des
Generals Ludendorff fortgesetzt. General v. Conrad brachte das Gespräch
auf die Frage des Einsatzes der deutschen Neuformationen, ob im Westen
oder Osten. General v. Falkenhayn erklärte nunmehr, sich jetzt noch nicht
in dieser Frage festlegen zu können; sie sei erst in etwa drei Wochen
spruchreif. Je nach der Forderung der Lage zu diesem Zeitpunkt werde er
die Neuformationen ebenso gerne „nach der einen wie nach der anderen
Richtung" einsetzen^). Zu dem Verlaus der Besprechung äußerte sich General
Ludendorff in einer Zuschrift an das Reichsarchiv vom 12. Juni 1930 dahin,
daß er bei der Aussprache seitens des Generals v. Falkenhayn keine Ent-
scheidung über die Frage des Einsatzes der Verstärkungen im Westen oder
im Osten habe herbeiführen können. „Soweit ich mich entsinne, be-
kam ich keine klare Antwort, auch späterhin behandelte Falkenhayn im Bei-
sein von Conrad alles dilatorisch. Das Ganze war unerfreulich und be-
deutungslos. Cs war ein Kampf gegen vorgefaßte Meinungen. Wenn
Conrad Falkenhayn mißverstand, so ist es möglich, denn Klarheit fehlte." i)
i) Band VI, S. 415/16. — 2) Näheres S. 76.
Das Ergebnis der Berliner Beratung vom 1. Januar 1915.
7
General v. Falkenhayn faßte das Ergebnis der Berliner Beratung
am 2. Januar in einem Telegramm an den österreichisch-ungarischen General-
stabschef folgendermaßen zusammen: „S. M. haben sich mit meiner Euer
Exzellenz mündlich vorgetragenen Stellungnahme einverstanden erklärt. Ab-
gabe von Kräften vom West- zum Ostkriegsschauplah zur Zeit unmöglich.
Ob die in Neubildung begriffenen Verbände Anfang Februar im Osten ein-
gesetzt werden können, ist jetzt noch nicht zu entscheiden. Entscheidung hier-
über in etwa drei Wochen hängt von dann bestehender allgemeiner Lage
ab ..." Im gleichen Sinne wurde tags darauf an den Oberbefehlshaber Ost
gedrahtet. In diesem Telegramm hieß es weiter: „Werden die Neubildungen
dem Osten überwiesen, so kommt dies dem Verzicht auf jede offensive Be-
tätigung im Westen für absehbare Zeit mit allen seinen ernsten Folgen
gleich, was auch dort nicht aus den Augen verloren werden darf. Daß
eine unmittelbare Stützung der Mitte oder des rechten Flügels der öster-
reichischen Armee durch deutsche Truppen möglicherweise nötig sein wird,
läßt sich freilich nicht bestreiten. Gegenwärtig liegt diese Notwendigkeit
jedoch nach den Versicherungen und Zusagen des Generals v. Conrad noch
nicht vor, und ohne zwingende Gründe wird sich niemand dazu ent-
schließen .. ."1).
Äber das Ergebnis der Beratungen berichtete General v. Conrad nach
seiner Rückkehr nach Teschen an den ihm befreundeten Generaladjutanten
des Kaisers Franz Joseph und Chef der Militärkanzlei, Baron Bolfras:
„Falkenhayn äußerte, es sei ihm gleich, wo der Erfolg errungen werde, ob
im Osten oder Westen, wenn er nur überhaupt errungen wird. Cr sei voll-
kommen bereit, die Neuformationen auch im Osten einzusetzen, und zwar
selbst in den Karpaten^), wenn es die Lage erfordern sollte..." Weiter
hieß es in diesem Briese: „Eine große Schwierigkeit liegt in der
Rivalität zwischen dem Deutschen Kaiser mit Falkenhayn als Feldherrn
im Westen und Hindenburg mit Ludendorff als Feldherrn im Osten. Wäre
der Deutsche Kaiser in Berlin, so läge die Sache leichter. Aber ich glaube,
daß in einer so ernsten Zeit alle persönlichen Aspirationen zurückzutreten
Haben. Erschiene es aber möglich, Kaiser Wilhelm nach Berlin zu bringen
als Leiter sowohl des West- wie des Ostheeres, so erschiene mir dies vor-
teilhaft." Freilich hatte General v. Conrad hierbei sogleich den Sonder- 2
1) Näheres S. 77.
2) Hier liegt ein Mißverständnis des Generals v. Conrad vor. General
v. Falkenhayn hat bei der Bereitwilligkeit, Kräfte nötigenfalls in den Karpaten
einzusetzen, nicht an deutsche Neuformationen oder Kräfte des westlichen Kriegsschau-
platzes, sondern nur an entbehrliche Kräfte aus dem Bereich des Oberbefehlshabers
Ost gedacht.
8
Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung im Januar 1915.
standpunkt des Verbündeten geltend gemacht: „Niemals dürfen ihm jedoch
die österreichisch-ungarischen Armeen unterstellt werden, das wäre nicht nur
aus nationalen und dynastischen, sondern auch aus politischen und opera-
tiven Gründen ganz unzulässig. Wir würden dann jede Freiheit des
Handelns verlieren und wären auf Gnade und Angnade ausgeliefert."
Tags daraus, am 4. Januar, erhielt General v. Conrad einen Bericht
des österreichisch-ungarischen Militärattaches in Rom, aus dem hervor-
ging, daß Italien alle Vorbereitungen zum Eintritt in den Krieg gegen
Österreich-Angarn und Deutschland treffe; die militärische Bereitschaft
Italiens erreiche Ende März ihren Höhepunkt; die Armee sei aber auch
schon Ende Januar bereit. Fast gleichzeitig erhielt General v. Conrad
auch von dem österreichisch-ungarischen Minister des Äußern, Grafen
Berchtold, ein Telegramm, in dem er die Angaben des Militärattaches
bestätigte und aus die große Bedeutung hinwies, die bei dieser Lage mili-
tärische Erfolge haben würden. Diese ernsten Nachrichten über die Haltung
Italiens waren es, die in General v. Conrad den Entschluß reifen ließen,
aus den mittleren Karpaten zu einer größeren Offensive zu schreiten.
Anter ausführlicher Darlegung der Verhältnisses beantragte er am
6. Januar bei der deutschen Obersten Heeresleitung und beim Oberbefehls-
haber Ost den Abtransport von vier bis fünf Divisionen nach den Kar-
paten. General v. Falkenhayn vermochte sich indes der Auffasiung des
Generals v. Conrad zunächst nicht anzuschließen. Aus der Anfrage, die er
noch am gleichen Tage nach Teschen richtete, ging wieder der große Gegen-
satz hervor, der zwischen beiden Generalstabschefs in den Anschauungen
über die Gesamtkriegsührung bestand. „Rumäniens Haltung", — so drah-
tete General v. Falkenhayn — „Losschlagen Bulgariens und die außer-
ordentlich wichtige Herstellung einer Verbindung mit der Türkei ist aus-
schließlich von Lage in Serbien abhängig. Wäre es demgegenüber nicht
angezeigt, wenn man sich einmal zur Abzweigung von Kräften der 9. Armee
entschließen sollte, sie eher gegen Serbien als in Karpaten einzusetzen?"
Aber diese Anfrage enthielt noch einen weiteren bedeutsamen Hinweis:
„Nach Ansicht deutscher Diplomatie wird Italien nur durch schleunigste
Befriedigung seiner Wünsche, nicht durch Zurückdrängen der Russen aus
Karpaten nach Galizien ruhig zu halten sein..?)"
i) Näheres hierüber sowie über die Entschließung des Oberbefehlshabers Ost
vgl. S. 76 ff. — i) 2) Bereits am 9. August 1914 hatte Generaloberst v. Moltke auf die
Bitte General v. Conrads, deutsche Formationen zur Grenzsicherung gegen Italien
zur Verfügung zu stellen, dieses abgelehnt und Österreich-Angarn auf den Weg der
diplomatischen Verhandlungen zwecks Befriedigung etwaiger italienischer Forderun-
gen verwiesen.
Stellungnahme des Generalquartiermeisters zu den Conradschen Plänen. 9
Diese Darlegungen riefen den lebhaften Widerspruch des Generals
v. Conrad hervor: „An Vefriedigung der Wünsche Italiens" — so drahtete
er am 7. Januar nach Mezisres zurück — „und gar in weitgehendem Maße
ist nicht zu denken. Viel wichtiger erscheint mir Vefriedigung Frankreichs
für Sprengung feindlichen Bündnisses. Ganze politische Lage namentlich
im Osten und am Balkan nur von militärischer Lage gegenüber Rußland
abhängig. Ohne entscheidenden Erfolg gegen Rußland ist selbst größter
Erfolg in Serbien wirkungslos." Inzwischen hatte auch der durch General
v. Conrad über die Absichten der österreichisch-ungarischen Heeresleitung
unterichtete Oberbefehlshaber Ost vorgeschlagen, im Sinne des Conradschen
Planes deutsche Truppen in die Karpaten zu entsenden.
Am gleichen Tage, am 7. Januar, sprach sich auch der Generalquartier-
meister, General Wild v. Hohenborn, durch General v. Falkenhayn zur
Stellungnahme aufgefordert, in der Frage des Schwerpunktes der Krieg-
führung für die Vorschläge der Führer im Osten aus. In einer für
General v. Falkenhayn niedergeschriebenen Beurteilung der Lage führte
er aus, die Operation der 9. Armee in Polen habe sich „festgefahren", auf
weitere größere Erfolge sei dort nicht mehr zu rechnen. Cs sei zweckmäßig,
„derartige unfruchtbare Lagen aufzulösen ... Daß wir Leben in die Lage
im Osten bringen können, steht fest. Wir können, zur strikten Defensive
übergehend, erhebliche Kräfte aus der 9. Armee herausziehen und ander-
weitig verwenden. Cs fragt sich nur wie?
1. Am wirksamsten ist Offensive nach Serbien mit allen ihren be-
kannten Folgen . . . aber wir haben zur Zeit nicht genügend Kräfte für
Serbien frei, ungenügende wollen wir dort nicht hasardieren. Bleibt
nur der Verzicht auf diese Operation...
2. Annahme des Vorschlages des Oberkommandierenden Ost ... Ich
glaube, daß die Operation überraschend ausgeführt werden kann, d a ß s i e
politisch in mehrfacher Hinsicht ausgezeichnet wirkt,
und daß sie — das ist die Hauptsache — militärisch einen Amschwung
herbeiführen kann. Cs ist nicht ausgeschlossen, daß sie den russischen
Südflügel hinter die Weichsel zwingt ...
3. Verwendung der freien Kräfte der 9. Armee in Ostpreußen. Das
ist sicher, das ostpreußische Land bekämen wir frei, und dieser Erfolg wäre
groß..., aber die Operation verlangt eigentlich mehr Kraft.
4. Erst Ostpreußen, keine Verfolgung weiterer Ziele dort, Beschrän-
kung auf Säuberung des Landes, und dann Herumwerfen der entbehrlichen
Kräfte in die Karpaten zu der Operation ad 2 ...
Roch ein Gesichtspunkt kommt bei der Wahl der Operation in
Betracht: Ich habe die feste Überzeugung, daß wir die neuen Korps im
10 Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung im Januar 1915.
Osten einsehen müssen, auch wenn wir es nicht gerne tun... Welche
der oben besprochenen Operationen wird nun den wirkungsvollen Einsah
der neuen Korps am besten vorbereiten? Meiner Ansicht nach die Kar-
paten-Operation, weil sie ... russische Kräfte nach Süden ziehen wird,
die Aufmerksamkeit des Feindes von Preußen ablenkt und dort einen über-
raschenden Einsatz neuer Kräfte dadurch am besten vorbereitet..."
Diese Ausführungen seines vertrauten Beraters und die sehr entschie-
dene Stellungnahme des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg und seines
Generalstabschefs für den österreichischen OperationsplanZ scheinen General
v. Falkenhayn bewogen zu haben, sich mit der Durchführung der Karpaten-
Offensive, wenngleich innerlich widerstrebend, einverstanden zu erklären; zu-
dem hatte der Oberbefehlshaber Ost, ohne zuvor die Zustimmung des Gene-
rals v. Falkenhayn abzuwarten, General v. Conrad Verstärkungen für die
Karpaten-Front bereits zugesagt. Beim Vortrage am 8. Januar entschied der
Kaiser im Sinne der Operationsvorschläge des Generals v. Conrad. Die Bil-
dung einer deutschen „Südarmee" aus Kräften der Ostfront wurde befohlen^).
Ihrem neuernannten Oberbefehlshaber, General der Infanterie v. Linsingen,
wurde General Ludendorff als Generalstabsches zugeteilt und dem Ober-
befehlshaber Ost hiervon in einem besonderen Schreiben Nachricht gegeben:
„Als erster Chef des Generalstabes", so hieß es hier, „tritt zu dieser »Süd-
armee« der Generalleutnant Ludendorsf, der in seiner Dienststelle beim Ober-
befehlshaber Ost vorläufig durch den nächstältesten Generalstabsoffizier,
Oberstleutnant Hoffmann, vertreten wird. Seine Majestät erwarten, daß
der Generalleutnant Ludendorff in seiner Wahl ein besonderes Zeichen des
allerhöchsten Vertrauens erblicken und in bewährter Tatkraft alles daran
sehen wird, diesem Unternehmen, bei dessen Anlage er in vorderster Linie
beteiligt gewesen ist, zu einem guten Ausgang zu verhelfen; auch gaben
Seine Majestät der Überzeugung Ausdruck, daß es gerade dem General-
leutnant Ludendorff bei seiner reichen Erfahrung im Verkehr mit den
Vundestruppen gelingen werde, die guten Beziehungen zu ihnen auch unter
schwierigen Umständen aufrechtzuerhalten."
So sehr die neue Verwendung des Generals Ludendorff durch dienst-
liche Erfordernisse begründet war, so konnte dies den Oberbefehlshaber Ost
doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Trennung des Generals von
ihm eine Folge der Meinungsverschiedenheiten war, die zwischen General
v. Falkenhayn und den Führern im Osten in der Frage der Führung des
Zweifrontenkrieges bestanden. Allein nicht nur die Gegensätze in der Be-
urteilung der Gesamtlage, sondern auch das überragende Ansehen, das der
i) Näheres S. 79 f. — -) Näheres S. 81 f.
Zustimmung Falkenhayns zu dem Conradschen Operationsvorschlag.
11
Oberbefehlshaber Ost auf Grund seiner kriegerischen Erfolge im Heere wie
im Volke genoß, machten die Stellung des Chefs des Generalftabes des
Feldheeres überaus schwierig, sobald Meinungsverschiedenheiten auftraten,
stm sich vor künftigen Überraschungen seitens der Führer im Osten zu
sichern, trug sich General v. Falkenhayn mit der Absicht, für den Fall, daß
der Einsatz der neuen Korps im Osten doch notwendig werden sollte, sich
mehr Einwirkung als bisher aus die Führung der dortigen Operationen zu
sichern^); dies wurde durch eine Trennung des Generalfeldmarschalls v. Hin-
denburg von seinem bisherigen Generalstabschef zweifellos erleichtert.
Die neue Verwendung des Generals Ludendorff bei der Südarmee
führte zu ernsten Gegenvorstellungen des Oberbefehlshabers Ost. Am
9. Januar sandte er einen Bericht an den Obersten Kriegsherrn, in dem
er zunächst seine Beurteilung der Kriegslage im großen und die Gründe,
die ihn zur Abgabe von Kräften an die Verbündeten bewogen hatten, dar-
legte. Infolge des Einsatzes deutscher Verbände an der Karpaten-Front
sei hier in einigen Wochen ein Erfolg zu erwarten, der indes seines
Erachtens für die schwierige Lage der verbündeten Mächte keinesfalls
ausreiche. „Cr muß verbunden werden", hieß es weiter, „mit einem ent-
scheidenden Schlage in Ostpreußen. Anfang Februar sind vier neu-
formierte Armeekorps verwendungsbereit. Der Einsatz dieser frischen Kräfte
im Osten ist eine Notwendigkeit. Mit ihnen wird es nicht schwer fallen,
dem in Ostpreußen stehenden Gegner schnell eine entscheidende, wahrschein-
lich vernichtende Niederlage beizubringen, die schwer heimgesuchte Provinz
endlich ganz zu befreien und mit voller Wucht auf Bialystok durchzustoßen.
Sind so die Russen auf beiden Flügeln scharf angefaßt, so kann der Ein-
fluß auf ihre Mitte nicht ausbleiben. Die endgültige Besiegung Rußlands
wird aber auch auf die Lage in Frankreich einwirken. Ich sehe diese Ope-
ration unter Einsatz aller neuaufgestellten Kräfte im Osten als entscheidend
an für den Ausgang des ganzen Krieges, während ihr Einsatz im Westen
nur zu einer Verstärkung unserer Verteidigungskraft, oder wie bei Ppern,
zu einem verlustreichen, wenig aussichtsvollen frontalen Vorstoß führen
wird. Anser Heer im Westen dürfte wohl in der Lage sein, sich in gut aus-
gebauten, in mehreren Linien hintereinander liegenden befestigten Stellun-
gen auch ohne Verstärkungen durch die neuen Armeekorps zu halten, bis
der entscheidende Erfolg im Osten errungen ist. — Euere Kaiserliche und
Königliche Majestät haben allergnädigst befohlen, daß Generalleutnant
Ludendorff als Chef des Generalstabes von mir zur Südarmee übertritt.
Aus dem Amstande, daß als sein Ersatz der älteste Generalstabsoffizier
Z v. Falkenhayn, „Die Oberste Heeresleitung 1914—1916". Berlin. S. 50.
12 Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung im Januar 1915.
meines Stabes bestimmt ist, glaube ich folgern zu dürfen, daß die Ab-
kommandierung des Generalleutnants nur eine vorübergehende sein soll.
Ich bin seit den Tagen von Tannenberg und den Masurischen Seen, seit
den Operationen gegen Iwangorod und Warschau und seit dem Vorstoß
aus der Linie Wreschen— Thorn mit meinem Chef eng verwachsen; er ist
mir ein treuer, durch niemand zu ersetzender Gehilfe und Freund geworden,
dem ich mein vollstes Vertrauen schenke. Euer Majestät wissen aus der
Kriegsgeschichte, wie wichtig ein solches glückliches Verhältnis für den
Gang der Dinge und für das Wohl der Truppe ist. Dazu kommt, daß der
neue, soviel kleinere Wirkungskreis dem umfassenden Können und den
großen Fähigkeiten des Generals nicht gerecht wird. Außerdem befürchte
ich gewisse Schwierigkeiten durch seine Unterstellung unter General
v. Conrad-Hötzendorf, mit dem er bisher auf dem Fuß der Gleich-
berechtigung schon mehrere Auseinandersetzungen über strategische und
taktische Fragen gehabt hat, die stets eine berechtigte Kritik der österreichi-
schen Maßnahmen darstellten. Hierzu kommt, daß der älteste Generalstabs-
offizier meines Stabes, Oberstleutnant Hoffmann, bei aller Tüchtigkeit
doch den Generalstabschefs der mir unterstellten Armeen gegenüber nicht
diejenige Autorität besitzen kann, die bei längerem dienstlichen Verkehr mit
diesen unerläßlich ist. Aus allen diesen Gründen wage ich die ehrfurcht-
vollste Bitte, mir meinen Kriegsgefährten allergnädigst wiederzugeben, so-
bald die Operationen im Süden in die Wege geleitet sind. Cs ist nicht
persönlicher Ehrgeiz, der mich dieses Gesuch zu Euer Kaiserlichen und
Königlichen Majestät Füßen niederlegen läßt. Das liegt mir fern! Euer
Majestät haben mich weit über mein Verdienst hinaus mit Gnade über-
häuft, und ich trete nach Beendigung des Krieges dankbaren, freudigen
Herzens wieder in den Hintergrund zurück. Cs ist vielmehr eine Pflicht,
die ich durch das Aussprechen dieser alleruntertänigsten Bitte zu erfüllen
glaube."
Die sachlichen und persönlichen Meinungsverschiedenheiten veran-
laßten General v. Falkenhayn, sich zu mündlicher Aussprache abermals nach
dem Osten zu begeben. Am 11. Januar hatte er in Breslau eine Beratung
nnt General v. Conrad über die Bildung und den Einsatz der Südarmee;
ihr Führer, General v. Linsingen, und sein Generalstabschef, General Luden-
dorff, waren zugegen. Es wurde im allgemeinen über alle die Karpaten-
Front betreffenden Fragen Übereinstimmung erzielt^). Im weiteren Ver-
laus der Beratung wurde auch die italienische Frage nochmals erörtert.
General v. Falkenhayn führte dabei aus, daß man sich zu Gebietsabtretun-
i) Näheres S. 83/84.
Besprechungen in Posen am 12. Januar 1915.
13
gen an Italien bereitfinden müsse. General v. Conrad lehnte aber ein Ein-
gehen auf solche Wünsche aus außen- und innenpolitischen Gründen auf
das entschiedenste ab. Cr hoffte, durch Erfolge in den Karpaten am besten
auf Italien einwirken zu können. Die im Anschluß an die Beratung statt-
findende Aussprache des Generals v. Falkenhayn mit General Ludendorff
über seine neue Bestimmung führte statt zu einer Verständigung zu einer
Vertiefung der bestehenden Verstimmung.
Am nächsten Tage, dem 12. Januar, begab sich General v. Falkenhayn
nach Posen, wo erst eine Unterredung unter vier Augen und sodann eine
Besprechung in größerem Kreise mit dem Generalfeldmarschall v. Hinden-
burg stattfand; General Ludendorff, der vorübergehend nach Posen zurück-
gekehrt war, Oberstleutnant Hoffmann und einzelne nach Posen berufene
Armeechefs nahmen teil. Diese Aussprache war nur kurz und mehr for-
meller Art; die anwesenden Chefs hielten Vortrag über die Lage an ihren
Fronten. Die Frage des Cinsahes der neuen Korps und der vom Ober-
befehlshaber Ost geplanten Operation aus Ostpreußen wurde gar nicht
berührt, dagegen ließ sich General v. Falkenhayn unmittelbar nachher durch
Oberstleutnant Hoffmann allein in deffen Arbeitszimmer eingehend über die
vom Oberbefehlshaber Ost geplante Offensive aus Ostpreußen Vortrag
halten^). Die Besprechungen in Posen führten indes zu keinem bestimmten
Ergebnis. Weder dem Generalseldmarschall noch dem General Ludendorff
oder dem Oberstleutnant Hoffmann gab General v. Falkenhayn irgendwelche
Zusicherungen über die Verwendung der neuen Korps und die Rückberufung
des Generals Ludendorff. Cr reiste noch am gleichen Tage nach Berlin,
General Ludendorff an die Karpaten-Front.
Da die Fahrt des Generals v. Falkenhayn nach dem östlichen Kriegs-
schauplatz anstatt zu einer Verständigung zu einer Verschärfung der Gegen-
sätze geführt hatte, war es nur natürlich, daß der Widerstreit der Auf-
fassungen in einer Frage, deren Lösung für den Kriegsausgang entscheidend
sein konnte, bei den seelischen Erregungen und den Temperamenten der
handelnden Persönlichkeiten sich immer mehr zu einer schweren Krise aus-
wuchs, in deren Verlauf auch General v. Conrad in einer Drahtung vom
16. Januar an General v. Falkenhayn eindringlich für den Einsatz der Neu-
formationen an der Ostfront eintrat. Erst nach harten Kämpfen, bei
denen es schließlich um die bereits vorher vom Reichskanzler und nun-
mehr auch vom Oberbefehlshaber Ost erhobene Forderung der Enthebung
des Generals v. Falkenhayn von der Stellung des Chefs des Generalstabes
des Feldheeres ging, konnten die Gegensätze durch einen Ausgleich vorüber- i)
i) Aufzeichnungen des Generalmajors Max Hoffmann, Band II, S. 91.
14 Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung im Januar 1915.
gehend behoben werden. General v. Falkenhayn trat von seinem Amt als
Kriegsminister zurück, blieb aber Chef des Generalstabes des Feldheeres;
sein vertrauter Mitarbeiter, der bisherige Generalquartiermeister, General-
major Wild v. Hohenborn, wurde Kriegsminister. Zum Generalquartier-
meister wurde Generalleutnant Freiherr v. Freytag-Loringhoven, bisher
deutscher General bei der österreichisch-ungarischen Heeresleitung, ernannt,
sein Nachfolger wurde Oberst v. Cramon. Auf Grund Kaiserlicher Ent-
scheidungen vom 20. und 21. Januar sollte der Einsatz der Neuformationen
(vier Korps) im Osten erfolgen und General Ludendorff in seine frühere
Stellung zurückkehren, sobald der Aufmarsch der deutschen Südarmee beendet
war. Am 23. Januar teilte General v. Falkenhayn dem Kriegsministerium
mit, daß die Verwendung der neuzubildenden 10. Armee, bestehend aus dem
X XX V III., XXXIX., XXXX. Reservekorps sowie dem durch das
XXXXI. Reservekorps abzulösenden XXI. Armeekorps des Westheeres,
im Osten beabsichtigt sei, und ersuchte es um Aufstellung des zugehörigen
Armee-Oberkommandos 10 und der Ctappen-Fnspektion 10 bis zum 1. Fe-
bruar. Das XXXXI. Reservekorps und die 8. bayerische Reserve-Division
waren bereits am 16. Januar dem westlichen Kriegsschauplatz zugeteilt; ihr
Abtransport sollte am 21. Januar beginnen. Damit war die brennende
und schwerwiegende Frage, wohin der Schwerpunkt der Kriegführung gelegt
werden sollte, im Sinne der Führer im Osten entschieden. Freilich mußte
es von Anfang an fraglich sein, ob die zur Verfügung gestellten vier Korps
zur Herbeiführung der Feldzugsentscheidung im Osten genügen würden.
General v. Falkenhayn hatte nur „mit schwerem Herzen"^) seine Zu-
stimmung zum Einsatz der Heeresreserve im Osten gegeben, weil damit „auf
jede aktive Kriegführung größeren Stils im Westen für lange Zeit ver-
zichtet" werden mußte. Auch sei er sich nicht im unklaren darüber gewesen,
daß der Kräfteeinsatz kaum ausreichen werde, „dem Feinde einen für die
allgemeine Lage wirklich bedeutsamen Vorteil abzugewinnen, und zwar um
so weniger, als es unwahrscheinlich war, daß die selbstverständlichen Hem-
mungen durch das Wetter der Jahreszeit, vor allem im Gebirge, Anfangs-
erfolge zur vollen Ausnutzung gelangen lassen würden"^). Cr zweifelte
„überhaupt an der Möglichkeit, zwei durch einen schwach besetzten Raum
von mehr als 600 Irrn getrennte Unternehmungen zu gemeinsamen: Aus-
wirken zu bringen, für die nur beschränkte Kräfte zur Verfügung waren.
Die Vorteile der inneren Linie besaßen die Russen." So versprach er sich
von den vorgeschlagenen gleichzeitigen Offensiven an der Karpaten-Front und
0 Falkenhayn, a. a. O., 6.49. — 2) Falkenhayn, a. a. O., S. 46/47.
Bedenken des Generalstabschefs gegen den Einsah der Heeresreserven im Osten. 15
in Ostpreußen nur „größere örtliche Erfolge" im Gegensatz zu den Führern
im Osten, die von diesen Operationen bei genügend starkem Kräfteeinsatz
einen entscheidenden Amschwung der Kriegslage erhofften. Wenn General
v. Falkenhayn trotzdem seine Einwilligung zu der Operation in Ostpreußen
gab, so tat er es unter dem Zwang der Verhältnisse und weil auch er es für
notwendig erachtete, die Karpaten-Front der Verbündeten „von dem ununter-
brochenen Zuzug der Russen dorthin zu entlasten".
Bei dem grundsätzlichen Gegensatz zu den Anschauungen der Führer
im Osten mußte General v. Falkenhayn naturgemäß daran gelegen sein,
„daß die Führung auch im Osten unter steter Berücksichtigung aller Be-
dürfnisse der Gesamtlage ausgeübt würde"H. Das schien ihm nur ge-
sichert, wenn er die Leitung der Operationen an der Ostfront selbst in die
Hand nahm. „Im Hinblick auf gewaltige feindliche Angriffsvorbereitungen
im Westen" habe er sich indessen vorläufig gezwungen gesehen, auf die
Verwirklichung dieses Wunsches zu verzichten.
Ob tatsächlich die Lage an der Westfront oder nicht vielmehr die Er-
kenntnis von der Schwierigkeit einer Beschränkung der Selbständigkeit des
Oberbefehlshabers Ost der ausschlaggebende Beweggrund für diesen Ver-
zicht war, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist der Amstand, daß sich
General v. Falkenhayn in den überaus wichtigen Fragen des Einsatzes der
Heeresreserve und der persönlichen Cinfiußnahme auf die Kriegführung im
Osten nicht durchsetzte, trotzdem aber in seiner Stellung als Chef des
Generalstabes des Feldheeres verblieb, von folgenschwerer Bedeutung für
sein ferneres Wirken gewesen. *)
*) Falkenhayn, a. a. O. S. 50.
w
II. Der Feldzug im Westen
bis Mitte April 1915.
Karten 2 bis 8, Skizzen a bis h.
J. Erwägungen und Maßnahmen der deutschen Obersten
Heeresleitung.
Als in den letzten Tagen des Jahres 1914 die Verwendung der in der
Heimat in Bildung begriffenen Korps') noch in der Schwebe war, hatte
General v. Falkenhayn gehofft, damit rechnen zu können, daß das Ostheer
die damals noch für den Westen vorgesehenen viereinhalb Korps der Neu-
bildungen durch Abgaben auf sechs werde ergänzen können^). Es war die
Frage, ob sich damit im Westen ein kriegsentscheidender Erfolg erzielen
ließ. Die beiden von ihm befragten Generale Wild v. Hohenborn und
Schmidt v. Knobelsdorf") konnten in ihren Antworten diese Frage nicht
bejahen. Zwar waren beide der Meinung, daß der Einsatz von sechs neuen
Korps in der Champagne oder beiderseits der Argonnen die französische
Front bis gegen die Marne zurückdrücken und als Folge davon die Weg-
nahme von Verdun ermöglichen werde. Mehr erhoffte keiner von beiden.
General v. Wild faßte allerdings außerdem einen Durchbruch auf Amiens
ins Auge und wies darauf hin, daß eine Trennung der Franzosen und Eng-
länder zu großen Aussichten berechtige, hielt indessen das Gelingen einer
solchen Operation mit den sechs verfügbaren Korps nicht für gesichert. „Mit
sechs Armeekorps", erklärte er zum Schlüsse, „wird im Westen kaum reine
Bahn zu machen sein, auch nicht im Februar, eher trotz aller französisch-
englischen Neuformationen mit zwölf Armeekorps im März." General
v. Falkenhayn war der gleichen Ansicht und fügte hinzu: „Durchaus richtig
— nur werden wir im März niemals zwölf Armeekorps im Westen haben.
Der Osten gibt nichts zurück. Cs sei denn zerpflückt! Jedenfalls halte auch
ich den Stoß auf Amiens für richtig." Ein Teilerfolg, wie ihn beide
Generale mit den verfügbaren Kräften in der Champagne und gegen Verdun
für erreichbar hielten, erschien General v. Falkenhayn offenbar nicht sicher
genug.
Damit schwand die Aussicht, auf dem West-Kriegsschauplatz größere
Operationen durchzuführen. Möglicherweise mußte dieser wiederum auf
längere Zeit sich selbst überlassen werden, eine Aussicht, die General S.
S. 3 ff. — 2) S. 4. — -) S. 4.
n:
Sicherungs-Matzregeln für die Westfront. .; "
v. Falkenhayn aufs neue zu Sicherungsmaßnahmen Anlaß gab. Bereits am
2. Januar verlangte er von den Armee-Oberkommandos des Westens Mel-
dung darüber, welche Anordnungen für die Anlage rückwärtiger Stellungen
getroffen oder beabsichtigt feien. Das Ergebnis erschien ihm nicht be-
friedigend. Am 7. Januar richtete er daher an die Armeen des Westheeres
eine Verfügung, in der er betonte, daß das Ziel, „die Stellungen so zu
befestigen, daß sie, falls es nötig wird, lange Zeit auch durch geringe
Minderheiten gegen Angriffe mehrfach überlegener Kräfte gehalten werden
können", nur erst an wenigen Punkten erreicht sei. „Nur wenn dies
gesichert ist, wird es möglich fein, einmal den zurückgezogenen Teilen wirk-
liche Erholung zu verschaffen, andererseits zu besonderer Verwendung der
Heeresleitung zeitweise starke Teile bereitzustellen, was aus auf der Hand
liegenden Gründen unbedingt zu fordern ist." Nach wie vor ging es ihm
in erster Linie um das Festhalten der vordersten Linie und um den Ausbau
der am Feinde liegenden Stellungen. Daneben verlangte er „Anlagen, die
ein Abfangen des Feindes gewährleisten, wenn es ihm an der einen oder
anderen Stelle doch gelungen sein sollte, die erste Verteidigungslinie zu
überrennen".
Diese Anordnungen ergänzte General v. Falkenhayn durch eine Ver-
fügungH vom 25. Januar an alle Armee-Oberkommandos der Westfront,
in der er verlangte, daß die Truppe im Falle eines feindlichen Angriffs die
vorderste Stellung hartnäckig verteidige. „Auch den geringsten Erfolg" solle
sie dem Gegner „sofort" wieder entreißen. Trotzdem müsse damit gerechnet
werden, daß es diesem gelinge, stellenweise durchzustoßen. Deshalb seien
rückwärtige Stellungen auszubauen. „Dabei ist unter keinen il m -
ständen ein Besetzen der ausgebauten rückwärtigen Stellung in großer
Ausdehnung beabsichtigt, sondern nur an der rein örtlichen Stelle, an der
ein Vorbrechen des Gegners gelang. Der Anschluß von diesem kleinen Teil
der hinteren Stellung zu der vorderen, vom Feinde nicht genommenen,
würde im gegebenen Falle sogleich herzustellen sein, so daß nur eine »Aus-
beulung« in der vorderen Linie entsteht." Der Deutung, als handele es sich
um die ersten Schritte zur Einleitung freiwilligen Zurückgehens von größeren
Teilen der Heeresfront, wurde vorgebeugt: „Sollte jemals aus operativen
J) Den Anlaß zu dieser Verfügung bildete eine Meinungsverschiedenheit
zwischen den Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht von Bayern und Generaloberst
v. Heeringen. Bei der ersteren Heeresgruppe scheint General v. Falkenhayn Anfang
Januar die Anlage einer durchlaufenden rückwärtigen Stellung gewünscht und dabei
auch von kleineren Geländeopfern „zwischen der Lys und dem Meere" gesprochen zu
haben. Generaloberst v. Heeringen, dem eine derartige Anregung nicht zugegangen
war, hielt daran fest, daß alle Kraft auf den Ausbau der vorderen Stellung zu ver-
wenden sei. .
t Weltkrieg. VII. Band. 2
18
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
Gründen das Zurücknehmen einer oder mehrerer Armeen in eine weiter rück-
wärts liegende Stellung notwendig werden, so werden rechtzeitig die hierfür
erforderlichen Anweisungen von der Obersten Heeresleitung ergehen; für den
Ausbau einer rückwärtigen Stellung seitens der Armee in dem hier gedachten
Sinne kommt dieser Fall nicht in Betracht."
General v. Wild hatte in seiner Denkschrift auf die Notwendigkeit hin-
gewiesen, durch die Heeresleitung größere, zusammenhängende rückwärtige
Stellungen herstellen zu lasten. Cr war sogar dafür eingetreten, die Maas-
Linie zu befestigen. Es war klar, daß eine der wichtigsten dabei zu lösenden
Aufgaben die Beschaffung der erforderlichen Arbeitskräfte sein mußte. Aus
eigener Kraft waren die Armeen dazu nicht imstande. Doch konnten
Arbeiterformationen den Armeen des Westheeres vorerst nur in ganz un-
zureichendem Ausmaße zur Verfügung gestellt werden. Nach wie vor blieb
die Stärke der von ihnen ausgeschiedenen Reserven gering. Zwar war der
Grundsatz, die vordere Verteidigungsstellung in mehrere hintereinander
liegende, durch Annäherungswege verbundene Gräben unter entsprechender
Staffelung der Untertreträume und Flankierungsanlagen zu gliedern, überall,
wo es Lage und Gelände erlaubten, dmchgeführt; aber ein Minderbedarf
an Kräften für die Verteidigung hatte sich dadurch keineswegs in dem
erwarteten Maße ergeben. Nur die 4. und die 6. Armee waren in der Lage
gewesen, sich, entsprechend den Forderungen des Generals v. Falkenhayn
vom vergangenen November, geschlossene Divisionen als Reserven bereit-
zustellen. Die Gliederung des Westheeres in Heeresgruppen^) hatte wohl
zu zeitweisen Aushilfen der Armeen untereinander geführt, ohne daß ein
Eingreifen der Obersten Heeresleitung nötig geworden wäre. Zur Aus-
sparung eigener Heeresgruppenreserven von nennenswerter Stärke war in-
dessen keiner der Gruppenführer in der Lage gewesen.
Wie weit sich die in den letzten Monaten entstandenen Anlagen in
den zu erwartenden Kämpfen als zweckmäßig erweisen würden, war nicht
vorherzusehen. Schwerlich durften die im Dezember 1914 mit verhältnis-
mäßig leichter Mühe abgewehrten feindlichen Angriffe als ein sicherer
Maßstab gelten. Blieb die Westfront in der Verteidigung, während das
deutsche Ostheer die Russen angriff, so war mit großer Wahrscheinlichkeit
darauf zu rechnen, daß Franzosen und Engländer die äußersten Anstren-
gungen machen würden, um die Lage zu einem Erfolge im Westen auszu-
nutzen. Bereits Anfang Januar schienen von der Heeresleitung angeordnete
Zählungen der Schußzahlen des feindlichen wie des eigenen Artillerie-
feuers ein teilweise erhebliches Überwiegen des ersteren zu ergeben. Wie
i) Band VI, S. 372.
Sicherungs-Maßregeln für die Westfront.
19
weit seine Steigerung bei ernsten Angriffsoperationen die Infanterie
zwingen werde, sich durch tieferes Cingraben in neuartigen Anlagen oder
durch größere Verteilung der Deckungen nach rückwärts zu schützen, mußte
der Truppenerfahrung überlassen bleiben. Versuche der Heeresleitung, die
Einzelheiten des Stellungsbaus einheitlich zu regeln, sind jedenfalls um
die Jahreswende noch nicht gemacht worden. Zwar sagte General v. Fal-
kenhayn in seiner Verfügung vom 7. Januar: „Hinter der vordersten Ver-
teidigungslinie sind durchweg Schuhgräben zu schaffen, in denen die Be-
satzung sich decken kann, wenn auf der vordersten Linie schweres Artillerie-
feuer liegt ..." und: „Neuerdings versucht der Gegner häufig das Vor-
kommen der Bereitschaften in kritischen Momenten dadurch zu verhindern,
daß er hinter die vorderen Gräben einen Geschoßschleier legt. Es ist also
erforderlich, von den Stellungen der Bereitschaften aus gedeckte Verbin-
dungen nach vorne zu haben"; über solche allgemeinen Hinweise ging die
Verfügung indessen nicht hinaus.
Angesichts der Ungewißheit über die Aussichten wuchtiger, gut vor-
bereiteter Angriffe des Gegners glaubte General v. Falkenhayn, dem
Westen nennenswerte Kräfte zur Überführung nach dem Osten nicht ent-
ziehen zu können und alle dahingehenden Ansprüche abweisen zu müsserü).
Den im Herbst 1914 vorübergehend erwogenen Gedanken, durch freiwilliges
Zurückgehen die Frontausdehnung zu verkürzen^), hat er nicht wieder auf-
genommen. Freilich war abzusehen, daß das dauernde Verweilen in der
aufgezwungenen Defensive ohne die Möglichkeit, die in den Stellungen
stehenden Truppen zu längerer Erholung ins rückwärtige Gebiet zu ver-
legen, von ungünstigem Einfluß auf die Truppe sein mußte.
Andererseits hatte sich die Lage auf dem westlichen Kriegsschauplatz
gegenüber dem Herbst des Vorjahres insofern erheblich gefestigt, als das
Eisenbahnnetz nunmehr vollständig wiederhergestellt und bis zum Frühjahr
1915 in seinen wichtigsten Linien so weit ausgebaut war, daß den Forde-
rungen der Führung hinsichtlich schneller Kräfteverschiebungen und der
Heeresversorgung voll entsprochen werden konnte. Am bei feindlichen An-
griffen die sofortige Heranführung verfügbarer Truppen zur Durchführung
der Abwehr sicherzustellen, wurden im Bereiche jeder Armee nahe den
llnterkunftsorten ihrer Reserven Vereitschaftszüge aufgestellt sowie längs
der Westfront Wagenbestände für die Abbeförderung aus der Front ge-
zogener Verbände bereitgehalten. Sie ermöglichten durch schnellen Abtrans-
port nicht nur große Beweglichkeit, sondern auch stete Abwehrbereitschaft
und führten in Verbindung mit der Steigerung der Leistung des Vahn-
a) S. 3 u. 6. — -) Band VI, 6. 9.
9*
n
20 Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
netzes zu einer erhöhten Verteidigungsfähigkeit der Front. Die beim
Stellungskriege wachsenden Bedürfnisse der Heeresversorgung brachten den
Eisenbahnen vermehrte Anforderungen und schufen durch den erheblichen
Bedarf an Stellungsbaustoffen den bisher unbekannten Begriff des
Massengüterverkehrs im Nachschub. Mehr noch als bisher war das Heer
mit seinen Bedürfnissen auf die Heimat und auf. leistungsfähige Ver-
bindungen mit ihr angewiesen*).
General v. Falkenhayn rechnete bereits seit längeren: damit"), daß der
Gegner im Westen sich in den nächsten Monaten erheblich verstärken
werde. Eine Denkschrift der Nachrichtenabteilung der Obersten
Heeresleitung vom 25. Dezember 1914 setzte die feindlichen Kräfte, mit
deren Auftreten „bis zum Frühjahr 1915" zu rechnen sein werde, mit 21
bis 22 neuen Divisionen an. Sie bezifferte dabei den aus französischer
Seite zu erwartenden Zuwachs auf etwa 7, auf englischer mit 12 bis
13 Divisionen. Zwei weitere Divisionen konnten von den Belgiern auf-
gebracht werden. Daß die Westmächte die Absicht hatten, sich bis zum
Eintreffen dieser Verstärkungen abwartend zu verhalten, war nach den ein-
gelaufenen Nachrichten wenig wahrscheinlich. Bereits in den letzten De-
zembertagen hatte die 3. Armee übereinstimmend mit Agentenmeldungen
über Anzeichen eines in der Champagne bevorstehenden neuen größeren
Angriffs berichtet. Um dieselbe Zeit ging die Nachricht ein, daß gegen
Mitte Januar 1915, angeblich einige Tage vor dem Zusammentritt des
französischen Parlaments am 12. Januar, Angriffe stattfinden würden, als
deren Ort kurz darauf die Gegend von Soissons genannt wurde. Die eng-
lische Heeresleitung sollte beabsichtigen, im Zusammenwirken mit der Flotte
die deutschen Stellungen in der Nähe der Küste zu durchbrechen.
Die englische Armee hatte sich verstärkt. Ein Ende Januar ein-
gehender Agentenbericht meldete die Ausschiffung der gesamten englischen
28. Division zwischen dem 15. und 20. Januar, die mit der 27. Division
zusammen das neue V. Armeekorps bildete. Beide waren aus noch verfüg-
baren aktiven Truppenteilen gebildet.
In einer vom 21. Fanuar datierten Denkschrift nahm die Nach-
richtenabteilung an, daß die erste Kitchener-Armee zu sechs Divisionen im
Februar, eine zweite von gleicher Stärke im April in Frankreich auftreten
werde. Eine dritte aus den Divisionen 21 bis 26 sollte in absehbarer Zeit
noch nicht für Operationen auf dem Festlande verwendbar sein. Eine starke
kanadische Division war noch immer in England, durfte aber auch in Bälde
in Frankreich erwartet werden. Die zur Zeit dort befindlichen Armeekorps,
0 Näheres vgl. den demnächst erscheinenden Band II „Das deutsche Feldeisen-
bahnwesen". — 2) S. 5.
21
Nachrichten über den Feind.
fünf englische und ein indisches, schienen neuerdings in zwei Armeen ge-
gliedert zu sein. Ein am 27. Januar an General v. Falkenhayn gelan-
gender Agentenbericht gab der in England herrschenden Überzeugung Aus-
druck, daß es nur darauf ankomme, Zeit zu gewinnen, um die militärischen
Kräfte des Britischen Reiches zu entwickeln. Dann werde man siegen.
Der Bericht enthielt gleichzeitige die Anregung, daß das Erscheinen von
Zeppelin-Luftschiffen über London einschüchternd wirken werde.
Das belgische Heer befand sich im Wiederaufbau, der aber noch
nicht weit genug vorgeschritten war, um seine Beteiligung an einer Offen-
sive als möglich ansehen zu lassen.
Im ganzen schienen sich die im Dezember von der Obersten Heeres-
leitung geäußerten Ansichten über das Anwachsen der französischen und
englischen Heere im Frühjahr 1915 zu bewahrheiten. Waren auch vor-
läufig keine Anzeichen für die damals in Anrechnung gebrachten sieben
Divisionen französischer Neuaufstellungen zu erkennen, so waren anderer-
seits zwei damals nicht berechnete -englische Divisionen neu aufgetreten.
Immer schwieriger mußte eine die Entscheidung suchende große Offensive
gegen die Feinde im Westen werden.
Am 28. Januar erfolgte die Abreise des Obersten Kriegsherrn mit
General v. Falkenhayn zunächst nach der Heimat und dann auf den öst-
lichen Kriegsschauplatz. Auch von dort aus behielt General v. Falkenhayn
persönlich die Leitung des Westheeres in der Hand.
2. Die Rampfvorgänge an der Westfront
bis Mitte Februar X9I5.
Karten 3 bis 8, Skizzen a, d, e, f.
Bei der deutschen 4. Armee in Flandern (Oberbefehlshaber Herzog
Albrecht von Württemberg, Chef des Generalstabes Generalmajor Ilse)
blieben der Apern-Bogen und an der Nordseeküste die Ortschaften von
Westende bis Zeebrugge Brennpunkte des täglichen Feuerkampfes und
kleiner Unternehmungen. Vor der Küste erschienen häufig feindliche Kriegs-
schiffe aller Art bis hinab zum Torpedo- und Unterseeboot; auch Flieger
belegten Ortschaften und Werke mit Bomben. Die dagegen eingesetzten
Luftstreitkräfte und Küstenbatterien des Marinekorps vermochten sich ihrer
indes ohne Schwierigkeiten zu erwehren.
Auch von deutscher Seite setzten Fernunternehmungen gegen das
feindliche Hinterland ein. Der Stapelplatz Dünkirchen wurde mehrfach von
22
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
Bombengeschwadern angegriffen, deutsche Flugzeuge streiften über das
Meer bis zur englischen Küste, die Tätigkeit der deutschen Unterseeboote
aus Zeebrugge") begann.
Außer einem nur stellenweise geglückten Vorstoß der 53. (sächsischen)
Reserve-Division in Gegend südwestlich Passchendaele und der erfolgreichen
Abwehr eines Angriffs von Marokkanern im Nieuport-Abschnitt ereignete
sich nichts von Bedeutung.
Gegen die 6. Armee (Oberbefehlshaber Kronprinz Rupprecht von
Bayern, gleichzeitig Führer der aus 4., 6. und zunächst auch 2. Armee be-
stehenden rechten Heeresgruppe, Chef des Generalstabes Generalmajor
Krafft v. Dellmensingen) waren am 17. Dezember 1914 Angriffe der ver-
bündeten Briten und Franzosen zwischen Armentitzres und Arras') erfolgt.
Bereits am 20. Dezember hatten sie sich festgelaufen; ihre Nachwirkungen
schwelten aber noch wochenlang; Brennpunkte blieben die Gegend von Neuve
Chapelle, La Bassse, Carency und Ccurie. Das Armee-Oberkommando 6
hatte am 1. Januar das XIV. Armeekorps angewiesen, „bei der Loretto-
Kapelle zunächst so viel Boden zu gewinnen, daß dort ein Stützpunkt aus-
gebaut und die feindliche Artilleriebeobachtung auf der Höhe unmöglich
gemacht werden könne". Alsdann sollten das VII. und XIV. Armeekorps
gemeinsam einen Angriff gegen Givenchy lez la Bafföe—Cuinchy beider-
seits des Kanals von La Bassse durchführen. Auf der Lorettohöhe mußten
sich die Anstrengungen der badischen Regimenter mangels genügender An-
griffsmittel zunächst auf einen recht Wechsel- und verlustreichen Artillerie-
und Handgranatenkamps beschränken. Cr führte bis Ansang Februar eben-
sowenig zu sichtbaren Erfolgen wie die Vorstöße von Teilen des VII. und
XIV. Armeekorps am 25. Januar westlich von La Bassee.
Bei der 2. Armee (Oberbefehlshaber Generaloberst — vom 27. Ja-
nuar ab Generalfeldmarschall — v. Bülow, Chef des Generalstabes Gene-
ralmajor v. Zieten), die am 27. Januar mit der 1. Armee zu einer neuen
Heeresgruppe vereinigt wurde, waren die ersten Monate des Jahres 1915
im allgemeinen eine Zeit ruhigen Stellungskrieges. Nur im Abschnitte
des XIV. Reservekorps unternahm der Gegner mehrfach kleine Vor-
stöße in der Gegend von Beaumont, Thiepval und La Boiffelle. Mitte
März trat das bisher der 6. Armee unterstellte Gardekorps (Generalkom-
mando und 2. Garde-Division) zur 2. Armee über.
0 Band VI, S. 386, 392.
Französische Vorstöße nördlich Soisions.
23
Die Schlacht bei Soissons.
Karte 4, Skizze d.
Am 27. Dezember 1914 war dem Chef des Generalstabes der 7. Armee
im Großen Hauptquartier eröffnet worden, daß die Oberste Heeresleitung
angesichts des Ioffreschen Angriffsbefehls vom 17. Dezembers und seiner
Auswirkungen in der Champagne und im Artois im Bereiche der mittleren
Heeresgruppe (1., 7., 3. Armee) ein Angriffsunternehmen zwecks Fesselung
feindlicher Kräfte wünsche. Da nennenswerte Verstärkungen nicht zu er-
warten waren, mußten weitzielende Pläne zurückgestellt werden; es konnte
lediglich ein im Bereiche der 1. Armee vom III. Armeekorps bereits
vorbereiteter örtlicher Vorstoß auf der Hochfläche von Vregny, nordöstlich
Soissons, ins Auge gefaßt werden. Das Ziel dieses Anternehmens war,
den Gegner zwischen der Straße Terny—Soisions und Missy sur Aisne
über die Aisne zurückzuwerfen.
Die 1. Armee hielt unter dem Oberbefehl des Generalobersten v. Kluck,
(Chef des Generalstabes Generalmajor v. Kühl), einen rund 70 km breiten
Abschnitt beiderseits von Soissons dicht nördlich der Aisne, über die starke
Stellungen der Franzosen brückenkopfartig vorsprangen. Das Oberkom-
mando war infolge Verkürzung der Armeefront') in der Lage gewesen,
sich eine Reserve in Stärke einer Infanterie-Brigade auszuscheiden. Mit
ihrer Hilfe sollte der geplante Angriff Mitte Januar durchgeführt werden.
Mit der Leitung des Unternehmens wurde General der Infanterie
v. Lochow, der Kommandierende General des III. Armeekorps, beauftragt.
Bald nach Beginn der Angriffsvorbereitungen mußte jedoch die 1. Armee
ihre Reserve auf Befehl der Obersten Heeresleitung an die Armee-Abteilung
Gaede abgeben. Das Armee-Oberkommando und das Generalkommando
des III. Armeekorps hielten trotzdem an ihrem Angriffsentschluß fest. Rur
schwache Verstärkungen konnten dem III. Armeekorps bei stärkster Ent-
blößung der übrigen Front der 1. Armee zugeführt werden; insgesamt
standen 19% Bataillone Infanterie, 32% Feld- und schwere Batterien
sowie Munition für einen Kampftag zur Verfügung.
Während der Angriffsvorbereitungen unternahm am 8. Januar, 10°
vormittags, der Gegner^) einen Vorstoß gegen die Stellungen bei Clamecy
nördlich Soisions. Trotz tapferster Gegenwehr wurden die hier eingesetzten
Brandenburger in mehrtägigen Kämpfen aus Teilen ihrer Gräben zurück- * 3
0 Band VI, S. 385. — -) Band VI, S. 12.
3) Cs handelte sich um die französische 5. Gruppe Reserve-Divisionen der
6. Armee, bestehend aus der 55. Reserve-Division und der gemischten Brigade Klein.
Rach französischen Angaben begann der Angriff bereits am 7. Januar.
8. bis
11. Januar.
24
Der Feldzug int Westen bis -Mitte April 1915.
gedrängt. Zu ihrer Ablösung niußten bereits „Teile der zum Angriff be-
stimmten Truppen verwendet werden. Am 11. Januar entschloß sich General
v. Lochow angesichts weiterer heftiger feindlicher Vorstöße südlich Clamecy,
unter Zurückstellung des bisherigen Planes zunächst alle verfügbaren Kräfte
auf dem bedrohten rechten Flügel zu einem Gegenangriff einzusetzen/ Die
verstärkte 5. Infanterie-Division unter Generalleutnant Wichura sollte dabei
nicht nur den Gegner wieder zurückdrücken, sondern ihm darüber hinaus
auch die beherrschenden Höhen nördlich Soissons entreißen. Auch für dieses
Unternehmen waren schon seit längerer Z eit Vorbereitungen im Gange, so daß
nur geringfügige Neuerkundungen und Truppenverschiebungen nötig wurden.
,r. Januar. Am 12. Januar, 11" vormittags, schritt ein zusammengesetztes Sturm-
regiment zum Angriff gegen den- mit Artilleriebeobachtungsstellen besetzten
Höhenrücken östlich Group. Das Unternehmen gelang, der Gegner war, wie
Gefangene später aussagten, völlig überrascht worden. Das feindliche
Artilleriefeuer ließ sofort fühlbar nach. Eine Stunde später nahmen unter
dem Vefebl des Generalmajors Grafen Finck v. Fincken stein (9. Infanterie-
Brigade) zwei weitere zusammengesetzte Sturmregimenter und ein Zäger-
Vataillon nach stellenweise hartem Kampfe die französischen Gräben nördlich
und nordwestlich Group sowie den Nordrand dieses Dorfes. Die benach-
barte 7. Reserve-Division hatte sich auf ihrem linken Flügel mit einem
" Regiment dem Angriffe angeschlossen und drang bis in die Höhe des Süd-
randes von Cufsies vor. ; - \
Nach diesem Erfolge faßte General v. Lochow bereits am Nachmittage
des 12. Januar den Entschluß, am folgenden Tage auch noch den sorgfältig
vorbereiteten Angriff westlich Vrcgnp durchzuführen. Auf seinen dringenden
Antrag war ihm die Munition für einen weiteren Kampftag von der
Obersten Heeresleitung bewilligt worden. Auch dieser Angriff begann bei
i3. Januar, unsichtigem Regenwetter um die Mittagszeit. Unter Führung des General-
majors Sontag, des Kommandeurs der 10. Infanterie-Brigade, stürmten
drei zusammengesetzte Regimenter, davon eines frontal, die beiden anderen
doppelseitig- umfassend, die Stellungen bei Vreanu trotz des stark aufge-
weichten Lehmbodens. Wiederum war der Gegner überrascht worden, denn
er hatte feine Reserven gegen die Angriffsstelle bei Croup zusammengezogen.
Am Abend hielt er sich nur noch in den schluchtartig zur Aisne abfallenden,
bewaldeten Mülden. Generalleutnant Wichura erwog sofortiges Durch-
stoßen bis' zur Aisne. Aber wegen der Gefahr von Rückschläge^ bei ein-
brechender Dunkelheit begnügte er sich dann im Hinblick auf die Ermattung
Und starke Vermischung der Angriffstruppen sowie angesichts der Unmög-
lichkeit, stärkere Teile der Artillerie in dem fast grundlosen Gelände rasch
nachzuziehen, zunächst mit dem-Erreichten. .*.K
Der deutsche Angriff bei Soissons., 25
Am 13. Januar setzten heftige Gegenangriffe der Franzosen beiderseits
der Straffe Soissons—Terny ein, die durchweg scheiterten. Auffer der
55. Reserve-Division und einer aus sechs Reserve-Iäger-Bataillonen und
einem marokkanischen Jäger-Regiment zusammengesetzten Brigade waren bei
Soissons auch Regimenter der französischen 14. Infanterie-Division ins Ge-
fecht getreten. Das Armee-Oberkommando 1 mußte am Abend des 13. Januar
mit weiteren feindlichen Gegenstößen rechnen und zog die beiden letzten
verfügbaren Bataillone vom IX. Armeekorps und IX. Reservekorps mit
Kraftwagen nach Terny nördlich Soissons zusammen. Ihr Einsatz erübrigte
sich, weil der Gegner in der Nacht vom 13. zum 14. Januar seine Haupt-
kräfte über die durch das regnerische Wetter stark angeschwollene Aisne,
die die Kriegsbrücke.n bei Missy und Venizel fortgerissen hatte, zurücknahm.
Um 14. Januar gelang es dem linken Flügel des IV. Reservekorps nach 44. Januar.
Kämpfen mit Nachhuten, sich in den Besitz von Vauxrot und der nörd-
lichsten Ausläufer von Soissons zu setzen. Die dem General von Lochow
unterstellten Truppen erreichten im Anschluß daran die ungefähre Linie
Crouy—Buch le Long—Missy und schoben Vorposten bis zur Aisne vor.
Damit war das Ziel, des Angriffs erreicht. Die deutschen Verluste be-
trugen rund 169 Offiziere und 5360 Mann, während atz Beute etwa
5200 Gefangene, 35 Geschütze, 6 Maschinengewehre eingebracht wurden.
General Zoffre war über die Niederlage derart ungehalten, daß er sämt-
liche an der Kampfhandlung beteiligten Divisionskommandeure ihrer Stel-
lungen -enthob. ch , ' : v: \
Der deutsche Waffenerfolg bei S o i s s o n s war in erster Linie den
sorgfältigen Vorbereitungen der Führung, dem Planmäßigen Zusammen-
wirken aller Waffen sowie dem tapferen Vorgehen der Infanterie und
Pioniere zu verdanken. Die Artillerie und Minenwerfer hatten sich den
sich rasch folgenden, schwierigen Aufgaben eines Überganges au§ der Ab-
wehr zum Gegenangriff und dann zum Angriffe an anderer Stelle voll
gewachsen gezeigt. Die Zusammetzfassung von Feld- und Fußartillerie-
batterien in Gruppen je nach dem Gefechtsauftrage hatte sich vortrefflich
bewährt. Die gelegentlich dieses Angriffes gewonnenen Erfahrungen wirk-
ten sich an der gesamten Westfront anregend und fördernd aus. „Soissons"
blieb lange Zeit das Vorbild für einen räumlich begrenzten Angriff im
Stellungskriege. / • • • • : u v.'■
Am 16. Januar hatte General v. Falkenhayn angeordnet, daß
das in der? Heimat neugebildetc XXXXI. Reservckorps vom 21. Januar
ab nach dem West-Kriegsschauplatz abzubefördern sei; es sollte das
26
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
XXI. Armeekorps westlich St. Quentin ablösen'). Wenngleich nunmehr
im Westen von größeren Angriffsoperationen abgesehen werden mußte,
war die Oberste Heeresleitung doch nicht gewillt, sich dort lediglich ver-
teidigungsweise zu verhalten und dem Feinde die Vorhand zu überlassen.
Bereits am 17. Januar richtete General v. Falkenhayn an das Oberkom-
mando der 1. Armee die Frage, ob in dessen Bereich zwischen dem 25. Januar
und den ersten Tagen des Februar ein weiteres „aussichtsvolles Unter-
nehmen von dauerndem Werte" durchgeführt werden könne. Cin Armee-
korps^) und die erforderliche Munition wurden dazu in Aussicht gestellt.
Gleichzeitig hatte er der Armee-Abteilung Gaede mitgeteilt, daß die in
der Heimat neuaufgestellte 8. bayerische Reserve-Division vom 21. ab dort
eintreffen werde. Der Einsah der Division und das Herausziehen der der
Armee-Abteilung zur Verfügung gestellten Division Fuchs werde noch be-
fohlen werden. Die 1. Armee glaubte jedoch aus eigener Kraft den soeben
bei Soissons erkämpften Erfolg westwärts erweitern zu können, falls ihr
die zur Armee-Abteilung Gaede entsandte verstärkte Infanterie-Brigade')
wieder zur Verfügung gestellt und genügend Munition zugewiesen würde.
Cin frisches Armeekorps sei dazu nicht erforderlich. Am bei der 7. Armee die
Säuberung des rechten Aisneufers durchzuführen, seien dagegen größere
Kräfte nötig. General v. Falkenhayn erklärte sich zunächst bereit, die For-
derungen der 1. Armee zu erfüllen. Dann aber änderte er seine Absichten.
Vermutlich erschien es ihm wichtiger, in den Vogesen und im Ober-Elsaß
unter Befreiung deutschen Bodens vom Feinde einen Erfolg zu erreichen,
als im Bereiche der 1. oder der 7. Armee. Am 22. Januar verlangte er
von der Armee-Abteilung Gaede Vorschläge „für eine größere Offensiv-
unternehmung im Ober-Elsaß in nächster Zeit", wobei die 8. bayerische
Reserve-Division mit den übrigen zur Zeit bei der Armee-Abteilung be-
findlichen Truppen, also auch den in der Division Fuchs zusammengefaßten
Verbänden der 1. und 3. Armee, verwendet werden sollte. Am 24. wurden
die Vorschläge der Armee-Abteilung Gaede') genehmigt und damit die
Rückführung der Entsendungen der beiden anderen Armeen bis auf weiteres
verschoben.
Seit Mitte Januar trat daher wieder Ruhe auf der Front der
1. Armee ein. Ihre Stellungen lagen während der Angriffe in der Cham-
pagne öfter unter starkem Ablenkungsfeuer. Ein Angriff des Gegners
erfolgte indes nirgends. Aber auch die Armee selbst konnte in Ermangelung
') S. 14. — 2) Welches Armeekorps dazu bestimmt war, ist nicht bekannt. —
--) S. 33. — *) S. 34.
Der deutsche Vorstoß am Chemin des Dames.
27
ausreichender Kräfte nicht durch einen seit Mitte Januar geplanten Vor-
stoß bei Rouvron entlastend einwirken.
7. Armee.
Karte 4, Skizze e.
Seit Beginn der Winterschlacht in der Champagne mußte die
7. Armee (Oberbefehlshaber Generaloberst v. Heeringen, Chef des Gene-
ralstabes Generalleutnant v. Haenisch) der hartbedrängten 3. Armee häufig
Unterstützungen aller Art gewähren. Daneben rüstete sie zu einem Cnt-
lastungsvorstoß des XII. (sächsischen) Armeekorps gegen die französischen
Stellungen auf den Höhen des Chemin des Dames im Abschnitte La Creute
Ferme—Hurtebise (westlich Craonne). Das gut vorbereitete Unternehmen
kam am Nachmittag des 25. Januar unter dem Befehle des General-
leutnants Edler v. der Planitz, des Kommandeurs der 32. (sächsischen)
Infanterie-Division, zur Durchführung. Seine rechte Flügel-Brigade drang,
unterstützt durch ein zusammengesetztes Infanterie-Regiments, auf dem
rechten Flügel und in der Mitte in kraftvollem Sturm rasch vorwärts. Nur
bei Hurtebise brach dieser zunächst im Maschinengewehrfeuer zusammen,
erreichte aber bis zum Morgen des 26. Januar im Handgranatenkampfe
auch dort die gesteckten Ziele. Alle feindlichen Gegenstöße scheiterten.
Die französischen Stellungen nordwärts der stark angeschwollenen
Aisne forderten auch weiterhin zu deutschen Angriffen geradezu heraus.
Aber die im Februar einsetzenden Angriffsvorbereitungen des VII. Reserve-
korps in Richtung Hochfläche von Paifiy kamen mangels genügender
Kräfte nicht mehr zur Durchführung. Mitte Februar richteten sich außer-
dem im Zusammenhange mit den Angriffen in der Champagne erfolglose
französische Feffelungsvorstöße gegen Stellungsteile des XII. und
X. Armeekorps zwischen Berry au Bac und Loivre.
Am 25. Januar wies General v. Falkenhayn die 7. Armee an,
das X. Reservekorps, das als Reserve der Obersten Heeresleitung mit je
einer durch andere Waffengattungen verstärkten Infanterie-Brigade hinter
der 1., 7., 3. und 5. Armee bereitzustellen war, aus der Front herauszu-
ziehen. In den ersten Februartagen sollte die Durchführung beendet sein.
Die Brigaden standen den betreffenden Armeen zur Ablösung gleichstarker
eigener Kräfte zur Verfügung. Die 1. Armee durfte die hinter ihrer Front
eintreffende verstärkte Brigade des X. Reservekorps verwenden, solange die
x) Zwei Bataillone des VII. Reservekorps und ein Bataillon der 23. (sächsischen)
Infanterie-Division.
25. und
26. Januar.
Ls
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
*
ins Elsaß abgegebenen Teile noch nicht wieder zurückgekehrt waren, erhielt
aber gleichzeitig den Auftrag, ihre Grenze gegen die 2. Armee bis an detz
Avre-Vach hinauszuschieben. Durch diese Maßnahmen war wieder eine
wenn auch im Verhältnis zu der gewaltigen Front geringe Reserve in
der Hand der obersten Führung geschaffen. Ihre Verteilung zeigte, daß
in der Gegend der Champagne derjenige Teil der Westfront erblickt wurde,
der am meisten der Sicherung, bedurfte.
Die Winterschlacht in der Champagne.
Karten 5 und 6, Skizze a.
Die Kämpfe in der Champagne, die das Jahr 1915 hin-
durch immer von neuem die Kräfte des deutschen Weftheeres in Anspruch
nehmen sollten und die bereits in den letzten Wochen des ersten Kriegs-
jahres begonnen hatten, wurden so gut wie ausschließlich von der
3. Armee (Oberbefehlshaber General der Kavallerie v. Einem, gen.
v. RothmalerH, Chef des Generalstabes Generalmajor v. Hoeppner) ge-
tragen. Sie deckte mit 7Z4 Divisionen^) eine Frontbreite von rund 55 lein
zwischen Reims und der oberen Aisne. Ausreichende Reserven zu Hilfe-
leistung und Ablösung waren innerhalb der Armee nicht vorhanden. So
mußte man sich zunächst mit Aushilfen von Division zu Division, von
Armeekorps zu Armeekorps begnügen. Späterhin wiesen auch der Führer
der Mittleren Heeresgruppe und die Oberste Heeresleitung dem gefähr-
deten Frontteil Reserven zu^).
Eine besonders lebhafte Tätigkeit des Gegners hatte sich schon seit
längerem beiderseits der Straße Souain—Somme Py bemerkbar gemacht.
Sappen wurden vorgetrieben, ihre Köpfe durch Grabenstücke verbunden und
dadurch allmählich neue näherliegende Stellungen geschaffen. Die unter-
irdische Tätigkeit der Mineure begann.
Das Angriffsverfahren der Franzosen blieb während der ganzen Zeit
im wesentlichen das gleiche. Die Angriffe kündigten sich durch starkes Leben
und Treiben in und hinter den feindlichen Linien an. Dann setzte mit
Zwischenpausen mehrtägiges Artillerie-, Infanterie-, Minenwerfer- und
Wurfgranatenfeuer ein, das sich allmählich vor größeren Angriffen zu hoher
Feuergeschwindigkeit steigerte. Im Anschluß daran trat die französische
Infanterie in mehreren Wellen aus den möglichst nahe herangetriebenen
Stellungen zum Sturme an. Ein wirksames Gegenmittel auf deutscher 2 3
2) Am 27. Januar zum Generaloberst befördert.
2) 12., .%llv 23. (sächsische) Reserve- und 24. (sächsische) Reserve-, 15., 16.,
16. ^Reserve- und 15. Reserve-Division. -
3) Band VI, S. 373 bis 377, 389, 390. - ~
Gescheiterte französische Angriffe bei Perthes.
29
Seite fehlte infolge des immer noch nicht behobenen Munitionsmangels.
Trotzdem waren alle Angriffe zwischen Souain und Massiges während de;
Dezember 1914 im Infanterie- und Maschinengewehrfeuer gescheitert.
Das Jahr 1915 hatte auf der Champagne-Front unter deutlichen An-
zeichen stärkerer feindlicher Angriffe begonnen. Mehr und mehr verdichteten
die Franzosen ihre Angriffsmittel vor den beiden rheinischen Korps,
während das XII. (sächsische) Reservekorps durch Scheinunternehmungen
und Ablenkungsfeuer nur noch beschäftigt wurde. Die Kampftätigkeit be-
schränkte sich im wesentlichen auf Artillerieduelle wechselnder Stärke und
Kleinunternehmungen. Im übrigen reichten die Kräfte der deutschen
Kampftruppe kaum aus, die zerschossenen und durch das regnerische Wetter
zerbröckelnden Gräben in verteidigungsfähigem Zustande zu halten und mit
dem befohlenen Ausbau einer durchlaufenden rückwärtigen Stellung zu be-
ginnen. Sie zog sich im Durchschnitt 3 kni hinter der Kampfstellung Hin.
Der Zustand der aufgeweichten oder geborstenen Wege war schlecht, selbst
auf den Kunststraßen blieben Lastkraftwagen häufig stecken. Im Stellungs-
gelände erschwerte der zähe, verschlammte Boden jede Bewegung. Auch die
zumeist nur mangelhaft vor den Anbilden der Witterung geschützten Pferde
büßten stark an Leistungsfähigkeit ein. Diese Hemmnisse erschwerten
Führung, Kampf und Nachschub in hohem Grade.
Am 1. Januar wurden etwa fünf französische Infanterie-Regimenter
mit Artillerie im Vormarsch von Wargemoulin auf le Mesnil gemeldet.
Die Generalkommandos des VIII. Armeekorps und VIII. Reservekorps
glaubten anfänglich, daß es sich hierbei lediglich um eine Ablösung abge-
kämpfter Teile des französischen XVII. Armeekorps durch Teile des
I. Armeekorps^) handele. Ein am 2. Januar etwa 6 Ahr abends erfolgen-
der Vorstoß gegen die Mitte des VIII. Reservekorps belehrte sie eines
besseren; vor den kümmerlichen Resten des zerschoffenen deutschen Hinder-
nisses brach der feindliche Angriff indessen zusammen.
Rach zahlreichen französischen Vorstößen zwischen Perthes und der s. Januar.
Beaussjour Ferme erfolgte am 9. Januar 11“ Ahr vormittags ein starker
Angriff gegen den Abschnitt der 16. Infanterie-Division (Führer seit
25. Dezember Generalmajor Prinz Heinrich XXX. Reuß) östlich Perthes.
Cr brach unter schweren Verlusten zusammen. Von 4 Ahr nachmittags ab
belegte der Gegner etwa eine Stunde lang die deutschen Stellungen westlich
Perthes mit „Trommelfeuer". Der nachfolgende Infanterieangriff wurde
auch dort abgewiesen. Das bisher zwischen den beiderseitigen Stellungen,
im Grunde liegende Perthes war am 8. Januar vom Feinde besetzt worden.
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J) Band VI, S. 386.
50
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
3. bis
6. Februar.
Auch die Mitte des VIII. Reservekorps, dessen Führung seit dem
2. Januar Generalleutnant Fleck übernommen hatte, wurde vor- und
nachmittags angegriffen. Der Gegner drang südlich Nipont auf schmaler
Front in die deutschen Gräben ein und konnte sich unter dem Schuhe seines
gut geleiteten Artilleriefeuers dort auch halten.
Tags darauf wurden zur Ablösung der stark mitgenommenen rheinischen
Regimenter um Perthes und südlich Ripont Teile des Gardekorps4) unter
Generalleutnant v. Winckler und ein sächsisches Reserve-Regiment heran-
geführt. Südlich Tahure waren Franzosen vom XVII. Armeekorps ge-
fangen worden. Rach ihren Aussagen war mit der Ausladung des fran-
zösischen IV. Korps nordöstlich CHLlons um Somme-Tourbe und mit
weiteren Durchbruchsversuchen zu rechnen.
General der Infanterie^) Riemann, Kommandierender General des
VIII. Armeekorps, beabsichtigte einen Vorstoß westlich Perthes. Die
Absicht zerschlug sich infolge der andauernden, kräftezerreibenden Angriffe
der Franzosen gegen den linken Flügel seines Abschnittes. Dagegen nahm
der Plan eines Cntlastungsvorstoßes bei Massiges mit Teilen des
VIII. und des den rechten Flügel der 5. Armee bildenden XVIII. Reserve-
korps Anfang Februar feste Gestalt an. In der Frühe des 3. Februar
schossen sich die Angriffsbatterien ein und gingen dann zu ruhigem
Wirkungsschießen über. Die Sturmttuppe lag seit Hellwerden angriffs-
bereit in Annäherungswegen, Gräben und Sappen. Am 12° mittags
erfolgten die vorbereiteten Minensprengungen, starkes deutsches Artillerie-
feuer sehte gegen die feindliche Hauptstellung ein, die Infanterie des linken
Flügels der 15. Reserve-Division und des rechten Flügels der 21. Reserve-
Division ttat mit der ersten Welle zum Sturm an. Gegen 12°° nachmittags
war die französische Hauptstellung auf beiden Bergnasen und der Höhe 191
nördlich Massiges in deutscher Hand. Die Franzosen zogen im Laufe des
Nachmittags bei Virginy etwa eine Division anscheinend zum Gegenstöße
zusammen, ihr Artilleriefeuer steigerte sich von Stunde zu Stunde.
Während der Sturm selbst kaum Verluste gekostet hatte, nahmen diese nun-
mehr in steigendem Maße zu. Der erwartete Gegenangriff sehte erst am
4. Februar, 440 vormittags, ein und konnte nach erbitterten Nahkämpfen
abgewiesen werden; somit blieb der deutsche Vorstoß bei Massiges auf die
ersten Überraschungserfolge beschränkt.
Inzwischen waren beim VI. Armeekorps am rechten Flügel der
3. Armee die im September 1914 im Bereiche des XVIII. Reservekorps * 2
1) Stab 2. Garde-Infanterie-Division, 1. Garde-Infanterie-Vrigade, 1. und
5. Schwadron 2. Garde-Alanen-Regiments, 4. Garde-Feldartillerie-Regiment.
2) Am 27. Januar 1915 zu diesem Dienstgrade befördert.
Der deutsche Cntlastungsvorstoß nördlich Massiges.
31
zurückgebliebenen Teile der 11. Infanterie-Division (Divisionsstab und
verstärkte 21. Infanterie-Brigade) größtenteils wieder eingetroffen. Vom
1. Februar ab wurde daraufhin der rechte Flügel der 3. Armee bis zur
Eisenbahn Vazancourt—Reims ausgedehnt. Die dort durch das Heraus-
ziehen^) des X. Reservekorps (7. Armee) freiwerdende 19. Reserve-
Division trat mit Teilen zum VIII. Armeekorps über. Der Divisions-
stab und die 39. Reserve-Infanterie-Vrigade lösten am 5. Februar bei
Perthes den Stab der 2. Garde-Infanterie-Division^) und die 1. Garde-
Infanterie-Brigade ab, die am 9. Februar wieder zur 6. Armee abrollten.
In der zweiten Februarwoche verdichteten sich die Anzeichen dafür, daß
zum mindesten gegen den Abschnitt der 19. Reserve-Division, Kommandeur
General der Infanterie v. Bahrfeldt, bei Perthes ein größerer Angriff un-
mittelbar bevorstehe. Seit dem 10. Februar griffen die heftigen Feuer-
überfälle bis auf den linken Flügel des XII. Reservekorps und auf das
VIII. Reservekorps über. Am 12. Februar, 730 vormittags, gingen die
Franzosen gegen die Waldstellung östlich Souain vor. Cs gelang ihnen,
auf dem linken Flügel der 1. bayerischen Landwehr-Brigade einzubrechen.
Die Bayern, unterstützt durch Teile eines gleichfalls angegriffenen, ost-
wärts anschließenden hessischen Landwehr-Regiments, nahmen in einem
sofort angesetzten Gegenstöße den größten Teil ihrer Stellung bis zum
Abend wieder zurück. Östlich Perthes wurde ein französischer Vorstoß
durch die deutsche Artillerie im Keime erstickt. Vor dem äußersten linken
Flügel der 3. Armee räumten die Franzosen die noch von ihnen besetzten
Hänge der beiden Vergnasen nördlich Massiges, nachdem Truppen des
XVIII. Reservekorps die heiß umstrittene Höhe 191 endgültig in ihren
Besitz gebracht hatten.
Bisher hatte die 3. Armee die Champagneschlacht trotz schwerer Ver-
luste und stärkster Inanspruchnahme ihrer Kräfte dank der unerschütterlichen
Haltung der Truppe erfolgreich durchgekämpft.
5. Armee.
Karte 5, Skizze k.
Bei der 5. Armee, derem Oberbefehlshaber, dem Deutschen Kron-
prinzen, (Chef des Generalstabes Generalleutnant Schmidt v. Knobels-
dorf), gleichzeitig die Armee-Abteilungen der Generale v. Strantz,
v. Falkenhausen und Gaede als linke Heeresgruppe unterstanden, waren
die hartnäckigen Kämpfe des XVI. Armeekorps weiter gegangen. Rach
0 S. 25. — 2) An Stelle des stellvertretenden Stabes der 16. Infanterie-Division
seit 11. Januar dort eingesetzt.
10. dis
12. Februar.
5. Januar bis
15. Februar.
■
ran
32 Der Feldzug im Westen bis Witte April 1915,."
Abweisung eines hefttgen Angriffs am 5. Januar griff die. 33. Infanterie-
Division im östlichen Teile der Argonnen an, warf den Gegner und nahm
ihm bis zum 11. Januar 17 Offiziere, 1600 Mann an Gefangenen sowie
Kriegsmaterial ab. Am 22. Januar gewann die 34. Infanterie-Division
nordwestlich Four de Paris etwas Boden, am 29. griffen die 27. Infan-
terie-Division und ein Regiment der rechts anschließenden 11. Infanterie-
Division im westlichen Teil des Waldgebietes erfolgreich an und verlegten
ihre Stellungen um einige hundert Meter vor. Die Gesamtbeute des
XVI. Armeekorps im Januar betrug 34 Offiziere, 2849 Mann und
mehrere Nahkampfgeschütze. Auch in der ersten Hälfte des Februar setzte
das Korps sein schrittweises Vorgehen fort.
Als Ersah für die ausscheidenden Teile des VI. Armeekorps^) wurden
fünf Bataillone, hauptsächlich Landwehr, zugeführt und der Stab der
9. Landwehr-Division neu ausgestellt. Da die 5. Armee über nennens-
werte Reserven nicht verfügte, wies ihr die Oberste Heeresleitung Anfang
Februar eine verstärkte Brigade der 2.. Garde-Reserve-Division vom
X. Reservekorps vorübergehend zu.
l. Januar bis Auf dem Nordflügel der Armee-Abteilung Strantz —
M.cce Februar. ^E,^E)efehlshaber General der Infanterie v. Strantz, Chef des General-
stabes Oberstleutnant Fischer — hatte im Januar, abgesehen von beider-
seitigen Patrouillengesechten, verhältnismäßig Ruhe geherrscht. Anfang
Februar aber nahm das Feuer der feindlichen Artillerie auf der ganzen
Front des V. Armeekorps zu und richtete sich vornehmlich gegen die
Stellungen der 33. Reserve-Division auf der Combres-Höhe.
Vor der Mitte kam es im Ailly-Walde zu erbitterten Nahkämpfen,
in denen die bayerische Ersatz-Division ihre Stellungen behauptete. Im
Walde von Apremont machte die 5. bayerische Infanterie-Division Fort-
schritte.
Seit Beginn des Jahres entwickelten die Franzosen eine lebhafte
Tätigkeit im Westteil des Priesterwaldes gegenüber der 8. Ersatz-Division.
Rach einem mißlungenen Angriffsversuch am 8. Januar glückte es ihnen am
17. Januar, einen dort befindlichen Stützpunkt zu nehmen. Erst am
20. Januar konnte mit Hilfe eines vom Armee-Oberkommando zur Ver-
stärkung überwiesenen Reserve-Infanterie-Regiments von der 33. Reserve-
Division ein Teil der Stützpunktstellung zurückerobert werden. Am
16. Februar erneuerte der Feind seine Angriffe, erzielte jedoch nur vorüber-
gehend Erfolge. Auch ein am gleichen Tage gegen die Stellung der Garde-
') ©. 30/31.
Kämpfe zwischen Maas und Schweizer Grenze.
33
Ersatz-Division zwischen Eisenbahn und Straße Cssey—Flirey unternom-
mener Vorstoß des Gegners scheiterte verlustreich.
Als Armeereserve teilte die O b e r st e Heeresleitung der
Armee-Abteilung am 21. Januar die bayerische Kavallerie-Division vorüber-
gehend zu.
Vei der Armee-Abteilung Falkenhausen — Oberbesehlshaber
Generaloberst Freiherr v. Falkenhausen, Chef des Generalstabes Oberst Februar ms.
Weidner — war die Gefechtstätigkeit bis in die zweite Hälfte des Monats
Februar hinein nicht erheblich. Nur in den Vorpostenstellungen auf dem
Nordflügel erfolgten wiederholt Patrouillenzusammenstöße. Ein am
27. Januar gegen die 30. Reserve-Division des XV. Reservekorps gerichteter
französischer Vorstoß scheiterte; dagegen gelang es dieser Division, am
9. Februar bei Ban de Sapt und der 39. Reserve-Division des gleichen
Korps am 18. Februar südlich Lusse Erfolge zu erzielen. Die unterstellte
Armee-Abteilung Gaede mußte Anfang Januar durch einige Bataillone
und eine Anzahl schwerer Batterien unterstützt werden.
5lm den dauernden feindlichen Vorstößen gegen die Armee-Abteilung
GaedeZ (Oberbefehlshaber General der Infanterie Gaede, Chef des
Generalstabes Oberstleutnant Bronsart v. Schellendorff) bei Sennheim
durch eigenen Angriff ein Ende zu machen, führte die O b e r st e
Heeresleitung Anfang Januar eine zusammengesetzte Infanterie-
Brigade in Stärke von sechs Bataillonen und drei Feldbatterien unter
Generalleutnant Dallmer von der 1. Armee heran. Die Brigade, die in
den Verband der Division Fuchs') trat, löste zunächst die der Ruhe be-
dürftige 29. Infanterie-Brigade ab. Unterdessen wurden die Vorbereitun-
gen für den vom Armee-Oberkommando beabsichtigten Angriff getroffen.
Durch ihn sollten die Höhen westlich Wattweiler—Steinbach in deutsche
Hand gebracht werden. Als Vorbereitung hierzu wurden die westlich und
südwestlich von Rimbach—Zell liegenden Gipfel am 4. Januar besetzt.
Ein Versuch, sich des Hartmannsweilerkopfes zu bemächtigen, schlug in-
0 Am 30. Dezember war das Armee-Oberkommando Gaede vom Stellvertreten-
den Generalkommando des XIV. Armeekorps losgelöst worden. General der Infan-
terie Gaede hatte den Oberbefehl über die Armee-Abteilung und die dieser unter-
stellten Oberrhein-Befestigungen behalten.
-) Die Division Fuchs bestand nunmehr aus dem Stabe der 16. Infanterie-
Division, der 29. Infanterie-Brigade, der Brigade Dallmer, der 42. Kavallerie-
Brigade sowie zugeteilten leichten und schweren Batterien, Pionieren, Rachrichten-
truppen usw. Band VI, S. 391.
t Weltkrieg. VII. Band.
e>
34
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
dessen fehl. Weiter südlich setzte der Gegner seine Angriffes vom 3. bis
7. Januar fort. Steinbach blieb in seiner Hand. Cs konnte keinem Zweifel
unterliegen, daß stärkere deutsche Kräfte erforderlich sein würden, um ihn
in das Gebirge zurückzuwerfen.
Die Unternehmung bei Wattweiler kam am 18. Januar zur Durch-
führung. Als Ziel war der Division Fuchs inzwischen die Linie Hartmanns-
weilerkopf—Ruine Herrenfluh—Wolfskopf—Amselkopf (westlich Stein-
bach) gegeben worden. Der Angriff begann mit der Eroberung des Hart-
mannsweilerkopfes und des südlich davon gelegenen Hirzsteines in der
Zeit vom 18. bis 21. Januar. In den folgenden Tagen wurde der Hart-
mannsweilerkopf gegen erbitterte französische Gegenangriffe gehalten. Am
23. Januar setzte auch der Hauptstoß bei Wattweiler ein. Nach anfäng-
lichen Erfolgen blieb er jedoch vor den starken Stellungen des Feindes
liegen.
Fm Laufe des Monats Januar erhielt die Armee-Abteilung von der
Obersten Heeresleitung noch einige Gebirgstruppen, darunter das Reserve-
Iäger-Bataillon 8, zugewiesen. Weiterhin traf in der Zeit vom 21. bis
24. Januar die neu aufgestellte 8. bayerische Reserve-DivisionH ein, die
zusammen mit der Division Fuchs offensive Verwendung finden sollte.
Eine Neugliederung der Truppen der Armee-Abteilung GaedeH erfolgte
am 29. Januar. Drei verstärkte Landwehr-Brigaden — nur die 51. blieb
zunächst selbständig — bildeten den Kern für die Aufstellung der 6. (bayeri-
schen), 7. (Württembergischen) und 8. Landwehr-Division.
Der unerwartete Widerstand, den die Division Fuchs in den Kämp-
fen bei Wattweiler gefunden hatte, gab beim Armee-Oberkommando Gaede
dem schon früher erwogenen Gedanken erneute Nahrung, nicht bei Watt-
weiler anzugreifen, sondern über die Linie Großer Belchen—Sudel-
kopf—Molkenrain ins Thanner-Tal einzudringen. Zudem entsprach ein
gemeinsamer Angriff der Division Fuchs und der 8. bayerischen Reserve-
Division auch den Absichten der Obersten Heeresleitung^). Der Plan mußte
jedoch fallengelassen werden, als die 8. bayerische Reserve-Division meldete,
daß sie erst Mitte Februar verwendungsbereit sein werde. Infolgedessen
hielt das Armee-Oberkommando an dem bisherigen, beschränkten Angriffs-
ziel fest und befahl Generalleutnant Fuchs, die Unternehmung gegen die
Linie Herrensluh—Wolfskopf—Amselkopf fortzusetzen. Am 4. Februar
griff die 29. Infanterie-Brigade westlich Wattweiler—Uffholz an, konnte
jedoch nur geringe Erfolge erzielen. i)
i) Band VI, S. 379. — 2) S. 26. — 3) Am 24. Januar wurde das Armee-
Oberkommando von Freiburg nach Schloß Homburg, 10 km östlich Mülhausen, ver-
legt. — 4) ®. 26. ,
Kämpfe der Armee-Abteilung Gaede.
35
Anfang Februar entschloß sich das Armee-Oberkommando, die Mitte
des Monats verwendungsbereite 8. bayerische Reserve-Division zur Säube-
rung des Münster- und Gebweiler-Tales einzusetzen. Seit Monaten hatten
nördlich des Großen Velchen größere Kämpfe nicht stattgefunden. Der
Gegner war dort verhältnismäßig schwach; nur wenige im Winter benutz-
bare Paßstraßen standen ihm zur Verfügung. Den Auftakt des Angriffs
bildete das Vorgehen der 51. Landwehr-Brigade, die am 8. Februar ihren
rechten Flügel im Lauch-Tale vorzuschieben begann. Am 13. und
14. Februar sehten sich Teile der Brigade, verstärkt durch ein bayerisches
Reserve-Regiment, unter leichten Gefechten in den Besitz der erstrebten
Linie Hilsenfirst—Sengern. Damit war der Rücken freigemacht für den
von Süden her umfassenden Hauptangriff der 8. bayerischen Reserve-
Division auf die starken französischen Stellungen westlich von Münster.
Z. Die französische und englische Heerführung Anfang 191$.
Karten 3, 4, 5, 7 und 8.
Auf seiten des Gegners hatte die von General Ioffre Ende 1914
begonnene Offensives im Artois bereits am 20. Dezember sowohl wegen
des kräftigen deutschen Widerstandes als auch mit Rücksicht aus das
Wetter und den Zustand des Bodens aufgegeben werden müssen^). In
der Champagne waren nennenswerte Erfolge bis zum Jahresschluß nicht
erzielt worden. Die Aussichten für eine Fortführung des Angriffs waren
nicht günstig. Crsahformationen und Depots hatten kaum ausgereicht,
die entstandenen Verluste auszugleichen. Der Ende 1914 einberufene
Rekrutenjahrgang 1915 befand sich in der Ausbildung, konnte aber vor
dem 1. April nicht verwendungsbereit sein. Auf Neuaufstellungen aus
Afrika war nur noch in geringem Maße zu rechnen. So konnten die für
eine Offensive erforderlichen Truppen nur aus ruhigen Fronten entnommen
werden. Infolge der Drohung der Russerü), zum Stellungskrieg überzu-
gehen, wenn die Deutschen im Westen nicht durch Unternehmungen gefesselt
würden, zwang die allgemeine Lage zu einer Fortsetzung der Offensive.
General Ioffre entschloß sich daher, den Angriff in der Champagne
mit der 4. Armee weiterzuführen, an der übrigen Front den Gegner durch
kleinere Unternehmungen zu fesseln, sonst aber den Truppen möglichst
Ruhe zu gewähren. Der 4. Armee wurde außer dem I. Korps am
8. Januar die 8. Kavallerie-Divisiow) zur Verfügung gestellt, während
0 Band VI, S. 384. — 2) Band VI, S. 386. — 3) Band VI, S. 383 und 392.
— 4) Sie traf von der 3. Armee im Fußmarsch ein und wurde vom 12. Januar ab
mit Teilen beim XII. Korps eingesetzt.
3*
36
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
das östlich CHLlons s. M. seit dem 28. Dezember 1914 eingetroffene
IV. Korps zunächst Reserve der Obersten Führung blieb.
Am das Oberkommando der 4. Armee von Nebenaufgaben zu ent-
lasten, ordnete General Zoffre an, daß der am rechten Armeeflügel liegende
Argonnen-Abschnitt zwischen Aire und Aisne an die 3. Armee abzugeben
sei. Das dort eingesetzte II. Korps sollte zurückgezogen und zur Verfügung
der Heeresleitung gehalten werden. Die 3. Armee trat dafür den Raum
zwischen St. Mihiel und der Maas nördlich Verdun an die 1. Armee ab.
Diese Neueinteilung bot gleichzeitig den Vorteil, daß die Abwehr auf
den Maas-Höhen südlich Verdun in eine Hand gelegt wurde. Ent-
sprechend der bereits am linken Heeresslügel bestehenden „Provisorischen
Heeresgruppe Nord" (General Foch) wurde am 5. Januar am rechten
Flügel die „Provisorische Heeresgruppe Ost" (General Dubail) gebildet).
Den Befehl über die in der Mitte des Heeres stehende 4., 5., 6. und
2. Armee behielt der Höchstkommandierende sich selbst vor.
Mit dem Führer des britischen Expeditionskorps, Feldmarschall Sir
John French, hatte General Zoffre am 27. Dezember 1914 im französischen
Großen Hauptquartier in Chantilly eine eingehende Besprechung gehabt.
Auf die seitens der englischen Regierung gestellte Frage, ob Gefahr vor-
läge, daß die Deutschen jetzt zu einem entscheidenden Schlage im Osten
ausholen könnten, um dann mit Überlegenheit die Offensive in Flandern
wieder aufzunehmen, hatte General Zoffre sich dahin geäußert, daß er die
Lage in Rußland nicht für so ernst ansähe, und daß der französische
Generalstab für alle Fälle gerüstet sei. Cr war fest überzeugt, daß die
Entscheidung in diesem Kriege im Westen falle, und hielt demgegen-
über die Ereignisse auf allen anderen Kriegsschauplätzen für weniger be-
deutungsvoll.
Am 19. Januar gab General Zoffre in einer geheimen Weisung^) den
Armeeführern ein Bild der Lage und seiner Absichten. Cr stellte fest, daß
der Angriff in der Champagne bisher ohne entscheidenden Erfolg geblieben
sei; auch die Rebenoperationen hätten kein nennenswertes Ergebnis gehabt.
Die Deutschen wären gegenwärtig in der Lage, unter Amständen einige
Korps aus Rußland nach dem Westen zurückzuführen; sie seien im Begriff,
in Deutschland mehrere neue Korps auszustellen. Die französische Führung
beabsichtige, die Offensive in der Champagne bis zu dem erstrebten Ziele
weiterzuführen. Bei der Heeresgruppe Ost seien die Anternehmungen in 2
i) Die Heeresgruppe bestand aus der Armee-Abteilung Vogesen, der 2. Gruppe
Reserve-Divisionen, der 1. und 3. Armee; ihr Abschnitt reichte von der Schweizer
Grenze bis zum Westhang der Argonnen.
2j Note sur la Situation generale ä la date du 19 janvicr.
Französische Absichten Anfang 1915.
37
den Vogesen weiter zu verfolgen. Die 1. Armee habe im Hinblick auf eine
später beabsichtigte größere Offensive in der Woövre-Cbene ihre begonnenen
Angriffe auf die beiden Flanken der deutschen St. Mihiel-Stellung fort-
zusetzen. Die 3. Armee sollte, sobald der Zustand der Truppen und die
Ablösungen innerhalb ihres Bereiches es erlaubten, ihre Vorstöße in nörd-
licher Richtung zur Entlastung der 4. Armee wieder aufnehmen. Die
4. Armee habe so energisch wie möglich ihren Angriff fortzusetzen. Fm
Falle des Gelingens könnte sie auf weitere Unterstützungen rechnen. Bei
der 10. Armee seien alle Vorbereitungen für die Wiederaufnahme des einst-
weilen aufgeschobenen Angriffes zu treffen; die Truppe habe sich durch
Sappen und Minen an den Gegner heranzuarbeiten. Der Befehl zur
Wiedereröffnung des Angriffes werde von der Obersten Führung gegeben
werden, sobald die Amstände es zuließen. Am äußersten linken Heeresflügel
bei Rieuport sollte das eingeleitete Vorgehens als Ablenkungsmanöver
fortgesetzt werden. Alle übrigen Armeen^) hätten ihre vorderen Stellungen
zu verstärken, zweite Stellungen auszubauen und unter möglichster Ruhe-
gewährung an die Truppen Reserven zu bilden, die entweder zur Aus-
nutzung eines Erfolges in der Champagne oder zur Durchführung anderer
Operationen Verwendung finden konnten. Fm ganzen sollten zur Ver-
fügung des Höchstkommandierenden ausgeschieden werden: bei der Heeres-
gruppe Ost drei Infanterie- und eine Kavallerie-Division, in der Mitte
fünfeinhalb Infanterie-, zwei Territorial- und drei Kavallerie-Divisionen,
bei der Heeresgruppe Nord zwei Infanterie-, zwei Territorial- und drei
Kavallerie-Divisionen. Hierzu kämen im äußersten Notfall, allerdings nur
dann, wenn die jeweiligen Operationen in dem betreffenden Abschnitt ein-
gestellt würden, eine Infanterie- und eine Kavallerie-Division von der
Heeresgruppe Ost, das I. Korps von der 4. Armee und eine Infanterie-
Division von der Heeresgruppe Nord. Die Gesamtstärke der verfügbaren
Verbände würde sich in diesem Falle auf 14yz Infanterie-, 4 Territorial-
und 8 Kavallerie-Divisionen belaufen. Sollten die Engländer nach Ein-
treffen weiterer Verstärkungen aus der Heimat — außer der 28. Infanterie-
Division — die französischen Kräfte auf ihrem Nordflügel ablösen, so
würden weiter das französische XX. Korps, dann das IX. Korps sowie der
Rest der 87. und 89. Territorial-Division verfügbar werden. Die aus-
zuscheidenden Reserven, die als Heeresgruppen-Reserven bezeichnet werden,
tatsächlich aber zur Verfügung der Obersten Führung standen, sollten im
0 Gemeint ist der Vorstoß bei Rieuport, der am 28. Dezember 1914 mit der
Besetzung von St. Georges beendigt war. — Band VI, S. 387.
2) Also die 5., 6. und 2. Armee.
38
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
allgemeinen zwischen Var le Duc und der Kanalküste gleichmäßig hinter
der Front bereitgestellt werden; besondere Aufmerksamkeit erfordere dauernd
der Abschnitt zwischen Oulchy le CHLteau und Montdidier, der jederzeit
stark gesichert bleiben müsse. Als weitere größere Unternehmungen wurden
in Aussicht gestellt: die Wiederaufnahme des Angriffes der 10. Armee im
Verein mit dem rechten Flügel der Engländer und eine konzentrische Unter-
nehmung der 1. Armee in der Woövre-Cbene. Fm Falle eines neuen
starken Angriffes der Deutschen müßten die Transportverbindungen zum
schnellen Heranziehen der Heeresgruppen-Reserven nach jedem beliebigen
Punkt der Front genau festgelegt werden.
In einem Schreiben vom gleichen Tage, dem 19. Januar, an den
britischen Oberbefehlshaber stellte General Foffre die Möglichkeit einer
in der nächsten Zeit erfolgenden deutschen Offensive in den Vordergrund.
Die alliierte Front müsse dagegen völlig gesichert sein. Ein Durchbruch
des Gegners bei Montdidier würde die ernstesten Folgen haben. Um da-
gegen gewappnet zu sein und selbst offensiv werden zu können, seien Heeres-
reserven nötig. Diese könne er nur seinem Nordflügel entnehmen, sobald
die Engländer sie dort erseht hätten. Die Ablösung müsse daher bald er-
folgen angesichts der deutschen Bedrohung. Eine an sich sicher wirksame
Offensive auf Ostende—Zeebrugge müsse vorläufig aufgeschoben werden.
Feldmarschall French hatte den im Dezember 1914 gehegten Plan,
zusammen mit Teilen der englischen Flotte entlang der Kanalküste auf
Ostende—Zeebrugge vorzustoßen, trotz der Ablehnung seitens des fran-
zösischen Führers noch nicht aufgegeben^). Die am 1. Januar im Kanal
erfolgte Versenkung des englischen Schlachtschiffes „Formidable" durch
ein deutsches Unterseeboot veranlaßte den Ersten Lord der Admiralität,
Winston Churchill, an Lord Kitchener ein zur Weitergabe an den Feld-
marschall bestimmtes Telegramm zu richten, in dem auf die große Gefahr
hingewiesen wurde, die in der Besetzung von Zeebrugge durch die Deut-
schen für die britischen Truppentransporte über den Kanal bestände, und
die erst nach Vertreibung des Gegners von der flandrischen Küste aufhören
würde. Der englische Oberbefehlshaber, der der gleichen Ansicht war, glaubte,
die Operation erfolgreich durchführen zu können, wenn ihm aus England
50 Territorial-Bataillone, eine Anzahl schwerer Geschütze und ein ent-
sprechender Vorrat an Feld- und schwerer Munition gesandt würden. Das
war jedoch nach Ansicht des englischen Kabinetts zur Zeit nicht möglich.
Innerhalb der englischen Regierung herrschte Anfang 1915 Uneinigkeit,
wie die Operationen weiterzuführen seien. Um die Jahreswende tauchten i)
i) Band VI, S. 382.
Absichten der englischen Heerführung.
ZS
verschiedene Vorschläge maßgebender Persönlichkeiten auf, die sämtlich von
der Voraussetzung ausgingen, daß entscheidende Operationen an der West-
front nicht mehr zu erwarten wären, und die die Einleitung neuer Unter-
nehmungen auf anderen Kriegsschauplätzen ins Auge fassen1).
Am 29. Dezember 1914 legte der Erste Lord der Admiralität dem
Premierminister Asquith einen Plan vor, der einen Vorstoß in die Nord-
und die Ostsee erstrebte. Rach der gewaltsamen Inbesitznahme einer der
friesischen Inselrü) sollte die deutsche Flotte in der Helgoländer Bucht
eingeschlossen, der Kaiser-Wilhelm-Kanal blockiert und durch eine Landung
an der schleswig-holsteinischen Küste Dänemark zum Anschluß gezwungen
werden. War hierdurch die Ostsee der britischen Flotte geöffnet, so sollte
mit den Russen Verbindung aufgenommen und ihnen unter Mitwirkung
englischer Seestreitkräfte eine Landung an der Nordküste Deutschlands er-
möglicht werden. Diesem Vorschlage hatte der Erste Seelord, Lord Fisher,
soweit das Vorgehen gegen die deutsche Flotte in Frage kam, warm zu-
gestimmt. Der um seine Ansicht ersuchte Sir John French äußerte am
3. Januar, daß er Unternehmungen auf anderen Kriegsschauplätzen für
außerordentlich schwierig halte. Ein Durchbruch durch die deutsche West-
front dagegen sei durchaus möglich und nur eine Munitionsfrage. Der von
ihm vorgeschlagene Vorstoß an der Kanalküste verspräche Erfolg. Solange
die Anmöglichkeit eines Durchbruchs nicht klar bewiesen sei, könnte seiner
Ansicht nach die Einleitung neuer Operationen anderswo nicht in Frage
kommen.
Rach Eingang des Ioffreschen Schreibens vom 19. Januar suchte
Feldmarschall French den französischen Höchstkommandierenden am
21. Januar aufs neue in Chantilly auf, um noch einmal seinen Angriffs-
plan zur Gewinnung der belgischen Küste zu vertreten. Cr ließ sich jedoch
umstimmen. Zwischen beiden Führern wurde im Beisein des Generals
Foch ein Abkommens folgenden Inhalts abgeschlossen: Der Feldmarschall
erklärte sich bereit, das französische IX. Korps und anschließend das XX.
abzulösen, sobald Verstärkungen aus England dieses gestatten würden —
voraussichtlich Anfang März. Alsdann sollten die Franzosen das englische
I. Korps freimachen. Für die zeitweise Zurückziehung von Teilen des
französischen IX. Korps sollte dem General Foch schon vorher britische
Kavallerie zur Verfügung gestellt werden, während General Ioffre auf
dem linken Flügel der Engländer in dem Abschnitt, der jetzt vom
XX. Korps besetzt sei, auch künftig gleichstarke Kräfte zu belassen hatte.
9 S. 63. — 2) Gedacht war in erster Linie an Borkum.
9 Konvention von Chantilly vom 21. Januar 1915. — Wortlaut im (Engl,
am«. Werk, III, S. 381.
40
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
Die Kampftätigkeit an der Westfront blieb bis Ende Januar gering.
Lediglich die französische Offensive in der Champagne, deren Fortführung
von General Ioffre ausdrücklich befohlen war, wurde unter Einsah weiterer
Teile des I. Korps fortgesetzt. Außer geringem Geländegewinn bei
Massiges und Veaussjour wurden bis Ende des Monats keine größeren
Erfolge erzielt. In den Vogesen, am Priesterwald, auf den Maas-Höhen
südlich Verdun und in den Argonnen wurde weitergekämpft, wobei gegen
Ende des Monats der linke Flügel der 3. Armee in den Argonnen in eine
bedenkliche Lage geriet.
Im Abschnitte der Engländers erfolgte am Südflügel beiderseits des
Kanals von La Vassee am 25. Januar ein deutscher Vorstoß, der bei
Cuinchy zum Verlust einiger Gräben führte, im übrigen aber abgewiesen
wurde. Hinter der Front des Expeditionskorps war Mitte Januar die
28. Infanterie-Division eingetroffen; sie wurde bis Ende des Monats noch
nicht eingesetzt.
Auf der belgischen Front spielten sich keine bedeutsamen Kampf-
vorgänge ab.
Angesichts der Lage auf dem russischen Kriegsschauplatz^) hielt General
I o f f r e es Anfang Februar nicht für unwahrscheinlich, daß die Deutschen
jetzt den Schwerpunkt nach dem Osten verlegen würden. Cr entschloß sich,
die augenblickliche eigene Überlegenheit (1a suporiorits numorimw
aetuslls)^) an der Westfront auszunutzen, um nunmehr außer der bereits
angeordneten Offensive in der Champagne auch eine solche im Artois zur
Abschnürung des ganzen dazwischen liegenden deutschen Frontbogens
durchzuführen^). Zu diesem Zwecke sollte die 10. Armee im Artois vor-
stoßen, um sich der beherrschenden Höhen bei Vimy, Lens und Pont
a Vendin zu bemächtigen; gleichzeitig sollte auch aus Arras heraus an-
gegriffen werden. Die für diese Unternehmung erforderlichen Ver-
stärkungen sollten durch Ablösung der nördlich des britischen Expeditions-
korps stehenden französischen Korps gewonnen werden. Bis dahin mußte
indessen geraume Zeit vergehen; vorläufig ließ sich nur der Angriff in der
Champagne durchführen. * 2
*) Beim britischen Expeditionskorps wurde am 25. Januar der Chef des
Generalstabes, Generalleutnant Sir A. Murray, durch Generalleutnant Sir
W. R. Robertson erseht.
2) S. 143.
-) Franz, amtl. Werk, III, S. 10.
0 Band VI, S. 384.
Der Höhepunkt der Winterschlacht.
41
4. Der Höhepunkt der Minrerschlachr in der Champagne
von Miete Februar bis Mitte März 1915.
Karten 5 und 6, Skizzen b und c.
Absichten der französischen Führung in der
Champagne.
Die durch General Io sfre am 19. Januar befohlene Wiederauf-
nahme der Offensives war vom Führer der französischen 4. Armee vom
Eintritt trockenen Wetters abhängig gemacht worden. Für die Vorberei-
tungen hatte er 14 Tage Zeit verlangt. Die Armee war für einen größeren
Angriff noch wenig gerüstet. Zwar war es durch Sparmaßnahmen an der
übrigen Front möglich gewesen, ihr einen beträchtlichen Munitionsvorrat
zuzuführen. Die Artillerie der Armee, besonders die schwere, war verstärkt
worden. Am 10. Februar standen im ganzen 837 Geschütze zur Verfügung,
darunter 109 mit einem Kaliber über 10 cm2). Die Fliegerformationen
waren auf fünf Abteilungen vermehrt worden. Andererseits hatten die
Truppen, die zum Teil seit Beginn der Champagnekämpfe im Feuer
standen, erheblich gelitten. Die Gräben waren stark beschädigt, Material
für den Stellungsausbau nur ungenügend vorhanden. Der Boden war
„ein Meer von Schmutz", die Wege hinter der Front kaum noch
passierbar.
Die Absicht des Armeeführers war, durch planmäßige Angriffe mehrere
Vreschen in die deutsche Front zu legen und diese dann zu einem größeren
Durchbruch zu erweitern. Demgegenüber hatte der Höchstkommandierende
Abkürzung der Vorbereitungsfrist gefordert und sich für einen kräftigen
Sturm nach kurzer, überraschender Artillerievorbereitung ausgesprochen. Der
Hauptstoß sollte auf 8 km, Breite zwischen Veaussjour Ferme und dem
Walde westlich Perthes vom I. und XVII. Korps, ein Nebenangriff öst-
lich Souain von der 60. Reserve-Division geführt werden. Der Beginn
der Offensive war auf den 6. Februar festgesetzt worden, mußte aber des
Wetters wegen mehrfach verschoben werden. Als Verstärkungen stellte
der Höchstkommandierende der Armee am 8. Februar eine Division des
II. Korps, am 12. Februar das 1. Kavalleriekorps zur Verfügung.
Die übrigen Armeen der Mitte hatten Weisung erhalten, durch er-
höhte Artillerietätigkeit die Aufmerksamkeit des Gegners abzulenken. Die
3. Armee sollte in und östlich der Argonnen, sobald sie hierzu imstande sei,
den Angriff vorwärtstragen; die 5. Armee hatte sich bereitzuhalten, im
Falle eines Erfolges ebenfalls vorzugehen.
0 6.37. — -) Franz, amtl. Werk, X 1, S.207 u. 209.
42
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
16. Februar.
Am 16. Februar begann der Angriff der französischen 4. Armee. Eine
in diesen Tagen auf diplomatischem Wege unter dem Eindruck der schweren
Niederlage in Masuren an General Ioffre gerichtete neue Aufforderung
der russischen Heeresleitung, bald eine neue Cntlastungsoffensive einzuleiten,
war daher bereits überholt und erforderte keine neuen Entschlüsse.
Die deutsche Abwehr.
Am 14. Februar, 540 nachmittags, traf folgende Mitteilung der
deutschen Obersten Heeresleitung im Hauptquartier der 3. Armee4) in
Vouziers ein: „Für 15. Februar ist ein allgemeiner französischer Angriff
geplant. Cs wird in den französischen Kirchen dafür gebetet, die Bevölke-
rung fastet..Der 15. Februar verlief indessen auffallend ruhig. Cs war
die Ruhe vor dem Sturm.
Die erste Welle der Großangriffe der Winterschlacht in
der Champagne sehte am Dienstag, dem 16. Februar, 8° vormittags, mit
einem rasenden Feuer aus die Stellungen des VIII. Armeekorps und
VIII. Reservekorps zwischen Souain und der Beausöjour Ferme ein.
Cs herrschte trübes und stürmisches Wetter, das jede Luftaufklärung unter-
band. Das Feuer griff auch auf die westlich und östlich anschließenden
Divisions-Abschnitte über und schwächte sich in diesen Richtungen allmäh-
lich ab. Cs dauerte etwa zwei Stunden in unverminderter Heftigkeit an
und zermalmte die Reste der deutschen Hindernisse und Gräben. Die Ver-
luste waren erheblich. Etwa 10" vormittags wurde der Feuerwall schlag-
artig auf die rückwärtigen Gräben, Verbindungen und Reservelager über-
geleitet. Gleichzeitig traten das französische I. und XVII. Armeekorps
zum Angriff gegen die Abschnitte der 19. und 16. Reserve-Division an.
Bei der 19. Reserve-Division, Kommandeur General der Infanterie
v. Bahrseldt, gelang es dem Gegner, in die durch Minen gesprengten
Gräben einzudringen. Sofort einsehende Gegenstöße der Reserven
säuberten bis zum Abend fast vollständig den Abschnitt der östlichen
Infanterie-Brigade. Westlich Perthes gelang es trotz aller Tapferkeit
nicht, den Franzosen sämtliche genommenen Grabenstücke wieder zu ent-
reißen. Die erbitterten Nahkämpfe dauerten dort drei Tage und Nächte
ununterbrochen an. General der Infanterie Riemann, der Kommandierende
General des VIII. Armeekorps, stellte der 19. Reserve-Division zunächst
zwei Infanterie-Regimenter, weiterhin mehrere Bataillone und Batterien
von der 15. Infanterie-Division zur Verfügung und beantragte beim
Beim Oberkommando der 3. Armee war als Chef des Generalstabes an
Stelle des Generalmajors v. Hoeppner Generalleutnant Ritter v. Hoehn getreten.
Französische Großangriffe Mitte Februar.
45
Armee-Oberkommando die schleunige Zuführung weiterer Verstärkungen.
Cr faßte seinen Gesamteindruck dahin zusammen, daß die Angriffe alle bis-
herigen nach Ausdehnung und Heftigkeit wesentlich überträfen, die gegne-
rische Artillerie stark vermehrt sei.
Bei der 16. Reserve-Division, Kommandeur seit 2. Januar General-
major v. Altrock, hatten sich die Angriffe vornehmlich gegen Mitte und
linken Flügel gerichtet. Der Gegner drang im ersten Anlauf an mehreren
Punkten ein. Bis zum Abend konnten aber die Cinbruchsstellen, mit Aus-
nahme eines „Franzosennestes" in der Mitte des Divisions-Abschnittes,
wieder gesäubert werden. Eingebrachte französische Gefangene sagten aus,
das gesamte französische I. Armeekorps sei zum Angriff bereitgestellt, starke
Reserven befänden sich noch südlich des Marson-Baches. Das General-
kommando des VIII. Reservekorps wies noch am Abend zwei in Ruhe
befindliche Reserve-Infanterie-Regimenter an, sich am 17. Februar von
7° vormittags ab marschbereit zu halten. Auch Generalleutnant Fleck, der
Kommandierende General des VIII. Reservekorps, bezeichnete die Lage
als ernst und beantragte Verstärkungen.
Die Oberste Heeresleitung stellte daraufhin der 3. Armee größere
Munitionsmengen und eine Infanterie-Brigade mit einer Abteilung Feld-
artillerie von der 5. ArmeeH zur Verfügung. Das Armee-Oberkommando
befahl dem XII. Reservekorps, den Gegner am 17. Februar mit einem An-
griff zu bedrohen, um feindliche Kräfte vom VIII. Armeekorps abzuziehen.
Das VI. Armeekorps sollte ein Infanterie-Regiment zur Verfügung der
Armee bereitstellen, die zusammengesetzte Kavallerie-Division Graf Lippe
sich um St. Ctienne ä Arnes verwendungsbereit halten.
Am 17. Februar hielten die Durchbruchsversuche der Franzosen aus 17. Februar,
der ungefähren Linie westlich Perthes bis Veaussjour Ferme in unver-
minderter Heftigkeit an. Sie konnten zumeist abgewiesen werden, nur auf
der „Arbre-Höhe" westlich Perthes fielen weitere Grabenteile in Feindes-
hand.
Angesichts der kritischen Lage zog der Armeesührer, Generaloberst
v. Einem gen. v. Rothmaler, alle erreichbaren Reserven hinter der ange-
griffenen Front zusammen. Die inzwischen ausgeladene zusammengesetzte
38. Reserve-Brigade wurde zwischen Somme Py und Tahure zur Ver-
fügung des VIII. Armeekorps bereitgestellt. Das Infanterie-Regiment
des VI. Armeekorps wurde mit der Eisenbahn gleichfalls dem VIII. Armee-
korps nach Ste. Marie ä Py zugeführt. Auch das XII. Reservekorps mußte
}) Stab 38. Reserve - Infanterie - Brigade mit Infanterie - Regiment 144 und
einem zusammengesetzten Infanterie-Regiment, I. Abteilung Reserve-Feldartrllerie-
Regiments 20.
44
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
18. Februar.
iS. Februar.
ein Reserve-Infanterie-Regiment und schwere Artillerie abgeben. Die
Oberste Heeresleitung genehmigte am Nachmittage den Austausch der stark
zusammengeschmolzenen 39. Reserve-Infanterie-Brigade gegen die von der
7. Armee anrollende 37. des X. ReservekorpsH.
Das Generalkommando des VIII. Armeekorps stellte die beiden ihm
zugeführten Regimenter südöstlich Ste. Marie n Py bereit. Cs war be-
absichtigt, im Falle eines feindlichen Durchbruches diese Regimenter und
die westlich Butte de Tahure stehende 38. Reserve-Infanterie-Brigade
angriffsweise zu verwenden.
Am 18. Februar ermatteten die französischen Anstrengungen gegen-
über der 16. Reserve-Division. Der Gegner hatte dort an dem vorher-
gehenden Tage besonders schwere Verluste an Toten und Gefangenen er-
litten.
Beim VIII. Armeekorps dagegen war eine Abnahme der feindlichen
Anstrengungen nicht zu verspüren. Befehlsgemäß hatte 7° vormittags
ein deutscher Angriff auf die „Arbre-Stellung" westlich Perthes begonnen.
Cr stieß in einen französischen hinein und konnte deshalb sein Ziel
nicht erreichen. Gegen 10° vormittags setzte wieder Trommelfeuer ein. An-
schließend erfolgten bis 5° nachmittags sechs Angriffsstöße gegen Mitte
und linken Flügel der 19. Reserve-Division, die unter schweren Verlusten
der Franzosen abgewiesen wurden. General Riemann rechnete mit Fort-
setzung der feindlichen Angriffe. Hinter dem französischen I. und
XVII. Armeekorps sollte nach übereinstimmenden Gefangenenaussagen
außer dem IV. noch das II. Korps bereitstehen.
Die in der Nacht vom 17. zum 18. Februar in Challerange ausge-
ladene 37. Reserve-Infanterie-Brigade war gleichfalls dem VIII. Armee-
korps nach dem Waldlager nordwestlich Tahure zugeführt worden. Die
Oberste Heeresleitung ordnete an, daß auch die 39. Reserve-Infanterie-
Brigade nach ihrer Ablösung aus der Front im Bereiche der 3. Armee
verbleiben sollte.
Am 19. Februar wurden die feindlichen Durchbruchsversuche auf dem
linken Flügel der 3. Armee mit voller Wucht erneuert.
Im Abschnitte des VIII. Armeekorps war es in der Nacht vom 18.
zum 19. Februar unter erheblichen Schwierigkeiten gelungen, auf der
Angriffsfront die stark mitgenommene Infanterie durch frische Verbände
abzulösen. Gegen diese neueingesetzten Truppen trat der Gegner seit 9^
vormittags wiederholt zu starken Angriffen beiderseits von Perthes an, die
dank dem vorbildlichen Zusammenwirken von Infanterie und Artillerie ab-
0 Hinsichtlich der zeitweiligen Auflösung des X. Reservekorps siehe S. 27.
Französische Großangriffe Mitte Februar.
45
geschlagen werden konnten. Nahkämpfe an kleinen Cinbruchsstellen dauerten
die ganze Nacht durch an.
Auch gegen die Stellungen der 16. Reserve-Division brandeten seit
4° nachmittags wieder die feindlichen Angriffswellen an. Bedenklich klin-
gende Meldungen des VIII. Reservekorps erreichten das Armee-Ober-
kommando: Die Franzosen wären durchgebrochen, ein Reserve-Regiment
gehe zurück, die Haubitzmunition sei verschossen. Daraufhin wurde die
38. Reserve-Infanterie-Brigade etwa 5" nachmittags dem VIII. Reserve-
korps zur Verfügung gestellt. Die 16. Reserve-Division bedurfte aber
dieser Unterstützung nicht mehr. Der feindliche Angriff war auf beiden
Flügeln im deutschen Abwehrfeuer liegengeblieben. Cin südwestlich
Ripont anfangs erheblich zurückgedrücktes rheinisches Reserve-Regiment
hatte inzwischen aus eigener Kraft dem Gegner Halt gebieten können.
Dem Generalmajor v. Altrock wurden weiterhin als Rückhalt ein Reserve-
Regiment und Teile eines Reserve-Crsatz-Regiments unterstellt. Diese
Reserven genügten dem Armee-Oberkommando aber angesichts der bedroh-
lichen Lage nicht. Cs erbat und erhielt von der 5. Armee die Verfügung
über drei Bataillone bei Vouconville und befahl dem XII. Reservekorps,
alle verfügbaren Truppen in St. Couplet versammelt bereitzuhalten. Das
Generalkommando des XII. Reservekorps hielt die Abgabe weiterer Kräfte
für bedenklich, da der Gegner am Nachmittage einen Angriff gegen die
AubÄive-Stellung vorzutragen versucht hatte. War dieser auch gescheitert,
so mußte doch bei dem anhaltend starken Feuer gegen den Abschnitt der
24. Reserve-Division mit der Möglichkeit neuer Angriffe gerechnet werden.
Aus den Aussagen der in den vier Schlachttagen eingebrachten fran-
zösischen Gefangenen ergab sich, daß am 16. und 17. Februar das fran-
zösische I. und XVII. Armeekorps, am 18. und 19. Februar auch Teile
des IV. Armeekorps angegriffen hatten. Dahinter stand noch das
II. Armeekorps^) bereit.
In den folgenden Tagen festigte sich beim Armee-Oberkommando die
Überzeugung, „daß die feindlichen Angriffe nur vorübergehend ausgesetzt
seien, während die Kräfteansammlungen des Gegners fortdauerten". Am
Nachmittage des 20. Februar traf die 1. Garde-Infanterie-Division von
der 6. Armee im Bereiche der 3. ein. Nach diesem Kräftezuwachs erschien
der linke Flügel für den Fall weiterer Angriffe ausreichend gestützt
zu sein.
Bereits am 22. Februar flackerte die französische Angriffstätigkeit
0 Vom französischen II. Korps befand sich die 3. Infanterie-Division seit dem
8. Februar bei der 4. Armee, der Rest und das Generalkommando wurden am
20. Februar der Armee zur Verfügung gestellt.
20. bis
22. Februar.
46
Der Feldzug im Westen bis Witte April 1915.
23. bis
28. Februar.
wieder auf. Das Generalkommando des VIII. Armeekorps legte indessen
diesen Teilvorstößen kein größeres Gewicht bei. Cs neigte der Ansicht zu,
der Gegner wolle dadurch lediglich den Mißerfolg seines großen Angriffes
verschleiern. Auch der Kommandierende General des VIII. Reservekorps
war zu einer ähnlichen Beurteilung der Lage gekommen. Wohl unter
diesem Eindruck wurde bereits am 22. Februar ein Seit1) der hinter dem
linken Flügel der 3. Armee versammelten Reserven wieder aus dem Armee-
verbande entlassen.
Die andauernden Kämpfe und das nervenzerrüttende Feuer hatten
die Kraft der eingesetzten Truppe stark verbraucht. Die Kampf- und Ver-
bindungsgräben waren streckenweise fast eingeebnet, die Drahthindernisse
zumeist hinweggefegt. Die größtenteils nicht schußsicher eingedeckten Unter-
stünde waren vielfach schon zerschlagen. So mußte sich die Kampftruppe
mit Unterschlüpfen einfachster Art und Löchern in der Brustwehr begnügen.
Tag und Nacht mußte an der Wiederherstellung der zerschossenen Gräben
gearbeitet werden. Das feindliche Feuer riß auch in der Dunkelheit nicht
ab und erschwerte Ablösung, Nachschub und Schanzarbeiten. Die Fern-
sprechleitungen wurden immer wieder zerschossen; die eingesetzten Melde-
gänger blieben häufig tot oder verwundet liegen, und die ersten aus der
Heimat eintreffenden Meldehunde bewährten sich, besonders in starkem
Feuer, nur zum Teil. Das Wetter war zumeist trübe, regnerisch, oft auch
stürmisch. Die Verteidiger froren in den durchnäßten Bekleidungsstücken
und waren schmutzüberdeckt. Sie erhielten die Verpflegung meist nur kalt
und abgestanden von Cfienholern mit großen Mühen und Gefahren vor-
gebracht. In den verschlammten Gräben fanden sie mangels genügender
Unterstände nicht den dringend nötigen Schlaf. Die Gefechtsstärken der
eingesetzten Regimenter waren infolge der beträchtlichen Abgänge an Ver-
lusten und Kranken in einigen Tagen auf die Hälfte und weniger zusammen-
geschmolzen. Am Ausbau rückwärtiger Aufnahmegräben wurde unter
Heranziehung der Reserven Tag und Nacht gearbeitet, aber aufs neue
betont, daß die vorder sie Grabenlinie zu halten und im Falle des
Verlustes wiederzunehmen sei.
Seit dem 22. Februar hatte das Armee-Oberkommando den Eindruck,
daß der Gegner sich schwäche und Artillerie vor der Front der 3. Armee weg-
zöge. Da setzte am 23. Februar etwa 3° nachmittags überraschend heftiges
Feuer gegen die beiden linken Flügelkorps ein. Kennzeichnend für die nun
folgenden schweren Kämpfe waren folgende Merkmale: Die feindliche
i) Z8. Reserve-Infanterie-Vrigade wieder zurück zur 5. Armee, Füsilier-Regi-
ment 73 . und Artillerie zur 7. Armee. Das Füsilier - Regiment 73 mußte am
24. Februar von neuem angefordert werden.
Französische Angriffe bei Perthes und Le Mesnil Ende Februar.
47
Artillerie zeigte eine unverminderte Angriffswucht. Dagegen kam es nicht
mehr zu einheitlich, auf breiter Front vorgetragenen Angriffen der feind-
lichen Infanterie. Nach allen Beobachtungen und nach Gefangenenaussagen
waren sie indes geplant. Daß sie in Cinzelftöße auseinanderflatterten, war
in erster Linie den Leistungen der deutschen Feld- und schweren Artillerie
zu verdanken. Diese Vorstöße des Gegners erfolgten meist in den Nach-
mittags- und Abendstunden. Vermutlich bestand hierbei die Absicht, der
eingebrochenen Infanterie in der dann bald einsehenden Dunkelheit
günstigere Vorbedingungen für die Behauptung genommener Grabenteile
zu verschaffen.
Die deutsche Führung hatte aus den vorhergehenden Kämpfen gelernt.
Unter fast völligem Verzicht auf die damals besonders unsichere Be-
kämpfung der gegnerischen Artillerie beschränkte sie sich im wesentlichen
darauf, rechtzeitig die feindlichen Gräben unter starkes Feuer zu nehmen,
sobald ein Angriff drohte. Die Folge dieser Maßnahme war, daß die feind-
liche Sturmtruppe stellenweise aus den Gräben überhaupt nicht mehr vorging,
oder sich dem deutschen Feuer nach rückwärts entzog. Auch die Batterien
nichtangegriffener Nachbarabschnitte wurden in weitgehendem Maße zu
diesem Abwehrkampfe flankierend herangezogen. Aus diesem Abwehrfeuer
entwickelten sich späterhin allmählich die „Störungs-", „Vernichtungs-"
und „Sperrfeuer" benannten Feuerarten. Einzelne deutsche Batterien
und Züge waren weit vorgeschoben. Das förderte und erleichterte Sturm-
abwehr und Verbindung zwischen Infanterie und Artillerie. Ihr zuver-
lässiges Zusammenwirken war im übrigen infolge des häufigen Versagens
der Fernsprechleitungen auf eine Verständigung durch genau festgelegte
Leuchtpatronenzeichen angewiesen, mit deren Hilfe die Kampftruppe Anter-
stühungsfeuer anforderte und wieder abstoppen ließ, wenn Gelände-
beschaffenheit oder Ansichtigkeit eine unmittelbare Beobachtung der
Artillerie ausschlossen.
Eine Bekämpfung besonders lästiger Batterien mit Flieger- oder
Ballonbeobachtung konnte nur selten an den wenigen klaren und ruhigeren
Tagen stattfinden. Auch hierbei begannen die technisch wesentlich ver-
besserten Fliegeraufnahmen eine wertvolle Ergänzung der Meldungen zu
bilden. Die artilleristischen Streitkräfte auf deutscher Seite waren knapp.
So standen in dem etwa 13 km breiten Abschnitt des VIII. Armeekorps
während der französischen Angriffe Mitte Februar nur etwa 22 Feld- und
10 schwere Batterien, darunter eine einzige Mörser-Batterie. Besonders
erschwert wurde das Schießen der Artillerie durch die minderwertige Be-
schaffenheit der Behelfs- (Grauguß-) Munition^), welche stark streute, Rohr- i)
i) Band VI, S. 428/429 und Band V, S. 561.
48
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
. bis 6. März.
krepierer aufwies und dabei nur geringe Wirkung erzielte. Infolge der
Ausfälle durch Vefchädigung des Gerätes und feindlichen Beschuß
schwankte die Zahl der feuerbereiten Geschütze stark. Im Abschnitt der
19. Reserve-Division war zeitweise ein Viertel der Feldgeschütze unbrauch-
bar. Anfang März forderte die Oberste Heeresleitung in einer geheimen
Verfügung aufs neue Sparsamkeit im Verbrauche von Munition, ins-
besondere der schweren Feldhaubitzen. Demgegenüber standen den Fran-
zosen anscheinend unerschöpfliche Munitionsmengen zur Verfügung. Vor
dem Angriffe am 16. Februar fielen nach Schätzung deutscher Beobachter
allein auf den Abschnitt der 39. Reserve-Infanterie-Vrigade um Perthes
etwa 60 000 Schuß. Das Eintreffen der neuaufgestellten „Minenwerfer-
Abteilungen" brachte infolge der auch bei dieser Waffe herrschenden
Munitionsknappheit nur einen geringen Zuwachs an Feuerkraft.
Die Hauptangriffsfront lag seit Mitte Februar zwischen Perthes und
der Veausöjour Ferme. Der Schwerpunkt lag Ende Februar in Gegend
nördlich Le Mesnil. Cs kam aber auch zu vereinzelten Vorstößen gegen
die deutschen Waldstellungen westlich Perthes. Die übrigen Divisions-
abschnitte der 3. Armee blieben fast gänzlich unbehelligt. Demzufolge
konnte das Armee-Oberkommando stärkere Kräfte nach der angegriffenen
Front verschieben und abgekämpfte Truppen durch frische austauschen.
Außerdem halfen die Nachbararmeen und die Oberste Heeresleitung durch
Zuführung von Reserven aus.
Auch Anfang März hörten bei meist stürmischem Wetter auf der
Schlachtsront der 3. Armee die feindlichen Angriffe nicht mehr aus. Sie
richteten sich mit besonderem Nachdruck gegen die Höhe 196 nördlich
Le Mesnil am rechten Flügel des VIII. Reservekorps. Dort trotzten in
erbitterten Kämpfen schlesische, rheinische und die seit Ende Februar ein-
gesetzten Garde-Truppen der Division Hutier (1. Garde-Infanterie-
Division) zahlreichen Angriffen. Die oft und dringend erbetene Ablösung
konnte sogar an dieser Stelle mangels genügender Reserven erst nach
völliger Erschöpfung der Truppe zugebilligt werden. Der Zustand der mit
Franzosennestern durchsetzten Kampf- und Annäherungsgräben wurde in-
folge des fast unaufhörlichen Beschusses und häufiger Niederschläge immer
trostloser. Die ungünstige Witterung hemmte allerdings auf der anderen
Seite auch die Angriffskraft des Gegners, der immer wieder durch Einsatz
frischer Truppen einen durchschlagenden Erfolg zu erzwingen strebte.
An den Stellungen, Wegen und neugebauten Förderbahnen im Rücken
der beiden angegriffenen Armeekorps arbeiteten frisch herangeführte Land-
wehr- und Landsturmtruppen. Das deutsche Stellungssystem begann sich mehr
und mehr zu vertiefen. Hinter den vordersten Gräben entstanden in nächt-
Französische Vorstöße auf der Front Souain—Beausejour Fe.
49
licher Arbeit „Sehnen-", „Riegel-", „Flankierungs-" und durchlaufende
„Aufnahme"-Gräben mit schußsicheren Unterständen. Cs war oft nicht zu
umgehen, daß bei der Dringlichkeit dieser Arbeiten auch eben erst abgelöste,
stark erschöpfte Truppen wieder herangezogen werden mußten. Die kärglich
vorhandenen, armseligen Ortschaften im Hintergründe lagen fast täglich
unter weitreichendem feindlichem Feuer. Sie mußten, um unnötige Verluste
unter der französischen Bevölkerung zu vermeiden, von den sich dort zäh
festklammernden Einwohnern geräumt werden.
Am 3. März gegen Abend traf der Chef des Generalstabes des Feld-
heeres nach seiner Rückkehr vom östlichen Kriegsschauplätze zu einer Aus-
sprache im Armee-Hauptquartier Vouziers ein. Cr betonte, daß es von
größter Wichtigkeit sei, daß die 3. Armee auch nicht den kleinsten Teil ihrer
Stellung ausgäbe. Cr befand sich dabei in voller Übereinstimmung mit
Generaloberst v. Einem.
Seit Anfang März schienen auch wieder in Gegend Souain An-7.btsii.MHrz.
griffsvorbereitungen im Gange zu sein, die auf eine demnächstige Verbreite-
rung der bisherigen Angriffsbasis gegen Westen schließen ließen. Vor-
getriebene Sappen und verstärktes Feuer zielten in erster Linie gegen
„die Balkon-Stellung", die Windmühlen-Höhe westlich Souain und den
„Vayernzipfel" östlich davon.
Tatsächlich bestand auf französischer Seite die Absicht, die Offensive
unter erhöhtem Nachdruck und unter Ausdehnung auf den Abschnitt
Perthes—Souain weiterzuführen. Mit der Leitung wurde westlich
Perthes General Grosfetti betraut, der am 27. Februar die Führung einer
neugebildeten GruppeH übernommen hatte. Die Angriffe bei Souain sehten
am 7. März ein, konnten aber nach vorübergehenden Einbrüchen dank der
Tapferkeit der Truppe abgewiesen werden.
Am 8. März wandte sich Generaloberst v. Einem an das Armee-Ober-
kommando 5 mit dem Ersuchen um Mitwirkung bei einem beabsichtigten
Cntlastungsvorstoß auf dem linken Flügel des VIII. Reservekorps.
Die erbetene Unterstützung wurde zugesagt. Auch sonst herrschte der
Wunsch, dem niederdrückenden Ausharren gegenüber den weit über-
legenen feindlichen Materialmassen durch einen Stoß nach vorwärts ein
Ende zu bereiten. Generalmajor v. Altrock, der Kommandeur der hart
ringenden 16. Reserve-Division, äußerte gegenüber einem aus dem Großen
Hauptquartier in seinen Abschnitt entsandten Generalstabsosfizier etwa
folgendes: „Der Franzose ist zermürbt. Das kommt aber nicht zur Geltung,
4 Französisches XII., XVI. Korps und 60. Infanterie-Division. Mit dem
19. Februar wurde im französischen Heere die Unterscheidung zwischen Infanterie-
und Reserve-Division aufgehoben,
t We'tkrieg. VII. Band.
4
50
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
da die Feinde stets neue Kräfte zum Angriff einsehen. Ein freiwilliges Zu-
rückgehen und Aufgeben der deutschen Stellung kommt nicht in Frage. Da-
durch würde die Zuversicht des Gegners sehr gehoben, die Moral unserer
Truppen herabgedrückt. Wir müsten also ausharren, wobei es sich nicht ver-
meiden läßt, daß der Franzose hier und da Vorteile erringt. Ein Angriff
unsererseits ist mit den zur Verfügung stehenden Kräften nicht denkbar. Cr
ist aber möglich, wenn stärkere Kräfte zugeführt werden, und es uns ge-
lingt, der feindlichen Artillerie Herr zu werden."
Auf französischer Seite scheinen nach dem Mißlingen aller bisherigen
Angriffe Zweifel über die Art der Weiterführung der Offensive entstanden
zu sein. General de Langte de Cary schlug einen überraschenden Vorstoß
des XVI. Korps nördlich St. Hilaire le Grand vor. General Ioffre aber
entschied für eine Fortsetzung des Angriffes bei Le Mesnil mit frischen
Kräften. Cr ordnete an, daß die Leitung dem General Grossetti zu über-
tragen sei, dem hierfür außer dem XVI. Korps (31., 32. und 48. Infanterie-
Division) Teile des I. und II. Korps und die gesamte im Abschnitt ein-
gesetzte Artillerie unterstellt wurden. Der Angriff sollte spätestens am
12. März beginnen.
Gegen Mitte März setzten die französischen Großangriffe
von neuem ein.
Trotz der gespannten Lage beschloß Generalleutnant Fleck, der
Kommandierende General des VIII. Reservekorps, nach Einsah von vier
frischen Regimentern am 12. März, sich nicht mehr auf reine Abwehrtätig-
keit zu beschränken. Cr forderte vielmehr eine Störung der feindlichen An-
griffstätigkeit und planmäßige Säuberung aller noch vorhandenen Fran-
zosennester.
Am 13. März trieb der Gegner zahlreiche und ausgedehnte Angriffe
gegen die seit dem 10. März in drei Divisions-Abschnitte (15. Infanterie-^
19. Reserve- und die inzwischen eingesetzte 2. Garde-Reserve-Division) ein-
geteilte Front des VIII. Armeekorps und den rechten Flügel des VIII. Re-
servekorps vor, die abgewiesen werden konnten. Das deutsche Armee-
Oberkommando rechnete im Angriffsabschnitt mit 5% feindlichen Armee-
korps^). Der Hauptdruck richtete sich weiterhin gegen das Höhengelände
nördlich Le Mesnil. Vor und in den zerschossenen deutschen Stellungen
häuften sich die Leichen Gefallener. Sie konnten größtenteils nicht ge-
borgen und beerdigt werden.
J) Tatsächlich befanden sich dort die französische 60. Infanterie-Division, das
XVII. Korps (vier Divisionen) und das XVI. Korps (vier Divisionen).
Die zweite Welle der französischen Großangriffe in der Champagne.
51
Der Großangriffstag des 16. März begann bereits 445 vormittags mit
einem erfolglosen Vorstoß des Gegners bei Höhe 196 nördlich Le Mesnil.
Die Abschnitte der beiden rheinischen Generalkommandos lagen während
des ganzen Tages unter heftigem Feuer.
Im Befehlsbereiche der Generale v. Bahrfeldt und Freiherr v. Süß-
kind (19. Reserve- und 2. Garde-Reserve-Division) erwehrten sich am Nach-
mittage beiderseits Perthes Hannoveraner und Rheinländer heftiger feind-
licher Angriffe. Nur auf dem linken Flügel des VIII. Armeekorps konnte
sich der Gegner in einer Einbruchsstelle behaupten.
Die schwersten Angriffe richteten sich wiederum gegen den rechten
Flügel des VIII. Reservekorps. Dort war seit 925 vormittags die Ver-
sammlung starker Angriffstruppen vor der Front beobachtet und nach
Möglichkeit durch Artilleriefeuer gestört worden. Die deutsche Gegen-
wirkung war aber zu schwach, um verhindern zu können, daß gegen 2° nach-
mittags nach einem Feuerwirbel Turkos in dichten Haufen vorstürmten.
Ihr Angriff brach indessen im deutschen Abwehrfeuer zusammen. Am 530
nachmittags forderten die dort kämpfenden, der 16. Reserve-Division unter-
stehenden Truppen der 1. Garde-Insanterie-Vrigade von neuem durch Ab-
schießen von Leuchtpatronen stärkste Anterstühung durch die Artillerie an.
Bald darauf teilte die benachbarte 2. Garde-Reserve-Division mit, daß nach
Meldung eines Artilleriebeobachters die Franzosen in dichten Schützen-
linien die Höhe 196 erreicht hätten. Generalmajor v. Altrock setzte sofort
alle verfügbaren Reserve-Bataillone nach seinem gefährdeten rechten Flügel
in Marsch. Erst 740 abends erhielt er genauere Meldungen aus der
vorderen Linie. Ihnen zufolge war sein rechter Flügel umfaßt und bis
zum Wege Perthes—Cernay zurückgedrängt worden.
Das Armee-Oberkommando hatte inzwischen als Rückhalt ein In-
fanterie-Bataillon mit der Bahn nach Manre vorgeführt. Das General-
kommando des VIII. Reservekorps stellte der 16. Reserve-Division ein
Reserve-Regiment zur Verfügung und befahl den Gegenangriff.
In den Tagen vom 17. bis 19. März setzte sich das erbitterte
Ringen insbesondere um die Höhenstellungen nördlich Le Mesnil bei meist
trübem, die Beobachtung erschwerendem Wetter fort. Der am 17. März
4" vormittags unternommene Gegenangriff der 16. Reserve-Division führte
nicht zum Ziele, da die Frist für die Vorbereitung zu kurz gewesen war.
Das Generalkommando VIII schloß aus französischen Angriffsvorberei-
tungen und verstärktem Einsatz von Minenwerfern, daß neue Vorstöße
drohten. Im gleichen Sinne beurteilte das Generalkommando des VI II. Re-
4*
17. bis
19. Mürz.
52
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
2«. März bis
1. April.
servekorps die Lage. Als Reserve der Obersten Heeresleitung traf am
17. März im rückwärtigen Armeegebiet die mit russischen Gewehren be-
waffnete Infanterie der 56. Infanterie-Division (112. Infanterie-Brigade)^)
ein. Am Abend des Tages ordnete ein Armeebefehl Wiedernahme des um
Höhe 196 verlorengegangenen Geländes im Gegenangriff „nach gründlicher
Vorbereitung" an. Generalleutnant Fleck Übertrug die Leitung des An-
griffes dem Kommandeur der 16. Reserve-Division, Geyeralmajor v. Altrock,
und zog hinter dem Abschnitt dieser Division bis zum 18. März abends
vier Infanterie-Bataillone zusammen. Der Sturm wurde auf den 19. März,
7M abends, festgesetzt. Eine Artillerie-Feuervorbereitung von zehn Minuten
sollte ihm vorausgehen. Der Gegner erkannte aber bereits die Bereit-
stellung zum Angriff und überschüttete die deutschen Truppen mit Artillerie-
und flankierendem Maschinengewehrfeuer. Die feindlichen Grüben füllten
sich immer mehr aus. Die zum Angriff vorgehende deutsche Infanterie hatte
den Eindruck, daß der Gegner selbst zum Sturm antreten wollte; ihr Angriff
blieb in den Hindernissen vor den dicht besetzten französischen Gräben
liegen. Ein westlich davon angreifendes Infanterie-Regiment des
VIII. Armeekorps erlitt so starke Verluste, daß es ebenfalls kaum vorwärts
kam. Dagegen konnte sich südlich Ripont ein sächsisches Reserve-Regiment
in den Besitz eines Franzosengrabens setzen und rund 300 Gefangene vom
französischen XVI. Armeekorps einbringen. Dieses Regiment verdankte
seinen Erfolg nicht Massenstößen, sondern vor allem gut geführten, zähen
Handgranatenwerfer-Trupps. Diese Trupps arbeiteten sich — Handgranaten
schleudernd — in den Resten der Annäherungs- und Kampfgräben von
Schulterwehr zu Schulterwehr beiderseits umfaffend, oft auch gleichzeitig
frontal, gegen die „Franzosennester" vor. Der eingedrungene Gegner
wurde dadurch immer mehr zusammengedrängt, bis er sich ergab oder die
Cinbruchsstelle räumte.
Im letzten Märzdrittel klang die Winterschlacht ganz allmählich ab.
Mit dem Nachlassen des feindlichen Druckes gewann bei der deutschen
Führung sofort wieder der Angriffsgedanke die Oberhand. Bereits am
20. März befahl das Armee-Oberkommando die Wegnahme der Franzosen-
nester auf dem linken Flügel des VIII. Armeekorps und dem rechten des
VIII. Reservekorps.
Am 24. März traf ein Befehl der Obersten Heeresleitung
ein, demzufolge die 56. Infanterie-Division dem VIII. Reservekorps
zugeteilt wurde. Das VIII. Armeekorps mit der 1. bayerischen Landwehr-
Brigade und einem hessischen Landwehr-Regiment sollte abgelöst und durch
9 über die Aufstellung neuer Infanterie-Divisionen vgl. S. 303 ff.
Das Ende der Winterschlacht in der Champagne.
53
die 50. und 54. Infanterie-Division unter dem Befehle des General-
kommandos des X. Reservekorps ersetzt werden. Das spätere Eintreffen der
4. Ersatz-Division aus Flandern wurde angekündigt. Weiterhin wurde
die Versammlung der 1. Garde-Infanterie-Division bis zum 28. März
längs der Bahn Amagne—Mohon zwecks Abbeförderung befohlen. Am
1. April ging eine Verfügung der Obersten Heeresleitung ein, derzufolge
das X. Armeekorps (linker Flügel der 7. Armee) herausgezogen werden
sollte; damit war eine Verbreiterung des Abschnittes der 3. Armee west-
wärts verbunden, wofür ihr die 117. Infanterie-Division unterstellt wurde.
Inzwischen hatte General Ioffre schon am 17. März die Einstellung
des französischen Angriffs befohlen, obwohl die Angriffe tatsächlich noch
eine Reihe von Tagen andauerten. Auf deutscher Seite konnte daher die
Veränderung der feindlichen Absicht nicht sofort erkannt werden. Roch
Ende März glaubte die örtliche höhere Führung mit weiteren Angriffen
rechnen zu müssen und warnte die Oberste Heeresleitung vor zu schnellem
Herausziehen der zur Verfügung gestellten Reserven. Erst am 30. März
brachte eine Fliegermeldung des VIII. Reservekorps Klarheit. Dort war
durch einen erstmaligen, nächtlichen Crkundungsflug starker Zugver-
kehr auf der Strecke Suippes—Ste. Menehould erkannt und diese Beob-
achtung auf Abbeförderung feindlicher Kräfte gedeutet worden. Nunmehr
, zerstreuten sich schnell die letzten Zweifel. Die Winterschlacht in der
Champagne war beendet!
Die Gesamtverluste der Winterschlacht ließen sich für den Bereich der
3. Armee auf etwa 1100 Offiziere und 45 000 Mann feststellen. Die fran-
zösischen Verluste werden auf 240000 Mann angegeben^).
Die Winterschlacht in der Champagne stellt sich
rückschauender Betrachtung als ein nahezu vier Mo-
nate dauerndes, erbittertes Ringen der Franzosen
um den Durchbruch in Richtung auf Attigny dar. Dem
ersten starken Angriff am 20. Dezember 1914 und den im Januar sich stei-
gernden Vorstößen folgten Wellen von Großangriffen Mitte Februar und
Mitte März. In den vor und zwischen diesen liegenden Wochen ließ man
den Verteidiger kaum einen Tag zur Ruhe kommen, überschüttete ihn mit
einem Cisenhagel, sprengte Grabenstücke in die Luft und ging zu den ver-
schiedensten Tages- und Nachtzeiten zu Angriffsstößen auf schmaler Front
vor. Diese fast ununterbrochene Kampftätigkeit zerwühlte auf der Angriffs-
sront, die entsprechend dem Durchbruchsziele in der Hauptsache die Ab-
0 Palat, Band IX, S. 149.
54
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
schnitte der Generalkommandos des VIII. Armeekorps und VIII. Reserve-
korps einbegriff, allmählich die deutschen Stellungen von Grund auf und
stellte die Kraft der Verteidiger auf eine harte Probe. Diese haben trotz-
dem den ersten weitzielenden französischen Durchbruchsversuch zum
Scheitern gebracht. Als einzigen Erfolg konnten die Franzosen einen un-
bedeutenden Geländegewinn zwischen Perthes und der Veaussjour Ferme
aufweisen. S
Die Oberste Heeresleitung war infolge des Einsatzes ihrer Reserven
im Osten nicht in der Lage, den drohenden französischen Durchbruch in der
Champagne durch einen großangelegten Gegenangriff zu durchkreuzen.
Die örtliche Führung war aus eigener Kraft zu wirksamer Unter-
stützung der angegriffenen Abschnitte nur unvollkommen in der Lage,
außerdem gehemmt durch Hinweise der Obersten Heeresleitung auf Haus-
halten mit dem an und für sich kärglichen Nachschub besonders an Mu-
nition. Cs war eine niederdrückende Zeit der Aushilfsmaßnahmen.
Das Armee-Oberkommando und die Generalkommandos waren dauernd
bestrebt, sich durch Ablenkungsunternehmungen und Angriffsstöße Luft zu
schaffen. Der Vorstoß bei Massiges am 3. Februar glückte und brachte auch
vorübergehend Entlastung. Fm übrigen kamen die geplanten Unterneh-
mungen aber nicht zur Durchführung infolge feindlicher Angriffe, oder sie
scheiterten aus Mangel an Kampfmitteln. Hinsichtlich der feindlichen
Absichten tappte man naturgemäß im Dunkeln. So glaubte die Führung
nach den Großangriffen Mitte Februar zunächst an ein Einstellen der fran-
zösischen Durchbruchsversuche. Ende März zweifelte sie längere Zeit an
ihrer Beendigung. Auf jeden Fall aber wurde die der deutschen Westfront
drohende Gefahr rechtzeitig erkannt. Führung und Truppe haben sich bis
zum äußersten dafür eingesetzt, sie zu bannen. Daß ihnen dies in zähem,
aufreibendem Abwehrkampf gegen starke Übermacht trotz großer Verluste
gelungen ist, kennzeichnet die Winterschlacht in der Champagne als einen
starken und besonders beachtenswerten Erfolg der deutschen Waffen auf
der Westfront.
5. Die Nämpfe an der übrigen Westfront von Mitte Februar
bis Mitte Mär; I9J5.
Karten 3 bis 8, Skizzen g, h.
Anfang Februar war der 4. Armee ein neuartiges, mit einem
tränenerregenden Kampfstoff gefülltes Artilleriegeschoß (15 em-Granate
12 T) zugeführt worden. Wenige Tage später folgte ein weiteres chemisches
Gerüchte über britische Landungspläne in Holland.
55
Kampfmittel in Gestalt von Chlorgas. Das Gas sollte bei günstiger Wit-
terung aus den vordersten Gräben abgeblasen werden und den Gegner zum
Verlassen seiner Stellung zwingen. Für einen derartigen Versuch kamen
nach Ansicht des Armee-Oberkommandos in erster Linie die deutschen
Stellungen nordwestlich Gheluvelt in Betracht. Die technische Leitung
der Vorarbeiten lag in der Hand des Geheimen Regierungsrates Professor
Dr. Haber, des Direktors des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische
Chemie und Elektrochemie und wissenschaftlichen Schöpfers der neuen
Waffe, und des Oberst Peterson, des Kommandeurs neuaufgestellter Gas-
truppenteile. Mitte Februar nahm dieser Plan feste Gestalt an, die
erforderlichen Vorarbeiten begannen. Man beabsichtigte, den Vorstoß aus
den Abschnitten der 54. Reserve- und 39. Infanterie-Division zu führen.
Der Angriff wurde für Anfang März in Aussicht genommen, mußte aber
infolge ungünstiger Wetterlage immer wieder verschoben werden.
Seit Mitte Februar liefen wiederholt Gerüchte um von einem baldigen
britischen Landungs- und Amfassungsversuch durch holländisches Gebiet.
Cs bedeutete zwar eine gewisse Beruhigung, daß — wie man wußte — irr
Holland selbst Abwehrmaßnahmen getroffen wurden. Immerhin mußte
auch das Armee-Oberkommando 4 sich auf derartige Möglichkeiten ein-
stellen. Am 22. Februar meldete es der Obersten Heeresleitung, daß im
Falle „einer englischen Landung in Holland sofort zwei gemischte Marine-
brigaden, die Garde-Kavallerie-Division, die Armeereserve (eine gemischte
Infanterie-Brigade) und eventuell zehn Bataillone Ctappentruppen über
die Grenze konzentrisch vorgehen würden". General v. Falkenhayn eröffnete
gelegentlich einer Besprechung Anfang März dem Armeeführer, General-
oberst Herzog Albrecht von Württemberg, „eine Allerhöchste Willens-
meinung dahingehend, daß Holland sich selbst voraussichtlich kräftig gegen
einen englischen Einfall wehren würde, und daß Deutschland peinlichst
jedem Neutralitätsbruche aus dem Wege gehen müsse. Die Einfahrt
englischer Schiffe in die Schelde sei zunächst kein Anlaß zu Grenzüber-
schreitungen. Daraufhin befahl der Oberbefehlshaber, daß die Grenze nur
auf seinen ausdrücklichen Befehl überschritten werden dürfe, daß aber sämt-
liche hierzu bestimmten Truppen sich bei einer englischen Landung sofort
dicht an der Grenze zu versammeln hätten"*). Als gemeinsamer Führer
dieser Verbände wurde General der Kavallerie v. Werder, der Komman-
deur der 4. Crsah-Division, bestimmt, der die erforderliche Verbindung
mit dem Generalgouverneur von Belgien aufnahm.
9 Kriegstagebuch A. O. K. 4, 2. März 1915.
56
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
3. bis 6. März.
Das Oberkommando der 6. Armee mußte in den ersten Märztagen
die 6. bayerische Reserve-Division als Reserve der Obersten Heeresleitung
herausziehen und um Tourcoing bereitstellen; der Abschnitt des II. bayeri-
schen Armeekorps wurde entsprechend verbreitert. .
Am 3. März setzte der sorgsam vorbereitete Angriff des XIV. Armee-
korps gegen die französischen Stellungen auf der Lorettohöhe eiw). Am
7° vormittags traten nach starken Minensprengungen Kompagnien von drei
Infanterie-Regimentern zum Sturme an. Gut unterstützt von der eigenen
Artillerie drangen die badischen Truppen bis über die vordersten feind-
lichen Gräben vor und richteten sich dort ein. Die anscheinend überraschte
feindliche Artillerie begann erst gegen 11° vormittags lebhafter auf die
neuen deutschen Stellungen zu feuern. Von da ab steigerten sich die zu-
nächst sehr geringen deutschen Verluste. Im Laufe des Nachmittags mußte
die 28. Infanterie-Division ihre Reserven einsehen. Daraufhin wurden
ihr die beiden Iäger-Vataillone der Armeereserve auf Kraftwagen zuge-
führt. Cs folgten Tage erbitterter Gegenangriffe mit den üblichen Wechsel-
fällen. An französischen Gefangenen wurden insgesamt über 800 Mann
eingebracht. Aber auch die deutschen Verluste waren schwer; sie betrugen
allein vom 3. bis 6. März über 1800 Tote, Verwundete und Vermißte.
Die Schlacht beiReuveChapelle. '
Karte 3, Skizze h.
Am die Mitwirkung der Engländer bei dem im Artois beabsichtigten
Angriffes sicherzustellen, hatte sich General I o f f r e am 16. Februar
an Feldmarschall French mit der Bitte gewandt, das Expeditionskorps
möchte gleichzeitig die Höhen bei La Bassee in Besitz nehmen und anschlie-
ßend daran auf Warneton—Messines vorstoßen, um Lille zu Fall zu
bringen. Falls das englische I. Korps zunächst bei La Bassae stehenbliebe^),
sollte auch das französische XX. Korps bis auf weiteres in seinem Abschnitt
nördlich der Engländer belassen werden. Nötig sei aber die umgehende Ab-
lösung des französischen IX. Korps durch britische Kräfte, weil dessen Mit-
wirkung bei der 10. Armee erforderlich sei.
Gerade jetzt erhielt Feldmarschall French aus London die Nachricht,
daß er nicht mehr auf die für die Dardanellen bestimmte 29. Infanterie-
Division rechnen könnte, und daß an ihrer Stelle eine Territorial-Division
gesandt werden würde. Auf diese Mitteilung hin erklärte Feldmar-
9 S. 22. — 2) S. 40. — 3) Das englische I. Korps hatte nach der Konvention
von Chantilly durch das französische XX. Korps erseht werden sollen. Vgl. S. 39.
Der britische Angriff bei Neuve Chapelle.
57
schall French ln einem Schreiben vom 18. Februar an General Ioffre,
daß er für den vorgeschlagenen gemeinsamen Angriff Anfang März bereit
sein werde, daß er aber, wenn sein I. Korps bei La Bassse stehenbliebe,
und wenn er an Stelle der 29. Infanterie-Division eine nicht vollwertige
Territorial-Division erhielte, die überdies erst Anfang März eintreffen
könnte, die erbetene Ablösung erst nach durchgeführter Offen-
sive vornehmen könnte. Diese Antwort des englischen Führers enttäuschte
General Ioffre schwer. Cr wandte sich am 19. Februar an den französischen
Kriegsminister mit der Bitte, auf diplomatischem Wege die schleunige Ent-
sendung der zugesicherten 29. britischen Infanterie-Division nach Frankreich
zu erwirken, da andernfalls die geplante Offensive im Artois in Frage
gestellt werde. Am gleichen Tage schrieb der französische Höchstkomman-
dierende an Feldmarschall French und betonte, daß der baldigen Durch-
führung des beabsichtigten Angriffes ausdrücklich von Lord Kitchener zuge-
stimmt sei. Bei der Kopfstärke des englischen Expeditionskorps müsse es
auch ohne die 29. Infanterie-Division möglich sein, wenigstens das fran-
zösische IX. Korps freizumachen. Sir John French antwortete indessen am
23. Februar abermals ablehnend. Cr teilte mit, daß die britische 46. Terri-
torial-Division nicht vor dem 28. Februar eintreffen werde, daß sie dann
aber noch weiterer Ausbildung bedürfe. Eine Ablösung der in Frage
kommenden französischen Verbände sei frühestens am 1. April möglich.
Doch waren die französischen Vorstellungen in London nicht ohne Eindruck
geblieben. Die Absendung der 29. Infanterie-Division nach den Darda-
nellen wurde aufgeschoben. Zu ihrem Einsatz an der Westfront konnte sich
jedoch das Kriegsamt zunächst nicht entschließen.
Jetzt war die Durchführung der französischen Pläne ernstlich in Frage
gestellt. Wenn der Angriff im Artois nicht bald erfolgte, konnte er die ihm
zugedachte Rolle im Zusammenhang mit der Champagne-Offensive nicht
mehr erfüllen. Roch einmal erbat General Ioffre am 1. März das Eingreifen
seiner Regierung und lenkte durch sie die Aufmerksamkeit des englischen
Kriegsamtes besonders darauf, daß gegenwärtig sämtliche französischen
Reserven für die Offensive in der Champagne eingesetzt seien; deren Haupt-
ziel sei, den feindlichen Druck auf die übrige Front zu vermindern. Der mit
dem britischen Führer verabredete gemeinsame Offensivvorstoß könne nur
mit Hilfe der von den Engländern abzulösenden französischen Korps er-
folgen, sonst müsse er aufgegeben werden.
Einen Erfolg scheint dieser Schritt nicht gehabt zu haben. Am
7. März teilte der französische Höchstkommandierende dem englischen Führer
mit, daß der Angriff der 10. Armee zunächst nicht durchgeführt werden
könnte.
1«. bis
20. März.
58 Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
Feldmarschall French beschloß darauf, innerhalb seines Front-
abschnittes selbständig ein Angriffsunternehmen anzusehen, und ordnete
Anfang März einen Vorstoß auf Neuve Chapelle an, der am 10. März
begann.
An diesem Tage griffen das englische IY., das indische und Teile des
I. Korps unter General Sir Douglas Haig bei Givenchy lez la Bafsse und
Neuve Chapelle den Abschnitt der 14. Infanterie-Division des VII. Armee-
korps an. Ihr Ziel war offenbar der Durchbruch in der Richtung auf
Lille. Während bei Givenchy alle feindlichen Anläufe abgewiesen wurden,
gelang es den Briten nach sehr starker Feuervorbereitung, bei Neuve Cha-
pelle in die deutschen Stellungen einzubrechen und den Ort 11° vormittags
zu besehen. Da keine Armeereserven mehr vorhanden waren, zog das
Oberkommando der 6. Armee zwei Reserve-Bataillone des XIX. (säch-
sischen) Armeekorps mit der Eisenbahn nach Don zur Verfügung des
VII. Armeekorps. Der Kommandierende General, General der Infanterie
v. Claer, meldete am Nachmittage den Vormarsch weiterer feindlicher
Kolonnen auf Neuve Chapelle und Richebourg l'Avous mit dem Hinzu-
fügen, er erwarte einen Durchbruch mit stärkeren Kräften und bitte um min-
destens eine Division der Heeresreserve. Tatsächlich erfolgte 3® nach-
mittags ein neuer Angriff auf breiterer Front unter Einsah frischer
Kräfte. Daraufhin wurde bei der Obersten Heeresleitung die Genehmi-
gung eingeholt, die 6. bayerische Reserve-Division nach Don heranzuführen,
außerdem vier Batterien aus der Reserve des XIX. Arnreekorps nach
Fournes in Marsch gesetzt, obwohl gegen Abend auch das XIX. und
II. bayerische Armeekorps starkes feindliches Feuer meldeten. Die 4. Armee
wurde gebeten, die bei Roulers in Reserve stehende 86. Reserve-Infanterie-
Brigade mit der Bahn ebenfalls nach Don zu senden, wo sie vorläufig
zur Verfügung des Oberkommandos bleiben sollte.
Am 11. März, 7° vormittags, erfolgte ein neuer allgemeiner britischer
Angriff gegen die 14. Infanterie-Division, der aber im deutschen Infanterie-
feuer liegenblieb. Die bis zum Abend einlaufenden Meldungen ließen er-
kennen, daß die augenblickliche deutsche Verteidigungslinie zwischen Neuve
Chapelle und der zweiten Stellung im freien Felde lag. Am Abend des
11. März griff der Gegner bei Neuve Chapelle von neuem an. Auch dieser
Angriff konnte mit AnterstüHung einiger Kompagnien der 6. bayerischen
Reserve-Division abgewiesen werden.
Der inzwischen vorbereitete deutsche Gegenangriff auf Neuve Chapelle
begann am 12. März, 6° vormittags. Westfalen, Sachsen und Bayern
Der britische Angriff bei Neuve Chapelle.
SS
nahmen zunächst in gemeinsamem Ansturm die Gräben nordöstlich des
Dorfes wieder. Infolge der Schwäche der eigenen Artillerie erlitten sie da-
bei jedoch so schwere Verluste, daß ein gegen Mittag einsetzender starker
feindlicher Gegenangriff sie in die Ausgangsstellungen zurückdrücken konnte.
Gegen 8° abends meldete das Armee-Oberkommando 6 nach Mszisres:
„Der englische Angriff ist mit zwei vollen Armeekorps erfolgt, die auch jetzt
noch ganz zur Stelle sind. Gegenüber dieser Überlegenheit hat die Fort-
setzung des Angriffes mit den vorhandenen Kräften keine Aussicht auf Er-
folg. Die Armee wird daher vorläufig Festhalten der gewonnenen Stellun-
gen anordnen, sich weiteres vorbehalten." Nach einer fernmündlichen Aus-
sprache des Chefs des Generalstabes der 6. Armee, Generals v. Krafft, mit
General v. Falkenhayn stellte die Oberste Heeresleitung noch am gleichen
Tage die verstärkte 42. Infanterie-Brigade des XVIII. Armeekorps zur
Verfügung. Sie traf im Laufe des 13. März um Don ein. Die durch
weitere Angriffe bei Neuve Chapelle stark mitgenommene Kampftruppe
konnte ihre neuen Stellungen halten und wurde vom 14. März ab durch die
gemischte 42. Infanterie-Brigade und 86. Reserve-Infanterie-Vrigade ab-
gelöst. Zur weiteren Stärkung der Front wurde die 6. bayerische Reserve-
Division zwischen dem XIX. und VII. Armeekorps eingeschoben. Der ge-
plante Durchbruch auf Lille war den Briten nicht gelungen. Eine Zu-
sammenstellung der deutschen Verluste ergab für die Zeit vom 9. bis
20. März fast 10 000 Mann, die Engländer beziffern die ihren auf
12 892 Mann.
Auf den Fronten der 2., 1. und 7. Arme ech spielten sich nennens-
werte Kampfhandlungen nicht ab.
Im Abschnitt der 5. Armee trug nach wie vor der rechte Flügel, ins-
besondere die in den Argonnen kämpfenden Teile, die Hauptlast des
Kampfes. Am 17. Februar setzten stärkere französische Angriffe gegen die
ganze Front des XVI. Armeekorps ein, sie sollten eine Entlastung von dem
seit Anfang Januar immer stärker werdenden deutschen Druck herbeiführen.
Der Hauptstoß traf die 33. Infanterie-Division. Nur in Vauquois ver-
mochte der Gegner vorübergehend Fuß zu fassen. Am 28. Februar erneuerte
der Feind seine Angriffe, die sich wiederum hauptsächlich gegen Vauquois
richteten, in dessen Südteil er sich behauptete.
Dem VI. Reservekorps gelang es nach Abweisung eines feindlichen
Vorstoßes östlich von Vauquois am 26. Februar im Walde südwestlich von
i) Beim Oberkommando der 7. Armee trat Ansang März als Chef des General-
stabes an Stelle des Generalleutnants v. Hänisch vorübergehend Oberst Tappen.
S. 310.
17. bis
28. Februar.
so
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
MalancourL unter erstmaliger Verwendung von einen
Teil der feindlichen Stellung zu nehmen. Ebenso führte ein Angriff der
verstärkten 77. Infanterie-Brigade des V. Reservekorps am 28. Februar zur
Wegnahme mehrerer französischer Gräben im Bois de Consenvoye.
Armee-Abteilung StranH.
Karte 7, Skizze g.
i7. Februar bis Die Armee-Abteilung StranH hatte sich heftiger Angriffe auf die
' Combres-Höhe zu erwehren. Im wesentlichen wurden sie durch die 33. Re-
serve-Divisiow) und Teile der 9. Infanterie-Division abgewiesen. Doch
blieben nach wechselvollen, mit größter Erbitterung geführten Kämpfen,
die vom 17. bis 20. Februar andauerten, die nach Westen vorspringende
Bergnase der Combres-Stellung, der sogenannte „Finger" sowie ein kleines
Stück auf dem Nordwesthange der Höhe im Besitz des Gegners. Die deut-
schen Verluste beliefen sich auf rund 2000 Mann. Vor der Mitte der
Armee-Abteilung ging der Minenkrieg bei der bayerischen Ersatz-Division
weiter. Ein stärkerer Vorstoß des Feindes im Ailly- und Apremont-Walde
am 22. Februar konnte, zum Teil im Gegenstoß, abgewiesen werden. Auf
dem Südflügel der Armee-Abteilung erhöhte sich Anfang März die Angriffs-
tätigkeit der Franzosen im Priesterwalde. Durch umfangreiche Minen-
sprengungen suchte die 8. Ersatz-Division dem weiteren Vordringen des
Feindes wirksam zu begegnen.
2i. Februar bis Auch bei der Armee-Abteilung Falkenhausen nahm die Gefechts-
Ende Marz. Eiigkeit Ende Februar zu. Der Armeebefehl vom 21. Februar ordnete das
Vorschieben des linken Flügels der 19. (sächsischen) Ersatz-Division und
des rechten Flügels des XV. Reservekorps in die ungefähre Linie
Domßvre—Montreux—Les Collines (westlich Bionville) an. Durch
diese Unternehmung, die am 27. Februar zur Durchführung kam, wurde der
Gegner völlig überrascht; es gelang schon am ersten Tage, die befohlene
Linie fast überall zu erreichen. Gegenangriffe der Franzosen, die sich unter
Einsah der 2. französischen Kavallerie-Division vom Abend des 27. Fe-
bruar bis zum 7. März immer wieder gegen die neue gewonnene Stellung,
insbesondere gegen die Höhe 542 nördlich Les Collines (84. Landwehr-
Flammenwerfer wurden insbesondere zum Aufrollen feindlicher Graben-
besatzungen gebraucht. Cs waren eingebaute oder auf dem Rücken getragene Behälter,
die auf Entfernungen von 20 bis ZO Meter aus Strahlrohren eine Stichflamme von
Weißgluthihe auf das Ziel schleuderten.
2) Die 33. Reserve-Division bestand aus der 66. preußischen Reserve-Infanterie-
Brigade und der 8. bayerischen Infanterie-Brigade.
Kämpfe des linken deutschen Heeresflügels.
61
Brigade, XV. Neservekorps) richteten, brachen unter schweren Verlusten
für den Feind zusammen. Auch weitere Vorstöße des Gegners in der
zweiten Märzhälfte gegen die Stellung der 19. Ersah-Division scheiterten.
Das vor dem linken Flügel der 1. bayerischen Landwehr-Division liegende
Dorf Parroy fiel Ende März in deutsche Hand. Die auf dem Nordflügel
der Armee-Abteilung befindlichen Verbände erhielten vom Armee-Ober-
kommando den Befehl, ihre bisherigen Vorpostenstellungen als Haupt-
widerstandslinie auszubauen.
Bei der Armee-Abteilung G a e d e begann der Hauptangriff westlich '
Münster') am 19. Februar. Cr wurde vom Kommandeur der 8. bayerischen
Reserve-Division, Generalleutnant Freiherr v. Stein, geleitet, dem hierzu auch
die 6. bayerische Landwehr-Division und andere Teile der Armee-Abteilung
unterstellt worden waren. In der Nacht vom 18. zum 19. Februar vollzog
sich der Aufmarsch. Er stieß in dem schneebedeckten Gebirgsgelünde auf er-
hebliche Schwierigkeiten, insbesondere für die aus dem Lauch-Tale über die
tief verschneite Hilsenfirst-Cbene nach Sondernach—Metzeral vordringenden
bayerischen Bataillone. Anter schweren Kämpfen wurde vom 19. bis
23. Februar die Linie Barrenkopf—Reichsackerkopf—Hilsenfirst erreicht.
Da frische Reserven zur Fortführung des Angriffs nicht verfügbar waren,
befahl das Oberkommando, die gewonnene Linie als Zauptwiderstands-
stellung auszubauen. Bis zum 6. März wurde die 8. bayerische Reserve-
Division aus den eroberten Stellungen herausgezogen. An ihre Stelle
traten Teile der verstärkten 6. bayerischen Landwehr-Division. Der Gegner,
der sich seit dem 24. Februar im Münster-Tale im wesentlichen ruhig ver-
halten hatte, schritt am Nachmittage des 6. März plötzlich und überraschend
mit starken Kräften gegen die Linie Barrenkopf—Reichsackerkops zum
Gegenangriff. Cs gelang ihm, den Reichsackerkopf und den Mönchberg
westlich Münster, auf denen nach Zurückziehung der 8. bayerischen Reserve-
Division Landsturm-Bataillone eingesetzt waren, zu nehmen. Die sofort
wieder herangezogene Infanterie der 8. bayerischen Reserve-Division
drängte den Feind in der Zeit vom 6. bis 8. März bis aus die Kuppe
des Reichsackerkopfes zurück. Ihn von dort völlig zu vertreiben, gelang
indessen erst nach sorgfältiger Vorbereitung am 20. März. Die 8. bayerische
Reserve-Division mußte zunächst im Münster-Tale belassen werden. Sie
erhielt im Anschluß an die 6. bayerische Landwehr-Division den Abschnitt
von nördlich Stoßweier bis Hilsenfirst zugewiesen.
Während dieser Vorgänge in den Vogesen nördlich des Großen
Belchen hatten sich auch im Abschnitt der 51. Landwehr-Brigade und in
dem der Division Fuchs heftige Kämpfe abgespielt. Am 11. und *)
>. Februar bis
20. März. ,
*) S. 35.
62
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
17. Februar drückten die Franzosen den linken Flügel der 51. Landwehr-
Brigade am Sudelkopf etwas zurück, dagegen konnte die Division Fuchs
am 19. und 27. Februar stärkere Angriffe des Feindes auf den Hartmanns-
weilerkopf abweisen. Am 5. März aber entriß der Gegner hier der Division
ein Stück der vordersten Linie. Die deutsche Offensive bei Wattweiler—
Steinbach war durch die für beide Teile verlustreichen Kämpfe am Hart-
mannsweilerkopf völlig ins Stocken geraten. Alle Kräfte der Division
Fuchs wurden nötig, um in dem schwierigen Gebirgsgelände die feindlichen
Angriffe abzuwehren.
Am 17. März ordnete daher General v. Falkenhayn den Übergang
zur Defensive im Elsaß an, da die Durchführung weiterer Angriffe mit den
der Armee-Abteilung Gaede zur Verfügung stehenden Truppen keine sichere
Aussicht auf Erfolg mehr verspräche und weitere Kräfte nicht zugewiesen
werden könnten. Für den Fall einer größeren Offensive der Franzosen im
Elsaß stand der Obersten Heeresleitung zunächst das zwischen Molsheim
und Schlettstadt untergebrachte Gardekorps zur Verfügung, später das an
seine Stelle tretende X. Reservekorps.
6. Die Rückkehr der deutschen (Obersten Heeresleitung
auf den West-Rriegsschauplatz.
Karte 2.
Nach Rückkehr des Kaisers ins Hauptquartier Mszitzres am 1. März
unternahm General v. Falkenhayn in den ersten Märztagen eine
Rundfahrt zu den Armee-Oberkommandos der Westfront. Die vor der
Abreise des Obersten Kriegsherrn nach dem Osten angeordnete Einteilung
des Westheeres in Heeresgruppen^) wurde am 6. März aufgehoben, so daß
die Armee-Oberkommandos der Westfront der Obersten Heeresleitung
wieder unmittelbar unterstanden.
Nach den über Stärke und Absichten des Feindes Anfang März
vorliegenden Nachrichten mußte damit gerechnet werden, daß die Über-
führung der 1. Kitchener-Armee — 3. englischen — auf das Festland
seit einiger Zeit begonnen hatte; doch ließ sich Sicheres nicht feststellen. Die
Stärke wurde auf 140 000 bis 200 000 Mann angegeben; 50 bis 60 eng-
lische Batterien sollten sich seit Ansang Februar bei Orleans befinden.
Der Einsatz dieser Armee war angeblich erst nach einer in Übergangslagern
in Frankreich verbrachten Zeit beabsichtigt, die Beendigung der Trans-
porte aber nicht vor Ende März zu erwarten. In der Front war im Fe-
bruar seit Eintreffen der 27. und 28. Infanterie-Division des V. Armee-
i) S. 22 und Bd. VI, S. 372.
Rückkehr der deutschen Obersten Heeresleitung.
63
korps eine wesentliche Verstärkung des britischen Heeres nicht festzustellen.
Anfang März wurde der Einsatz einer kanadischen Division bekannt.
Das französische Heer schien einer Vermehrung nur in geringen
Grenzen fähig. Angeblich hatte das Kriegsministerium im Februar die
Aufstellung einer größeren Zahl von Marsch-Bataillonen (84) angeordnet,
von denen aber ein erheblicher Teil durch den laufenden Ersatz in Anspruch
genommen werden mußte. Im Juni sollte der dann folgende Jahrgang
1916 verwendungsbereit werden. Im ganzen hielt die deutsche Oberste
Heeresleitung die Aufstellung größerer Neuformationen, abgesehen von
Kolonialtruppen, für wenig wahrscheinlich. „Die gewaltige Anspannung
der Wehrmacht Frankreichs zeigt", so hieß es in einer Denkschrift der Nach-
richtenabteilung vom Februar, „daß die Wehrkraft Frankreichs spätestens
im Hochsommer 1915 ihr Ende erreicht haben wird."
Die belgische Armee befand sich im Wiederaufbau, wurde aber
auf nicht mehr als etwa 40 000 Mann verwendungsfähiger Truppen
geschätzt.
Für eine große Durchbruchsoffensive der Verbündeten genügten deren
Kräfte offenbar noch nicht. Daß sich die englische Heeresleitung auf weit-
reichende Unternehmungen außerhalb Frankreichs einlasten werde, blieb zu-
nächst unwahrscheinlich; doch sprachen eine Reihe von Nachrichten mit
wachsender Bestimmtheit davon, daß die beiden Westmächte beabsichtigten,
entweder gemeinsam mit den Griechen der serbischen Armee die Hand zu
reichen oder einen Angriff gegen Konstantinopel zu unternehmen.
7. Die Abwehrkämpfe von Mitte März bis Mitte April 191?.
Karten 2 bis 8, Skizzen g, h, f.
Cs lag zunächst nicht in der Absicht der deutschen Heeresleitung im
Westen, größere Angriffsunternehmungen einzuleiten. Eine Ausnahme
machte der geplante, aber noch immer nicht durchgeführte Gasangriff der
4. Armee. Die Neuartigkeit des erstmalig verwendeten Kriegsmittels und
die Schwierigkeit, zu berechnen, wann es in Tätigkeit zu setzen und wie
weit sich seine Wirkung erstrecken werde, verhinderte indessen, diese An-
griffshandlung in einen engen Zusammenhang mit anderen operativen
Entwürfen zu bringen.
Vis Ende März hatte sich beim Armee-Oberkommando 4
der Eindruck verstärkt, daß der Gegner Kenntnis von dem geplanter: Gas-
angriff erhalten habe. Cr schob Verstärkungen nach der Gegend von
Npern und hielt seine Gräben stärker besetzt. Der Einbau der Gasflaschen
64
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
konnte der einheimischen Bevölkerung nicht verborgen bleiben, und die nahe-
gelegene holländische Grenze begünstigte Spionage jeder Artt). Infolge des
stärker werdenden Artilleriebeschusses wurden auch eingebaute Gasflaschen
zertrümmert; das ausströmende Gas forderte Opfer unter der deutschen
Grabenbesatzung. Anfänglich waren die Vorbereitungen in den Abschnitten
des XXVII. Reservekorps und des XV. Armeekorps in der Gegend von
Gheluvelt getroffen worden. Rach Wochen zermürbenden Wartens auf
günstige Witterung, entschloß sich das Armee-Oberkommando am 25. März,
die noch nicht eingebauten Gasflaschen in die Abschnitte des XXVI. Re-
servekorps und der 46. Reserve-Division (XXIII. Reservekorps) zu ver-
bringen. Dort ließ sich bei den zur Zeit in Flandern vorherrschenden
Winden eher mit einer Abblasmöglichkeit rechnen. In den Armeebefehlen
vom 8. und 14. April war als Ziel „des Unternehmens des XXIII. und
XXVI. Reservekorps die Besitznahme der Höhen von Pilkem und des
östlich anschließenden Geländes" bezeichnet. Von der Besitznahme des
Höhengeländes von Pilkem erwartete man, „daß dem Feinde das weitere
Verbleiben in dem von ihm besetzten Bogen um Apern unmöglich gemacht
wird. Das weitere Ziel des Angriffes ist die Gewinnung des Z)ser-Kanals
bis einschließlich Z)pern".
Am 10. April wurde der Chef des Generalstabes der 4. Armee, Gene-
ralmajor Ilse, zu einer Besprechung nach Mözieres befohlen. General
v. Falkenhayn drängte auf möglichst rasche Erledigung des Gasangriffes,
da er außer der 4. Crsatz-Division auch das XV. Armeekorps und das
XXVI. Reservekorps herausziehen wollte. Demgegenüber baten die Gene-
ralkommandos des XXIII. und XXVI. Reservekorps dringend, ihnen
ausreichend Zeit für die Angriffsvorbereitungen zu lassen. Sie bezeichneten
Mitte April als den frühesten Zeitpunkt für die Durchführung des Unter-
nehmens. Tatsächlich wurde um diese Zeit auch die Wetterlage günstig.
Sie wich aber dann am Morgen des für den Angriff in Aussicht genom-
menen 15. April völliger Windstille, so daß der Angriff wiederum verschoben
werden mußte.
Inzwischen hatte in der Zeit vom 2. bis 17. April bei den britischen
Truppen eine Umgruppierung stattgefunden. Die 2. Armee hatte nach
Zuteilung der kanadischen Infanterie-Division und zweier englischer Terri-
0 Die französische 10. Armee hatte durch Gefangene zuerst am 30. März von
dem Einbau von Gasflaschen in den deutschen Stellungen erfahren. Die Engländer
erhielten am 15. April die erste Rachricht. Da zunächst kein Angriff erfolgte, maß
man diesen Nachrichten keine ernste Bedeutung bei, die Franzosen glaubten an einen
Täuschungsversuch.
Die Kämpfe um die Höhe 60 bei Apern. HA
torial-Divisionen (46. und 48.) am 17. April den Abschnitt nördlich bis zur
Straße Apern—Poelkappelle von den Franzosen übernommen. Cs waren
eingesetzt: das II. Korps (46. Territorial-, 3. und 5. Infanterie-Division)
zwischen Messines und der Bahn Z)pern—Lomines, das V. Korps (27., 28.
und kanadische Infanterie-Division) nördlich anschließend bis Poelkappelle.
Am 17. April, 8° abends, gingen beim Stabe der deutschen 30. Infan-
terie-Division Meldungen ein, daß die Stellung aus der beherrschenden
Höhe 60 bei Klein-Zillebeke in die Luft gesprengt) und von den Engländern
genommen sei. Das dort eingesetzte sächsische Regiment eroberte, unterstützt
von Teilen der Nachbar-Regimenter, bis zum 18. April vormittags die
Höhenstellung bis auf die Sprengtrichter in hartnäckigem Ringen wieder.
Der Versuch, am 20. April auch die Trichterstellung zu säubern, glückte
nicht, da die Artilleriewirkung nicht ausreichte und die neuartigen 1-Ge-
schosse die eigene Truppe belästigten. Die erbitterten Nahkämpfe um die
Höhe 60 dauerten noch bis in den Mai hinein, am 5. Mai war sie wieder
vollständig in deutscher Hand.
Vei der 6. Armee hatte sich die Spannung im Laufe der ersten
Monate des Jahres deutlich erhöht. Seit Mitte März hörte bei zumeist
regnerischem Wetter die recht lebhafte Gefechtstätigkeit um St. Cloi,
Neuve Chapelle, La Bassoe, Loretto-Höhe und Carency kaum mehr auf.
Das XIV. Armeekorps, das im Monat März, größtenteils auf der Lo-
retto-Höhe, über 5000 Mann verloren hatte, forderte zur festen Behauptung
dieser beherrschenden Stellung ein Vorgehen des I. bayerischen Reservekorps
auf die Höhen von Mont St. Cloy, um die sehr lästige französische Artillerie-
beobachtung von dort zu vertreiben. Diesem Antrage konnte ohne Einsatz
beträchtlicher, aber nicht verfügbar zu machender Verstärkungen nicht statt-
gegeben werden. Rach einem Rückschläge an der sogenannten „Kanzel-
stellung" auf der heißumstrittenen Loretto-Höhe Mitte April entschloß sich
der Kommandeur der 28. Infanterie-Division nach eingehender Aussprache
mit dem Kommandierenden General, einen Gegenangriff auf breiterer Front
über die Kanzelstellung hinaus bis aus den Höhenrücken von Vouvigny vor-
zutragen. Die Oberste Heeresleitung sagte hierfür die Bereitstellung einer
Infanterie-Brigade zu; die Angriffsvorbereitungen begannen.
Auf der Front der 2., 1. und 7?) Armee, also der Heeresmitte
J) Die dort stehende britische 5. Infanterie-Division hatte seit Anfang April
neugebildete Mineurabteilungen eingesetzt und den Angriff planmäßig vorbereitet.
2) Beim Oberkommando der 7. Armee trat am 1. April als Chef des General-
stabes an Stelle von Oberst Tappen Oberst v. Borries.
t Weltkrieg. VII. Band.
5
SS
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
von südlich Arras bis zur Champagne, herrschte im wesentlichen Ruhe.
Vei der 3. Armee verebbte die Kampftätigkeit in der zweiten März-
Hälfte.
Der Oberbefehlshaber der 2. Armee, Generalfeldmarschall v. Bülow,
hatte Anfang April krankheitshalber in die Heimat zurückkehren müssen.
Sein Nachfolger wurde der bisherige Kommandierende General des
XXI. Armeekorps, General der Infanterie Fritz v. Below'). Bei der
1. Armee war Ende März der Oberbefehlshaber, Generaloberst v. Kluck,
in der Stellung des III. Armeekorps durch einen feindlichen Schrapnell-
schuß schwer verwundet worden. An feiner Stelle übernahm General
der Infanterie v. Fabeck, bisher Oberbefehlshaber des Armee-Oberkom-
mandos 11, die Armeeführung. Der feit Mitte März vorbereitete An-
griff bei und südlich Vailly mußte endgültig aufgegeben werden, als
General v. Falkenhayn am 17. April drahten ließ, daß größere Unter-
nehmungen bei der 1. Armee und 7. Armee in nächster Zeit nicht beab-
sichtigt feien.
Bei der 5. Armee griff der Gegner in den Argonnen das XVI. Ar-
meekorps nach mehrstündiger Artillerievorbereitung und nach Minenspren-
gungen am 14. März auf der Bolante und westlich Voureuilles an.
Tags darauf setzten nach starker Beschießung feindliche Angriffe auch auf
Vauquois ein. Nennenswerte Erfolge errang der Feind nirgends; die
Kämpfe gingen in den nächsten Tagen ergebnislos weiter, ohne die Gesamt-
lage zu ändern. In der Zeit vom 4. bis 11. April erneuerte der Gegner
seine Vorstöße, anscheinend im Zusammenhange mit der Offensive gegen
die Armee-Abteilung Strantzch. An keiner Stelle konnte er Erfolge er-
zielen, doch lag auch weiterhin heftiges Artillerie- und Minenfeuer auf
den Abschnitten aller drei Divisionen des Korps. Gleichzeitig wurde am
5. und 6. April der linke Flügel des V. Reservekorps in der Gegend von
Ctain angegriffen. Nur westlich Warq konnte der Feind die deutschen
Vorposten etwas zurückdrücken.
Auf Befehl der Ober st en Heeresleitung hatte die 5. Armee
Mitte April die verstärkte 38. Reserve-Brigade') (bisher beim XVI. Armee-
korps) an das X. Reservekorps zurückzugeben. Zur Armee-Abteilung Gaede
trat das Landwehr-Regiment 56 über. Die Ereignisse bei der unterstellten
Armee-Abteilung Strantz zwangen dazu, Ende März und Anfang April
Truppen dorthin zu entsenden. S.
S. 14. — 2) S. 67 ff. — s) S. 46 Anm. 1.
Französische Angriffsabsichten.
67
D i e Abwehrschlacht der Armee-Abteilung Strantz.
Karten 2 und 7, Skizze g.
Am 17. März, dem Tage, an dem er die Einstellung der Angriffe in der
Champagne befohlen hatteH, meldete General Ioffre dem franzö-
sischen Kriegsminister ausführlich über die Lage und seine weiteren Ab-
sichten. An sich sei die Wetterführung der Offensive in der Champagne
durchaus möglich, die Truppe selbst wünsche sie. Trotzdem müsse jetzt eine
Änderung in der Kampfweise eintreten. Angesichts der erheblichen Ver-
stärkungen, die der Gegner herangeführt habe, und mit Rücksicht auf die
hohen Anforderungen, die die bisherigen ununterbrochenen Angriffe an
die Kraft der Truppe, das Material und den Munitionsvorrat gestellt
hätten, sei für künftige entscheidende Operationen die vorherige Bereit-
stellung erheblicher Reserven und großer Materialbestände erforderlich. Cs
seien alle Vorbereitungen getroffen, um in der Champagne, die auch für
künftige Operationen die Basis bleibe, das Erreichte zu halten und die
Erfolge auszubauen. Andererseits müßten jetzt wieder Reserven gebildet
werden. Dann würden unter möglichster Geheimhaltung und unter Aus-
nutzung der schnellsten Transportmöglichkeiten wirksame Unternehmungen
erfolgen. Vis dahin würde die Pause durch Cinzelunternehmungen aus-
gefüllt werden, um den Angriffsgeist der Truppe wachzuhalten, den Gegner
zu fesseln und ihn zu hindern, selbst die Initiative zu ergreifen.
Für die zunächst beabsichtigten Cinzeloperationen wurde der Abschnitt
der zwischen der Schweizer Grenze und den Argonnen stehenden Proviso-
rischen Heeresgruppe Ost (Armee-Abteilungen Vogesen und Lothringens,
1. Armee, 3. Armee) ausersehen. Der Oberbefehlshaber, General Dubail,
hatte schon am 14. März eine vorläufige Ankündigung erhalten, daß ein
größerer Angriff gegen den Vogen der deutschen Stellung bei St. Mihiel
beabsichtigt sei, für den der Höchstkommandierende drei Korps und eine
Kavallerie-Division als Verstärkung zur Verfügung stellen würde. Zur
Ablenkung der Aufmerksamkeit des Gegners sollten vorher zwischen den
Vogesen und Nancy (Armee-Abteilung Lothringen) und westlich Verdun
bei Vauquois (3. Armee) Vorstöße erfolgen. General Dubail traf darauf-
hin, ohne in den Lauf der bei der 1. Armee bereits im Gange befindlichen
Kämpfe einzugreifen, die erforderlichen Vorbereitungen. Am 18. März
teilte das Große Hauptquartier mit, daß jetzt ein Vorgehen beiderseits von
St. Mihiel in der Woevre-Cbene erhöhte Bedeutung gewänne, und fragte
an, wann der Angriff beginnen könnte. General Dubail machte dies von dem
i) S. 53. — * 2) Die Armee-Abteilung Lothringen war am 3. März aus der
2. Gruppe Reserve-Divisionen gebildet worden.
Mitte März
bis 5. Aprit.
5
68
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
Eintreffen der Verstärkungen abhängig und erfuhr am 23. März persönlich
in Chantilly, daß er vom 4. April ab auf das XII. Korps für einen Ein-
satz zwischen Mosel und St. Mihiel, aus das I. und II. Korps sowie das
Kavalleriekorps Conneau für eine Verwendung nördlich St. Mihiel rechnen
könne. General Ioffre wünschte, das Unternehchen in der Form eines
drei bis vier Tage währenden, wuchtigen Stoßes (coup de force) geführt
zu sehen; sei es innerhalb dieser Frist gelungen, einen Durchbruch zu er-
zielen und den Feind von den Maas-Höhen herunterzuwerfen, so würde
noch das XVII. Korps herangeführt werden (allerdings nicht vor dem
15. April); im anderen Fall sollten die erreichten Stellungen gehalten und
ausgebaut werden. Die zur Verfügung gestellten Verbände müßten dann
nach und nach wieder als Heeresreserven zurückgezogen werden.
Die Vorbereitungen für den Angriff in der Woevre-Cbene wurden
unter möglichster Geheimhaltung getroffen und waren am 4. April beendet.
Auf Bitten des Generals Dubail wurde an diesMv Tage von der Obersten
Führung eine Division des bei Givry en Argonne eintreffenden XVII. Korps
zur Verfügung gestellt. Die zwischen der Mosel und St. Mihiel eingesetzten
Teile der 1. Armee sollten auf Thiaucourt, eine südlich von Ctain aus dem
I. und II. Korps, der Division de Morlaincourt und dem Kavalleriekorps
Conneau zu bildende Armee-Abteilung Gerard auf Lachaussee angreifen.
Bei nebligem, regnerischem Wetter begann die Unternehmung am 5. April.
Schon geraume Zeit vor Beginn der französischen Offensive hatte man
bei der Armee-Abteilung Strantz den Eindruck, daß der Feind
versuche, sich durch Cinzelunternehmungen an verschiedenen Stellen eine
möglichst günstige Ausgangstage für einen größeren Schlag zu schaffen.
Am 18. März griffen die Franzosen von neuem gegen die Combres-Höhe
an und drangen in die auf dem Nordwesthang der Höhe liegende deutsche
Stellung ein. Der am Vormittag des 19. März von Teilen der 33. Re-
serve-Division ausgeführte Gegenangriff gewann das verlorene Gelände
bis auf ein kleines Stück wieder. Doch war nicht zu verkennen, daß sich hier
die Lage bedenklich gestaltete. Der Führer des V. Armeekorps, General der
Infanterie v. Oven, erstattete daher dem Oberbefehlshaber am 21. März
persönlich Bericht und wies darauf hin, daß die Kämpfe um die Combres-
Höhe bereits starke Kräfte verbraucht hätten. Sein Vorschlag, die Schwie-
rigkeiten bei Combres durch einen entlastenden Vorstoß an der Grande
Tranchee de Calonne im Abschnitt der 9. Infanterie-Division zu beheben,
mußte vorläufig von General v. Strantz abschlägig beschieden werden, da
er nicht über die hierfür notwendigen Kräfte verfügte. Dem am 27. März
aufs neue angreifenden Gegner gelang es zwar, sich am Nachmittage fast
Abwehrkämpfe der Armee-Abteilung Strantz.
69
der gesamten deutschen Stellung auf dem Nordwesthang der Combres-Höhe
zu bemächtigen, doch war er bis zum Abend größtenteils wieder zurück-
geworfen. Im Hinblick auf die Erschöpfung der Kampftruppen erhielten
die 33. Reserve- und 10. Infanterie-Division nunmehr den Befehl, ihre
Abschnitte zu tauschen. Heftige Angriffe, die der Feind im Zusammen-
hange hiermit am 18. und 27. März gegen die Stellung der nördlich an-
schließenden 5. Landwehr-Division bei Marcheville (nordwestlich St. Hilaire)
gerichtet hatte, waren im Nahkamps abgewiesen worden. Ein entscheidender
Erfolg war dem Feinde bei seinen Angriffen auf die Combres-Höhe und in
der Woevre-Cbene nicht geglückt. Doch war der Kräfteverbrauch beim Ver-
teidiger bedeutend gewesen.
Während auf dem Nordflügel der Armee-Abteilung Strantz von Ende
März bis zum 4. April, mit Ausnahme einer stärkeren Beschießung der
Combres-Höhe am 3. 'April, im allgemeinen Ruhe herrschte, entwickelten
sich auf dem Südflügel gegen den Abschnitt der 8. Ersatz-Division heftige
Kämpfe. Cs gelang dem Feinde, in einer Reihe durch starkes Feuer vor-
bereiteter Angriffe sich der Dörfer Fey en Hape und Regnieville zu be-
mächtigen, in die vorderste deutsche Stellung am Priesterwalde einzu-
dringen und sich in den Besitz eines Abschnittes der rückwärtigen Stellungen
im westlichen Teil des Waldes zu setzen. General v. Strantz wies der
8. Ersatz-Division von anderen Teilen der Front und aus Metz acht Ba-
taillone, meist Landwehr, eine Maschinengewehr-Kompagnie und eine Pio-
nier-Kompagnie sowie schwere Artillerie zu. Aus weiteren Reserven der
Armee-Abteilung und aus Verstärkungen, die die 5. Armee überwiesen
hatte, wurde am 4. April eine zusammengesetzte Division unter General-
major v. Stumpff gebildet und bei Thiaucourt zum Gegenstoß bereitgestellt,
falls der Feind sich aufs neue mit Wucht auf die 8. Ersatz-Division werfen
würde.
Am Vormittage des 5. April erweiterte der Feind den Amsang seiner 5.brs8.Apr«.
Angriffe zu einem großen, einheitlich gedachten Anternehmen. In den
nunmehr einsetzenden Kämpfen in der Gegend zwischen Ctain und der
Mosel führte er bis zum 8. April eine Anzahl heftiger Stöße.
Gegen die 5. Landwehr-Division, die aus dem V. Armeekorps ver-
stärkt worden war, konnte der Feind trotz heftiger Angriffsversuche haupt-
sächlich zwischen Maizeray und Marchsville (und nordwestlich Harville—
St. Hilaire) keinen Boden gewinnen. Auch auf der Combres-Höhe gelang
es ihm zunächst nur zeitweilig, Erfolge zu erzielen. Kraftvolle Gegenstöße
der 10. Infanterie-Division warfen ihn dort wieder zurück. Dasselbe
Schicksal teilten Anstürme aus dem südöstlich Seuzey gelegenen Selouse-
Walde gegen die Stellung der 33. Reserve-Division. Am 8. April ver-
%
70
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
. April.
schärfte sich indes die Lage auf der Combres-Höhe. Unter der Wirkung
einer außerordentlich starken Beschießung bemächtigte sich der Feind bis
zum Morgen des 9. April eines Teils der Gräben auf der Mitte der Höhe
und der auf dem Nordwesthange gelegenen sogenannten Kammstellung.
Auch im Abschnitte der bayerischen Crsah-Division im Ailly-Walde
drang der Gegner am 5. April nach umfangreichen Sprengungen in Teile
der Stellungen ein, doch konnte er sich nur im Südteil des Waldes be-
haupten. Das Generalkommando des III. bayerischen Armeekorps sah in
diesen und den am 6. und 7. April fortgesetzten erbitterten Nahkämpfen
im Ailly-Walde, die zeitweise auf den Abschnitt der 5. bayerischen Infan-
terie-Division übergriffen, zunächst nur einen Ablenkungsversuch des
Gegners.
Auf dem Südflügel richteten sich die feindlichen Angriffe im Abschnitt
der Garde-Crsatz-Division gegen die Stellungen zwischen Eisenbahn und
Straße Cssey—Flirey und östlich, im Abschnitt der 8. Crsah-Division
gegen die Linie von nördlich Regnisville bis zuN^Priesterwalde. Obwohl
der Gegner vom 5. bis 7. April immer von neuemffrische Regimenter zum
Sturme vorführte, blieb ihm der Erfolg versagt.
Ämter dem Drucke der auf breiter Front angesetzten französischen An-
griffe hatte sich General v. Strantz schon am 6. April veranlaßt gesehen, die
bei Thiaucourt versammelte Division Stumpff wieder aufzulösen. Von ihren
Truppen trat ein Teil zum III. bayerischen und V. Armeekorps zurück, der
Rest wurde auf die 8. Ersatz- und 5. Landwehr-Division verteilt. General-
major v. Stumpff übernahm den Befehl über die 8. Ersatz-Division. Am
7. April verfügte General v. Strantz nur noch über ein einziges Bataillon
als Reserve. Cr hatte bereits am 4. April die Zuweisung stärkerer Kräfte
von der Obersten Heeresleitung erbeten. General v. Falkenhayn, der
es bisher dem Oberkommando der Armee-Abteilung und dem übergeord-
neten Oberkommando der 5. Armee überlassen hatte, bedrängte Abschnitte
durch an anderer Stelle freigemachte Truppen zu stützen, verschloß sich nicht
der Erkenntnis, daß solche Aushilfen jetzt nicht mehr genügten, und stellte
dem General v. Strantz am 8. April die 113. und 121. Infanterie-Division
zur Verfügung (beides neugebildete Divisionen zu drei Infanterie-Regi-
mentern'). Von der noch am 8. April bei Gorze eintreffenden 121. In-
fanterie-Division wurde der Garde- und 8. Crsah-Division je ein Infan-
terie-Regiment zugewiesen. Die 113. wurde einen Tag später bei Conflans
ausgeladen.
Auf dem Nordflügel der Armee-Abteilung stieß der Gegner am
0 S. 303 f.
Abwehrkämpfe der Armee-Abteilung Stranh.
71
9. April bei der 5. Landwehr-Division südlich Marchsville mehrfach vor.
Cs gelang, ihn abzuweisen; aber auch hier hatte der Verteidiger durch die
andauernden Kämpfe erheblich gelitten. Der Divisionskommandeur,
Generalleutnant Auler, beantragte dringend Verstärkungen. Beim
V. Armeekorps hielten die hin- und herwogenden Kämpfe um den Besitz
der Combres-Höhe mit unverminderter Heftigkeit an, doch glückte es bis
zum frühen Morgen des 10. April, die Kammstellung auf dem Nordwest-
hang der Höhe zmückzuerobern. Über den Ernst der Lage konnte indessen
kein Zweifel sein. Ein Angriff aus dem Selouse-Walde heraus wurde
wiederum von der 33. Reserve-Division abgewehrt.
Im Ailly-Walde blieb die Lage unverändert.
Auf der Südfront der Armee-Abteilung entwickelte sich am Morgen
des 9. April ein neuer starker Angriff aus der Linie Regnieville—Feh en
Hape gegen die 8. Ersatz-Division. In den Mittagsstunden brach er in
deren Abwehrfeuer zusammen. Damit flaute an dieser Stelle die Gefechts-
tätigkeit allmählich ab, während im westlichen Priesterwalde und im Ab-
schnitt der Garde-Crsatz-Division die heftigen Kämpfe mit wechselndem Er-
folge weitergingen.
General v. Sttantz wies am 9. April die 121. Infanterie-Division
an, den Rest ihrer Infanterie als Armeereserve nach Thiaucourt zu ver-
legen und erteilte der 113. Infanterie-Division den Befehl, hinter den Ab-
schnitt der 5. Landwehr-Division zu rücken. An das Oberkommando der
5. Armee und an die Oberste Heeresleitung richtete er an diesem Tage eine
ausführliche Meldung über die Lage. Die Verhältnisse bei Combres
wurden als bedenklich geschildert; der Verlust der Höhe würde die schwer-
wiegendsten Folgen haben. Französische Artillerie würde die in der Ebene
liegenden Zufahrtstraßen unter Feuer nehmen können. Abhilfe könne nur
durch ein Vorschieben der Stellungen aus den Maashöhen längs der
Grande Tranchae de Calonne geschaffen werden. Die Zuteilung einer
weiteren Division sei hierzu unerläßlich.
Trotz mehrfacher Angriffe in den folgenden Tagen (10. bis 14. April)
gelang es dem Feinde nicht, gegen die 5. Landwehr-Division Boden zu
gewinnen. Auch zwei, im Laufe des 11. April gegen die Combres-Höhe
geführte Angriffe wurden abgewiesen. Seit dem 12. flaute die Gesechts-
tätigkeit hier ab. Die Lage war jetzt derart, daß sich der rechte und linke
Flügel der Zöhenstellung in deutscher Hand befanden, während die Mitte
umstrittenes Gebiet blieb.
Auch im Ailly-Walde hatte die Gefechtstätigkeit nachgelassen. Von
einem größeren deutschen Gegenangriff sollte zunächst abgesehen werden.
Auf dem Südflügel der Armee-Abteilung endeten die Kämpfe um den
io. bis
14. April.
72
Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915.
23. März bis
20. April.
14. April mit der Behauptung der Stellungen der Garde- und 8. Ersatz-
Division.
General v. Fa lke n h ay n hatte inzwischen dem Antrage auf Ver-
stärkungen stattgegeben. Die neugebildete 111. Infanterie-Division traf
vom 11. April früh an bei Conflans ein. General v. Strantz hatte sich
inzwischen bereits genötigt gesehen, die beiden ihm vorher zugewiesenen
Divisionen fast völlig zur Ablösung abgekämpfter Teile der Garde-Ersatz-,
der 8. Ersatz- und der 5. Landwehr-Division einzusetzen. Während in der
Folgezeit die 121. Infanterie-Division dauernd auf der Südfront zu deren
Stützung verblieb, fanden die 113. und 111. Infanterie-Division, deren
Kampfkraft für den beabsichtigten deutschen Gegenangriff geschont werden
sollte, nur zur vorübergehenden Ablösung ruhebedürftiger Frontteile Ver-
wendung.
Mitte April konnte die französische Offensive gegen die beiden Flügel
der Armee-Abteilung Strantz als gescheitert angesehen werden. Die ge-
ringen Erfolge, die der Feind trotz Einsatzes erheblicher Kräfte erzielt hatte,
waren offenbar mit schweren Verlusten erkauft worden. Nur aus der
Combres-Höhe hatte sich die Lage so zugespitzt, daß eine Entlastung der
dort eingesetzten Division unerläßlich war. Sie konnte nur durch eigene
Offensive gebracht werden. Die Kräfte hierzu waren jetzt nach Zuteilung
der 111., 113. und 121. Infanterie-Division verfügbar. Die Vorbereitungen
für den beiderseits der Grande Tranchäe de Calonne zu führenden Gegen-
Stoß wurden unverzüglich in Angriff genommen.
Während bei der Armee-Abteilung Falkenhausen im
allgemeinen Ruhe herrschte, drängte bei der Armee-Abteilung
G a e d e der Feind gegen den Hartmannsweilerkopf vor. In einer Reihe
von Angriffen zwischen dem 23. März und dem 6. April geriet die Kuppe
nach und nach in den Besitz der Franzosen, die nunmehr die Bahnlinie
Colmar—Mülhausen unter beobachtetes Feuer nehmen konnten. Am
17. April leitete der Feind einen neuen Angriff ein, indem er im Fecht-
Tale mit überlegenen Kräften gegen die 8. bayerische Reserve-Division
vorstieß. Cr bemächtigte sich des Schnepfenriethkopfes und zwang die
Division, ihren linken Flügel zurückzunehmen. Weitere Angriffsversuche
des Gegners am 19. und 20. April wurden abgewiesen.
Schon am 24. März hatte ein Telegramm des Generals v. Falken-
Hayn die endgültige Abbeförderung der Truppen der Division Fuchs be-
fohlen. Als Ersatz sollten von Anfang April ab der Armee-Abteilung
nach und nach andere Verbände von der Obersten Heeresleitung zugeführt
werden.
73
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Stillstand der französischen Angriffe.
Auf französischer Seite hatte der Höchstkommandierende schon
bald nach Beginn der Angriffe in der Wotzvre-Cbene den Eindruck ge-
wonnen, daß dort mit einem größeren Erfolg nicht zu rechnen fei. Eine
Vernichtung der deutschen Truppen zwischen Metz und St. Mihiel, wie sie
General Dubail in einem Tagesbefehl vom 5. Apritt) als Ziel angegeben
hatte, war nicht gelungen. Am 8. April ordnete General Ioffre den Über-
gang zum „methodischen" Angriff an. Von den zur Verfügung gestellten
Verstärkungen sollten ein bis zwei Korps als Reserve hinter die Front
der Heeresgruppe zurückgezogen werden. Die tägliche Munitionsüber-
weisung würde von seht ab erheblich verringert werden. Am 14. April be-
zeichnete die Oberste Führung es als die Aufgabe der 1. Armee, sich haupt-
sächlich nordöstlich Regnieville und bei Marcheville (nordwestlich
St. Hilaire) weiter vorzuarbeiten; Nebenunternehmungen sollten im Walde
von Mort Mare (nördlich Flirey) und von Ailly aus geführt werden.
Das XVII. und I. Korps, sowie das Kavalleriekorps Lonneau ohne eine
Division waren zur Abbeförderung bereitzustellen; das II., XII. Korps
und eine Kavallerie-Division blieben zur Verfügung der Heeresgruppe.
Am 23. April wurde die Armee-Abteilung Gsrard aufgelöst; die ver-
bleibenden Teile traten zur 1. Armee.
In den Vogesen hatte in der Zeit vom 17. bis 19. April der Vorstoß
beiderseits der Fecht kein nennenswertes Ergebnis gehabt. Die 66. Division
konnte zwar den Schnepfenriethkopf nehmen; die 47. kam jedoch nicht wesent-
lich vorwärts. Am 19. April kündigte General Ioffre an, daß er zur Ver-
wendung an anderer Stelle zwei weitere Korps der Heeresgruppe Ost
brauche. Die Folge war in der nächsten Zeit eine erhebliche Einschränkung
der Kampstätigkeit in den Vogesen. *)
*) (Ein Abdruck dieses Befehles wurde an der Front der Armee-Abteilung Strantz
von den Deutschen erbeutet.
III. Die Feldzüge im (Dften bis zum
Frühjahr 1915*
A. Die Kämpfe an der österreichisch-ungarischen Front
bis Mitte April 1915.
Die Bildung der deutschen Südarmee im Januar J9J5.
Karten 1 und 9.
General v. Falkenhayn hielt gegen Jahresende in der Frage der Fort-
führung der Operationen auf dem östlichen Kriegsschauplatz
noch an der Auffassung fest, der er am 19. Dezember 1914 in Oppeln in
der Besprechung mit General v. Conrads Ausdruck gegeben hatte: Cs sei
Aufgabe des deutschen Ostheeres, „die Russen bis zur Weichsel bzw. in
ihre Brückenköpfe zurückzuwerfen, im übrigen so schleunig wie möglich mit
den gegenüber Westpreußen und in Ostpreußen stehenden russischen Teilen
aufzuräumen, sich dann aber auf eine mehr hinhaltende Kriegführung zu
beschränken". Gleichzeitig hatte er seine Meinung dahin ausgesprochen,
daß eine ähnliche Aufgabe wie dem deutschen Ostheere der österreichisch-
ungarischen Heeresleitung „in Galizien und Serbien zufallen müsse, mit
deren Lösung sie für die Wintermonate genug zu tun habe".
Grundverschieden hiervon war der Standpunkt, den der östdrreichisch-
ungarische Generalstabschef nach wie vor vertrat'). Ihm schien das bis-
herige Kräfteaufgebot der Verbündeten auf dem östlichen Kriegsschauplätze
nicht ausreichend, um an irgendeiner Stelle noch einen größeren Erfolg zu
erzielen. Insbesondere hielt er jeden Versuch, mit den vorhandenen
Kräften die Ruffen aus Galizien zu vertreiben, für aussichtslos. Das
einzig wirksame Vorbeugungsmittel gegen das spätestens Anfang März
mit Sicherheit zu erwartende Eingreifen neutraler Mächtech sah er im
„raschesten Einsetzen neuer deutscher Kräfte aus dem Westen oder von Neu-
formationen" im Osten. Mit deren Hilfe hielt er einen „durchschlagenden
Erfolg" auf dem östlichen Kriegsschauplätze für erreichbar. Ihren Einsatz
regte er an „in der Lücke zwischen Pilica und Nida, insbesondere am
Nordflügel der 2. Armee Woyrsch, um dort die Lücke der russischen Front
in Richtung auf Radom durchzudrücken und Rückzug der Russen hinter
Weichsel—San-Linie zu erzwingen". 1
1) Band VI, S. 421 ff. — 2) S. 2. — -) S. 2 und 8.
Verschiedenartige Beurteilung der Lage im Osten.
75
Noch ungünstiger beurteilte der Oberbefehlshaber Ost um die Jahres-
wende die Gesamtlage im Osten. Wie er in einer ausführlichen Drahtung
vom 30. Dezember') an die Oberste Heeresleitung darlegte, versprach er
sich nichts mehr von der Weiterführung des Angriffs der 9. Armee in West-
polen, da dieser die westlich Warschau stehenden russischen Kräfte voraus-
sichtlich auf die Dauer doch nicht fesseln und eine Verschiebung weiterer
Kräfte gegen die Front der Verbündeten nicht hindern könne. Generalfeld-
marschall v. Hindenburg beabsichtigte daher, die 9. Armee in den nächsten
Tagen anzuhalten, zur Verteidigung überzugehen und drei, höchstens vier
Divisionen zu anderweitiger Verwendung frei zu machen. Über die weiteren
Operationsmöglichkeiten hieß es in dem Schreiben: Einsehen von
frischen Kräften in Richtung Kielce—Opoczno bei gleichzeitigem Angriff
auf der ganzen Front nördlich Krakau müßte sofort erfolgen, wenn er
durchschlagenden Erfolg haben sollte. Diese Gunst der Verhältnisse liegt
nicht vor. Osterreich-Angarn braucht zu viel Kräfte für Angarn-Galizien,
greift nördlich Krakau nicht an. 9. Armee kann aber keine Kräfte abgeben,
wenn sie weiter angreifen soll. Einer späteren Offensive in Richtung
Kielce—Opoczno mit neuen erheblichen Verstärkungen aus Deutschland
kann Erfolg kaum zugesprochen werden. Das Einsetzen von Kräften in
Richtung Mlawa—Warschau hat jetzt keinen Erfolg mehr, da hier die
Russen Stellung hinter Stellung anlegen. Geringe Kräfte können wirkungs-
voll in Ostpreußen eingesetzt werden, sofern die Notlage Osterreich-Angarns
nicht eine unmittelbare Unterstützung bedingt, wie dies leider erwartet
werden muß. Diese Notlage Österreich-Ungarns ist der springende Punkt
in den Operationen des Ostheeres geworden und wird es immer mehr;
darüber darf keine Täuschung walten. Sie kann nur durch erhebliche und
vollwertige Verstärkungen durch Deutschland unter energischen deutschen
Führern ausgeglichen werden, die der österreichisch-ungarischen Armee un-
mittelbar zugeführt werden müssen, sei es für Verstärkung ihrer Front, sei
es auf dem rechten Flügel."
Der Oberbefehlshaber Ost stimmte also mit dem österreichisch-ungari-
schen Generalstabschef darin überein, daß der Neueinsah starker deutscher
Kräfte auf dem östlichen Kriegsschauplatz unbedingt erforderlich sei.
Während aber General v. Conrad sich davon eine vollkommene Wendung
der Lage zugunsten der Mittelmächte versprach, sah Generalfeldmarschall
v. Hindenburg darin nur das unerläßliche Mittel, um der Front des Ver-
bündeten auf die Dauer ausreichende Stützung zu gewähren.
Bei der bereits erwähnten^) Besprechung am 1. Januar 1915 in i. Januar.
9 Band VI, S. 363 ff. — -) S. 4 f.
2. und
3. Januar»
76 Die KarpaLen-Offensive.
Berlin, an der außer den Generalstabschefs der verbündeten Heere zeit-
weise auch General Ludendorff teilnahm, machte General v. Falkenhayn
die Entscheidung der Frage, ob die in der Heimat in Aufstellung begriffenen
Verbände im Westen oder Osten eingesetzt werden würden, von der in etwa
drei Wochen bestehenden allgemeinen Kriegslage abhängig. Eingehend
wurde besprochen, wie in der Zwischenzeit die Operationen auf dem öst-
lichen Kriegsschauplätze geführt werden sollten. General v. Conrad trat
für eine Offensive an der Karpaten-Front ein. Cr wünschte, daß an ihr
auch die zur Zeit in Westpolen stehende österreichisch-rmgarische 2. Armee
beteiligt und deren Front am Nordflügel der Armee Woyrsch durch
deutsche Truppen übernommen würde. General Ludendorff schlug statt
dessen die Verwendung von drei bis vier aus der 9. Armee herauszulösen-
den Divisionen in den Karpaten vor, womit General v. Conrad einver-
standen war. General v. Falkenhayn verwarf jedoch, vornehmlich im Hin-
blick auf die Geländeschwierigkeiten, jede Teilunternehmung an der
Karpaten-Front und sprach sich für Fortführung l^r Offensive der 9. Armee
in Polen aus; er glaubte, daß es sich ermöglichen raffen würde, durch Um-
gruppierung sechs bis sieben Divisionen überraschend zu entscheidendem
Einsatz zu bringen. Nur für den Fall, daß der Verbündete sich in den
Karpaten nicht zu halten vermochte, erklärte sich General v. Falkenhayn
dort zum Einsatz deutscher Kräfte bereit. Man einigte sich schließlich auf
seinen Vorschlag, zunächst die Offensive der 9. Armee fortzusetzen.
Dieses Ergebnis legte der deutsche Generalstabschef in den folgenden
Tagen in Telegrammen an General v. ConradH und an den Oberbefehls-
haber Ost nochmals fest. „Je weniger hoch die Widerstandskraft unseres
Verbündeten einzuschätzen ist" — so hieß es in der am 3. Januar abge-
sandten Drahtung an den Oberbefehlshaber Ost —, „um so wichtiger ist
es, die Russen zu verhindern, neue Kräfte gegen ihn zu verschieben. Dies
kann nur dadurch geschehen, daß man den Feind in Nordpolen nicht los-
läßt. Gewiß wird es schwer sein, im zunächst rein frontalen Ringen den
erhofften Erfolg zu erkämpfen. Für aussichtslos kann der Versuch jedoch
nicht gehalten werden, wenn man bedenkt, daß es sich auf unserer Seite um
Truppen handelt, die unter den Befehlen Euer Exzellenz zu siegen gewohnt
sind, auf der gegnerischen um Massen, denen seit Mitte November un-
aufhörlich schwere Schläge durch Euer Exzellenz beigebracht wurden, und
wenn man ferner in Rechnung stellt, daß es möglich sein inuß, den größten
Teil der erwähnten sechs bis sieben Divisionen mit mächtiger Artillerie zum
entscheidenden Stoß überraschend anzusetzen. Wo der Stoß zu führen ist.
General v. Conrad beschließt Offensive aus den Karpaten. 77
wird sich natürlich aus der taktischen Lage zu ergeben haben. Klar ist nur,
daß er um so wirksamer sein wird, je näher er der Pilica-Gegend kommt".
Als unerläßliche Voraussetzung sür die Fortsetzung der Offensive der
9. Armee hatte der Chef des Generalstabes des Feldheeres bereits am
2. Januar in einem Fernspruch an General v. ConradH erklärt, „daß
österreichisch-ungarische 1. und 2. Armee einschließlich Woyrsch den Feind
nicht loslassen, und daß die feste Absicht, die Armeen südlich Krakau sowie
in den Karpaten unbedingt standhalten zu lassen, durchgeführt wird".
Die in der Berliner Besprechung am 1. Januar erzielte Überein-
stimmung der verbündeten Generalstabschefs währte indessen nicht lange.
Nach wie vor erschien General v. Conrad ein Vorstoß der österreichisch-
ungarischen 3. Armee aus den Karpaten nach Norden in der Richtung
auf Przemysl am erfolgversprechendsten. Ihre Verstärkung durch zwei
Divisionen der 1. Armee war bereits im Gange. Am 5. Januar erwirkte
General v. Conrad ferner bei Kaiser Franz Joseph die Heranführung von
drei Divisionen vom Balkan-Kriegsschauplatz. Auch trat er mit dem Ober-
befehlshaber Ost durch den bei diesem befindlichen Hauptmann v. Fleisch-
mann wegen Einsatzes deutscher Kräfte an der Karpaten-Front in Fühlung.
General Ludendorff hatte sich diesem Verbindungsoffizier gegenüber schon
am 2. Januar grundsätzlich zur Hergäbe von vier bis fünf Divisionen für
den Fall bereit erklärt, daß die Fortführung des Angriffes der 9. Armee,
wie er erwartete, keinen größeren Erfolg mehr zeitigen und die Lage an der
Karpaten-Front bedrohlich werden sollte. An dieser Auffassung hielt er
auch jetzt fest, als am Morgen des 5. Januar Hauptmann v. Fleischmann
die Bitte des Generals v. Conrad um Verstärkung der Karpaten-Front
durch vier bis fünf deutsche Divisionen aussprach, doch machte er dabei den
Vorbehalt, daß das Einverständnis der deutschen Obersten Heeresleitung
eingeholt werden müsie.
Für General v. Falkenhayn bedeutete der noch am Vormittage des
5. Januar in Mszitzres einlaufende Fernspruch des Oberbefehlshabers
Ost, daß General v. Conrad ihn um unmittelbare Unterstützung der öster-
reichisch-ungarischen 3. Armee in den Karpaten ersucht habe, „da diese
sich sonst nicht halten könne", eine vollkommene Überraschung. Cr sah in
diesem Ersuchen einen schroffen Widerspruch zu den in Berlin getroffenen
Vereinbarungen. Unverzüglich erging an die verbündete Heeresleitung die
Bitte um Aufklärung. General v. Conrad begründete sein Ersuchen in
der Nacht vom 5. zum 6. Januar in einem ausführlichen Fernspruch, der
gleichzeitig auch dem Oberbefehlshaber Ost zuging: Wiederholte Nach-
► Januar.
6. Januar.
9 S.7.
■
78 Die Karpaten-Offensive.
richten über intensive und zielbewußte Rüstungen namentlich in Italien
und über das offensichtliche Einverständnis Italiens mit Rumänien ließen
ihm keinen Zweifel darüber, daß mit einem feindseligen Auftreten dieser
beiden Nachbarn im Frühjahr gerechnet werden müsse. Dies lasse ein
Abwarten des Eingreifens deutscher Neuformationen nicht mehr zu,
sondern dränge zu raschem Handeln. Ein durchgreifender Erfolg in wirk-
samer Richtung sei bei der deutschen 9. Armee auch mit größten Opfern
kaum erreichbar, nach der ganzen Lage der Dinge nur von den Karpaten
aus durch einen gegen Nord geführten Stoß möglichst-sttarker Kräfte zu
erhoffen. Zu diesem Zwecke habe er den rechten Flügel der österreichisch-
ungarischen 3. Armee bereits durch zwei Divisionen der 1. Armee verstärkt
und eine weitere Verstärkung durch drei Divisionen aus den Valkanstreit-
kräften in Aussicht genommen. Am Schluß seiner Darlegungen bat General
v. Conrad um Zustimmung, daß auch aus dem Bereich der deutschen
9. Armee vier bis fünf Divisionen, als Armee unter deutschem Kommando
vereint, zu der Karpaten-Operation herangezogen würden.
General v. Falkenhayn erbat daraufhin zunächst umgehend vom Ober-
befehlshaber Ost Drahtbericht, „welche neuen Verabredungen mit öster-
reichischer Heeresleitung getroffen seien und auf welchen Nachrichten
etwaige Abweichung von dem am 1. Januar in Berlin festgestellten
Operationsplane, mit allen Kräften Durchbruch in Pilica-Gegend zu ver-
suchen, beruhe". Gegen die Absicht des Generals v. Conrad selbst hatte der
Chef des Generalstabes des Feldheeres nicht nur politisches, sondern auch
operative Bedenken. Am Abend des 6. Januar fragte er telegraphisch in
Teschen an, ob von der geplanten Operation bei gleichzeitigem Loslassen
der Rüsten in Polen in absehbarer Zeit mehr als ein Zurückdrücken des
Feindes aus den Karpaten nach Galizien erwartet werde. Auch bat er um
Mitteilung, ob für längere Zeit, also etwa sechs bis acht Wochen, damit
gerechnet werden könne, daß die österreichisch-ungarische 3. Armee zur
passiven Behauptung der Karpaten-Pässe keiner ünterstühung bedürfe, und
ob bis Ende Februar irgendwelche Gefahr für die Festung Przemysl zu
besorgen sei. Gleichzeitig ersuchte General v. Falkenhayn sowohl den
Oberbefehlshaber Ost wie auch Generalleutnant Freiherr v. Freytag-
Loringhoven, der als Bevollmächtigter der verbündeten Heeresleitung zu-
geteilt war, um Äußerung, wie man sich die Überwindung der Schwierig-
keiten denke, die aus der Richtverwendbarkeit deutscher Artillerie und
Trainsahrzeuge im Waldgebirge der Karpaten entstehen würden. General
v. Freytag antwortete noch am gleichen Tage, „deutsche Fahrzeuge kämen
H S. 8.
79
Oberbefehlshaber Ost gibt Kräfte an die Karpaten-Front ab.
nur als rückwärtige Staffeln in Betracht, die Verbindung von dort zur
Truppe sei nur mit leichten österreichischen Fahrzeugen möglich, die die
österreichische Heeresleitung stellen wolle".
Aus einem um 8 Uhr abends einlaufenden Fernspruch des Ober-
befehlshabers Ost ging die überraschende Tatsache hervor, daß dieser sich
inzwischen, der Bitte des Generals v. Conrad entsprechend, bereits zur
Abgabe von Kräften der 9. Armee an die Karpaten-Front, wenn auch in
geringerem Umfang, als der Verbündete gewünscht, entschloffen hatte:
.. Österreich zieht fünf Infanterie-Divisionen, davon drei von serbischer
Grenze, aus seinen rechten Flügel. Dadurch jetzt dort Möglichkeit eines
schnelleren Erfolges gegeben, wenn auch 9. Armee dorthin verstärkt, ohne
eigenen Angriff aufzugeben. Das ist möglich, wenn 9. Armee zweieinhalb
Infanterie-Divisionen und eine Kavallerie-Division abgibt. Mit diesen
Kräften versammeln sich auf dem rechten österreichischen Flügel sieben bis
acht Divisionen, mit denen ein Erfolg möglich ist. 9. Armee bleibt stark
genug, um durch Angriff die feindlichen Kräfte westlich Warschau festzu-
halten und Kräfteverschiebungen von dort nach Galizien zu verhindern.
Ich habe entsprechende Anordnungen getroffen ..."
Die durch die bedrohliche Lage in den Karpaten erzwungene Ent-
schließung des Oberbefehlshabers Ost stellte General v. Falkenhayn vor
eine vollendete Tatsache. Eine neue Unklarheit entstand indessen durch
eine am Morgen des 7. Januar eingehende Mitteilung der österreichisch- 7. Januar,
ungarischen Heeresleitung, die gleichzeitig auch an den Oberbefehlshaber
Ost gerichtet worden war. Rach ihr war beabsichtigt, die österreichisch-
ungarische 2. Armee aus Polen „ehestens" abzutransportieren und für
den Angriff über die Karpaten einzusehen. Cs wurde beantragt, die
Armee in Polen durch deutsche Truppen zu ersehen. Als Grund waren
„die vom Hauptquartier Ost gestellten Bedingungen für die Verwendung
deutscher Kräfte zu einer Offensive über die Karpaten und die von General-
leutnant v. Freytag nach Meziöres geäußerten Bedenken hinsichtlich Ver-
wendung dieser deutschen Kräfte in der vom Armee-OberkommandoI vor-
geschlagenen Richtung"H angegeben. Welcher Art die hier erwähnten Be-
dingungen des Oberbefehlshabers Ost gewesen waren, wurde erst klar, als
9 Österreichisch-ungarische Heeresleitung.
2) General v. Freytag hatte am 6. Januar der O. H. L. gemeldet, daß der Ein-
sah deutscher Kräfte an der Karpaten-Front, als „selbständige rechte Flügelstaffel über
Stryi gegen schwierige Dnjestr-Niederung und dortige russische Befestigungen und
befestigtes Lemberg führen würde". Offenbar hatte General v. Freytag von seinen
Bedenken hiergegen auch der österreichisch-ungarischen Heeresleitung gegenüber kein
Hehl gemacht.
80
Die Karpaten- Offensive.
dieser im Laufe des Nachmittags telegraphisch meldete, daß er die Unter-
stellung österreichisch-ungarischer Truppen unter den Befehl der deutschen
Gruppe gefordert habe. Eine offensive Verwendung der österreichisch-
ungarischen 2. Armee an der Karpaten-Front nach den Wünschen des
Generals v. Conrad erklärte Generalfeldmarschall v. Hindenburg für aus-
geschlossen. In einem späteren Fernspruch teilte er dann mit, daß die Ver-
bündeten ihre Absicht auf Ablösung ihrer 2. Armee durch deutsche Truppen
fallen gelaffen hätten und in der Frage der Unterstellung österreichisch-
ungarischer Truppen unter deutschen Oberbefehl an d^r Karpaten-Front
in weitestem Maße entgegenkommen wollten. Im übrigen äußerte sich der
Oberbefehlshaber Ost hierbei ausführlich zu den ihm von der Obersten
Heeresleitung tags zuvor gestellten Fragens: „Bei guter Führung und
Zusammenhalten der Kraft können Russen über San zurückgeworfen und
Przemysl entsetzt werden. Dadurch weiterer Rückzug der uns gegenüber-
stehenden Russen gegen Weichsel. Weitere Erfolge sind nicht zu erzielen.
Durch Rückzug über den San hätte Rußland aber den Feldzug verloren.
Ob allerdings die österreichisch-ungarische Armee mnchhalten wird, ist mit
Bestimmtheit nicht zu bejahen. Trotzdem ist vorgeschlagene Operation
einzige Möglichkeit, auf östlichem Kriegsschauplatz schnelleren Erfolg mit
vorhandenen Kräften anzustreben, was allerdings auch Wochen in An-
spruch nehmen wird. Sicherer ist jedenfalls starker Druck auf Österreich-
Angarn, Italien und Rumänien politisch zufrieden zu stellen. Ohne Ein-
satz neuer Kräfte auf österreichischem rechten Flügel ist dieser auch bei
Defensive auf die Dauer nicht zu halten. Rach Versicherung des Haupt-
manns Fleischmann bedürfen die im Waldgebirge einzusetzenden'Truppen
keiner besonderen Ausrüstung, über die auch Österreich nicht verfügt.
Ansere Artillerie- und Trainfahrzeuge sollen auf unüberwindliche
Schwierigkeiten nicht stoßen. Im übrigen hat Österreich es übernommen,
zwölf Ctappen-Kolonnen aus je hundert leichten landesüblichen Wagen
für die deutschen Truppen zu stellen..."
Auch General v. Conrad suchte in einem am Nachmittage des
7. Januar einlaufenden Telegramm die vom deutschen Generalstabschef
gegen die Karpaten-Offensive tags zuvor erhobenen Bedenken zu entkräften.
Aus die Frage nach der Kampfkraft der österreichisch-ungarischen 3. Armee
und nach der Lage der Festung Przemysl erwiderte er: „Widerstandsdauer
einer Truppe auf viele Wochen zu prophezeien, nicht möglich, überdies
nicht abzusehen, was Russen in dieser Zeit östlich 3. Armee über die Kar-
paten unternehmen. Verpflegungslage in Przemysl erfordert baldiges
i) S. 78.
Die Oberste Heeresleitung stimmt der Bildung der Südarmee zu.
81
Handeln." Das Telegramm bestätigte gleichzeitig die Mitteilung des
Oberbefehlshabers Ost, daß von der Absicht abgesehen werde, die öster-
reichisch-ungarische 2. Armee in Polen abzulösen und daß die mit dent
Oberbefehlshaber Ost getroffenen Vereinbarungen wegen Heranführung
von Kräften der deutschen 9. Armee durchgeführt würden.
Bevor General v. Falkenhayn die Entscheidung des Obersten Kriegs-
herrn einholte, ersuchte er noch den Generalfeldmarschall v. Hindenburg
am Abend des 7. Januar um Mitteilung der Vereinbarungen, die dieser
inzwischen über die Vefehlsverhältnisse mit dem Bundesgenossen getroffen
hatte. Die in der Nacht zum 8. Januar einlaufende Antwort lautete:
„Unterstellung etwa gleichstarker österreichisch-ungarischer Kräfte unter
deutschen Armeeführer, General v. Linsingen, dieser unter unmittelbaren
Befehl des Erzherzogs Friedrich."
Am 8. Januar fiel die Entscheidung des Obersten Kriegsherrn nach 8. Januar.
Vortrag des Generalstabschefs im Sinne dieser Vorschläge^). Die vom
Oberbefehlshaber Ost zur Verfügung gestellten zweieinhalb Infanterie-
Divisionen und eine Kavallerie-Division sollten aus dessen Befehlsbereich
ausscheiden und mit noch zu bestimmenden, mindestens gleich starken
österreichisch-ungarischen Truppen unter dem Befehl des Generals der
Infanterie v. Linsingen als deutsche „Südarmee" vereinigt werden. Diese
wurde dem Erzherzog Friedrich unmittelbar unterstellt. Zum Ersten Chef
des Generalstabs wurde Generalleutnant Ludendorff') ernannt.
Die deutsche Oberste Heeresleitung hatte ihre Zustimmung zur Bil-
dung der Südarmee noch ohne nähere Kenntnis der ihr im Rahmen der
Gesamtoffensive an der Karpaten-Front zugedachten Teilaufgabe gegeben.
In mehreren telephonischen Gesprächen am 7. Januar hatte General Frei-
herr v. Freytag den Einsatz der deutschen Kräfte am Azsoker-Paß und im
Gebirge westlich davon als erfolgversprechend bezeichnet; die dortigen Ge-
ländeschwierigkeiten seien zu überwinden, ein Stoß in der Richtung auf
Przemysl treffe wirksam den linken Flügel der russischen Hauptmacht.
Baldiger Entsatz der Festung werde auf die Haltung Rumäniens von Ein-
fluß sein. Hingegen verwarf General Freiherr v. Freytag auch jetzt^) ein
Vorgehen aus der Gegend ö st l i ch des Azsoker-Passes „wegen Anmöglich-
keit, mit unseren Fahrzeugen zu folgen, und weil Bewegung sich totlaufen
werde". General v. Falkenhayn trat dieser Beurteilung bei. Am schnell-
stens über die Absichten der österreichisch-ungarischen Heeresleitung Klar-
heit zu gewinnen, bat er am 8. Januar bei der telegraphischen Abermitt-
S. 10. — 2) Cr wurde am 22. Januar durch Generalmajor v. Stolzmann er-
seht. — «) Vgl. S. 79, Fußnote,
t Weltkrieg. VII. Band.
6
82
Die Karpaten-Offensive.
lung der Zustimmung zur Bildung der Südarmee General v. Conrad um
alsbaldige Bekanntgabe der für sie in Aussicht genommenen Aufgabe, ihrer
Zusammensetzung und Aufmarschräume. Auch sprach er hierbei als Ansicht
des Deutschen Kaisers aus, daß „für alle jene Fälle, in denen, wie voraus-
zusehen, die österreichische 3. Armee und die Südarmee gemeinsam und im
engsten Zusammenhang zu operieren gezwungen sein würden, das erhoffte
Ziel nur bei Unterstellung beider Armeen unter einheitlichen Befehl er-
reicht werden könne".
».Januar. In seiner am Abend des 9. Januar einlaufende Antwort legte
General v. Conrad die Ausgaben der Südarmee wie folgt dar: „Im Zu-
sammenhang mit dem gegen Raum Sanok—Lisko—Stary-Sambor zu
führenden Hauptangriff österreichischer 3. Armee geht Südarmee als Am-
fassungsgrrrppe aus Raum nordöstlich Munkacs und nördlich Huszt zum
Angriff vor, hierbei die Hauptlinien über Verecke—Tucholka, über Volo-
vec—Tuchla und über Toronya—Wyszkow benutzend. Rach Erreichen des
Raumes Dolina—Stryi—Synowodsko wird weitere Aufgabe der Süd-
armee vom Ergebnis der Kämpfe 3. Armee im Raume südlich Przemysl
einerseits und von dem Eingreifen russischer Verstärkungen andererseits ab-
hängen. Je nach Lage wird Südarmee entweder über Drohobycz—
Voryslaw in Kamps 3. Armee umfassend und entscheidend eingreifen oder,
falls 3. Armee bis dahin schon in den Raum Sambor—Przemysl gekommen
sei, über Zydaszow—Zurawno—Martinow gegen Flanke und Rücken des
Feindes vorgehen. Sollten aber starke russische Kräfte in den Raum
Stanislau—Radworna—Kolomea herangeführt werden, so könnte auch der
Angriff auf diese feindlichen Kräfte die weitere Aufgabe der Südarmee sein,
wofür ihr dann auch die mit dem linken Flügel über Körösmezö vorgehende
Armeegruppe General der Kavallerie v. Pflanzer unterstellt würde. Je
nach diesen, erst im Verlauf der Operationen zu übersehenden Aufgaben
wird A. O. K. auch die Vefehlsverhältnisse der Lage entsprechend regeln und-
Zusammenfassen von höheren Verbänden für gemeinsame Aufgaben ver-
fügen."
Gegen die hier niedergelegten Absichten hatte General v. Falkenhayn
10. Januar, ernste Bedenken, die er in einem Fernspruch vom 10. Januar General
v. Conrad zum Ausdruck brachte: Rach allen ihm vorliegenden Nachrichten
sei das Karpaten-Gebirge östlich des Azsoker-Passes in der jetzigen Jahres-
zeit für deutsche Artillerie und Trainfahrzeuge nicht passierbar. Auch sei
ihm nicht bekannt, daß die von der österreichisch-ungarischen Heeresleitung
mit dem Oberbefehlshaber Ost getroffenen Vereinbarungen eine Operation
über Stryj ins Auge gefaßt hätten, er nehme vielmehr an, daß der Einsatz
der Südarmee bei und westlich des Azsoker-Passes beabsichtigt gewesen sei..
Geplanter Aufmarsch der Südarmee.
83
General v. Falkenhayn stellte eine Änderung des Aufmarsches derart an-
heim, daß die deutschen Kräfte mit Teilen der österreichisch-ungarischen
3. Armee im Gelände westlich des Azsoker-Passes zur Südarmee vereinigt
und die neu einzusetzenden österreichisch-ungarischen Kräfte in der Gegend
östlich des Azsoker-Passes verwendet werden sollten.
In umgehender Erwiderung suchte General v. Conrad diese Bedenken
zu zerstreuen: „Weg- und Geländeverhältnisse in der für Südarmee in
Aussicht genommenen Operationsrichtung sind ganz gleich jenen zwischen
Azsok und Beskid-Paß. Bitte Cw. Exzellenz in dieser Hinsicht meiner
persönlichen genauesten Kenntnis dieser Räume zu vertrauen. Der Süd-
armee stehen zwei gute, durchlaufende Wege und eine durchlaufende Bahn
zur Verfügung, überdies wird für Fortkommen deutscher Truppen durch
reiche Beistellung leichter Fuhrwerke gesorgt, für Benutzung schwieriger
Nebenwege ist durch Bereitstellung von Tragetieren, Trains vorgedacht und
durch Kombinierung von Verbänden mit österreichisch-ungarischen Truppen
die Möglichkeit geschaffen, schwierige Aufgaben auf Gebirgswegen durch
Truppen lösen zu lassen, die in diesem Gebirge seit Monaten kämpfen und
außer der fahrenden Artillerie auch mit Gebirgsgeschühen, und zwar 24 Ge-
birgskanonen, 20 Gebirgshaubitzen, versehen sind. Gliederung der Süd-
armee, Auslade- und Versammlungsräume sind bereits mit Hauptquartier
Ost und General der Infanterie v. Linsingen fest vereinbart und alles in
Durchführung. Änderungen daher nicht möglich. Außerdem war dem
Kaiserlichen und Königlichen Armee-Oberkommandost im Sinne dortigen
Wunsches daran gelegen, der Führung der Südarmee, obgleich ihr nur
2% deutsche Infanterie-Divisionen^) angehören, eine selbständige, wichtige
Aufgabe im Verein mit österreichisch-ungarischen Kräften zu geben."
Cs bleibt fraglich, ob General v. Falkenhayn aus dieses Telegramm
des Generals v. Conrad hin seine Bedenken gegen den Aufmarschraum und
die geplante Richtung der Offensive der Südarmee fallengelassen hat. Roch
am gleichen Tage, 10. Januar, schlug er dem österreichisch-ungarischen
Generalstabschef eine mündliche Aussprache für den 11. Januar abends in
Breslau Vorst zwecks „weiterer Aufklärung über die Bedingungen, unter
denen die Verwendung der Südarmee erfolgen werde". In dieser Aus- «.Januar,
spräche gelang es General v. Conrad, unterstützt durch die auf Wunsch
Falkenhayns gleichfalls anwesenden Generale v. Linsingen und Ludendorff,
seine Wünsche für die Verwendung der Südarmee in vollem Amfange
0 Österreichisch-ungarische Heeresleitung.
st Streng genommen 2% Infanterie-Divisionen, wobei die %. 3. Garde-Infanterie-
Division drei Regimenter zählte. — st S. 12.
Die Karpaten-Offensive.
durchzusetzen. Als Zeitpunkt für den Beginn der Karpaten-Offensive be-
zeichnete er den 23. oder 24. Januar. Die Generale v. Linsingen und
Ludendorff erklärten, daß die Aufgabe, die ihnen gestellt werde, zwar nicht
leicht, aber durchführbar sei. „Keine Entscheidung, aber ein großer Sieg
sei zu erhoffen." General v. Falkenhayn erklärte^ zusammenfassend: „Ich
werde Seiner Majestät melden, daß Cure Exzellenzen der von der öster-
reichisch-ungarischen Heeresleitung vorgeschlagenen Operation mit vollem
Vertrauen entgegensehen."
2. Die RarparenschlachrP
a) Die Ereignisse bis zum Einsatz der Südarmee vom 1. bis
23. Januar 1915.
Hierzu Karten 15 Band VI sowie 10 Band VII und Skizzen p und r.
Am die Jahreswende 1914/15 hatten die russischen Angriffe gegen die
österreichisch-ungarische Front zwischen der rumänischen Grenze und der
Weichsel ini allgemeinen ihren Abschluß gefunden; nur auf den äußeren
Flügeln der Armeegruppe Pflanzer-Baltin sowie an der Naht zwischen der
österreichisch-ungarischen 3. und 4. Armee dauerten noch Kämpfe an.
Die auf dem Ostflügel der Heeresfront des Verbündeten stehende
Armeegruppe des Generals der Kavallerie Freiherrn v. Pflanzer-Baltin
sicherte mit schwachen Kräften, etwa viereinhalb Divisionen, den Raum
von der Reichsgrenze bis westlich des Azsoker-PassesH. Ihr rechter Flügel
war in das Suczawa- und obere Sereth-Tal vorgeschoben, die Mitte sperrte,
ungefähr dem Grenzkamme folgend, die wichtigsten Übergänge von Süd-
ostgalizien nach Angarn, sowie südlich der Paßhöhen Bahn und Straße
Munkacs—Stryj. Auf dem linken Flügel war in der Silvesternacht der
Azsoker-Paß verlorengegangen, der Rückzug erst in der Linie Sohat—
Revhely zum Stehen gekommen; als weitere Folge mußte auch der östlich
anschließende Frontteil zurückgenommen und den Russen der Raum uni
Vezerszallas überlassen werden. Während in der Mitte der Armeefront
Ruhe herrschte, wurde der rechte Flügel in der ersten Hälfte des Januar
in dauernden Kämpfen bis auf die Paßhöhen bei Jacobeny, weiter westlich
sogar bis hinter den Grenzkamm zurückgedrückt; erst im Gegenangriff, zu
dem Verstärkungen aus der Armeemitte herangezogen wurden, konnte die * 2
2) Für die Darstellung der österreichisch-ungarischen Front sind Vorarbeiten des
österreichisch-ungarischen Generals v. Steinitz sowie das amtliche österreichische Kriegs-
werk „Österreich-Ungarns Letzter Krieg 1914—1918", Band II, mitbenutzt worden.
2) Stellungsverlauf sowie Stärke und Einteilung der Truppe siehe Skizze p.
Die Lage an der Karpaten-Front zu Anfang des Jahres 1915.
LS
Lage hier wiederhergestellt und der Raum um Kirlibaba zurückgewonnen
werden.
Inzwischen war beim Oberkommando Pflanzer am 9. Januar der Be-
fehl der österreichisch-ungarischen Heeresleitung für den Angriff auf der
ganzen Karpaten-Front eingegangen, der gleichzeitig bestimmte, daß zwischen
der Armeegruppe Pflanzer und der 3. Armee die deutsche Südarmee ein-
geschoben werden sollte. General v. Pflanzer hatte an diese die Gruppe
Hofmann abzugeben und sich selbst, verstärkt durch die 6. Infanterie- und
5. Kavallerie-Division, zunächst mit dem linken Armeeflügel an der Offensive
zu beteiligen.
Rach Westen an die Armeegruppe Pflanzer anschließend, hielt Anfang
Januar die österreichisch-ungarische 3. Armee unter General der Infanterie
v. Boroevic im allgemeinen den Grenzkamm der Karpaten gegen Galizien
besetzt. Ihr war infolge der Ereignisse auf dem linken Flügel der Armee-
gruppe Pflanzer die Verteidigung des Azsoker-Passes übertragen worden;
zur Stützung dieser Front wurden die einzigen verfügbaren Reserven —
die 56. Landsturm- und 8. Kavallerie-Division — dorthin in Marsch ge-
setzt. Glücklicherweise hatten die Russen hier ihren Erfolg nicht ausgenutzt.
General v. Boroevic verschob im Einvernehmen mit der Heeresleitung die
Wiedergewinnung des wichtigen Passes bis zum Zeitpunkt des gemein-
samen Angriffs der gesamten Karpaten-Front. Die Weisungen für diese
Operation hatte er am 8. Januar gleichzeitig mit der Mitteilung erhalten,
daß seine Armee hierzu durch fünf Divisionen verstärkt werden sollte: von
der 1. Armee nördlich der Weichsel wurden ihm das Y. Korps (33. und
37. Infanterie-Division), von der 5. Armee aus der Balkan-Front das
XIX. Korps (7., 29. Infanterie-Division) und die 40. Infanterie-Division
zugeführt. Auf dem bisherigen rechten Flügel sowie in der Mitte dieser
Armeesront wurden zur Vorbereitung der eigenen Offensive einige Stel-
lungsverbesserungen vorgenommen, die zur Besetzung des Raumes um
Kalnica, Komancza und Iasiel führten. Auch aus den inneren Flügeln der
3. und 4. Armee, wo in der Lücke zwischen dem Straßensattel 604, nord-
westlich Gladyszow und KoniecznaH das Kavalleriekorps Bernd?) sicherte,
gelang es in wechselvollen Kämpfen, russische Angriffe, die, gegen den Süd-
flügel der 4. Armee umfassend angesetzt, die wichtige Verbindungslinie
Gorlice—Reu-Sandec bedrohten, zum Stehen zu bringen.
In scharfem Knick zu der Karpaten-Front nach Nordwesten abgebogen,
reichte die 4. Armee unter Führung des Generals der Infanterie Erzherzog
Joseph Ferdinand vom Fuße der Beskiden bis zur Weichst?). Gegen * 3
0 Siehe Karte Nr. 10 und Skizze p. — 2) Zusammensetzung siehe Skizze p. —
3) Stellungsverlauf sowie Einteilung der Truppe siehe Skizze p.
86
Die Karpaten- Offensive.
rechten Flügel und Mitte der Front südöstlich des Dunajec setzten die
Russen am Neujahrstage ihre Angriffe fort — jedoch ohne Erfolg —, nur
auf dem Nordflügel herrschte völlige Ruhe. Vom 5. Januar ab erstarb
fast jede Gesechtstätigkeit, und beide Gegner bauten ihre Stellungen
festungsartig aus. Nachdem die Lage bei der 4. ■ Armee sich in den ersten
Fanuartagen so gefestigt hatte, daß an ihrer Abwehrkraft Zweifel nicht mehr
bestehen konnten, ließ General v. Conrad das am linken Heeresflügel frei-
gemachte, ursprünglich für die 4. Armee bestimmte V. Korps dem rechten
Flügel der 3. zuführen, und glaubte sogar darüber hinaus die Armee des
Erzherzogs Joseph Ferdinand um drei Divisionen schwächen zu können, die
er zur Verstärkung der 3. und Südarmee sowie der Armeegruppe Pflanzer
in Marsch sehte').
Die Lage der von den Rüsten eingeschlossenen Festung Przemysl")
war unverändert geblieben. Am 1. Januar 1915 hatte der Kommandant
der Festung, General der Infanterie v. Küsmanek, gemeldet, daß die Ver-
pflegungsvorräte bei ausgiebigem Genuß von Pferdefleisch bis zum 18. Fe-
bruar reichen würden. Wenige Tage später ergänzte er seine Meldung
dahin, daß bei weiteren umfangreichen Schlachtungen von Pferden die
Rattonen bis zum 7. März gestreckt werden könnten, allerdings würde die
Vewegungsfähigkeit der Festungsbesatzung dadurch wesentliche Einbuße
erleiden. Das Festungskommando fragte daher bei der österreichisch-unga-
rischen Heeresleitung an, ob es sich unter diesen Amständen auf einen
Durchbruch etwa um den 1. Februar herum, oder aber auf Aushalten bis
zum 7. März einzurichten habe. Am 14. Januar ließ daraufhin die öster-
reichisch-ungarische Heeresleitung der Festung durch Flieger den Befehl
übermitteln, aus der Besatzung fünf Divisionen zu bilden; spätestens im
Februar hätten die Streitkräfte der Festung entweder einen Cntsahversuch
zu unterstützen oder unter Belastung einer Mindestbesatzung in der Festung
Anschluß an die Feldarmee zu suchen.
Nördlich der Weichsel hatte die österreichisch-ungarische 1. Armee die
Verfolgung der Russen bis zur Nida fortgesetzt, diesen Fluß nur vorüber- * 2
1) 86. Brigade (43. Inf. Div.) und 43. Brigade (22. Inf. Div.) zur 3. Armee,
19. Infanterie - Division zur Südarmee, 6. Infanterie - Division zur Armeegruppe
Pflanzer.
2) Vgl. Band VI, S. 368 und 370. Die Zahl der in der Festung zu er-
nährenden Menschen betrug zu Anfang des Jahres 1915 einschließlich der Zivil-
bewohner und der Gefangenen fast 150 000, die Besatzung zählte 42 Bataillone,
6 Schwadronen, 18 mobile Batterien und 8 Fußartillerie-Vataillone mit einer Ge-
fechtsstärke von rund 50 000 Mann und 108 beweglichen Geschützen. Der die Festung
einschließende Feind wurde auf etwa vier Divisionen Infanterie und zwei Kavallerie-
Divisionen geschätzt.
Die Lage der Festung Przemysl sowie nördlich der Weichsel.
87
gehend mit schwächeren Kräften überschreiten können, ihrerseits aber auch
russische Angriffe abgewiesen. Von ihren Divisionen standen sechs in vor-
derer Linie (14., 33., 46., 5., 4. und 25. Infanterie-Division), zwei (106. In-
fanterie- und 2. Kavallerie-Division) lagen dahinter in Reserve, die 37. In-
fanterie-Division war im Abmarsch zum Abtransport nach Süden begriffen,
die Abgabe auch der 33. Infanterie-Division und des Kommandos des
V. Korps eingeleitet worden.
Auf dem linken Flügel der österreichisch-ungarischen Heeresfront, bei
der Armee Woyrsch, waren die Landwehr-Division Vredow und das
deutsche Landwehrkorps am 30. und 31. Dezember vorgestoßen, um den
weiteren Abzug feindlicher Kräfte zu verhindern. Sie hatten anfängliche
Erfolge gegen heftige Gegenangriffe nur zum Teil festhalten können. Eine
Weiterführung des Angriffs war zur Zeit aussichtslos: einer Beute von
1000 Gefangenen standen eigene Verluste von 65 Offizieren und 2200 Mann
gegenüber. Bei der österreichisch-ungarischen 2. Armee lagen die beiden
südlichen Korps (österreichisch-ungarisches XII mit deutscher 35. Reserve-
Division und österreichisch-ungarischer 16. Infanterie-Division sowie öster-
reichisch-ungarisches IV. mit österreichisch-ungarischer 31. Infanterie-Divi-
sion) schon seit einer Reihe von Tagen fest, neuerdings aber auch das Korps
Gallwih (österreichisch-ungarische 27., 32. und 35. Infanterie-Division mit
den Infanterie- und Artillerieteilen des Kavalleriekorps Hauer)'). Zu
diesem waren am 28. Dezember die südlich der Pilica stehenden Teile der
9. Armee (Korps Posen ohne die beim Höheren Kavalleriekommandeur 1
bei Inowlodz eingesetzte Brigade Reißwitz) und das Kavalleriekorps
Frommel (Höherer Kavalleriekommandeur 3, deutsche 5. Kavallerie-Division
und österreichisch-ungarische 7. Kavallerie-Division) getreten. General
v. Gallwitz hatte den in den letzten Dezembertagen ziemlich erfolglos ge-
führten Angriff auf Weisung des Generals v. Conrad abgebrochen und das
Herausziehen der österreichisch-ungarischen 35. Infanterie-Division sowie der
noch in der Front eingesetzten Teile der österreichisch-ungarischen 7. Kaval-
lerie-Division und des Kavalleriekorps Hauer angeordnet.
Bereits am 8. und 9. Januar hatte General v. Conrad für die bevor-
stehende Karpaten-Offensive Cinzelbefehle^) erlassen. Diese faßte er am 22.
in folgenden allgemeinen Weisungen zusammen: „Am 23. Januar beginnt
die Offensive des Ostflügels der 3. und Südarmee mit dem Angriffe auf
0 Die Reiter lagen rückwärts in Ruhe. — 2) S. 82.
8. vis
23. Januar.
88
Die Karpaten-Offensive.
den Azsoker- und VereÄe-Sattel. Die Armeegruppe Pflanzer wird sich
diesem Angriffe im Staffel östlich anschließen, in der Richtung Delatyn—
Radworna und mit Teilen durch die Bukowina vorgehen. Mit dem Fort-
schreiten der Offensive wird der Westflügel der 3. Armee über Zmigrod
und Dukla, die 4. Armee mit dem Südflügel über Iaslo anzugreifen
haben ..." Auch die nördlich der Weichsel stehenden österreichisch-ungari-
schen Armeen sowie die Armee Woyrsch sollten sich gegebenenfalls dem
Angriffe anschließen^). *
Wie aus diesen Weisungen ersichtlich, schwebte General v. Conrad
eine großangelegte entscheidende Operation mit weitreichenden Zielen vor.
Er beabsichtigte, wie er schon am 16. Januar General v. Falkenhayn mit-
geteilt hatte, „einen Schlag zu führen, dessen Wirkung er weit höher ein-
schätzte als bloßen Raumgewinn bis an San—Dnjestr-Linie". Daß bei
diesem Plane der Stoß der 3. Armee, bei der die Hauptwucht des Angriffs
liegen sollte, zunächst der AnterstüHung des rechten Heeresflügels entbehrte,
da sowohl die Südarmee wie auch die später Antretende Armeegruppe
Pflanzer die Gebirgszone überwinden mußten, ehe sie nach Nordwesten
einschwenken konnten, nahm General v. Conrad der schwierigen Lage der
Festung Przemysl wegen bewußt in Kauf. Der entscheidende Stoß gegen
den Raum Lisko—Sanok war unter Sicherung gegen den Azsoker-Paß von
dem Ostflügel der 3. Armee zu führen, den General v. Boroevic umfassend N
über Astrzyki Dl. ansetzen wollte; der Westflügel der Armee hatte sich dem .
Angriff anzuschließen. Die Südarmee sollte im Einklang mit dem rechten
Flügel der 3. Armee, der Gruppe Szurmay'), aus der Linie Vucskomezö—
Szolyva über Toronya—Wyszkow, Volovec—Tuchla undVerecke—Tucholka
angreifen. Da das Oberkommando der Südarmee die Wegnahme des
Azsoker-Passes von entscheidendem Wert für diesen Angriff erachtete, hatte
es am 16. Januar die vorübergehende Verstärkung des rechten Flügels der
3. Armee durch die für die Armeegruppe Pflanzer bestimmte 6. Infanterie-
Division') sowie die Unterstellung der Gruppe Szurmay beantragt.
General v. Conrad konnte sich hierzu nicht verstehen, dagegen verstärkte er
die Gruppe Szurmay durch die als Armeereserve vorgesehene 7. Infanterie-
Division und befahl, wie General Ludendorff als Aushilfe vorgeschlagen
hatte, die Verschiebung der 3. Garde-Insanterie-Division von Munkacs
in die Gegend von Azsok, damit sie entweder bei der Wegnahme des Azsok- * 2 3
1) S. 133.
2) Feldmarschalleutnant Szurmay hatte nach mehrfachem Wechsel die Gruppe
Ronai-Horvath übernommen. Zusammensetzung siehe Karte Nr. 10 und Skizze p.
3) S. 86 und Anmerkung *) zu S. 86.
Die Weisungen Generals v. Conrad für die Operation in den Karpaten. 89
Passes mitwirken oder aber, über Libuchora vorgehend, der Südarmee die
Öffnung des Verecke-Passes erleichtern könnte.
Die Aufmärsche zu der Offensive, die am 23. Januar beginnen sollte,
verliefen ohne Störung durch den Gegner. Nach den in Teschen vorliegen-
den Nachrichten bestand zu Beginn der Operationen etwa folgendes Kräfte-
verhältnis an der österreichisch-ungarischen Front:
Verbündeten
Stärken der
Ruffen
Inf.Div. Kav.Div. Inf.Div. Kav.Div.
(ungefähre Zahlen)
Armeegruppe Pflanzer-Baltin *) 5'/2 1 33/4* 2) 2
Südarmee..................5’/2 1 1 2
3. Armee.................15 3V2 13 6
4. Armee.................. 15V, 21/, 13 1
insgesamt . 41V2 8 303/4 11
Cs bestand also eine nicht unerhebliche Überlegenheit an Truppeneinheiten
auf seiten der Verbündeten, allerdings hatten die russischen Verbände höhere
Gefechtsstärken. Nördlich der Weichsel bis zur Pilica standen sich an-
nähernd gleich starke Kräfte gegenüber: 15 Infanterie- und 4 Kavallerie-
Divisionen der österreichisch-ungarischen 1. und 2. Armee sowie der Armee-
Abteilung Woyrsch gegen 17% Infanterie- und 6% Kavallerie-Divisionen
der 4. und 9. russischen Armee.
b) Die Karpaten-Offensive bis zum 5. Februar 1915.
Hierzu Karten Nr. 9 und 10 und Skizzen q und r.
Der Angriff der Südarmee.
In der Zeit vom 12. bis zum 23. Januar waren die für die Südarmee
bestimmten Verbände — soweit nicht bereits an der Front eingesetzt — auf
den Ausladebahnhöfen der Strecken nach Huszt und Munkacs eingetroffen
und mit der 1. Infanterie- und 3. Garde-Infanterie-Division im Raume
um Munkacs, mit der 48. Reserve- und der österreichisch-ungarischen 19. In-
fanterie-Division bei Huszt untergebracht; die deutsche 5. Kavallerie-Divi-
sion war in Gegend Czap geblieben. Das Oberkommando setzte sich nach
seinem Eintreffen in Munkacs am 13. Januar mit den Nachbararmeen in
Verbindung und begab sich zu persönlicher Erkundung nach vorn. Die
berechtigten Befürchtungen, die man auf deutscher Seite wegen der Schwie-
Z Die Angaben für Armeegruppe Pflanzer-Baltin beziehen sich aus den
30. Januar, also nach vollendetem Aufmarsch.
2) Darunter 1 Landwehr-Division.
90 Die Karpaten-Offensive.
rigkeiten eines Winterfeldzuges im Gebirge hegte"), fanden schon hierbei
volle Bestätigung.
Das Karpaten-Gebirge besteht an der ungarisch-polnischen Grenze aus
einer Anzahl parallel gelagerter Höhenzüge, die im allgemeinen von Süd-
osten nach Nordwesten, allmählich sich abflachend, verlaufen. Während das
Gebirge im Nordwesten sich nur selten über 1000m erhebt, steigt es nach
Osten in Richtung auf die Quellen der Theiß bis fast 2000 in an. In dem
Teile östlich des Azsoker-Passes, also im Operationsgebiet der Südarmee,
sind drei Gebirgsketten von 1000 bis 1500 m Höhe zu unterscheiden, die
eine Gesamtbreite von etwa 100 lein haben, und deren mittelste die Wasser-
scheide bildet. Dem Zuge dieser Gebirgsketten folgen tief eingeschnittene
große Längstäler, durchschnitten von kurzen gewundenen Quertälern. Den
ganzen Gebirgsstock durchschneidende Verbindungstäler fehlen indessen, so
daß bequeme Übergänge äußerst selten sind; im Operationsgebiet der Süd-
armee gab es nur zwei vollwertige Straßen über das Gebirge: von Huszt
über Wyszkow nach Dolina und von Munkacs über Tucholka nach Stryj.
Im Gesamtgebiet der Karpaten führten fünf VahnlÄiien^) über den Gebirgs-
kamm: die Hauptstrecke, zugleich die einzige zweigleisige, Homonna—Lup-
kow—Przemysl, östlich von ihr drei Nebenstrecken: Angvar—üzsok—Sam-
bor, Munkacs—Volovec—Stryj und Maramaros Sziget—Körösmezö—.
Stanislau, ferner von Maramaros Sziget über Iacobeny—Kimpolung und
im BistriH-Tale über Borgo Prund—Dorna Watra—Iacobeny eine Ver-
bindung nach Czernowih, die jedoch auf den Teilstrecken Vorsa—Iacobeny
und Borgo Prund—Pojana Stampi aus wenig leistungsfähigen Klein-
bahnen bestanden. Das Gelände trägt im allgemeinen Mittelgebirgscharakter
— bis 1500 m mit dichtem Walde bestanden, darüber hinaus bis etwa
1800 m Krummholz —, teilweise aber auch, besonders im östlichen Teile,
ausgesprochenen Hochgebirgscharakter. Die meist nicht durchforsteten
Wälder beeinträchtigen die Bewegungsfreiheit außerhalb der Wege sehr
stark.
Zu diesen Schwierigkeiten traten die besonderen der damaligen Kampf-
tage und Witterung. Die österreichischen Stellungen lagen in dem unwirt-
licheren, nur spärlich besiedelten und sehr armen Teile des Gebirges, so daß
die ünterkunftsverhältnisse für die Truppen denkbar ungünstig, diese selbst
gänzlich auf Nachschub angewiesen waren. Die Russen dagegen standen in
dem wegereicheren und gangbareren nördlichen Gebirgsteile, der stärker be-
siedelt und für Truppenverschiebungen günstiger war; sie hatten zudem die
wichtigsten Paßstellungen in der Hand. So hatten die österreichisch-
0 S. 76 und 78. — 2) Vgl. Karte 10 und Skizze r.
Die Gelände- und Witterungsverhältnisse in den Karpaten.
91
ungarischen Truppenteile bei Beginn der Offensive durch den langen Auf-
enthalt in dem unwirtlichen Gebirgsgelände in ihrer physischen Leistungs-
fähigkeit bereits gelitten. Für die neu einzusehenden deutschen Verbände
kam hinzu, daß ihnen wichtige Vorbedingungen für einen Winterfeldzug
im Gebirge fehlten: die Mannschaften waren an den Aufenthalt im Gebirge
und die hiermit verbundenen vermehrten körperlichen Anstrengungen nicht
gewöhnt, und trotz aller Bemühungen, Winterbekleidung und Ausrüstung zu
beschaffen, blieb die Verwendung deutscher Truppen im Gebirge doch im
großen und ganzen ein ohne hinreichende Vorbereitungen unternommenes
Wagnis.
Die in diesem Jahre außerordentlich ungünstige Witterung brachte
weitere Schwierigkeiten. Sehr bald nach Beginn der Offensive trat nach
klarem, ruhigem Frostwetter ausgedehnter Schneefall mit heftigen Winden
ein, die sich oft zu gewaltigen Schneestürmen steigerten. Schneegestöber
und dann wieder dichter Nebel ließen der Artillerie nur vorübergehende
Wirkungsmöglichkeit. Nur auf Handschlitten und Tragetieren verladene
Gebirgsartillerie war imstande, der Truppe abseits der fahrbaren Straße
zu folgen, fahrende Artillerie blieb unrettbar im tiefen Schnee stecken,
sobald sie die festen Straßen verließ; selbst einzelnen Fußgängern erging
es ebenso. So ruhte die Hauptlast des Kampfes allein auf der Infan-
terie. Anerhört waren die Anforderungen, die allein das Gelände an sie
stellte: fast jeder Weg mußte erst ausgeschaufelt und getreten werden;
bis zur Brust versanken oft die Infanteristen in den Schneeverwehungen
und mußten sich unter Aufbietung aller Kräfte wieder herausarbeiten.
Eisiger Wind peitschte das frosterstarrte Gesicht, überzog es mit schmerzen-
der Eiskruste und ließ den vor Anstrengung dampfenden Körper erstarren.
Dauernd mußten die Mannschaften für die versagenden Zugtiere ein-
springen, um die Schlitten, auf denen Maschinengewehre, Gebirgsgeschühe,
Munition und die Gesechtsbagage verladen waren, vorwärtszubringen.
Trat die Truppe ins Gefecht, mußten die steifgefrorenen Hände sowie die
Waffen erst aufgetaut werden, und waren Kampf und Marsch zu Ende,
so fehlten Anterkunft und notwendige Pflege, häufig sogar warme Ver-
pflegung. Oft nächtelang hintereinander mußte die Truppe bei 15 bis 20°
Kälte im Freien übernachten. Der Abgang an Kranken wuchs daher zu
bedrohlicher Höhe, und die körperliche und seelische Widerstandskraft der
Truppe wurde einer harten Probe ausgesetzt. Weit in den April hinein
hat dieser harte Gebirgswinter gedauert, und als dann Tauwetter und
Regen einsetzten, beeinträchtigten Überschwemmungen und Versumpfung der
Täler und Straßen Gefechts- und Marschfähigkeit der Truppe.
92
Die Karpaten-Offensive.
Vis zum 23. Januar war der Aufmarsch der Südarmee^) im Raume
Huszt—Munkacs und nördlich im allgemeinen beendet. In der Front stand
auf dem rechten Flügel die österreichische 12. Landsturm-Brigade beiderseits
Okörmezö die Straße nach Wyszkow sperrend, westlich davon sicherten die
österreichisch-ungarische 131. Brigade und 55. Infanterie-Division südlich
der Linie Volovec—Vezerszallas die Übergänge nach Tuchla und Tucholka.
Dahinter war als rechte Angriffsgruppe das deutsche XXIV. Reservekorps
unter Führung des Generals der Infanterie v. Gerok mit der österreichisch-
ungarischen 19. Infanterie-Division um Szinever, mit der 48. Reserve-
Division an der Straße Huszt—Vucskomezö, aufmarschiert. Zur linken
Angriffsgruppe gehörte unter Führung des Feldmarschalleutnants Hofmann
außer den in der Front eingesetzten österreichisch-ungarischen Verbänden die
deutsche 1. Infanterie-Division, die im Raume um Szolyva stand. Die
deutsche 5. Kavallerie-Division war als Armeereserve in die Gegend südlich
Munkacs gerückt, die 3. Garde-Insanterie-Division am 23. Januar vor-
mittags von Munkacs über üngvar mit der Bähst nach Ragy berezna ab-
transportiert, um von dort aus im Fußmarsch hinter den rechten Flügel der
Gruppe Szurmay gezogen zu werden^).
In seinem Armeebefehl vom 21. Januar hatte der Oberbefehlshaber
der Südarmee, General der Infanterie v. Linsingen, dem Korps Gerok den
Eingriff auf die feindlichen Stellungen zugewiesen, die bei und nordöstlich x
Repenye die Talstraßen nach Wyszkow sperrten, das Korps Hosmann war
längs der über das Gebirge nach Stryj führenden Straße und Bahn gegen
die Linie Volovec—Vezerszallas angesetzt. Die 3. Garde-Infanterie-Divi-
sion sollte, sobald es die Lage bei der Gruppe Szurmay gestattete, über
Libuchora in den Rücken des vor der Südarmee stehenden Gegners vor-
stoßen, die 5. Kavallerie-Division bei Munkacs weitere Befehle erwarten.
Beiden Angriffs gruppen waren zunächst begrenzte Ziele gesteckt. Korps
Gerok sollte den Feind über Toronya werfen und dann nötigenfalls über
das die Täler trennende Gebirge nach Westen einschwenken, um dem Korps
Hofmann den Weg zu öffnen, dieses Vezerszallas und darauf Al. Verecke
nehmen. Infolge von Verzögerungen im Antransport konnte das Korps
Gerok erst am 24. Januar antreten, dagegen begann der Angriff beim Korps
W. Januar. Hofmann planmäßig am 23. Dieses stieß indessen gleich zu Beginn des
Vorgehens auf hartnäckigen Widerstand der beiderseits der Paßstraße ein-
genisteten Russen, der trotz Geländegewinnes, besonders der westlich zur
ümfassung angesetzten Teile, am 23. Januar nicht gebrochen werden konnte.
A. Januar. Am nächsten Tage mußten hier sogar starke russische Gegenstöße abgewiesen
werden, und auch bei der ümfassungskolonne, die durch ein Insanterie-
i) Kriegsgliederung der Südarmee, Anlage 1. — 2) Vgl. S. 99.
Der Beginn des Angriffs der deutschen Südarmee.
93
Regiment der 1. Infanterie-Division verstärkt wurde, entbrannten in der
Gegend von Zsdenyova heftige Kämpfe. Nunmehr konnte auch die rechte
Flügelgruppe — Korps Gerok — antreten: General v. Gerok hatte unter
Ausscheiden starker Reserven die österreichisch-ungarische 19. Insanterie-Divi-
sion östlich umfassend gegen die Paßstraße Repenye—Toronya, die 48. Re-
serve-Division mit der Hauptmasse unter Generalleutnant v. Hahn gegen
Repenye, eine linke Seitenkolonne unter Generalmajor Stehr über Csuszka
angesetzt. Zu ernsten Kämpfen kam es am 24. Januar noch nicht. Die
19. Infanterie-Division näherte sich, ohne aus Feind zu stoßen, bis auf
2 km der Paßstraße südöstlich Felsösebes und stand damit tief im Rücken
der vor der 48. Reserve-Division noch haltenden Russen; von dieser stellte
sich Gruppe Hahn zum Angriff gegen die starken russischen Stellungen nörd-
lich Okörmezö bereit, während Gruppe Stehr, durch außerordentliche Ge-
ländeschwierigkeiten aufgehalten, nur bis auf 3 km an die feindlichen Stel-
lungen südlich Csuszka herankam.
Am 25. Januar gelang es der österreichisch-ungarischen 19. Division es. Januar,
nicht, die Paßstraße zu erreichen, doch konnten Mitte und linker Flügel die
Russen aus ihren Stellungen südlich Repenye werfen. Auch auf dem linken
Armeeflügel gab der Gegner unter dem Drucke der westlichen Amfassung nach
und wich auf die Höhen östlich und nordöstlich Vezerszallas aus.
Trotz des bisher nur geringen Geländegewinnes schienen die Aus-
sichten für die Südarmee keineswegs ungünstig. Der äußerste rechte Armee-
flügel stand südöstlich Toronya bereits im Rücken des Gegners, nur auf dem
linken Armeeflügel hatte sich dieser der Amfassung von Westen her entziehen
können. Da zudem der rechte Flügel der 3. Armee sich des Azsoker Passes
bemächtigt hatte, glaubte General v. Linsingen, aus dem bisherigen Ver-
', halten des Feindes sowie aus den eingegangenen Meldungen schließen zu
können, daß die Russen einem kraftvollen Angriffe nicht standhalten würden,
sondern um Zeitgewinn kämpften und den Vormarsch der Armee zu ver-
zögern suchten. Der Armeebefehl für den 26. Januar betonte daher, daß
jedes Korps sich ohne Rücksicht auf die Nachbarn seine Vormarschstraße
durch energisches Vorgehen selbst zu öffnen habe. Das Eingreifen der
3. Garde-Infanterie-Division von Westen her war für den nächsten Tag
noch nicht zu erwarten, da sie zu dieser Zeit erst den Raum südlich Azsok
erreichen sollte.
Doch auch am 26. Januar gelang es der österreichisch-ungarischen rs. Januar.
19. Infanterie-Division nicht, die Paßstraße bei Toronya zu erreichen. Die
beiden Kolonnen der 48. Reserve-Division nahmen in schwerem Kampfe
Repenye sowie den Raum nordöstlich davon. Auf dem linken Armeeflügel
entwickelten sich heftige Kämpfe um die Höhenstellungen bei Vezerszallas.
94
Die Karpaten-Offensive.
27. Januar. In der Nacht zum 27. Januar gab der Russe vor dem rechten Flügel der
Südarmee den Widerstand auf und zog ab; es gelang indessen nicht, ihm
durch Wegnahme von Toronya den Rückzug abzuschneiden. In der Ver-
folgung des weichenden Gegners erreichte die österreichisch-ungarische 19. In-
fanterie-Division bis zum Abend mit den Hauptkräften die galizische Grenze,
etwa halbwegs Toronya und Wyszkow, und kam mit einer rechten Seiten-
kolonne bis vor die Beskid-Klause; die 48. Reserve-Division sammelte sich
im Raume Felsösebes—Majdanka. Vör dem Korps Hofmann leistete der
Gegner noch immer hartnäckigen Widerstand; erst am Abend gelang es in
schweren Kämpfen in dem tiefverschneiten, wegelosen Waldgelände, die
heißumstrittenen steilen Höhenstellungen bei Vezerszallas dem Feinde zu
entreißen, wobei auf den Flügeln Regimenter der 1. Infanterie-Division
beteiligt waren. Da die am Abend des 27. Januar in Munkacs ein-
treffenden Nachrichten vom rechten Armeeflügel sehr günstig lauteten, und
die 19. Infanterie-Division in der Verfolgung eines empfindlich geschlagenen.
Gegners bereits im Besitze der Kammübergänge an der Beskid-Klause und
bei Wyszkow angenommen wurde, befahl General v. Linsingen für den
nächsten Tag die Entsendung einer gemischten Brigade in der Richtung
auf Wolosianka, um so auch dem linken Armeeflügel vorwärts zu helfen.
28. Januar. Der Verlauf des 28. Januar zeigte jedoch, daß die Hoffnungen des
Oberkommandos auf schnelles Vorwärtskommen verfrüht waren. Die Ver-
suche, durch eine Amfassung über Beskid-Klause—Leopoldsdorf den Russen
den Rückweg auf Dolina zu verlegen, scheiterten an unüberwindlichen
Gelände- und Witterungsschwierigkeiten. Die österreichisch-ungarische
19. Infanterie-Division lag vor der Beskid-Klause und dem Sattel 941
südlich Wyszkow fest, die 48. Reserve-Division schloß nach vorwärts in den
Raum Toronya—Repenye auf und fiel so für den Kampf an diesem Tage
aus; die von ihr auf Wolosianka entsandte Brigade Stehrch kam nur bis in
die Gegend südöstlich dieses Ortes; sie trat damit taktisch in den Nahmen
des Korps Hofmann, blieb aber der 48. Reserve-Division unterstellt. Für
die an diesem Tage eintreffende österreichisch-ungarische 10. Kavallerie-
Division stand noch keine Verwendungsmöglichkeit in Aussicht, sie wurde
zunächst als Armeereserve im Raume Kiralyhaza—Veregszasz untergebracht.
Vor dem linken Armeeflügel räumten die Russen ihre Stellungen, so daß
das Korps Hofmann sich in den Besitz von Volovec, Felsövereczke und
Al. Verecke setzen konnte. Die 3. Garde-Infanterie-Division war im
Raume um Azsok eingetroffen und sollte von hier aus am nächsten Tage
Libuchora erreichen.
9 Fünf Bataillone der 96. Reserve-Brigade und ein Gebirgskanonen-Zug.
Der Angriff der Südarmee erreicht die Paß-Linie.
95
Heftiger Sturm und starkes Schneetreiben erschwerten am 29. Januar es. Januar,
die Bewegungen außerordentlich. An der Front der österreichisch-ungari-
schen 19. Infanterie-Division blieb die Lage unverändert. Die sowohl
östlich der Veskid-Klause als auch westlich auf Wyszkow ausholend ange-
setzten Umfassungen konnten an diesem Tage nicht mehr wirksam werden.
Die Brigade Stehr stieß südöstlich Wolosianka aus Feind; Nachrichten von
ihr fehlten. Vor dem Korps Hofmann machten die Russen gegen Mittag
am Paß von Verbias und am Beskid-Paß sowie aus den dazwischenliegen-
den Höhen wieder Front. Die 3. Garde-Infanterie-Division erreichte Libu-
chora ohne Zusammenstoß mit dem Feinde. Die westlich anschließende
Gruppe Szurmay lag im Angriff gegen die Höhen von Borynia.
General v. Linsingen, der gegen Mittag an der Front des Korps
Hofmann erschienen war, entschloß sich auf Anregung der österreichisch-unga-
rischen Heeresleitung, zur Beschleunigung der Vorwärtsbewegung die 1. In-
fanterie-Division vorzuziehen und sie ebenso wie die 3. Garde-Infanterie-
Division auf Tucholka anzusetzen, da sie bisher weniger gelitten hatte als
die hier schon längere Zeit in vorderster Linie eingesetzten österreichisch-
ungarischen Truppen. Am nächsten Tage sollte der Angriff auf der ganzen ro. Januar.
Front fortgesetzt werden. Man hoffte, daß der rechte Armeeflügel aus
eigener Kraft den feindlichen Widerstand brechen und die eingeleitete Um-
fassung der 3. Garde-Insanterie-Division auf Tucholka sowie das Vorgehen
der Brigade Stehr auf Wolosianka auch dem linken Flügel den Weg bahnen
würde. Indessen konnten die Russen trotz des Einsatzes schwerer Artillerie
auch am 30. Januar nicht von der Beskid-Klause vertrieben werden, beide
Umfaffungsgruppen des Korps Gerok stießen auf Feind. Beim Korps
Hofmann gelang es der 1. Infanterie-Division, über den Verbias-Paß bis
st Klimiec vorzustoßen, doch konnten sich die Russen auf dem 1000 m hoch
gelegenen Lysa-Paß wieder festsetzen; auch blieben die Höhen am Beskid-
Paß sowie westlich davon in ihrer Hand. Von den Umfassungskolonnen
lag die Brigade Stehr im Angriff gegen eine russische Stellung südöstlich
Wolosianka, die 3. Garde-Infanterie-Division traf westlich Smorze auf
Feind, so daß ihre Einwirkung noch nicht fühlbar werden konnte. Durch
Gefangene wurde festgestellt, daß bereits russische Verstärkungen in die
Kämpfe des linken Armeeflügels eingegriffen hatten.
Am 31. Januar begann sich beim Korps Gerok die gegen die Beskid- 31. Januar.
Klause eingeleitete Umfassung bemerkbar zu machen; da außerdem die west-
liche Umfassungskolonnest verstärkt worden war, hoffte man für den nächsten *)
*) Sie war damit aus Vrigadestärke angewachsen und wurde dem Führer der
95. Reserve-Infanterie-Vrigade, Generalleutnant v. Puttkamer, unterstellt.
SS
Die Karpaten-Offensive.
Februar.
Februar.
Tag endlich auf entscheidenden Erfolg. Beim Korps Hofmann machte sich
bisher weder das Eingreifen der 3. Garde-Infanterie-Division noch das
der Brigade Stehr fühlbar. In dieser noch ungeklärten Lage glaubte
General v. Linsingen, einer um Mittag eingehenden Aufforderung der öster-
reichisch-ungarischen Heeresleitung, mit acht Bataillonen und Gebirgsartil-
lerie zur Unterstützung des Angriffs der Gruppe SzurmayH östlich des
Stryj-Tales nach Norden vorzustoßen, nicht Folge leisten zu können, ehe
nicht die Paßhöhen vor der Südarmee ^geöffnet wären.
In der Nacht zum 1. Februar glückte es Teilen der österreichisch-
ungarischen 19. Infanterie-Division, sich in den Besitz der Beskid-Klause
zu setzen und neben fünf Offizieren und über 800 Mann auch zwei Geschütze
und zwei Maschinengewehre als Beute einzubringen. Der übrigen Front
blieb ein Erfolg jedoch wiederum versagt; auch die 3. Garde-Insanterie-
Division stand noch in unentschiedenem Kampfe bei Smorze. An verschie-
denen Stellen, so besonders gegen die Brigade Stehr, die sogar etwas
Gelände verlor, gingen die Russen zu heftigen Gegenangriffen über. Cs
konnte kein Zweifel mehr herrschen, daß sie sich erheblich verstärkt hatten:
außer den bisher bekannten Teilen von zwei russischen Divisionen waren
Teile von drei bis vier weiteren festgestellt worden.
Bei klarem Wetter und günstigen Sichtverhältnissen — in der Nacht
war endlich ein Witterungsumschlag eingetreten — konnte die Artillerie
der Südarmee am 2. Februar stärker in Tätigkeit treten. Trotzdem gelang
es dem äußersten rechten Flügel infolge des hier besonders ungünstigen
Geländes nicht, über die Beskid-Klause hinaus im Swica-Tale nach Norden
vorwärts zu kommen. Günstiger schien sich die Lage auf dem linken Flügel
des Korps Gerok zu entwickeln, wo die Amfassungskolonne der 48. Reserve-
DivisionH Boden gewann, so daß hier ein baldiger Erfolg zu erwarten war,
zumal da die österreichisch-ungarische 19. Infanterie-Division in der Front
gegen Wyszkow ebenfalls Fortschritte erzielen konnte. Auch auf die Kamps-
lage beim Korps Hofmann und der 1. Infanterie-Divisiow) wirkte der
Witterungsumschlag günstig; dieser glückte der Einbruch in die Mitte der
feindlichen Stellung auf der Lysa-Höhe. Zudem lagen beide Amfassungs-
kolonnen in fortschreitendem Kampfe; die 3. Garde-Infanterie-Division
konnte den Gegner bei Smorze werfen. So war begründete Hoffnung vor-
handen, daß der Russe nicht länger standhalten würde. Der Erfolg bei
Smorze gewann dadurch besondere Bedeutung, daß zur Linken der Süd-
armee die Gruppe Szurmay in der Nacht zum 2. Februar in Stellungen
0 S. 100. — 2) Brigade Puttkamer. — 3) Die 1. Infanterie-Division war
wieder selbständig geworden, da ihr Divisionskommandeur, Generalleutnant v. Conta,
rangälter als Feldmarschalleutnant Hosmann war.
Immer stärkerer Widerstand der Rüsten.
97
hart nördlich des Azsoker-Passes zurückgegangen warH; russische Kräfte
hatten sich bereits in der Gegend von Nykow gezeigt. General v. Linsingen
war trotzdem entschlossen, den Angriff fortzusetzen, um so wenigstens auf
seinem linken Flügel einen entscheidenden Erfolg zu erringen.
Diese Hoffnung schien auch nicht zu täuschen. Wenngleich beim Korps 3. Februar.
Gerok am nächsten Tage alle Anstrengungen ergebnislos blieben, war dem
Korps Hofmann ein wesentlicher Erfolg beschicken: sein rechter Flügel
konnte sich in den Besitz des Beskid-Passes setzen und auch der linke nach
Norden Raum gewinnen. Die 1. Infanterie-Division erreichte kämpfend
mit den vordersten Teilen Tucholka. Auch der 3. Garde-Infanterie-Divi-
sion gelang es, die Höhenstellungen westlich Tucholka, auf denen sich der
Gegner von neuem gesetzt hatte, zu erstürmen und im Orte selbst Fühlung
mit der 1. Infanterie-Division zu nehmen. Demgegenüber fiel es weniger
ins Gewicht, daß die Brigade Stehr nicht vorwärts gekommen war und
zu neuer Amfassung hatte ausholen müssen.
Gegen Mittag waren beim Oberkommando der Südarmee Nach-
richten von der links benachbarten österreichisch-ungarischen 3. Armee ein-
gegangen, die neue Anordnungen notwendig machten. Gegen den zurück-
gebogenen rechten Flügel dieser Armee waren feindliche Kräfte im Anmarsch
gemeldet. Das wurde durch eigene Lufterkundung und Nachrichten aus
der Front bestätigt. Wenn auch die Flankenbedrohung für die 3. Garde-
Infanterie-Division behoben schien, zumal da deren rückwärtige Verbin-
dungen nunmehr auf Al. Verecke basiert werden konnten, blieb doch eine Ein-
wirkung der Vorgänge bei der 3. Armee auf die Südarmee zu befürchten.
General v. Linsingen brachte dies sowohl bei den verbündeten Heeres-
leitungen als auch beim Oberkommando der 3. Armee zur Sprache und er-
hielt die Zusicherung, daß deren rechter Flügel verstärkt und dann die
Offensive wieder aufgenommen würde. Da jetzt aber der Gegner vor dem
eigenen linken Armeeflügel geschlagen schien, befahl General v. Linsingen
der 3. Garde-Insanterie-Division, nach Nordwesten gegen den südlich
Zawadka gemeldeten Gegner vorzugehen, um so die eigene Flanke zu sichern
und gleichzeitig die 3. Armee zu entlasten. Die 1. Infanterie-Division
wurde auf Skole, die Gruppe Hofmann auf Tuchla zur Verfolgung ange-
setzt. Für den rechten Flügel blieb die bisherige Aufgabe bestehen.
Am 4. Februar gelang es der Mitte und dem linken Flügel der Armee, 4. Februar,
weiter Gelände zu gewinnen. Die Brigade Stehr kam kämpfend bis in
die Gegend südwestlich Slawsko, das Korps Hofmann besetzte den Raum
um Lawoczne, die 1. Infanterie-Division ging an den Zwinin heran, auf *)
*) S. 100.
+ Weltkrieg. VII. Band.
7
Februar.
98 Die Karpaten-Offensive.
dem sich der Gegner in starker Höhenstellung wieder gesetzt hatte. Die
3. Garde-Infanterie-Division schob Teilkräfte bis in die Gegend südlich
Zawadka vor und ruhte mit dem Rest westlich Tucholka.
Durch diese unter ganz außerordentlichen Anstrengungen errungenen
Erfolge schien endlich die Möglichkeit in greifbare Nähe gerückt, wenigstens
mit dem linken Armeeflügel den Austtitt aus dem Gebirge zu erzwingen.
General v. Linsingen war denn auch fest entschlossen, die Lage mit allen
Mitteln auszunutzen. Die Kampfkraft' seiner Armee war jedoch unter der
Einwirkung des schweren Ringens und der Witterung derart gesunken, daß
der Cnderfolg ohne neuen Kräfteeinsatz zweifelhaft erscheinen mußte.
Nennenswerte Reserven standen nicht mehr zur Verfügung: die Artillerie
und die Maschinengewehr-Abteilung sowie das zugeteilte Infanterie-
Bataillon der deutschen 5. Kavallerie-Division waren bereits zur 3. Garde-
Infanterie-Division in Marsch gesetzt, Kavallerie in dem Gebirgsgelände
nicht verwendbar. Da sich auch die erst am 31. Januar begonnene Offensive
der Armeegruppe Pflanzer noch nicht ausgewirkt hatte, beanttagte General
v. Linsingen bei der österreichisch-ungarischen Heeresleitung, ihm auf beiden
Armeeflügeln weitere Kräfte, die österreichisch-ungarische 6. Infanterie-Divi-
sion der Armeegruppe Pflanzer sowie Teile der 3. Armee, zu unterstellen.
Am dem Gegner indessen keine Zeit zu neuem Widerstände und zum Heran-
führen weiterer Verstärkungen zu lassen, wurde die Fortsetzung des Angriffs
für den nächsten Tag befohlen, die Brigade Stehr hierzu der Gruppe Hof-
mann unterstellt.
Der 5. Februar brachte indessen nicht den erhofften Erfolg. Auf der
ganzen Armeefront beantwortete der Gegner neue Amfassungsversuche mit
Verlängerung seiner Linien, immer wieder stießen die Amgehungskolonnen
auf Feind. So konnte nur die Gruppe Hofmann näher an Slawsko heran-
kommen. Der rechte Flügel blieb südlich Wyszkow, die 1. Infanterie-
Division vor den Höhenstellungen des Ostrog und Zwinin liegen. Die
3. Garde-Infanterie-Division erreichte kampflos Zawadka, darüber hinaus
in der Richtung auf Ilnik vorgeschobene Teile stießen bereits 3 Irrn nord-
westlich Zawadka auf Feind.
Der Anttag des Generals v. Linsingen auf Verstärkungen wurde am
5. Februar von der österreichisch-ungarischen Heeresleitung abgelehnt. Da-
gegen beabsichtigte General v. Conrad, durch neu heranzuführende Verstär-
kungen dem Angriffe der Armeegruppe Pflanzer neuen Antrieb zu verleihen
und dadurch die Südarmee zu entlasten.
Beginn der Offensive der österreichisch-ungarischen 3. Armee.
SS
Der Angriff der österreichisch-ungarischen 3. Armee
und der russische Gegenangriff.
Inzwischen war gleichzeitig mit der deutschen Südarmee auch die öfter- es. Januar,
reichifch-ungarifche 3. Armee*) zum Angriff angetreten. Auf ihrem rechten
Flügel hatte die Gruppe Szurmaych mit drei Infanterie- und anderthalb
Kavallerie-Divisionen nach dreitägigem, erbittertem Ringen am 26. Januar
den Üzsoker-Paß genommen, unterstützt durch Teile der westlich anschließen-
den Gruppe Puhallost. Der Angriff aus das weiter nördlich gelegene be-
herrschende Höhengelände von Vorynia war indessen gescheitert.
Westlich von ihr hatte die Gruppe Puhallo rasch Raum nach Norden
gewonnen und stand nach Überschreiten des San am 26. Januar mit rechtem
Flügel und Mitte beiderseits Lutowiska, während der linke Flügel bereits
am 23. Januar Chrewt am San erreicht hatte. Gemeinsam mit der rechten
Flügeldivision (43.) der westlich anschließenden Gruppe Krautwald, die der
Gruppe Puhallo unterstellt wurde, konnte am 26. Januar Baligrod ge-
nommen werden. Gegen heftigen Widerstand waren auf der übrigen Front
der Gruppe Krautwald entscheidende Erfolge nicht erreicht worden, ihr linker
Flügel mußte sogar wieder in die Ausgangsstellungen zurückgenommen wer-
den. Der Führer der österreichisch-ungarischen 3. Armee, General der Infan-
terie v. Boroevic, hatte daher am 25. Januar befohlen, daß die Gruppe
Krautwald die erreichten Stellungen zu halten habe, und beabsichtigte im
übrigen, die Erfolge des rechten Armeeflügels zu erweitern.
Am 26. Januar brach jedoch die russische Gegenoffensive gegen Mitte
und Westflügel der österreichisch-ungarischen 3. Armee los. Der Stoß traf
die Armee in einem Augenblick, in dem die Aussichten des eigenen Angriffs
bereits erheblich herabgemindert waren: der rechte Flügel, Gruppe Szurmay,
lag vor den Höhen von Borynia fest; dadurch war auch das Vorgehen der
Hauptstoßgruppe Puhallo gehemmt. Westlich von dieser behauptete sich
die Gruppe Krautwald mit bereits zurückgenommenem Westflügel nur müh-
sam in ihren Stellungen. Auf dem linken Armeeflügel warf der russische
Angriff die inneren Flügel des VII. und III. Korps zurück.
Zu Beginn der österreichisch-ungarischen Offensive hatten Verhand-
lungen zwischen der 3. und 4. Armee über gemeinsames Vorgehen der
inneren Armeeflügel gegen den Raum von Vanica stattgefunden. Ein
Ergebnis war nicht erzielt worden, da General v. Boroevic die Offensive
seines rechten Flügels und der Mitte wichtiger schien. General v. Conrad
hatte sich dieser Ansicht angeschlossen, indessen verfügt, daß bei dem auch
i) Ausgangsstellungen der österreichisch-ungarischen Armee siehe Karte Nr. 10. —
2) Vgl. Anmerkung i) 2) S. 88. — 3) Siehe Karte Nr. 10.
T
100
Die Karpaten-Offensive.
27. bis
29, Januar.
für die 4. Armee bevorstehenden Angriff das linke Flügelkorps der 3. Armee
zur Unterstützung gegen Banica vorzugehen habe.
Am 27. Januar trat der rechte Flügel der 3. Armee, Gruppe Szurmay,
von neuem zum Angriff gegen die Höhen von Borynia an, deren Besitz
den Azsoker-Paß erst wirklich sicherte. Bis zum 31. Januar mühten sich
die Truppen des Feldmarschalleutnants Szurmay vergeblich ab, diese
Höhen in ihre Hand zu bringen. Als nach Amgruppierung der Kräfte eine
am 31. Januar angestrebte doppelte Amfassung, bei der auch die 3. Garde-
Insanterie-Division ursprünglich mitwirken sollte^), wiederum mißlang, ent-
schloß sich Feldmarschalleutnant Szurmay, seine Truppen in die am 27. Ja-
nuar erreichten Stellungen hart nördlich des Azsoker-Passes zurückzunehmen.
Die Bewegung erfolgte am 1. und in der Nacht zum 2. Februar. Da die
Russen nunmehr von Norden her umfassend gegen den rechten Flügel der
Gruppe Szurmay vorgingen und gleichzeitig auch die am linken Flügel der
Südarmee kämpfende 3. Garde-Jnsanterie-Division in Flanke und Rücken
bedrohten, wurden aus Anordnung der Heeresleitung in Teschen, zugleich
auch aus Veranlassung der Südarmeest, Teile des rechten Flügels der
Gruppe Szurmay wieder aus das östliche Stryj-Aser vorgeschoben, um
gemeinsam mit der ebenfalls dorthin eingeschwenkten 3. Garde-Infanterie-
Division den neuen Gegner flankierend anzugreifen. Bereits am 4. und
5. Februar kam es in der Gegend südwestlich Zawadka zum Kampfe.
Anterdeffen waren die Russen, die sich in ihren Stellungen bei Borynia
durch die bereits nördlich Lutowiska kämpfenden Teile der Österreicher in
der Flanke bedroht fühlten, in nordwestlicher Richtung zum Angriff vor-
gegangen, jedoch durch einen Gegenstoß des nach Osten abgebogenen rechten
Flügels der Gruppe Puhallo geworfen worden. Dagegen war durch die
russischen Angriffe gegen Mitte und linken Flügel der 3. Armee eine neue
Krise entstanden. Westlich der Gruppe Puhallo kam es zu einem schweren
Rückschläge; der durch das XVIII. Korps gedeckte, als Straßenknoten-
punkt und für den Nachschub zum rechten Armeeflügel wichtige Raum um
Cisna wurde bedroht. Am die Front hier zu stützen, setzte General
v. Boroevic seine einzige verfügbare Reserve, die 29. Division des
XIX. Korps, ein. Schlimmer noch stand es aus dem linken Armeeflügel,
der trotz tapferer Gegenwehr vor unaufhörlichen wuchtigen Stößen immer
weiter nach Süden ausweichen mußte.
Als der russische Gegenstoß am Dukla-Paß losbrach, glaubte der
Oberbefehlshaber der 3. Armee in ihm eher einen Entlastungsangriff als 9
9 S. 96.
-) Vgl. die Kämpfe auf dem linken Flügel der Südarmee S. 97/98.
Russische Gegenangriffe bringen die Offensive zum Stillstand.
101
eine großangelegte Offensive mit weitreichenden Zielen sehen zu sollen. Cr
hatte daher, um Kräfte der Russen vom entscheidenden Ostflügel der 3. Armee
abzuziehen, eine Offensive der 4. Armee angeregt. Von dieser war auch ein
Vorstoß mit starkem Südflügel ins Auge gefaßt, der jedoch erst nach Aus-
wirkung des Angriffes der 3. Armee beginnen sollte. Da die Lage auf dem
linken Flügel seiner Armee aber immer bedrohlicher wurde, sah sich General
v. Voroevic bereits am 30. Januar gezwungen, die Heeresleitung um schleu-6{|0’J^nuar^
nige unmittelbare Verstärkung zu bitten. General v. Conrad stellte darauf-
hin der 4. Armee sofortigen Angriff oder Abgabe von Truppen anheim. Diese
hielt einen Frontalangriff gegen die starken Feindstellungen für aussichts-
los und entschloß sich daher zur Abgabe von Truppen; zunächst wurde aller-
dings nur eine zusammengesetzte Brigade freigemacht und nach Mezölaborcz
in Marsch gesetzt. Inzwischen waren aber im Raume um Lupkow und
westlich davon das VII. und X. österreichisch-ungarische Korps weiter zurück-
gedrückt worden; mitgelesene Funksprüche ließen die Fortsetzung der russi-
schen Angriffe erwarten. Die Gefahr stieg aufs höchste. Der Raum Lupkow—
Mezölaborcz war von ausschlaggebender Bedeutung für die österreichischen
Operationen: aus ihm führte die einzige zweigleisige Strecke nach Norden
über die Karpaten, die großen Straßen durch das Gebirge in das San-
und Wislok-Tal zweigten hier ab, und in Lupkow nahm die nach Cisna
und Kalnica führende Kleinbahn, die für den Nachschub der im oberen San-
Tale kämpfenden Truppen unentbehrlich war, Anschluß an die Hauptstrecke.
General v. Voroevic entschloß sich, mit der von der 4. Armee entsandten
Brigade von Osten und seinem linken Flügelkorps sowie den von der
4. Armee auf ihrem Südflllgel verfügbar gemachten KräftenH von Westen
her den beim VII. Korps eingebrochenen Feind wieder zurückzuwerfen.
General v. Conrad verfolgte jedoch höhere Ziele. Cr beabsichtigte,
durch einen großangelegten Gegenstoß die Lage wiederherzustellen: unter
der Führung des Generals der Infanterie Kritek (XVII. Korps) sollte
eine Angriffsgruppe von fünf Infanterie-Divisionen und einer Kavallerie-
Division (10., 13., 26., 45. und 11. Infanterie-Division, 11. Kavallerie-
Division) zur Entlastung des Westflügels der 3. Armee südlich der Magora
angreifen; die beiderseits Gorlice stehenden Teile der 4. Armee hatten sich
anzuschließen. Als Tag des Beginns der Offensive wurde der 7. Februar
vorgesehen^ In dieser kritischen Lage wurde das Anerbieten des Ober-
befehlshabers der 5. Armee, Erzherzogs Eugen, das VIII. Armeekorps
(9. und 21. Infanterie-Division) zur Verfügung zu stellen, dankbar ange-
bt Cs handelte sich um schwache Teile der Gruppe Arz, die für den Gegenstoß
des Südflügels der 4. Armee vorgesehen waren.
102
Die Karpaten- Offensive.
3. Fevruar.
4. bis
5. Februar.
nommen und das Korps am 3. Februar vom serbischen Kriegsschauplatz zur
3. Armee in Marsch gesetzt. Diese erhielt Befehl, ihre Stellungen unter
allen Umständen zu halten.
Mit Rücksicht auf die von General v. Conrad geplante große Offen-
sive verschob General v. Boroevic seinen Gegenangriff, dem ja in Hinsicht
auf die geringen verfügbaren Kräfte nur örtliche Bedeutung zukommen
konnte. Die von der 4. Armee zugesagte Brigade wollte er nunmehr zur
Stützung seines VII. Korps verwenden und beantragte in Teschen den
geschlossenen Einsatz des VIII. Korps über den Azsoker-Paß, um so der
zum Stehen gekommenen Offensive seines Ostflügels neuen Schwung zu
verleihen. Da indessen gerade jetzt wieder am Westflügel zwischen dem
III. und VII. Korps eine Lücke aufgerissen wurde, befürchtete General
v. Conrad einen völligen Durchbruch im Laborcza-Tale. Cr wollte deshalb
wenigstens eine Division des VIII. Korps auf Mezölaborcz vorgeführt
wissen. Schließlich gab er aber am 3. Februar dem Antrage des Generals
v. Boroevic statt unter der Bedingung, daß der Raum um Mezölaborcz
unter allen Amständen mit den beiden dorthin in Marsch gesetzten Bri-
gaden gehalten werden könnte^).
Durch die Ereignisse auf dem linken Flügel der 3. Armee wurden in-
dessen diese Pläne durchkreuzt. Schon am 3. Februar hatten Flieger starke
Kolonnen im Anmarsch auf Sanok gemeldet. Die Widerstandskraft des
linken Flügels war erschüttert, das hier kämpfende III. Korps plante seine
Zurücknahme in die Gegend von Zboro. Am 4. Februar wurde die Mezö-
laborcz deckende 2. Infanterie-Division, trotz tapferer Gegenwehr, an meh-
reren Stellen durchbrochen; in erbitterten Straßenkämpsen fiel in der Nacht
zum 5. Februar Mezölaborcz in russische Hand. Das rollende Material
und der gesamte Train hatten gerettet werden können. Die Krise stieg auf
den Höhepunkt. Am Abend des 5. Februar stand der linke Flügel der
3. Armee, nordwestlich Konieczna an die 4. Armee anschließend, hinter der
Ropa und Ondava bis westlich Felsöodor. Zu seiner Rechten klaffte eine
breite, nur von schwachem Landsturm und Kavallerie gedeckte Lücke bis nord-
westlich Sztropko. Von hier ab hielten die schwer mitgenommenen Korps,
VII. und X., die Linie südlich Havaj — 4 lern. südlich Laborczrev—Schnitt-
punkt der Bahn Homonna—Sanok mit der galizischen Grenze bis in die
Gegend südlich Baligrod. Auch das rechts anschließende XVIII. Korps
hatte seine Erfolge vom 23. bis 26. Januar nicht behaupten können und war
bis südöstlich Baligrod—südlich Chrewt zurückgegangen. Rur der rechte
i) Außer der kombinierten Brigade der 4. Armee war noch die 1. Landsturm-
Brigade der 106. Landsturm-Division (Brigade Brauner) von der 1. Armee dorthin
in Marsch gesetzt worden.
Erfolgreicher Angriff des österreichisch-ungarischen rechten Heeresflügels. 103
Armeeflügel, Y. Korps und Gruppe Szurmay, hielten den eroberten Raum
nördlich und südöstlich Lutowiska sowie nördlich des Azsoker-Passes noch
beseht. Südwestlich Zawadka hatte die 3. Armee Anschluß an die Süd-
armee^).
Die Operationen der Armeegruppe Pflanzer.
Während so auf dem linken Flügel der Angriffsfront bereits am ro. J-imar vis
26. Januar ein Amschwung eingetreten war, der in schneller Steigerung
zu einer bedenklichen Krise geführt hatte, war die Armeegruppe Pflanzer
infolge von Schwierigkeiten beim Antransport der ihr zugesagten Ver-
stärkungen^) erst Ende Januar in zwei Gruppen zum Angriff angetreten.
Die Westgruppe (6. Infanterie-Division) ging am 30. Januar mit den
Hauptkräften über den Pantyr-Paß gegen Zielona vor; eine linke Seiten-
kolonne hatte bereits am 28. Januar Osmaloda erreicht^). Die räumlich weit
abgesetzte Ostgruppe (36. Infanterie-Division und Grenzschutz-Abteilungen)
stieß am 31. Januar mit den Hauptkräften über Izwor—Vreaza nach Nor-
den, mit einer rechten Seitenkolonne gegen Kimpolung vor. Am 1. Februar
war endlich auch die Mittelgruppe (42. Infanterie-Division) marschbereit;
sie trat mit der Masse über den Tartaren-Paß auf Worochta an und er-
reichte mit einer rechten Seitenkolonne noch am gleichen Tage Zabie. Rur
im Pruth-Tale leisteten feindliche Nachhuten stärkeren Widerstand. Am
5. Februar stand die westliche Kolonne der 6. Infanterie-Division bei
Porohy und westlich davon im Lomnica-Tal, das Gros lag noch vor Zie-
lona fest. Die 42. Division war dicht vor Tatarow, ihre rechte Kolonne
im Vormarsch von Zabie nach Osten auf Ascie Putilla. Die Ostgruppe
hatte mit den nach Norden vorgegangenen Teilen Schipoth erreicht und
war mit der Ostkolonne bis halbwegs Kimpolung—Fundul Moldova ge-
kommen. Die Entwicklung dieser Operationen ließ einen schnellen Erfolg
erhoffen.
c) Die Fortsetzung der Operationen bis Ende Februar 1915.
Hierzu Karten Nr. 9, 10 und 15 und Skizzen q, r und ,s.
Neue Entschließungen des Generals v. Conrad.
Der Verlauf der Kämpfe bei der 3. Armee bedeutete für General 5-6is
r 8» Februar.
v. Conrad eine schwere Enttäuschung: der erhoffte Entsatz der Festung
Przemysl, der mit ein Antrieb zur Einleitung der Offensive gewesen war, * 6
1) Verlauf der Front der 3. Armee am 5. Februar 1915 siehe Karte Nr. 10.
2) Außer der bereits am 10. Januar von der 4. Armee in Marsch gesetzten
6. Infanterie-Division wurde ihr von der 5. Armee das XIII. Korps mit der 36. und
42. Infanterie-Division zugeführt. — 3) Karten Nr. 9, 10 und Skizze r.
104 Die Karpaten-Offensive.
mußte auf ungewisse Zeit verschoben werden. Die Rückeroberung des für
die Wiederaufnahme des Angriffs unentbehrlichen Raumes um Mezölaborcz
trat jetzt in den Vordergrund der Erwägungen. Glücklicherweise gingen
hier die Rüsten, der Bahnlinie nach Süden folgend, nur sehr zögernd und
vorsichtig vor. Da die 4. Armee am 5. Februar in einem Bericht nach
Teschen auf die außerordentlichen Schwierigkeiten des bei ihr geplanten
Angriffes^) hinwies und sich außerstande erklärte, diesen vor dem 9. Februar
zu beginnen, entschloß sich General v. Conrad, auf diese Operation zu ver-
zichten und das hierfür bestimmte XVII. Korps (11. und 45. Division)
zur 3. Armee in Marsch zu setzen. Cr beabsichtigte, es in der nur durch
die 4. Kavallerie-Division und eine Landsturm-Brigade gesicherten Lücke
zwischen dem III. und VII. Korps über Felsövizköz zum Angriff auf den
Dukla-Paß einzusetzen. Das VII. Korps sollte sich dem Vorgehen an-
schließen, das III. die Deckung der linken Flanke übernehmen. General
v. Conrad hoffte, den neuen Angriff am 9. oder 10. Februar beginnen zu
können. Das vom serbischen Kriegsschauplätze heranrollende VIII. Korps
wurde nach einigen Verhandlungen über seine Verwendung zum Einsatz
westlich der Gruppe Szurmay bestimmt, um auch am Ilzsoker-Paß Luft zu
schaffen. Bei der entscheidenden Bedeutung, die General v. Conrad der
Operation des Ostflügels der 3. Armee beimaß, entschloß er sich, ihn von der
übrigen Armee abzutrennen und aus ihm, unter dem General der Kavallerie
v. Boehm-Crmolli, eine neue 2. Armee zu bilden^).
Inzwischen hatte sich aber die Lage an der Front der 3. Armee,
besonders am Dukla-Paß, immer bedrohlicher gestaltet und General
v. Boroevic gerade veranlaßt, entgegen den Absichten der Heeresleitung eine
Division des VIII. Korps (21.) dorthin zu ziehen, als am 7. Februar ein
neuer schwerer Schlag seine Armee traf: Lupkow ging verloren, und die
Russen kamen damit in den Besitz der zweigleisigen Bahn bis südlich Mezö-
laborcz. Auch südwestlich hiervon mußte von neuem Gelände aufgegeben
werden. Der Eindruck dieses Mißgeschicks auf den Oberbefehlshaber der
3. Armee war so stark, daß er die Offensive vollkommen ausgeben und nur
noch den Raum um Mezölaborcz vom Feinde säubern wollte. General
v. Conrad blieb jedoch fest. Der 3. Armee wurde am 8. Februar mitgeteilt,
daß ein weiteres Abwarten ausgeschlossen sei; das VIII. Korps würde ihr
mit der Einschränkung zur Verfügung gestellt, daß dessen 9. Infanterie-
Division im Raume Takcsuny—Czontos zu sammeln wäre. Gleichzeitig
wurde der Einsatz des 2. Armeekommandos besohlen.
Als nächste Aufgabe für die 3. Armee bis zum Inkrafttreten der Reu-
1) S. 101. — -) Vgl. S. 110.
Entschluß Conrads zum Einsah der österreichisch-ungarischen 2. Armee. 105
einteilung wurde am 8. Februar das „Zurückwerfen des über Dukla-Paß,
Czeremcha-Sattel und Lupkow eingebrochenen Feindes und Wiedergewin-
nung des Raumes um Mezölaborcz" bestimmt. Die Wiederaufnahme
der Offensive in Richtung Lisko—Sambor wurde der 2. Armee übertragen.
Die Südarmee sollte, da die neue Offensive der 2. Armee erst nach dem
15. Februar beginnen könnte, „bei möglichster Schonung der Truppen und
ausgiebiger Artillerievorbereitung ihren Angriff planmäßig und systematisch"
fortsetzen, wobei auf die Gewinnung des Wyszkow-Pastes besonderer Wert
zu legen war. Die Armeegruppe Pflanzer-Baltin hatte mit der West-
gruppe durch Vorgehen aus Dolina möglichst bald der Südarmee den
Ausgang aus dem Gebirge zu öffnen, mit der Ostgruppe den Raum um
Kolomea und die Bukowina in Besitz zu nehmen.
Die Operationen der Armeegruppe Pflanzer
vom 6. bis 19. Februar 19151).
Bei der Armeegruppe Pflanzer hatte die Lage sich inzwischen weiter
günstig entwickelt. Nachdem auf dem Westflügel am 6. Februar Zielona
genommen war, fiel am 13. Radworna, weiter östlich war Kuty-Wiznitz
besetzt worden. Damit war der Austritt aus dem Gebirge erkämpft
und das Feld für weitere Operationen frei. Schon am 8. Februar hatte
General v. Pflanzer befohlen, den Hauptdruck auf den Westflügel zu legen.
Am 16. Februar ging das XIII. Korps in nordwestlicher Richtung auf
Dolina, die Ostgruppe mit den Hauptkräften über Kolomea—Ottynia auf
Stanislau, mit einer linken Seitenkolonne hinter dem XIII. Korps über
Bohorodczany vor. Der äußerste Ostflügel der Armeegruppe, der am
15. Februar die Gegend um Storozyneh und nördlich des Sereth erreicht
hatte, sollte mit den beiderseits des Czeremosz gegen dessen Mündung
vorgehenden Teilen nach Norden einschwenken und die Ostflanke der
Armee decken. Die im Antransport befindliche 5. und 10. Kavallerie-
Division wurden auf Dolina und Stanislau geleitet.
In der Nacht zum 16. Februar gaben die Rüsten Kolomea auf, lei-
steten dagegen nördlich Radworna noch hartnäckigen Widerstand. Erst
als General v., Pflanzer die westlich davon bereits gegen Dolina in
Marsch gesetzte 6. Infanterie-Division sowie die östlich vorgehenden
Teile einschwenken ließ, gingen die Russen am 19. Februar auch hier nord-
wärts zurück. Die 10. Kavallerie-Division wurde sofort zur Verfolgung
angesetzt, alle übrigen Teile drehten wieder nach Nordwesten ab. Am
Abend des 19. Februar waren die Hauptkräfte des Generals v. Pflanzer i)
i) Orte, soweit nicht auf Skizze s, auf Karte Nr. 9 und 10.
106
Die KarpaLen-Offensive.
6. bis
8. Februar.
bereits wieder im Vorgehen gegen die Linie Stanislau—Perehinsko, die
auf dem linken Flügel fast schon erreicht war. Durch Bahn- und Wagen-
transport versuchte General v. Pflanzer ein schnelleres Ausschließen seiner
Kräfte zu erreichen.
In der Bukowina war inzwischen Czernowicz von russischer Besetzung
befreit worden; ostwärts bis zur Grenze wurde die Pruth-Linie gesichert,
westlich davon standen Teile um Sniatyn, die den Gegner über den
Dniester werfen und dann auf Stanislau den Hauptkräften folgen sollten.
Die Kämpfe der Südarmee vom 6. bis 15. Februar 1915.
Bei der Südarmee war der Angriff gegen die hartnäckig verteidigten
Kammstellungen bis zum 8. Februar kaum vorwärts gekommen; neue Ver-
stärkungen waren den Russen zugeflossen, und mit zäher Verbisienheit
verteidigten sie jede einzelne Höhenstellung. Aus dem linken Flügel be-
reitete die 1. Infanterie-Division den Sturm auf die beherrschenden, die
Straße nach Skole sperrenden Höhenstellungen des Zwinin und Ostrog vor,
die 3. Garde-Infanterie-Division, die im Zusammenwirken mit dem rechten
Flügel der Gruppe Szurmay östlich des Stryj vorgehen sollte, stellte sich
zum Angriff auf die starken Stellungen nordwestlich Zawadka bereit; Teile
von ihr wurden zur Unterstützung der 1. Division gegen das Nordwestende
des Zwinin angesetzt.
General v. Linsingen, der dem raschen Vordringen der Südarmee
entscheidende Bedeutung für das Gelingen der Gesamtoperation sowohl
als auch für den Entsatz der Festung Przemysl beimaß, gab sich mit
dem ablehnenden Entscheid der österreichisch-ungarischen Heeresleitung auf
seinen Antrag auf Verstärkung^) nicht zufrieden. Cr wandte sich daher mit
einer ausführlichen Darlegung der Lage an den Vertreter der deutschen
Obersten Heeresleitung in Teschen, Oberst v. Cramon, sowie an die Oberste
Heeresleitung unmittelbar und bat auch General v. Pflanzer, mit allen ver-
fügbaren Kräften nach Norden einzuschwenken und nur schwache Teile in
die Bukowina zu entsenden.
Am 8. Februar gelang es der Gruppe Hofmann, in Slawsko ein-
zudringen; sie fand aber auf den Höhen südöstlich und nordwestlich davon
den Gegner bereits wieder in starken Stellungen. Durch die Krise bei der
3. Armee schien indessen die Aussicht, zusammen mit deren rechtem Flügel
den Angriff fortzusetzen, für die nächste Zeit geschwunden; so verschob sich
das Schwergewicht der Kämpfe wieder auf den rechten Armeeflügel, dem die
Armeegruppe Pflanzer nach Überwindung des Gebirges durch Einschwenken
Fortsetzung der Angriffe der deutschen Südarmee.
107
nach Norden das Vorgehen erleichtern sollte. Um so wichtiger wurde die
Öffnung des Wyszkow-Passes. Hier hatte General v. Gerok auf Fort-
setzung des Frontalangriffes verzichten müßen und sich entschlossen, mit
doppelter, weit abgesetzter Umfassung auf Wyszkow vorzugehen. Cr erbat
hierzu die Wiederunterstellung der im Verbände der Gruppe Hofmann
kämpfenden Brigade Stehr der 48. Reserve-Division, der für den auf den
10. Februar festgesetzten Angriff die Umfassung von Westen her über Sene-
czow in das Mizunka-Tal übertragen wurde, während eine Kolonne der
österreichisch-ungarischen 19. Infanterie-Division östlich ausholen sollte.
Inzwischen trat am frühen Morgen des 9. Februar die 1. Infanterie- g. Februar.
Division zum Sturm auf den Zwinin an, mußte die Höhe selbst aber nach
erbitterten russischen Gegenangriffen wieder räumen. Nicht besser erging
es den gegen das Nordwestende des Zwinin angesetzten Teilen der 3. Garde-
Infanterie-Division, deren Gros bereits seit dem 6. Februar südlich Rykow
gemeinsam mit österreichisch-ungarischen Truppen der Gruppe Szurmay in
enger Gefechtsberührung mit den Russen bei und westlich Zawadka stand.
Der am 10. Februar eingeleitete neue Angriff der Gruppe Gerok i«. Februar,
führte an diesem Tage noch zu keiner ernsten Berührung mit dem Gegner.
Dem Korps Hofmann gelang es, bis zu den Südhängen der Höhen etwa
7 lein südöstlich Tuchla vorzudringen; doch hatten sich die Russen bereits
wieder in neuen Stellungen festgesetzt, die von hier aus hart südlich Tuchla
vorbei nach Nordwesten verliefen.
Die außerordentlich schweren und harten Kämpfe der letzten Tage
hatten General v. Linsingen in der Überzeugung bestärkt, daß er aus
eigener Kraft die ihm gestellte Aufgabe nicht erfüllen konnte. Die Lage
seiner Armee ließ diese Ansicht gerechtfertigt erscheinen. Nach 19 Kampf-
tagen waren von der 60 bis 80 Irin, tiefen Gebirgsstrecke erst 20 bis 30 kni
überwunden, die Schlüsselstellungen des Wyszkow-Passes und des Zwinin
noch in Feindeshand. Durch immer neues Einsetzen von Verstärkungen
hatte der Gegner anscheinend bereits zahlenmäßig die Überlegenheit er-
halten. Die eigene Kampfkraft war infolge unerhörter Anstrengungen und
Verluste bedenklich zurückgegangen. In der Front rannte sich der Angriff
stets in kurzer Zeit fest, Amfassungen stießen sehr bald aus neue Fronten.
Da General v. Conrad die Bitte um Verstärkrmg abgeschlagen hatte, be-
antragte General v. Linsingen am 10. Februar bei der deutschen Obersten
Heeresleitung Verstärkung durch deutsche Truppen.
In den nächsten beiden Tagen schien es freilich fast, als könnte der ii. vrs
Angriff der Südarmee doch noch durchdringen; am 11. Februar arbeitete 15> ®ct,tuac-
sich die Gruppe Gerok an die russischen Stellungen auf dem Kalinowce
heran, das Korps Hofmann kam bis an das Holowczanka-Tal, während
108
Die KarpaLen-Offensive.
8. bis
18. Februar.
die 1. Infanterie-Division östlich der Paßstraße nach Norden Raum
gewann. Am 12. Februar gelang dem Korps Gerok der Einbruch in
die feindliche Stellung auf dem Kalinowce, und die westliche Amfassungs-
kolonne schickte sich bereits zum Abstieg in das Mizunka-Tal an. Auch
das Korps Hofmann konnte sich in den Vesih des Südteiles der russischen
Stellung südöstlich Tuchla sehen.
Bereits einen Tag später änderte sich indessen das Bild. Zwar
konnte die Mitte des Korps Gerok die' Eroberung der Höhe Kalinowce
beenden, doch begannen im Swica-Tale und auch beim Korps Hofmann
äußerst heftige Gegenangriffe der Russen, die sich am 14. und 15. Februar
auf die ganze Front der Südarmee ausdehnten. Wohl blieb diese bemüht,
den Angriff fortzusetzen, doch war er tatsächlich bereits zum Stillstand
gekommen.
Reue deutsche Ver st ärkun gen für die Karpaten-Front.
General v. Falkenhayn hatte von vornherein den weitschauenden Plänen,
die General v. Conrad seinem Karpaten-Anternehmen zugrunde gelegt hatte,
und den daran geknüpften Hoffnungen mit inneren Vorbehalten gegenüber-
gestanden. Sie waren zumeist in den Schwierigkeiten der Kriegführung im
Gebirgslande begründet. Die geringen, stellenweise sogar von bedenklichen
Mißerfolgen unterbrochenen Fortschritte schienen den Zweifeln des
deutschen Generalstabschefs recht zu geben. Am 8. Februar drahtete er an
General v. Conrad, daß ihm das Ziel, dort einen entscheidenden Am-
schwung herbeizuführen, „vorläufig nicht erreichbar zu sein schiene, obgleich
er es für später im Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit des österreichisch-
ungarischen Heeres nach wie vor bestimmt erhoffe". General v. Conrad
hingegen sah zu diesem Zeitpunkt die Lage günstiger an. Allerdings ver-
sprach auch er sich nur noch von dem Neueinsah von Verstärkungen bei der
deutschen Südarmee, wie ihn General v. Linsingen am 10. Februar erbat,
ein „volles und rasches Gelingen der Operationen". In einer Drahtung
vom 11. Februar an General v. Falkenhayn hieß es: „Von uns werden un-
unterbrochen alle anderwärts entbehrlichen Kräfte nach den Karpaten ab-
transportiert." Gleichzeitig bat er, „dringend erwägen zu wollen, ob nicht
irgendwo eine deutsche Division freigemacht und rasch zur Südarmee ge-
führt werden könnte". General v. Falkenhayn war bestrebt, diesem Wunsch
zu entsprechen, und ersuchte am 13. Februar zunächst den Oberbefehls-
haber Ost, eine Infanterie-Division der 9. 2lrmee1) an einer selbst-
gewählten Eisenbahnlinie so zu verteilen, daß ihr Abtransport jederzeit
) S. 168.
Verhandlungen über neue deutsche Verstärkungen.
109
schnellstens erfolgen könne. Tags darauf erneuerte General v. Conrad seine
dringende Bitte, „im Interesse raschen, erfolgreichen Vorwärtskommens der
Südarmee, deren eheste Verstärkung durch eine deutsche Infanterie-Division
in geneigte Erwägung zu ziehen".
Als Antwort auf die letzte Bitte des Generals v. Linsingen um Ver-
stärkungen teilte ihm die österreichisch-ungarische Heeresleitung am 15. Fe-
bruar mit, daß sie nunmehr beabsichtige, die Südarmee durch die in Polen
freiwerdende österreichisch-ungarische 5. Division zu verstärken, und daß
auch die deutsche Oberste Heeresleitung die Zusendung einer Division in
Aussicht gestellt habe, sobald die Verhältnisse es erlauben würden. Am
18. Februar befahl dann die deutsche Oberste Heeresleitung den Ab-
transport der 4. Infanterie-Division aus dem Bereich der 9. Armee zur
Südarmee.
Die Ereignisse in der Mitte und auf dem linken
Flügel der Karpate n-Front vom 6. bis
15. Februar 1915.
Noch weniger erfolgreich als bei der Südarmee waren inzwischen die
Kämpfe in der Mitte und auf dem linken Flügel der Karpaten-Front ver-
laufen. Einen Augenblick hatte es geschienen, als ob eine Unterstützung des
Angriffs der österreichisch-ungarischen 3. Armee durch den Südflügel der
bisher an den Kämpfen unbeteiligt gebliebenen 4. Armee ermöglicht werden
könnte. Das Oberkommando dieser Armee hatte am 10. Februar der
Heeresleitung vorgeschlagen, mit dem eigenen rechten Flügel über Vanica
auf Zmigrod anzugreifen. Dieser Plan war indessen nicht zur Durch-
führung gekommen, weil auch die Teilnahme des linken Flügelkorps der
3. Armee an dem Angriffe gefordert wurde, dieses jedoch infolge der eigenen
Kämpfe hierzu nicht in der Lage gewesen war. Am 10. Februar waren bei
der österreichisch-ungarischen 3. Armee das XVII. sowie Teile des
III. Korps westlich des Laborcza-Tales zum Gegenangriff angetreten, um
den über den Dukla-Paß und Lupkow eingebrochenen Feind zurückzuwerfen
und dadurch den für die Fortführung der Offensive überaus wichtigen
Raum um Mezölaborcz wiederzugewinnen^). Der Angriff stieß indessen
auf hartnäckigen Widerstand und vermochte in erbittertem, wechselvollem
Ringen die Russen nur bis an die Ondava zurückzudrängen. Da der Chef
des Generalstabes der 3. Armee, Generalmajor Boog, die Fortsetzung des
Angriffs für aussichtslos hielt, andererseits aber den Besitz des rechten
Ondava-Ilfers als Vorbedingung für den geplanten Angriff des VII. und
9 S. 104.
110
Die Karpaten-Offensive.
16. bis
22. Februar.
X. Korps ansah, regte er unter Hinweis auf den Vorschlag der 4. Armee
vom 10. Februar bei der österreichisch-ungarischen Heeresleitung an, die
hierfür bestimmten KrästeH nunmehr in den Kampfraum des XVII. Korps
zu verschieben. Als General v. Conrad sich hierauf nicht einlassen wollte,
griff schließlich die 3. Armee auf den Vorschlag einer Offensive des Süd-
flügels der 4. Armee zurück, die aber nicht vor dem 17. Februar beginnen
konnte. So kam es am 15. Februar nur noch beim VII. Korps zum Angriff.
Cr führte jedoch an diesem Tage zu keiner Entscheidung.
Auch auf der übrigen Armeesront hatten die Operationen nicht den
erhofften Verlaus genommen. In der Mitte, beim V., XVIII. und
XIX. Korps, war es sogar zu neuen Rückschlägen und beträchtlichem Ge-
ländeverlust gekommen. Gegen das noch nördlich des San stehende V. Korps
waren die Russen beiderseits umfassend vorgegangen und hatten es zur Auf-
gabe des Nordufers gezwungen. Die Lage gestaltete sich hier so bedrohlich,
daß General v. Boroevic sich gezwungen sah, am 13. Februar die eigentlich
zur Stützung der Front des XIX. Korps bestimmte 9. Infanterie-Division
des VIII. Korps beim V. einzusetzen. Schon früher waren die auf dem
rechten Armeeflügel, bei der Gruppe Szurmay, von neuem unternommenen
Versuche, den Russen den Raum um Vorynia zu entreißen, erfolglos ge-
blieben. Bereits am 10. Februar war die Einstellung des Angriffs der
Gruppe Szurmay befohlen worden.
Als General der Kavallerie v. Boehm-Crmolli, der am 12. Februar
den Befehl über die neue 2. Armee, bestehend aus der Gruppe Szurmay,
dem V., XVIII. und XIX. Korps, zu dem noch die 34. Infanterie-Divi-
sion trat, übernahm, fand er eine äußerst schwierige Lage vor: die von der
Heeresleitung in Marsch gesetzten sechs Verstärkungs-Divisionen") waren
erst im Anrollen, die Front wankte in der Mitte und am linken Flügel.
Trotzdem befahl er für den 16. Februar, daß die äußeren Flügel ihre Stel-
lungen zu halten, die Mitte den verlorenen Raum nördlich Cisna wieder-
zunehmen hätten.
Die Ereignisse aus dem rechten Heeresflügel, Süd-
armee und Armeegruppe Pflanzer, von Mitte bis
Ende Februar 1915.
Karten Nr. 10, 14 und 15, Skizze s.
Nachdem die Russen in der Nacht zum 16. Februar Kolomea vor der
Westgruppe der Armee Pflanzer-Baltin aufgegeben hatten^), und diese im 1 2
1) 13. und 26. Infanterie-Division unter Feldmarschalleutnant Kralicek.
2) 13. Infanterie-Division, 38. und 41. Infanterie-Division von der 4. Armee,
27., 31. und 32. Infanterie-Division von der Armee Woyrsch. — 3) S. 105.
Heftige russische Gegenangriffe gegen die deutsche Südarmee.
IN
Vordringen gegen Dolina war, schienen alle Vorbedingungen erfüllt, der
Südarmee nun endlich die Überwindung des Gebirges zu ermöglichen. Die
hier bereits am 13. Februar einsetzenden russischen Gegenangriffes verstärkten
sich jedoch in den nächsten Tagen derart, daß am 19. Februar die auf dem
äußersten Ostflügel der Südarmee beiderseits des Swica-Tales stehenden
Teile der österreichisch-ungarischen 19. Division vor dem Drucke des
Gegners auf den Grenzkamm zurückwichen. Auch die eben erst gewonnene
Höhe Kalinowce ging verloren, und die linke Umgehungskolonne des
Korps Gerok mußte das Mizunka-Tal wieder räumen und sich an die in
breiter Front gegenüber Seneczow stehende 48. Reserve-Division heran-
ziehen. So stand das XXIV. Reservekorps, auf seiner ganzen Front in
die Verteidigung zurückgeworfen, wieder auf den Grenzhöhen südlich der
Veskid-Klause und des Wyszkower-Sattels. Diese Vorgänge nötigten
dazu, auch die auf Tuchla angesetzte rechte Umfassungskolonne des Korps
Hofmann auf die Höhen hart östlich des Tales von Rozanka zurück-
zunehmen. Auf dem linken Armeeflügel mühte sich die 1. Infanterie-
Division weiter vergeblich um den Besitz der Zwinin-Stellung ab, die
3. Garde - Infanterie - Division hielt sich gegen starke Angriffe südlich
Zawadka.
Die Kräfte der Südarmee waren erschöpft, darüber ließen Berichte
des Generals v. Gerok und Feldmarschalleutnants Hofmann keinen Zweifel.
Die Russen verstärkten sich dauernd vor der Armeefront, ein weiterer
Angriff ließ, selbst nach Einsatz der in Aussicht stehenden Verstärkungen,
keinen Erfolg erhoffen. Die Schwierigkeiten der Truppenentfaltung in dem
immer noch tief verschneiten Gebirge waren zu groß. Infolgedessen hatte
sich General v. Linsingen, einer Anregung des Generals v. Conrad folgend,
am 16. Februar dahin ausgesprochen, die neu in Aussicht gestellten Kräfte
— deutsche 4. und österreichisch-ungarische 5. Infanterie-Division — auf
dem linken Flügel der Armeegruppe Pflanzer einzusetzen, die voraussichtlich
Dolina in Kürze in ihre Hand bringen würde. Doch konnte infolge der
geringen Leistungsfähigkeit der Bahn nach Delatyn zunächst nur die öster-
reichisch-ungarische 5. Infanterie-Division der Armeegruppe Pflanzer zu-
geführt werden. Die Ausladung der deutschen 4. Infanterie-Division
mußte in den Raum Munkacs—Volovec südlich des Gebirges verlegt
werden. Am aber den Westflügel der Armeegruppe Pflanzer für ihre Auf-
gabe möglichst stark zu machen, beschloß General v. Linsingen, die deutsche
5. Kavallerie-Division ebenfalls dorthin zu sendenH; sie mußte indessen der
schwierigen Transportverhältnisse wegen auf Fußmarsch angewiesen
i) S. 108. — 2) Die in der Front eingesetzten Teile der deutschen 5. Kavallerie-
Division (vgl. S. 98) traten wieder zur Division zurück.
112
Die Karpaten-Offensive.
werden. Zn gespannter Erwartung verfolgte das Oberkommando der Süd-
armee die Vorgänge nördlich der Karpaten: alles hing davon ab, den Raum
um Dolina schnell zu erreichen. Am 20. Februar besetzte der rechte Flügel
der Angriffsgruppe des Generals v. Pflanzer Stanislau, die Hauptkräfte
blieben im Vorgehen gegen die Linie Kalusz—Dolina. Gleichzeitig unter-
stellte General v. Pflanzer die österreichisch-ungarische 5. Kavallerie- sowie
die 6. Infanterie-Division dem deutschen Generalleutnant Freiherrn Mar-
schall, der vom Oberkommando der Südarmee zu ihm entsandt war, um den
engen Zusammenhalt in den Operationen der beiden Armeen zu gewähr-
leisten. Zu diesen Formationen trat am 21. Februar noch das
XIII. Korps, dessen Führer erkrankt war. Alles schien sich auf das glück-
lichste zu entwickeln: Mit der kaum noch zu bezweifelnden Einnahme von
Dolina waren die Rückzugslinien der vor Mitte und rechtem Flügel der
Südarmee stehenden russischen Kräfte durchschnitten. Da gingen am
21. Februar starke feindliche Kräfte, von drei Seiten umfassend, zum
Gegenstoß gegen Stanislau vor. Aus der gegen die Czeczwa voreilenden
Gruppe Marschall sowie aus der Ostgruppe bei Horodenka mußten Kräfte
herausgezogen und die ersten in Delatyn gerade eintreffenden Teile der
5. Infanterie-Division herangeholt werden; nur mit Hilfe dieser Ver-
stärkungen konnte Stanislau zunächst gehalten werden.
Am 23. Februar begann jedoch auch vor der Gruppe Marschall der
russische Widerstand sich zu versteifen, so daß ihr Vorgehen an der Czeczwa
zum Stehen kam. Auf dem rechten Flügel gelang es zwar mit Hilfe der
eingetroffenen Verstärkungen, den Gegner in den Tagen vom 24. bis
26. Februar auf Iezupol und Halicz zurückzuwerfen, dann aber gingen die
Russen gegen den Westflügel zum Angriff über und drückten ihn hinter die
Lomnica zurück. Am Abend des 26. Februar stand das XIII. Korps,
dessen Führung General der Infanterie Varon Rhemen wieder übernom-
men hatte, hinter der Lomnica, mit linkem Flügel gegenüber Perehinsko,
anschließend nach Norden die Gruppe Marschall vor Kalusz. Weiterhin
verlief die Front, ungefähr der Bahn Kalusz—Stanislau folgend, bis in
die Gegend von IezupolZ. Der Dniester war bis nahe an die russische
Grenze durch schwache Abteilungen gesichert, dann sprang die Front bis an
den Pruth zurück.
Gegen die Südarmee hatten die Russen nach ihrem Erfolge vom
19. Februar") die Angriffe im wesentlichen eingestellt. Vei der 1. In-
fanterie- und 3. Garde-Infanterie-Division wurde mit wechselndem Er-
folge gekämpft.
0 Einteilung der Armee siehe Skizze s. — 2) S. 111.
Ernster Rückschlag bei der Armeegruppe Pflanzer-Baltin.
113
Die außerordentliche Bedeutung, die dem raschen Vorschreiten der
Armeegruppe Pflanzer in nordwestlicher Richtung zukam, hatte General
v. Linsingen veranlaßt, am 22. Februar von neuem die Unterstellung des
linken Flügels dieser Armee unter seinen Befehl zu beantragen, um die
Einheitlichkeit der Operationen der Südarmee mit ihren bereits nördlich
der Karpaten stehenden Teilen zu sichern. General v. Conrad glaubte
jedoch, durch eine Teilung der Armeegruppe Pflanzer die einheitliche
Führung zwischen Dniester und Lomnica zu gefährden, und lehnte daher
die Bitte des Generals v. Linsingen ab; im Einvernehmen mit ihm unter-
stellte er die nördlich der Karpaten stehenden Teile der Südarmee (öster-
reichisch-ungarische 5. Infanterie-, 10. und deutsche 5. Kavallerie-Division)
dem General v. Pflanzer. Gleichzeitig bat General v. Linsingen, die Ver-
stärkulig der Südarmee durch die deutsche 3. Infanterie-Division bei der
deutschen Obersten Heeresleitung zu beantragen. General v. Falkenhayn
lehnte indessen diesen Antrag ab, nachdem der von ihm befragte Ober-
befehlshaber Ost sich außerstande erklärt hatte, weitere Kräfte zur Ver-
fügung zu stellen.
Die Vorbereitungen zur Offensive der österreichisch-
ungarischen 2. uni) 3. Armee und die Vorgänge an der
Front vom Azsoker-Paß bis zur Weichsel bis Ende
Februar 1915.
Karten Nr. 9, 14 und 15.
Bei der 3. Armee war inzwischen der beiderseits der Bahn Homonna—
Przemysl unternommene Versuch des VII. Korps, den Raum um Mezö-
laborcz wiederzugewinnen, trotz des Einsatzes der 21. Infanterie-Division
(VIII. Korps) auf dem rechten Flügel nach anfänglichen Teilerfolgen
gescheitert. Auf Antrag des Kommandierenden Generals des VII. Korps,
Erzherzogs Joseph, befahl General v. Boroevic, die Front vom Feinde
abzusehen, um den völlig erschöpften Truppen wenigstens etwas Erholung
zu geben. Ebenso war der am 17. Februar unternommene Vorstoß der
inneren Flügel der 3. und 4. Armee gegen den Raum um VanicaH nach
Anfangserfolgen steckengeblieben, da die Rusien rasch herbeigeholte Ver-
stärkungen in den Kampf warfen. Rach einigen Verhandlungen der beiden
Armeekommandos mit der österreichisch-ungarischen Heeresleitung entschied
diese, daß der Angriff abgebrochen und die Truppen in die Ausgangs-
stellungen zurückgenommen würden; diese Bewegungen vollzogen sich
reibungslos in der Nacht zum 23. Februar. Der einzige Erfolg des
0 S. 104 und 110.
Weltkrieg. VII. Band. 8
17. bis
23. Februar.
114
Die Karpaten-Offensive.
Unternehmens^) bestand darin, daß nunmehr die inneren Flügel beider
Armeen unmittelbaren Anschluß gewonnen hatten. Bei der 4. Armee war
die Lage unverändert geblieben. Da die Verhältnisse bei der Armeegruppe
Pflanzer das Herauslösen des XL Korps sowie einer weiteren Division
aus ihrer Front erforderten, schwand damit die Möglichkeit für eigene
Angriffsunternehmungen fast völlig.
Inzwischen wurde Hilfe für die belagerte Festung Przemysl immer
dringender. Der Kommandant, General,der Infanterie v. Kusmanek, hatte
bereits am 10. Februar gemeldet, daß die Verpflegung nur noch bis Mitte
März reiche; Kaiser Franz Joseph drängte ebenfalls auf Entsatz der
Festung. Auf Grund solcher Erwägungen hatte der Führer der 2. Armee,
General der Kavallerie v. Boehm-Crmolli, am 19. Februar seinen Ope-
rationsplan in Teschen vorgelegt. Cr beabsichtigte, beiderseits der Straße
nach Valigrod mit einer aus fünf Divisionen bestehenden Angriffsgruppe
unter General der Kavallerie v. Tersztyanszky") auf Lisko vorzustoßen.
Vorbedingung hierfür war aber die Venuhungsmöglichkeit der Kleinbahn
Lupkow—Cisna, da sonst der gesamte linke Armeeflügel auf die einzige
wirklich leistungsfähige Straße Takcsany—Cisna angewiesen war. In-
folgedessen sollte vor Beginn der Operation der Raum um Mezölaborcz
und damit die Bahn bis Lupkow durch gemeinsamen Vorstoß der inneren
Flügel der 2. und 3. Armee wiedergewonnen werden.
General v. Boehm-Crmolli verhehlte sich freilich nicht, daß es sich
wiederum um einen reinen Frontalangriff, und zwar unter Verzicht
auf das Zusammenwirken mit der Südarmee und der Armeegruppe
Pflanzer, handelte. Infolgedessen glaubte er gleichzeitig darauf Hinweisen
zu sollen, daß er in Anbetracht der erheblichen Schwierigkeiten des vor-
geschlagenen Frontalangriffes die kraftvolle Weiterführung der Offensive süd-
lich des Dniester für weit aussichtsreicher hielte und daher bereit wäre, zwei
Divisionenb) seiner Armee, die sich dann natürlich auf die Defensive be-
schränken müßte, zur Verstärkung der Armeegruppe Pflanzer zur Verfügung
zu stellen. General v. Conrad lehnte diesen Vorschlag ab, weil die
Wirkung der Operation für die Festung Przemysl zu spät kommen würde,
und weil er annahm, daß die Russen in der Lage sein würden, mittels
des besseren galizischen Vahnnetzes schneller starke Kräfte in das Dniester- 1
1) An dem Angriff waren beteiligt, von der
3. Armee: Teile der 28. Infanterie-Division,
4. Armee: Teile der 10., 26. und 13. Infanterie-Division.
2) Zur Angriffsgruppe Tersztyanszky gehörten: 43., 27., 29., 34. und 41. Infan-
terie-Division. Dahinter 32. Infanterie-Division.
--) IV. Korps (31., 32.).
Die zweite Offensive der österreichisch-ungarischen Heeresmitte.
115
Gebiet zu werfen als das eigene Heer auf den wenig leistungsfähigen
Karpaten-Vahnen. So entschied sich General v. Conrad für den von der
2. Armee vorgeschlagenen Frontalangriff. Das Oberkommando der 2. Armee
ging nur mit schwersten Bedenken an seine Ausführung. Als starke Regen-
fälle Hochwasser im Gebirge hervorriefen und hierdurch Brücken sowie
Straßen — besonders die nach Cisna führende — gefährdet waren, dachte
General v. Boehm-Crmolli ernsthaft an eine Verschiebung der Offensive
bis zum Eintritt günstigerer Witterung. General v. Conrad jedoch drängte;
die bedrohte Lage der Festung Przemysl übte einen zwingenden Einfluß
aus. Cr ließ dem Chef des Generalstabes der 2. Armee seine Auffassung
übermitteln, daß der schwierige Frontalangriff gegen Lupkow sich erübrigen
könnte, wenn die 2. Armee mit einer starken Gruppe in nordwestlicher Rich-
tung in die Gegend nördlich von Lupkow vorstieße. Anter diesen Be-
dingungen sicherte auch die 3. Armee tatkräftige Unterstützung zu. General
v. Boehm-Crmolli glaubte, mit Rücksicht auf die Festung Przemysl sich
nicht länger sträuben zu dürfen. Beide Armeen vereinbarten nunmehr als
Zeitpunkt des Beginnes des vorbereitenden Angriffes ihrer inneren Flügel
den 26. Februar, .einen Tag später sollte dann die Hauptangriffsgruppe der
2. Armee, die Gruppe Tersztyanszky, antreten.
General v. Boroevic erließ am 23. Februar den Angriffsbefehl: der
äußerste rechte Flügel (24. Infanterie-Division) sollte gegen die Linie
Vidrany—Mezölaborcz, Gruppe Krautwald (2., 21., 45. Infanterie-
Division, zusammengesetzte Brigade) beiderseits des Laborcza-Tales auf
Laborczfö, das VII. Korps (17. und 20. Infanterie-, 1. Kavallerie-
Division) über Havaj gegen Miko vorgehen, während der linke Flügel
— Gruppe Kritek (11. Infanterie-, 4. Kavallerie-Division, 1. Landsturm-
Brigade) und III. Korps (22. und 28. Infanterie-Division) — seine
Stellungen zu halten hatte.
Als am Abend des 24. Februar General v. Boehm-Crmolli gerade
die letzten Befehle für den Angriff seiner Armee ausgab, hatten Regen
und Tauwetter die Hauptnachschubstraße seiner Armee zwischen Takcsany
und der Grenze völlig unbrauchbar gemacht. Trotz fieberhafter Anstren-
gungen zur Beseitigung dieser neuen Schwierigkeiten mußte der Beginn
der Offensive nochmals um 24 Stunden verschoben werden.
An der Front der 2. und 3. Armee hatten inzwischen die Kämpfe
ununterbrochen fortgedauert und zu einer starken Vermischung der Ver-
bände geführt: von 6% Divisionen, die zur Verstärkung herangeführt
waren, war nur noch eine (32.) als geschlossene Reserve übrig. Bei der
Gruppe Szurmay und dem V. Korps hatten die 38. und Teile der 27.,
beim XVIII. Korps die 9. und beim XIX. die 41. Division eingesetzt
24. bis
26. Februar.
116
Die Karpaten-Offensive.
werden müssen. Trotz aller dieser Schwierigkeiten hatte indessen die
Bereitstellung der Gruppe Tersztyanszky bis zum Abend des 26. Februar
planmäßig durchgeführt werden können.
<i) Die letzten Versuche zum Entsatz von Przemysl.
Hierzu Karten Nr. 14, 15 und Skizzen q, r, ,s.
Der Angriff der österreichisch-ungarischen 2. und
3. Armee von Ende Februar bis Mitte März.
27. Februar Am 27. Februar konnten endlich die 2. Armee sowie der rechte Flügel
bis 1, Marz. ^ ^ dlichtrlng auf Valigrod und den Paßübergang von Lupkow an-
treten; überall traf man jedoch sofort aus heftigen Widerstand. Schon der
Verlauf der ersten Tage zeigte, daß der Angriff mißlingen würde. Weder
konnte der linke Flügel der 2. Armee gegen Lupkow noch der auf Vidrany
angesetzte rechte Flügel der 3. Armee nennenswert vorwärtskommen.
Auch der am 28. Februar beginnende Angriff der Mitte der 3. Armee
und die gegen Valigrod vorgehende Gruppe Schmidt (27., 32., 43. Division)
der 2. Armee hatten nur geringen Erfolg. Dagegen konnte auf dem rechten
Angriffsflügel das in Richtung auf Tworylne am San angreifende
XVIII. Korps dem Gegner einige Vorstellungen entreißen, östlich davon
das V. Korps in Gegend Chmiel mit dem Brückenschlag über den San
beginnen. Am den Angriff mit dem Schwerpunkt auf Valigrod weiter-
zutreiben, stellte General v. Boehm-Ermolli der Gruppe Tersztyanszky die
13. und 31. Division zur Verfügung.
2. bis 13.März. Am 2. und 3. März gingen die Russen ihrerseits zum Angriff vor,
sowohl beiderseits der Straße nach Valigrod als auch gegen die 3. Armee
im Laborcza-Tale; sie wurden indessen abgewiesen.
Die geringen, bisher erzielten Erfolge veranlaßten General v. Conrad
am 3. März, noch einmal dringend alle Armeen aufzurufen, „den Feind aus
West- und Mittelgalizien zu vertreiben und hierdurch den Entsatz von
Przemysl herbeizuführen. Dieser Entsatz", so hieß es in dem Telegramm
an die Armeen weiter, „muß mit Rücksicht auf die Vorräte der Festung bis
längstens Mitte März erfolgen und ist für die gesamte Lage von größter
Bedeutung". Den Hauptstoß in Richtung auf die belagerte Festung hatte
die 2. Armee zu führen. Von den übrigen Armeen sollte die 3. sich mit
rechtem Flügel diesem Angriff anschließen, die 4. möglichst starke Kräfte an
ihrem rechten Flügel versammeln und in Richtung auf Zmigrod vorgehen.
Beide Armeen hatten im übrigen den Feind vor ihrer Front zu fesseln und,
sobald er versuchte, Kräfte abzuziehen, ebenfalls zum Angriff zu schreiten.
Die Südarmee sollte möglichst schnell den Raum von Dolina erreichen,
Das Scheitern des Angriffs der österreichisch-ungarischen 2. und 3. Armee. 11?
die Armeegruppe Pflanzer nach Eintreffen des XI. Korps den Angriff
wiederaufnehmen.
Indessen blieb die Wirklichkeit erheblich hinter diesen Wünschen der
österreichisch-ungarischen Heeresleitung zurück. Trotz aller Anstrengungen
kam die 2. Armee auch in den nächsten Tagen nicht wesentlich vorwärts.
Als am 5. März ein aus dem rechten Flügel der 3. Armee unternommener
neuer Angriffsversuch unter schwersten Verlusten scheiterte, glaubte General
v. Voroevic die Einstellung der Offensive seiner Armee befehlen zu müssen.
Die österreichisch-ungarische Heeresleitung verfügte indessen auf Vor-
stellungen der 2. Armee hin am 6. März abends, daß die Offensive mit
allen Mitteln fortzusetzen sei, auch die 3. Armee habe nicht nur mit ihrem
rechten Flügel weiter anzugreifen, sondern auch an der ganzen übrigen
Front den Gegner zum mindesten zu fesseln. Am 10. März erreichte die
Offensive ihren Höhepunkt. Auf dem rechten Flügel der 2. Armee waren
die Rüsten über den San zurückgedrängt worden, auch die Angriffsgruppe
Tersztyanszky hatte auf Valigrod und Lupkow Gelände gewinnen können,
doch war man von den Außensorts der Festung Przemysl immer noch
etwa 50 Irrn. entfernt. Der Feind aber schien einen großangelegten Gegen-
angriff vorzubereiten. Bereits am 11. März setzte dieser östlich Lupkow ein
und warf den linken Flügel der 2. Armee in seine Ausgangsstellung
zurück. Trotzdem wurde der Angriff auf der übrigen Armeefront fort-
gesetzt — das Schicksal von Przemysl hing von ihm ab! Aber er konnte
auch jetzt nicht durchdringen. Allen weiteren Plänen machte am 13. März
ein neuer russischer Gegenstoß ein Ende. Der linke Armeeflügel wurde
durchbrochen: der eigene Angriff war damit gescheitert, alles kam jetzt
darauf an, die Front zu stützen. Die 3. Armee hals durch Verlängerung
ihres Abschnittes bis in die Gegend von Lupkow. Am 14. März sah sich
General v. Boehm-Crmolli gezwungen, die Einstellung des Angriffes
anzuordnen.
Auch die 4. Armee hatte sich an dem allgemeinen Angriff beteiligen
sollen. Am 7. März war Feldmarschalleutnant v. Arz mit dreieinhalb
Divisionen (12., I^26., 8., 10.) gegen Gorlice, mit zwei Divisionen (39.,
51.) gegen Staszkowka angetreten. Der Angriff war jedoch nach anfäng-
lichen Erfolgen stecken geblieben; seine Weiterführung mußte bis zum Ein-
treffen von Verstärkungen auf den 17. März verschoben werden.
Die Kämpfe der Südarmee.
Auch bei der Südarmee waren die Versuche, den Gegner von den be- r«. Februar
herrschenden Kammhöhen zu werfen, nicht aufgegeben worden. Am 26. Fe-M»rz.
bruar hatte General v. Gerok eine neue Umfassung noch östlich des Swica-
118
Die Karpaten-Offensive.
Tales angesetzt. Ungeachtet der Ungunst der Witterung und des Geländes
war es der Umsassungskotonne gelungen, sich bis zum 1. März bis aus die
Höhen südwestlich der Höhe 1589 vorzuarbeiten und dort zum Angriff
bereitzustellen. Inzwischen hatte General v. Pflanzer am 27. Februar die
am 1. März eintreffende deutsche 4. Infanterie-Division zur Stützung
seines linken Flügels erbeten. General v. Linsingen war aber nach der
veränderten Lage bei der Armee Pflanzer und wegen der Wiederaufnahme
der Offensive der 2. und 3. Armee der Ansicht, daß nunmehr die Entscheidung
bei der Südarmee läge; er lehnte daher die Bitte des Generals v. Pflanzer
ab. Auch die österreichisch-ungarische Heeresleitung hatte am gleichen Tage
wieder auf energischen Angriff gedrängt. Am 3. März gingen ihre schon
erwähnten^) ausführlichen Weisungen für die weitere Führung der Ope-
rationen an der gesamten Karpaten-Front ein, nach denen der Südarmee
die Aufgabe blieb, mit aller Kraft den Raum um Dolina zu erreichen.
General v. Linsingen beschloß, die 4. Infanterie-Division der Gruppe
Hofmann zuzuteilen und am 7. März auf der ganzen Armeesront von neuem
zum Angriff vorzugehen. Den Hauptstoß sollte die 4. Infanterie-Division
westlich des Mizunka-Tales in nordöstlicher Richtung führen, um die
Straße nach Dolina zu gewinnen. Das Korps Gerok hatte rechts davon
in doppelter Amfassung den Gegner aus seiner Höhenstellung südlich
Wyszkow zu werfen. Links anschließend an die 4. Infanterie-Division sollte
der rechte Flügel des Korps Hofmann über die Magura (Höhe 1365) die
Stellung der Russen bei Tuchla rechts umfassend angreifen, der linke die
Klewa südwestlich Tuchla nehmen und im Anschluß an die 1. Infanterie-
Division vorgehen. Diese war im Verein mit der 3. Garde-Infanterie-
Division gegen die Höhenlinie Ostry—-Ostrog—Zwinin angesetzt. Am das
Zusammenwirken mit dem linken Flügel der Armee Pflanzer zu sichern,
hatte General v. Linsingen am 5. März noch einmal die Anterstellung der
österreichisch-ungarischen 5. Infanterie-Division oder des XIII. Korps
unter seinen Befehl beantragt, doch hatte General v. Conrad den, Antrag
abgelehnt.
Am 6. März scheiterte der Angriffsversuch der östlichen Amfassungs-
kolonne der Gruppe Gerok gegen die Höhen bei Punkt 1589. Tags darauf
trat die Slldarmee zu neuem Angriff an. Cr vollzog sich von Anfang an
unter ungünstigen Bedingungen: das Thermometer war unter 23° gefallen,
ein heftiger Schneesturm hatte das Gebirge mit einer 2 m, hohen Schnee-
decke überzogen. Dichter Nebel hinderte jede Artilleriewirkung. So
konnte der Angriff entscheidende Erfolge nicht erringen. Weder die Gruppe
119
Neue Angriffsversuche der deutschen Südarmee.
Gerok noch das Korps Hofmann hatten wesentlichen Geländegewinn zu ver-
zeichnen. Am 10. März vermochte die 1. Infanterie-Division auf dem
Sattel zwischen den beiden Höhen des Zwinin festen Fuß zu fassen. Am
diesen Erfolg zu erweitern, beabsichtigte General v. Linsingen, die 4. Infan-
terie-Division hier einzusetzen. Da aber Feldmarschalleutnant Hofmann
meldete, daß er bei der allgemeinen Erschöpfung seiner Truppe nicht die
ganze Division entbehren könne, wurde nur eine Brigade entsandt. Diese
Hilfe genügte nicht, eine entscheidende Wendung herbeizuführen. Am
13. März gingen die Muffen zu heftigen Gegenstößen über, die aber im
allgemeinen abgewiesen wurden.
Am gleichen Tage hatte General v. Linsingen eine Anfrage des deut-
schen Generalstabschefs, ob noch für den März Aussicht auf Durchkommen
durch das Gebirge bestände, unter der Voraussetzung bejaht, daß der An-
griff auf der gesamten Karpaten-Front fortgesetzt würde, und daß
milderes Wetter einträte. Am 17. März traf jedoch die Weisung von der
österreichisch-ungarischen Heeresleitung ein1), daß der Angriff bis zum Ein-
treffen der Ergänzungen im wesentlichen nur noch von der Südarmee und
der Armee Pflanzer fortgeführt werden sollte. General v. Linsingen legte
daher am 18. März in einem Immediatbericht an den Deutschen Kaiser
seine Auffassung der Gesamtlage an der Karpaten-Front dar: Nach den
bisherigen Erfahrungen böte ein frontaler Durchbruch durch das Gebirge
keine Aussicht auf Erfolg, wohl aber ein mit starken Kräften nördlich der
Karpaten geführter Angriff. Cr glaubte, das Gelingen dieser Operation
zusichern zu können, wenn hier eine starke Armee unter deutscher Führung
versammelt würde. Hierzu müßten die drei deutschen Divisionen der Süd-
armee, die fortan defensiv zu bleiben habe, herausgelöst und wegen der un-
günstigen Bahnverhältniffe im Fußmarsch auf den linken Flügel der Armee
Pflanzer geführt werden. Erwünscht wäre ihre Verstärkung durch eine
weitere deutsche Division und ein österreichisch-ungarisches Korps. Der
Aufmarsch würde zwei bis drei Wochen beanspruchen.
Am 20. März ging die Südarmee entsprechend den Weisungen des
Generals v. Conrad von neuem zum Angriff vor, doch kam es nur zu rein
örtlichen Erfolgen.
Die Ereignisse nördlich der Karpaten bei der Armee-
gruppe Pflanzer bis zum 22. März.
In der Zwischenzeit hatte sich auch auf dem äußersten rechten Flügel
der Karpaten-Front ein Amschwung angebahnt. Ende Februar war es den
0 S. 124.
120
Die Karpaten-Offensive.
Rüsten gelungen, das XIII. Korps auf dem linken Flügel der Armee-
gruppe Pflanzer nach Osten an die Lomnica zurückzuwerfen^). Glücklicher-
weise konnten die ersten eingetroffenen Teile des XI. Korps die Lücke not-
dürftig schließen; auch vom Dniester-Schuh waren Verstärkungen heran-
geholt, obwohl der Russe auch hier Angriffsversuche unternommen hatte. Da
nunmehr aber die rechte Flanke seiner Westgruppe stark bedroht war, nahm
General v. Pflanzer bis zum 4. März die Front in die Linie Ottynia
—südöstlich Bohorodczany—Solotwina und südwestlich davon zurück. So
war auch der Westflügel der Armeegruppe Pflanzer bereits Anfang März
in die Defensive gedrängt worden. Zur Stützung seines linken Flügels
setzte General v. Pflanzer die neueingetroffene 30. Division des XI. Korps
hier ein und zog bei Obertyn unter General Freiherrn Marschall die deutsche
5. und österreichisch-ungarische 10. und 5. Kavallerie-Division sowie die
Gruppe Lilienhoff zum Angriff auf Tlumacz zusammen; auch den Rest des
XI. Korps (15. Division) ließ er nach Obertyn, die österreichisch-ungarische
6. Kavallerie-Division nur bis Kuty-Wiznitz heranführen.
Vis zum 13. März dauerten bei der Westgruppe heftige, aber unent-
schiedene Kämpfe an. An diesem Tage brachen die Russen mit vier
Kavallerie-Divisionen und einer Schützen-Brigade gegen die Gruppe
Marschall vor und warfen sie zurück. Durch Gegenstoß und schnell heran-
geholte Verstärkungen gelang es aber, den russischen Angriff zum Stehen
zu bringen. Nachdem auch am 17. und 18. März neue feindliche Vorstöße
gescheitert waren, trat Ruhe ein. Auf dem rechten Flügel der Armee wurde
die nur sehr schwache Ostgruppe durch die 6. Kavallerie-Division und die
88. Schützen-Brigade^) verstärkt und unter den Befehl des Führers des
XI. Korps, Feldmarschalleutnants Ljubicic, gestellt. Vis zum 22. März
wurde hier der Dniester bei Zaleszczyki erreicht. Südöstlich davon gingen
die Russen über die Grenze zurück.
Der Fall der FestungPrzemysl.
Die Hoffnungen, die General v. Conrad an die Ende Februar in
Gang gesetzte Offensive nahezu seiner ganzen Front südlich der Weichsel
geknüpft hatte, waren nicht in Erfüllung gegangen. Die Lage der Festung
Przemysl gestaltete sich immer bedenklicher. Am 11. März meldete das
Festungskommando, daß bei äußerster Streckung sämtlicher erfaßbaren
Lebensmittel die Festung allenfalls bis zum 24. März zu halten wäre. In
einer Drahtung vom 14. März an General v. Falkenhayn sah sich General
v. Conrad zum Eingeständnis des Mißerfolges der bisherigen Operationen
0 Skizze s. — 2) Mit dem XI. Korps herangeführt.
General v. Conrad bittet von neuem um deutsche Verstärkungen
121
gezwungen. Gleichwohl hielt er am Gedanken der Fortsetzung des Angriffs
fest: „Bezüglich Lage Przemysl bitte ich zur Kenntnis zu nehmen, daß der
mit allen verfügbaren Kräften unternommene Durchbruch der eigenen
2. Armee bisher nicht genügend weit durchdringen konnte, weil die
abnormalen, außerordentlich ungünstigen Witterungsverhältniffe bis zu
23° Kälte und meterhoher Schnee und die dadurch hervorgerufenen Schwie-
rigkeiten des Fortkommens und Nachschubes sowie enorme Standes-
abgänge durch Erkrankungen, besonders Erfrieren, ein rasches Vordringen
in dem an und für sich schwierigen Gebirgsterrain unmöglich machten, wie
dies in gleicher Weise bei der Südarmee der Fall ist; seit gestern wesent-
liches Abnehmen der Kälte; auch werden den durch die Kämpfe der letzten
14 Tage unter schwierigsten Verhältnissen erschöpften Truppen auf jede
mögliche Art Ersatz und Ergänzungen zugeführt, um Angriff fortsetzen
zu können. Sichere Voraussagen hinsichtlich weiterer Entwicklung der
Ereignisse vermag ich natürlich sowohl in Anbetracht der im Angriff
noch zu überwindenden Schwierigkeiten wie des Zustandes der unter den
größten Entbehrungen standhaltenden Festungsbesatzung nicht zu machen.
Jedoch nichts unversucht gelassen, um mit dem Angriff durchzudringen
und im Zusammenwirken mit mobilen Kräften der Festung diese zu
entsetzen."
An diese Darlegung seiner eigenen Absichten knüpfte General
v. Conrad die Bitte um Zuführung weiterer deutscher Kräfte: „Jeder Kraft-
zuwachs für den Angriff in kürzester Richtung auf Przemysl wäre selbst-
verständlich von größtem Wert, vorausgesetzt, daß er rasch herangeführt
und eingesetzt werden kann. Sollte — was ich nicht zu beurteilen vermag —
die deutsche Oberste Heeresleitung über verwendungsbereite Kräfte, wo-
möglich zwei bis drei Divisionen verfügen, welche mit Bahn rasch in den
Raum der 2. Armee herangezogen werden könnten, würde ich Euer Exzellenz,
bitten, zu erwägen, ob es nicht möglich und angezeigt wäre, diese Kräfte
zur Förderung des Entsatzes von Przemysl, der, Fundament unserer
gemeinsamen Lage, von großer Bedeutung ist, sofort in Bewegung zu
setzen und dem kaiserlich und königlichen Armee-Oberkommando vorüber-
gehend zur Verfügung zu stellen; aber auch für den Fall, daß Entsatz von
Przemysl nicht mehr rechtzeitig möglich wäre, ist Weiterführung der Offen-
sive aus den Karpaten und aus Ostgalizien unbedingt in Aussicht ge-
nommen, und auch hierfür wäre jeder Kraftzuschuß sehr erwünscht, welcher
der Südarmee entweder direkt oder im Wege der Armeegruppe Pflanzer
zukommen würde, deren Verstärkung in diesem Falle auch von hier aus
beabsichtigt ist."
Da eine Abgabe von Kräften vom westlichen Kriegsschauplatz
122
Die Karpaten-Offensive.
angesichts der schweren Kämpfe in der Champagne und in der Erwartung
englischer Angriffe^) nicht in Frage kam, wandte sich General v. Falkenhayn
noch am 14. März wiederum an den Oberbefehlshaber Ost mit der Anfrage,
„ob etwa von der 9. Armee zwei bis drei Divisionen verfügbar gemacht
werden könnten, erforderlichenfalls unter Verzicht auf die Offensive an der
Pilica"ch. Der Oberbefehlshaber Ost erklärte sich sogleich in der Lage, das
noch bei der Armee Woyrsch befindliche österreichisch-ungarische
XII. Armeekorps abzulösen. Die Entsendung zweier Divisionen der
9. Armee nach Ungarn hielt er indessen nicht für möglich, wenn bei einer
etwaigen russischen Offensive das bisher gewonnene polnische Gebiet be-
hauptet werden sollte. Nach seiner Ansicht sei der Fall von Przemysl un-
abwendbar. Bevor General v. Falkenhayn sich entschied, richtete er noch
an den österreichisch-ungarischen Generalstabschef die Rückfrage, „bis zu
welchem Tage Przemysl mit Rücksicht auf die dort vorhandenen Vorräte
sich nach Meldung des Kommandanten noch halten könne". General v. Con-
rad antwortete am 15. März, daß die Festung nur noch bis zum 24. März
über Vorräte verfüge. Da der Angriff der österreichisch-ungarischen 2. Armee
vor befestigten Stellungen des Feindes zum Stehen gekommen sei und erst
in einigen Tagen fortgesetzt werden könne, sei ein Entsatz der Festung
Przemysl „kaum mehr zu erwarten". Die Heranführung deutscher Kräfte
käme daher voraussichtlich nur noch als Verstärkung der deutschen Südarmee
in Betracht. Umgehend erwiderte General v. Falkenhayn: „Da weitere
deutsche Truppen unmöglich bis zum 24. März in den Karpaten operations-
bereit sein können, kommt ihre Entsendung zum Zweck des Entsatzes von
Przemysl leider nicht mehr in Frage ... Gegen die Verstärkung der deut-
schen Südarmee durch deutsche Truppen habe ich ernste Bedenken infolge
unserer mangelhaften Ausrüstung für den Gebirgskrieg und unserer nicht
größeren Gewöhnung daran."
Diesem Einwände begegnete General v. Conrad am 16. März durch
Wiederholung seines bereits vor zwei Tagen gemachten Vorschlages, der
deutschen Südarmee die gewünschten Verstärkungen „weniger auf direktem
Wege durch das Gebirge, sondern hauptsächlich im Wege der Armeegruppe
Pflanzer zuzuführen, welche das Gebirge bereits überschritten habe und
gegenwärtig keiner Gebirgsausrüstung mehr bedürfe". Cr wies hierbei
aus die große Bedeutung hin, die dem Vorgehen der Armeegruppe Pflanzer
in der Bukowina sowohl vom operativen Gesichtspunkte aus wie auch mit
Rücksicht auf die Haltung Rumäniens in der nächsten kritischen Zeit zu-
komme, und bat nochmals „ernstlich erwägen zu wollen, ob nicht doch ver-
i) S. 58. — -) S. 74.
Der Fall der Festung Przemysl.
123
wendungsbereite deutsche Kräfte ehestens zur Armeegruppe Pflanzer ver-
schoben und im Wege dieser an den Ostflügel der Südarmee gebracht werden
sollten". Am Schluß seines Telegramms nahm General v. Conrad Bezug
auf eine ihm durch Feldmarschalleutnant Graf StürgkhI zugegangene Mit-
teilung, „daß die deutsche Oberste Heeresleitung tatsächlich über neu-
formierteH Divisionen verfüge". In seiner Antwort vom 17. März er-
klärte General v. Falkenhayn, daß die in Aufstellung begriffenen Verbände
noch lange nicht operationsbereit seien. Bei der Erörterung des Vor-
schlages des Generals v. Conrad habe er nicht an eine Kräfteverschiebung
vom Westen nach dem Osten, die vorläufig völlig ausgeschlossen sei, ge-
dacht, sondern nur an eine solche, vom deutschen zum österreichisch-
ungarischen Ostheere. Nach dem Gutachten des Oberbefehlshabers Ost
komme aber auch diese bei der Lage nördlich der Weichsel zur Zeit leider
nicht in Frage. So wichtig auch ihm die Beeinflussung Rumäniens
durch militärische Erfolge scheine, so wenig sei er hiernach im gegen-
wärtigen Augenblick in der Lage, weitere Kräfte dafür zur Verfügung
zu stellen.
Da die Hoffnung auf rechtzeitigen Entsatz der Festung Przemysl zu-
nichte geworden, kam General v. Conrad auf seinen Antrag vorläufig nicht
mehr zurück. Cr beschloß, wenigstens die dort eingeschlosienen beweglichen
Kräfte zu retten. In funkentelegraphischen Erörterungen mit dem Kom-
mandanten der Festung, General der Infanterie Kusmanek, wurde ver-
einbart, daß die gesamte Festungsbesatzung am 19. März versuchen sollte,
in Richtung auf Sambor durchzubrechen. General v. Boehm-Ermolli hatte
mit dem zu verstärkenden V. Korps am 21. März einen Vorstoß nach
Nordosten durchzuführen, um der Festungsbesatzung die Hand zu reichen.
Am 18. März mißlang der Durchbruchsversuch der Festungsbesatzung
von Przemysl, während gleichzeitig auch die Offensive der 4. Armee bei
Gorlicech scheiterte. Die Festung mußte, nachdem die Verpflegungsvorräte
nahezu völlig aufgebraucht waren, am 22. März nach Verschießen sämtlicher
Munition und Zerstörung der Werke kapitulieren. Fast fünf Monate hin-
durch hatte die Festung sich in tapferem Kampfe gehalten und starke Kräfte
des Gegners gebunden.
Der Fall der Festung Przemysl stellte die österreichisch-ungarische
Heeresleitung vor eine veränderte Lage: der Hauptgrund für das dauernde
Drängen zum Vorgehen gegen die Linie Lisko—Sanok fiel nunmehr
9 Der österreichisch-ungarische Bevollmächtigte General bei der deutschen Obersten
Heeresleitung. — 2) S. 304. — 3) S. 117.
124
Die Karpaten-Offensive.
weg. Das Freiwerden der russischen Belagerungsarmee rückte indessen
die Gefahr eines verstärkten Kräfteeinsatzes an der Kampffront in be-
drohliche Nähe. General v. Conrad war entschlossen gewesen, auch wenn
die Festung nicht mehr entsetzt werden konnte, die Offensive fortzusetzen.
In diesem Sinne hatte er bereits am 17. März Weisungen für die künf-
ttgen Operationen erlassen: Nach Einstellung der Crgänzungsmannschaften
war der Angriff an der gesamten Karpaten-Front wieder aufzunehmen.
„... Dieser Angriff steht aber", so hieß es weiter, „nicht mehr unter dem
Drange der Zeit, der bisher durch den erfolglos gebliebenen Entsatz von
Przemysl bedingt war, und ist daher mit Zähigkeit und in systematischer
Weise zu führen." Allerdings wurde er zunächst auf den Ostflügel der
Heeresfront beschränkt: der Armeegruppe Pflanzer, die nach Möglichkeit
zu verstärken war, blieb die Ausgabe, den Nachbar-Armeen von Osten her
den Weg durch das Gebirge zu öffnen. Vorerst hatte sie allerdings nur
mit starkem Ostflügel, unter Sicherung gegen Osten und Festhalten von
Czernowih, weiter anzugreifen und sich auf dem Westflügel defensiv zu
verhalten. Die Südarmee hatte den Angriff fortzusetzen, die 2. sich mit
ihrem rechten Flügel zu beteiligen, auf dem linken ihre Stellungen zu ver-
stärken; die 3. Armee sollte sich mit ihrem Ostflügel zur Wiederaufnahme
der Offensive bereitstellen, im übrigen hatte sie, ebenso wie die 4. Armee,
feindliche Kräfteverschiebungen zu verhindern. Von der 2. und 3. Armee
waren überdies als Reserven zwei Infanterie-Divisionen, zwei Infanterie-
Brigaden und eine Kavallerie-Division hinter der Front bereitzustellen.
An diesen Absichten suchte General v. Conrad auch jetzt noch nach dem Fall
von Przemysl festzuhalten.
Inzwischen war aber in der Nacht zum 20. März aus der Richtung
des Dukla-Passes ein gewaltiger russischer Angriff gegen die 3. Armee los-
gebrochen. In viertägigem, erbittertem Ringen wurde auf dem rechten
Flügel die Front bis zu 6 Irin Tiefe eingedrückt. Die für die Armeegruppe
Pflanzer bestimmten Reserven mußten zurückgehalten und die 2. Armee
angewiesen werden, General v. Boroevic zu unterstützen. Aber auch diese
Armee war von neuem das Ziel russischer Angriffe geworden; in erbitterten
Kämpfen gelang es den Rüsten, die Front erheblich zurückzudrängen. Cs
bestand kein Zweifel mehr, daß der Gegner zu entscheidungsuchender
Offensive angesetzt hatte. Nicht mehr um Fortführung des eigenen Angriffs,
sondern nur um Halten der bereits wankenden Front konnte es sich noch
handeln. Wiederum mußte die 4. Armee aushelfen und eine weitere
Division (26.) an die 3. Armee abgeben.
Die russischen Angriffe dauerten unvermindert an; am 23. Mürz mußte
die Angriffsgruppe der 2. Armee in ihre Ausgangsstellungen vor Beginn
Die russische Offensive am Dukla-Paß.
125
der Offensive zurückgehen. So war gleichzeitig mit dem Fall der Festung
Przemysl auch der Angriff der 2. und 3. Armee, der hauptsächlich zu ihrem
Entsatz unternommen und immer wieder von neuem versucht worden war,
endgültig zusammengebrochen.
e) Die Ereignisse an der Karpaten-Front nach dem Fall von Przemysl
bis Mitte April 1915.
Hierzu Karten Nr. 14 und 15 und Skizzen q und s.
Die Vorgänge bei der Armeegruppe Pslanzer.
Die seit dem 20. März vornehmlich gegen die Front der 2. und
3. Armee gerichtete russische Offensive hatte auch die Hoffnungen des
Generals v. Pflanzer auf Verstärkungen und damit aus aussichtsreiche
Wiederaufnahme seines Angriffs vernichtet. Cr war nunmehr für die
nächste Zeit auf einen nach drei Seiten zu führenden schwierigen Abwehr-
kampf angewiesen, der kaum noch im Zusammenhang mit den Operationen
der übrigen Front stand. Als Verstärkung traf Ende März nur noch die
8. Kavallerie-Division ein.
Als die Russen Mitte März, wohl auch aus politischen Gründen, um
Rumänien zum Anschluß an die Entente zu bewegen, wieder von Osten
her gegen die Bukowina vorzugehen begannen, sah sich General v. Pflanzer
gezwungen, die hier stehenden Kräfte zu verstärken. Am 23. März wurde
die Gruppe Marschall (deutsche 5. und österreichisch-ungarische
10. Kavallerie-Division) nach Horodenka verschoben, weitere Kräfte, die
8. Kavallerie- und 42. Infanterie-Division, folgten. Am 26. März über-
trug General v. Pflanzer den Befehl über die Front von Czernowitz bis
zum Dniester dem General Freiherrn Marschall; ihm unterstanden jetzt:
Gruppe Ljubicic (kombinierte 30. Division) vor Zaleszczyki; 42. Division
(84. und 83. Brigade), 19. Kavallerie-Brigade (ehemalige 5. Kavallerie-
Division), 6., 8. und 10. sowie deutsche 5. Kavallerie-Division. An der
Westfront der Armeegruppe blieb die Lage ziemlich unverändert. Zu
größeren Kämpfen kam es bis Mitte April nicht mehr. Vorstöße der
Russen von Osten her über die Reichsgrenze und von Norden her über
den Dniester konnten zurückgewiesen werden; allerdings scheiterten auch
eigene Versuche, den Brückenkopf von Zaleszczyki in die Hand zu be-
kommen. Mitte April hielt die Armeegruppe nach Osten hin im allge-
meinen die Reichsgrenze zwischen Pruth und Dniester, dann das Süd-
ufer dieses Flusses bis Niezwiska. Von hier verlief die Front in südwest-
licher Richtung über Ottynia bis Porohy. Teile sperrten das obere
Lomnica-Tal.
20. März bis
Mitte April.
126
Die Karpaten-Offensive.
31. März bis
8. April.
Die Kämpfe bei der Südarmee.
Die Einstellung der Offensive an der österreichisch-ungarischen Front
westlich des Azsok-Passes sowie der bedenkliche Gesundheitszustands der
eigenen Armee hatten General v. Linsingen am 23. März veranlaßt, sich
nochmals an die deutsche Oberste Heeresleitung mit der Meldung zu
wenden, daß auch für die Südarmee die Überwindung der Karpaten noch
im März unmöglich wäre, nachdem die österreichisch-ungarische 2. Armee
die Offensive völlig aufgegeben habe und ebenso der Angriff der Armee
Pflanzer undurchführbar geworden sei. Er sähe die einzige Möglichkeit
eines Erfolges in einer Operation nördlich der Karpaten, wie er sie bereits
am 18. März vorgeschlagen habe. Gleichzeitig richtete er an General
v. Conrad den Antrag, die Südarmee durch schwächere österreichisch-
ungarische Kräfte abzulösen und sie, verstärkt durch ein österreichisch-
ungarisches sowie ein noch zu beantragendes deutsches Korps, hinter dem
rechten Flügel der Armeegruppe Pflanzer zu neuem Angriff nördlich des
Gebirges zu versammeln; diese müßte der Südarmee unterstellt werden.
Gleichzeitig hätten auch die übrigen Armeen anzugreifen, denen dann durch
den drei bis vier Wochen dauernden neuen Aufmarsch der Südarmee ja
genügend Zeit zur Erholung gegeben worden wäre.
Dieser Vorschlag wurde durch die inzwischen begonnene große russische
Gegenoffensive gegen die 2. und 3. Armee hinfällig. Am 24. März fragte
General v. Conrad bei der Südarmee an, ob und wieviel Kräfte sie aus
ihrer Front für die 3. Armee herausziehen könnte. Am nächsten Tage traf
die gleiche Anfrage auch von der deutschen Heeresleitung ein. General
v. Linsingen wehrte sich gegen jede Abgabe von Truppen, um für die eigene
Operation kampfkräftig zu bleiben, mußte aber schließlich auf höheren Befehl
am 26. März die 4. Infanterie-Division abgeben.
Am 31. März traf der Befehl der österreichisch-ungarischen Heeres-
leitung ein, daß auch die Südarmee sich auf die Abwehr beschränken und
im Einvernehmen mit der 2. Armee den Westflügel strecken solle, um mög-
lichst starke Teile freizumachen. Dazu mußte folgende Neugliederung der
Südarmee eintreten: Korps Gerok vom östlichen Swica-Afer bis zum
Czyrak, anschließend Korps Hofmann bis zur großen Straße Munkacs—
Stryj und auf dem linken Flügel bis zum Stryj das soeben bei der Armee
eingetroffene Generalkommando des II. bayerischen Reservekorps unter
i) Allein vom 11. bis 23. März betrug der Abgang an Kranken 6758 Mann.
In der Zeit vom 16. Januar bis zum 30. April waren aus dem Reiche an Crsah-
transporten 923 Offiziere, 47 999 Mann, 4190 Pferde und 461 Fahrzeuge an die
Südarmee und zur österreichisch-ungarischen 3. Armee (Beskidenkorps, S. 129) ab-
gegangen.
Stellungskämpfe der Südarmee. Die Eroberung des Zwinin.
127
General der Infanterie, Grafen v. Bothmer, mit der 1. Infanterie- und
3. Garde-Infanterie-Division.
Wenige Tage darauf wurde bekannt, daß die 2. Armee den Azsoker-
Paß aufgeben wollte. General v. Linsingen legte sofort scharfe Verwahrung
hiergegen in Tefchen ein, da er befürchtete, daß dann auch die ganze
Stellung der Südarmee unhaltbar werde. Daraufhin stellte General
v. Conrad am 2. April den rechten Flügel der 2. Armee, die Gruppe Szur-
may, unter den Befehl des Generals v. Linsingen, mit der ausdrücklichen
Weisung, daß der Azsoker-Paß unter allen Umständen zu halten sei. Damit
reichte der linke Flügel der Südarmee bis in die Gegend südöstlich von
Ustrzyki grn. Um den Besitz des Uzsoker-Passes zu gewährleisten, befahl
General v. Linsingen der Gruppe Szurmay noch einmal, daß sie ihre jetzigen
Stellungen unter allen Umständen zu halten hätte, und verkleinerte außer-
dem ihren Abschnitt, indem er die rechte Flügel-Division, die österreichisch-
ungarische 38. Infanterie-Division, dem Korps Bothmer unterstellte, das
damit bis zum Hnyla-Bach reichte. Am 4. April wurde eine Brigade der
38. Division herausgezogen und als Armeereserve hinter dem linken Armee-
flügel bereitgestellt.
General v. Linsingen begab sich sofort an die Front des Abschnittes
Szurmay und traf dort gerade noch rechtzeitig ein, um den Rückzug zu ver-
hindern. Als dann aber der nunmehrige rechte Flügel der 2. Armee hinter
den Vachabschnitt bei Patakofalu zurückging und am 6. April heftige An-
griffe gegen die Gruppe Szurmay einsetzten, wurde auch deren linker Flügel
auf die beherrschende Höhe Ceremcha, nordöstlich Patakofalu, zurückgebogen.
Vis weit in den April hinein spielten sich hier erbitterte Kämpfe ab, da die
Russen sich unablässig abmühten, den wichtigen Paß in ihre Hand zu
bringen. Am 8. April gelang es ihnen, die Mitte der Gruppe Szurmay
nach Süden an den Paßeingang zurückzudrücken.
Am 9. April setzten heftige russische Angriffe gegen Mitte und linken 9- ®utc
Flügel des Korps Bothmer ein. Auf dem rechten Flügel des Korps konnte pr
dagegen die 1. Infanterie-Division nach achtwöchigen erbitterten Kämpfen
sich endlich in den Besitz des Zwinin setzen. General v. Linsingen hoffte,
den Erfolg ausnutzen zu können, und befahl dem General Grafen Bothmer,
noch am gleichen Abend „baldigst starke Reserven zur Offensive in nord-
westlicher Richtung bereitzustellen". Jedoch mißlang bereits am nächsten
Tage der Versuch, den Erfolg in Richtung auf Skole zu erweitern, da sich
die Russen unmittelbar hinter den verlorenen in neuen starken Stellungen
festgesetzt hatten. Gegen den linken Korpsflügel gingen sie am 11. April
sogar zum Angriff vor und drückten die hier stehende österreichisch-ungarische
38. Division beiderseits des Stryj nach Süden zurück.
128
Die Karpaten- Offensive.
22. bis
31. März.
Gegen die Gruppe Szurmay sehten die Rüsten auch in den nächsten
Tagen ihre Angriffe fort. Die Lage gestaltete sich hier so bedenklich, daß
General v. Linsingen von neuem bei der österreichisch-ungarischen Heeres-
leitung vorstellig wurde, um eine Verstärkung durch deutsche Truppen bei
General v. Falkenhayn zu erwirken; General v. Conrad konnte nur ant-
worten, daß er bereits in Unterhandlungen stehe, eine Entscheidung noch
nicht getroffen sei. Dagegen stellte die 2. Armee auf den Antrag der Süd-
armee hin Kräfte zur Unterstützung des linken Flügels der Gruppe Szur-
may zur Verfügung. Mit deren Hilfe gelang es schließlich nach wechsel-
vollen Kämpfen, wenigstens die unmittelbar den Uzsoker-Paß deckenden
Höhen zu halten. Nachdem auch der russische Einbruch auf dem linken
Flügel des Korps Vothmer durch Teile der 3. Garde- und 1. Infanterie-
Division wieder ausgeglichen war, vermochte sich die ganze Front der
Südarmee in ihren Stellungen mit Sicherheit zu behaupten.
Die Abwehr bei der ö st erreichisch-ungarischen 2. und
3. Armee bis zum Beginn der Osterschlacht.
Das Hauptziel der russischen Angriffe war auch nach dem Fall der
Festung Przemysl der Durchbruch durch die Front der 2. und 3. Armee
geblieben. Ihre Anstrengungen richteten sich immer wieder gegen deren
innere Flügel, wo die beherrschende Höhe des Veskid-Rückens südlich
Lupkow den Eckpfeiler beider Armeen bildete. Die völlige Erschöpfung der
Truppen der 3. Armee machte es unmöglich, den Absichten der Rüsten durch
eigenen Angriff zu begegnen, wie es das Oberkommando der 2. Armee
wiederholt forderte. Die nächsten Tage brachten das ganze Gebäude
der Verteidigungsfront der 2. Armee ins Wanken. Schon in der Rächt
zum 23. März wurde ihrem linken Flügel die wichtige Höhe Stoly nord-
östlich Kalnica entrissen. Auch der rechte Flügel der 3. Armee mußte ge-
stützt werden; sowohl die Gruppe Szurmay als auch die 4. Armee gaben
weitere Kräfte dorthin ab. Sie vermochten jedoch neue Rückschläge nicht
zu verhindern. In heftigen Kämpfen wurde in der Nacht zum 24. März
der Ostslügel der 3. Armee vom Veskid-Rücken herabgeworfen und in der
folgenden auch ihr linker Flügel durchbrochen und in eine neue Stellung
beiderseits Zboro zurückgenommen. Die von der 4. Armee entsandten Ver-
stärkungen (Teile der 8. Infanterie-Division) mußten hier eingesetzt werden,
um den völligen Durchbruch zu verhindern.
Die Lage war so bedenklich geworden, daß General v. Conrad sich von
neuem an General v. Falkenhayn wandte, um zwei bis drei deutsche
Divisionen zur Stützung der Front der 2. und 3. Armee zu erbitten. Rach
längeren Verhandlungen kam am 26. und 27. März eine Vereinbarung
Kritische Lage der österreichisch-ungarischen 2. und 3. Armee.
129
zustande: Unter dem Befehl des Generals der Kavallerie v. der Marwitz
sollten ein deutsches Korps, das Beskidenkorps, aus der 35. Reserve-Division
von der Armee Woyrsch, der 25. Reserve-Division von der 9. Armee und
der 4. Infanterie-Division von der Südarmee gebildet, und außerdem dem
Ostflügel der 3. Armee Kräfte von der 2. Armee zugeführt werden.
Unaufhörlich rannten inzwischen die Russen weiter gegen die Fronten
der 2. und 3. Armee an. Von neuem gingen auf dem linken Flügel der
2. und in der Mitte der 3. Armee wichtige Abschnitte verloren. Anr
28. März sah sich General v. Boehm-Crmolli gezwungen, die Front seines
linken Flügels in eine Sehnenstellung zurückzunehmen. Auch bei der
3. Armee blieb die Lage kritisch. Am 30. und 31. März wurde der linke
Flügel der 2. Armee wiederum durchbrochen und mußte in die Linie
Iablonki—Tousty Dil zurückgenommen werden. Auch auf dem rechten
Flügel trat eine ernste Krise ein: die gesamte Front kam hier ins Wanken
und wich mit Zustimmung des Armeeführers auf die Höhen hart nördlich
des Wolosate—Wetlina-Tales aus. General v. Boehm-Crmolli sah sich
am 31. März gezwungen. Befehle für einen möglicherweise notwendigen
Rückzug hinter den Karpaten-Kamm zu erteilen: die neue Front sollte süd-
lich Zawadka an die Südarmee anschließen und dann über Libuchora—
nördlich Tiha—südwestlich Fenyvesvölgy—Harczos—Ragypolany—Tele-
pocz—südlich Virava in die alte Stellung einmünden.
Am Abend des gleichen Tages befahl General v. Conrad, daß die
3. Armee nach Eintreffen des deutschen Beskidenkorps dieses als „einheit-
liches Ganzes auf dem Ostflügel der Kampffront einzusehen und mindestens
drei österreichisch-ungarische Divisionen aus der Front zu ziehen" habe.
Gleichzeitig wurde die Ausdehnung des linken Flügels der Südarmee nach
Westen befohlen, um auch hier Reserven freizubekommen^).
2lm Abend des 31. März verlief die Front der 2. und 3. Armee von
westlich Zawadka, wo auf der Klewa Anschluß an die Südarmee war, über
Wysocko wz.—Kiczera sokilska—Kalicz—Astrzyki grn.—Berechy grn.—Stoly
—südlich Iablonki—Mola Michowa—südlich Virava vorbei—hart nördlich
\ Sztropko—östlich Kurima—Zboro—Regetow. Südlich dieses Ortes be-
stand zwischen der 3. und 4. Armee eine Lücke.
Die Rückverlegung der Front der österreichisch-
ungarischen 2. Armee.
Die Gefahr für die Front der 2. Armee war indessen noch keineswegs i.btss.Apra.
behoben. Schon am 1. April konnten die Russen hier weitere Erfolge er-
0 S. 126.
+ Weltkriea, VII. Band.
9
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2. bis 5. April.
130 Die Karpaten-Offensive.
ringen: von neuem wurde die Mitte der 2. Armee geworfen; schnelle .Hilfe
tat not. General v. Conrad suchte sie bei der 3. Armee zu erlangen: die
vom Veskidenkorps abzulösenden Divisionen^) sollten beschleunigt freige-
macht werden und am 4. April transportbereit sein. Solange vermochte
General v. Boehm-Crmolli indessen nicht mehr zu warten, bereits am Nach-
mittage des 1. April mußte er die Zurücknahme seiner Armee hinter den
Karpaten-Kamm anordnen. Auf dringende Vorstellungen der Südarmee
sowie der 3. Armee, die die Behauptung des Azsoker-Passes und des Beskid-
Rückens verlangten, befahl General v. Conrad, daß der Azsoker-Paß unter
allen Umständen zu halten sei und der Westflügel nur bis in die Linie
Nagypolany—Telepocz—Vilag zurückgenommen werden dürfte. Die
3. Armee wurde angewiesen, nach Einsatz des Veskidenkorps noch eine
weitere Division^) freizumachen, um den Westflügel der 2. Armee zu stützen.
Die Zurücknahme der Front der 2. Armee sollte am 2. April vom rechten
Flügel aus erfolgen, wobei dieser das Vorstoßen des Gegners gegen die
Bahn Czontos—Uzsok in Gegend Wolosate zu verhindern und daher zu-
nächst unter den Befehl der Gruppe Szurmay zu treten hatte.
Um die mehrfach hervorgetretenen Meinungsverschiedenheiten^ über
das Halten des Uzsoker-Passes zu beenden und seinen sicheren Besitz zu
gewährleisten, hatte General v. Conrad die Gruppe Szurmay der Süd-
armee unterstellt^. Nur der linke Flügel der Gruppe war nach Maßgabe
des Zurückgehens der 2. Armee ebenfalls zurückzubiegen, um den Anschluß
zu sichern.
Die Rückverlegung der Front der 2. Armee vollzog sich in den Tagen
vom 2. bis 4. April planmäßig: der Westflttgel (29. und 34. Division)
blieb, dem Wunsche der 3. Armee entsprechend, auf dem Beskid-Rücken
stehen; Nachhuten hielten auf der übrigen Front den Grenzkamm bis zum
5. April.
Die Osterschlachtund die Festigung der Front bei der
ö st e r r e i ch i s ch - u n g ar i s ch e n 2. und 3. A r m e e.
Durch die am 2. April auch bei der 3. Armee im Laborcza-Tale von
neuem losbrechenden Angriffe der Russen wurde die Hoffnung der öster-
reichisch-ungarischen Heeresleitung, daß die russische Offensive vor der
3. Armee endgültig zum Stehen gekommen wäre, zerstört. Cs gelang den
Russen, das X. Korps im und östlich des Laborcza-Tales um etwa 4 km
nach Süden zurückzuwerfen. Am Nachmittage dieses Tages war der Führer
des deutschen Veskidenkorps, General der Kavallerie v. der Marwitz, bei I)
I) 2., 21. und 24. Division. — 2) 45. Division. — 3) S. 127. — 4) S. 127.
Die Oster-Offensive des deutschen Beskidenkorps.
m
diesem Korps eingetroffen und hatte sofort die vorderen Regimenter seiner
bereits bis südöstlich Vilag gelangten deutschen 25. Reserve-Division vor-
gezogen.
General v. Boroevic befahl den Gegenangriff und unterstellte hierfür
das österreichisch-ungarische X. Korps dem General v. der Marwitz. Dieser
ordnete an, daß die Divisionen des Korps zunächst die jetzigen Stellungen
zu halten hätten, wobei die deutsche 25. Reserve-Division zur Stützung
der inneren Flügel der österreichisch-ungarischen 2. und 24. Division ein-
gesetzt werden sollte. Die erst im Eintreffen begriffenen weiteren deutschen
Kräfte — 35. Reserve- und 4. Infanterie-Division — hatten im Laborcza-
Tale auszuschließen. In der Rächt zum 3. April gab auch der westlich
der Laborcza stehende Flügel des X. Korps nach, um Anschluß an die
Mitte zu gewinnen, und ebenso der links davon stehende rechte Flügel des
VII. Korps. Am 3. April versuchte der Russe vergeblich, den linken Flügel
der 2. Armee einzudrücken und so den Erfolg vom Vortage entscheidend zu
erweitern. Gleichzeitig brach aber die deutsche 25. Reserve-Division zum
Gegenangriff vor und gewann bis zum Abend die alten Stellungen der
österreichisch-ungarischen 24. Division westlich Virava zurück. Dem Vor-
gehen schloß sich links die durch Teile der 128. Brigade verstärkte öster-
reichisch-ungarische 2. Division an, erstürmte die am Vortage verloren-
gegangene Höhe östlich Alsocsebeny und drang westlich davon bis zu diesem
Orte vor. Auch aus dem Westufer der Laborcza konnten die österreichisch-
ungarischen Truppen wieder Gelände nach Norden gewinnen. Für den
Ostersonntag, den 4. April, war von General v. der Marwitz die Rück-
eroberung der alten Stellungen des X. Korps nordwestlich Virava be-
sohlen. Die inzwischen herangekommene deutsche 35. Reserve-Division
wurde hierzu hart östlich der Laborcza zwischen der österreichisch-ungarischen
2. und 21. Division eingesetzt. An diesem Tage arbeiteten sich die ver-
bündeten Truppen bis dicht an die stark besetzten Höhen nördlich und nord-
östlich Alsocsebeny vor; am Nachmittage des nächsten Tages, des 5. April,
wurden sie erstürmt, nachdem der Russe am Vormittage vergebliche Gegen-
angriffe versucht hatte.
Inzwischen war am 3. April der äußerste linke Flügel der 3. Armee
angegriffen und geworfen worden; nur das Eingreifen des rechten Flügels
der 4. Armee hatte ernste Folgen verhindern können. Zwei Tage später kam
es auch in der Mitte der Armee zu einem schweren Rückschläge, die Front
mußte fast 10 Irrn bis halbwegs Sztropko—Turany zurückgenommen wer-
den. Da gleichzeitig auch die Angriffe gegen die inneren Flügel der 3. und
4. Armee fortdauerten, sah sich General v. Boroevic, der am 5. April auf
dem Gefechtsfelde im Laborcza-Tale eintraf, gezwungen, den Angriff der
9*
132
Die Karpaten-Offensive.
6. bis
13. April.
Gruppe Marwitz einzustellen. Am 6. April vermochte jedoch die jetzt hart
westlich der Laborcza neu eingesetzte deutsche 4. Infanterie-Division gemein-
sam mit der 35. Reserve-Division, bei der auch österreichisch-ungarische
Regimenter fochten, den Russen noch erheblich Gelände zu entreißen.
Damit klang die Osterschlacht aus. Das Herausziehen der öster-
reichisch-ungarischen 2., 21., 24. und 45. Division wurde nunmehr befohlen
und bis zum 10. April reibungslos durchgeführt. Das Beskidenkorps
übernahm die Stellungen des X. Korps und wies in ihnen am 11. und
13. April russische Angriffe leicht zurück.
Gegen die neue Front der 2. Armee hatte der Gegner inzwischen scharf
nachgedrängt. Am 6. April erschienen die Russen mit starken Kräften auch
vor dem linken Flügel der Südarmee, vor der Gruppe Szurmap. Deren
linker Flügel mußte auf die Ceremcha zurückgenommen werderü), ebenso
erfolgten in der Mitte der 2. Armee kleinere Einbrüche. Die 3. Armee
konnte nicht aushelfen, dagegen stellte die 4. Armee wiederum eine Division
zur Verfügung^). Damit war sie aber auch bis an die Grenze des Mög-
lichen von Kräften entblößt. Erhebliche Kämpfe hatten an ihrer Front nicht
mehr stattgefunden. Die Russen nutzten die ihnen günstige Lage in West-
galizien auch in Zukunft nicht aus und richteten alle Anstrengungen auf die
Gewinnung des Ang-Tales an der Naht zwischen 2. und Südarmee. Auf
Llnsuchen des Oberkommandos der Südarmee waren stärkere Kräfte der
2. Armee hinter den inneren Flügeln versammelt worden. Am 7. und
8. April setzten hier heftige Angriffe ein, durch die der Mitte der Gruppe
Szurmay die Kiczera sokilska entrissen wurde. Drei Tage später gelang
es den Russen, auch auf der wichtigen Ceremcha, dem Eckpfeiler der Front,
Fuß zu fassen. Erst nach Eingreifen von Reserven der 2. Armee
(65. Brigade, 33. Division) konnte der Gegner in zweitägigen Kämpfen hier
wieder vertrieben werden. Am die einheitliche Führung an diesem wichtigen
Frontabschnitt zu gewährleisten, wurde die Ceremcha in den Befehlsbereich
der 2. Armee einbezogen.
Vom 10. April an begannen die Kämpfe auch auf der übrigen Front
allmählich abzuflauen. Einige auf dem linken Flügel der 2. Armee ent-
stehende Krisen konnten durch die gerade rechtzeitig eintreffende 51. Division
der 4. Armee behoben werden.
Trotz aller Rückschläge hatte sich die Karpaten-Front um die Mitte
April wieder so weit gefestigt, daß man mit Zuversicht kommenden Auf-
gaben entgegensah.
0 S. 127. — 2) 51. Division.
Die Festigung der Karpaten-Front.
133
Z. Die Vorgänge auf dem linken -Heeresflügel
nördlich der Weichsel.
Karten Nr. 15 Band VI, sowie 9 und 14 Band VII.
An der Front nördlich der Weichsel hatte seit der Jahreswende Ruhe
geherrscht. Die österreichisch-ungarische 1. Armee hatte sich an der Nida
eingerichtet. Nach der 37. Infanterie-Division war in den ersten Januar-
tagen auch die 33. Infanterie-Division zur Karpaten-Front abgegeben wor-
den^). Die deutschen Landwehr-Divisionen der nördlich anschließenden
Armee Woyrsch (Division Bredow, 3. und 4. Landwehr-Division) waren
Anfang Januar durchweg wieder in die Stellungen zurückgegangen, die sie
vor ihrem Vorstoß am 30. und 31. Dezember innegehabt hatten. Auch bei
der österreichisch-ungarischen 2. Armee war Ruhe eingetreten. Nach Ver-
einbarung der Heeresleitungen wurde das Korps Posen und der Höhere
Kavalleriekommandeur 3 mit der 5. Kavallerie-Division^) — jedoch ohne
die österreichisch-ungarische 7. Kavallerie-Division, die zum Kavalleriekorps
Hauer trat — wieder der 9. Armee zugeführt. Die nächsten Wochen waren
vornehmlich dem Ausbau der Stellungen gewidmet. Die Russen stießen
mehrmals hart nördlich der Weichsel und auch südlich der Pilica vor,
wurden aber abgewiesen.
Während der Ende Januar begonnenen Offensive an der Karpaten-
Front war den Armeen nördlich der Weichsel die Aufgabe gestellt, „stets
bereit zu sein, jedes Abziehen feindlicher Kräfte mit dem sofortigen Angriff
zu beantworten und im Falle gegnerischen Rückzuges sofort zu folgen".
Vorfühlende Abteilungen fanden den Feind aber überall in unverminderter
Stärke in seinen Stellungen. Als gegen Ende Januar neue Angriffs-
unternehmungen im Bereiche des deutschen Oberbefehlshabers Ost bevor-
standen, wurde die österreichisch-ungarische 3. Kavallerie-Division dorthin
abgegeben, um an einem etwaigen Vormarsch nach Polen hinein teil-
zunehmen. Gleichzeitig mit dem Angriffs) des Nordflügels der deutschen
9. Armee am 31. Januar setzte auch an der Front zwischen Pilica und
Weichsel zu Täuschungszwecken erhöhte Artillerietätigkeit ein.
Nach Meldungen, die im Laufe des Februar einliefen, schien der
Feind aber doch stärkere Kräfte aus seiner Front herausgezogen zu haben.
So war es nicht bedenklich, jetzt ebenfalls die Front zu schwächen. Am
7. Februar trat General v. Gallwih mit dem Generalkommando des Garde-
Reservekorps zum Oberbefehlshaber Ost. Dann zog die österreichisch-unga-
rische Heeresleitung unter dem Zwange der Lage in den Karpaten in den
0 S. 87. — 2) Die 5. Kavallerie-Division wurde unmittelbar darauf zur Süd-
armee abtransportiert. — 3) S. 166.
1. Januar
bis S. März.
wma
«.bis
15. März.
134 Die Karpaten-Offensive.
nächsten Tagen und Wochen aus dem Bereich der 1. Armee die 5., 106. und
14. Infanterie-Division, aus dem der Armee Woyrsch das Oberkommando
der 2. Armee, das Kommando des IV. Korps und die 27., 31. und 32. In-
fanterie-Division heraus. Den Befehl über die am Nordflügel der Armee
Woyrsch zurückbleibenden österreichisch-ungarischen Kräfte übernahm der
Führer des XII. Korps, General der Infanterie v. Köveß. Ihm wurde als
Verstärkung vom Kavalleriekorps Hauer die 9. Kavallerie-Division für die
16. Infanterie-Division, die 7. Kavallerie-Division für die 35. Infanterie-
Division zugeteilt. Die deutschen Truppen des Generalobersten v. Woyrsch
verbreiterten ihre Abschnitte nach links.
Der in heiße Kämpfe verstrickten Karpaten-Front durch eigenen groß-
angelegten Vorstoß Entlastung zu bringen, war angesichts dieser fort-
gesetzten Abgaben von Truppen ausgeschlossen. Als aber Generaloberst
v. Woyrsch am 28. Februar erfuhr, daß die 9. Armee in der nächsten Zeit
einen Offensivschlag planeH, erwog er, ob es nicht doch möglich sei, auch aus
seiner Front die Russen aus ihren Stellungen hinauszuwerfen. Beim Land-
wehrkorps, das in breiter Front in der Gegend westlich Kielce stand, schien
ein örtlicher Erfolg möglich, wenn ihm einige Tage zur Vorbereitung des
Angriffs gelassen wurden. Dieser wurde für den 6. März angesetzt, einen
Tag nach dem Antreten der 9. Armee.
Am 6. März früh brach das Landwehrkorps beiderseits Lopuszno
vor. Im ersten Anlauf wurden die russischen Vorstellungen genommen.
Dann arbeitete sich die Truppe in starkem Schneetreiben gegen harten Ost-
wind bis zum Abend näher an die Hauptstellung heran. Der gefrorene
Boden erschwerte das Cingraben in den erreichten Linien, an vielen Stellen
stieß die Truppe nach Durchbrechen der Frostschicht auf Grundwasser und
Sumpf. Am Morgen des 7. März sollte der Angriff mit besonderem Nach-
druck aus dem linken Flügel der 3. Landwehr-Division bei und südlich Lo-
puszno, der am weitesten vorgekommen war, fortgesetzt werden. Da jedoch
die feindlichen Hindernisse durch das Artilleriefeuer noch nicht genügend zer-
stört waren, blieb die Infanterie bei Tage in der recht ungünstigen Stellung
liegen, die Munition der schweren Artillerie wurde knapp, die Aussicht auf
Nachschub war gering. Ein Versuch, spät abends vorwärtszukommen,
scheiterte. Noch hoffte man, daß es den Pionieren in der Nacht gelingen
werde, die feindlichen Hindernisse an einzelnen Stellen zu zerstören; die
Aufmerksamkeit des Feindes machte es aber unmöglich, an sie heranzu-
kommen. Der beabsichtigte Sturm mußte auch am 8. März unterbleiben.
Der Führer des Landwehrkorps, General der Kavallerie Freiherr v. König,
entschloß sich mit Zustimmung des Generalobersten v. Woyrsch, den Angriff
i) S. 292.
Örtliche Kämpfe nördlich der Weichsel.
135
in festungskampfmäßigem Vorgehen unter Einsatz pionier-technischer Mittel
fortzusetzen. Das machte einen Aufschub notwendig. Einstweilen sollten
die Truppen sich in den erreichten Stellungen eingraben und sie nur dort
aufgeben, wo der Sumpf das Eingraben unmöglich machte.
Einen gewissen Erfolg schien das Unternehmen insofern gezeitigt zu
haben, als der gegenüberstehende Feind zum Einsatz von Reserven ge-
zwungen worden war. Der Angriff wurde jedoch in der geplanten Form
nicht mehr fortgesetzt. Wegen des ungünstigen Geländes mußten sogar an
einzelnen Stellen die im Angriff erreichten Linien wieder aufgegeben
werden. Russische Vorstöße in der nächsten Zeit wurden überall abge-
wiesen, im besonderen in der Nacht zum 15. März ein stärkerer Über-
gangsversuch über die Pilica nordöstlich Inowlodz gegen die österreichisch-
ungarische 7. Kavallerie-Division, die vorübergehend dorthin geschoben
worden war.
Am 10. März erhielt Generaloberst v. Woyrsch von General v. Conrad
aufs neue die Weisung, möglichst starke feindliche Kräfte zu binden. Cr
forderte daraufhin das Landwehrkorps zur Fortsetzung des Angriffs auf.
Dazu kam es aber nicht. Am 16. März wurde durch eine Agentennachricht
ein starker russischer Angriff gegen die Gruppe Köveß für die letzten März-
tage als bevorstehend gemeldet. Generaloberst v. Woyrsch, der am 20. März
sein Hauptquartier von Czenstochau nach Rieznanowice verlegte, stellte, da
die Nachricht später noch einmal bestätigt und der Angriff nunmehr für den
26. März angekündigt wurde, stärkere Kräfte seiner Landwehr-Divisionen
zum Eingreifen im Norden bereit. Die österreichisch-ungarische Heeres-
leitung führte außerdem ihrerseits fünf Marschbataillone heran. Der er-
wartete Angriff blieb jedoch aus. Dafür forderte General v. Conrad am
26. März abends dringend stärkere Kräfte zur sofortigen ünterstützung der
in den Karpaten schwer kämpfenden 2. und 3. Armee an. Cs wurde ihm
die deutsche 35. Reserve-Division zur Verfügung gestellt, jedoch ohne vier
Bataillone und die schwere Artillerie. Der Abschnitt wurde aus das Land-
wehrkorps und die Gruppe Köveß ausgeteilt. Der bisher immer noch fest-
gehaltene Gedanke einer Offensive des Landwehrkorps mußte nunmehr end-
gültig fallen gelassen werden.
In der folgenden Zeit führten die Russen, besonders in den Nächten,
noch eine Reihe mehr oder minder starker Vorstöße gegen einzelne Teile
der ganzen Front, ohne daß ihnen erhebliche Erfolge beschieden waren. In
der ersten Hälfte des April schienen Anzeichen auf eine russische Offensive
im Weichselbogen hinzudeuten. Der Stellungsausbau wurde daraufhin
mit Nachdruck gefördert. Zu einem Angriff des Feindes kam es jedoch auch
diesmal nicht.
16. März bis
Mitte April.
imiJIIIIIMIWlimMIHMiilliM
136 Die Karpaten-Offensive.
4. Die russische Oberste Heeresleitung und die Operationen der
Güdwestfront bis Mitte April.
Lage und Absichten im Januar 1915.
Karten Nr. 9, 14 und 18.
Zu Beginn des Jahres 1915 litt Rußland unter schweren Sorgen. An
der europäischen Front stand der Kamps. Im Kaukasus-Gebiet waren die
Türken im Vordringen; der Großfürst hatte daher irr England eine Unter-
nehmung gegen eine „empfindliche Stelle des Ottomanischen Reiches" an-
geregt). Die Serben litten seit den schweren Kämpfen im Spätherbst unter
solchem Mangel an Waffen, Munition und Verpflegung, daß sie zu grö-
ßeren Kampfhandlungen unfähig waren.
Die Verluste des russischen Heeres im ersten Kriegshalbjahre waren
schwer gewesen. Um sie auszugleichen, hatte man zwar reichlich Ersatz-
mannschaften bereit, konnte aber nur einen ganz geringen Teil mit
Gewehren ausstatten. Der Mangel an Artilleriemunition schien sich zu
einer unmittelbaren Gefahr auszuwachsen. Etwa 45 000 Schuß waren als
Tagesbedarf für die Feldgeschütze errechnet, die Fabriken lieferten aber nur
13 000, von Mitte Februar an hoffte man auf 20 000 täglich. Daher hatte
der Generalstabschef, General Ianuschkewitsch, dem französischen Militär-
attache General Laguiche am 26. Dezember 1914 eröffnet, eine wirkliche
Offensive könne vor Juli 1915 nicht durchgeführt werden, es sei denn, daß
Rußland auf ausländische Munition rechnen könne. Man begann bald
daraus mit den Westmächten über Lieferung von Gewehren und Munition
zu verhandeln, die aber — selbst wenn sie im Auslande in genügender
Menge zur Verfügung standen — nur über den im Winter zugefrorenen
Hafen von Archangelsk und dann auf wenig leistungsfähiger, teilweise
schmalspuriger Bahn oder über Sibirien heranzuführen waren. Cs machte
sich immer mehr fühlbar, daß man von den verbündeten Westmächten so
gut wie abgeschnitten war, während Rußland selbst den ungeheuren Bedarf
an Kriegsmaterial aller Art nicht decken konnte.
Im Lande wie im Heere war die Stimmung nicht mehr die gleiche
wie zu Kriegsbeginn. Opfer und Enttäuschungen waren zu groß gewesen.
Die ersten Anzeichen von Friedenspropaganda begannen sich bemerkbar zu
machen.
Wie man die Lage an der europäischen Front zu Ansang des Jahres
ansah, geht aus einer Denkschrift von Mitte Januar 1915 hervor, die
0 S. 39.
Lage und Absichten der Russen im Januar 1915.
137
der Generalquartiermeister der Obersten Heeresleitung, General D a n i -
low, verfaßt hatte. In ihr hieß esH:
„In Ostpreußen hatte unsere 10. Armee, deren fünfzehn Infan-
terie-Divisionen acht deutsche gegenüberstanden, ihren Vormarsch vor der
feindlichen befestigten Front hinter den Masurischen Seen eingestellt. Da
die Armee nach Ansicht des Oberbefehlshabers (General Siewers) nicht über
die genügende Elastizität und die Mittel zum Manövrieren verfügt, so sieht
er den einzigen Weg aktiver Betätigung in einem langsamen, durch die
Arbeit der Sappeure unterstützten Vorrücken. In der Richtung auf Mlawa
stehen die Truppen des befestigten Gebietes der Festung Rowogeorgiewsk
(vier Infanterie-Divisionen) in ziemlich erfolgreichem Kamps mit verhält-
nismäßig schwachen deutschen Kräften (zwei Divisionen). Cs hat den An-
schein, daß der Gegner hier durch energischen Druck auf sein Gebiet zurück-
geworfen werden kann.
Links der Weichsel, im Abschnitt bis zur Pilica, haben die 1.,
2. und 5. Armee (33% Infanterie-Divisionen) nach hartnäckigen Kämpfen
die Stellung hinter den Flüssen Vsura und Rawka bezogen, die sie im
Laufe eines Monats befestigt und ausgebaut haben. Gegen diese Armeen
operieren etwa 25 deutsche Divisionen, die in ununterbrochenen Angriffen
ihre Kräfte so weit aufgerieben haben, daß, wenn es dem deutschen
Oberkommando nicht gelingt, aus dem Westen Verstärkungen heran-
zuholen, wir damit rechnen können, daß die 1., 2. und 5. Armee imstande
sein werden, für die Dauer der nächsten Zeit ihre gegenwärtige Stellung
zu behaupten.
Im Süden von der Pilica bis zum Oberlauf der Weichsel hat der vor
unserer 4. und 9. Armee (17%i Infanterie-Divisionen) stehende Gegner
(17 Divisionen) augenscheinlich nicht die Möglichkeit zu einer breit ange-
legten Offensive, er stützt sich aber auf rechtzeitig angelegte starke rückwärtige
Stellungen (Tschenstochau—Krakau) und hat auch seine gegenwärtige Stel-
lung stark befestigt. Die 4. Armee sichert durch die Art ihrer Aufstellung die
linke Flanke der Nordwestfront und deckt gleichzeitig die kürzesten Straßen
nach Iwangorod; die gegenüber der allgemeinen Front der Rordwest-
Armeen vorgeschobene Stellung der 4. Armee bietet ihr zugleich eine gün-
stige Ausgangsstellung für den Übergang zur Offensive, jedoch reichen ihre
Kräfte dazu nicht aus (8% Infanterie-Divisionen), außerdem hat sich der
gegenüberstehende Gegner die Verteidigungslinie der Pilica zunutze gemacht
und sie stark befestigt.
0 Tarn low, S., 407 f.; die Sperrungen (Unterstreichungen) sind vom Reichsarchiv
vorgenommen worden. — Rjesnamow, I. S. 35 ff.
138
Die Karpaten-Offensive.
InGalizien endlich befestigen die 3., 8. und 11. Armee (29 Infan-
terie-Divisionen), nachdem sie die dritte österreichische Offensive (31 Divi-
sionen) erfolgreich abgeschlagen haben, das eroberte Gebiet Galiziens und
der Bukowina. Immerhin ist nicht anzunehmen, daß diese Armeen stark
genug sind, um den österreichischen Truppen, die jederzeit in der Lage sind,
sich hinter die Karpaten zurückzuziehen, eine entscheidende Niederlage bei-
zubringen.
Im ganzen verfügen die oben aufgezählten Armeen über 99 Infan-
terie-Divisionen, denen etwa 83 Divisionen (41 deutsche und 42 öster-
reichische) gegenüberstehen. Außerdem befinden sich hinter der Front zur
Verfügung des Höchstkommandierenden zwei Armeekorps, das Gardekorps
und das IV. sibirische (41/21) Infanterie-Divisionen), die jederzeit als Ver-
stärkungen an einen beliebigen Abschnitt der Nordhälfte unserer Front ge-
schafft werden können."
Zu diesen Ausführungen schrieb General Danilow nach dem Kriege-):
„Zusammenfassend kann man sagen, daß ich unsere strategische Lage an der
Westfront als durchaus stabil ansah und die Gefahr eines Rückschlages hin-
sichtlich der bisher erzielten Ergebnisse für vollkommen ausgeschlossen hielt."
Man habe aber mit Rücksicht auf den inneren Zustand des Heeres nicht
damit rechnen dürfen, „in absehbarer Zeit einen entscheidenden Erfolg"
über die Gegner davonzutragen. Der Mannschastsmangel der Armeen
habe etwa eine halbe Million bettagen, der Artillerie hätten mehr als
200 000 Schuß gefehlt. „Eine teilweise Befriedigung der hauptsächlichsten
Bedürfnisse konnten wir erst im Laufe der zweiten Hälfte des Februar er-
warten; eine wirklich merkbare Besserung in dieser Beziehung jedoch erst
im April." So sei man zunächst zu abwartender Haltung genötigt gewesen.
Trotzdem hatte General Danilow in seiner Denkschrift schon die
Ziele für die künftigen Operationen ausgestellt, „für den
Fall natürlich, daß die Gegner uns Zeit ließen, unsere Armeen in Ordnung
zu bringen". Man habe allen Grund gehabt, sich in dieser Hinsicht „einem
gewissen Optimismus hinzugeben: die österreichischen Armeen waren nieder-
gekämpft; was aber die Deutschen anbetraf, so mußten wir den Charakter
ihrer künftigen Operationen in Abhängigkeit von den Ereignissen im Westen
bringen, wo unsere Verbündeten zur Offensive übergegangen waren
(Soissons und der erste Vormarsch in der Champagne), was uns zu der
Annahme berechtigte, daß diese Offensive mit wachsender Energie und Hart-
näckigkeit durchgeführt werden würde".
1) Beim Gardekorps befand sich die Garde-Schühen-Vrigade.
2) Danilow, S. 408 ff.
Lage und Absichten der Ruffen im Januar 1915.
139
In der Denkschrift selbst hieß es weiter: „Einen entscheidenden Schlag
gleichzeitig an der ganzen Front gegen unsere beiden Gegner zu führen,
sind wir natürlich nicht in der Lage." Man müsse sich für die Richtung
gegen Wien (Budapest) oder gegen Berlin entscheiden. Rach Wien sei
der Weg näher, man werde es nur mit den durch die früheren Niederlagen
geschwächten Österreichern zu tun haben. Die Offensive auf Wien werde
auch Rumänien und Italien geneigt machen, sich auf die russische Seite zu
schlagen, und das könne dann „sogar den völligen inneren Zusammenbruch
der ganzen österreichisch-ungarischen Monarchie bewirken". Andererseits
treffe der Vormarsch auf Wien (Budapest) nur den „Gegner zweiten Ran-
ges" und erscheine „vom Gesichtspunkt der gemeinsamen Verbandsinteressen,
die einen konzentrischen Schlag gegen unseren Hauptgegner, die Deutschen,
erfordern, unvorteilhaft".
In dieser Hinsicht — so hat General Danilow nach dem Kriege er-
läuternd eingeschaltet — hatten sich die Verhältnisse seit Kriegsbeginn
grundlegend geändert. Damals sei das Heer der Donau-Monarchie für
Rußland der stärkste Gegner gewesen. Im Januar 1915 aber habe man
nicht mehr annehmen können, daß es noch zu selbständiger Offensive fähig sei.
Die Deutschen aber hätten ihre Kräfte an der Ostfront inzwischen von fünf
auf fünfzehn Armeekorps gebracht (ungerechnet die einzelnen Brigaden und
Divisionen) und hätten seitdem, „was ihre Stärke anbelangt, unter allen
unseren Gegnern an erster Stelle gestanden". Stieß man mit voller Kraft
tief nach Österreich-Ungarn hinein, so wäre man nicht mehr stark genug ge-
wesen, gleichzeitig einen großen deutschen Angriff abzuwehren, den man
trotz der Kämpfe im Westen doch immer noch für durchaus möglich hielt.
Daher sei der Vormarsch auf Wien nur in Frage gekommen, wenn man der
Donau-Monarchie dadurch „in kurzer Zeit einen tödlichen Schlag" versehen
konnte. Das aber sei sehr unsicher gewesen. Schließlich aber hätte selbst
die erfolgreiche Durchführung dieser Operation noch lange nicht das Ende
des Krieges bedeutet.
In seiner Denkschrift zog General Danilow den Schluß, daß nur
eine Möglichkeit bleibe: entscheidender Schlag gegen die Deutschen. Der
aber erschien schwierig^), da die deutschen Grenzgebiete über ein ungemein
reich entwickeltes^) Eisenbahnnetz verfügten. Der Gegner habe dadurch die
Möglichkeit zu schnellen Truppenverschiebungen gehabt, durch die er den
russischen Angriff jederzeit aufhalten oder von der Flanke treffen konnte.
9 In dem Buche des Generals Danilow ist nicht immer sicher festzustellen, was
in der Denkschrift selbst stand und was der Verfasser nachträglich erläuternd hinzu-
gesetzt hat.
9 D. h. im Vergleich zum Vahnnetz Rußlands und Österreich-Ungarns.
140
Die Karpaten-Offensive.
Als ganz besonders günstig für die Deutschen sah Danilow die Lage Ost-
preußens an. „Wir dursten kaum den Entschluß fassen, tief in das Innere
Deutschlands einzudringen, ohne uns vor einer Flanken-, ja sogar Rücken-
bedrohung zu sichern, die Ostpreußen mit seinen über die Weichsel füh-
renden Cisenbahnbrücken, falls es in den Händen der Deutschen verblieb,
gebildet hätte. Solch ein Entschluß hätte uns in eine überaus gefährliche
Lage bringen können." Aber auch sonst sei die Eroberung Ostpreußens von
größter Bedeutung: „Der Krieg wird nach Deutschland hineingetragen,
die unvermeidliche Flucht der Bevölkerung muß im ganzen Deutschen Reich
Anruhe hervorrufen, während die Eroberung eines der wichtigsten Gebiete
der preußischen Krone eine Kompensation für den Verlust eines Teiles
unseres Weichsel-Gebietes an die Deutschen bedeutet hätte." Endlich sei
das Gebiet Ostpreußens der einzige Abschnitt der ganzen Rordwestfront
gewesen, wo noch auf taktische Erfolge zu hoffen war.
Aus allen diesen Gründen war General Danilow dafür, sobald es die
Amstände erlaubten, gegen Deutschland, und zwar gegen Ostpreußen, anzu-
greifen. Dazu sollten alle verfügbaren Reserven — das Gardekorps, das
soeben erst vom fernen Osten eingetroffene IV. sibirische und das wieder
neu ausgestellte XV. Korps — verwendet werden. Der Großfürst und der
Oberbefehlshaber der Rordwestsront waren einverstanden. Rach den ange-
stellten Berechnungen konnte der Angriff etwa in der zweiten Hälfte des
Monats Februar beginnen; bis dahin erwartete man auch das Eintreffen
der neu ausgehobenen Rekruten des Jahrganges 1914 und eine Besserung
der Munitionslage.
Die Kämpfe an der S üdw e stfro nt.
Im Januar 1915 stand die Heeresgruppe der Südwestsront unter
General Iwanow mit der 4. und 9. Armee (17^ Infanterie-Divisionen)
auf dem linken Weichsel-Afer. Die 3., 8. und 11. Armee (29 Infanterie-
Divisionen) lagen in Galizien, und zwar mit der Masse unter überaus
schwierigen Verhältnissen in den verschneiten Karpaten. Der linke Flügel
ihrer Hauptkräfte stand südlich der österreichisch-ungarischen Festung Prze-
mysl, die von drei Landwehr-Divisionen eingeschlossen war; östlich vom
Azsoker-Paß bis zur rumänischen Grenze standen auf 250 Lin breiter Front
im ganzen nur etwa vier Divisionen, davon drei aus Landwehr zusammen-
gesetzt.
General Iwanow hatte von den Absichten der Obersten Heeresleitung
zunächst keine Kenntnis. Cr war nach wie vor überzeugt: „Der Weg
Der russische Karpaten-Angrisf.
141
nach Berlin führt über Wien" und wollte zunächst nach Angarn einbrechen.
Das erste Ziel sollte die Linie Reu-Sandec—Kassa—Maramaros-Sziget—
rumänische Grenze sein. Damit kam man aus dem Gebirge heraus und
erreichte vielleicht sogar eine Rückwirkung auf die Haltung Rumäniens.
Die Karpaten-Front sollte für diesen Angriff auf Kosten des gegen Westen
gerichteten rechten Flügels der Heeresgruppe um 4y3 Divisionen verstärkt
werden. Für den Hauptangriff, den General Vrussilow, der Oberbefehls-
haber der 8. Armee, gegen die feindliche Front südwestlich Przemysl zu
führen hatte, wurden drei Korps (XXIV., XII. und VIII.) bestimmt,
die bereits in dieser Gegend standen.
Der Angriff der verbündeten Gegner stellte die Durchführung dieser
Absichten in Frage. Am 24. Januar drahtete General Iwanow an den Chef
des Generalstabes, General Ianuschkewitsch, der Gegner im Raume nörd-
lich Munkacs verstärke sich und greise an; deutsche Truppen seien dort
festgestellt, deutsche Offiziere erkundeten. General Iwanow erwartete einen
großen Angriff in der Richtung aus Sambor und Stryj, wo die eigenen
Kräfte nur schwach seien. Als wirksamste Abwehr schlug er einen groß
angelegten Gegenangriff vor und verlangte dazu vier bis fünf Infanterie-
Divisionen. Erst recht brauche er diese Verstärkung aber, wenn er in der
Abwehr bleibe, denn die Fronten seien sehr ausgedehnt, die Abgänge in-
folge der schwierigen Verhältnisse des Karpaten-Winters groß. „In
Galizien nehmen die Dinge eine ernste Wendung; der Gegner bereitet
augenscheinlich einen starken, energischen — aber wie ich zu hoffen wage,
letzten — Versuch vor, Przemysl zu befreien und Lemberg zu erreichen".
Galizien brauche rasch Verstärkung, denn man müsse eine schnelle Ent-
wicklung der Creignisie erwarten.
Diesen Darlegungen vermochte sich die Oberste Heeresleitung nicht
ganz zu verschließen. Die Offensive gegen Ostpreußen konnte ohnehin erst
später beginnen; man hatte noch Zeit. So befahl der Großfürst am
26. Januar, das XXII. Korps, das bei der 10. Armee vor Lötzen stand,
an die Südwestsront abzugeben.
Inzwischen war der Kampf an der Karpaten-Front in vollem Am-
fange entbrannt. Vom 26. Januar an drangen die Truppen des Generals
Vrussilow beiderseits des Dukla-Passes in breiter Front vorwärts, über-
schritten den Gebirgskamm, machten eine „große Menge" Gefangenes und
kamen bis über Mezölaborcz hinaus. Weiter links aber wurde der gleich-
zeitige Angriff des rechten Flügels der österreichisch-ungarischen 3. Armee
24. bis
Ende Januar
i) Njesnamow, I. 6.51.
142
Die Karpaten-Offensive.
Anfang bis
12. Februar.
13. bis
Ende Februar.
und der deutschen Südarmee ernstlich fühlbar. Das russische 2. Kaval-
leriekorps konnte sich südwestlich Stary-Sambor nur mühsam halten, noch
weiter östlich waren am Veskid-Paß das VII. Korps (dabei nur eine aktive
Division, sonst Landwehr), das IXX, (Landwehr-) Korps nördlich vom
Iabloniza-Paß und weitere Landwehrtruppen in der Bukowina dem Drucke
sogar nordwärts ausgewichen. Die ersten Teile des von der Nordwest-
front anrollenden XXII. Korps wurden nördlich vom Veskid-Paß in den
Kampf geworfen.
Anfang Februar rechnete General Iwanow auf der ganzen Front von
Valigrod südlich Przemysl bis zur rumänischen Grenze mit 13 bis 15 feind-
lichen Divisionen. Am 5. Februar fuhr er zur Obersten Heeresleitung,
um persönlich vom Großfürsten Verstärkungen zu erbitten. Dieser machte
ihm Hoffnung auf Zuführung des bisher zur Nordwestsront bestimmten
XV. Korps. General Iwanow aber drängte weiter. Am 10. Februar be-
richtete er: man dürfe die Truppen nicht noch länger ohne Unterkunft im
Winter in den Karpaten stehen lassen und müsse den Feind vom Ge-
birge herunterwerfen; das sei „militärisches, politisches und sanitäres Er-
fordernis". Inzwischen war aber der deutsche Angriff in Ostpreußen in
vollem Gange und die Lage an der Nordwestfront dadurch so ernst ge-
worden, daß der Großfürst nunmehr persönlich eine klare Absage erteilte.
Die Südweststont müsse sich selbst helfen und dazu, wenn nötig, weitere
Kräfte von ihrem rechten zum linken Flügel verschieben. General Iwanow
befahl die Abgabe des XVII. Korps vom linken Weichsel-Ufer in die
Gegend nördlich des Dukla-Passes. Cr wollte den Angriff in der allge-
meinen Richtung auf Kassa—Ungvar fortsetzen. Dabei sollte der rechte
Flügel der 8. Armee auf Bartfeld vorgehen, der linke der 3. auf Alt-Lublau
und Neu-Sandec. Die 11. Armee sollte mit mehr Nachdruck gegen Prze-
mysl wirken und die Festung dazu vor allem auf der Westseite enger ein-
schließen.
Der Gegner schien sich dauernd zu verstärken und auch Truppen von
der Balkan-Front heranzuziehen. General Iwanow meldete dem Groß-
fürsten am 13. Februar, er habe im ganzen 45 österreichisch-ungarische
Infanterie-Divisionen vor sich, dazu an der Karpaten-Front allein etwa
100 000 Mann deutscher Truppen, von denen vier Divisionen bereits sicher
festgestellt seien. Er bat daher aufs neue um vier Divisionen Verstärkung,
wurde aber abgewiesen und mußte tags darauf sogar aus Südpolen das
III. kaukasische Korps zur Nordwestfront abgeben.
Inzwischen hatte General Iwanow dem XXX. Korps anheimgestellt,
in der Bukowina bis hinter den Pruth zurückzugehen. Die Lage wurde
dort ernst, da der linke Flügel dieses Korps am Pruth nicht haltmachte,
Die russische Offensive stockt.
143
sondern vor den Angriffen der österreichisch-ungarischen Armee-Abteilung
Pflanzer gleich bis hinter den Dniester wich. Der gesamten russischen Front
in Galizien drohte Amfassung von Osten. Die schon bisher gegen die
deutsche Südarmee nur mühsam gehaltene Lage am Veskid-Paß schien in
Flanke und Rücken unmittelbar gefährdet. General Iwanow sah sich zu
weiteren Truppenverschiebungen vom rechten zum linken Flügel der Heeres-
gruppe genötigt und schließlich am 23. Februar aus Befehl der Obersten
Heeresleitung zur Neugliederung seiner gesamten Kräfte. Alle Truppen
links der Weichsel sollten zur 4. Armee treten, die 9. Armee mit vier
KorpsH und etwa fünf Kavallerie-Divisionen auf dem linken Heeresflügel
neugebildet werden. Der Oberbefehlshaber der 9. Armee, General
Letschizki, erhielt die Ausgabe, nach Versammlung seiner Kräfte anzu-
greifen; aber auch Teile der 3. und 8. Armee-) sollten nach Auffüllung der
Truppen wieder angreifen. Diese Umgruppierung bedeutete eine entschie-
dene Schwächung des über den Dukla-Paß auf Kassa—Ungvar bisher
geplanten Durchbruchs durch die Mitte der feindlichen Front.
Inzwischen waren die örtlichen Kämpfe weitergegangen. Eine Ent-
scheidung war nirgends gefallen; immerhin hatte man bis Ende des Monats
trotz aller Rückschläge 59 000 Gefangene, 24 Geschütze und 129 Maschinen-
gewehre erbeutet").
Wie die r u s s i s ch e Oberste Heeresleitung die Gesamt-
lage im Februar beurteilte, geht aus ihrem Gedankenaustausch mit
den Westmächten hervor. Uber allen Erwägungen stand der feste Wille
der Regierung, den Krieg trotz der bisherigen Enttäuschungen bis zum sieg-
reichen Ende durchzukämpfen. „Ich konnte mir keine entschlossenere Sprache
denken", schrieb der französische Botschafter PaleologueH voller Be-
friedigung über die Erklärung, die die Regierung am 9. Februar in der
Duma hatte abgeben lassen und die von den Abgeordneten begeistert auf-
genommen worden war.
Wegen der Lage an der Front gegen die Mittelmächte war man bei
der Obersten Heeresleitung aber doch in zunehmender Sorge. Der Plan
für den Frühjahrsangriff gegen Ostpreußen war durch die deutschen An-
griffe bei Lowicz und die anschließende Winterschlacht in Masuren zer-
schlagen worden, und gleichzeitig war das von der Südwestfront geplante 1
1) XI. Korps der 3. Armee, XVII. und XVIII. der bisherigen 9. Armee,
XXX. Korps der 8. Armee.
2) XXIV., XII., VIII., VII. Korps.
3) Walentinow, .S. 35.
0 Paleologue, deutsche Ausgabe, S. 272.
144
Die Karpaten-Offensive.
Vorgehen über die Karpaten durch den Gegenangriff der Mittelmächte in
Frage gestellt. Der Großfürst hatte dem englischen General Paget, der
gerade bei ihm eingetroffen war, Anfang Februar dargelegt^), die Lage des
russischen Heeres sei bis Ende April „sehr kritisch". Die Gewehr- und
Munitionslage würden täglich ernster. Am angreifen zu können, brauche
man eine Million Gewehre, da die Crsahmannschaften sonst nicht in die
Front eingestellt werden könnten. Cs handele sich also vor allem um Zeit-
gewinn. Dazu wünschte man die Hilfe der Verbündeten.
In einem Telegramm, das am 21. Februar zur Übermittelung an
General Ioffre und Feldmarschall Lord Kitchener an die Westmächte gingH,
wurde die Gesamtauffassung über die Entwicklung der Lage an der russischen
Front in folgende Darlegung zusammengefaßt, die zeigte, wie richtig man
die Vorgänge beurteilte: „Gegen Ende Januar^) hat Deutschland seine
Kräfte an unserer Front beträchtlich verstärkt, teils durch Neubildungen,
teils durch Truppen von der Westfront. Diese Vermehrung seiner Streit-
macht an unserer Front gab ihm die Möglichkeit, unter Ausnützung seiner
Eisenbahnen beträchtliche Kräfte in Ostpreußen wie auch in Ostgalizien
zusammenzuziehen. Dorthin wurde gleichzeitig ein großer Teil öster-
reichischer Truppen vom serbischen Kriegsschauplätze gebracht. Die neue
Versammlung hatte offenbar den Zweck, einen ernstlichen Druck aus unsere
beiden Heeresflügel auszuüben, wobei die Hauptkrast an der ostpreußischen
Front eingesetzt wurde. Dort haben wir leider einen ernsten Mißerfolg
erlitten, und die neue Lage zwingt uns, eine Neugliederung unserer Kräfte
vorzunehmen, um beide Flügel zu verstärken, was gleichzeitig unvermeid-
lich zu einer Schwächung unserer Kräfte auf dem linken Weichsel-Afer
führen muß." — Am dieselbe Zeit ließ der Großfürst außerdem den fran-
zösischen Botschafter in Petersburg „auf zartfühlende Weise wissen, daß
er glücklich wäre, wenn die französische Armee die Offensive ergriffe, um
die Beförderung deutscher Streitkräfte nach der Ostfront zum Stillstände
zu bringen".
Den Gedanken der Eroberung Ostpreußens hatte der Großfürst an-
gesichts der veränderten Lage allmählich aufgegeben und sich „teils aus
politischen Erwägungen, teils unter dem Einfluß der Berichte des Ober-
kommandierenden der Südwestsront mehr und mehr dem Plane einer groß-
zügigen Offensive auf dem österreichisch-ungarischen Kriegsschauplatz"^) zu-
gewandt, die aber doch frühestens im Mai beginnen konnte. Die ab-
weichende Auffaffung des Generals Danilow wurde abgelehnt.
i) Walentinow, S. 36 und 59. — -) Abgedruckt bei Walentinow, S. 36. —
'••) Russisches Datum. — *) Danilow, S. 439 f.
Wiederaufnahme der russischen Offensive.
145
Ar» 2. März legte General Iwanow in einer Denkschrift dar, daß
er an der ostpreußischen Front keine ernste Gefahr mehr sehe. In Galizien
aber sei es anders. Wohl habe der Angriff der Mittelmächte über die West-
Karpaten, der zum Entsatz von Przemysl geführt werde, nur örtliche Be-
deutung, das Vordringen des Gegners in den Ost-Karpaten aber könne
mit einem Schlage die Früchte des ganzen bisherigen Feldzuges vernichten
und zur Räumung Galiziens unter den schwierigsten Verhältnissen
zwingen. Am dem zuvorzukommen, müsse man dort selbst weiter angreifen,
und dazu erbitte er Verstärkungen. Der Großfürst war einverstanden und
wollte Verstärkungen schicken, sobald es die Lage an der Nordwestfront
gestatte. Als er am 3. März bei dieser anfragen ließ, welche Division sie
abgeben könne, sah General Danilow die Lage in den Ost-Karpaten günstig
an; die österreichisch-ungarischen Armeen, meinte er, machten dort nur noch
die letzten verzweifelten Anstrengungen; auch Przemysl werde bald fallen.
„Die Hilfe der Bundesgenossen und die Möglichkeit, neutrale Staaten
zur Teilnahme zu gewinnen, lassen, wenn sie sich verwirklichen, darauf
hoffen, daß es gelingt, Österreich niederzuwerfen." Dann aber brauche man
nicht mehr Ostpreußen zu erobern, um ins Innere von Deutschland vor-
zudringen.
An der Südwestsront war inzwischen der Ostflügel so weit ver-
stärkt worden, daß er die bis über Stanislau nach Norden vorgestoßenen
österreichisch-ungarischen Kräfte wieder zurückdrängte. Andererseits hatte
man Anfang März eine wesentliche Verstärkung des Gegners, zwischen
Dukla- und Azsoker-Paß erkannt, vor allem in der Gegend der von Budapest
über Miskolcz nach Przemysl führenden Hauptbahn; es schien sich um einen
ernsten Entsatzversuch für die Festung zu handeln. General Iwanow zog
Reserven hinter dem bedrohten Abschnitte zusammen und befahl am
10. März den Gegenangriff durch den linken Flügel der 3. Armee, die
dazu möglichst starke Kräfte im Raume Mezölaborcz—Lupkow—Sanok
zusammenziehen sollte; die 8. Armee hatte in der Abwehr zu bleiben und
nur am Azsoker-Paß angriffsweise zu verfahren, die 9. Armee am Beskid-
Paß zu halten, weiter östlich aber über den Iäblonica-Paß zum entschei-
denden Angriff zu schreiten. Den Beginn dieses Angriffs konnte General
Iwanow jedoch erst auf den 20. März festsetzen.
In diesen Tagen weilten der Zar und der französische Botschafter
im russischen Hauptquartier. Letzterem erklärte der G r o ß f ü r st am
16. März, „daß die augenblickliche Mitwirkung Italiens und Rumäniens
von unabweisbarer Notwendigkeit" sei; anderenfalls werde sich der Krieg
noch lange hinziehen. Am 19. März gab der Großfürst eine allgemeine
Weisung über die n ä ch st e n A u f g a b e n. Er befahl darin für die Rord-
t Weltkrieg. VII. Bund. 10
2. bis
21. März.
146
Die Karpaten-Offensive.
22. März bis
6. April.
Westfront die „reine Verteidigung"; die entscheidende Aufgabe falle der
Südwestfront zu, die „vom linken Flügel angreifend, vorwärtsgehen solle
in der Richtung z. V. auf Budapest und weiter zur Umgehung der ge-
samten Front Krakau—Posen—Thorn". Dementsprechend müsse die Süd-
westfront verstärkt werden. Man habe sich für diese Operation entschieden,
um die Fühlung mit der Armee Rumäniens zu gewinnen, falls dieses Land
mitgehe. Die Operation sei nicht nur vom Zaren gebilligt, sondern dieser
habe betont, es sei gerade das, was auch er selbst als Oberbefehlshaber
anordnen würde.
Am 22. März siel Przemysl, mehr als 120000 Gefangene
und 900 Geschütze wurden erbeutet, etwa drei russische Divisionen wurden
frei zum Einsatz in den Karpaten. Der Großfürst ließ dem General
Ioffre mitteilen, nun könne die beabsichtigte große Operation beginnen.
General Iwanow wollte aber die feindliche Gesamtsront jetzt nicht mehr
von Osten umfassen, sondern — seinem früheren Plane entsprechend —
unter Ausnutzung des augenblicklichen Krästezuwachses südlich Przemysl
über die Karpaten durchbrechen. Das war eine ganz andere Operation, als
sie die Oberste Heeresleitung beabsichtigte; diese fand sich aber mit dem
Entschlüsse des Generals Iwanow ab, wie sie denn überhaupt immer
mehr in Abhängigkeit von den mit großen Vollmachten ausgestatteten
Heeresgruppenführern geriet. Abgesehen von der Kampftage an der Front
mag in vorliegendem Falle die Schwierigkeit mitgesprochen haben, den
äußersten linken Heeresflügel in Ostgalizien rechtzeitig so zu verstärken, wie
es die ihm ursprünglich zugedachte Aufgabe erfordert hätte.
Die Heeresgruppe zählte zu dieser Zeit (abgesehen von Landwehr-
truppen) 461/3 Divisionen, dazu 116 Bataillone Grenzwache; ferner waren
18 Bataillone aus dem Amur-Gebiet zu ihr im Anrollen.
Am 25. März setzte General Iwanow den linken Flügel der 3. Armee
und die 8. Armee zum Durchbruch an. Dabei sollte die 8. Armee links
schwenkend die Linie Czap—Ungvar—Turka erreichen und sich von da
aus gegen den Feind vor der 9. Armee wenden; diese selbst sollte zunächst
stehen bleiben und ihren linken Flügel verstärken, um später, dicht an der
rumänischen Grenze entlang, den vor ihr stehenden Gegner auch links zu
umfassen. Kurz vor Beginn des großen Angriffs wurde der Generalstabs-
chef der Südwestfront, General Alexejew, abberufen und für den erkrankten
General Rußki zum Oberbefehlshaber der Nordwestfront ernannt. General
Dragomirow wurde Generalstabschef der Südwestfront.
Der große Karpaten-Angriff der Russen kam bei Winterwetter im
Gebirge und gegen feindlichen Widerstand nur langsam vorwärts. Die.
Die russische Karpaten-Offensive kommt zum Stillstand.
147
3. Armee griff mit drei schon südlich des Dukla-Passes stehenden Korps
(XXIV., XII. und XXIX.) an, erreichte aber nur örtliche Crsolge;
vier Korps der 8. Armee (VIII., XXVIII., XVII., VII.) überschritten
den Hauptkamm, kamen in vierzehntägigem Ringen im ganzen aber doch
nur etwa 20 Kilometer vorwärts. Bei beiden Armeen wurden zusammen
etwa 14000 Gefangene als Beute gemeldet, bei Mezölaborcz am 2. April
Deutsche (35. Reserve-Division) als Gegner festgestellt. Östlich vom
Uzsoker-Paß war der Erfolg noch geringer; an der Bukowina-Front
ging es unmittelbar an der rumänischen Grenze zunächst weiter zurück, bis
auf russisches Gebiet. Hier machte zwar starke russische Kavallerie Ende
März im Gegenangriff insgesamt 2100 Gefangene, es gelang ihr aber nicht,
den Gegner bei Okno von russischem Gebiet zu vertreiben. Die Oberste
Heeresleitung forderte daher am 30. März „aus politischen Gründen" für
diesen Flügel kräftige Maßnahmen; dazu fehlten jedoch einstweilen die
Kräfte. Am 6. April befahl sie der Nordwestfront, ein Korps als Heeres-
reserve zur Verfügung zu stellen.
Der mit weitgesteckten Zielen begonnene große Angriff der Südwest-
front war im wesentlichen schon zum Stehen gekommen, als das deutsche
Beskidenkorps bei Mezölaborcz eingesetzt wurdest. Fm Befehl des
Generals Iwanow vom 10. April hieß es: „Unsere Truppen, die mit so-
viel Heldenmut durch die Karpaten vordrangen und den Gegner schon an
vielen Stellen über den Hauptkamm zurückgedrängt haben, ... sind auf
neuen Feind gestoßen". Feindliche Gegenangriffe hätten überdies das
XXII. Korps zurückgedrängt, das damals der deutschen Südarmee gegen-
überstand. „Unter diesen Umständen sind wir genötigt, den Lin griff vor-
übergehend einzustellen, um die Truppen wieder zu ordnen, zu verpflegen
und Verstärkungen abzuwarten." Die 3. und 8. Armee sollten zur Ver-
teidigung übergehen, die 9. — wenn möglich — die Anfangslage wieder-
herstellen.
Die Oberste Heeresleitung war ungehalten und fragte schon
tags darauf bei General Iwanow an, wann er glaube, die „noch unvollen-
dete Operation" fortsetzen zu können; denn „die Unterbrechung sei politisch
und militärisch äußerst nachteilig". General Iwanow aber konnte einst-
weilen keine Hoffnungen machen; er wies auf Gelände und Witterungs-
schwierigkeiten, große Verluste und Mangel an Gewehren und Munition
hin und erbat eine Division als Rückhalt für die nach seiner Auffassung
meist bedrohte Stelle, den Dukla-Paß. Die Oberste Heeresleitung aber
hatte keine Reserven mehr zur Verfügung und glaubte, auch die Nordwest-
io*
0 S. 129 s.
148
Die Karpaten-Offensive,
front — trotz der großen Zahl der dort noch eingesetzten Verbände — vor-
erst nicht weiter schwächen zu dürfen; denn alle dortigen Verbände waren
an Kampfkraft und an Kopfzahl bedenklich zusammengeschrumpft.
5. Betrachtungen.
General v. Conrad schwebte bei der Anlage der Karpaten-Offensive ein
großes Ziel vor Augen. Cr wollte, wie er General v. Falkenhayn mitteilte,
„durch den gegen Nord geführten Stoß möglichst starker Kräfte einen posi-
tiven, entscheidenden Erfolg" herbeiführen, „einen Schlag, dessen Wirkung
er weit höher einschätzte als bloßen Raumgewinn bis an die San—
Dniester-Linie". Der Entsatz der Festung Przemysl war zunächst nur
Nebenzweck.
Gedacht war die Offensive als Amfassungsoperation gegen den linken
Flügel der russischen Hauptkräfte, die in Stärke von 24 Divisionen von
der Weichsel bis zur Solinka in Gegend von Valigrod in geschlossener
Front standen. Von einer weit ausholenden strategischen Amfassung gegen
die linke Flanke der russischen Gesamtmacht in Galizien, wie sie durch Vor-
gehen aus der Bukowina und aus dem Südostzipfel Galiziens über
Stanislau etwa in der Richtung auf Lemberg sich hätte anstreben lassen,
nahm General v. Conrad Abstand. Gewiß ließen sich auf diesem Wege
bei erheblicher Verstärkung der Armeegruppe Pflanzer-Baltin schnelle und
leichte Anfangserfolge gegen die in breiter Aufstellung verteilten, vergleichs-
weise schwachen russischen Kräfte erhoffen. Indessen, bei der sehr be-
schränkten Leistungsfähigkeit der einzigen Vollbahnlinie über Maramaros
Sziget—Körösmezö—Delatyn, die General v. Conrad schon vor Kriegs-
ausbruch als Haupthinderungsgrund für die Versammlung starker Kräfte
in Ostgalizien bezeichnet hatte, erscheint es sehr fraglich, ob es möglich ge-
wesen wäre, diese Offensive durch Zuführung weiterer frischer Kräfte so
lange in ununterbrochenem Fluß zu halten, bis die weiter westlich einge-
setzte deutsche Südarmee die Karpaten überwunden hatte. Aber selbst wenn
das gelang, war doch mit Sicherheit anzunehmen, daß der Feind vermöge
seiner weit günstigeren Eisenbahn- und Wegeverhältnisse sehr bald eine
starke Abwehrfront in Ostgalizien zustande bringen, vielleicht sogar gegen
die offene rechte Flanke der Österreicher offensiv werden würde. Der Ent-
schluß des Generals v. Conrad, unter Verzicht auf unsichere strategische
Fernwirkung die geplante Amfassungsoperation unmittelbar gegen die
linke Flanke der russischen Hauptmacht zu richten und damit zugleich auch
den Entsatz der Festung Przemysl auf kürzestem Wege anzustreben, er-
scheint daher durchaus berechtigt. Während dem Ostflügel der 3. Armee
General v. Conrads Plan und Kräfteverteilung.
149
der Stoß auf Lisko—Sanok zugedacht war, sollte der Einsatz der deutschen
Südarmee östlich des Azsoker-Passes der doppelten Möglichkeit gerecht
werden, entweder über Drohobycz—Voryslaw umfassend und entscheidend
in den Kamps der 3. Armee einzugreifen oder, wenn das nicht mehr er-
forderlich sein sollte, über Stryj gegen Flanke und Rücken der russischen
Gesamtfront in Galizien zu wirken. Freilich spielte in den Erwägungen
über den Einsatz der deutschen Südarmes östlich des Azsoker-Passes noch
ein anderer Gedanke eine mitbestimmende Rolle, der mit der geplanten
Amfassungsoperation nicht mehr in Einklang stand. Für den Fall näm-
lich, daß der Feind starke Kräfte auf seinem Ostslügel bei Stanislau—
Radworna—Kolomea zusammenzog, sollte die deutsche Südarmee mit der
Armeegruppe Pflanzer-Valtin zusammenwirken, also exzentrisch zur
3. Armee. Darin verriet sich bereits eine gewisse Zwiespältigkeit der Ziel-
richtung, die sich dann im späteren Verlauf wiederholt geltend gemacht hat.
Voraussetzung für die operativen Gedankengänge des Generals
v. Conrad und für die daraus entspringenden weitgehenden Hoffnungen
war ein schneller und glücklicher Verlauf der taktischen Kampfhandlungen
bei der 3. und Südarmee. Gelang der Durchbruch durch die zur Zeit hier
nur schwach besetzte Karpaten-Front der Russen, bevor diese erhebliche Ver-
stärkungen zur Stelle hatten, dann eröffneten sich der Amfassungsoperation
gewiß große Crfolgsaussichten für die Gewinnung der San-Linie. Es
läßt sich aber kaum bestreiten, daß General v. Conrad die Schwierigkeiten
der bevorstehenden Kampfaufgaben seiner Stoßgruppe, insbesondere der
deutschen Südarmee, unterschätzt hat. Die Anbilden der winterlichen
Witterung schufen in dem an sich schon schwer gangbaren Verglande, das
östlich des Azsoker-Passes teilweise Hochgebirgscharakter trägt, für den An-
greifer überaus ungünstige Kampf-, Verkehrs- und Lebensverhältnisse. Der
Feind, der im Hintergelände seines Kampfgebietes über wesentlich bessere
Wege- und Anterbringungsmöglichkeiten verfügte, war in der Lage, die
wenigen Paßstraßen, die allein für größere Truppenbewegungen in Frage
kamen, mit weit unterlegenen Kräften lange und zähe zu verteidigen. Sehr
bald stellte es sich heraus, daß die wesentlichste Voraussetzung für das
Gelingen der dem General v. Conrad vorschwebenden Amfassungsoperation,
der schnelle Durchbruch durch die Karpaten, nicht gegeben war.
Cs fragt sich, ob der österreichisch-ungarische Generalstabschef in dem
Streben, für die von ihm geplante Offensive möglichst starke Kräfte aus-
zubringen, weit genug gegangen ist. Rach Heranziehung der aus anderen
Fronten freigemachten Verstärkungen und der vom Oberbefehlshaber Ost
zur Verfügung gestellten deutschen Kräfte konnte er den zwischen der
Weichsel und der Reichsgrenze östlich Czernowih stehenden 30% In-
150
Die Karpaten-Offensive.
fanterie-Divisionen der Russen eine Überlegenheit von mehr als zehn
Divisionen entgegensehen, wobei allerdings zu berücksichtigen bleibt, daß
die Gefechtsstärken des österreichisch-ungarischen Heeres zu jener Zeit ge-
ringer waren als die des russischen. Ob aber die übrigen, an der Offensive
nicht beteiligten Heeresfronten bis an die Grenze des Möglichen geschwächt
worden sind, darf in Zweifel gestellt werden. Jedenfalls sind dem gali-
zischen Kriegsschauplätze im Laufe der Operationen bis Mitte März von
anderen Fronten noch neun Divisionen zugeführt worden, deren sofortige
Heranziehung eine stärkere Kräftemassierun g an entschei-
denden Stellen und damit wohl auch größere und dauernde Erfolge
ermöglicht haben würde.
Die für die Amfassungsoperation als Stoßgruppe bestimmte 3. und
Südarmee zählten zusammen 2C% Infanterie-Divisionen, also etwa nur
die Hälfte der auf dem galizischen Kriegsschauplatz verfügbaren Gesamt-
macht. Zweifellos wäre ihre stärkere Kräfteausstattung möglich und ge-
boten gewesen. Wollte man hierzu aus begreiflichen Gründen die Armee-
gruppe Pflanzer-Baltin (in Stärke von etwa 5% Infanterie-Divisionen),
die dem rechten Flügel der Stoßgruppe als Flankenschuh gestaffelt folgen
sollte, nicht schwächen, so konnten doch der 4. Armee (ISsch- Infanterie-
Divisionen), der ein rein frontales Vorgehen gegen die russischen Haupt-
kräfte zwischen Weichsel und Beskiden entsprechend den Fortschritten der
Stoßgruppe zugedacht war, unbedenklich von Anfang an eine Anzahl
Divisionen entzogen werden, wie es nachher im Laufe der Ereignisse not-
gedrungen geschehen ist.
Aber auch innerhalb der Stoßgruppe selbst hätte sich wohl
eine zweckentsprechendere Kräfteverteilung erzielen
lassen, wenn der Ostflügel der 3. Armee (sechs Infanterie-Divisionen), der
gegen die als ganz schwach besetzt erkannte Front zwischen dem Azsoker-Paß
und der Solinka angesetzt wurde, stärker gemacht worden wäre. Dies hätte
entweder durch Kräfte aus der 3. Armee selbst auf Kosten ihres mit fron-
talem Angriff gegen die Linie Valigrod—Vanica betrauten Westflügels
oder durch eng massierten Einsatz der deutschen Südarmee am Azsoker-Paß
und westlich davon, wie er General v. Falkenhayn und General v. Freytag
vorschwebte, erfolgen können. Der unmittelbare Druck auf die Flanke der
russischen Hauptkräste hätte sich auf solche Weise erheblich steigern lassen,
abgesehen davon, daß damit auch der kürzeste Weg für den Entsatz von
Przemysl eingeschlagen worden wäre. Daß General v. Conrad der An-
regung des Generals v. Falkenhayn nicht Folge gab, erklärt sich einmal aus
seinen weitschauenden operativen Plänen, daneben aber auch, wie schon
gesagt, aus seiner Anterschähung der Schwierigkeiten offensiver Kampf-
Gründe des Mißerfolges der Offensive.
151
führung im Karpaten-Winter. Übrigens fällt auf, daß General v. Conrad
den Mitte Januar ausgefprochenen Gedanken, die Besatzung der Festung
Przemysl spätestens Anfang Februar an den Operationen des Feldheeres,
entweder durch Ausfälle oder einen Durchbruchsversuch, zu beteiligen, in-
zwischen ganz fallengelassen hat.
Muß somit schon das Scheitern der ersten, Ende Januar in Gang
gesetzten Offensive vornehmlich auf nicht genügende Schwer-
punktsbildung an entscheidender Stelle zurückgeführt werden, so gilt
das in verstärktem Maße für den späteren Verlauf der Operationen.
Diese zerfielen bei wiederholtem Neuansah in eine Reihe mehr oder minder
zusammenhangloser Teilunternehmungen. Freilich darf hierbei nicht über-
sehen werden, daß General v. Conrad durch die sehr schnell einsehende
russische Gegenwirkung gegen die 3. Armee bereits von Anfang Februar
an in seiner Entschluß- und Handlungsfreiheit stark beschränkt war. So
durchkreuzte zunächst der Verlust des Raumes um Mezölaborcz, der für
die Wiederaufnahme der Offensive unentbehrlich war, die Absicht Conrads,
die ümfassungsoperation der 3. Armee durch konzenttisches Vorgehen der
4. Armee längs der galizischen Beckenreihe südlich Gorlice zu unterstützen.
Der dann endlich Mitte Februar in Gang gebrachte Vorstoß der inneren
Flügel beider Armeen gegen Vanica hatte nur noch den Zweck, die Lage
bei der 3. Armee wiederherzustellen. Die starken Kräfte, die für diesen rein
örtlichen, übrigens erfolglosen Vorstoß eingesetzt wurden, hätten wohl
zweckmäßiger, wenigstens zum Teil, zur Verstärkung der inzwischen neu-
gebildeten 2. Armee verwendet werden können, auf die der bisherige ope-
rative Aufttag der 3. Armee, das Vorgehen über Valigrod aus Lisko—
Sanok, übergegangen war. Dieses Vorgehen konnte sich jetzt aber nicht
mehr als Umfassungsoperation gegen den linken Flügel der russischen
Hauptkräfte auswirken, es handelte sich vielmehr zunächst um einen rein
frontalen Angriff gegen eine starke und geschlossene Front, also um einen
taktischen Durchbruch. Da General v. Conrad in seinen Erwägungen über
den Neuansah der Offensive seine ursprünglich viel weiter gesteckten ope-
rativen Ziele nunmehr hinter der Absicht, die Festung Przemysl zu ent-
setzen, zurücktreten ließ, wäre es um so notwendiger gewesen, die mit dem
Durchbruch in dieser Richtung bettaute 2. Armee — und innerhalb dieser
wieder die Mitte — von Anfang an so stark als möglich zu machen. Bei
ihrer unzureichenden Kräfteausstattung scheiterte die Ende Februar be-
gonnene neue Offensive sehr schnell. Mitte März sahen sich die 2. und
3. Armee durch einen groß angelegten Gegenangriff der Russen endgültig
in die Abwehr zurückgeworfen. Kurz darauf endete auch ein letzter Versuch
der 4. Armee, bei Gorlice vorzustoßen, ohne Erfolg. Operative Vedeutting
152
Die Karpaten-Offensive.
war ihm bei den geringen Kräften, mit denen er unternommen wurde, nicht
zuzumessen.
Inzwischen hatte sich ohne inneren Zusammenhang mit diesen Kämpfen
die deutsche Südarmee weiterhin vergeblich an der durch neuen Kräste-
einsatz der Russen immer schwieriger gewordenen Aufgabe abgemüht, in
ihrem Abschnitt den Ausgang der Karpaten-Päffe zu gewinnen. Der von
ihrem Oberkommando mehrfach erbetene Flankendruck des Westflügels der
Armeegruppe Pflanzer-Baltin in Richtung auf Dolina, durch den die
Ausgabe der Südarmee wesentlich erleichtert werden konnte, kam bei der
fächerartig auseinandergezogenen Aufstellung der Armeegruppe nur ganz
vorübergehend und unvollkommen zur Wirkung. Anfang März schon sah
sich auch der Westflügel des Generals v. Pflanzer-Baltin völlig in die
Defensive gedrängt.
Cs fragt sich, ob nach dem schon Anfang Februar erkennbar gewor-
denen Scheitern der ersten Karpaten-Offensive statt der Wiederaufnahme
des Angriffs an derselben Stelle und in den gleichen Richtungen wie beim
ersten Versuch nicht eine neue Offensivoperation auf veränderter Grund-
lage vorzuziehen gewesen wäre. Bei den schon geltend gemachten Bedenken
gegen eine weit ausholende Amfassungsbewegung von Ostgalizien her kam
nur eine Offensive aller irgend verfügbar zu machenden Kräfte aus dem
Raume der 4. Armee in der galizischen Ebene zwischen Beskiden und
Weichsel in Betracht, also ein rein frontales Vorgehen gegen eine Stel-
lung, die jetzt vielleicht nicht mehr von ganz so starken Truppen als Ende
Januar besetzt war, der aber doch sicherlich sehr erhebliche Widerstands-
kraft innewohnte. Möglicherweise gelang es, den Feind allmählich ein
Stück nach Osten zurückzudrücken, weiterreichende operative Erfolge aber,
wie der jetzt als Ziel ganz in den Vordergrund gestellte Entsatz von
Przemysl, waren unter den vorliegenden Verhältnissen auch an dieser
Stelle kaum zu erhoffen. Ein gleichzeitiger Durchbruch der Russen durch
die inzwischen geschwächte Karpaten-Front nach Angarn hätte für das öster-
reichisch-ungarische Heer in Westgalizien eine überaus schwierige Lage ge-
schaffen und seine Offensive jedenfalls sehr schnell zum Stillstände gebracht.
Rückschauende Betrachtung führt daher zu dem Ergebnis, daß es wohl
das Veste gewesen wäre, nach dem Mißerfolg der ersten Karpaten-Offensive
von der Wiederaufnahme des Angriffs überhaupt Abstand zu nehmen
und Przemysl seinem Schicksal zu überlaffen. Niemals durste der Entsatz
der Festung zum Leitgedanken der Operationen werden. Wenn General
v. Conrad dann trotz der aussichtslos gewordenen Lage der Festung
Przemysl, ja selbst noch nach deren Fall auf der Fortsetzung der Offensive,
freilich in mehr methodischem Kampfversahren, verharrte, so entsprang dieser
Gab es andere Möglichkeiten des Handelns?
153
Entschluß nicht mehr der Hoffnung auf Erfolge von operativer Tragweite,
sondern dem Glauben, den Kraftanstrengungen, die der Gegner zum Durch-
bruch in die ungarische Ebene machte, am wirksamsten mit Gegenangriffen
begegnen zu können. Die tatsächliche Lage schloß indessen nicht nur die
Ausführung von Gegenangriffen größeren Stiles vollkommen aus, sondern
erzwang sogar die Zurücknahme der 2. und 3. Armee bis hinter den Kar-
paten-Kamm. So endete die mit großen Hoffnungen begonnene Offensive
mit schweren taktischen Rückschlägen, die erst durch die Osterschlacht zum
Teil wieder ausgeglichen werden konnten. Die österreichisch-ungarische
Heeresleitung mochte ausatmen, als nach einer wochenlang andauernden
schweren Krise der Ansturm des Feindes gegen Mitte April wenigstens
vorübergehend als abgeschlagen angesehen werden durfte.
And doch konnte aus den bisherigen Krastanstrengungen der Ver-
bündeten e i n großer Gewinn für die Gesamtlage auf dem galizischen
Kriegsschauplatz gebucht werden: Die Russen hatten sich nach und nach
mit den Hauptkrästen ihrer Südwestfront so sehr in die Gebirgskämpse
verstrickt, daß ihre rechte Flanke zwischen Beskiden und Weichsel erheb-
lich geschwächt worden war. Darin lag für die Verbündeten jetzt der Keim
eines großen Erfolges. Gelang es, diese rechte Flanke des Feindes durch
einen überraschenden Stoß starker Kräfte zu überrennen, so drohte seiner
gesamten Karpaten-Front die Gefahr des Einsturzes.
6. Die Kämpfe an der deutschen Ostfront
bis Ende April 191$.
1. Der Einsatz der neuen Rorps in Ostpreußen.
Karte 19 Band VI sowie Karte 9 Band VII.
An der deutschen Ostfront, in Westpolen und östlich der Weichsel,
waren im Laufe des Dezember 1914 alle Angriffe durch Feind, Witterung,
eigene Erschöpfung und Munitionsknappheit allmählich zum Stehen ge-
kommen. Wiederholt hatte der deutsche Generalstabschef Fortsetzung der
Offensive zum „Zermürben" der Russen und ihre Verdrängung aus dem
Weichsel-Vogen gefordert, sich aber am 24. Dezember außerstande erklärt,
dazu noch irgendwelche Kräfte aus dem Westen zuzuführen; statt dessen
hatte er ein Hinüberziehen starker Kräfte der 9. Armee auf das rechte Äser
der Weichsel zur Erwägung gestellt. Die Verwirklichung dieses Gedankens
154
Die Winter-Masurenschlacht.
aber hatte Generalfeldmarschall v. Hindenburg nur bei Einsah neuer Kräfte
für möglich gehalten und angeregt, die neugebildeten KorpsH hierfür zu ver-
wenden. Zum ersten Male fand hier der Gedanke des Einsatzes neuer
Truppen in Ostpreußen Erwähnung.
Cs war aber die Frage, ob die Entwicklung der Lage an der öster-
reichisch-ungarischen Front die Durchführung solcher Absichten gestatten
würde. An der Widerstandskraft des verbündeten Heeres hegte General-
feldmarschall v. Hindenburg Zweifel. Da er andererseits bei Jahresschluß
auch nicht mehr mit größeren Angriffserfolgen der 9. ArmeeH rechnete,
wollte er diese in den nächsten Tagen zur Verteidigung übergehen lassen
und Kräfte zu anderweitiger Verwendung freimachen. Wie er am 30. De-
zember an die Oberste Heeresleitung schrieb^), versprach er sich von dem
Einsatz dieser „geringen Kräfte" nur in Ostpreußen einen Erfolg, falls
die schwierige Lage Österreichs-Ungarns eine solche Verwendung über-
haupt gestatte. Fm Gegensatz hierzu stand General v. Falkenhayn immer
noch auf dem Standpunkte, daß es notwendig und bis Ende Januar er-
reichbar sei, die Russen über die Weichsel oder wenigstens in ihre Brücken-
köpfe zurückzuwerfen. In diesem Sinne äußerte er sich auch General Luden-
dorff gegenüber bei der Besprechung am 1. Januar in Berlins, wobei er
gleichzeitig die Unmöglichkeit, dem Osten Verstärkungen aus dem Westen
zuzuführen, abermals betonte. In der das Ergebnis der Besprechung zu-
sammenfassenden Drahtung an den Oberbefehlshaber Ost vom 3. Januar
hieß es: „Verstärkungen können dem Ost-Kriegsschauplatz vom Westen,
wie Euer Exzellenz bekannt, überhaupt nicht mehr, aus Neubildungen im
Reich frühestens Anfang Februar zugeführt werden. Eine endgültige Ent-
scheidung über Verwendung der Neubildungen kann erst in etwa drei
Wochen nach der dann bestehenden allgemeinen Kriegslage erfolgen. Die
Bedingungen für den Übergang zur Defensive bei der Armee Mackensen
sind also noch nicht gegeben. Ginge sie aber dazu über, so müssen nach den
reichen Kriegserfahrungen hier im Westen bei ihr nicht drei bis vier,
sondern mindestens sechs bis sieben Divisionen freigemacht werden können.
Sie wären auf dem äußersten linken Flügel der Ostfront in Ostpreußen
oder auf dem rechten in den Karpaten gewiß mit Vorteil zu verwenden.
In diesem Fall indessen würde die Folge sein, daß der Feind aus seiner
Bedrängnis in Polen völlig frei gelassen werden müßte. Es ist mit Be-
stimmtheit anzunehmen, daß er die ihm gegebene Zeit ausnutzen würde,
um wirksame Gegenmaßregeln, die auf der Hand liegen, zu tteffen. Im
1) Band VI, S. 357 bis 364. — 2) Band VI, S. 363 bis 364. — y Näheres vgl.
Schreiben des Oberbefehlshabers Ost vom 30. Dezember, S. 75. — 4) S. 6.
Verwendung der Neuformationen.
ISS
günstigsten Fall würde die Operation nach Ostpreußen zur allerdings höchst
erwünschten Befreiung derrtschen Bodens vom Feinde führen, während vor-
aussichtlich die Österreicher unheilbar in Angarn geschlagen werden würden.
Die Karpaten-Cxpedition aber, der durch unsere dafür ungeeigneten Fahr-
zeuge gewaltige Schwierigkeiten entgegenstehen, müßte spätestens in
Galizien zum Stillstand kommen, während in der Lage in Ostpreußen und
Polen keine Veränderungen zu unseren Gunsten irgendwie wahrscheinlich
wären. Ich muß deshalb von den besprochenen beiden Operationen ent-
schieden abraten." Daher wünschte der Generalstabschef die Fortsetzung
des Angriffs der 9. Armee in Westpolen. „Am auch meinerseits", so fuhr
er fort, „alles zu tun, ihm den Erfolg zu sichern, habe ich die schleunige
Überweisung von 8000 Granaten schwere Feldhaubitzen und 4000 Granaten
leichte Feldhaubitzen mit der ganz neuen MFüllungZ an die 9. Armee ange-
ordnet. Diese Geschosie werden bei sachgemäßer Verwendung in einem
Raum von 4 Lin Breite und 2 km Tiefe auch den besteingegrabenen Feind
aus seinen Stellungen bringen. Seine Majestät hat den hier dargelegten
Ansichten beim Vortrag zugestimmt."
Im Hauptquartier zu Posen bestand zunächst die Absicht, zu dieser
Drahtung aus Mözieres, in der die für den östlichen Kriegsschauplatz
vorgeschlagenen Operationen verworfen wurden, nochmals Stellung zu
nehmen. Cs liegt der Entwurf eines Schreibens an den Chef des General-
stabes vom 4. Januar vor, das, da „durch neuen Verkehr mit General
v. Conrad überholt", nicht abgesandt wurde, aber insofern bedeutsam ist,
als darin die Erwägungen über die künftigen Operationen bereits festere
Gestalt zeigen. Cs heißt in dem Entwürfe: „Meinem Ziffer-Telegramm
vom 30. Dezember 1914 lag die Anschauung zugrunde, daß es der öster-
reichisch-ungarischen Armee nicht gelingen würde, den Dunajez und die
Karpaten zu halten, und daß eine baldige unmittelbare Anterstützung der
österreichisch-ungarischen Armee notwendig werden würde. Rach den Ver-
sicherungen des Generals v. Conrad liegt diese Notwendigkeit vorläufig
nicht vor. Die Grundlage für die Verwendung der 9. Armee hat sich daher
fürs erste verschoben. Die 9. Armee wird weiter angreifen. Von einem
überraschenden Stoß an irgendeiner Stelle kann aber nicht die Rede sein.
Ebensowenig wird der Angriff eine Entscheidung bringen. Cr kann nur
festhalten, Osterreich-Angarn ist nicht in der Lage, einen Amschwung in
Galizien zugunsten der verbündeten Waffen herbeizuführen, es behauptet
sich günstigenfalls. Die Operation der verbündeten Armeen gegen Rußland
kommt also zum Stehen. Beide Gegner halten sich fest. — Eine Ent-
i) Tränenerregendes Gas.
156
Die Winter-Masurenschlacht.
scheidung auf dem östlichen Kriegsschauplatz, die mit Rücksicht auf die Neu-
tralen nötig ist, kann nur durch Einsatz von Verstärkungen erzielt werden.
Eine Operation gegen Serbien lasse ich außer Betracht. Der Einsah von
Verstärkungen in Galizien auf dem rechten Flügel der Österreicher könnte
die Entscheidung bringen. Muß die russische Armee hinter den San zurück
und wird Przemysl entsetzt, so ist die russische Armee besiegt und die Ent-
scheidung gegen Rußland erreicht. Auch Rumänien wird sich dann nicht
rühren. — Das Einsetzen von Verstärkungen in Ostpreußen würde einen
voraussichtlich schnellen und vollen taktischen Erfolg haben, der die Gesamt-
lage günstig beeinflussen würde. Eine Entscheidung würde bei Fortsetzung
der Operation über den Narew erreicht werden. — Da Verstärkungen aus
dem Westen nicht freigemacht werden können, so wird der Einsah der Neu-
sormationen Anfang Februar im Osten nötig werden. Ich verhehle mir
nicht, daß darüber zur Zeit ein Entschluß nicht gefaßt werden kann, auch
nicht, an welcher Stelle im Osten der Einsatz erfolgen müßte. Immerhin
habe ich es für geboten gehalten, meine Ansichten über die Kriegslage auf
dem östlichen Kriegsschauplatz in vorstehendem niederzulegen. Ich über-
sehe nicht, ob mit den Verstärkungen ein schneller und durchschlagender Er-
folg im Westen erzielt werden kann."
Cs sollte sich schnell Herausstellen, daß die Auffassung des General-
feldmarschalls v. Hindenburg über die verminderte Leistungsfähigkeit des
Verbündeten zutreffend war. In der Nacht zum 5. Januar bat General
v. Conrad den Oberbefehlshaber Ost um vier bis fünf Divisionen zum
Einsah bei der 3. Armee in den Karpaten*). Damit wurden die Voraus-
setzungen für alle übrigen Pläne zunächst hinfällig. Generalfeldmarschall
v. Hindenburg entschloß sich zur Abgabe von 2y2, Infanterie- und einer
Kavallerie-Division an die Karpaten-Front. In der Meldung, die hier-
über am 6. Januar der Obersten Heeresleitung erstattet wurde, hieß es
über die Wetterführung der Operationen^), die 9. Armee bleibe zwar stark
genug, um durch Angriff die feindlichen Kräfte westlich Warschau festzu-
halten und Kräfteverschiebungen von dort nach Galizien zu verhindern,
dann aber war gesagt: „Der Frontalangriff der 9. Armee mit und ohne
die Abgabe an Österreich kann immer nur ein mehr oder weniger langsames
Zurückdrängen der gegenüberstehenden Russen bewirken. Ein überraschen-
der Durchbruch ist bei den vielen hintereinander gelegenen russischen
Stellungen und den kurzen Tagen ausgeschloffen. Der Russe hat stets zu
Kräfteverschiebungen vor der Front der 9. Armee Zeit." Ein „Zermürben"
der Rüsten oder ein Zurückdrängen auf die Weichsellinie bis Ende Januar,
i) S. 77. — -) S. 78.
Abgaben zur Südarmee.
157
wie es im Sinne des Generals v. Falkenhayn gelegen hatte, hielt also
der Oberbefehlshaber Ost nicht für erreichbar.
Am 8. Januar ging die nachträgliche Genehmigung des Obersten
Kriegsherrn zur Truppenabgabe an die Verbündeten und zur Bildung der
Südarmee unter dem Befehl des Generals v. Linsingen ein; als Erster
Chef des Generalstabes wurde Generalleutnant Ludendorff bestimmt, dessen
Vertretung im Stabe des Oberbefehlshabers Ost Oberstleutnant Hosfmann
übernehmen sollte*).
In dem bereits erwähnten Schreiben^) vom 9. Januar vertrat General-
feldmarschall v. Hindenburg die Ansicht, daß der Einsah deutscher Ver-
bände auf dem rechten Flügel der Verbündeten in Galizien in einigen
Wochen zu einem Erfolge führen würde, der mit einem entscheidenden
Schlage in Ostpreußen verbunden werden müsse. Der Einsah der vier
neuen Korps im Osten sei eine Notwendigkeit. Mit ihnen werde es nicht
schwer fallen, dem in Ostpreußen stehenden Gegner schnell eine ent-
scheidende, wahrscheinlich vernichtende Niederlage beizubringen und mit
voller Wucht auf Vialystok durchzustoßen. Cr sehe diese Operation im
Osten „als entscheidend für den Ausgang des ganzen Krieges an".
Am 11. Januar erfuhr der Oberbefehlshaber Ost aus vertraulichem
Wege, daß im Gegensah zu der Auffassung des Generals v. Falkenhayn
mehrere Armeesührer des Westheeres und deren Chefs bei der augenblick-
lichen Lage die Abgabe erheblicher Kräfte an den Osten als sehr wohl mög-
lich bezeichnet hatten, falls der Oberbefehlshaber Ost dies für das Gelingen
der von ihm geplanten Operation für erforderlich hielte. Am 12. Januar
traf General v. Falkenhayn, wie erwähnt), zu kurzem Besuch in Posen
ein. Bei dem Vortrage, den er sich vom stellvertretenden Generalstabs-
chef, Oberstleutnant Hosfmann, halten ließ, entwickelte dieser*) Plan und
Anlage der beabsichtigten Operation in Ostpreußen für den Fall, daß die
hierzu erforderlichen Kräfte dem Oberbefehlshaber Ost überwiesen würden.
Cs bestand die Absicht, drei der Korps auf dem linken Flügel der 8. Armee
hart südlich der Memel einzusehen, um den freien russischen Nordflügel
aufzurollen. Gleichzeitig sollte das vierte zur Verfügung gestellte Armee-
korps, verstärkt durch eine Infanterie-Division der 8. Armee, südlich der
Masurischen Seen vorbrechen und den anscheinend schwachen linken Flügel
der russischen 10. Armee über den Haufen werfen. Cs war also eine beider-
seitige Amfassung dieser Armee geplant. Cin großer Erfolg gegen die der
8. Armee gegenüberstehenden Kräfte und die Befreiung Ostpreußens er-
0 S. 81. — ") G. 11/12. — 3) S. 13. — 4) „Die Aufzeichnungen des General-
majors Max Hoffmann", 2. Band.
158
Die Winter-Masurenschlacht.
schienen Oberstleutnant Hoffmann nach den bisherigen Erfahrungen sicher.
Wie sich die Operation dann weiter entwickeln würde, vermochte er dem
Chef des Generalstabes des Feldheeres nicht vorauszusagen. Cr glaubte
aber, daß das deutsche Ostheer auch bei einer vernichtenden Niederlage der
Russen wohl nicht stark genug wäre, die Operation gegen die Festungs-
linie Grodno—Kowno weiterzutragen; dagegen wäre zu hoffen, daß es
gelingen würde, südlich Augustow den Vobr zu überschreiten und die wich-
tige Sperre Osowiec von rückwärts zu nehmen. Vorbedingung für das
Gelingen der Operation wäre die erfolgreiche Verteidigung der Südgrenze
von Ostpreußen.
Cin Generalstabsoffizier, den Oberstleutnant Hoffmann unmittelbar
nach seiner Aussprache mit General v. Falkenhayn über deren Verlauf
unterrichtete, hat in seinen bald danach niedergelegten Aufzeichnungen
vermerkt, daß Oberstleutnant Hoffmann es außerdem als „sehr erwünscht"
bezeichnet habe, „wenn die Möglichkeit bestände, noch etwa zwei Korps
aus dem Westen heranzuführen, um diese rechts rückwärts (der Angriffs-
armeen) gestaffelt auf Ostrolenka vorstoßen zu lasten". Dann sei „ein durch-
schlagender Erfolg der geplanten Operation gewährleistet". General
v. Falkenhayn nahm zu den Ausführungen des Oberstleutnants Hoffmann
keinerlei Stellung; über die beabsichtigte Verwendung der neugebildeten
Korps äußerte er sich bei dieser Gelegenheit ebensowenig wie bei der kurz
vorher stattgehabten Besprechung mit dem Generalfeldmarschall v. Hinden-
burg. Anker diesen Amständen wandte sich dieser noch am 12. Januar
gleich nach Abreise des Generals v. Falkenhayn von neuem an den Obersten
Kriegsherrn mit der Bitte um Überweisung aller verfügbaren Verstärkun-
gen, sowohl der Neuformationen in der Heimat als auch aller an der West-
front entbehrlichen Kräfte für die geplante Operation in Ostpreußens.
i) Das Schreiben des Feldmarschalls an den Obersten Kriegsherrn vom 12. Ja-
nuar ist weder im Entwurf noch in der Reinschrift — beide stammen von der Hand
des Feldmarschalls — bisher aufzufinden gewesen. Der genaue Wortlaut ist daher
nicht festzustellen. Nach einer mündlichen Mitteilung des Feldmarschalls an den
Direktor der Historischen Abteilung des Reichsarchivs vom 27. Februar 1930 glaubt
er sich zu erinnern, daß der Inhalt des Berichtes der vorstehend wiedergegebene ist.
Dafür spricht auch ein Schreiben des Generalobersten v. Moltke an den Kaiser vom
17. Januar. Generaloberst v. Moltke, der mit Zustimmung des Generalfeldmarschalls
durch einen Generalstabsoffizier über das Schreiben vom 12. Januar unterrichtet
worden war, schrieb daraufhin am 17. Januar an den Obersten Kriegsherrn, daß
eine Aussicht, „die Rüsten entscheidend zu schlagen und zu einem Frieden mit ihnen
zu kommen", nur dann bestünde, „wenn wir alle irgend verfügbaren Kräfte auch
unter Heranziehung der im Westen etwa noch entbehrlichen Gewehre im Osten ein-
setzen, selbst auf die Gefahr hin, dort in eine schwierige Lage zu kommen, ja zu einer
Kürzung unserer Linie gezwungen zu sein".
Meinungsaustausch zwischen Falkenhayn und Conrad.
159
Wenige Tage später, am 16. Januar, nahm auch der Generalstabs-
chef der verbündeten Wehrmacht Veranlassung, in einer ausführlichen
Drahtung an General v. Falkenhayn den Einsatz der deutschen Neu-
formationen an der Ostfront aufs neue zu befürworten^). General v. Conrad
ging davon aus, daß es das gemeinsame nächste Ziel sein müsse, „die
russische Armee mit aller Kraft so niederzukämpfen, daß ihr Erneuerung
der Offensive auf lange Zeit unmöglich gemacht und uns die Freiheit ge-
geben wird, unsere Kräfte gegen andere Feinde zu verwenden". Diesem
Zweck sollte die bevorstehende Karpaten-Offensive dienen. Von ihr allein
versprach sich indessen General v. Conrad noch keine ausreichende Wirkung:
„Selbst nach Erreichen der San-Linie würden starke russische Kräfte im
Weichselbogen etwa in der Linie Sandomierz—Kielce—Konskie—Opoczno
und westlich Warschau verbleiben und immer die latente Drohung einer
neuerlichen feindlichen Offensive in sich schließen." Am dies zu verhindern
und die so erwünschte Handlungsfreiheit zu gewinnen, sei es „unbedingt
notwendig, auch den russischen Nordflügel niederzuwerfen und hinter die
Weichsel endgültig zurückzuzwingen". Dazu bedürfe es des einheitlichen
Einsatzes der neuen deutschen Korps. Insoweit deckte sich also die Auf-
fassung des Generals v. Conrad vollkommen mit der des Oberbefehlshabers
Ost. Nur in der Frage, an welcher Stelle der Einsatz der Neuformationen
erfolgen sollte, gingen die Ansichten auseinander. Zwar verwarf General
v. Conrad jetzt seinen um die Jahreswende gemachten Vorschlag, die Ver-
stärkungen in Westpolen südlich der 9. Armee am Nordflügel der Armee
Woyrsch einzusetzen, doch empfahl er in Abweichung von der Auffassung
des Oberbefehlshabers Ost eine Offensive in der Richtung Mlawa—
Pultusk über den Narew, von der er im Zusammenhange mit der eigenen
Offensive den Rückzug der gesamten russischen Streitkräfte hinter die
Weichsel erhoffte. Cs war dieselbe „polnische Zange", von der er schon
bei Kriegsbeginn den Sieg erwartet hatte.
General v. Falkenhayn antwortete am 17. Januar: „Mit dem dort
im ersten Satz aufgestellten gemeinsamen nächsten Ziel bin ich völlig ein-
verstanden. Dagegen halte ich es für wenig wahrscheinlich, daß die Rüsten,
wenn sie in Galizien über den Dniester- und San-Abschnitt zurückgedrängt
sein sollten, mit nennenswerten Kräften auf dem linken Weichsel-Afer in
Polen stehenbleiben würden. Dies hindert aber nicht, daß ich an der
Absicht, die neuen deutschen Korps im Osten einzusetzen, unbedingt fest-
halte. Nur eine ganz unwahrscheinliche Verschiebung der Lage hier im
Westen könnte daran etwas ändern. Der Einsatz der neuen Korps in
9 S. 13.
160
Die Winter-Masurenschlacht.
Polen links der Weichsel ist niemals vorgesehen worden, vielmehr stets
ein solcher gegen den russischen Nordflügel rechts der Weichsel entweder
von Mlawa oder von Ostpreußen aus. Hierüber wird erst zu entscheiden
sein, wenn die Aufmarschtransporte der Korps beginnen können, was im
ersten Drittel des Februar der Fall sein wird."
Durch die in dieser Drahtung zum ersten Male ausgesprochene Absicht
des Einsatzes der neuen Korps im Osten wurde General v. Conrad freudig
überrascht. Cs ist nicht bekannt, warum General v. Falkenhayn nicht gleich-
zeitig den Generalfeldmarschall v. Hindenburg von dieser Entschließung
in Kenntnis setzte. Ihn befreite erst die Entscheidung des Kaisers vom
20. Januar aus seiner Ungewißheit^). Die Frage der kommenden Ope-
ration war damit zunächst im Sinne der Führer im Osten entschieden.
In der Weisung der Obersten Heeresleitung vom 20. Januar, die die aus
vier Korps neuzubildende 10. Armee dem Oberbefehlshaber Ost zur Ver-
fügung stellte, hieß es: „Angabe bis zum 26. erbeten, wo der Aufmarsch
erwünscht ist. Cr könnte ohne Schwierigkeit mit drei Korps in erster Linie,
mit einem Korps in zweiter Linie im Raume Tilsit—Insterburg binnen
sechs Tagen vom 3. Februar ab erfolgen. Das Korps zweiter Linie oder
ein Korps der 9. Armee kann aber auch gleichzeitig in Gegend Sensburg—
Ortelsburg transportiert werden." Damit war auch die Frage der An-
griffsrichtung entschieden; eine Offensive über Mlawa stand nicht mehr zur
Erörterung.
In seiner Antwort erbat der Oberbefehlshaber Ost am 25. Januar den
Aufmarsch der 10. Armee mit drei Armeekorps, darunter dem XII, im
Raume Insterburg—Tilsit—Skaisgirren, mit einem Korps, dem XXXIX.
oder XXXX., in der Gegend von Ortelsburg. Außerdem war vom Ober-
befehlshaber Ost der Antransport eines Armeekorps von der 9. Armee nach
der Südgrenze Ostpreußens ins Auge gefaßt; denn die Sicherung der
rechten Flanke der längs der Südgrenze Ostpreußens vorrückenden 8. Armee
mußte mit dem Fortschreiten der Offensive immer mehr an Bedeutung
gewinnen.
General v. Falkenhayn erklärte sich noch an demselben Tage mit dem
vorgeschlagenen Aufmarsch einverstanden und gab die näheren Befehle für
die Eisenbahntransporte. Alle übrigen Maßnahmen wurden dem Ober-
befehlshaber Ost überlassen.
0 S. 14.
Lage der 9. Armee um die Jahreswende.
161
2. Rümpfe an den Mebenfroncen bis Anfang Februar 191$.
a) In Westpolen.
Karten 19 und 20 Band VI sowie Karte 9 Band VII und Skizze n.
Die Kämpfe der 9. Armee vom 1. bis 18. Januar.
Am die Jahreswende stand die 9. Armee mit 23V2 Infanterie, und fechs
Kavallerie-Divisionen^), Front nach Osten, zwischen Pilica und Weichsel
im Kampfe. Die Stellung verlief im allgemeinen längs der Rawka und
der unteren Vzura. Der rechte Flügel war an der Pilica bis einschließlich
Inowlodz zurückgebogen, der linke längs der Weichsel bis Wloclawek ge-
streckt. Auf dem Nordufer des Stromes sicherten nur schwächere Truppen
der Festung Thorn in der Linie Wloclawek—Lipno. Die lange Flanke
der 9. Armee von Wyszograd bis Wloclawek war daher um so mehr ge-
fährdet, als mit dem Zufrieren der Weichsel zu rechnen war.
Vor der 9. Armee hielten die Russen eine Stellung mit zahlreichen
Stützpunkten und mehreren rückwärtigen Linien besetzt. Sie wurden auf
38 Infanterie- und sieben Kavallerie-Divisionen geschätzt, waren der
9. Armee also um 144^ Infanterie- und eine Kavallerie-Division überlegen.
Das Armee-Oberkommando 9 hatte Ende Dezember 1914
die beiden Angriffsgruppen Scholtz und Linsingen gebildet^), um durch
Zusammenfassen der Kräfte den ins Stocken geratenen Angriff vorwärts-
zutragen. Cs bestand zu dieser Zeit die Hoffnung, den Widerstand des
Gegners an der Rawka und unteren Bzura trotz seiner Zähigkeit noch
brechen und ihn auf Warschau zurückdrängen zu können. Bei der außer-
ordentlichen Stärke der feindlichen Stellungen, der dauernden Angunst der
Witterung und der Kürze der Tage mußte diese frontale Angriffsoperation
indessen viel Zeit und Munition kosten. Der Oberbefehlshaber, General-
oberst v. Mackensen, hoffte, nach einer für dringend erforderlich gehaltenen
Ruhepause alsdann an die Weiterführung des Angriffes auf Warschau
herantreten zu können, vorausgesetzt, daß die Südflanke der Armee an der
Pilica geschützt wurde und die Armee in ihrer bisherigen Stärke blieb.
General v. Falkenhayn, dem diese Auffassung durch einen Bericht
des Chefs des Generalstabes der 9. Armee, Generalmajor Grünert, am
31. Dezember unterbreitet wurde, sagte zu, der Armee bezüglich Zeit und
Stärke keinerlei Beschränkung aufzuerlegen, sowie eine bessere Versorgung
mit Munition nach Menge und Güte eintreten zu lassen.
i) Einschließlich des Korps Posen und des Höheren Kavalleriekommandeurs 3,
die vorübergehend der österreichisch-ungarischen 2. Armee unterstellt waren. Korps
Posen ist zu zwei Divisionen gerechnet. — 2) Band VI, S. 359.
I Weltkrieg. VII. Band.
1. bis
5. Januar.
11
162
Die Winter-MasurenschlachL.
6. bis
10. Januar.
Am 2. Januar wurde dem Armee-Oberkommando durch General
Ludendorff als Ergebnis der am Tage zuvor stattgefundenen Berliner
Besprechung^) mitgeteilt, daß die Österreicher in den Karpaten aus eigener
Kraft halten wollten. Hierzu sei die Fortsetzung der Offensive der 9. Armee
erforderlich. Wenn möglich, sollte schon jetzt ein Kavalleriekorps als Reserve
hinter die Mitte genommen, die österreichisch-ungarische' 7. Kavallerie-
Division an die Österreicher zurückgegeben werden.
Die Pilica bildete fortan die Trennungslinie zwischen der Armee
Woyrsch und der 9. Armee. Das Korps Posen ttat wieder unter den un-
mittelbaren Befehl des Armee-Oberkommandos 9 und übernahm die
Sicherung und Verteidigung der Pilica beiderseits von Inowlodz. Das
Armee-Oberkommando 9 verlegte am 2. Januar wegen Cholera- und Typhus-
gefahr sein Hauptquartier von Lenczyca nach Lodz.
Währenddessen hatte die 9. Armee den Angriff wie geplant fort-
gesetzt. Cr führte zu teilweise erbitterten und blutigen Kämpfen, brachte
aber nur geringe örtliche Erfolge, so bei der Gruppe Linsingen
bei Vorzymow, wo die 36. Infanterie-Division den Gegner bis an den
Ostrand des Dorfes zurückdrängte. An anderen Stellen erzielter Gelände-
gewinn ging bei starken russischen Gegenstößen wieder verloren. Cs wurden
insgesamt etwa 3000 Gefangene eingebracht. Die Truppen des Generals
v. Morge n konnten Mogily nehmen und behaupten. Die Gruppe
S ch o l tz legte angesichts der geringen Gefechtsstärken der Infanterie das
Schwergewicht auf den Artilleriekampf, um die Kräfte des Gegners zu zer-
mürben; das Ergebnis war, daß sich der Gegner nördlich Rawa vor der
37. Infanterie-Division anscheinend verstärkte. An der übrigen Front hatte
sich die Lage in der Zeit vom 1. bis 6. Januar nirgends geändert. Die
Ansammlung stärkerer feindlicher Kräfte bei Rowe-Miasto schien sich zu
bestätigen. Rach einem am 5. Januar aufgefangenen russischen Funkspruch
nahm man an, daß es sich um das neuausgestellte XIII. Korps oder eine
Division dieses Korps handelte. Das soeben eingetroffene russische
XXI. Korps grub sich westlich Odrzywol ein; es schien nicht angreifen
zu wollen.
Am 6. Januar meldete General v. Linsingen über die Lage
bei seiner Gruppe, daß dem Angriff über die Linie Mogily—Dachowo
unter den eingetretenen Amständen „die Aussicht auf entscheidenden Er-
folg nicht zugeschrieben" werden könnte, weil der Gegner immer wieder
östlich Wiskitki, hinter der Pisia und weiter östlich neue Abschnitte finden
würde, die bei den kurzen nebeligen Wintertagen dem Verteidiger er-
i) S. 6/7 und 75/76.
Abgaben zur Südarmee.
163
heblich größere Aussichten böten als dem Angreifer. General v. Linsingen
regte deshalb an, die gewonnene Front mit möglichst schwachen Kräften zu
halten und die frei werdenden Teile „in ein operativ wirksameres Gebiet"
zu verlegen. Bei der Gruppe Scholh lagen im wesentlichen dieselben Ver-
hältnisse vor.
Die Auffassung des Generals v. Linsingen über die Lage bei der
9. Armee kam der des Oberbefehlshabers Ost entgegen^).
Als es sich nun darum handelte, Kräfte an die Verbündeten in den
Karpaten abzugeben^), wurden sie der 9. Armee entnommen. Damit wurde
auf die Fortführung einer entscheidenden Offensive bei der 9. Armee be-
wußt verzichtet, doch sollte sie den ihr gegenüberstehenden Feind durch An-
griffe an Truppenverschiebungen nach Galizien verhindern.
Am 6. Januar mußten 2% Infanterie- und eine Kavallerie-Division
an die österreichisch-ungarische Front abgegeben werden: General-
kommandos des II. Armeekorps und des XXTV, Reservekorps, 1. In-
fanterie-Division, Vz 3. Garde-Infanterie-Divisionb), 48. Reserve- und
5. Kavallerie-Division.
(Eine vom Armee-Oberkommando eingeforderte Rachweisung über die
Verluste bei der Infanterie aller^unterstellten Korps in den Tagen vom
1. bis 10. Januar ergab die Gesamtzahl von über 7000 Mann. Am meisten
hatte das I. Reservekorps in den Angriffskämpfen bei Mogily gelitten —
insgesamt 2238 —, dann folgte das Korps Fabeck mit 1869 Mann. Dieses
Korps hatte die meisten Verluste im Brückenkopf bei Kozlow Viskupi, der
deshalb auf Befehl der Gruppe Veseler in der Nacht vom 15. zum
16. Januar aufgegeben wurde.
Die Kampftätigkeit blieb vom 10. Januar ab im allgemeinen auf die
Abschnitte bei Rawa und bei Volimow—Vorzymow beschränkt. Der
Sturm der 4. Infanterie-Division auf die russische Stellung südlich Vor-
zymow am 16. Januar scheiterte unter erheblichen Verlusten. Der wesent-
lichste Grund dieses Fehlschlags wurde in der zu schmalen Angriffsfront
erblickt; dadurch gelang es dem Gegner, den Angriff von beiden Seiten zu
flankieren. Angesichts dieser und anderer erfolglosen Cinzelunternehmungen
ersuchte der Oberbefehlshaber Ost am 19. Januar das Armee-Oberkom-
mando, „den Gang der Operationen nicht zu sehr den Vereinbarungen
zwischen den Armeekorps zu überlassen, sondern mehr durch Befehle und,
wenn nötig, durch persönliches Eingreifen zu regeln'").
0 S. 76 f. und 154 f. — -) S. 76/77 und 83 f.
3) Die % 3. Garde-Infanterie-Division wurde durch Zuteilung des Grenadier-
Regiments 9 von der 8. Armee auf drei Regimenter verstärkt.
4) Wortlaut nach dem Kriegstagebuche des Oberbefehlshabers Ost.
11*
164
Die Winter-Masurenschlacht.
19. Januar.
Ablenkungsangriffe bet 9. Armee bei Bolimow — Vor-
zymow 19. Januar bis 5. F e b r u a r.
Das Armee-Oberkommando entschloß sich daraufhin, den Angriff auf
breiterer Front zu wiederholen. Cs ordnete daher am 19. Januar einen
vom verstärkten I. Reservekorps und dem XVII. Armeekorps zu über-
nehmenden „entscheidenden Angriff" gegen die russischen
Stellungen bei Mogily—Wola Szydlow—Humin für Ende Januar an.
Die genaue Festsetzung des Zeitpunktes sowie die Leitung des Unter-
nehmens behielt die Armeeführung sich vor. Die beiden Korps sollten bis
dahin in ihren bisherigen Abschnitten die Angriffsvorbereitungen mit allen
Mitteln fortsetzen.
Die Front der 9. Armee umfaßte jetzt folgende Abschnitte:
Gruppe Fromme! hielt mit Korps Posen, Division Menges,
1. Garde-Reserve-Division, % 3. Infanterie-DivisioiL) und Kavallerie-
korps Richthofen die Pilica und den nördlich anstoßenden Abschnitt;
Gruppe Scholtz hatte mit dem XI. und XX. Armeekorps ihre
Offensive östlich Rawa weiterzuführen;
XXV. Reservekorps (ohne 49. Reserve-Division, aber mit
unterstellter 8. Kavallerie-Division) hatte sich in seinem Abschnitte östlich
Skierniewice auf hartnäckige Verteidigung einzurichten.
Cs schlossen sich an:
I. Reservekorps mit unterstellter 49. Reserve- und % 3. Garde-
Fnfanterie-D ivision;
XVII. Armeekorps mit unterstellter 4. Infanterie-Division;
GruppeBeseler (Korps Fabeck, 4. Kavallerie-Division, III. Re-
servekorps, Abteilung Westernhagen und die verstärkte 21. Landwehr-Bri-
gade) hatte das XVII. Armeekorps bei seinem Angriff möglichst zu ent-
lasten, die feindlichen Kräfte an der Bzura festzuhalten und die linke
Armeeflanke an der Weichsel zu schützen.
Beim Gegner waren vor der Armeefront keine wesentlichen Ver-
änderungen festgestellt. Rördlich der Weichsel entwickelte er jedoch
eine regere Tätigkeit. Auch gingen in diesen Tagen immer mehr Nach-
richten darüber ein, daß zwischen dem unteren Narew und der Südgrenze
Ostpreußens starke Truppenmassen der Russen zusammengezogen wurden.
Damit wuchs die Sorge für die Weichselflanke der 9. Armee und die nur
schwach geschützte Südgrenze Ostpreußens, Mer Reserven verfügte das
9 Die 5. Infanterie-Brigade (sechs Bataillone) mit II./F. A. R. 2 war bereits
am 15. Dezember 1914 nach Ostpreußen abgegeben worden.
Vorbereitungen für den Angriff.
165
Armee-Oberkommando 9 nicht. Cs zog deshalb zunächst die 1. Garde-
Reserve-Division der Gruppe Frommel heraus. Am 20. Januar setzte der
Oberbefehlshaber Ost das Armee-Oberkommando 9 von der ge-
planten Offensive in Ostpreußen sowie von der Absicht in Kenntnis, auch
Teile der 9. Armee dort einzusetzen. Der geplante Angriff gegen die
russische Stellung westlich der Such« entsprach durchaus den Absichten des
Oberbefehlshabers Ost, der den Gegner von der Front in Ostpreußen ab-
lenken und ihn verhindern wollte, Truppen vor der 9. Armee fortzuziehen.
Mit Rücksicht auf die Offensive in Ostpreußen wurde der Zeitpunkt des
Angriffs der 9. Armee jedoch hinausgeschoben. Am 24. Januar traf der
Befehl des Oberbefehlshabers Ost zur Abgabe eines weiteren Korps zum
Schutze der Südgrenze Ostpreußens ein. Hierfür bestimmte das Armee-
Oberkommando 9 das XL. Armeekorps; mit seinem Abtransport war für
die ersten Februartage zu rechnen. Auf irgendwelche ernsten Angriffe in der
Gegend von Rawa mußte das Armee-Oberkommando unter diesen Am-
ständen verzichten. Am 27. Januar forderte der Oberbefehlshaber Ost ein
weiteres Korps. Von dem Garde-Reservekorps, das hierfür ausersehen
wurde, mußte die 3. Garde-Infanterie-Division (5. Garde-Infanterie-
Brigade) bereits am 30. Januar zur 8. Armee abbefördert werden.
Die Angriffsvorbereitungen beim I. Reservekorps und XVII. Armee-
korps waren inzwischen so weit fortgeschritten, daß das Armee-Oberkom-
mando den 29. Januar als Angriffstermin festsetzte, der indessen auf Antrag
des XVII. Armeekorps und „mit Rücksicht auf das Gelingen und zur Ver-
meidung unnötiger Verluste" auf den 31. Januar verschoben wurde.
General v. P a n n e w i tz, der Kommandierende General des
XVII. Armeekorps, hielt die Wegnahme von Borzymow schon vor dem
Hauptangriff für geboten. Eine zu diesem Zweck eingeleitete Unternehmung
der 36. Infanterie-Division am 28. Januar führte indessen nicht zum Ziele.
Der Gegner hatte, wie Ballonbeobachtung ergab, beträchtliche Verstärkun-
gen herangezogen. Überhaupt hatten die häufigen Unternehmungen bei
Borzymow seine Aufmerksamkeit erregt. Durch schwere Verluste geschwächt,
stand die 36. Infanterie-Division vor dem Hauptangriff. Ob dieser die
Russen überraschend treffen würde, mußte nach allen bisherigen Beob-
achtungen zum mindesten fraglich erscheinen. Rach dem Angriffsbefehl des
Armee-Oberkommandos vom 27. Januar sollten die drei Korps, I. Re-
serve-, XVII. Armeekorps und Korps Fabeck, die feindliche
Stellung durchbrechen und dann über die Suchn hinaus durchstoßen. Die
Armeereserve, 1. Garde-Reserve-Division und 74. Infanterie-Brigade des
XX. Armeekorps, wurden für den Angriff vom Oberbefehlshaber Ost noch
belasten, sollten aber bald darauf nach Ostpreußen abbefördert werden. Für
r«. bis
30. Januar.
166
Die Winter-Masurenschlacht.
31. Januar bis
5. Februar.
die Artillerievorbereitung waren 18 000 Gasgranaten zur Verfügung
gestellt.
Vei klarem Frostwetter erfolgte am 31. Januar der Angriff. Nach
fast dreistündiger Artillerievorbereitung durch etwa 100 Batterien, darunter
etwa 40 schwere, trat die Infanterie über schneebedeckten Boden zum
Sturme an. Der Schwerpunkt des Angriffes lag bei Wola Szydlow—
Vorzymow. Infolgedessen trugen auch die dort eingesetzten Divisionen,
die 49. und 1. Reserve- und wiederum die 4. und 36. Infanterie-Division,
die Hauptlast des Kampfes. Im ersten Anlauf wurden die vordersten feind-
lichen Gräben genommen, sie gingen dann aber durch Gegenstöße nach er-
bittertem Nahkampf teilweise wieder verloren. Nach den geringen Erfolgen
des ersten Tages lief sich der Angriff in den nächsten Tagen gegen heran-
geführte Reserven der Russen völlig fest, zumal da auf sparsamen
Munitionsverbrauch seitens der höheren Führung hingewiesen werden
mußte. Die Einnahme des Gutes von Mola Szydlowiecka blieb der einzige
Gewinn. Am dritten Kampftage wurde Humin von der 4. Infanterie-
Division genommen und gehalten. Am 3. und 4. Februar beantworteten die
Russen die Angriffe, insbesondere die des Korps Morgen, mit starken
Gegenstößen; sie wurden zwar blutig abgewiesen, doch konnte auch die
eigene Infanterie keine nennenswerten Fortschritte machen. Es wurde
festgestellt, daß der Feind die 3. und 6. sibirische Division, die 25. Infan-
terie-, 59. Reserve- und 13. sibirische Schützen-Division neu heranbefördert
hatte. Ebenso war die russische Artillerie verstärkt worden. Angesichts
dieser Lage wurde am 5. Februar von deutscher Seite der Angriff ein-
gestellt.
Der unter schweren Verlusten erkaufte Geländegewinn war gering und
taktisch ohne Bedeutung. Nachteilig hatte sich der Amstand ausgewirkt,
daß der Angriff für die Russen nicht überraschend einsetzte. Durch Ge-
fangenenaussagen, Agenten und Lufterkundung rechtzeitig unterrichtet,
hatte die russische Führung infolge zweimaliger Verschiebung des Angriffes
genügend Zeit gehabt, sich auf die Abwehr einzurichten. Außerdem hatte
der Gegner offenbar die vordersten Gräben nur schwach beseht oder sogar
ganz geräumt und erwartete den Angreifer in den dichtbesehten Hinteren
Gräben. Daß Kälte und Schnee die Gaswirkung nahezu aufhoben, war da-
mals freilich noch nicht bekannt; so ist es erklärlich, daß der Angriff
schon zu Beginn trotz Einsatzes einer für damalige Auffassung „ungewöhn-
lich starken Artilleriemasse" nicht zum Erfolge führte. Ein weiterer Grund
war die erhebliche zahlenmäßige Überlegenheit auf der Feindseite. Doch
war tatsächlich durch die Angriffe bei Bolimow in dem russischen Abtrans-
port aus Westpolen nach dem Rarew eine erhebliche Stockung eingetreten.
Die Kämpfe bei Bolimow—Vorzymow.
167
Insgesamt wurden in dem nur 10 km, breiten Abschnitt elf russische
Divisionen in den Kampf geworfen. Der Verlust von 7000 Gefangenen
mag für den Feind nicht so schwer gewogen haben wie die blutigen Opfer
bei den wiederholten, in dichten Massen geführten Gegenangriffen, die auch
für russische Verhältnisse außerordentlich hoch waren; acht Divisionen ver-
loren allein in den ersten drei Kampftagen zusammen 40 000 Mann; zehn
Regimenter hatten, wie der russische Abschnittskommandeur meldete, auf-
gehört zu bestehen; sein Vorschlag, die Front hier zurückzunehmen, wurde
jedoch abgelehnt). Operativ aber wurde durch den tatkräftig durchgeführten
deutschen Vorstoß an der Rawka und durch die Fesselung starker russi-
scher Reserven an der Angriffsfront ein Gewinn erzielt, der den bevor-
stehenden Kämpfen in Ostpreußen zugute kommen mußte.
Abgesehen von der Kampftage an der Rawka selbst waren es auch die
Abgaben von Truppen, die das Armee-Oberkommando 9 zur
Einstellung der Angriffe zwangen. Insgesamt waren es sechs Infanterie-
und zwei Kavallerie-Divisionen, die die 9. Armee in der Zeit vom 1. Januar
bis Anfang Februar zur Verwendung auf anderen Kriegsschauplätzen abge-
geben hatte. Dafür wurde ihr nur die österreichisch-ungarische 3. Kavallerie-
Division von der Armee Woyrsch zugeführt, die zur Verstärkung der
Weichsel-Sicherung verwendet wurdet.
Rach dieser Schwächung und nach den langwierigen verlustreichen
Kämpfen, die zu völliger Erschöpfung der eingesetzten Truppen geführt
hatten, konnten der 9. Armee zunächst keine weitreichenden Angriffsopera-
tionen mehr zugemutet werden. Der Oberbefehlshaber O st gab
ihr deshalb am 5. Februar den Befehl, die vor der Armeefront stehenden
russischen Kräfte festzuhalten und die gewonnenen Stellungen auf das Nach-
haltigste zu verstärken, da „mit der Möglichkeit, noch mehr Kräfte der
9. Armee zu entziehen, gerechnet werden müsse" und „die einmal gewon-
nenen Stellungen auf keinen Fall aufgegeben werden dürften". Ferner
sollte die Armee einen etwaigen feindlichen Weichsel-Übergang auf der
Strecke Wyszogrod—Wloclawek verhindern und die Aufmerksamkeit der
nördlich des Stromes befindlichen feindlichen Truppen durch rege Tätigkeit
auf dem südlichen Äser fesseln.
Geringe Kampftätigkeit bei der 9. Armee vom 6. bis
zum 27. Februar.
Im weiteren Verlaufe des Monats Februar fanden keine größeren
Kampfhandlungen statt. Östlich Bolimow flauten die Kämpfe bald ab.
8. bis
14. Februar.
i) S. 262. — 2) S. 170.
168
Die Winter-Masurenschlacht.
15. bis
Ende Februar.
Das Bestreben der Armeeführung ging dahin, weitere Kräfte, nach Mög-
lichkeit drei Divisionen, als Reserve aus der Front zu ziehen. Das Ober-
kommando beabsichtigte damit, auch den Abtransport eines weiteren Korps
nach Ostpreußen vorzubereiten, mit dem es nach der Gesamtlage rechnete,
obwohl entsprechende Weisungen des Oberbefehlshabers Ost noch nicht ein-
gegangen waren.
Das Oberkommando befahl am 10.Februar das Herausziehen
der Truppen des II. Armeekorps (%. 3. und 4. Infanterie-Division) und
des ganzen I. Reservekorps. Den in der Front verbleibenden Teilen der
Armee wurde hartnäckigste Verteidigung der augenblicklich behaupteten
Stellungen aufgegeben. Ihr Ausbau wurde mit besonderem Nachdruck ge-
fördert, die Hindernisse vor der Front verstärkt. Am den Feind fest-
zuhalten, empfahl das Oberkommando kleinere Angriffsunternehmungen der
Infanterie, die aber artilleristisch nicht ausreichend unterstützt werden konn-
ten, da im Verbrauch von schwerer Artilleriemunition äußerste Sparsamkeit
geboten war. Mit einer russischen Offensive „im großen Stil" rechnete
das Oberkommando, wie es in einer Beurteilung der Lage vom 12. Fe-
bruar hieß, zur Zeit nicht. Der Gedanke, selbst wieder offensiv zu werden,
wurde trotz der starken Abgaben nicht aufgegeben, der Zeitpunkt nur hinaus-
geschoben, um „langsam Munition zu ersparen", und auch „der in ihrer
Gefechtskraft außerordentlich geschwächten 4. Infanterie-Division Gelegen-
heit zu einer gewissen Erholung zu geben". Am 15. Februar nahm das
Oberkommando den Gegner vor der Armeefront noch in einer Stärke von
30 Infanterie- und fünf Kavallerie-Divisionen an. Ihnen standen auf deut-
scher Seite nach Abtransport des I. Reservekorps sowie einer Kavallerie-
Division noch 15%. Infanterie- und drei Kavallerie-Divisionen gegenüber.
Man rechnete mit Sicherheit mit dem bereits erfolgten Abtransport des
russischen II. und XIX. sowie auch des XXIII. Korps.
Im Hinblick auf den Fortgang der Operationen in Ostpreußen und
auf dem nördlichen Weichsel-Afer, wo das Korps Dickhuth am 15. Februar
die Linie Plock—Bielsk erreichte, hielt es das Armee-Oberkommando Mitte
Februar für geboten, zur Fesselung der gegenüberstehenden feindlichen
Kräfte den Angriff wieder aufzunehmen, und bat hierfür den Ober-
befehlshaber Ost um Zuweisung von schwerer Artilleriemunition. Cs erhielt
aber am nächsten Tage die Antwort, die 9. Armee habe ihre Offensive
einzustellen und dafür möglichst viele Kräfte aus der Front herauszuziehen,
da mit baldigem Abtransport der 4. Infanterie-Division nach den Karpaten
gerechnet werden müsse. Mehr Munition sei nicht zu erwarten.
Aber auch der Gegner zog weitere Kräfte heraus. Das Armee-
Oberkommando hatte vorübergehend den Eindruck, daß er beabsichtigte, auf
Fortgesetzte Abgaben der 9. Armee.
16S
seine rückwärtigen Stellungen zurückzugehen. Jedenfalls verschob er seine
1. Armee ganz auf das rechte Weichsel-Äser. Damit war eine beträcht-
liche Schwächung vor dem linken Flügel der 9. Armee verbunden. Am
den 19. Februar wurde das Herausziehen des russischen V. und I. Korps
aus der Rawka-Front bekannt.
Angesichts der fortwährenden Schwächung des Gegners an dieser
Front konnte der Oberbefehlshaber Ost der 9. Armee von Mitte bis Ende
Februar unbedenklich weitere 2y2 Infanterie-Divisionen und eine Kaval-
lerie-Division entziehen^). Die Ruhe an der Front wurde am 22. Februar
durch stärkere russische Angriffe im Abschnitt des XXV. Reservekorps auf
dem rechten Rawka-Afer unterbrochen. Während schwächere Angriffe süd-
lich Wola-Szydlow erfolglos blieben, gelang den Russen am 24. bei
Mogily ein Einbruch in größerer Breite. Ein Durchbruch wurde indes
in schwerem, nächtlichem Kampfe unter Einsatz von Reserven vereitelt; die
Mitwirkung der eigenen Artillerie war wegen Munitionsmangels gering.
Die 9. Armee umfaßte nach Abgabe von 10y2 Infanterie- und vier
Kavallerie-Divisionen Ende Februar nur noch 13 Infanterie- und zwei
Kavallerie-Divisionen. Ihr gegenüber standen nach Schätzung des Armee-
Oberkommandos 18 Infanterie- und 1 bis 2 Kavallerie-Divisionen. Diese
erhebliche Verringerung der feindlichen Kräfte ließ beim Oberkommando
Ende Februar den Entschluß reifen, „einen erneuten Durchbruchsversuch
zu unternehmen^)".
b) In West- und Ostpreußen.
Karten 19 und 21 Band VI sowie Karten 9 und 13 Band VII.
An der Front von der Weichsel bis Memel war nach dem vorüber-'
gehenden Ausleben der Kämpfe um die Weihnachtszeit im allgemeinen mit
Beginn des Jahres 1915 Ruhe eingetreten, abgesehen von einzelnen ört-
lichen gewaltsamen Crkundungsunternehmungen. Rur an drei Stellen,
bei Sierpc, Lötzen und Lasdehnen, schienen Angriffe der Russen weiter-
reichende Ziele zu verfolgen.
Am 1. Januar 1915 trat die Festung Thorn mit ihren Kampf-
mitteln wieder unter den unmittelbaren Befehl des Oberbefehlshabers Ost.
Rur die außerhalb der Festung auf dem Südufer der Weichsel befindlichen
Truppen sollten nach wie vor dem Armee-Oberkommando 9 unterstellt
bleiben. Den Befehl über die Sicherungsabteilungen der Festung auf dem
Nordufer der Weichsel übernahm in der ersten Hälfte des Februar der
Gouverneur, Generalleutnant v. Dickhuth-Harrach, selbst. Ihm unterstanden
0 y2 3., 4. Infanterie-Division, 11. Reserve-, 21. Landwehr-Brigade, 6. Kaval-
lerie-Division. — 2) Kriegstagebuch A. O. K. 9.
. Januar bis
8. Februar.
170
Die Winter-Masurenschlacht.
nunmehr die Truppen der Festung, elf Bataillone, drei Schwadronen, zwei
Feld- und sieben schwere Batterien, ferner die Anfang Februar dort ein-
gesetzte 75. Infanterie-Brigade des XX. Armeekorps bei Skempe sowie
Teile der österreichisch-ungarischen 3. Kavallerie-Division bei WloclawekZ
an der Weichsel.
Die Truppen der Festung G r a u d e n z (Korps Zastrow") mit zuge-
teilten Formationen) standen um die Jahreswende unter dem Befehl des
Generalleutnants Surön in der Linie Sierpc—Viezun—Radzanowo etwa
15 Irin südlich Mlawa—Ianowo, vor dem rechten Flügel in der Gegend
von Racionz die 2. Kavallerie-Division unter Generalmajor Freiherrn
Thumb v. Neuburg. Innerhalb dieses Abschnittes hielt den Westflügel
von Sierpc bis Radzanowo Landsturm. In der Mitte bildete das Korps
Zastrow beiderseits der Straße Mlawa—Ciechanow den Kern, während
der linke Flügel hinter dem Orzyc von der Leibhusaren-Brigade der 2. Kaval-
lerie-Division gebildet wurde. Die Russen standen mit Gefechtsfühlung
dicht gegenüber. Ihre Unternehmungen richteten sich vornehmlich gegen
den schwachen Westflügel bei Sierpc, Biezun und Radzanowo. Am
3. Januar wurde die 2. Kavallerie-Division von überlegenem Gegner, der
aus vier Richtungen gegen Drobin—Racionz vorstieß, gezwungen, in die
Linie des Landsturms zurückzuweichen. Am 12. Januar mußte sie Sierpc
räumen und am 5. Februar trotz inzwischen eingesetzter Verstärkungen an
Landsturm und Landwehr vom Korps Zastrow näher auf Rypin zurück-
genommen werden. Beim Korps Zastrow beschränkte sich im Januar und
Anfang Februar die Kampftätigkeit auf beiderseitige kleinere Überfälle, ge-
waltsame Erkundungen und unbedeutende Artilleriekämpfe. Das Korps
war deshalb in der Lage, Infanterie an die bedrohten Stellen der 2. Kaval-
lerie-Division abzugeben. Vom 4. Februar ab standen, mit unwesentlichen
Verschiebungen in den nächsten Tagen:
Garde-") und 8. Kavallerie-Brigade etwa 101cm südöstlich Rypin,
% 5. Kavallerie-Brigade bei Viezun,
Vz 5. Kavallerie-Brigade mit Jäger-Bataillon 4 bei Radzanowo,
die Masse des Korps Zastrow zwischen Radzanowo und dem Orzyc,
die Leibhusaren-Brigade am Orzyc.
Acht Bataillone des Korps Zastrow waren als Rückhalt bei der
2. Kavallerie-Division eingesetzt, außerdem etwa 13 Landsturm-Bataillone
auf der ganzen Front des Abschnittes Graudenz verteilt.
a) S. 167. — 2) Trotz Führerwechsels wurde diese Bezeichnung beibehalten.
") Je zwei Schwadronen des 2. Garde-tllanen- und des Leib-Garde-Husaren-
Regiments und drei Schwadronen des Husaren-Regiments 3.
Kämpfe zwischen Weichsel und Orzyc. Lage bei der 8. Armee.
171
Vom Feinde waren vor der Front etwa vier Infanterie- und
4% Kavallerie-Divisionen festgestellt, außerdem Grenzwache und Landwehr.
Am 5. Februar traten die 2. Kavallerie-Division und Korps Zastrow unter
den Befehl des Generals der Artillerie v. Scholtz. An demselben Tage
wurde die Leibhusaren-Brigade durch Teile der 41. Infanterie-Division des
XX. Armeekorps abgelöst und erreichte am 8. Februar südöstlich Rypin
Anschluß an ihre Division.
Bei Ianowo sehte der Befehlsbereich des Armee-Oberkommandos der
8. Armee ein. Zwischen Ianowo und dem Rieder-See sicherte der Land-
sturm-Grenzschutz des Stellvertretenden Generalkommandos des XX. Armee-
korps mit der 3. Kavallerie-Brigade. Cs gelang hier im allgemeinen, deut-
schen Boden vom Feinde frei zu halten. Reger war die Kampftätigkeit an
der Front von Lötzen; vermutlich wollten die Russen gegen die befestigte
Feldstellung besonders bei den Paprodtker Bergen Gelände gewinnen. Ein
weiterer Brennpunkt der Kämpfe lag ferner auf dem äußersten Rordflügel
der 8. Armee. Hier war die Ruhe bei der 1. Kavallerie-Division in ihrer
Stellung von Mallwischken bis Trappönen (zehn Bataillone, 35 Schwa-
dronen, 50 Geschütze) im Januar nur vereinzelt von unbedeutenden, klei-
neren Unternehmungen unterbrochen worden. Die seit Anfang des Monats
erwarteten größeren Angriffe der Russen sehten erst am 25. Januar mit dem
Schwerpunkt zunächst in der Mitte ein. Cs wurden beim Feinde die 56.
und 73. Reserve-Division mit Teilen der 27. Infanterie-Division festgestellt.
Die am 26. und 27. Januar fortgeführten Angriffe flauten am 28. ab, nach-
dem es dem Gegner nicht gelungen war, außer der Vertreibung schwacher
deutscher Postierungen irgendeinen Erfolg zu erringen.
Bei Tilsit stand schon seit Ende des Jahres 1914 das Truppen-
kommando Tilsit unter Oberst HoffmannH, das nur aus neun Land-
sturm-Kompagnien mit Hilfswaffen bestand. Cs sicherte von der Szeszuppe-
Mündung über Tilsit bis zum Mündungsdelta der Memel westlich Tilsit.
Bahn- und Straßenübergänge über die Memel-Niederung bei Tilsit waren
in deutscher Hand; ebenso hielten sich schwache Sicherungen an der Bahn
von Tilsit nach Rordwesten. Östlich der Stadt standen die Sicherungen
durchgehends auf dem Südufer. Außerdem hielten sich noch im nördlichen
Mündungsgebiet der Memel drei Kompagnien Landsturm. Die Memel
war fest zugefroren und konnte auch Artillerie tragen. Nördlich des Flusses,
den deutschen Sicherungen dicht gegenüber, standen Russen der 68. Reserve-
Division, Landwehr und Grenzwache. Eine stärkere feindliche Abteilung lag
dem Brückenkopf von Tilsit bei Piktupönen gegenüber.
0 S. 173 und 184.
172
Die Winter-MasurenschlachL.
24. bis
28. Januar.
Auf Weisung des Oberbefehlshabers Ost wurde am 8. Februar eine
Brigade nach Tilsit verlegt, die in Königsberg aus Ersatztruppenteilen des
I. Armeekorps gebildet und unter Befehl des Generalmajors Freiherrn
v. Esebeck gestellt worden war.
Z. Die Winterschlacht in Masuren.
a) Vorbereitungen, Aufmarsch und Anlage der Schlacht.
Karten 9, 11 und 12.
General v. Falkenhayn hatte auf Weisungen für die neue Operation
in Ostpreußen verzichtet und den Gedanken des Generals v. Conrad, über
Mlawa gegen den unteren Rarew vorzustoßen, überhaupt nicht zur Er-
örterung gestellt. Fm Hauptquartier des Oberbefehlshabers Ost war als
Operationsziel von Anfang an die Vernichtung der russischen 10. Armee
klar ins Auge gefaßt worden. Fe festere Gestalt dieser Plan gewann, um
so zielbewußter wurden die Vorbereitungen getroffen, an denen vom
24. Januar ab Generalleutnant Ludendorff nach seiner Rückkehr von der
Südarmee') wieder beteiligt war.
Fm Stabe des Oberbefehlshabers Ost war vorübergehend der Ge-
danke erwogen worden, für die geplante Offensive nicht zwei Armeen zu
bilden, sondern die neu überwiesenen Korps neben der 8. Armee unmittel-
bar dem Oberbefehlshaber Ost zu unterstellen. Man glaubte, dadurch auf
den Gang der Schlacht nachhaltiger einwirken zu können und Reibungen,
die durch Einschaltung eines neuen Armee-Oberkommandos entstehen konn-
ten, zu vermeiden. Cs hätte diese Gliederung allerdings eine erhebliche
Belastung des Oberbefehlshabers Ost bedeutet und seine Kraft wahrschein-
lich in einer Weise gefesselt, die der Gesamtführung nicht von Vorteil ge-
wesen wäre. Andererseits schreckten auch die Erfahrungen von LodzP die
Gliederung in zwei Armeen machte die Führung beweglicher. Nachdem
von der Obersten Heeresleitung ein neues Armee-Oberkommando überwiesen
worden war, hat Generalfeldmarschall v. Hindenburg seinen Armeeführern
im Rahmen der gegebenen Befehle die größte Bewegungsfreiheit gelassen.
Am 28. Januar legte der Oberbefehlshaber Ost in seinen „Weisungen
für die 8. und 10. Armee" die Grundgedanken für die Anlage
der Schlacht nieder. „Ich beabsichtige", so hieß es, „die 10. Armee
mit ihrem linken Flügel Richtung Tilsit—Wylkowyszki zur Amfassung
des nördlichen feindlichen Flügels anzusetzen, den Feind mit der Land-
wehr-Division Königsberg der 10. Armee und dem linken Flügel der
i) 6. 81. — -) Band VI, S. 225.
Operationsplan des Oberbefehlshabers Ost.
173
8. Armee im frontalen Kampf zu binden und den rechten Flügel der
8. Armee auf Arys—Iohannisburg und südlich angreifen zu lassen. Der
Schutz gegen den Feind nördlich des Njemen fällt der 10. Armee zu. Die
Übergangsstelle bei Iurborg ist zu besetzen. Die 10. Armee hat sich ferner
im Verlauf der Operation gegen Kowno stark zu sichern. Hierzu ist die
verstärkte Brigade des Garde-Reservekorps mitzuverwenden und die Land-
wehr-Division Königsberg späterhin frei zu machen. Die Heranführung
von weiteren Teilen des Garde-Refervekorps in Richtung Insterburg zum
Schutze gegen Kowno ist beabsichtigt. Zur Sicherung der 8. Armee gegen
Süden wird das XX. Armeekorps bei Willenberg—Reidenburg ver-
sammelt." Reserven hielt sich der Oberbefehlshaber Ost nicht zurück. Cr
gedachte später auf die Kräfte zurückzugreifen, die in der Front durch Ein-
drehen der Flügel nach der Mitte frei werden mußten.
Am 29. Januar erließ der Oberbefehlshaber Ost die „Anweisung anr».
8. und 10. Armee für die Kriegsgliederung". Sie bestimmte, daß die Land-
wehr-Division Königsberg, die verstärkte 1. Kavallerie-Division und das
Truppenkommando Tilsit von der 8. zur 10. Armee überzutreten hatten.
Den beiden Divisionen wurden sämtliche früher zugeteilten Verbände
wieder entzogen. Insbesondere hatte die 1. Kavallerie-Division an vor-
übergehend überwiesenen Truppen 8%j Bataillone Infanterie, drei leichte,
drei schwere Batterien und das Jäger-Regiment zu Pferde 10 abzugeben.
Dafür trat am 1. Februar die von der 9. Armee kommende 5. Garde-Infan-
terie-Brigade (sechs Bataillone, drei leichte und zwei schwere Batterien^)
zur 1. Kavallerie-Division. Der gesamte Landsturm sollte beim Vorgehen
zurückbleiben, ein Teil später als Ctappentruppe folgen, der Rest die Feld-
stellung Lötzen besetzen. Ferner wurde die neu überwiesene schwere Artil-
lerie, vier 10 eru-Vatterien, vier 21 eru-Mörser-Bataillone, zwei öster-
reichische Mörser- (30,5 oru-) Batterien, auf die Armeefront verteilt. Auf
Antrag des Armee-Oberkommandos 8 wurden die Landwehr- und Crsatz-
Vrigaden zu Divisionen zusammengefaßt.
Am 31. Januar erbat General v. Falkenhayn vom Oberbefehlshaber
Ost „Mitteilung seiner Operationsabsichten im allgemeinen für die nächste
Zeit sowie eine Äußerung, ob auch er die schon seit längerer Zeit in der
feindlichen Preffe erscheinenden dunklen Andeutungen von einer großen
russischen Offensive in Ostpreußen sowie die jüngsten russischen Angriffs-
versuche dort für Täuschungsmanöver" hielte. Roch am Abend desselben
Tages teilte der Oberbefehlshaber Ost dem Chef des Generalstabes seine
Operationsabsichten in großen Umrissen mit und fügte hinzu: „An einen
Januar bis
!. Februar.
0 S. 165.
174
Die Winter-Masurenschlacht.
russischen Angriff in Ostpreußen glaube ich nicht. Dagegen sind stärkere
russische Unternehmungen über die Weichsel in Gegend Plock möglich, falls
der Strom zufriert. Abwehrmaßregeln getroffen." Diese Auffassung des
Oberbefehlshabers Ost über den Feind ließ sich einige Tage später nicht
mehr aufrechterhalten, als ein aufgefangener russischer Funkspruch vom
4. Februar Gewißheit gab, daß im Weichsel-Rarew-Winkel nördlich Rowo-
georgiewsk eine neue, die 12. Armee, gebildet wurde, die mindestens sechs
Korps und 6% Kavallerie-Divisionen umfassen sollte. Der Oberbefehlshaber
Ost hielt einen Angriff dieser Armee in nördlicher Richtung für wahrschein-
licher als ihren Vorstoß in westlicher Richtung über die Weichsel. Die
Gruppierung der russischen Streitkräfte trug beiden Angriffsmöglichkeiten
Rechnung, Damit wuchs die Bedeutung der Vorgänge auf der ostpreußischen
Südfront. Voraussetzung für das Gelingen der geplanten großen Angriffs-
operation in Ostpreußen war der sicher durchgeführte Flankenschutz. Aus
die Dauer war jedoch der schwache Grenzschutz, dessen Rückgrat die 2. Kaval-
lerie-Division und das Korps Zastrow bildeten, in seiner weiten Aufstellung
dem russischen Druck nicht gewachsen. Verbände aus der 9. Armee wurden
um die Monatswende herangezogen. Die Front dieser Armee wurde zum
Nebenkriegsschauplatz. Bis aber die Verstärkungen aus Westpolen östlich
der Weichsel zum Einsatz gelangen konnten, mußte noch geraume Zeit ver-
gehen. Währenddessen wurden immer neue russische Divisionen an der Front
nordwestlich des Narew festgestellt, und alle Nachrichten, insbesondere
die aufgefangenen Funksprüche, wiesen auf das Zusammenziehen ansehnlicher
Kräfte an dieser Front hin, so daß der Oberbefehlshaber Ost bereits am
28. Januar das Herauslösen des XX. Armeekorps bei der 9. Armee hatte
befehlen müssen, das zur Sicherung der 8. Armee gegen Süden bei Willen-
berg—Neidenburg versammelt werden sollte. Aber schon am 2. Februar
mußten die vordersten Transporte, die 75. Infanterie-Brigade, bei Gollub
ausgeladen und bei Skempe eingesetzt werdenZ. Rach dem Abklingen der
Angriffe der 9. Armee bei Bolimow—Vorzymow war der Oberbefehls-
haber Ost entschlossen, der 9. Armee weitere Verbände zu entziehen. Gleich-
wohl sollte sie den Feind vor ihrer Front fesseln.
Angesichts dieser gefahrdrohenden Entwicklung der Lage an der ost-
preußischen Südfront wurden alle Truppen östlich der Weichsel bis zur
Pisa am 9. Februar dem einheitlichen Befehl des Generals der Artillerie
v. Gallwih unterstellt, dessen Generalkommando seit dem 7. Februar aus
der Armee Woyrsch ausgeschieden wari) 2). Sein Auftrag lautete: Deckung
der Offensive der deutschen 8. und 10. Armee gegen die russische 12. Armee
i) S. 165 und 170. — 2) S. 133 und 248. Die Truppen des Korps waren auf
die verschiedenen Kriegsschauplätze verteilt.
Gliederung der Angriffsarmeen.
175
nördlich Warschau und unbedingter Schutz Westpreußens. Der Auf-
trag sollte nach vollendetem Aufmarsch der Armeegruppe — 1. Garde-
Reserve-Division und XX. Armeekorps befanden sich noch im Antrans-
port — offensiv gelöst werden. Damit schien vorläufig die Sicherheit der
Verbindungen aus Ostpreußen über die Weichsel und der Flankenschutz der
8. Armee gewährleistet zu sein.
Eine weitere Sorge des Oberbefehlshabers Ost galt der Neu-
gliederung der 8. Armee. Für die Stellungskämpfe mochte die bis-
herige Gliederung genügt haben, in der aktive und Reservetruppen, Land-
wehr, Landsturm und Ersatz, aus kleinsten Einheiten nur von Fall zu Fall
zusammengefaßt und mit Hilfsformationen nur behelfsmäßig ausgestattet,
nebeneinander kämpften. Für den bevorstehenden Angriff und anschlie-
ßenden Bewegungskrieg mußte jedoch eine straffe Gliederung geschaffen
werden. Aus den Festungen in Eile herausgezogene, kaum bewegliche
Truppenteile mußten für die Verwendung im fteien Felde ausgestattet,
zahlreiche abkommandierte kleine Einheiten kriegsgliederungsmäßig ihren
höheren Verbänden wieder zugeführt, behelfsmäßige Neubildungen wieder
aufgelöst werden.
Cs war ein schwerwiegender Entschluß, das Schicksal der bevorstehen-
den Operation vornehmlich auf die Schultern der neuen Korps zu
legen, die unter den schwierigsten Verhältnissen in wenigen Wochen zu-
sammengeschweißt worden waren. Anfang Dezember waren die jungen
Rekruten eingestellt worden, Ende des Monats die Generalkommandos
zusammengetreten. Anfang Januar befanden sich die Divisionen in voller
Ausbildung auf den Truppenübungsplätzen; sie vollzog sich unter erheblichen
Reibungen, die im wesentlichen auf die nur geringe verfügbare Zeit und auf
die Knappheit des Kriegsmaterials zurückzuführen waren. Nicht alle Lücken
konnten bei der Kürze der Ausbildungszeit beseitigt werden. Ein Ausgleich
für Mängel, die jungen Neubildungen immer anhaften, war unter Ver-
wertung der mit den Neubildungen des vergangenen Herbstes gemachten
Erfahrungen dadurch geschaffen worden, daß den Truppen ein starker Stamm
altgedienter Leute, jedem Bataillon 300 Mann, überwiesen wurde. So
bestanden die jungen Korps doch wenigstens zu einem Drittel aus kriegs-
erfahrenem Ersatz. Die für jedes Bataillon vorgesehene Zahl von elf
aktiven Offizieren wurde zwar nicht überall erreicht, dafür standen aber
in den niederen wie höheren Führerstellen nur Männer, die den Krieg
bereits kannten^).
a) Näheres darüber wird der später erscheinende Band II „Kriegsrüstung und
Kriegswirtschaft" bringen.
176
Die Winter-Masurenschlacht.
Die neuen Divisionen hatten nur drei Infanterie-Regimenter, die im
Gefecht einem General als „Infanterie-Führer" unterstellt werden konnten.
An Feldartillerie waren zwölf Batterien, allerdings nur zu je vier Ge-
schützen, der Division zugeteilt. Außerdem verfügten die Korps über ein
Bataillon schwerer Feldhaubitzen und reichlich zugeteilte sonstige schwere
Artillerie; je eine Feldflieger-Abteilung war ihnen in Aussicht gestellt.
Der Stab des Armee-Oberkommandos 10 trat unter Generaloberst v. C i ch -
Horn am 28. Januar in Köln zusammen. Zum Chef des Generalstabes
war Oberst Hell bestimmt worden.
Die Befehle des Oberbefehlshabers Ost nahmen für den Opera-
tionsbeginn den 6. oder 7. Februar in Aussicht und bestimm-
ten, daß die neueintreffenden Verbände bis dahin nur im äußersten Bedarfs-
fälle in der Front verwendet werden sollten.
Der Aufmarsch der 10. Armee verlief planmäßig^). Bis zum 6. Fe-
bruar trafen die drei Korps der 10. Armee ein und wurden beiderseits der
Inster zwischen Insterburg und der Memel untergebracht, und zwar: das
XXXVIII. Reservekorps nördlich des Eichwälder Forstes, links daneben
das XXXIX. Reservekorps und am weitesten nördlich das XXI. Armee-
korps südlich von Tilsit—Ragnit—Trappönen. Vis zum 8. Februar
schlossen die Truppen so weit nach vorwärts auf, daß alle sechs Divisionen
nebeneinander den Vormarsch aus der Linie Gr. Pillkallen (6 km südöst-
lich Kraupischken)—Rautenberg—Gallwoszen (an der Szeszuppe) antreten
konnten. Am 3. Februar war Generaloberst v. Eichhorn mit seinem Stabe
in Insterburg eingetroffen und hatte am nächsten Tage das Kommando über-
nommen. Gerade in diesen Tagen hatte die Lage aus dem Nordflügel eine
ernste Wendung genommen: am 3. Februar begannen bei heftigem Schnee-
treiben russische Angriffe gegen die Front der 1. Kavallerie-Divisiow).
Obwohl der Oberbefehlshaber Ost den Einsatz der neueingettoffenen Trup-
pen auf den äußersten Notfall beschränkt wissen wollte, setzte das Armee-
Oberkommando 10 ein Infanterie-Regiment des XXI. Armeekorps bei der
I. Kavallerie-Division ein, um eine Gefährdung des Aufmarsches durch
Nachgeben der Front zu verhindern. Da am 6. Februar die russischen
Angriffe aufhörten, war zwar die Gefahr einer Störung des Aufmarsches
überwunden, immerhin blieb es zunächst ungewiß, ob diese feindlichen Vor-
stöße auf Nachrichten über den Aufmarsch der 10. Armee zurückzuführen
waren.
Während des Aufmarsches der 10. Armee führte General der Infan-
terie Otto v. Below bei seiner 8. Armee die befohlene Neuordnung der
0 Vgl. „Das deutsche Feldeisenbahnwesen", Band I, S. 181 f. — *) S. 171.
Aufmarsch der 10. Armee.
177
Verbände durch, so daß diese am 6. abends in ihren bisherigen Stellungen
zum Angriffe bereitstand, und zwar aus dem linken Flügel die 10. Land-
wehr-Division unter Generalleutnant Clausius, anschließend daran an der
Angerapp die 3. Reserve-Division beiderseits Darkehmen und die 1. Land-
wehr-Division unter General der Infanterie v. Iacobi bis an die Seenkette;
in der Feldstellung Lohen die 11. Landwehr-Division, das Füsilier-Regi-
ment 33 der 2. Infanterie-Division sowie Landsturm. Den Befehl über
die Besatzung der Feldstellung Löhen führte Generalleutnant Kosch mit
dem Generalkommando des I. Armeekorps. Die 2. Infanterie-Division (ohne
Füsilier-Regiment 33) marschierte am 6. Februar in den Raum nordwest-
lich Rudczanny, wo sie zum XX XX. Reservekorps trat. Bis zum Mor-
gen des 6. Februar hatte dieses östlich Ortelsburg Unterkunft bezogen.
Seinem Kommandierenden General, General der Infanterie Lihmann,
wurde die Führung des südlich des Spirding-Sees vorgehenden rechten
Flügels der 8. Armee (2. Infanterie-Division, XXXX. Reservekorps und
3. Kavallerie-Brigade) übertragen. Diese Truppen stellten sich am 6. Fe-
bruar hinter dem Rieder-See und dem Beldahn-See zum Vorgehen bereit.
Weiter südwestlich schloß der Grenzschutz des Korps v. Scholtz an.
Die Nachrichten über den Feind vor der 8. Armee, den der geplante
Stoß treffen sollte, lauteten insofern günstig, als die hier stehende russische
10. Armee durch Abgabe der 25. Infanterie-Division, des XXII. (finnländi-
schen) Korps und der 1. selbständigen Kavallerie-Brigade geschwächt war.
Insgesamt mochten vor der Front des Oberbefehlshabers Ost von der Pilica
bis zur Ostsee etwa 52 Infanterie- und 14 Kavallerie-Divisionen stehen,
davon noch etwa 35 Infanterie- und 3y2 Kavallerie-Divisionen westlich der
Weichsel gegenüber der 9. Armee. Ihnen konnte Generalfeldmarschall
v. Hindenburg insgesamt nur 37% Divisionen Infanterie, darunter viel
Landwehr und Crsahformationen, und 7% Kavallerie-Divisionen entgegen-
stellen. Von diesen hatte er 15% Divisionen Infanterie und zwei Kavallerie-
Divisionen zum Schlage gegen die russische 10. Armee zusammengefaßt, die
mit elf Infanterie- und 2%j Kavallerie-Divisionen zwischen dem Pisseck und
der Ostsee
Der Oberbefehlshaber Ost war mit seinem Stabe am 4. Februar gegen
Abend in Insterburg eingetroffen. Hier gab er am nächsten Tage, als sich
der Aufmarsch dem Abschluß näherte und ernste Reibungen nicht mehr zu * 4
0 Stärke der deutschen 8. und 10. Armee: 180% Bataillone, 98%. Schwadronen,
154 leichte und 48% schwere Batterien. Demgegenüber auf russischer Seite: 192 Ba-
taillone (die Division zu 16 Bataillonen!), 95 Schwadronen, 77 leichte und 22 schwere
Batterien (Kamenski, S. 170—172). Außerdem vor Löhen 78 Belagerungsgeschütze
(S. 262).
4 Weltkrieg. VII. Band.
12
178
Die Winter-Masurenschlacht,
erwarten waren, folgenden, seine bisherigen Weisungen ergänzenden Be-
fehl: „8. und 10. Armee greifen an, und zwar gehen zunächst vor: 8. Armee
am 7. Februar mit ihrem rechten Flügel über die Linie Kurwien—Rud-
czanny auf Kolno—Iohannisburg; 10. Armee am 8. Februar mit XXXIX.,
XXXVIII. und XXI. Armeekorps über die Linie der verstärkten 1. Kaval-
lerie-Division, mit dem rechten Flügel etwa auf Küssen, mit dem linken weit
umfassend an oder nördlich der Memel." Damit waren den Armeen ihre
nächsten Ziele und Aufgaben gegeben und alle Kräfte vollständig eingesetzt
worden, außer einer Reserve von einigen schweren Batterien, deren Ver-
wendung erst später beim Angriff auf die befestigten Plätze in Betracht
kommen konnte. Der Gedanke der beiderseitigen Amfassung war klar zum
Ausdruck gebracht worden. Für den südlichen Stoßflügel bildete die breite,
sumpfige Bobr-Niederung mit der Festung Osowiec eine Schranke, die der
ausholenden Bewegung eine Grenze sehte. Im Norden mochte zunächst
dem Niemen (Memel) eine ähnliche Bedeutung zukommen. Der 10. Armee
war es überlassen worden, ob sie über den Fluß hinübergreifen wollte.
Angesichts der schlechten Wegeverhältnisse entschied sie sich dafür, ihren
äußersten Flügel südlich des Flusses zu halten. Die Amfassungsgruppen
konnten nicht von vornherein seitwärts gestaffelt werden, sondern mußten
aus ihrer Versammlung hinter den Flügeln der bisherigen 8. Armee zunächst
den Widerstand der gegenüberliegenden Feindfront brechen, um dann erst
gegen die Flanken einzudrehen. Cs standen deshalb den Amfassungskolonnen
weite Märsche bevor, die um so anstrengender und auch zeitraubender werden
mußten, als die Wetterlage die größten Schwierigkeiten zu machen drohte.
Cin Winterseldzug stand bevor, in dem Witterungseinflüsse der Operation
unvorhergesehene Hindernisse in den Weg stellen konnten.
Seit einigen Tagen herrschte eisiger Schneesturm. Straßen und Eisen-
bahnen waren verweht, ein Vorgehen außerhalb der Wege wurde auch für
den einzelnen Mann fast unmöglich. Auf den Straßen wechselten dicke,
schwer durchschreitbare Schneemassen mit spiegelglatten, eisbedeckten Flä-
chen, die Mensch und Tier jeden Halt versagten. Zwar waren zur Über-
windung der Marschschwierigkeiten in sorgsamer Vorbereitung Schneepflüge
und Arbeitstrupps bereitgestellt, leichte Schlitten zum Nachführen von Ver-
pflegung und Munition aus dem Etappengebiet herangezogen; auch Schlitten-
kufen zum Befestigen unter den Rädern der Fahrzeuge und Geschütze stan-
den zur Verfügung. Ob das alles bei einer Witterung, wie sie jetzt ein-
getreten war, genügen würde, war immerhin recht fraglich. Ernste Sorge
bereitete auch die Nachrichtenverbindung. Cs war zweifelhaft, ob solchem
Wetter die Fernsprech- und Telegraphenleitungen gewachsen sein würden.
Mit einiger Sicherheit durfte man nur auf Funkverbindung rechnen.
Schwierigkeiten des bevorstehenden Kampfes.
179
und auch da waren schon jetzt Achsbrüche der Funkerfahrzeuge zu beklagen.
Im übrigen bereitete man sich darauf vor, durch Meldereiter und Relais-
posten drohenden Verlegenheiten zu begegnen. Dieser Schwierigkeiten war
sich der Oberbefehlshaber Ost durchaus bewußt. Der Plan konnte nur ge-
lingen, wenn jeder Mann auch seine letzte Kraft hergab. Starken Herzens
und vertrauend auf den schon so oft bewährten Opfermut der Truppen unter-
nahm Generalfeldmarschall v. Hindenburg das Wagnis, die Divisionen bei
eisigem Frost und Schneetreiben von neuem gegen den Feind zu führen. Mit
größter Spannung mußte das Ergebnis der beiden ersten Tage abgewartet
werden. Ihr Verlauf war entscheidend für den Ausgang der Operation.
b) Die Kämpfe der 8. Armee um den Pisseck-Abschnitt am 7. und
8. Februar I9l5.
Karten 9 und 12.
Das Hauptquartier des Armee-Oberkommandos 8 befand
sich seit dem 3. Februar in Sensburg. Hier gab der Armeeführer, General
der Infanterie Otto v. Below, den Armeebefehl für den An-
griff und eine besondere „Direktive" für General Litzmann, den Führer
des südlich des Spirding-Sees angesetzten Stoßflügels. Dessen Vormarsch
gegen den vom Feinde gehaltenen Pisseck-Abschnitt war so zu regeln, daß
die Spitzen der Kolonnen ihn möglichst gleichzeitig erreichten. Rach Er-
zwingung des Überganges sollte die nördlichste, die 2. Infanterie-Division,
scharf links abdrehend, auf Arys vorstoßen, dazu mit den Hauptkräften östlich
um den Rosch-See herumgreifen, das XXXX. Reservekorps in mehr nord-
östlicher Richtung über Bialla auf Drygallen vorgehen und so den Gegner
einkreisen. Auf frühzeitige Sperrung des wichtigen Straßenknotenpunktes
Lyck, unter Amständen durch Voraussendung der 3. Kavallerie-Brigade,
wies das Armee-Oberkommando schon jetzt hin, ebenso auf die Unterbrechung
der von Osowiec und Grodno heranführenden Bahnen. Auf einen Angriff
gegen die verstärkte Stellung des Feindes südlich der Grenze bei Kolno
legte es keinen Wert. Vielmehr wollte die Armeesührung hier nur ab-
sperren und dazu mit möglichst geringen Kräften auskommen. Die zunächst
nicht am Angriff beteiligten Truppen (1., 10., 11. Landwehr- und 3. Reserve-
Division) hatten ihr Verhalten dem Feinde gegenüber nicht zu ändern.
Das Armee-Oberkommando beabsichtigte, vom 7. Februar ab allmählich
Teile der 1. Landwehr- und der 3. Reserve-Division, die bei fortschreitendem
Angriff in der Armeemitte entbehrlich werden mußten, mit der Bahn hinter
den rechten Armeeflügel zu ziehen.
Die mit allen Mitteln angestrebte Geheimhaltung der Bereitstellung
der Angriffs gruppe Litzmann in und hinter der Iohannisburger
180
Die WinLer-Masurenschlacht.
7. Februar.
Heide war durch den weiten, von einer Seenkette quer durchzogenen Forst,
dessen Zugänge die mit Drahthindernissen und Blockhäusern verstärkte
Grenzschuhstellung sperrte, wesentlich erleichtert. Russische Luftaufklärung
zeigte sich nirgends; es war zu hoffen, daß der Vormarsch des rechten
Flügels der 8. Armee am 7. Februar den Gegner überraschend treffen würde.
Der Angriffsbefehl des Generals Lihmann setzte die 79. Reserve-Division
in zwei Kolonnen längs der Grenze auf Gehsen (an dem Pisseck), die
80. Reserve-Division nördlich davon in einer Kolonne über Przyroscheln
auf Wrobeln und Kallenzinnen, die 2. Infanterie-Division über Rudczanny
zum beiderseits umfassenden Angriff auf Iohannisburg an. Der 79. Re-
serve-Division wurde die Sicherung der rechten Flanke gegen Kolno, der
2. Infanterie-Division die Sperrung der Straße Iohannisburg—Arys zum
Schutze der Nordflanke übertragen. Die 3. Kavallerie-Vrigade wurde
zunächst zurückgehalten, bis ihr ein Pisseck-Übergang geöffnet war. Der
Landsturm-Grenzschuh wurde angewiesen, dem Fortschreiten des Angriffs
entsprechend südostwärts bis Demby (an der Szkwa)—Leman vorzugehen.
Die Absicht des Generals Lihmann, den Pisseck-Abschnitt, an dem
er den ersten nachhaltigen Widerstand erwartete, mit seinen drei Divisionen
gleichzeitig zu erreichen, wurde durch die Schneeverwehungen in Frage
gestellt. Die Marschkolonnen kamen auf schlechten Waldwegen nur sehr
langsam vorwärts. Die Fahrzeuge blieben im Schnee stecken oder glitten
von den Wegen in die Gräben. Die Straßen wurden verstopft, Anordnung
kam in die Verbände. Schnelle Befehlsübermittlung und rechtzeitige Nach-
führung von Munition und Verpflegung waren unmöglich. Der dauernde
Schneefall ließ die Aussichten immer ungünstiger erscheinen. Anstrengun-
gen und Entbehrungen der Truppe mußten sich von Tag zu Tag steigern.
Besonders die am weitesten südlich entlang der Grenze marschierenden
Kolonnen der 79. und 80. Reserve-Division hatten von Ansang an unter
dieser Angunst zu leiden. Erst am Nachmittage des 7. Februar erreichten
sie den Pisseck-Abschnitt und kamen mit dem Gegner in Gefechtsberührung,
der sämtliche Übergänge zerstört hatte und das Ostufer beseht hielt. Die
Befürchtung, er könnte abgezogen sein, um sich der erkannten Gefahr zu ent-
ziehen, war mithin unbegründet.
Nur in der Mitte bei der 80. Reserve-Division gelang es
noch am 7. Februar, aus dem anderen Äser festen Fuß zu fassen und das
Dorf Wrobeln zu besetzen. Nach nächtlichem Brückenschlag konnte General-
major Beckmann seine Division am nächsten Tage um 8° morgens über-
gehen lassen. Südlich davon stieß Generalmajor Voöß mit der 79. Re-
serve-Division bei Gehsen auf ernsteren Widerstand. Einzelnen
Mannschaften gelang es indes, über die unsichere Eisdecke kriechend, sich am
Korps Lihmann erzwingt den Übergang über den Piffeck.
181
Ostufer festzusetzen. Vis zum Mittag des 8. Februar konnte die Division
auch südlich Gehsen auf dem Ostufer Boden gewinnen. Mit dem Dorf
selbst fielen 500 Gefangene und fünf Geschütze in ihre Hand. Während-
dessen hatte die linke Kolonne der Division nördlich Gehsen schon am Mor-
gen mit dem Brückenbau begonnen; gegen Mittag schwenkte die über-
gegangene Infanterie nach Südosten ein und besetzte die Höhen östlich des
Dorfes. Ein schwacher Vorstoß des Gegners von Kolno her wurde abge-
wiesen.
Inzwischen war auch Iohannisburg gefallen. Hier hatte am
7. Februar Generalleutnant v. Falk, mit der 2. Infanterie-Divi-
sion in zahlreichen Kolonnen vorgehend, in dem durchschnittenen, für eine
Verteidigung äußerst günstigen Gelände nur an der Straße Rudczanny—
Iohannisburg etwa 3 km westlich des Städtchens feindlichen Widerstand zu
brechen vermocht; alle übrigen Kolonnen lagen vor russischen Stellungen
oder schwer überschreitbaren Abschnitten fest. Erst der Einsah schwerer Artil-
lerie am 8. Februar früh bahnte der Infanterie den Weg in die russische 8. Februar.
Hauptstellung. Am Mittag begann der Angriff der Infanterie. Rach drei
Stunden war die von zwei russischen Regimentern verteidigte Stellung ge-
nommen; 2600 Gefangene und acht Geschütze waren die Beute der Division.
Iohannisburg wurde ohne Kampf beseht, eine Sicherung an die Straße nach
Arys geschoben. Der Pisseck-Abschnitt befand sich nunmehr fest in der Hand
des verstärkten XXXX. Reservekorps. Die Gesamtbeute belief sich auf
3800 Gefangene, zumeist von der russischen 57. Reserve-Division, und
13 Geschütze.
Rastlos drängte General Lihmann vorwärts. Schon um 10*° vor-
mittags hatte er dem XXXX. Reservekorps Bialla als Ziel gegeben. Die
79. Reserve-Division konnte aber erst um 6*° abends wieder antreten; eine
schwache Sicherung blieb südlich Gehsen gegen Kolno stehen. Mühsam
arbeitete sich die Division durch Schnee und Sturm vorwärts. In der
Nacht bezog sie bei Kumilsko Ortsbiwak. Die 80. Reserve-Division war
bereits um 2° nachmittags weitermarschiert, hatte unterwegs feindlichen
Widerstand zu brechen und erreichte um Mitternacht kurz nach Abzug des
Feindes das völlig ausgeplünderte und teilweise zerstörte Städtchen Bialla.
Eine nach Norden abgedrehte Seitenkolonne kam noch in der Nacht unter
großen Schwierigkeiten bis an die Straße Iohannisburg—Bialla, ohne
daß es indes gelang, den aus Iohannisburg geworfenen Gegner abzu-
fangen.
Die 3. Kavallerie-Brigade war am 7. Februar der
Infanterie gefolgt. Sie erhielt den Auftrag, über Wrobeln vorgehend, den
Straßenknotenpunkt Lyck zu besetzen. Da sie die Brücke bei Wrobeln erst
182
Die WinLer-MasurenschlachL.
5. bis
6. Februar.
nach der 80. Reserve-Division überschreiten konnte, kam sie am folgenden
Tage nur wenige Kilometer über den Abschnitt hinaus vorwärts.
Während dieser schweren, aber erfolgreichen Kämpfe des Stoßflügels
an den beiden ersten Angriffstagen stand die übrige Armeefront bereit, den
Gegner anzupacken, sobald er sich rührte, ohne ihn aber vorzeitig auf-
zuscheuchen. Je länger er ruhig blieb, um so sicherer mußte die geplante
Amfassungsoperation wirken. Am 7. Februar konnten vor der Mitte und
vor dem Nordflügel der 8. Armee Veränderungen beim Feinde nicht fest-
gestellt werden. Die Beobachtung war durch Schneetreiben sehr erschwert.
Überläufer und aufgefangene russische Funksprüche bestätigten aber, daß bis-
her keine wesentlichen Verschiebungen vorgenommen worden waren. Falls
der Feind abzöge, sollte versucht werden, ihn durch Artilleriefeuer und durch
Angriff zu fesseln. Für den 8. Februar befahl das Armee-Oberkommando
Eröffnung des Artilleriefeuers auf der ganzen Front. Die russischen Batterien
antworteten zum Teil recht lebhaft. Nichts wies auf eine Schwächung der
feindlichen Kräfte hin. Ein Funkspruch der russischen 57. Reserve-Division
aus Szczuczyn besagte, daß angesichts des Vorgehens der deutschen 8. Armee
die Lage bedrohlich sei; irgendwelche Schlußfolgerungen über die Absichten
der russischen Führung ließen sich daraus noch nicht ziehen. Auch am nächsten
Tage sollte der Feind durch Artilleriefeuer möglichst gebunden werden.
Von den Verstärkungen, die das Armee-Oberkommando 8 nach
dem rechten Flügel heranführte, trafen am 8. Februar mit erheblicher Ver-
zögerung infolge der Schneeverwehungen nur Teile der 5. Infanterie-Vri-
gadech in Rudczanny ein-). Von der 3. Reserve-Division war die 6. Re-
serve-Infanterie-Brigade^) im Antransport. Ferner sollte vom 9. Februar
ab um Ortelsburg die vom Oberbefehlshaber Ost zur Verfügung gestellte
4. Kavallerie-Division ausgeladen werden.
c) Vormarsch und Schwenkung der 10. Armee vom 8. bis 10. Februar 1915.
Karte 11.
Am 5. Februar hatte das Armee-Oberkommando 10 in Insterburg
den Angriffsbefehl des Oberbefehlshabers Ost erhalten. Durch den russi-
schen Vorstoß gegen die 1. Kavallerie-Division^) war an der Gesamt-
lage nichts geändert worden. In dem freien Gelände zwischen Pissa
und Schoreller Forst, also vor der Front der 16. Landwehr-Division und
des XXXVTII. Reservekorps, mußte nachhaltiger Widerstand erwartet
0 Bisher „zusammengesetzte Infanterie-Brigade" (Grenadier-Regiment 2 und
mob. Ersatz-Regiment Königsberg II) der 1. Landwehr-Division.
2) S. 179. — -) S. 171.
Erwägungen des Oberkommandos der 10. Armee.
185
werden, da der Feind dort über mindestens eine Infanterie-Division und
zahlreiche vorbereitete Stellungen verfügte. Hier war vorsichtiges An-
fassen geboten, um die Russen zwar zu fesseln, der eigenen Truppe aber
unnötige Opfer zu ersparen. Anders lag es im waldigen Nordteil des An-
griffsraumes, wo die feindlichen Stellungen ersichtlich schwächer waren und
hauptsächlich Kavallerie gegenüberstand. Hier durste man auf schnelleres
Fortschreiten der Angriffsbewegung rechnen, zumal da die Übergänge über
die untere Szeszuppe bereits in deutscher Hand waren. Cs galt, die eigene
Überlegenheit schnell zur Wirkung zu bringen. Die Überraschung schien
gewährleistet, denn die feindlichen Frmksprüche verrieten völlige Sicherheit.
Im Interesse der Schnelligkeit mußte aber aus das an sich wünschenswerte
Ausholen nördlich der Memel verzichtet werden. Die dort stehende russische
68. Reserve-Division war zwar weniger zu fürchten, da sie auf 60 Kilometer
auseinandergezogen stand; aber eine ausholende Bewegung über die Memel
hätte in dem dortigen Sumpf- und Waldgelände an die Flügelkolonnen
gewaltige Marschanforderungen gestellt und sie allzu nahe an die nur
60 Kilometer hinter der Grenze liegende Festung Kowno herangeführt.
So schien es geboten, diesseits der Memel zu bleiben, um dem Gegner nicht
Zeit und Möglichkeit zu lassen, den „Kopf rechtzeitig aus der Schlinge zu
ziehen". Roch am Angriffstage warnte daher der Oberbefehlshaber Ost „vor
zu starker strategischer ümfassung, Hauptsache sei taktischer Sieg". Im
weiteren Verlause der Operation mußte unaufhaltsames Vordringen der
drei die eigentliche Stoßtruppe bildenden Korps in südöstlicher Richtung
leitender Gesichtspunkt bleiben. Zur Beobachtung und Absperrung von
Kowno konnten, wenn die Russen erst ins Weichen geraten waren, die
16. Landwehr-Division und die 5. Garde-Infanterie-Vrigade herausgezogen
werden.
Der gefährlichste Feind schien auch hier das Wetter werden zu wollen.
Schon jetzt waren die Schneeverwehungen so stark, daß die letzten aus-
geladenen Transporte den Anschluß an ihre Korps, die am 7. Februar zur
Vorbereitung des Angriffes bis in die Linie Gr. Pillkallen—Westrand
Torfmoor nördlich Königshuld—Gallwoszen vorgezogen wurden, nicht mehr
erreichten.
Da die zugeteilten Flieger-Abteilungen der 10. Armee des schlechten
Wetters wegen auf dem Luftwege noch nicht eingetroffen waren, war man
genötigt, aus die Ergebnisse der Crkundungsslüge der 8. Armee zurück-
zugreifen, die keine Veränderung im Gesamtbilde brachten. Der Feind
hielt seine alten Stellungen und schaufelte Schnee aus den Gräben.
Am 7. Februar stand die Armee bereit und wartete hinter der
Stellung der 1. Kavallerie-Division auf den Befehl zum Angriff. Diesen
Februar.
184
Die Winter-Masurenschlacht.
8. Februar.
erließ das Armee-Oberkommando 10 erst in letzter Stunde anr Abend
des 7. Februar. Während der den Südflügel der Armee bildenden
16. Landwehr-Division (Königsberg) zunächst noch die Auf-
gabe zufiel, die gegenüberliegenden Kräfte zu binden, sollten die drei an-
greifenden Korps, das XXXVIII., links daneben das XXXIX. Reserve-
korps und im Norden das XXI. Armeekorps, zu einer großen Rechts-
schwenkung nach Südosten gegen die 30 Kilometer breite Linie Stallu-
pönen—Wylkowyszki und damit gegen die Hauptrückzugsstraße und
Eisenbahn des russischen Nordflügels antreten. Dabei hatte der rechte
Flügel südwestlich an Pillkallen vorbei, der linke an der Landesgrenze
entlang über Wladyslawow vorzugehen. Zu scharfes Vordrängen, be-
sonders des XXXVIII. Reservekorps, sollte, falls der Gegner nicht zurück-
wich, am 8. Februar vermieden werden, um die Ilmfassung zu voller
Wirkung kommen zu lassen. Dagegen wurde dem XXI. Armeekorps
„unaufhaltsames Vorgehen" zur Pflicht gemacht. Die 1. Kavallerie.
Division, die sich noch am 8. Februar auf dem äußeren Armeeflügel
sammeln sollte, wurde dem XXI. Armeekorps unterstellt. Weitgehende
Aufklärung in den Rücken der feindlichen Armee und auf Kowno sowie
baldige nachhaltige Zerstörung der Bahn Stallupönen—Kowno in der
Gegend von Pilwiszki wurde gefordert. Die 5. Garde-Infanterie-
Brigade hatte sich zur Verfügung des Armee-Oberkommandos nach
Lasdehnen zusammenzuziehen; Teile der 1. Kavallerie-Division und das
Truppenkommando TilsitZ hatten in ihren bisherigen Stellungen die rück-
wärtigen Verbindungen der Armee zu decken. Das Armee-Oberkommando 10
wollte zunächst in Insterburg verbleiben.
Der Vormarsch des ersten Tages vollzog sich unter erheblichen
Reibungen und führte nicht annähernd zu dem Ergebnis, das die Führung
erhofft hatte.
Gegen die 16. Landwehr-Division eröffneten die Russen bei
Tagesanbruch Artilleriefeuer. Als die Infanterie des Nordflügels sich gegen
die feindlichen Schützengräben entwickelte, fand sie diese stark besetzt; rück-
gängige Bewegungen der Russen waren nirgends zu erkennen.
Die Divisionen des unter dem Befehl des Generals der Kavallerie
v. der Marwitz stehenden XXXVIII. Reservekorps kamen bei starkem
Schneesturm nur langsam vorwärts. Drei Kilometer in der Stunde waren
für Infanterie und Geschütze Höchstleistungen; Feldküchen und Troß blieben
dahinter noch zurück. Erst gegen 2° nachmittags konnten sich die Divisionen
0 S. 171/173.
Der erste Angriffstag.
185
zum Angriff gegen den zwischen Küssen und der Bahn Tilsit—Pillkallen
stehenden Feind entfalten und zwischen 4° und 5° nachmittags in die bis-
herigen Stellungen der 1. Kavallerie-Division einrücken, die im übrigen
zwischen den Angriffsabschnitten der Infanterie-Divisionen auf weiten
Strecken die Sicherung beibehalten mußte. Der kurze Wintertag neigte
sich seinem Ende zu. An Durchführung des Angriffs war nicht mehr zu
denken. In voller Gefechtsbereitschaft ruhten die Divisionen dicht vor
dem Feinde.
Sehr viel schwieriger noch waren die Verhältnisse beim
XXXIX. R e s e rv e k o r p s. Hier lag ein großes sumpfiges Wald-
gebiet vor der Front, das umgangen werden mußte. Der Kommandierende
General, General v. Lauenstein, befahl der 77. Reserve-Division,
von Löbegallen her den Angriff gegen das nach Westen vorspringende
Waldstück des Schoreller Forstes einzuleiten, bei starkem Widerstände aber
erst Weisungen des Generalkommandos einzuholen. Die 78. Reserve-
Division sollte über Lasdehnen das Waldgebiet nördlich umgehen und
möglichst schnell Raum in der Richtung auf Schillehnen gewinnen. Am
10° vormittags ließ sich bereits übersehen, daß die gesteckten Ziele nirgends
auch nur annähernd erreicht werden würden. Die Vorhut der 77. Re-
serve-Division mußte nach kaum zweistündigem Marsche, nachdem
nur fünf Kilometer zurückgelegt worden waren, bereits eine Rast von zwei
Stunden einlegen, um die völlig auseinandergezogene Marschkolonne aus-
schließen zu lassen. Erst von 11° vormittags ab entfaltete Generalmajor
Brosius seine Division gegen die Waldecke südöstlich Löbegallen, ließ aber
zunächst nur Patrouillen gegen die Waldränder vorfühlen, um die Am-
fassung der 78. Reserve-Division wirksam werden zu lassen.
Diese hatte mit noch größeren Schwierigkeiten zu kämpfen. Da sie weit
nach Rorden ausholen mußte, ließ es sich nicht vermeiden, daß ihr Vor-
marsch über Lasdehnen durch den Anterkunftsraum des linken Nachbar-
korps führte. Hier aber waren die Kolonnen noch nicht abgelaufen, die
Wege deshalb verstopft. Als die Spitze um 230 nachmittags sich Lasdehnen
näherte, mußte wegen völliger Erschöpfung und Zerreißung der Marsch-
kolonne bis 53° nachmittags gerastet werden. Aus eine wirksame Amsafiung
des bei Löbegallen vor der 77. Reserve-Division stehenden Gegners war
nun allerdings nicht mehr zu rechnen. General v. Lauenstein sandte
deshalb Generalmajor Brosius bei Löbegallen den Befehl zum Angriff.
Dieser kam aber am 8. Februar infolge vorgeschrittener Tageszeit nicht
mehr zur Durchführung. Die 78. Reserve-Division trat um 5° nachmittags
wieder an und ging nach kurzem Marsch längs der Marschstraße, mit
dem vordersten Teile vier Kilometer südöstlich Lasdehnen, zm Ruhe über.
186
Die Winter-Masurenschlacht.
War schon das Zurückbleiben der 78. Reserve-Division bedenklich, so
drohte der Verlauf des 8. Februar beim XXI. Armeekorps den Erfolg
der ganzen Angriffsoperation in Frage zu stellen. General Fritz
v. Below hatte befohlen, daß um 6° morgens die hinter der 31. Infan-
terie-Division untergebrachte 42. Infanterie-Division Maszuiken
durchschreiten und in ununterbrochenem Marsche auf Schillehnen bleiben
solle. Die 31. Infanterie-Division wurde über Slowiki auf
Ruksznie, also auf dem Nordufer der Szeszuppe, angesetzt und hatte ein
Bataillon zur Sperrung des Memel-Überganges von Iurborg abzuzweigen.
Im übrigen hieß es im Korpsbefehl: „Jeder Widerstand des Feindes ist
durch Angriff gegen Flanke und Rücken zu brechen, der Marsch unaufhalt-
sam und mit allen Mitteln — Beigabe von Schneepslügen an die Vor-
huten, häufiges Ablösen der vorderen Kompagnien, Einschieben von Infan-
terie in die Artillerie-Marschkolonne — bis zu den bezeichneten Marsch-
zielen fortzusetzen." Obgleich dieser Befehl noch vor Eintreffen des schrift-
lichen Armeebefehls um 7° abends ausgefertigt wurde, erreichte er die Divi-
sionen erst gegen Mitternacht. Viele Truppenteile hatten zu dieser Zeit
die ihnen für den 7. Februar zugewiesenen Quartiere noch gar nicht erreicht.
Besonders von der 42. Infanterie-Division, die sich nun neben die 31. In-
fanterie-Division setzen sollte, wurden sehr starke Marschleistungen gefordert.
Für so manchen Verband fiel die letzte Nachtruhe vor Beginn der Ope-
rationen völlig aus.
Das Generalkommando des XXI. Armeekorps hatte um 4° morgens
Szillen im Schlitten verlassen, um auf tiefverschneiten Wegen, an mühsam
sich vorarbeitenden Kolonnen vorbei seinen Gefechtsstand drei Kilometer
nördlich Lasdehnen zu erreichen. Unterwegs meldete Generalleutnant
v. Bredow, der Führer der 42. Infanterie-Division, daß der Vormarsch
mit sechsstündiger Verspätung angetreten wäre; es sei also unmöglich,
Schillehnen zu erreichen, höchstens könne man noch bis zur Szeszuppe
kommen. Gegen Mittag meldete General v. Berrer, daß das Gros seiner
31. Infanterie-Division um 9° vormittags westlich Lubinehlen angehalten
und geordnet worden sei, während die Vorhut 11*° vormittags den Ost-
rand des Luböner Forstes erreicht habe. Da sowohl die 42. Infanterie-
Division wie die 78. Reserve-Division noch weit zurück war, neigte General
v. Berrer zu einer abwartenden Haltung. Allein damit war der Gesamt-
operation nicht gedient. Vom Armee-Oberkommando gedrängt, befahl
General v. Below um 240 nachmittags der 31. Infanterie-Division den
Weitermarsch möglichst bis Slowiki, während die 42. Infanterie-Division
wenigstens Cygarren erreichen sollte. Kurz darauf wies ein neuer Fern-
spruch des Armee-Oberkommandos das XXI. Armeekorps abermals darauf
Vorgehen des XXI. Armeekorps.
187
hin, daß von der Erreichung seiner Marschziele der Erfolg der ganzen
Operation abhinge. Der 42. Infanterie-Division winde darauf besohlen,
mit möglichst starken Kräften und wenigstens einer Batterie Weszkallen zu
erreichen und Kavallerie auf Schillehnen vorzuschieben.
Diese Division war aber seit Mitternacht auf dem Marsche und
befand sich, als ihre Spitze um 230 nachmittags (statt um 6° vormittags) an
der Szeszuppe nordwestlich Lasdehnen ankam, in einem Zustande derartiger
Erschöpfung, daß eine mehrstündige Rast eingelegt werden mußte. Am
5" nachmittags wurde eine aus einigen Kompagnien, Geschützen und den
Schwadronen der Division gebildete Abteilung unter Major Breyding
über die Szeszuppe nordöstlich Lasdehnen nach Weszkallen, mitten in dem
großen Forst, in Marsch gesetzt. Die Abteilung ging um 9° abends über
die Szeszuppe und erreichte am 9. Februar um 8° morgens Weszkallen.
Schillehnen noch zu besetzen war nicht möglich. Gegend Abend zog
Generalleutnant v. Bredow seine Division noch mit den Anfängen bis auf
das Nordufer der Szeszuppe nördlich Lasdehnen hinüber. Am Mitter-
nacht waren noch nicht alle Teile der Division unter Dach. Cs waren unge-
heure Leistungen, die hier von einer Truppe gefordert wurden, die seit den
ersten Stunden des 8. Februar dauernd unterwegs war.
Bei der 31. Infanterie-Division lagen die Verhältnisse fast noch
ungünstiger. Sie hatte den Feind bei Neu-Skardupönen angegriffen und
um 4° nachmittags geworfen. Rach Überschreiten der Grenze fand sie das
Gelände derart verschneit, daß das Ausfinden eines Weges unmöglich war.
Bäume, die eine Straße hätten bezeichnen oder ein Fernsprechkabel hätten
tragen können, gab es nicht. Eine Orientierung in der Nacht war ganz
ausgeschlossen. Während die Vorhut Sicherungen über den Iotyja ent-
sandte, stellte die Masse der Division noch tief im Luböner Forst. Mit ihr
jetzt noch den Iotyja-Abschnitt, dessen Anwegsamkeit die Vorhut gerade
kennengelernt hatte, überwinden zu wollen, war völlig unmöglich. Spät
abends ging die Division in den weit verstreuten Gehöften zwischen
Szeszuppe und Riemen beiderseits der Landesgrenze zur Ruhe über. Die
gegen den Riemen entsandte Seitenabteilung hatte um 350 nachmittags
gemeldet, daß sie im Gefecht mit russischer Kavallerie südlich Sudargi
stehe.
Die Abendmeldung des XXI. Armeekorps an das Armee-Oberkom-
mando erwähnte außer diesen Vorgängen noch, daß feindliche Kräfte nörd-
lich der Memel auf Schmalleningken in Anmarsch seien und daß das
Korps beabsichtige, am 9. Februar um 6° morgens den Vormarsch auf
Wladyslawow — links gesichert durch die 1. Kavallerie-Division — fort-
zusetzen. Wenig später meldete jedoch die 1. Kavallerie-Division, daß bis-
188
Die WinLer-Masurenschlacht.
9. Februar.
her nur vier Schwadronen aus der bisherigen Kampffront hätten heraus-
gezogen werden können, zwei Aufklärungseskadrons noch heute nacht
abritten, die Division jedoch im ganzen nicht vor dem 10. Februar ver-
wendungsbereit sei.
Das Armee-Oberkommando 10 hatte sich bis in die Nachmittags-
stunden über alle Vorgänge auf dem laufenden halten können, da die Truppe
fast noch nirgends die bisherige Sicherungslinie der 1. Kavallerie-Division
überschritten hatte und die Fernsprechverbindungen zu den Stäben ein-
wandfrei arbeiteten. Eines schien sicher: der Feind war sich der Gefahr,
in der er schwebte, noch nicht bewußt. Die Luftaufklärung hatte bis
4® nachmittags keinerlei rückgängige Bewegungen beim Gegner festgestellt;
erst ein russischer Funkspruch von 33® nachmittags, der in Insterburg um
585 nachmittags bekannt wurde, ließ erkennen, daß der Feind den Beginn
einer großen Schlacht zu ahnen anfing. An das Herausziehen der
1. Kavallerie-Division war unter den gegebenen Amständen noch
nicht zu denken, ebensowenig an ein Zusammenziehen der 5. Garde-
Infanterie- Brigade. Cs ließ sich voraussehen, daß von beiden
Verbänden am 9. Februar erst schwache Teile verfügbar sein würden.
Neue Befehle für den 9. Februar brauchte das Armee-Oberkommando
nicht zu erlassen. Die Marschstraßen waren auf Tage hinaus verteilt,
nirgends hatte sich die Ausgangslage so entscheidend verändert, daß ein
Eingreifen nötig geworden wäre. Der leitende Gedanke blieb: F e st -
halten des Feindes aus dem Südslügel, möglich st er
Raumgewinn auf dem Nordflügel.
Das XXXVIII. Reservekorps benutzte die Nachtstunden, um
sich an die feindlichen Stellungen heranzuarbeiten. Bei Morgengrauen
wurden Vorstellungen der Russen gestürmt; gegen 11° vormittags war der
Feind mit einem Gesamtverlust von 1900 Gefangenen und vier Maschinen-
gewehren geworfen. Auch seitwärts der Cinbruchsstellen räumte er nun
seine vordere Linie und versuchte sich weiter rückwärts, bei Küssen und
etwa 5 km nordwestlich Pillkallen, noch einmal zu setzen. Auf Weisung
des Armee-Oberkommandos befahl der Kommandierende General, General
der Kavallerie v. der Marwitz, der ursprünglich geneigt war, die rechte
Division etwas zurückzuhalten, um II30 vormittags die allgemeine Ver-
folgung aus Pillkallen. Küssen, das der Feind bald räumte, wurde von
der 75. Reserve-Division beseht. Die beiderseits der Bahn aus Pillkallen
vorgehende 76. Reserve-Division unter Generalleutnant Elster-
mann v. Elster begegnete noch geringerem Widerstande. Alle Gefangenen-
aussagen bestätigten, daß der Feind vor dem XXXVIII. und XXXIX.
Reservekorps nicht stärker als eine Division war.
Geringe Kämpfe, aber große Anstrengungen am zweiten Angriffstage. 189
Vom XXXIX. Reservekorps drang die 77. Reserve-
Division unter Generalmajor Vrosius nach zweistündiger Artillerie-
vorbereitung um 8°° vormittags in den Schoreller Forst ein, ohne erheb-
lichen Widerstand zu finden. Sie folgte dem auf ein Regiment und zwei
Batterien geschätzten Feinde nach dem Südrande des großen Waldgeländes.
Inzwischen war die 78. Reserve-Division unter Generalmajor
v. Müller nach leichtem Gefecht längs der Bahn nach Süden in der Rich-
tung auf Willuhnen angetreten. Das Generalkommando drängte zu
schnellerem Vorgehen; wenn das 'XXL Armeekorps nicht mitginge, müsse
der Marsch in östliche Richtung geleitet werden. Die Division blieb dem
Feinde auf den Fersen, von seiner Nachhutartillerie mehrfach beschossen.
Die beiden Divisionen des XXL Arme eko r p s sollten, beiderseits
der Szeszuppe vorgehend, Wladyslawow erreichen. Die 42. Infan-
terie-Division näherte sich um 330 nachmittags Schillehnen. Schwache
feindliche Kavallerie war nach Osten ausgewichen. Der Vormarsch der
31. Infanterie-Division erfuhr am Iotyja-Abschnitt sehr erheb-
liche Verzögerungen. Die 30 m tief eingeschnittenen Äser waren so ver-
eist, daß Geschütze und Fahrzeuge einzeln an Seilen Herabgelaffen werden
mußten. Sie konnten daher mit der Infanterie nicht Schritt halten. Erst
gegen 11° vormittags hatte die Vorhut den Iotyja-Abschnitt überwunden.
Widerstand starker feindlicher Kavallerie mit Artillerie wurde an mehreren
Stellen schnell durch ein als linke Seitendeckung marschierendes Infanterie-
Regiment gebrochen. Der Anfang der Division erreichte gegen 3° nach-
mittags Slowiki. Russische Kavallerie mit schwächerer Infanterie und
Artillerie zog beiderseits der Szeszuppe nach Südosten ab. Die Sperr-
abteilung am Riemen wurde nach Versagung des Feindes bei Sudargi
von der Division herangezogen und übernahm zunächst an der Iotyja die
Rückendeckung der Division, um ihr später zu folgen.
Das Generalkommando hatte kurz vor Mittag die Erfolge der beiden
rechts anschließenden Korps während der Morgenkämpfe erfahren und gab
die Meldungen an die Divisionen weiter, um sie in ihrem besonders
schweren Kampfe gegen Wege und Wetter zu ermutigen; da der Feind vor
der 16. Landwehr-Division noch schwere Artillerie eingebaut habe, könne
das Vorgehen des Armeekorps noch weit glänzendere Crgebniffe zeitigen.
Beide Divisionen müßten unbedingt Wladyslawow erreichen, alle westlich
ihrer Marschstraße auftauchenden feindlichen Abteilungen müßten erledigt
werden, ohne daß die Vorbewegung darunter leide. Dieser Befehl brauchte
vier Stunden, um zur 31. Infanterie-Division zu gelangen, die Meldungen
der Divisionen zum Generalkommando bei Lasdehnen sogar neun
Stunden.
190
Die Winter-Masurenschlacht.
Das Armee-Oberkommando hatte in den Vormittags-
stunden noch durchaus den Eindruck gehabt, daß der Gegner überall stand-
hielte und nur gezwungen Gelände aufgäbe. Um 3° nachmittags ließ sich
die von den Divisionen erreichte Linie etwa durch die Orte Küssen—
Schillehnen—Slowiki bezeichnen. In den Nachmittagsstunden häuften
sich aber Nachrichten, die auf allgemeine rückgängige Bewegungen beim
Feinde schließen ließen. So wurde aus einem Funkspruch der russischen
28. Infanterie-Division, die südlich Darkehmen stand, bekannt, daß die
Division in der Nacht in scharf südöstlicher Richtung abziehen würde. Be-
sonders die um 4° nachmittags vorliegenden Fliegermeldungen verstärkten
diesen Eindruck bis zu der Gewißheit, daß der Feind im Raume Kattenau—
Küssen—Pillkallen im Abmarsch begriffen war. Run galt es, auf dein
Südflügel gleichfalls kräftig zuzupacken.
Auch im Hauptquartier des Oberbefehlshabers O st trat die
Sorge um das Gelingen der Operation wieder in den Vordergrund. Früh-
zeitiger Rückzug des Gegners konnte in Verbindung mit den unge-
wöhnlichen Marschschwierigkeiten der Amgehungskolonnen den erstrebten
Erfolg in Frage stellen. Am Fernsprecher wurde weiteres Ausholen des
Angriffsflügels mit dem Armee-Oberkommando erörtert, hierbei aber
wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß bei aller Würdigung des Am-
fassungsgedankens der taktische Erfolg stets gesichert bleiben müsse.
Am 4° nachmittags befahl Generaloberst v. Eichhorn durch Fern-
spruch, daß angesichts der rückgängigen Bewegungen des Feindes aus der
Linie Pillkallen—Schillehnen in südlicher und südöstlicher Richtung un-
aufhaltsames Vordringen erforderlich sei. Das XXX V II I. Reservekorps
habe über Pillkallen hinaus vorzustoßen, das XXXIX. Reservekorps mit
dem Gros die Straße Pillkallen—Willuhnen zu erreichen.
General v. der Marwitz gab diese Befehle um 5° nachmittags weiter.
Die 75. Reserve-Division war indes bereits um 4" nachmittags bei Küssen
zur Ruhe übergegangen, während die 76. Reserve-Division mit der Vorhut
noch über Pillkallen hinauskam, das die letzten Teile des Feindes um
7° abends verlassen hatten. Die junge Truppe hatte sich an ihrem ersten
Gefechtstage glänzend bewährt.
General v. Lauenstein erhielt den Armeebefehl gegen 4° nachmittags.
Cr befahl den Divisionen, bis zur äußersten Grenze der Leistungs-
fähigkeit weiterzumarschieren. Die 77. Reserve-Division besetzte noch in
der Nacht ohne Kampf Willuhnen; die Masse blieb nordwestlich des
Städtchens. Die 78. Reserve-Division hatte schon um 380 nachmittags den
Ruhebefehl erlassen und belegte den Raum südlich und südwestlich
Schillehnen. Das Versäumte sollte am nächsten Tage durch frühzeitigen
Aufbruch nachgeholt werden.
Unaufhaltsames Vordringen der 10. Armee nach Südosten.
191
Das Generalkommando des XXI. Armeekorps hatte bis gegen
3° nachmittags mit seinen bis Schillehnen und Slowiki vorgedrungenen
Divisionen Fühlung gehabt, dann hörte sie auf. Fm Korps-Hauptquartier
bei Lasdehnen erkannte man die ungünstige Lage der Truppen, deren Ver-
pflegung und Nachschub zu versagen begann. General v. Below beantragte
daher beim Armee-Oberkommando die Verfügung über die Chaussee Ragnit
—Lasdehnen—Schillehnen, um die 31. Infanterie-Division operationsfähig
zu erhalten und erinnerte an die rechtzeitige Nutzbarmachung der Kleinbahn
Pillkallen—Willuhnen—Schirwindt.
Die 42. Infanterie-Division setzte bei schon beginnender
Dämmerung ihren Marsch von Schillehnen dicht westlich der Grenze auf
Schirwindt fort. Mehrfach wurden schwächere feindliche Kolonnen mit
Artillerie im Abmarsch nach Osten gesichtet. Am 5°° nachmittags befahl
Generalleutnant v. Bredow, daß das Gros nördlich Schillehnen zur
Ruhe übergehen, die Vorhut Schirwindt und Wladyslawow erreichen
sollte. Die Kräfte der Truppe reichten aber nicht mehr aus, um diese
Forderung zu erfüllen. Die Vorhut gelangte um 11° abends nach Jod-
zahlen, elf Kilometer nördlich Schirwindt. Dort wurde bekannt, daß feind-
liche Truppen aller Waffen den ganzen Tag über bis 7° abends in Rich-
tung Schirwindt durchgezogen waren. Nach Ifhftündiger Rast wurde eine
Abteilung nach Schirwindt in Marsch gesetzt, das sie am 10. Februar um
5°° morgens erreichte. Die Russen hatten den Ort von Grund aus zer-
stört, Wladyslawow aber war fast unversehrt. Dort herrschte lebhaftes
Treiben bei hellster Beleuchtung, die Szeszuppe-Brücke war besetzt. Trotz
der gewaltigen Anstrengungen, die hinter ihr lagen, nahm die Truppe den
Kampf auf. Auch vom anderen Flußufer scholl Gefechtslärm herüber: die
31. Infanterie-Division war ebenfalls zur Stelle.
Sie hatte den letzten KorpsbefehL) erhalten, als gerade der Befehl
zum Abergang zur Ruhe vorbereitet wurde. Nun wurde trotz der Ermü-
dung der Truppe weitermarschiert; ein großer Teil der Geschütze und Fahr-
zeuge war noch weit zurück. Ein Versuch des Feindes, die Cesarka-Vrücke
zu zerstören, wurde vereitelt. Mit Sorge sah man jedem der neuen Bach-
abschnitte entgegen, die die Marfchstraße kreuzten. Die Brücke über die
Aukspirta war indessen unbeschädigt. Am 7° abends traf die Vorhut am
Nowa-Abschnitt ein, den der Feind nach kurzem Feuergefecht räumte. Von
hier aus wurde die verfügbare Kavallerie auf Wladyslawow vorgetrieben,
ihr folgte in tiefem Schnee und gegen den eiskalten Wind kämpfend die
Division. Die Kavallerie stieß bald nach Mitternacht kurz vor Wlady-
0 S. 189.
192
Die Winter-Masurenschlacht.
slawow auf Gegner. Um 4° morgens schlug Generalleutnant v. Berrer
seinen Gefechtsstand an der Wegegabel 1,5 km nordöstlich Wladyslawow
auf und ließ Infanterie gegen den Ort vorgehen. Noch bei Dunkelheit
drang sie in Wladyslawow ein; 1100 Gefangene, meist der russischen
73. Reserve-Division, fielen in ihre Hand. Die Masse des Feindes zog
aber unter dem Schutze seiner aus die Stadt feuernden Artillerie in süd-
östlicher Richtung ab.
Am Abend des 9. Februar hatte das Armee-Oberkommando einen auf-
gefangenen russischen Funkspruch erhalten, der es veranlaßte, um 10° abends
an das XX I. Armeekorps zu funken: „Feindlichen Höheren Kavallerie-
führer in Wladyslawow aufheben!" Der Funkspruch erreichte die Truppe
nicht mehr, sie hatte aber auch ohnedies das Menschenmögliche getan.
General v. Below hatte der unterstellten 1. Kavallerie-Division be-
sohlen, am 10. Februar unbedingt die russische Grenze in der Richtung auf
Wladyslawow zu überschreiten. Generalleutnant Brecht, ihr Kommandeur,
hatte bereits einige Schwadronen mit Zerstörungs- und Ausklärungsauf-
trägen in Marsch gesetzt, meldete aber, daß die Ablösung der Mafie der
Division erst im Lause des Tages vor sich gehen könne. Am 10. Februar
wollte er die Division bei Schillehnen sammeln und versuchen, in der Rich-
tung auf Wladyslawow durchzukommen.
Der vorerwähnte russische Funkspruch hatte die Fliegermeldungen
über den beginnenden Abzug des Gegners bestätigt. Auch die 16. Land-
wehr-Division hatte mitgeteilt, daß Worupönen vor ihrer Front geräumt
sei. Zu diesem Bilde paßte es durchaus, daß der Führer der russischen
68. Reserve-Division nördlich der Memel für den 10. Februar einen Cnt-
lastungsstoß ankündigte: „Morgen greife ich auf ganzer Front an. Mein
Detachement ist dermaßen unbeträchtlich, so auseinandergezogen, daß große
Hoffnungen auf ein Resultat großen Stils nicht gefaßt werden können.
Jedenfalls wird der Angriff energisch geführt werden."
Der bald nach 10° abends gefunkte Armeebefehl für den 10. Februar
stellte der Armee große Aufgaben. Das XXI. Armeekorps sollte „morgen
unbedingt Olwita—Wylkowyszki erreichen". Den Reservekorps wurde
besohlen: „Morgen unbedingt mit Vorhuten Bahnlinie Stallupönen—
Kowno in befohlener Richtung überschreiten; frühzeitig aufbrechen." Den
Flieger-Abteilungen wurde die Beobachtung der Bahn Gumbinnen---Wyl-
kowyszki aufgetragen; Art und Entwicklung der russischen Rückzugs-
bewegungen zu erkennen, sei für die Armee von besonderem Werte.
Die beiden ersten Operationstage hatten der Angriffsfront mehr An-
strengungen wie greifbare Kampferfolge gebracht. Das XXI. Armeekorps
war das erste, dem in Wladyslawow Feind, der auf der Flucht überrascht
Gewinnung der großen Straße Gumbinnen—Kowno.
193
wurde, in die Hände fiel; sonst war es diesem gelungen, teils mit, teils
ohne Kampf sich der drohenden Umklammerung zu entziehen. Der
10. Februar führte die deutschen Kolonnen bei 10 Grad Kälte und io.Februar,
eisigem Ostwinde nun aber an die Hauptverbindung Gumbinnen—Wyl-
kowyszki—Kowno heran. Wenn irgendwo, durfte man hier erwarten, auf
abziehenden Feind zu stoßen.
Hm Laufe des Tages stellten Flieger fest, daß lange Marschkolonnen
auf den Straßen Stallupönen—Wylkowyszki und Wladyslawow—Pil-
wiszki abmarschierten, daß von Kibarty aus Bahn- und Truppentransporte
nach Osten abrollten und der Feind auch in der Gegend von Darkehmen—
Tollmingkehmen zum Abmarsche rüstete. Zwischen Eydtkuhnen und Wir-
ballen schien um 4° nachmittags die Straße vollkommen verstopft. Lille
diese Meldungen wurden vom Armee-Oberkommando 10 an die Korps
weitergegeben und spornten sie zur Hergäbe der letzten Kräfte an.
Daß die Rüsten abzogen, hatte sich auch vor der 16. Landwehr-
Division in der Nacht zum 10. Februar bestätigt. Strohpuppen ver-
mochten die Tatsache nicht lange zu verschleiern. Generalleutnant Sommer
ließ seine Division sofort zur Verfolgung antreten und suchte dabei die
Front nach Südosten zu gewinnen. Die vom Feinde geräumten Stellungen
vor dem rechten Flügel der Division wurden gegen Abend besetzt. Cin
Landwehr-Regiment stürmte Ionasthal, wo ihm 650 Rüsten in die Hände
fielen. Äer linke Flügel der Division erreichte den Bahnhof Trakehnen.
Feuersäulen bezeichneten den Rückweg des Feindes.
Vom XXXVIII. Reservekorps kam die 75. Reserve-Division ohne
Kampf bis nördlich Stallupönen. Dort erkannte die Vorhut bald nach
5° nachmittags starke russische Kräfte im Abmarsch nach Osten. Bei
Dunkelheit drang Generalleutnant v. Seydewitz mit seiner Division in den
brennenden Ort ein, wo ihm noch 1000 Gefangene in die Hände fielen.
Vor der 76. Reserve-Division wich stärkerer Feind in südöstlicher
Richtung, ohne daß es gelang, ihn zum Kampfe zu stellen. Gegen 7° abends
erreichte Generalleutnant v. Clstermann mit seiner Division die große
Straße östlich Stallupönen.
Auch vor dem XXXIX. Reservekorps wichen die Russen zu-
nächst kampflos zurück. Die 77. Reserve-Division ging nach einem
kurzen Gefecht mit ihren stark erschöpften Truppen in Eydtkuhnen und
Kibarty zur Ruhe über. Der Feind hatte sich ihr zwar entziehen können,
lief nun aber der östlichen Nachbarkolonne in die Hände. General
v. Müller ließ von seiner 78. Reserve-Division mit Rücksicht auf
die schlechten Wege fast die gesamte Artillerie unter Bedeckung zweier
Bataillone über Schirwindt marschieren. Die übrigen Teile der Division
t Weltkrieg. VII. Band. 13
194
Die Winter-Masurenschlacht.
gingen östlich an Willuhnen vorbei auf Wirballen. Nach Überschreiten
der Reichsgrenze wuchsen bei Dunkelheit die Marschschwierigkeiten ins
Ungeheure. Die Wege, schon bei Tage kaum noch kenntlich, waren im
Dunkeln überhaupt nicht mehr zu finden. Schneidender Ostwind machte
die Kälte doppelt fühlbar. Dazu kam, daß die junge Truppe mit einem
bisher fast unbekannten Feinde kämpfen mußte, dem Hunger. Seit zwei
Tagen hatte sie nur die eisernen Portionen, meistens kalt, verzehrt, die
dritte eiserne Portion lag auf den Feldküchen, die schon lange nicht mehr
folgen konnten. Seit 24 Stunden war der Magen leer. Das General-
kommando wollte einen Ruhetag einlegen und die Verpflegung abwarten.
Generaloberst v. Eichhorn befahl aber Weitermarsch bis Wirballen. Um
9°° abends traf die Spitze vor Wirballen ein. Wenig später wurde der
Ruhebefehl ausgegeben. Gleich darauf entbrannte ein lebhaftes Feuer-
gefecht in dem lang gedehnten Ort mit dem Gegner, der im Begriffe stand,
dort zur Ruhe überzugehen. Bis in die Morgenstunden des 11. Februar
dauerte der erbitterte Häuserkampf; 9000 Gefangene, zwölf Geschütze, acht
Maschinengewehre der 27., 56. und 73. Division, drei Lazarettzüge, vor
allem aber ein reich gefülltes Magazin und 80 Feldküchen fielen in die
Hände der 78. Reserve-Division, die damit nicht nur sich, sondern auch den
Nachbartruppen die weitere Lebensfähigkeit erkämpft hatte. Dieser erste
größere Erfolg war mit den geringen blutigen Verlusten von fünf Offizieren
und 60 Mann erkauft. Endlich schien man an die Maste des Feindes
herangekommen zu sein.
Das XXI. Armeekorps, bisher nur mit den vordersten Teilen
seiner Divisionen in Wladyslawow, hatte nach 36stündigem Marsch und
Kampf eine kurze Pause einlegen müssen. Durch die Wegeverhältniste
waren die Marschkolonnen der Divisionen auf Tagemarschentfernung aus-
einandergezogen; es mußte erst wieder aufgeschlossen werden, bevor sich
übersehen ließ, ob und wann die Truppe wenigstens mit Teilen weiter
vorgehen könnte, üm Mittag näherten sich die Gros der Stadt, auch
General v. Below eilte dahin vor. Einzelne Brigaden meldeten:
„Marschfähigkeit für heute erschöpft, sämtliche eisernen Portionen auf-
gezehrt. Im Lande ist nichts zu finden. Stimmung gut." Schon aber
funkte das Armee-Oberkommando wieder: „Feind rückt ab, schleunigst in
befohlener Richtung vorgehen!" Ferner meldeten Flieger, daß eine feind-
liche Kolonne aller Waffen mit dem Anfang halbwegs Wylkowyszki—
Marjampol marschiere, ihre Trains um 1130 vormittags sogar schon
letzteren Ort erreicht hätten. Jede Minute war also kostbar.
üm 205 nachmittags befahl das Generalkommando den Weitermarsch
nach Olwita und Wylkowyszki, sobald geschlossene Truppenteile ver-
Einnahme von Wladyslawow.
195
sammelt und verpflegt wären. Die Kavallerie wurde vorausgesandt, um
dem zurückgehenden Feind den Weg über Wylkowyszki zu verlegen. Um
4° nachmittags trat die 42. Infanterie-Division wieder an. Sie
stieß auf keinen nennenswerten Widerstand. In größeren und kleineren
Trupps ergaben sich feindliche Abteilungen. Die Zahl der Gefangenen,
meist von der 73. Reserve-Division, stieg auf 1300 Mann; eine Batterie,
die nicht mehr zum Abfahren kam, wurde erbeutet. In den Morgenstunden
des 11. Februar erreichte der Anfang der Division Olwita, wo ihr erheb-
liche Kriegsvorräte in die Hände fielen.
Die 31. Infanterie - D i vi s i o n hingegen stieß etwa 3 km süd-
östlich Wladyslawow auf Feind, der aber bald wich. Abends rannte die
vorderste Brigade gegen eine Stellung, die sich von der Szeimena bis zur
Szeszupa erstreckte. Truppe und Führer waren fest entschlossen, auch diesen
Widerstand schnell zu brechen, zumal da die Funksprüche des Armee-Ober-
kommandos 10 immer wieder auf die Bedeutung von Wylkowyszki hin-
wiesen. Die außerordentliche Külte, der eisige Südostwind, Schnee und
Dunkelheit türmten vor der braven Truppe fast noch höhere Widerstände
auf als der sich auf beiden Flügeln immer mehr verlängernde Gegner.
Die ganze Infanterie der Division sowie zwei Bataillone der 42. Infan-
terie-Division wurden eingesetzt. Am 4° morgens am 11. wurde die feind-
liche Stellung gestürmt, über 1000 Mann von vier Infanterie-Regimentern
und einer Kavallerie-Division wurden gefangen. Aber auch die eigenen
Verluste waren erheblich.
Nordöstlich der Marschstraße der 31. Infanterie-Division waren die
schwachen Sicherungs- und Aufklärungsabteilungen der 1. Kavallerie-
Division zeitweilig gegenüber stärkerer russischer Kavallerie in ungün-
stiger Lage, die sich erst besserte, als das Gros der Division nach Durch-
marsch der Korps sich am 10. Februar vormittags von Lasdehnen auf
Schillehnen in Marsch setzte. Rach mühseligem Ritt durch stellenweise
meterhohen Schnee wurde um 3° nachmittags Schillehnen erreicht. Als
Generalleutnant Brecht die Nachricht erhielt, daß das XXL Armeekorps
Wladyslawow genommen habe, wurde noch in der Dunkelheit weiter-
marschiert. Die Division ging nach einem Marsch von etwa 50 km
zwischen Schirwindt und Schillehnen zur Ruhe über.
Während dieses ungestümen Vordringens des nördlichen Stoßflügels
hatten im Rücken und in der Flanke der Armee an der Memel leichtere
Kämpfe stattgefunden. „Die Deutschen drängen stark auf Wladyslawow,
leisten Sie uns jede Hilfe!" Dieser um die Mittagsstunde des 10. Februar
an den Führer der russischen 68. Reserve-Division gerichtete Ruf des
Kommandierenden Generals des russischen III. Korps wies die deutsche
13*
196
Die WinLer-Masurenschlacht.
Führung abermals auf die Bedrohung von Norden hin, der aber kaum
größere Bedeutung beizulegen war, da aus einem weiteren Funkspruch
hervorging, daß Teile einer Brigade der Division bereits am 9. Februar
nachmittags von Schauten nach Wylkowyszki abgefahren waren. Doch
ging schwache Infanterie des Feindes oberhalb Trappönen über die
Memel.
Angesichts dieser Lage beauftragte das Armee-Oberkommando die
5. Garde-Infanterie-Vrigade, die sich um Lasdehnen zum Weitermarsch
auf Schillehnen sammelte, hier die Sicherung der Armeeflanke durch
Angriff und Abschneiden des übergegangenen Feindes zu übernehmen. Der
Vrigadekommandeur, Generalmajor v. Below, gab darauf einem verstärkten
Bataillon den Befehl, spätestens am nächsten Morgen den Feind anzu-
greifen, alsdann nach Wladyslawow zu folgen.
Die außerordentlichen Erfolge der beiden Korps des linken Armee-
flügels konnten dem Oberkommando 10 noch nicht bekannt sein, als
es die Befehle für den 11. Februar ausgab. Immerhin war die Kunde von
der Beute, die das XXI. Armeekorps in Wladyslawow in den Morgen-
stunden gemacht hatte, eingetroffen. War der Feind dort schon eingeholt
worden, so winkten weiter südlich noch lohnendere Ziele.
Der nördliche Schwenkungsflügel hatte nach unerhörten Anstrengungen
die Verbindungen Gumbinnen—Kowno, die Hauptverkehrsader des russi-
schen Nordflügels, erreicht. Das Ergebnis dieses machtvollen, durch die
Elemente der Natur mehr als durch den Feind gehemmten Schlages ent-
sprach jedoch nicht voll den Erwartungen. Die Kavallerie des Gegners,
etwa 2% Divisionen, war anscheinend ohne schwerere Einbuße entkommen.
Hatte sie bisher die Flanke des Angreifers bedroht, so konnte sie nunmehr
zu einer Gefahr für die rückwärtigen Verbindungen werden. Die Infanterie
des russischen Nordflügels, Teile der 27. Infanterie-, die 56. und 73. Reserve.
Division, hatte man gestellt. Nach schweren Verlusten eilten sie als
Trümmer dem Niemen zu. Ihnen nachzujagen, konnte nicht Aufgabe des
Stoßflügels sein. Es galt vielmehr den Versuch, vom Feinde noch zu
fangen, was aus der Mitte seiner Front nach Osten abzog.
Aus russischen Funksprüchen war bekannt, daß das „Büro vom Dienst"
des russischen Armee-Oberkommandos 10 nach Suwalki gefahren sei, daß
das Generalkommando des III. Korps nach Wylkowyszki, das des XX.
Korps nach Goldap zurückgenommen sei. Energisches Vordrücken des Nord-
flügels, Ausholen, Amfassen, war um so notwendiger, als der südliche
Stoßflügel der 8. Armee in einem für seinen Angriff sehr ungünstigen,
leicht zu sperrenden Seengelände bei Lyck zähen Widerstand zu finden
schien.
Zertrümmerung des russischen Nordflügels.
197
d) Der Kampf der 8. Armee um die Seenschranke Rajgrod—Lyck
vom 9. bis 14. Februar 1915.
Karte 12.
Nachdem die Gruppe Lihmann in den beiden ersten Tagen der Schlacht
den Südflügel des Gegners am Pisseck eingedrückt hatte, kam es nach der
„Direktive" des Armee-Oberkommandos^) darauf an, mit dem Amfassungs-
flügel möglichst schnell Raum gegen die Linie Lyck—Arys zu gewinnen.
General Lihmann sehte den Weitermarsch für den 9. Februar auf 6° vor-
mittags an. Die 79. Reserve-Division sollte östlich an Vialla vorbei auf
Mysken, die 80. Reserve-Division über Drygallen auf Reufchendorf, 7 hin
westlich Lyck, vorgehen und die 2. Infanterie-Division östlich des Rosch-
Sees herumgreifend die Straße Drygallen—Arys erreichen. Der Aus-
führung dieses Befehls stellten sich aber ernste Schwierigkeiten in den Weg.
Die Truppen der 79. und 80. Reserve-Division waren durch die großen
Anstrengungen, fast ohne Nachtruhe und bei Versagen des Verpflegungs-
nachschubes so erschöpft, daß vor Mittag ein Weitermarsch nicht mög-
lich war.
Nur die 2. Infanterie-Division trat, wie besohlen, um 6°
früh aus der Gegend östlich Iohannisburg an und erreichte bis zum Mittag
den Schwenzek-Abschnitt bei Ruhden, von wo sie nach Norden weiter zu
marschieren hatte. Statt dessen wurde sie jedoch von General Lihmann nach
Osten abgedreht, um mit der Masse den Vormarsch des demnächst gegen
die Linie Lyck—Reuschendorf einschwenkenden XXXX. Reservekorps bei
Drygallen zu decken. Hier stand Feind. Diesen griff die Division im Laufe
des Nachmittags an, vermochte aber nicht mehr seinen Widerstand zu
brechen. Eine nördlich Iohannisburg zur Sperrung der Straße nach Arys
zurückgelassene gemischte Abteilung stand dort ebenfalls im Kampfe.
Am die Mittagszeit waren auch die beiden Divisionen des
XXXX. Reservekorps aufgebrochen. Die 79. Reserve-Division
hatte aus den Feldwegen südöstlich Vialla wieder große Schwierigkeiten zu
überwinden. Die Pferde waren in dem tiefen Schnee bald an der Grenze
ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Der größte Teil der Mannschaften
hatte schon am vergangenen Tage keine warme Verpflegung erhalten, und
auch an diesem Tage vermochten die Feldküchen auf den verschneiten Wegen
nicht zu folgen. Generalmajor Votzß beabsichtigte daher, mit seiner Division
nur noch bis in Höhe von Vialla vorzumarschieren. Die 80. Reserve-
Division war nachmittags auf Feind gestoßen und lag im Angriff
gegen eine starke Stellung etwa 3 hin südlich Drygallen.
K Februar.
0 S. 179.
198
Die WmLer-MasurenschlachL.
L0. Februar.
Das Armee-Oberkommandos in Sensburg hatte um Mittag
die Überzeugung gewonnen, daß der Gegner nördlich des Spirding-Sees
noch halte. General Otto v. Below wollte daher einen taktischen Erfolg
gegen das vor der Feldstellung Lötzen stehende III. sibirische Korps er-
ringen. Ein Generalstabsoffizier überbrachte dem XX X X. Reservekorps
um 5° nachmittags in Vialla die Weisung, unter Einsatz stärkerer Kräfte
auf Arys gegen die Linie Woszczellen (nordwestlich Lyck)—Arys vorzu-
gehen. General Litzmann mußte also seine Kolonnen aus der bisherigen
nordöstlichen Richtung nach Norden eindrehen. Die bisher schon stark
abhängende 79. Reserve-Division wollte er nunmehr aus den linken
Flügel nehmen und sandte ihr den Befehl, in die Gegend von Vialla her-
anzurücken. Ein großer Teil der Truppen kam wieder erst tief in der Nacht
zur Ruhe. Die 80. Reserve-Division und links neben ihr die
2. Infanterie-Division verbrachten die eisige Nacht bei 11 Grad
Kälte in ihren Gesechtsstellungen am Feinde. Am nächsten Morgen sollte
der Angriff gemeinsam fortgesetzt werden.
Beim Armee-Oberkommando waren inzwischen Fliegermeldungen,
Agentennachrichten und aufgefangene Funksprüche eingegangen, die keinen
Zweifel bestehen ließen, daß beim III. sibirischen Korps und auch an der ge-
samten übrigen Feindfront die Rückwärtsbewegung nun doch in Gang kam.
Gleichwohl hoffte General v. Velow, die Sibirier noch bei Lyck zu stellen,
und beließ es bei den bisherigen Weisungen für die Gruppe Litzmann.
Dem General Kosch wurde befohlen, mit den Hauptkräften der Besatzung
der Feldstellung Lösten südlich der Bahn Angerburg—'Marggrabowa vor-
zustoßen, um mit dem einschwenkenden rechten Armeeflügel zusammenzu-
wirken. Für die Armeemitte und den Nordflügel verlangte General
v. Below engste Fühlung mit dem Gegner auch bei Dunkelheit und Angriff,
wo sein Abzug erkannt würde.
Während der Rächt zum 10. Februar hatte der Russe die Stellung bei
Drygallen geräumt. Als nächstes Ziel gab General Litzmann der 80. Re-
serve-Division Lyck, der 2. Infanterie-Division Sdeden (12 kni südwestlich
Lyck) und befahl der 79. Reserve-Division, sich bei Bialla für schnellsten
Vormarsch auf Drygallen zusammenzuziehen. Diese Ziele entsprachen dem
Wunsche des Armee-Oberkommandos, das durch die Verfolgung des rechten
Armeeflügels auf Lyck auch weiterhin hier die Einkreisung der Rüsten an-
strebte. In den Mittagsstunden eingehende Fliegermeldungen ließen er-
kennen, daß der Feind in vollem Rückzüge von Arys und Lösten mit dem
Südflügel Lyck bereits erreicht haben mußte. Im Halbkreis westlich und
südlich um Lyck herum sperrten zwischen den Seen neuentstandene Stellun-
gen die Zugänge zur Stadt. General Litzmann erkannte, daß die Ope-
Korps Litzmann will den Feind bei Lyck umgehen.
ISS
rationen des rechten Armeeflügels nunmehr ohne Zeitverlust in mehr öst-
licher Richtung geführt werden mußten, wenn das Entkommen der Russen
verhindert werden sollte. Auf eigene Verantwortung befahl er daher um
235 nachmittags in Vialla: „Verstärktes XXXX. Reservekorps seht den
Vormarsch in östlicher Richtung unter Aufbietung aller Kräfte fort." Es
sollten marschieren: die 79. Reserve-Division von Vialla an der Grenze
entlang auf Prostken, die 80. Reserve-Division mit den Hauptkräften auf
den Übergang über den Lyck-Fluß bei Lipinsken (nördlich Prostken), ihre
Vorhut und die 2. Infanterie-Division gegen die Seenstellungen südlich
und südwestlich Lyck. Jeder Widerstand sollte unbedingt gebrochen werden,
die Zertrümmerung der russischen 10. Armee der leitende Gedanke alles
Handelns sein. Die 3. Kavallerie-Brigade, die südöstlich Drygallen durch
starken feindlichen Widerstand ausgehalten worden war, erhielt den Auf-
trag, zwischen den großen Seen südöstlich Lyck hindurch gegen die von Lyck
aus Augustow führenden Straßen vorzugehen und sie zu sperren.
Die 79. Reserve-Division trat erst um 4° nachmittags auf
Prostken an. Rach einem anstrengenden Rachtmarsch mit häufigen und
langen Pausen auf freier Straße, während deren die steckengebliebenen
Fahrzeuge und Geschütze aus dem Schnee geschaufelt wurden, ging die
Division in den ersten Morgenstunden des neuen Tages mit dem Anfange
etwa 8^m vor Prostken an der Marschstraße zur Ruhe über. Die
80. Reserve-Division ließ sich zwischen Drygallen und Lyck durch
Feind, der einige Kilometer nordöstlich Monethen von neuem hartnäckigen
Widerstand leistete, fesseln und wollte den Angriff am nächsten Vormittage
fortsetzen. Sie wurde erst durch Eingreifen des Generalkommandos in der
Nacht veranlaßt, die Masse ihrer Truppen in der neuen Richtung zur
überholenden Verfolgung in Marsch zu sehen; die bisherige Vorhut, ein
verstärktes Infanterie-Regiment, blieb vor dem bisherigen Feinde. Die
2. Infanterie-Division hatte den Korpsbefehl zum Weiter-
marsch erst erhalten, als sie am Nachmittage nach mühseligem Marsch aus
schlechten Wegen mit dem Ansang bei Sdeden zur Ruhe übergehen wollte.
Sie kam in der Richtung auf Lyck nur noch wenige Kilometer vorwärts.
Am Abend stand ihren vordersten Teilen bei Trahen Feind dicht gegen-
über. Nördlich Iohannisburg war der Gegner abgezogen. Die
3. Kavallerie-Vrigade gelangte an diesem Tage zwischen der
79. und 80. Reserve-Division mit stark ermüdeten Pferden aus gleiche
Hohe mit den Infanteriespitzen. Die Sprengung der Bahn Lyck—Osowiec
war an zwei Stellen nördlich Prostken gelungen.
Die Truppen des Generals Kosch waren am Morgen zum Angriff
angetreten, als der Feind nun auch vor ihrer Front zurückzugehen schien.
200
Die Winter-Masurenschlacht.
Gegen Mittag erhielt General Kosch den Befehl, mit seinen Hauptkräften
über Grabnick—Neu Iucha vorzustoßen, um Lyck von Norden zu umfassen.
Sie erreichten bis zum Abend nach Überwindung einigen Widerstandes
in zahlreichen Kolonnen die Linie Arys—Neuhof—Widminnen—
Siewen.
Gegenüber dem N o r d f l ü g e l der Armee schien der Feind noch
keineswegs gewillt, seine Stellungen auszugeben. Erst nach teilweise recht
schweren Kämpfen konnten die deutschen Divisionen fast auf der ganzen
Front in die russischen Gräben eindringen. Die im Laufe des Tages beim
Armee-Oberkommando eingegangenen Nachrichten besagten, daß das
III. sibirische Korps und das XXVI. Korps in vollem Rückzüge aus Lyck
und Marggrabowa waren; die übrigen Teile des Feindes schienen noch mit
starken Nachhuten westlich der Linie Goldap—Tollmingkehmen zu halten.
Das Oberkommando der russischen 10. Armee war von Marggrabowa nach
Suwalki verlegt worden, das Generalkommando des III. sibirischen Korps
von Grabnick nach Lyck.
Ob inzwischen General v. Below von der selbständigen Änderung der
Marschrichtung der Divisionen des südlichen Stoßflügels der 8. Armee
Kenntnis erhalten hatte, ist nicht bekannt. Cr befahl für den 11. Februar:
„Der rechte Armeeflügel seht seine Bewegung zur überholenden Ver-
folgung des feindlichen Südflügels fort. Die übrigen Armeeteile sehen ihre
Angriffe aufs schärfste fort." Für ernstere Kämpfe bei Lyck, mit denen der
Oberbefehlshaber offenbar rechnete, wurden die Kommandoverhältnisse so
geregelt, daß alle Truppen südlich der Seenlinie Arys—Lyck unter den
Befehl des Generals Lihmann treten sollten. Dieser beließ es bei der be-
fohlenen Marschrichtung nach Osten.
II.Februar. Die 79. Reserve-Division nahm am 11. Februar mit ihren
vordersten Teilen, unterstützt von der 3. Kavallerie-Brigade,
nach kurzem Gefecht Prostken und ging dann mit ihrer vom Nachtmarsch
stark erschöpften Truppe an der Vormarschstraße zur Ruhe über. Die
3. Kavallerie-Brigade, die in der Richtung auf die Seenenge von Sypittken
weiterritt, erreichte nach kurzem Gefecht mit stärkerem Gegner die Straße
Lyck—Rajgrod. Die 80. Reserve-Division trat mit der Masse
frühmorgens den Rechtsabmarsch an. Bei Schneesturm kamen die Marsch-
kolonnen unter unsäglichen Mühen nur schrittweise vorwärts. General Beck-
mann entschloß sich, nicht die schlechten Feldwege zu benutzen, die gerades-
wegs auf Lipinsken führten, sondern auf der Chauffee nach Kl.-Rogallen
abzubiegen, um sich hinter die 79. Reserve-Division zu sehen. Diese Ände-
rung entsprach den Wünschen des Kommandierenden Generals, der ein wei-
teres Ausholen möglichst starker Kräfte zur Einkreisung des in vollem Rück-
Trotz anstrengender Märsche geringe Fortschritte.
201
Zuge befindlichen Gegners für erforderlich erachtete. Als um Mittag der An-
fang der 80. Reserve-Division in Kl.-Rogallen auf die noch durchziehende
79. Reserve-Division stieß, gab Generalmajor Beckmann den Befehl zur
Unterkunft längs der Marschstraße. So war der tatsächliche Gelände-
gewinn auf dem entscheidenden Flügel der 8. Armee trotz gewaltiger An-
strengungen der Truppe äußerst gering. Auch vor Lyck blieben Erfolge ver-
sagt. Hier stand die 2. Infanterie-Division mit den zurückgelassenen Teilen
der 80. Reserve-Division den Tag über in schwerem Kampfe mit einem
Feinde, der in der Linie Vaitkowen—Thalussen zähe hielt. Auch der Ein-
satz der allerdings noch nicht vollzählig versammelten 5. Infanterie-Brigade,
die dem General Lihmann vom Armee-Oberkommando zur Verfügung ge-
stellt und inzwischen nach Drygallen vorgezogen worden war, führte nach
Überwindung großer Schwierigkeiten nur zur Erstürmung des Dorfes Vait-
kowen.
Inzwischen hatte die 4. Kavallerie-Division (ohne
39. Kavallerie-Brigade) nach Beendigung ihrer Ausladungen^) die Gegend
von Vialla und Iohannisburg erreicht. General v. Below befahl ihr, sich
am 12. Februar östlich Bialla entlang der Grenze unterzubringen.
Wie auf dem Stoßslügel wurde auch an der übrigen Armeefront das
Vorwärtskommen durch Wetter, Gelände und Feind gehemmt. Auf dem
rechten Flügel des Korps Kosch zogen sich die Kolonnen der 11. Land-
wehr-Division im Vormarsch allmählich gegen die Linie Grabnick—Reu
Iucha zusammen. Am den Gegner abzuschneiden, der südwestlich Lyck
gegen die linke Flanke der 2. Infanterie-Division vorging, setzte das Armee-
Oberkommando die 11. Landwehr-Division auf Lyck an. Doch gelang es
ihr nicht, die starken Stellungen der Russen in den Seenengen bei
Woszczellen und Reu Iucha zu nehmen. Der linke Flügel des Korps
Kosch gewann nach Kampf Gr. Gablick; die % 1. Landwehr-Division,
% 3. Reserve-Division und 10. Landwehr-Division näherten sich dem
Goldap-Fluß, der Stadt Goldap und der Romintenschen Heide, ohne auf
stärkeren Widerstand zu stoßen. Die Stadt selbst schien der Russe noch
nicht aufgeben zu wollen; denn einige Kilometer westlich von ihr hielt er
in stark verschanzter Stellung den Weitermarsch der % 3. Reserve-Division
auf. Diese nahm in der Nacht die steile Höhenstellung im Sturm.
Die Lage konnte nicht als günstig angesehen werden. Zwar stand
General Lihmann mit 3% Divisionen gegen anscheinend nur zwei des
Feindes im Kampfe; dieser hatte aber alle der Abwehr zustatten kommen-
den Vorteile des Geländes für sich. Es bestand die Gefahr, daß die Masse
0 S. 182.
202
Die WinLer-MasurenschlachL.
12. Februar.
des III. sibirischen Korps unter dem Schuhe der zäh haltenden Siche-
rungen rings um Lyck auf Augustow abzog, ehe ihr die Gruppe Lihmann
den Weg zu verlegen in der Lage war. Alles kam darauf an, möglichst
bald die Seenenge bei Rajgrod zu gewinnen. Für den 12. Februar befahl
daher General v. Below dem XXIX. Reservekorps, den Vormarsch unter
Sicherung gegen die Festung Osowiec in der Richtung auf Rajgrod fort-
zusetzen und möglichst schon am 12. Februar Hand auf die dortige Enge zu
legen. Die übrigen Armeeteile sollten weiter verfolgen, der Nordflügel
dabei in südöstlicher Richtung vorgehen; er konnte westlich des Wysztyter
Sees auf die Unterstützung des rechten Flügels der 10. Armee rechnen.
Aus dem äußersten Südflügel der Armee alarmierte Generalmajor
Voöß in der Nacht zum 12. Februar seine 79. Reserve-Division,
um durch sofortigen Vorstoß über Prostken auf Rajgrod den Feind abzu-
fangen, der sich durch Abmarsch von Lyck nach Südosten anscheinend der
Umklammerung zu entziehen suchte. Die 3. Kavallerie-Brigade wurde zur
Mitwirkung aufgefordert, die 80. Reserve-Division gebeten, das vom
Feinde besetzte Grajewo anzugreifen und so den Vormarsch der 79. Re-
serve-Division in der rechten Flanke zu sichern. General Litzmann wurde
durch Funkspruch die Absicht gemeldet. Um 3° früh trat die 79. Reserve-
Division an. Tauwetter drohte die Marschschwierigkeiten noch zu steigern.
Vis zum Abend gelang es nur, schwache Vortruppen des Gegners am
Südrande des Rajgrod-Sees zu vertreiben; die wichtige Enge blieb
jedoch in der Hand des Feindes. Auch weiter links hatte die
3. Kavallerie-Brigade bisher vergeblich den Durchbruch durch die
Enge bei Sypittken versucht. Am Abend erhielt sie von General Lihmann
als weiteres Ziel Marggrabowa zugewiesen. Inzwischen war die
80. Reserve-Division von General Lihmann in der Frühe des
12. Februar nach Norden zurückgerufen worden. Die 5. Infanterie-
Brigade hatte ihre Stellung bei Baitkowen unter schweren Verlusten ge-
räumt, ein Durchbruch der Russen in südwestlicher Richtung erschien nicht
ausgeschlossen. Der zur Umfassung der Südflanke des Gegners angesetzte
Angriff der 80. Reserve-Division kam, durch Feind in der rechten Flanke
aufgehalten, östlich Baitkowen zum Stehen. In der Nacht wurden alle
verfügbaren Kräfte der Division zum Angriff in der Richtung aus Neuen-
dorf bereitgestellt. Auch die 2. Infanterie-Division war nicht
weiter vorgekommen; am Abend wurde Thalussen nach schweren Kämpfen
genommen.
Hinter dem rechten Armeeflügel erreichte die 4. Kavallerie-
Division den Raum östlich Bialla. Zahlreiche Unterkunftsorte mußten
erst von feindlicher Kavallerie gesäubert werden, die auch die Orte jenseits
Bedrohung der Südflanke bei Grajewo.
205
der Grenze besetzt hielt. Die Division trat zur Gruppe Litzmann und
erhielt den Befehl, über Rajgrod auf Augustow gegen des Feindes Rück-
zugsstraße vorzureiten.
Bei dem Korps Kosch lag der Südflügel der 11. Landwehr-Division
vor den Seen nördlich Thalussen und der Enge bei Woszczellen fest; ihr
linker Flügel konnte die Engen bei Reu Fucha kampflos besetzen. Der
Nordflügel des Korps kam bis auf 13 Kilometer an Marggrabowa heran.
Weiter nördlich fanden die verfolgenden Kolonnen kaum noch Widerstand
und erreichten in Stärke von etwa zwei Divisionen die allgemeine Linie
Altenbude—Dzingellen—Jagdschloß Rominten.
Die Gesamtbeute der 8. Armee betrug seit Beginn der Bewegung
8000 Gefangene, 21 Geschütze und 34 Maschinengewehre. Die angestrebte
Einkreisung des III. sibirischen Korps, das noch bei Lyck—Rajgrod hielt,
war bisher nicht gelungen. Roch immer bestand jedoch die Möglichkeit, ihm
den Rückzug bei Augustow zu verlegen. Die russische 57. Reserve-Division
war auf Grajewo abgesprengt. Vom XXVI. Korps, das vor der
Front Lötzen—Angerburg gestanden hatte, war bisher nichts bekannt-
geworden. Die Rückzugsrichtung der benachbarten 28. Infanterie-Division
führte südlich an Goldap vorbei, die der 53. Reserve-Division über Goldap.
Durch die Romintensche Heide zogen die 29. und 27. Infanterie-Division
nach Sühosten ab. Acht russische Divisionen waren es also, die, sich immer
enger zusammenschiebend, dem Raume Augustow—Suwalki zustrebten. Es
war doch zu hoffen, daß noch größere feindliche Massen abgefangen würden.
General v. Below beließ allen Verbänden der Armee ihre bisherige Aus-
gabe und gab angesichts des sich immer mehr verengenden Frontraumes
neue Angriffsstreifen.
Am Morgen des 13. Februar räumte der Gegner endlich seine so zähe ».Februar,
verteidigten Stellungen in der Gegend von Baitkowen. General Litzmann,
dem es nach wie vor darauf ankam, dem über Lyck abziehenden Gegner den
Rückzug abzuschneiden, erteilte der 80. Reserve-Division die Weisung,
gegebenenfalls östlich um Lyck herum vorzuhalten. An die 79. Reserve-
Division, zu der seit dem Mittage des vergangenen Tages keinerlei Ver-
bindung bestand, hatte er schon in der Nacht den Funkspruch abgesandt:
„Ziel für 79. Reserve-Division 13. 2. Pissanitzen. Auch Straße Lyck—
Goldenau sperren. 4. Kavallerie-Division über Grajewo auf Rajgrod..."
Da es fraglich war, ob dieser Funkspruch sein Ziel erreichen würde, wurde
der Befehl bis zum Mittag des 13. Februar noch einmal durch Ordonnanz-
offizier abgesandt und durch neuen Funkspruch wiederholt.
Inzwischen waren die 80. R e s e r v e - D i v i s i o n, die 5. I n -
santerie-Brigade und die 2. Infanterie-Division dem
204
Die Winter-Masurenschlacht.
Gegner gefolgt. Aber schon jenseits des Lyck-Flusses bei Neuendorf und
an den Seenengen dicht südwestlich Lyck stießen sie auf neuen Widerstand,
den sie an diesem Tage nicht mehr zu brechen vermochten. Die 79. R e -
serve-Division (ohne VA Bataillon, zwei Batterien) stand in
schwerem Angriffskampfe gegen gleich starken Feind vom III. sibirischen
Korps, der sich beiderseits Rajgrod verteidigte. Eine Ilmgehung seines
Südflügels um den Drenstwo-See herum war eingeleitet. Generalmajor
Boäß wollte nach Eroberung Najgrods auf Augustow weitermarschieren.
In dieser Richtung schien ihm die Hauptaufgabe der Division zu liegen.
Zu seiner Überraschung ging jedoch um G" abends der Befehl des General-
kommandos zum Abmarsch auf Pissanitzen und zur Sperrung der Straße
Lyck—Goldenau ein. Obwohl Rajgrod vor dem Fall zu stehen schien,
traf Generalmajor Boäß dem Korpsbefehl entsprechend gegen Mitternacht
Anordnungen zur Umgruppierung seiner Division; bei Rajgrod wollte er
nur durch schwache Kräfte die Fortsetzung des Angriffes vortäuschen. Die
3. Kavallerie-Brigade, die bisher die linke Flanke der
79. Reserve-Division gesichert hatte, erhielt von General Litzmann nach-
mittags den Funkspruch: „Beschleunigtes Vorgehen auf Augustow. Sper-
rung dortigen Knotenpunktes. Gegner geht in Unordnung zurück." Da
die Seenengen bei Sypittken und Rajgrod noch vom Feinde gehalten wur-
den, blieb der Brigade nur ein Ausholen nach Süden um den Drenstwo-
See herum übrig. Hier sollte ihr am nächsten Tage eine Seitenabteilung der
79. Reserve-Division den Übergang über den Iegrznia-Abschnitt erleichtern.
Um 4° nachmittags war beim XXXX. Reservekorps eine Mel-
dung der 4. Kavallerie-Division aus der Gegend südwestlich Grajewo
eingelaufen: „Feindliche Kräfte mit Artillerie von Grajewo auf Prostken.
Prostken vom Feinde besetzt. Bei Grajewo feindliche Truppenausladun-
gen. Feindliche Marschkolonnen von Grajewo auf Popowo (südwestlich
Grajewo). 4. Kavallerie-Division geht über Gut Preußisch-Höhe auf Gra-
jewo vor. Verbindung mit 79. Reserve-Division, die auf Rajgrod mar-
schiert ist, noch nicht hergestellt. Rach einer in vergangener Nacht ein-
getroffenen Meldung einer Verbindungspatrouille stand 79. Reserve-Divi-
sion gestern abend 8° bei Rajgrod im Kampfe." Durch den neuen Feind
bei Grajewo waren die rückwärtigen Verbindungen des XXXX. Reserve-
korps, besonders die der 79. Reserve-Division, außerordentlich schwer ge-
fährdet. Eine von der Division südlich Prostken zurückgelassene Sicherung
war offenbar von den Russen zurückgeworfen. Ob es sich dabei nur um
Teile der am Pisseck geschlagenen russischen 57. Reserve-Division oder um
neuen Gegner handelte, war zunächst nicht bekannt. Der Kommandierende
General entschloß sich im Einverständnis mit dem Armee-Oberkommando,
Kämpfe bei Lyck und Rajgrod.
205
die Bewegungen gegen Lyck, besten Räumung der Gegner anscheinend schon
einleitete, zunächst auslaufen zu lassen und sich erst am nächsten Tage gegen
den neuen Feind zu wenden. Die 4. Kavallerie-Division hatte
sich von Westen her gegen Grajewo entwickelt und sich mit Teilen unter
Kämpfen am Ortsrande festgesetzt.
Beim Korps Kosch, in dem Seengebiet nordwestlich Lyck, konnte die
11. Landwehr-Division den zähen Gegner nur schrittweise zurückdrängen;
der Nordflügel des Korps näherte sich bis auf wenige Kilometer Marg-
grabowa. Die übrige, dem weichenden Feinde nachdrängende Armeefront
kam nach teilweise sehr beschwerlichen Märschen bis Kowahlen, Filipowo
und östlich davon.
Rach dem Armeebefehl für den 14. Februar sollte das XXXX. Reserve-
korps mit Kräften, die bei Lyck entbehrlich wurden, von Norden gegen den
neuen Feind bei Grajewo vorstoßen, den die 4. Kavallerie-Division bis
dahin festzuhalten hatte. General Lihmann gab der 2. Infanterie-Division
und der 5. Infanterie-Brigade den Befehl, zusammen mit einer schwachen
Abteilung der 80. Reserve-Division den Angriff in der Richtung auf Lyck
fortzusetzen. Die Masse der 80. Reserve-Division wurde auf Grajewo an-
gesetzt. Hiergegen sollte auf Armeebefehl auch die 6. Reserve-Infanterie-
BrigadeH von Bialla her vorstoßen.
In der Nacht zum 14. Februar räumten die Russen Rajgrod. Damit 14. Februar,
stand der 79. Reserve-Division der Durchmarsch durch die Seen-
kette südöstlich Lyck nun endlich offen. Generalmajor Boöß entschloß sich,
mit der 3. Kavallerie-Brigade voraus, über Rajgrod auf dem nächsten Wege
in der Richtung auf Augustow weiterzumarschieren, und fand mit diesem
Entschluß beim Generalkommando und Armee-Oberkommando Zu-
stimmung. Der Vormarsch kam aber wenige Kilometer nordöstlich Rajgrod
am Nordrande des Drenstwo-Sees wieder zum Stehen. Auch die südlich
um diesen herumgreifende 3. Kavallerie-Brigade fand Widerstand. Ebenso
mißlang ein Versuch, bei Sypittken durchzustoßen. Bei Grajewo hielt
General v. Hofmann mit seiner 4. Kavallerie-Division und der
zurückgelassenen Abteilung der 79. Reserve-Division gegenüber stark über-
legenem Feinde in nicht unbedenklicher Lage. Zeitraubende Amgehungs-
bewegungen ließen die 80. Reserve-Division und die 6. Reserve-Infanterie-
Brigade überhaupt nicht mehr zum Kampfe kommen.
Die Befehlsverhältniste des Generalkommandos waren in diesen Tagen
äußerst schwierig gewesen. Mit etwa 4HH Infanterie-Divisionen kämpfte
das Korps in drei Gruppen: bei Grajewo, Rajgrod und Lyck. Waren an
0 Von 3. Reserve-Division, bisher im Grenzschutz südlich Bialla.
206
Die Winter-Masurenschlacht.
II. Februar.
sich auch die Entfernungen nicht groß, so war doch unter den erschwerenden
Verhältnissen des Winterseldzuges die Nachrichten- und Vefehlsübermitt-
lung äußerst mangelhaft. Draht und Kraftwagen versagten meist, Funker
und Flieger konnten nicht immer vollwertigen Ersatz bieten. Der Tag war
verloren. Als General Litzmann bei Dunkelheit in Ostrokollen nördlich
Prostken eintraf, konnte er nur noch Befehle für den folgenden Tag geben.
Bei Lyck hatte am 14. Februar der russische Südflügel, um den Rück-
zug zu decken, bei Neuendorf Widerstand geleistet und dabei 1500 Gefangene
verloren. Die 2. Infanterie-Division und Teile der 11. Landwehr-Division
besetzten mittags ohne Kampf das stark verwüstete, teilweise noch brennende
Lyck. Die Verfolgung ging, durch Vrückenzerstörung vorübergehend auf-
gehalten, weiter, bis sie östlich des Gr. Selment-Sees auf neuen Wider-
stand des Feindes stieß. Der Nordflügel der -Armee folgte bis in die Linie
Nordende des Gr. Selment-Sees—Raczki. Marggrabowa war schon in
der Nacht zum 14. Februar besetzt worden. Bei Raczki leisteten Teile des
russischen XXVI. Korps der angreifenden % 3. Reserve-Division zähen
Widerstand. Hinter ihr folgte die 10. Landwehr-Division, die durch die
rechte Flügel-Division der 10. Armee von der Straße Przerosl—Suwalki
verdrängt worden war.
Endlich war die große Seenschranke Rajgrod — Lyck — Marggra-
bowa gefallen. Volle acht Tage hatte die Schlacht bereits gedauert. Das
III. sibirische Korps hatte sich, wenn auch unter schweren Verlusten, der
beabsichtigten Einkreisung entzogen. Mit erstaunlicher Zähigkeit hatten
die Sibirier an taktisch wichtigen Punkten den Verfolger aufgehalten. Ob
sie bei Lyck und Rajgrod geworfen oder angesichts der drohenden Amfassung
auf Befehl zurückgegangen waren, wußte das Armee-Oberkommando noch
nicht. Cs mußte versuchen, den Feind nunmehr bei Augustow abzufangen;
hier war die letzte Gelegenheit dazu. Aus russischen Funksprüchen war
bekannt, daß sich die Stäbe des III. sibirischen und XXVI. Reservekorps
in Augustow befanden, der des XX. Armeekorps in Suwalki. Aus einer
Stellung von 150 Kilometer Breite war die 8. Armee zum Angriff ange-
treten. Die Front hatte sich täglich verengt, rechtzeitig waren von der
Führung frei werdende Verbände herausgezogen worden. Nunmehr, am
14. Februar abends, stand die Armee von Rajgrod über Sentken bis Raczki
in etwa 50 km, Breite um Augustow.
6) Der Stoß der 10. Armee nach Süden vom 11. bis 14. Februar 1915.
Karten 11 und 12.
In den ersten drei Tagen der Schlacht hatte die deutsche 10. Armee
den russischen Nordflügel zersprengt, war nach Süden eingeschwenkt und
Die Einnahme von Lyck und Rajgrod.
207
hatte unter größten Anstrengungen und Entbehrungen Bahn und Straße
Gumbinnen—Kowno gewonnen. Cs galt nunmehr, rastlos nach Süden
weiterzumarschieren, um der weichenden Heeresmitte des Feindes den Weg
zu verlegen. Eine große Aufgabe und weitere unübersehbare Anstrengun-
gen, Märsche und Kämpfe standen der 10. Armee trotz allem bisher schon
Geleisteten und Erreichten noch bevor. Sie hatte die Front fast genau nach
Süden bekommen. Teile mußten nunmehr wieder nach Südosten abgedreht
werden, sollte es bei Suwalki oder Augustow nicht zu einer Stauung von
Massen kommen.
Die Lage hinter der Front hatte sich insofern wesentlich gebessert, als
der Nachschub nunmehr den kürzeren, geraden Weg Gumbinnen—Stallu-
pönen—Wirballen nehmen konnte, anstatt in weitem Vogen nach Norden
auszuholen. Eine Erschwerung aber war es, daß die Korps fortan auf
russischem Boden auf schlechteste Wege und dürftigste Unterkunft ange-
wiesen waren. Äußerst bedenklich war der W e t t e r u m s ch l a g. Das
Thermometer stieg, Schnee wechselte mit Regen. Fm nassen Tauschnee
bewegte sich die Truppe vorwärts. Entwicklungen abseits der Wege waren
fast unmöglich. Anter solchen Verhältnissen waren große Marschleistungen
in den nächsten Tagen kaum zu erwarten.
Am 10. Februar abends hatte Generaloberst v. Eichhorn, noch ohne
Kenntnis von den großen Erfolgen des Tages, durch Funkspruch befohlen:
„Feind im Rückzug nach Osten, äußerste Marschleistungen, um ihn abzu-
schneiden. Allgemeine Marschrichtung XXXVIII. Reservekorps östlich
Wysztyter Sees: Suwalki. XXXIX. Reservekorps: Krasnopol, XXI.:
Sejny, 16. Landwehr-Division und 5. Garde-Fnfanterie-Brigade werden
Sicherung gegen Kowno übernehmen. Dazu sammelt sich 5. Garde-Fnfan-
terie-Brigade vom 11. Februar ab um Wladyslawow. Die verstärkte
1. Kavallerie-Division deckt mit einer Kavallerie-Brigade die rückwärtigen
Verbindungen nordöstlich Wladyslawow, mit der Masse marschiert sie über
Wladyslawow—Wylkowyszki nach Kalwarja. Die Bahn Suwalki—Simno
ist möglichst weit östlich nachhaltig zu zerstören." Fn Einzelbefehlen wurde
die 16. Landwehr-Division angewiesen, zunächst in Richtung Enzuhnen zu
verfolgen, die 5. Garde-Fnfanterie-Brigade, von Wladyslawow aus gegen
Pilwiszki—Wylkowyszki und gegen die Bahn Kowno—Kibarty zu sichern,
da mit dem Eintreffen der russischen 68. Reserve-Division bei Pilwiszki
zu rechnen sei.
Als rechter Flügel der Armee erreichte das XXXVIII. Reserve-
korp s am 11. Februar Wisztyniec, wo die 75. Reserve-Division 1500 Ge-
fangene der russischen 27. Infanterie-Division einbrachte. Die 76. Re-
208
Die Winter-Masurenschlacht.
serve-Division blieb nördlich Wisztyniec an der Straße nach
Kibarty. Sie traf auf keinen Feind.
Die Divisionen des XXXIX. R e s e r v e k o r p s, die nach starken
Marschanstrengungen bis spät in die Nacht hinein gekämpft hatten, sahen
sich außerstande, am Vormittage wieder anzutreten, so daß eine feindliche
Kolonne, die südlich Cydtkuhnen im Rückmarsch nach Südosten gemeldet
worden war, unbehelligt entkam. Die Vorhuten gelangten bis Pojewon
und östlich; dahinter schlossen die Divisionen bei Cydtkuhnen und Wir-
ballen auf.
Beim XXI. Armeekorps ließ General v. Below am Vormittage
die 42. Infanterie-Division von Olwita auf Wylkowyszki ab-
biegen, um dort gemeldeten Feind, den die 31. Infanterie-Division von
Norden angriff, von Süden zu fassen. Allein der Gegner — etwa
5000 Russen — wich rechtzeitig auf Marjampol und Pilwiszki aus. Nach
anstrengendem Weitermarsche in starkem Schneesturm ging die Division an
der Marschstraße südlich Wylkowyszki zur Ruhe über und schob eine
schwache gemischte Abteilung an das wichtige Straßenkreuz nach Vartniki
vor. Die 31. Infanterie-Division war nach der nächtlichen Er-
stürmung der feindlichen Stellung auf Wylkowyszki weitermarschiert, wo
ihr nach kurzem Gefecht am Bahnhöfe 2100 Gefangene der russischen 56.
und 73. Reserve-Division sowie zahlreiches Kriegsmaterial in die Hände
fielen. Auch die von Schauten antransportierten Regimenter der 68. Re-
serve-Division wurden hier festgestellt^). Zum ersten Male seit Tagen
erreichte wieder ein Teil der Bagagen und Feldküchen die Truppe.
Die 1. Kavallerie-Division übernahm an diesem Tage zum
ersten Male die Sicherung der Armeeflanke. Sie ließ eine Brigade in der
Gegend der Rowa-Mündung zur Deckung der rückwärtigen Verbindungen
und marschierte mit dem Gros nach Wladyslawow, wobei sie stärkere feind-
liche Kavallerie nach Südosten zurückwarf. Die Meldungen der Patrouillen
und Flieger ergaben, daß der Feind nach Süden und Osten zurückgegangen
sei; mit starker russischer Kavallerie in der Flanke mußte nach wie vor ge-
rechnet werden.
Höchste Eile, weites Vorhalten nach Osten schien dringend geboten,
wenn man noch Teile des Feindes abfangen wollte. Das Armee-
Oberkommando befahl deshalb dem XXI. Armeekorps, die 31. In-
fanterie-Division über Ludwinow—Krasna auf Lozdzieje anzusehen, um
angesichts des schnellen Rückzuges des Gegners mit dem äußersten rechten
Flügel möglichst weit auszuholen. Das XXXVIII. Reservekorps hatte
0 S. 195/196.
Feind weicht überall.
209
auf Weisung des Oberbefehlshabers Ost zur Verbindung mit dem durch die
Nominier Heide vorgehenden linken Flügel der 8. Armee eine Abteilung
über Szittkehmen auf Przerosl zu entsenden. Die 16. Landwehr-Division
sollte am 13. Februar Wylkowyszki erreichen und dort, wie befohlen, gegen
Kowno sichern, während der 5. Garde-Infanterie-Vrigade Wladyslawow
als Ziel gegeben wurde.
Der 12. Februar brachte der Armee anstrengende Märsche. Ohne 12.Februar,
nennenswerte Kämpfe erreichten die sechs Divisionen mit den Anfängen die
allgemeine Linie Szittkehmen—Wizajny—Lubowo—Ludwinow. Durch
Meldungen über Feind westlich des Wysztyter Sees ließ sich General
v. der Marwitz verleiten, anstatt, wie befohlen, nur eine Abteilung das Gros
der 75. Reserve-Division westlich des Sees marschieren zu lassen. Mit der
10. Landwehr-Division der 8. Armee wurde Fühlung gewonnen. Beide
Armeeflügel hatten Suwalki als Ziel. Die 42. Infanterie-Division konnte
von einer starken feindlichen Kolonne, die von Kalwarja auf Simno ab-
marschierte, nur noch Nachzügler fassen. Die 1. Kavallerie-Divi-
sion hatte General v. Below aufgefordert, möglichst bald die Engen bei
Simno und Sereje zu sperren. Ein Befehl des Armee-Oberkommandos 10
übertrug ihr jedoch die Verfolgung in der Richtung auf Preny. Rach kurzem
Gefecht besetzte die vorderste Brigade der Division Marjampol. Von
den zuy Sicherung gegen Kowno bestimmten Verbänden kam die
16. Landwehr-Division bis Kibarty, die 5. Garde-Infanterie-Vrigade nach
Wladyslawow.
In einem gewaltigen Halbkreis, besten Mittelpunkt Suwalki war, um-
spannten die deutschen Kräfte die russische 10. Armee, deren Oberkommando
nach einem seiner Funksprüche sich noch in dieser Stadt befand. Cs war
die brennende Frage, ob es dem Feinde gelingen würde, sich dem Zangen-
griff zu entziehen. Für die nach Osten ausholende Umfastungsbewegung
der 10. Armee war es nachteilig, daß ihr innerer Flügel im engen Anschluß
an die 8. Armee Suwalki von Nordwesten zustrebte. Auf alle Fälle standen
der 10. Armee noch schwere Kämpfe bevor. Besondere Befehle erließ das
Armee-Oberkommando 10 nicht. Nur die 1. Kavallerie-Division erhielt die
Weisung: „Rücksichtslose Verfolgung bis Preny. Bahn Wirballen—
Kowno nächst der Festung und Bahn Kowno—Wilna zerstören!"
Die beiden Reservekorps erreichten, teilweise ohne ihre Artillerie, am ».Februar.
13. Februar die Linie Przerosl—Vudziska an der Straße Kalwarja—
Suwalki. Nach leichtem Kampf in der Gegend östlich Wizajny waren Teile
der russischen 27. Division nach Südosten abgezogen. In Przerosl war
bereits vor der 75. Reserve-Division die 10. Landwehr-Division von
Rominten her eingetroffen.
t Weltkrieg. VII. Band.
14
210
Die Winter-Masurenschlacht.
Wesentlich größere Marschleistungen als die beiden Reservekorps ver-
mochte das XXL Armeekorps aufzuweisen. General Fritz v. Below
hatte befohlen: „Marschschwache sind zurückzulassen und die Munitions-
fahrzeuge gründlich zu erleichtern. Von den berittenen Waffen erwarte
ich, daß sie die Mittel finden, den Marsch entweichender feindlicher
Kolonnen auch auf weite Entfernungen zu stören."
Von der 42. Infanterie-Division marschierte in aller Frühe
eine gemischte Abteilung (eine Kompagnie ohne Gepäck, eineinhalb Eska-
drons, eine Batterie mit Schlitten) unter Major v. Fahland nach Sejny.
Als sie sich nach einer Tagesleistung von 37 km auf Wegen, die durch die
wärmende Sonne völlig aufgeweicht waren, am Nachmittage Sejny näherte,
stieß sie auf starke Lebensmittel- und Viehtransporte der Nüssen, die nach
kurzem Kampfe mit der Bedeckung erbeutet wurden. Am späten Abend traf
auch die Vorhut unter General v. Cstorff im Orte ein; die Division bezog
im Raume Sejny—Widugiery Unterkunft. General v. Cstorff meldete: „Die
Truppe ist am Ende ihrer Leistungsfähigkeit und kann vor morgen mittag
nicht marschieren." Cr konnte aber auch weiter melden: „Cs hat den An-
schein, als ob der Gegner noch nicht mit allen Teilen die Linie Widugiery—
Sejny überschritten hat und wir nunmehr im Rücken der feind-
lichenArmeestehen." Etwas später traf der Funkspruch des Armee-
Oberkommandos ein, der auf die im Abmarsch befindlichen russischen
Kolonnen hinwies und mit den Worten schloß: „Großer Erfolg winkt."
Auch die 31. Infanterie-Division hatte eine Abteilung voraus-
gesandt, die am späten Abend in Sereje eintraf. Das Gros der Division
erreichte bei völliger Dunkelheit Lozdzieje.
Abermals hatte die Truppe trotz unsäglicher Schwierigkeiten der Füh-
rung mustergültig in die Hand gearbeitet, ja deren Forderungen überboten.
Die Leistungen des XXL Armeekorps an diesem Tage müssen als das
Höchste an Marschfähigkeit bezeichnet werden, was von der Infanterie
erwartet werden kann. Die 42. Infanterie-Division hatte auf schlechtesten
Wegen im Tauschnee 35 bis 40 Kilometer zurückgelegt. Die großen
Straßen von Suwalki nach dem Riemen waren nunmehr gesperrt. Der
Feind, der noch im Raume um Suwalki kämpfte, mußte entweder hier
durchbrechen oder dem Druck von Norden durch Abbiegen nach Südosten
nachgeben. Dann geriet er aber in die großen Waldungen zwischen
Augustow und Grodno. Der Drang nach vorwärts, der die Divisionen zu
solchen fast unmöglich scheinenden Leistungen befähigt hatte, entsprach ganz
dem Geiste, der im Generalkommando des XXI. Armeekorps herrschte.
Dieses traf am späten Abend in Sejny ein, zu einer Zeit, wo sich außer der
Kompagnie der Abteilung Fahland noch keine Infanterie im Orte befand.
Das XXI. Armeekorps sperrt die große Straße Suwalki—Niemen. 211
Die 1. Kavallerie-Division konnte sich am Wettlauf zur
Einkreisung des Feindes nicht beteiligen. Sie meldete vormittags aus
Marjampol, daß der Gegner im allgemeinen nach Südosten abziehe, und
die befohlene Verfolgung auf Preny daher nicht mehr der Lage entspreche.
Das Armee-Oberkommando hatte aber inzwischen einen aufgefangenen
Funkspruch des russischen Armeeführers an seinen Kavallerieführer erhalten,
der von ihm „äußerste Anstrengungen" forderte, um „die feindlichen Wagen-
kolonnen zu vernichten". Mit Unternehmungen der feindlichen Kavallerie
gegen die rückwärtigen Verbindungen der Armee mußte also gerechnet
werden. Generaloberst v. Eichhorn hielt deshalb die 1. Kavallerie-Division
zum Schuhe der rückwärtigen Verbindungen noch zurück; sie blieb bei
Marjampol. Für dieselbe Aufgabe standen auch die 16. Landwehr-Divi-
sion in Wylkowyszki und die 5. Garde-Fnsanterie-Vrigade in Wladyslawow
zur Verfügung.
Das Armee-Oberkommando erhielt an diesem Tage in Gum-
binnen den Besuch des Obersten Kriegsherrn. Daß die Operation gegen
die russische 10. Armee geglückt, Ostpreußen befreit war, darüber bestand kein
Zweifel, nur das Ausmaß des Erfolges bei Suwalki ließ sich jetzt noch
nicht übersehen. Die eingegangenen Nachrichten bestärkten die Führung
in der Auffassung, daß sich vom Feinde erhebliche Teile, vornehmlich die
des Nordflügels, der Umfassung entzogen hatten, und daß die übrigen Divi-
sionen aus der Armeemitte ihren Rückzug mit aller Beschleunigung fort-
setzten. Nach Gefangenenaussagen waren die russische 56. und 73. Reserve-
Division auf Olita zurückgegangen. Das waren im wesentlichen die Teile,
die der 10. Armee von der Memel bis in Höhe von Gumbinnen gegenüber-
gestanden hatten. Uber 10 000 Mann waren davon schon gefangen worden.
Die Flieger meldeten nachmittags den Abmarsch ungeordneter Verbände
auf den Straßen nach Olita und Kowno. Aus Funksprüchen ging weiter
hervor, daß der Stab des russischen XX. Korps noch in Suwalki stand und
die 27. Infanterie-Division auf Wizajny entsandt worden war, um den
Feind in der Gegend des Wysztyter Sees „energisch anzugreifen" und die
rechte Flanke „vor einer Umgehung zu sichern". „Der Armeestab geht nach
Augustow", schloß der Funkspruch. Etwa drei Stunden später meldete ein
zweiter Spruch die Verlegung des Armeestabes nach Grodno. Das war ein
recht großer Sprung. Im allgemeinen bestand beim Armee-Oberkommando 10
die Auffassung, daß das russische XX. Korps von Norden auf Suwalki,
das XXXI. auf Raczki, das III. sibirische auf Augustow zurückgehe, und
daß wesentliche Teile der fechtenden Truppen dieser Korps die Straße
Suwalki—Augustow noch nicht überschritten hätten. Gerüchtweise verlautete
allerdings, daß sehr starke Kolonnen von Suwalki auf Sejny marschierten.
14*
212
Die Winter-Masurenschlacht.
14. Februar.
Cs mußte dem Armee-Oberkommando nunmehr darauf ankommen, die
sich im Raume Suwalki—Augustow zusammendrängenden Massen, die an-
scheinend über die Straße Augustow—Grodno entkommen wollten, zum Cnd-
kampf zu stellen. Generaloberst v. Eichhorn befahl deshalb: „XXXVIII. Re-
servekorps dringt rücksichtslos weiter vor; XXXIX. Reservekorps sperrt
am 14. Februar die Enge von Tartak. XXI. Armeekorps sendet eine
Division von Sejny über Froncki, Richtung Augustow; eine Division zur
Flankendeckung nordöstlich Sejny belassen; 1. Kavallerie-Division sperrt
mit einer Brigade Enge bei Sereje, marschiert mit der Masse Richtung
Sejny vor." Der Oberbefehlshaber zog also den nach Osten ausgreifenden
Amfassungsflügel zur taktischen Einkreisung der noch im Raume um Augu-
stow—Suwalki vermuteten Massen des Feindes heran. Eine Bedrohung
aus Kowno wurde vom Armee-Oberkommando nicht für vorliegend erachtet.
Cs wollte deshalb die 16. Landwehr-Division und die 5. Garde-Fnsanterie-
Brigade hinter seinem linken Flügel nachziehen. Bei dieser Absicht mochte
der Gedanke mitgesprochen haben, später Kräfte für einen Angriff auf
Grodno verfügbar zu haben. Der Oberbefehlshaber Ost war aber mit
dieser Maßnahme des Armee-Oberkommandos nicht einverstanden. Cr
mußte sich angesichts der bedrohlichen Lage an anderen Fronten vorbehalten,
über Teile dieser Verbände anderweitig zu verfügen.
Am 14. Februar herrschte weiter Tauwetter; Gelände und Wege
bereiteten den Truppenbewegungen noch größere Schwierigkeiten als bisher.
Die Amstellung vom Schlitten- zum Wagenbetrieb führte zu Zeitverlust
und Störungen. Aufgefangene Funksprüche ließen erkennen, daß die Auf-
lösung der russischen 10. Armee ständig zunahm. „Wenn Sie jetzt oder-
später wissen", hieß es in einem Funkspruch, „wo die Stäbe des sibirischen,
des XX., XXVI. und des III. Korps stehen, dann teilen Sie es mir
sofort mit, zwecks Meldung an den Kommandanten der Festung Grodno."
Die Antwort auf diesen Hilferuf besagte, daß die Stäbe des XXVI. und
III. sibirischen Korps sich noch in Augustow befanden; letzterer war am
frühen Morgen sogar noch in einem Dorfe dicht an der Grenze östlich Bor-
szymmen gewesen.
Generaloberst v. Eichhorn faßte seine Weisungen vom Vorabend um
10° morgens nochmals in einem durch Flugzeug zu überbringenden Befehle
an das XXI. Armeekorps zusammen. „Die Masse der russischen Armee",
hieß es darin, „versucht über die Straße Augustow—Suwalki zu ent-
kommen. Cs marschierten gestern XX. russisches Armeekorps von Norden
auf Suwalki, XXVI. auf Raczki, III. sibirisches auf Augustow. Die
Straße Augustow—Suwalki können bis zur Stunde nur unwesentliche Teile
Stauung bei Suwalki. Ausholen des XXI. Armeekorps.
213
der fechtenden Truppen überschritten haben. Die 8. Armee erreicht heute
mit 3. Kavallerie-Brigade und 79. Reserve-Division von Rajgrod her
Augustow, auf das auch ihre übrigen Teile, die gestern noch bei Lyck und
nördlich kämpften, angesetzt sind. XXXII. Reservekorps hat Befehl, die
Sttaße Suwalki—Sejny zu sperren. Mit seinem Eintteffen kann voraus-
sichtlich erst am späten Abend gerechnet werden. Zur Sperrung der zwischen
Augustow—Sejny nach Südosten führenden Straßen ist unverzüglich
Weitermarsch der 42. Infanterie-Division von Sejny über Froncki auf
Augustow erforderlich. Die 31. Infanterie-Division folgt bis Gegend
Sejny, Vorttuppen Verzniki, deckt dort gegen Osten und sperrt die Sttaße
Suwalki—Sejny für Durchmarsch vom Westen her. Vis zu ihrem Ein-
treffen ist Detachement der 42. Infanterie-Division bei Sejny zu belassen.
Die 1. Kavallerie-Division tritt (ohne 1. Kavallerie-Brigade) von Marjam-
pol Richtung Sejny an, das Vorgehen stärkerer Kräfte aus Linie Kopciowo—
Olita ist nach hier vorliegenden Meldungen zunächst nicht zu erwarten."
Wenn der Russe, wie es nach allen vorliegenden Nachrichten wahr-
scheinlich war, bei Suwalki noch standhalten sollte, so war alle Aussicht vor-
handen, daß die Korpsspihen der 10. Armee am 14. Februar im Gelände
nördlich Suwalki mit ihm in Kampf kommen würden.
Vom Armee-Oberkommando 10 wurde im Einvernehmen mit dem
Oberbefehlshaber Ost die Sttaße Przerosl—Suwalki der 75. Reserve-
D i v i s i o n, die nur sieben Kompagnien in Przerosl zur Verfügung hatte,
zugewiesen, ttotzdem die 10. Landwehr-Division in Przerosl eher und mit
ihren Hauptkräften eingetroffen war. Diese mußte nunmehr über Filipowo
ausholen und geriet hinter die 3. Reserve-Division. Die 75. Reserve-
Division war gezwungen, zu warten, bis die Sttaße frei war; so ging Zeit
verloren, erst um 1030 vormittags konnte sie antreten. Durch russische Nach-
huten aufgehalten, kamen drei Divisionen der beiden Reservekorps am
14. Februar nur bis in eine Linie, die Suwalki im Nordwesten und Norden
in einer Entfernung von etwa zehn Kilometern umschloß. Die 78. Reserve-
Division legte bei Krasnopol Hand auf die große Sttaße Suwalki—Sejny.
Der Feind, der unterwegs geworfen war, gehörte der 29. Infanterie-Divi-
sion an, die zuvor in der Gegend von Darkehmen gestanden hatte. Man
gewann also Fühlung mit der feindlichen Heeresmitte!
General Fritz v. Below hatte am Morgen des 14. Februar noch
keinen Befehl des Armee-Oberkommandos erhalten. Cr hielt einen Durch-
bruchsversuch der Russen nach Osten über Sejny für wahrscheinlich. An
der großen Straße in Sejny selbst standen bisher nur schwache deutsche
Truppen. Cr entschloß sich deshalb, sein Korps für die Abwehr bereit-
zustellen. Die 42. Infanterie-Division gruppierte sich um Sejny;
214
Die Winter-Masurenschlacht.
von der 31. Infanterie-Division wurde die Hälfte nach der Seen-
enge östlich Sejny herangezogen. In Sereje verblieb nur schwache Kaval-
lerie; die dorthin vorgegangene Abteilung der Division wurde nach Lozdzieje
herangezogen. Die Funkstation des XXI. Armeekorps war den gan-
zen Tag marschiert. Als General v. Velow endlich den Befehl des Armee-
Oberkommandos zum Weitermarsch nach Süden erhielt, nahte schon der
Abend; er trug deshalb Bedercken, noch in der Nacht seine Truppen in die
unübersehbaren Waldungen hineinzuführen und verschob die Ausführung
der befohlenen Bewegungen aus den frühen Morgen des 15. Februar. Die
1. Kavallerie-Division entsandte auf Wunsch des XXI. Armee-
korps je eine Brigade nach Sereje, Simno und Lozdzieje. Am Morgen
waren bereits Sprengpatrouillen gegen die Bahn Wilna—Grodno in die
Gegend südlich Merecz entsandt worden. Der Feind war mehrfach im
Abmarsche auf Olita festgestellt worden.
Bei der 8. Armee war endlich am 14. Februar die Seenschranke Lyck—
Najgrod gefallen'). Würde es gelingen, den Feind bei Augustow noch ein-
zukreisen? Schon jetzt vermochte der Oberbefehlshaber Ost zu
übersehen, daß sich die Operation zu einem großen Siege auswachsen würde.
Stärkere Hemmnisse als der Widerstand des Feindes bereiteten die Wit-
terungs- und Wegeverhältnisse. Besonders die 10. Armee, deren äußerster
Flügel Bewegungsfreiheit nach der Seite und Amgehungsmöglichkeit hatte,
war auf sehr schlechte Feldwege angewiesen, die von der marschierenden
Truppe übermenschliche Anstrengungen erforderten. Die Divisionen bahn-
ten sich mühsam den Weg durch den Schnee, die Artillerie blieb weit hinter
der Infanterie zurück, Batterien brauchten einen Tag, um ihre Geschütze
einen Kilometer vorwärts zu bringen. An eine geregelte Marschordnung
konnte sich die Truppe überhaupt nicht mehr halten. Zwar hatten drei
Divisionen am 14. Februar die Straße Suwalki—Sejny erreicht. Aber
es ging doch zu langsam. Menschenkraft war der Gewalt der Elemente
nicht gewachsen. Zudem nahm die Gefahr an der Südfront Ostpreußens
immer drohendere Gestalt an. Alle Nachrichten vom 14. Februar deuteten
dort auf Verstärkung der Russen in der Gegend von Chorzele—Kolno.
Schon überschritten hier russische Vortruppen die deutsche Grenze. Am so
mehr mußte Generalfeldmarschall v. Hindenburg darauf bedacht sein, die
Lage bei Augustow baldigst zum Abschluß zu bringen.
Das Armee-Oberkommando 10 kam im Laufe des Tages zu
der Auffassung, daß der Ruffe versuchen würde, unter dem Schuhe seiner
!) S. 206.
Armee-Oberkommando 10 will den Gegner bei Augustow einkreisen. 215
Nachhuten bei Augustow—Raczki—Suwalki mit den Hauptkräften über Lipsk
—Sopockinie nach Grodno zu entkommen. Generaloberst v. Eichhorn ent-
schloß sich daraufhin, mit dem XXXVII1. Reservekorps Suwalki zu nehmen
und auf Augustow nachzudrängen, mit dem XXXIX. Reservekorps bei
Krasnopol den Nordrand des Augustower Waldes zu sperren, mit der
42. Infanterie-Division beschleunigt über Froncki auf Augustow vorzustoßen;
die 31. Infanterie-Division sollte, über Kopciowo—SopoÄinie vorgehend,
dem Gegner den Rückweg nach Grodno verlegen. Der 1. Kavallerie-Divi-
sion blieb die Sicherung des Rückens und der Flanke der Armee übertragen.
k) Der erste Cinkreisungsversuch bei Augustow vom 15. bis 17. Februar 1915.
Karte 12 und Skizze i.
Auch nach der Wegnahme der Seenenge von Lyck—Rajgrod stellten is. Februar,
sich dem Vordringen der 8. Armee auf Augustow noch erhebliche Schwie-
rigkeiten in den Weg. Beim Armee-Oberkommando waren gegen Abend
des 14. Februar Meldungen vornehmlich der Lufterkundung eingegangen,
daß der Feind schon bald nach Mittag von Rajgrod und Raczki auf
Augustow abmarschiert war. Von der 10. Armee wußte man, daß sie bei
Suwalki im Kampfe stand und sich von Sejny auf Augustow im Marsche
befand. General Otto v. Below befahl nunmehr dem XXXX. Reserve-
korps, 'mit der unterstellten 4. Kavallerie-Division von Rajgrod, der 2. In-
fanterie-Division, die wieder zur Gruppe Kosch trat, von Lyck und der
^ 3. Reserve-Division von Raczki auf Augustow nachzustoßen. Die
10. Landwehr-Division sollte mit einer Brigade in die Kämpfe der
10. Armee bei Suwalki eingreifen. Alle übrigen Truppen wurden aus der
Front gezogen. Besondere Sorge wurde dem Schutze der langen und
gefährdeten Südflanke zugewendet; denn was hinter dem Bobr und Narew
vorging, entzog sich der Kenntnis der deutschen Führung. Deshalb mußte
zunächst der Feind bei Grajewo rasch geworfen werden. General Litzmann
gab daher der 80. Reserve-Division den Befehl, den Angriff auf Grajewo
am 15. Februar möglichst frühzeitig durchzuführen, damit die Division bald-
möglichst der 79. Reserve-Division auf Augustow folgen könnte. Die
4. Kavallerie-Division sollte nach Ablösung durch die Infanterie am Mor-
gen des 15. Februar über Rydzewo auf Augustow abmarschieren.
Bei Grajewo nahm die Lage schnell eine günstige Wendung. Die
Russen hatten sich der weitausholenden Umklammerung rechtzeitig in der
Richtung auf Osowiec entzogen. General Litzmann war gegen Abend
nach Grajewo gefahren, um die hier sreigewordenen Verbände beschleunigt
nach Rajgrod in Marsch zu setzen. Bei Grajewo verblieb die 6. Reserve-
216
Die Winter°Masurenschlacht.
Infanterie-Brigade. Die 80. Reserve- und 4. Kavallerie-
Division erreichten noch am Abend Rajgrod.
Dort hatte sich im Laufe des Tages die Lage ebenfalls wesentlich
gebessert. Die 79. Reserve-Division hatte eine starke feindliche
Kolonne, die von Vorszymmen nach Südosten abziehen wollte, in nord-
östlicher Richtung der anmarschierenden 2. Infanterie-Division entgegen-
gedrängt und ohne Kampf Varglow erreicht. Die 3. Kavallerie-
Brigade fand den Übergang bei der Sosnowo-Schleuse beseht. Dorthin
wurde auf Befehl des Oberbefehlshabers Ost nunmehr auch die 4. Kaval-
lerie-Division für den nächsten Tag angesetzt, um, über Krasnybor vor-
gehend, die von Augustow nach Südosten führenden Straßen zu sperren.
General Lihmann setzte in derselben Richtung noch ein verstärktes Regiment
der 80. Reserve-Division in Marsch. Auf Befehl des Oberbefehlshabers
Ost wurde ferner noch in der Nacht ein verstärktes Infanterie-Regiment
von der 79. Reserve-Division nach Augustow vorausgeschickt, das den von
Nordosten her dorthin vorstoßenden Teilen der 10. Armee die Hand reichen
sollte. Die Hauptkräfte der beiden Divisionen hatten in der Frühe des
nächsten Tages von Varglow aus auf Augustow zu folgen. Nördlich des
XIIX. Neservekorps war die 2. Infanterie-Division aus der
Gegend östlich Lyck bei regnerischem Wetter auf den mit hohem Tauschnee
bedeckten Chausseen nur mühsam vorwärts gekommen, zumal da sie von
einer nach Süden marschierenden Seitenkolonne der 11. Landwehr-Division
gekreuzt wurde. Der Feind leistete erst am Abend dicht jenseits der Landes-
grenze ernsteren Widerstand. Die ^3. Reserve-Division hatte
Gegner bei Raczki am frühen Morgen nach heftigem Kampfe geworfen,
war aber im Weitermarsch auf Augustow alsbald auf neuen Widerstand
gestoßen, der erst nach Eingreifen des Generalleutnants Clausius mit der
Crsah-Brigade seiner 10. Landwehr-Division gebrochen werden
konnte. Der gegen die Straße nach Augustow weiter vorgetragene Angriff
brachte der Brigade 1000 Gefangene ein. Reiche Lebensmittelvorräte in
Raczki kamen der Truppe zugute, deren schwere Artillerie und Troß bei den
außerordentlich schwierigen Wegeverhältnissen auch an diesem Tage nicht
herangekommen waren. Die 9. Landwehr-Brigade der Division griff
währenddessen südwestlich Suwalki in den Kamps der 10. Armee ein.
Hinter der Armeefront südlich Lyck rückte die verstärkte 5. In-
fanterie-Brigade vorläufig als Armeereserve in den Raum nördlich
Gr. Rosinsko, um von hier aus als Flankenschuh sowohl bei Kolno als auch
bei Grajewo verwandt werden zu können. Die 11. Landwehr-Divi-
s i o n erreichte im Marsch auf Grajewo Profiten und die Gegend nördlich
davon. Östlich Lyck rückte die % 1. Landwehr-Division bis Myssocken nach.
Vorgehen der Gruppe Lihmann und der 42. Infanterie-Division auf Augustow. 217
Das Oberkommando der 10. Armee verlegte am 15. Fe-
bruar sein Hauptquartier nach Goldap. Cs hatte für diesen Tag mit star-
kem Widerstände russischer Nachhuten bei Suwalki gerechnet und deshalb
nur das XXI. Armeekorps auf Augustow und Sopockinie gegen die ver-
mutete Rückzugsstraße des Gegners angesetzt, die übrigen Korps aber scharf
nach dem inneren rechten Flügel zusammengehalten.
Das XXXVIII. Reservekorps fand aber bei Morgengrauen Suwalki
geräumt; es machte noch 900 Gefangene von der 27., 28. und 29. Infan-
terie-Division. Wenige Kilometer südlich der Stadt hielt der Feind jedoch
von neuem stand, benutzte dann aber wieder die Nacht, um sich der von
Nordosten angesetzten Umfassung zu entziehen.
Da bereits zwei Divisionen von Norden auf engem Raume über
Suwalki vorgingen, wollte General v. Lauenstein sein ganzes Korps östlich
der Seenenge von Tartak einsetzen, mußte aber auf Eingreifen des Armee-
Oberkommandos, das die Verhältnisse bei Suwalki noch nicht klar über-
sehen konnte, sein Korps nach Westen heranziehen, so daß nur die 78. Re-
serve-Division mit dem Anfange die Straße Suwalki—Sejny östlich der
Enge erreichte. Der Versuch, den Abschnitt der Czarna Hancza bei Wysoki
Most in die Hand zu nehmen, mißlang, da die hierzu ausgesandte Abtei-
lung, zwei Kompagnien und zwei Geschütze, vor überlegenem Feinde wieder
zurückgehen mußte.
Das XXI. Armeekorps versuchte, den verlorenen 14. Februar
durch frühen Aufbruch am 15. wieder einzuholen. General Fritz v. Velow
konnte sich indes nicht entschließen, die ganze 42. Infanterie-Divi-
sion durch die Wildnis auf Augustow zu senden. Nur die 65. Infan-
terie-Vrigade stieß unter ihrem Kommandeur, General v. Cstorff, gegen
Augustow vor. Dreimal warf sie Feind, der sich ihr in den Weg stellte;
Gefangene gehörten der russischen 27., 28. und 29. Division an. Nach
einem Marsche von 36 Kilometern erreichte die Brigade bei Dunkelheit
Studzieniczna und Sajenek an den Seenengen östlich Augustow. Auf der
großen Straße Augustow—Grodno wurden abziehende russische Kolonnen
festgestellt. Cs war eine Lage von höchster Spannung, in der sich die ver-
einzelte Brigade inmitten der riesigen Waldungen befand. Inzwischen
hatte die Division zwei Bataillone der 59. Infanterie-Brigade und drei
Batterien unter Major Brey ding der 65. Infanterie-Brigade nach Makarce
nachgesandt. Mehr wollte General v. Below nicht entsenden. Mit einem
von der Brigade Cstorff bei diesem Orte belassenen Bataillon standen dort
also nun drei Bataillone und drei Batterien. Der schwache Rest der Divi-
sion verblieb bei Sejny. Die 31. Infanterie-Division hatte den
Armeebefehl bereits 245 morgens über die 1. Kavallerie-Division erhalten
218
Die Winter-Masurenschlacht.
und war sofort über Kopciowo nach Süden angetreten. Der Anfang er-
reichte Sopockinie und fand den Ort vollgefüllt mit russischen Kolonnen,
die sämtlich erbeutet wurden, nachdenr die Bedeckung geflüchtet war. Ein
weiterer wichtiger Schritt zur Einkreisung der Russen war damit gelungen.
Die Divisionen des XXI. Armeekorps hatten wieder einen gewaltigen
Sprung vorwärts getan (35 km). Aber mit begreiflicher Sorge sah General
v. Below der weiteren Entwicklung entgegen, weil immer noch ein Durch-
bruchsversuch des Feindes nach Osten möglich schien und die Masse der
42. Infanterie-Division sich weit auseinandergezogen in den Wäldern in
bedrohlicher Lage befand. Auch das Armee-Oberkommando maß der Straße
über Sejny noch große Bedeutung bei. In der Nacht zum 16. Februar
befahl es dem Generalkommando des XXI. Armeekorps, Sejny mit einer
starken Abteilung besetzt zu halten. Jedenfalls waren durch den Halt bei
Sejny am 14. Februar*) die Straßen Augustow—Grodno dem Feinde
24 Stunden länger benutzbar geblieben, als an sich nötig gewesen wäre.
Daß der Gegner daraus erheblichen Nutzen gezogen hatte, bewiesen Aus-
sagen der von der Brigade Cstorff gemachten Gefangenen: danach waren
starke russische Kräfte am 14. und 15. überstürzt von Augustow in der Rich-
tung auf Grodno abgezogen.
Die 1. Kavallerie-Division sicherte weiterhin im Raume
Sereje—Simno—Lozdzieje die Flanke der Armee. Rach Aussagen von
Landeseinwohnern sollten in Olita starke Truppenversammlungen statt-
finden, denen dauernd von Osten her Verstärkungen zuflössen. Das Armee-
Oberkommando zog deshalb die 5. Garde-Insanterie-Vrigade von Marj-
ampol nach Simno; die 16. Landwehr-Division sollte Marjampol, Wylko-
wyszki und Pilwiszki besetzen. Auf den vorübergehend beabsichtigten Ab-
transport von Teilen dieser Division an die Rarew-Front verzichtete nun-
mehr der Oberbefehlshaber Oft2).
Trotz der Kampferfolge und Marschleistungen des Tages bot die
Gruppierung der Armee kein günstiges Bild. Bei Suwalki stauten sich,
südöstlich der Stadt in ihrer Bewegung durch die Seengruppe gehemmt,
drei Divisionen, die den linken Flügel der 8. Armee nach Südwesten, also
vor die Front von Augustow, drückten. Eine Division stand östlich dieser
Seen an der großen Straße, auf der kaum noch Feind zu erwarten war; im
Süden eine völlig unwegsame Waldwildnis. Der in dem Raume von Sejny
bis Sajenek verstreut stehenden 42. und der weit abgezweigten 31. Infan-
terie-Division fiel die schwierige Aufgabe zu, das riesige Waldgebiet ab-
zuschnüren und gleichzeitig gegen die Festung Grodno und den Riemen zu
i) S. 214. — 2) S. 212.
Sorgen der oberen Führung um die Flanken.
219
sichern. Was hinter diesem Flußabschnitt vorging, war nicht bekannt. Die
sonst so aufschlußreichen Funksprüche enthielten nichts über den Feind bei
Grodno. Trotzdem mußte mit der Möglichkeit von Cntlastungsstößen von
Osten her ernstlich gerechnet werden. Wenn der Gegner, was nunmehr mit
Sicherheit anzunehmen war, durch den einzigen Ausweg, den ihm die Um-
klammerung noch ließ, nämlich durch den schmalen Spalt zwischen Augustow
und Wigry-See nach Osten abströmte, so war es zunächst nur die 42. Infan-
terie-Division, die sich dieser Flut entgegenstemmen konnte.
Beim Oberbefehlshaber Ost verstärkte sich immer mehr die An-
sicht, daß zwischen Przasnysz und Lomza ein großer russischer Angriff dicht
bevorstehe. Schon jetzt erkannte er, daß der Schwerpunkt der 8. Armee in
Kürze in die Gegend von Lomza—Osowiec verlegt werden müsse, und faßte
angesichts der dort erwarteten Flankenbedrohung eine Neuregelung der
Vefehlsverhältnisse durch Unterstellung der bei Kolno stehenden Gruppe
Scholtz unter die 8. Armee ins Auge. Der Flankenschutz sollte auf der
ganzen Linie, namentlich bei Przasnysz, Lomza und Osowiec angriffsweise
geführt werden. Dafür standen zunächst nur Kräfte zur Verfügung, die
allmählich bei der 8. Armee ausgeschieden werden konnten. Cs war eine
Lage, die die Nerven der Führung einer starken Belastungsprobe aussetzte.
Dazu kam, daß die Karpaten-Front durch eine Division aus dem Bereich
des Oberbefehlshabers Ost verstärkt werden sollte*). Trotz alledem ließ
Generalfeldmarschall v. Hindenburg die Hoffnung auf einen großen Schlag
nicht sinken. Die russischen Funksprüche ließen keinen Zweifel mehr, daß
die Verwirrung beim Feinde wuchs, weil die Führer nicht mehr wußten,
wo sich ihre Truppen befandet).
Cs kam für die deutsche oberste Leitung darauf an, in voller Würdigung
der schweren Opfer rücksichtslos trotz der Erschöpfung von Mann und Pferd
die Lage bei Augustow rasch zum Abschluß zu bringen. Der Oberbefehls-
haber Ost hatte am 15. Februar einen Generalstabsoffizier aus seinem
Stabe entsandt, der auf Grund seiner persönlichen Eindrücke über die
Gründe des stellenweise so langsam erscheinenden Fortschreitens der Be-
wegungen berichten sollte. Seine Meldung über den Zustand der Wege,
über die Anstrengungen und Leiden der Truppe blieben nicht ohne Ein-
druck auf den Generalfeldmarschall und seine Berater. Sie kamen zu der
Überzeugung, daß unter solchen Umständen wohl noch eine kurze Ver-
folgung, aber keineswegs mehr eine größere Operatton geführt werden
J) S. 108. — -') S. 264/265.
220
Die Winter-Masurenschlacht.
16. Februar.
konnte. Schon jetzt erschien es nicht unbedenklich, die ihrer Artillerie und
Maschinengewehre beraubten deutschen Divisionen einem starken, bei
engerer Amfassung zum Äußersten entschlossenen Feind entgegenzuführen.
Der Oberbefehlshaber Ost hielt zwar an seinem Plane fest, die Opera-
tionen gegen die russische 10. Armee, mit deren Einschließung im Walde
von Augustow gerechnet wurde, unter allen Amständen bis zur völligen
Vernichtung dieser Armee durchzuführen; dagegen blieb es vorbehalten, ob
auch das nächste Operationsziel, der Durchstoß auf Bialystok, noch erreicht
werden konnte. So hatte sich am 15. Februar bereits eine gewisse Wand-
lung in der Auffassung der Lage angebahnt, die aber vorläufig in den Be-
fehlen noch keinen Ausdruck fand. Zunächst beschränkte sich Generalfeld-
marschall v. Hindenburg darauf, nachdrücklich auf die Bedeutung der aus
Augustow nach Südosten führenden Straßen hinzuweisen; das XXXI Re-
servekorps und die 2. Infanterie-Division sollten sofort über Augustow nach-
stoßen und die 4. Kavallerie-Division zur überholenden Verfolgung über
die Sosnowo-Schleuse vorgehen.
Auch am 16. Februar kam die 8. Armee noch nicht an die Kanal-
übergänge bei Augustow heran. In der Nacht hatte wieder heftiger Schnee-
sturm eingesetzt, der die meisten Drahtleitungen zerstörte; die Wege wurden
noch schlechter. Zähe hielten die Russen mit ihren Nachhuten in aus-
gebauten Stellungen, die sich einige Kilometer westlich und südwestlich des
Städtchens rechts an den Necko-See, links an die sumpfige Kanal-Niede-
rung bei Netta anlehnten. Gegen diese Vrückenkopfstellung griffen die
79. Reserve-, die durch Teile der 80. Reserve-Division verstärkte 2. Infan-
terie- und %3. Reserve-Division unter einheitlicher Führung des Generals
Litzmann an. Für Amfassungen war jedoch kein Raum, und der Frontal-
angriff kostete Zeit. Als die Nacht hereinbrach, waren nur örtliche Erfolge
errungen. Die Hoffnung, hier dem abziehenden Gegner noch ernsteren
Abbruch zu tun, war um so geringer, als auch alle Versuche, weiter südlich
über den Kanal Herüberzugreisen und die Russen an den Bobr-Abergängen
bei Sztabin und Krasnybor abzufangen, bei der Angunst des Geländes und
Wetters trotz aller Hingabe der Truppen scheiterten. Zwei von der
80. Reserve-Division bei Varszcze und Varglow gegen die Rück-
zugsstraßen des Feindes abgezweigten Seitenabteilungen gelang es ebenso-
wenig wie der 4. Kavallerie-Division, an diesem Tage noch über
den Kanal hinüberzukommen. Die Brücken waren zerstört, und der mehrere
Kilometer breite Sumpfstreifen zu beiden Seiten des Kanals lag unter dem
Feuer des Feindes, der die Waldränder auf dem jenseitigen Afer besetzt
hielt.
Zusammenballung bei Augustow und Suwalki.
221
Günstiger entwickelte sich die Lage im Norden von Augustow. Hier
führte das tatkräftige Vorgehen der 10. Landwehr-Division unter
Generalleutnant Clausius zu einem schönen Erfolge. In rastlosem
Vorwärtsdrängen wurde noch in der Nacht der Durchmarsch durch die
Seenenge nördlich Augustow erkämpft. In den dicht südlich derselben
gelegenen großen russischen Kasernements fielen 3000 Gefangene, sechs Ge-
schütze und eine Fahne als Beute in die Hand der Division. Anaufhaltsam
ging es in der Dunkelheit weiter auf Augustow, das 5° morgens ohne grö-
ßeren Widerstand beseht wurde; die Zahl der Gefangenen und der erbeu-
teten Geschütze verdoppelte sich.
Bei der 10. A r m e e wirkten sich am 16. Februar die Störungen durch
das Wetter um so nachteiliger aus, als für den weit auseinandergezogenen
Amfassungsflügel nun erst die eigentlich kritischen Stunden herannahten,
während es sich immer klarer herausstellte, daß der zusammengepreßte innere
Flügel der Armee nicht mehr zum Schlagen kommen würde.
Das XXXVIII. Reservekorps hatte Befehl erhalten, die
76. Reserve-Division als Armeereserve bei Suwalki zu belassen und nur
mit der 75. Reserve-Division auf Augustow vorzustoßen. Diese traf
5° nachmittags bei Szczebra auf die 10. Landwehr-Division, die nach er-
folgreichem Abschluß der Kämpfe bei Raczki und Suwalki bereits im Vor-
dringen auf Augustow war. Es blieb der 75. Reserve-Division nichts
übrig, als der Landwehr des Generals Clausius den Vortritt zu lassen
und dann zwischen Augustow und Suwalki zur Ruhe überzugehen. Die
76. Reserve-Division verblieb bei Suwalki; starke Sicherungen wurden
nach Südosten vorgetrieben.
Auch das XXXIX. Reservekorps war in seiner bisherigen Aufstellung
zur Antätigkeit gezwungen, da kein Feind mehr von Suwalki her kam. Als
General v. Lauenstein um die Mittagszeit von Kämpfen bei Makarce
Kenntnis erhielt, befahl er eine Verschiebung seiner Divisionen nach
Südosten.
Am so ereignisreicher und bedeutsamer verlief der Tag auf der übrigen
Armeefront, wo der lang erwartete Durchbruch der Russen nunmehr er-
folgte. Cr traf nicht das XXXIX. Reservekorps, sondern mitten in den
großen Waldungen die 42. Infanterie-Division da, wo sie am
schwächsten war. In schwerem Kampfe südwestlich Makarce verlor die
schwache Sperrabteilung acht Geschütze und zwei Maschinengewehre. Der
Rest der Abteilung, kaum mehr als 250 Mann, wich auf Froncki aus.
Der Feind hatte die dünne Sperrlinie durchbrochen!
222
Die Winter-Masurenschlacht.
Diese Wendung der Lage drohte die 10. Armee noch in letzter Stunde
um den Lohn ihrer bisherigen Mühen und erfolgreichen Kämpfe zu bringen.
In den umklammernden Ring war eine Lücke geschlagen, die den Russen ein
Abströmen nach Südosten ermöglichte. Die 42. Infanterie-Division war
auseinandergesprengt, zwischen ihren beiden Brigaden stand auf der ein-
zigen Straße starker Feind. Das Schicksal der 65. Infanterie-Brigade bei
Augustow mußte die Führung mit schwerer Sorge erfüllen.
General v. Cstorff war mit seiner 65. Brigade, die hier nur 4% Batail-
lone zählte, östlich Augustow von weit überlegenem Feinde angegriffen, ver-
mochte sich aber, wenn auch unter schweren Verlusten, zu halten. Zwei
Geschütze gingen verloren, ein Bataillon bei Sajenek wurde zersprengt.
Gefangene gehörten zur russischen 64. Reserve-Division. Der Feind
strömte von Augustow nach Osten ab. Cs handelte sich offenbar um das
XXVI. Reservekorps, das vordem vor Lötzen gestanden hatte. Roch
blieben also die über Sztabin, Krasnybor, Lipsk und Makarce— Plaska
auf Grodno führenden Rückzugsstraßen dem Feinde offen, wenn es der
31. Infanterie-Division nicht gelang, auch die Südostseite des Waldes
von Augustow zu sperren.
Währenddessen waren die Divisionen bei Suwalki—Sejny nicht un-
tätig geblieben. Ihre Maßnahmen zur Herstellung der Lage bei Makarce
kamen jedoch am 16. Februar nicht mehr zur Auswirkung. Am wenigsten
konnte die 42. Infanterie-Division selbst helfen. Die Teile, die nicht an
der Straße nach Augustow standen, waren auf Befehl des Armee-Oberkom-
mandos 10 vom Generalkommando zur Sicherung Sejnys zurückbehalten
worden. Dagegen war die 78. Reserve-Division des XXXIX. Reserve-
korps, den Llnordnungen ihres Generalkommandos zuvorkommend, schon
frühzeitig nach Süden angetreten. Am Abend gewannen ihre vordersten
Teile Fühlung mit dem Gegner in Makarce.
Während der kritischen Kämpfe in den Waldungen war die 31. In-
fanterie-Division in ununterbrochenem Marsche von Kopciowo
nach Süden geblieben. Vom Generalkommando war ihr Lipsk als Ziel
gesetzt. Als Generalleutnant v. Berrer um 7° vormittags in Sopockinie
eintraf, lagen dort bereits Meldungen der Kavallerie-Patrouillen vor, daß
zwischen dem Waldgebiete und der Festung Grodno außer zahlreichen flüch-
tenden Bagagen und Kolonnen keine feindlichen Truppen vorhanden seien.
Unter Sicherung gegen Grodno und der Brücken über den Augustowski-
Kanal wurde der Vormarsch über Holynka auf Lipsk beschleunigt fortgesetzt.
Reiche Beute an Kolonnen und Vieh, ferner eine Kriegskasse und 3000 Ge-
fangene fielen der Division in die Hand. Als die Division bei Holynka
Unterkunft beziehen wollte, traf bereits um 405 nachmittags — eine geradezu
Durchbruch der Russen bei der 42. Infanterie-Division.
223
glänzende Leistung der Nachrichtentruppen — diedrahtliche Mitteilung
des Generalkommandos über den Durchbruch der Russen bei Makarce ein.
Gleichzeitig wurde in ihr die Vermutung des Generalkommandos aus-
gesprochen, daß der durchgebrochene Feind auf den Wegen über Plaska und
südlich des Kanals die Richtung auf Grodno nehmen werde. General
v. Verrer entschloß sich daraufhin zur Bereitstellung seiner Division bei
Holynka. An den Weitermarsch am nächsten Tage über Lipsk auf Dombrowo
südlich des Vobr, wie ursprünglich geplant, war nun nicht mehr zu denken.
Zur Sicherung gegen Olita besetzte die 16. Landwehr-Division Marj-
ampol und Wylkowyszki, die 5. Garde-Infanterie-Vrigade Simno. Die
1. Kavallerie-Division blieb in ihrer bisherigen Aufstellung. Die Spreng-
abteilung, die gegen die Bahn Grodno—Wilna angesetzt gewesen war,
hatte den mit einer schwachen Eisdecke bedeckten Riemen nicht überschreiten
können.
Der Feind hatte Suwalki am 15. Februar früh aufgegeben. Zu der
dort erwarteten großen Schlacht war es daher nicht gekommen. Vielmehr
verdichtete sich beim Oberbefehlshaber Ost der Eindruck immer
mehr dahin, daß starker Gegner in den Waldungen von Augustow südlich
des Wigry-Sees und dann südlich des Kanals aus Grodno durchzubrechen
versuche. Rach allem, was über den Feind bekannt war, befanden sich noch
etwa vier Divisionen in der Zange, die allerdings noch nicht ganz ge-
schloffen war. Auf der Nord- und Westfront von Augustow stauten sich
Divisionen der 8. und 10. Armee. Alles, was zwischen Rajgrod und
Wigry-See stand, drängte nur noch frontal dem Feinde nach und drückte
ihn aus dem Sack heraus gegen die doppelte, aber schwache Klammer, erst
der 42., dann der 31. Infanterie-Division, von denen die letztere außerdem
vom Riemen und Grodno her stark bedroht war. Obwohl vom 15. Februar
früh ab ein Durchbruch auf der großen West-Ost-Verbindung von Suwalki
her kaum noch in Frage kam, vermochte sich das Armee-Oberkommando 10
doch nicht zu entschließen, die Straße frei zu machen und den Schwerpunkt
nach Osten auf den äußeren Flügel zu legen. Drei Divisionen standen
eingezwängt bei und östlich Suwalki an der großen Straße, und trotzdem
hielt man immer noch Teile der 42. Infanterie-Division, die allerdings
allmählich auf ein Bataillon zusammengeschrumpft waren, bei Sejny zurück.
Durch die Vorgänge bei Makarce veranlaßt, war schließlich die 78. Reserve-
Division nach Süden vorgestoßen. Dazu waren die Meldungen über Feind
westlich Olita und südwestlich Kowno gekommen. Zur Deckung gegen die
Riemen-Front sollte sich das XXXIX. Reservekorps am 17. bei Krasnopol
224
Die Winter-Masurenschlacht.
17. Februar.
zusammenziehen und vom 18. Februar ab mit der 5. Garde-Infanterie-
Brigade, der 16. Landwehr- und der 1. Kavallerie-Division, die sich bei
Sereje zu vereinigen hatte, die Sicherung der Flanke übernehmen.
Rach dem Befehl des Oberkommandos der 8. A r m e e für den 17. Fe-
bruar sollte das XX XX. Reservekorps die Vobr-Übergänge bei Sztabin
und Krasnybor besetzen und offen halten, während die 2. Infanterie-Division
Hand auf das Wegekreuz etwa sieben Kilometer nordöstlich Krasnybor zu
legen hatte. Die 4. Kavallerie-Division sollte über den Vobr in die
Gegend von Suchowola vorgehen. Die %’ 3. Reserve-, % 1. Landwehr- und
10. Landwehr-Division erhielten den Auftrag, sich zwischen Augustow und
der Grenze bereitzustellen. Bei Tagesanbruch des 17. Februar wurde bei
Augustow erkannt, daß der Feind in der Nacht seine Stellung westlich des
Ortes und des Kanals geräumt hatte. General Litzmann sehte darauf
die 79. Reserve-Division südlich von Augustow über Vialobrzegi aus Kra-
snybor an und hielt es angesichts der schlechten Wege, die weiter südwestlich
über den Kanal führten, für geboten, die 80. Reserve-Division hinter der
79. Reserve-Division über Vialobrzegi nachzuziehen. Bei der übermäßigen
Inanspruchnahme der Straße nach Augustow, die durch Fahrzeuge aller Art
versperrt war, wurde der Vormarsch der beiden Divisionen um so mehr
verzögert, als die sch 3. Reserve-Division, von Augustow her nach Süd-
westen in ihren ünterkunftsraum marschierend, den Weg des XXXX. Re-
servekorps kreuzte. Die 79. Reserve-Division kam deshalb bis
zum Abend mit ihren vordersten Teilen nur bis etwa fünf Kilometer nord-
westlich Krasnybor. Die Truppe stand an der Grenze ihrer Leistungsfähig-
keit. Die nachfolgende 80. Reserve-Division konnte bis zum
Abend mit ihrem Anfang nur bis Vialobrzegi nachrücken. Sie fand die
besonders schlechte Straße jenseits des Kanals durch nebeneinander ge-
fahrene Fahrzeuge und Geschütze des Gegners vollkommen verstopft. Trotz
dieser Schwierigkeiten und ungeachtet der Erschöpfung der Truppe ließ der
Divisionskommandeur die Nacht hindurch weitermarschieren, nachdem eine
mehrstündige Rast zum Freimachen und Ausbessern des Weges benutzt
worden war. Die Infanterie erreichte erst am 18. Februar morgens das
Wegekreuz bei Cisow. Gleich große Schwierigkeiten fanden die Seiten-
abteilungen der 80. Reserve-Division beim überschreiten der Sumpfniede-
rung südlich Augustowo. Die Brücken über den Kanal und die Netto
waren zerstört. Die südliche Abteilung erkämpfte sich den Übergang bei
der Sosnowo-Schleuse und kam am Abend nur bis Hutta. Bei der
völligen üngangbarkeit der Wege des anderen üfers mußten die Geschütze,
Fahrzeuge und Pferde zurückgelassen, die frei gemachten Maschinengewehre
Einnahme von Augustow.
225
getragen und später auf beigetriebenen Wagen vorwärts geschafft werden.
Die nördliche Abteilung drang, unterstützt von Jägern und Schützen der
4. Kavallerie-Division, nachdem sie den Kbergang bei der Schleuse Vorki
erzwungen hatte, unter den größten Schwierigkeiten bis südlich Cisow vor,
vermochte aber Sztabin, das vom Feinde gehalten wurde, nicht mehr in ihre
Hand zu bringen. Angesichts der Angangbarkeit der Wege ließ General
v. Hofmann die Masse seiner Reiterei über Retta—Vialobrzegi ausbiegen.
Nördlich vom XXXX. Reservekorps war die 2. Infanterie-
Di v i s i o n dem in der Nacht abgezogenen Feinde am frühen Morgen
durch Augustow gefolgt. Hier traf sie die 65. Infanterie-Brigade des
XXI. Armeekorps und blieb die Nacht über mit ihrer Maße in Augustow
liegen. Die 3. Reserve-Division und die 1. Landwehr-
Division kamen nicht mehr zum Eingreifen und rückten westlich
von Llugustow in Anterkunst. Die 10. Landwehr-Division ging
nordwestlich Augustow zur Ruhe über.
Das tatkräftige Zufassen des Generalleutnants Clausius mit seiner
10. Landwehr-Division hatte am frühen Morgen des 17. Februar
Augustow zu Fall gebracht) und damit auch für die 10. Armee eine neue
Lage geschaffen. Als General v. Estorff mit den vier Bataillonen seiner
65. Infanterie-Brigade am 17. Februar früh den Feind in seinen
Stellungen südwestlich Studzieniczna von neuem angreifen wollte, war der
Russe abgezogen. Die Brigade trat sofort auf Augustow an und traf hier,
wie erwähnt, auf die 2. Infanterie-Division, die im Begriff stand, Augustow
in östlicher Richtung zu verlaßen. Von jedem Nachschub abgeschnitten,
hatte die schwache Brigade es nicht zu verhindern vermocht, daß hinter ihr
bei Makarce und vor ihr auf der großen Straße der Feind nach Osten ab-
strömte. Zweifellos aber hat ihr Erscheinen im Rücken der Russen große
moralische Wirkung ausgeübt und entscheidend zu den hohen Gefangenen-
zahlen beigetragen, die die 8. Armee in Augustow zu verzeichnen hatte.
General v. Estorff verblieb mit seiner stark zusammengeschmolzenen Brigade
am 17. Februar in Augustow.
Das schon am Tage zuvor aus der Front herausgedrängte XXXVIII.
Reservekorps wurde auch am 17. Februar südlich Suwalki fest-
gehalten. Cs benutzte die Kampfpause, um auszuschließen und die zurück-
gebliebene Artillerie heranzuziehen. Vom XXXIX. Reservekorps
setzte General v. Lauenstein die 77. Reserve-Division zum Schutze der Armee-
H S. 221.
t Weltkrieg TU. Band.
15
226
Die Winter-Masurenschlacht.
flanke gegen den Niemen auf Lozdzieje in Marsch. Für die 78. Reserve-
Division und den Nest der 42. Infanterie-Division galt es, den Gegner bei
Makarce zu werfen und die Lücke, die zwischen Augustow und Froncki noch
immer bestand, zu schließen. Doch verging der ganze Tag, bis der zähe
Widerstand der russischen Nachhuten hier gebrochen werden konnte. Erst
nach Einbruch der Dunkelheit besetzte die 78. Reserve-Division Makarce,
nachdem der Feind seine Stellung geräumt hatte. Bald nach der 78. Reserve-
Division traf auch die 59. Infanterie-Vrigade der 42. Infanterie-Division
bei Makarce ein, nachdem sie dem Gegner bei Froncki einige hundert Ge-
fangene abgenommen hatte. Sie sollte über Plaska und am Südufer des
Kanals entlang verfolgen.
Dank dem zähen Aushalten von Deckungstruppen hatte die Masse
des russischen XX. Korps nach Südosten abströmen können. Nunmehr
mußte es aber gegen den zweiten Riegel der Deutschen am Wolkusz-
Abschnitt stoßen. Hier stand die 31. Infanterie-Division, um den ihr zu-
getriebenen Gegner abzufangen. Die Lage bei Grodno war noch immer
ungeklärt. Cs war nicht anzunehmen, daß die Russen dort völlig untätig
bleiben würden. Ähnlich wie die 65. Infanterie-Vrigade bei Augustow
hatte hier die 31. Infanterie-Division Feind vor sich und in ihrem Rücken.
Da starke Kolonnen auch bei Rowy Dwor im Marsch nach Osten beob-
achtet worden waren, mußte schließlich auch mit einem Angriff von Süden
gerechnet werden.
Als in der Frühe des 17. Februar Augustow von allen Seiten umstellt
war, hatte sich die Masse des Feindes bereits rechtzeitig der Einkreisung
entzogen. Bei Augustow waren, wie durch Gefangene und Verwundete fest-
gestellt werden konnte, die beiden Divisionen des russischen XXVI. Korps
nach Osten durchgebrochen und hatten die schwachen Teile der deutschen
10. Armee, die ihnen hier den Weg verlegen wollten, überranntest Das
III. sibirische Korps hatte anscheinend den Rückzugsweg südlich Augustow
genommen. In den Wäldern nördlich von Augustow hatten die restlichen
vier Divisionen der russischen Mitte in der Gegend von Makarce die
schwach besetzte Straße Augustow—Sejny überflutet. Die beiden süd-
lichen Korps des Feindes noch zu fassen, bestand um so weniger Aussicht,
als die Kavallerie beim überschreiten des leicht zu verteidigenden Kanal-
abschnittes überall zähen Widerstand fand und nur langsam Raum gewann.
Aus russischen Funksprüchen wurde im Laufe des Tages bekannt, daß sich
die Station des III. sibirischen Korps feit dem 16. Februar in Dombrowo,
i) S. 222.
Zwei Korps der Russen sind über den Bobr entkommen.
227
die des XXVI Korps in Grodno befand. Dort waren wohl auch
die Generalkommandos der betreffenden Korps zu suchen. Außerdem er-
wiesen sich die bisherigen Nachrichten über Bedrohung der Armeeflanke von
Olita und Kowno her teils als falsch, teils als übertrieben. Wichtiger, als
für Flankenschutz zu sorgen, schien es, der 31. Infanterie-Division Verstär-
kungen nachzuführen. Nachdem die 5. Garde-Infanterie-Vrigade Simno
erreicht hatte, wurde % 1. Kavallerie-Division über Kopciowo nach Süden
gezogen. Außerdem wurde vom Armee-Oberkommando die 77. Reserve-
Division über Kopciowo in Marsch gesetzt, sie kam aber nur bis Verzniki—
Sejny.
g) Die Einkreisung vom 18. bis 21. Februar 1915.
Karten 13, 14 und Skizze i.
Nach dem Zusammenschluß der 8. und 10. Armee bei Augustow war
eine neue Lage entstanden, die der Oberbefehlshaber Ost schon
einige Tage zuvor erkannt Haltes. Mit fester Hand griff er ordnend ein,
um die Truppenanhäusung bei Augustow zu entwirren und den Armeen
entsprechend den veränderten Verhältnissen neue Aufgaben zuzuweisen.
Voraussetzung für die Durchführung dieser neuen Operation war der Ab-
schluß der Kämpfe mit der russischen 10. Armee in dem großen Waldgebiet,
an deren erfolgreichem Ausgang der Oberbefehlshaber Ost nunmehr, wo
die Umstellung des Waldgeländes immer weitere Fortschritte machte, kaum
Zweifel hegen konnte.
Der Schwerpunkt der 8. Armee hatte sich indes nunmehr ver-
schoben; aus der immer länger werdenden Flanke am Narew und Bobr war
eine neue Front geworden. Östlich der Weichsel waren nördlich Lomza
und bei Przasnysz zwei neue Brennpunkte entstanden. Vor Osowiec voll-
zog sich der deutsche Artillerieaufmarsch. Das Sumpfgelände machte,
wie schon im Herbst 1914, dem Herangehen der Infanterie größte
Schwierigkeiten.
Die Lage bei Lomza bereitete ernste Sorge. Dort waren kaukasische
und Gardetruppen neu festgestellt worden. Aus russischen Funksprüchen
war bekannt geworden, daß an der Bobr—Narew-Front zwei russische
Armeen gebildet waren: auf dem rechten Flügel die 12. Armee, Armee-
Hauptquartier in Ostrow, mit drei Korps, und am unteren Narew die
1. Armee mit ebenfalls drei Korps und einem Kavalleriekorps; ihr Armee-
stab befand sich in Iablonna. Da außerdem festgestellt war, daß vor der
Front der 9. Armee beträchtliche Kräfte des Feindes (V. Korps) heraus-
0 S. 219.
15*
228
Die WinLer-MasurenschlachL.
18. Februar.
gezogen wurden, so bestand kein Zweifel, daß auch der Feind das Schwer-
gewicht auf das rechte Weichfelufer verlegte. Cs war kaum anzunehmen,
daß die beiden Armeen am Narew sich auf die Abwehr beschränken
würden. Viel eher mußte angesichts der Kämpfe in den Wäldern von
Augustow mit einem kräftigen Cntlastungsstoß der Russen vom Narew her
gerechnet werden. Zu seiner Abwehr standen auf deutscher Seite nur
schwächere Kräfte zur Verfügung. Bei der Langsamkeit aller russischen
Operationen hoffte indes der Oberbefehlshaber Ost, ihnen im Angriff
zuvorzukommen und in die Bewegung der 1. und 12. Armee hineinzustoßen.
Die am Abend des 17. Februar ausgegebenen neuen Weisungen
des Oberbefehlshabers Ost, die die Grundlagen für die Fortführung der
Operation enthielten, legten die weitere Leitung der Schlacht einheitlich
in die Hand des Generalobersten v. Eichhorn. Dazu wurden ihm von
der bisherigen 8. Armee das XXXX. Reservekorps, die 2. Infanterie- und
die 4. Kavallerie-Division unterstellt. Die 10. Armee hatte die Kämpfe am
Wolkusz zum Abschluß zu bringen, dann den vom Feinde noch verteidigten
Bobr-Abschnitt zu gewinnen und demnächst Osowiec von Osten anzugreifen.
Daneben behielt sie als Aufgabe den Rückenschutz gegen den Riemen mit
den drei Festungen. Cs waren also drei Aufgaben, vor die die Armee
zunächst gestellt wurde.
Wenngleich die vorausschauenden Weisungen des Oberbefehlshabers
Ost bereits von der neuen operativen Aufgabe beherrscht waren, so lag
doch tatsächlich der Schwerpunkt der Kampfhandlung einstweilen noch
bei den eingekesselten, sich heldenmütig wehrenden russischen Divisionen
westlich Grodno. Hier entwickelten sich noch unerwartet schwere Kämpfe.
Zunächst standen nur die 31. Infanterie-Division mit ihren inzwischen stark
zusammengeschmolzenen Bataillonen und zwei Brigaden der 1. Kavallerie-
Division hierfür zur Verfügung. Die sorgenvolle Frage war, ob sie in der
Lage sein würden, den Anprall der noch im Walde befindlichen Russen auf-
zuhalten; sie wurden auf etwa vier, wenngleich stark mitgenommene Divi-
sionen geschätzt. Waren sie moralisch nach all den schweren Kämpfen und
Mißerfolgen schon so gebrochen, daß sie sich ihrem Lose fügen würden, wenn
sie auch an der Rückzugsfront den gefürchteten Feind vor sich sahen, oder
würden sie mit dem Mute der Verzweiflung ihre letzte Kraft daran setzen,
sich den Weg zu den schützenden Wällen der Festung zu erkämpfen?
In gespannter Erwartung verfolgte Generaloberst v. Cichhom, wie
sich von allen Seiten die Divisionen vorwärtsschoben, um den Feind zu
stellen, der sich mühsam den Rückweg durch die Waldungen suchte. Die
Bewegungen vollzogen sich indes nur sehr langsam; die Truppe hatte mit
Neugliederung der 10. Armee. Maßnahmen zu neuer Einkreisung. 229
unendlichen Marschschwierigkeiten zu kämpfen. Wo sie auf Feind stieß,
leistete dieser stets zähen Widerstand, der trotz aller Angriffsfreudigkeit der
Truppe nicht immer schnell zu brechen war, weil die Artillerie mit der
Infanterie meist nicht hatte gleichen Schritt halten können. In dem Befehl
des mit der weiteren Leitung der Schlacht beauftragten Armee-Ober-
kommandos 10 für den 18. Februar hieß es: „Die Reste der feind-
lichen Armeen sind nach Grodno und Olita entflohen, 60 000 Gefangene,
65 Geschütze, 98 Maschinengewehre, zahllose Fahrzeuge und Kriegsgerät
aller Art blieben in der Hand der 8. und 10. Armee." Rach Abschluß
der Verfolgung sollten das XXXX. Reservekorps und 14 I. Armeekorps
südlich des Vobr die Gegend von Suchowola und weiter östlich er-
reichen, hinter ihnen das XXXVIII. Reservekorps den Raum süd-
östlich Augustow zum Vormarsch auf Lipsk. Das XXI. Armeekorps
erhielt den Auftrag, mit der 31. Infanterie-Division weiterhin in den
bisherigen Stellungen zu sperren und die 42. Infanterie-Division in
die Gegend südlich Sopockinie heranzuziehen. Zu seiner Verfügung
wurde die 77. Reserve-Division aus der Gegend von Sejny nach
Sopockinie in Marsch gesetzt. Das Generalkommando des XXXIX. Re-
servekorps sollte baldmöglichst die 78. Reserve-Division bei Berzniki zu-
sammenziehen. Die drei Gruppen des Flankenschutzes bei Sereje, Simno
und Marjampol—Wylkowyszki behielten ihre Aufgabe. Die 4. Kavallerie-
Division wurde auf Ianow, die 1. Kavallerie-Division auf Sidra angesetzt.
Rach einer in der Frühe des 18. Februar eingehenden Meldung der
2. Schwadron des Alanen-Regiments 9, die als Aufklärungsschwadron der
4. Kavallerie-Division am 14. Februar morgens Rajgrod verlassen hatte,
war am Tage zuvor Feind in Stärke etwa eines Korps in der Gegend
von Plaska festgestellt worden. Diese operativ wichtige Meldung bestätigte
die Anwesenheit noch starken Feindes in den Waldungen; er mußte sehr
erschöpft sein; die Schwadron, die sich dem abziehenden Feinde an die
Fersen hing, nahm im Laufe des Tages 220 Russen gefangen. Das Ziel
der 1. Kavallerie-Division lag südlich des Vobr. Doch fand sie den Bobr-
Abschnitt zwischen Lipsk und Grodno besetzt und vermochte ihn nicht zu
überschreiten. In der Gegend von Dombrowo waren russische Kolonnen
im Marsche nach Osten beobachtet worden.
An der entscheidenden Stelle des Kampffeldes, westlich Grodno, gelang
es der 31. Infanterie-Division am 18. Februar, alle Versuche des Feindes,
südlich des Kanals in der Richtung auf Grodno aus dem Walde heraus-
zutreten, abzuweisen. Hierbei wurden mit Sicherheit sämtliche Regimenter
der russischen 28. und 29. Infanterie-Division sowie etwa 24 Geschütze fest-
gestellt.
230
Die WinLer-MasurenschlachL.
19f Februar.
Wenn auch der Divisionskommandeur, General v. Berrer, der weiteren
Entwicklung des Kampfes durchaus zuversichtlich entgegensah, so konnte
doch jeden Augenblick Feind aus Grodno hervorbrechen. Dann war seine
Division kaum noch der Lage gewachsen. Eine wesentliche Entspannung
brachte indes das Eintreffen beträchtlicher Teile der 2. Infanterie-Division
in Lipsk. Der Riegel zwischen Kanal und Bobr gewann damit erheblich
an Festigkeit. Im Anmarsch zur 31. Infanterie-Division war ferner die
77. Reserve-Division von Sejny. Stark ermüdet erreichte sie, auf zwei
Straßen vorgehend, mit Kompagniestärken von etwa 50 Mann Kalety und
Kopciowo. Cs bedurfte also noch eines vollen Tagemarsches, bis sich ihr
Eingreifen fühlbar machen konnte. Die 78. Reserve-Division wurde im
Laufe des Tages aus der Verfolgung gezogen und um Sejny versammelt.
Von Nordosten her trieb jetzt also nur noch die 42. Infanterie-Division den
weichenden Gegner der 31. Infanterie-Division entgegen. Sie kam aber mit
ihren acht schwachen Bataillonen nur bis zm Kanalschleuse bei Plaska.
Geringe Fortschritte machte der Westflügel der Armee. Hier stand süd-
lich Augustow, eingezwängt in dem Winkel zwischen den beiden breiten
Sumpfabschnitten, vor sich die verteidigte Vobr-Niederung, das XXXX. Re-
servekorps mit der 4. Kavallerie-Division, die 79. Reserve-Division hinter
der 80. Reserve-Division, letztere ohne Artillerie. Der Russe hielt noch
Brückenköpfe bei Sztabin und beiderseits der Bahn. Cs war der bisherige
zähe Gegner: das III. sibirische Korps, das trotz der tatkräftigen Ver-
folgung durch den deutschen Angreifer über den Kanal und den Bobr ent-
kommen war und nunmehr hinter dem schützenden Abschnitt irr einer, wie
man annahm, früher angelegten, stark ausgebauten Stellung wieder Front
gemacht hatte. Der Angriff der 4. Kavallerie-Division und 80. Reserve-
Division gegen die Russen am Bobr konnte ohne Artillerieunterstützung
keinen vollen Erfolg erzielen. Erst bei Dunkelheit räumten die Sibirier den
Brückenkopf bei Sztabin und setzten die Brücke in Brand. General Litz-
mann wollte am 19. Februar nach Eintreffen der Artillerie den Übergang
erzwingen.
Das nunmehr ganz in zweiter Linie stehende XXXVIII. Reserve-
korps wurde bei Augustow bereitgestellt, um auf Lipsk anzutreten oder auch
das XXXX. Reservekorps zu unterstützen.
Der Brennpunkt der Kämpfe lag am 19. Februar weiterhin in der
Gegend nördlich Lipsk.
Beim Armee-Oberkommando 10, das sich nunmehr in
Suwalki befand, bestand Gewißheit über die Anwesenheit noch starken
Feindes in den großen Waldungen. Ferner hatte sich auch die Lage bei
Vormarsch des rechten Armeeflügels gegen den Vobr-Abschnitt.
251
Grodno etwas geklärt. Flieger meldeten zwei neue Kriegsbrücken westlich
Hoza und weiter nördlich bei Swientojansk. Außerdem sollte nach Ge-
fangenenaussagen das russische XV. Korps seit drei Tagen in Grodno aus-
geladen werden. Diese Angaben stellten noch ernste Kämpfe in Aussicht
und veranlaßten das Armee-Oberkommando am Vormittage zu neuen Maß-
nahmen: es sehte die bei Augustow bereitgehaltene 76. Reserve-Division
von Augustow auf Lipsk und die 79. Reserve-Division des XXXX. Re-
servekorps auf Holynka in Marsch. Die 1. Kavallerie-Division, die bisher
den Übergang über den Bobr zwischen Lipsk und Grodno vergeblich versucht
hatte, sollte den Rücken des Riegels gegen Grodno sichern.
Während noch die 2. Infanterie-Division im Eintreffen bei Lipsk be-
griffen war, setzten die Russen weiter nördlich aus den Waldungen zu dem
erwarteten großen Durchbruch an und drangen gegen Holynka vor. Der
Führer der 31. Infanterie-Division, General v. Berrer, mußte seine letzten
Reserven einsetzen, um verlorenes Gelände im Gegenangriff wieder-
zunehmen. Daß sehr starker Feind noch im Walde westlich des Wolkusz
stehen mußte, bewies die Feststellung von vier verschiedenen Divisionen
des Feindes, darunter auch der 27. Division, die also nach den Kämpfen
bei Wizajny durch den Druck von Norden über Suwalki mit in den großen
Kessel hineingetrieben war. Bis zum Abend war in der Gegend von Lipsk
außer der 2. Infanterie-Division auch der Anfang der 76. Reserve-Division
eingetroffen. Von Norden her erreichte die 77. Reserve-Division des
XXXIX. Reservekorps, die dem XXI. Armeekorps für die erwarteten
Kämpfe bei Grodno unterstellt wurde, Kalety und Kopciowo. Die von
Fliegern gemeldete Niemenbrücke bei Swientojansk war bereits wieder von
den Russen zerstört, so daß von dort keine unmittelbare Gefahr mehr zu
drohen schien. Während sich hier im Rücken des Feindes eine immer
fester werdende Abwehrfront bildete, sehte die 42. Infanterie-Division den
Druck gegen die zähe haltenden Nachhuten des Gegners am Südrande des
Kanals fort. Mehrmals sehte sich der Feind und wurde jedesmal durch
Umfassung vertrieben. In der Nacht endlich rückte der Anfang der Division
in Rudawka ein.
Reichlich fünf, wenn auch in ihrer Gefechtskraft geschwächte deutsche
Infanterie-Divisionen waren es nunmehr, die den immer enger ein-
geschlossenen Feind zur Waffenstreckung zwingen und einen Cntsahversuch
aus Grodno abwehren konnten. Mit der Zusammenziehung dieser Divi-
sionen zwischen Bobr und Kanal war eine Schwächung der Bobr-Front
westlich der Bahn Augustow—Grodno verbunden. Hier stand jetzt nur
noch die 4. Kavallerie-Division bei Krasnybor und die 80. Reserve-Division
bei Sztabin, nachdem General Lihmann seine 79. Reserve-Division ange-
232
Die Winter-Masurenschlacht.
sichts der bedrohlichen Lage bei Lipsk dorthin in Marsch gesetzt hatte.
Ferner ergaben die Erkundungen, daß der für die Nacht auf den
20. Februar geplante Übergang bei der Stärke der feindlichen Stellung
nicht durchführbar sei. Ein Überwinden der vielfach ganz unter Wasser
stehenden Vobr-Niederung außerhalb der Übergänge war ausgeschlossen.
Diese aber waren bei Sztabin und Krasnybor von den Russen zerstört und
lagen unter dem Feuer geschickt eingebauter Maschinengewehre und Ge-
schütze. Die Hilfe der 75. Reserve-Division nahm General Litzmann nicht
in Anspruch. Die Division wurde darauf vom Armee-Oberkommando bei
Augustow und südlich untergebracht.
In der linken Flanke und im Rücken der Armee zwischen Riemen und
der Grenze hielten % 1. Kavallerie-Division bei Sereje, die 5. Garde-
Infanterie-Vrigade bei Simno und die 16. Landwehr-Division bei Wyl-
kowyszki unverändert in ihrer bisherigen Aufstellung. Reue Nachrichten
über den Feind lagen hier nicht vor. General v. Lauenstein hielt seine
78. Reserve-Division südlich und südöstlich von Sejny an, da noch immer
mit einem Entweichen feindlicher Kräfte nach Norden gerechnet wurde.
Die langsam fortschreitenden Bewegungen am 19. Februar und der
Widerstand der Rußen im Walde von Augustow stellten weiterhin die
Geduld der höheren Führung auf eine harte Probe. Sie mußte sich mit
dem Gedanken vertraut machen, daß die beiden entwichenen Korps am
Bobr in anscheinend vorbereiteter Stellung zu ernstem Widerstände ent-
schlossen waren, Um den kilometerbreiten Bobr-Abschnitt stand ein schwerer
Kampf bevor, der, wenn der Frontalangriff überhaupt zum Erfolge führen
sollte, Zeit zur Vorbereitung brauchte. Bei den äußerst schlechten Wege-
verhältniffen im Bereich des XXXX. Reservekorps zwischen Sztabin und
Krasnybor stieß das Heranziehen der Artillerie und ihre Munitionsversor-
gung auf größte Schwierigkeiten. Richt viel bester lagen die Verhältnisse
an dem Bobr-Abschnitt zwischen Krasnybor und Grodno. An einen Angriff
hier war, bevor nicht in den Waldungen eine Entscheidung gefallen war, um
so weniger zu denken, als inzwischen die Nachricht eingegangen war, daß seit
Tagen das russische XV. Korps in Grodno ausgeladen wurde. Die Span-
nung wuchs. So ernst die Lage der deutschen Truppen zwischen Lipsk und
Sopockinie auch erschien, der Oberbefehlshaber Ost ließ die Hoffnung nicht
sinken, den Sieg durch Fortführung der Operation im Sinne des Be-
fehls vom 17. Februar zu erweitern. Bei den Rüsten schien die Umgrup-
pierung von Kräften aus Westpolen nach dem Ostufer der Weichsel ihren
Fortgang zu nehmen. Das Armee-Oberkommando 9 vermutete vor seiner
Front noch 24^ Infanterie-Divisionen, während der Oberbefehlshaber Ost
Der Feind hält den Bobr-Abschnitt.
223
dort nur lQVz Infanterie-Divisionen annahm. Cr befahl deshalb der
9. Armee, die am 18. Februar schon die 4. Infanterie-Division an die Süd-
armee abgegeben hatte, nunmehr noch die 6. Kavallerie-Division und
Vz 3. Infanterie-Division herauszuziehen.
Am 19. Februar erbat General v. Falkenhayn Auskunft über
die Operationsziele und Absichten des Oberbefehlshabers Ost. Von Be-
deutung war der Hinweis des Generalstabschefs in diesem Telegramm, daß
die Oberste Heeresleitung etwa in der zweiten Hälfte des März voraus-
sichtlich genötigt sein werde, sehr erhebliche Teile der jetzt im Nordosten
verwandten Kräfte auf andere Kriegsschauplätze zu ziehen und schon früher
die nach dem Osten abzugebenden Crgänzungsmannschaften und Muni-
tionsmenge herabzusetzen. Cs komme darauf an, die russischen Armeen bis
spätestens in der zweiten Hälfte März in eine solche Lage zu bringen, daß
sie in absehbarer Zeit nicht gefährlich werden könnten. Der Generalfeld-
marschall v. Hindenburg glaubte, vorläufig an seinen weitgesteckten Zielen
noch festhalten zu können. Er antwortete noch an demselben Tage: „An-
gestrebtes Operationsziel des Ostheeres ist, durch Erzwingung der Narew
—Bobr-Linie und Vorstoß in südlicher Richtung einen solchen Druck auf
die rückwärtigen Verbindungen des Gegners auszuüben, daß er mit seinen
Hauptkräften hinter die Weichsel zurückgeht. Ob Aussicht besteht, dieses
Ziel zu, erreichen, wird sich erst in einigen Tagen übersehen lassen, und
werde ich Euer Exzellenz dann über die Absichten des Ostheeres genauere
Angaben machen."
In hoffnungsloser Lage wehrten sich die eingekesselten Russen auch am M. Februar.
20. Februar noch verzweifelt. Cs mußten unter ihnen Männer sein,
denen kein Opfer zu groß schien, um die Waffenehre zu retten. Von
Sopockinie aus leitete General Fritz v. Below den Kampf. Rechts der
31. Infanterie-Division war die 77. Reserve-Division im An-
marsch auf Sopockinie und Tartak; sie sollte südöstlich Sopockinie gegen
Grodno sichern. Links der 2. Infanterie-Division war am frühen Morgen
der Anfang der 79. Reserve-Division in Lipsk eingetroffen; sie
hatte dort den Bobr-Abschnitt zu sperren. Die 76. Reserve-Division
sollte auf Befehl des Armee-Oberkommandos eine Lücke schließen, die noch
zwischen der 2. und 42. Infanterie-Division bestand.
Die 42. Infanterie-Division, seit Tagen in engster Fühlung
mit dem Feinde, stellte am Morgen des 20. Februar fest, daß die Russen
auf einer Waldblöße bei Lubinowo ein befestigtes Lager bezogen hatten.
Am 1° nachmittags trat sie, von Rudawka entwickelt, zum Angriff nach
Süden an. Am 330 nachmittags war die Division in den Waldungen ver-
schwunden. Der Tag neigte sich dem Ende zu, als die ersten Schützen zur
234
Die Winter-Masurenschlacht.
21. Februar.
Fortsetzung des Angriffs aus dem Waldesdunkel heraustraten und auf stark
besetzte Schützengräben stießen, aus denen ihnen heftiges Gewehr- und
Artilleriefeuer entgegenschlug. Die zeitweilige Anterlegenheit der Deutschen
machte sich der Feind zunutze, indem er zu heftigen Gegenstößen schritt;
es kam zu erbitterten Nahkämpfen. General v. Cstorff — einer der tat-
kräftigsten unter den Führern des kampferprobten XXI. Armeekorps —
wurde in der vordersten Linie von der tödlichen Kugel getroffen, dicht vor
dem Ziel, dem er seit Tagen in übermenschlicher Anspannung und mit,nie
erlahmendem Willen zugestrebt hatte. Die einbrechende Dunkelheit hinderte
den Feind an der weiteren Ausnutzung seiner artilleristischen Überlegenheit.
Inzwischen war die 76. Reserve-Division, von Südwesten her
kommend, nordwestlich Mlynek auf starken Widerstand gestoßen, den sie am
21. Februar bei Tagesanbruch brechen wollte.
Auf der östlichen Abwehrfront des großen Keßels begnügten sich die
beiden Divisionen, die Höhen östlich und südöstlich der Wolkusz-Niederung
besetzt zu halten, um in diesen Stellungen den Feind anlaufen zu laßen.
Ein Durchbruchsversuch der Russen erfolgte jedoch nicht.
General v. Velow hatte die Absicht, erst am nächsten Tage zu stürmen,
nachdem der eingeschlossene Feind durch Artilleriefeuer zermürbt war; er
glaubte, die kurze Verzögerung des Sturmes bis zum nächsten Tage verant-
worten zu können; denn so bedrohlich auch die Meldungen von der Ver-
sammlung eines russischen Korps in Grodno klangen, so hatte der Gegner
doch bisher aus dieser Richtung nur mit schwachen Abteilungen vorgefühlt.
Rach dem Eintreffen der anderen Divisionen war die Lage jetzt nicht mehr
so gefährdet wie in den Tagen zuvor.
Mit höchster Spannung richteten die höheren Führer ihre Blicke nach
jenem Waldgelände, in dem sie die Reste der russischen 10. Armee wie in
einer belagerten Festung umstellt wußten. Was hatte der Großfürst ver-
anlaßt, um ihnen zu helfen? War das XV. Korps die einzige Truppe, die
von Grodno aus den Versuch unternehmen konnte, den Ring der Belagerer
zu sprengen? Wann würde der Cntlastungsstoß vom Riemen her einsetzen?
Seit Tagen herrschte trübes Tauwetter. In der Rächt vom 20. zum
21. Febru ar hatte es geregnet. Auch am Tage fiel zeitweilig Regen und
naffer Schnee. Eine schlechtere Wetterlage war für die Truppe, die die
Nacht zumeist im Freien verbringen mußte, kaum denkbar. Alle Bewe-
gungen auf und neben den Wegen waren in den an sich schon sumpfigen
Waldungen aufs äußerste erschwert. Nur langsam und unter größten
Mühen vollzogen sich deshalb alle Truppenbewegungen.
Nördlich Holynka wurde so viel Steilfeuer-Artillerie in Stellung ge-
Ernste Lage westlich Grodno.
235
bracht, als man heranschaffen konnte, etwa fünf schwere und sechs leichte
Feldhaubihbatterien. Nach sorgfältiger Artillerievorbereitung — der Zeit-
punkt wurde von der Wirkung abhängig gemacht — sollten die 42. Infanterie-
Division und der Nordflügel der 31. Infanterie-Division angreifen, während
ihr linker Flügel südlich Bohatery und die 2. Infanterie-Division Durch-
brüche der Russen zu verhindern und gegen Grodno zu sichern hatten. Von
der 77. Reserve-Division wurde die Masse südöstlich Sopockinie zur
Deckung gegen den Riemen und Grodno bereitgestellt. Dort befand sich
auch die 1. Kavallerie-Division mit ihren beiden Brigaden.
Das auf die schmale Waldblöße zusammengefaßte Feuer der schweren
und leichten Steilfeuergeschütze wirkte verheerend. Leider hatten die ein-
schlagenden Granaten, wie später bekannt wurde, auch die deutschen Gefan-
genen gefährdet, die seit dem Tage von Makarce mit ihren Feinden die letzte
kümmerliche Verpflegung, Gefahr und Sorgen teilten. Den vordersten
deutschen Linien vor der Waldblöße blieb es nicht verborgen, daß der
Gegner vor dem Artilleriefeuer in die Waldungen floh. Der Führer der
42. Infanterie-Division, General v. Bredow, bat deshalb um 11° vor-
mittags um Einstellung des Feuers und trat zum Sturm an. Die Division
fand nur noch geringen Widerstand in Lubinowo, machte aber auch nur
wenig Gefangene. Der Feind war auseinandergesprengt. Rach Süden
nachstoßend, gewann die 42. Infanterie-Division Anschluß an die 31. In-
fanterie-Division, die beiderseits des Wolkusz-Baches auf Vw. Mlynek
vorging. Hier, in diesem Bachtal, das auf beiden Ufern durch Waldstreifen
geschützt war, befand sich der letzte Zufluchtsort des gehetzten Feindes, der
nun in die Arme der 2. Infanterie- und 76. Reserve-Division getrieben
wurde. Erstere vermochte gegen Mittag die letzten Durchbruchsversuche der
im Vachtal nach Südwesten gedrückten Russen in Verbindung mit Teilen
der 79. Reserve-Division abzuwehren. Der 76. Reserve-Division aber
war es beschieden, durch ihren Angriff von Westen her die Haupternte der
ganzen Operation einzubringen. Ihr Vorgehen führte zur völligen Aus-
lösung des rings umstellten, durch tagelanges Kämpfen, Umherirren und
Hungern zermürbten Gegners.
Im weiteren Vorgehen auf Wolkusz traf die Division den Angriffs-
flügel der 31. Infanterie-Division, der bachaufwärts vorrückte. Überall in
den Wäldern um die Vachniederung streckten die Russen nunmehr in
Scharen die Waffen. Stellenweise mußten ganze Bataillone zu ihrem
Abtransport aus der Front gezogen werden. Der 76. Reserve-Pionier-
Kompagnie allein fielen fünf Generale, eine Batterie und 2000 Gefangene
in die Hände. Die erbeuteten Geschütze steckten zum Teil so tief im Sumpf,
daß sie nicht geborgen werden konnten.
236
Die Winter-Masurenschlacht.
Angesichts der Angangbarkeit des unübersichtlichen Waldgeländes und
aller damit verbundenen weiteren Folgen konnte die Abschnürung der Rus-
sen keine völlig lückenlose sein. Cs konnte nicht verhindert werden, daß
kleinere Gruppen des Feindes unbemerkt entwichen und nunmehr hinter der
deutschen Cinschließungslinie auftauchten. Zwei russischen Kompagnien
gelang es, sich zwischen der 42. und 76. Division nach Norden durchzu-
schleichen. Sie griffen ganz plötzlich das Divisionsstabsquartier der 42. In-
fanterie-Division in Rudawka an, wo nur 30 Pioniere und einige Mann-
schaften der großen Bagage zur Verfügung standen, dafür aber über
1000 Gefangene des Abtransportes harrten. Der ungleiche Kampf endete
mit der Waffenstreckung von 300 Rüsten.
Während sich hier in den Sümpfen und Wäldern des Augustower
Forstes der letzte Akt des großen Dramas abspielte, rüttelten starke russische
Kräfte von Süden und Osten an der deutschen Cinschließungslinie.
Schon am 20. Februar hatten Teile der 1. Kavallerie-Division schwa-
chen Feind westlich der Brücke von Hoza angetroffen. Am 21. Februar
verstärkte sich der Gegner auf dem Westufer des Riemen derart, daß es
erst mit Hilfe der 77. Reserve-Division gelang, ihn zurückzuwerfen. Die
78. Reserve-Division des XXIII Reservekorps war am 20. Februar
zur Abwehr etwaiger Durchbruchsversuche der Russen noch in der Gegend
von Sejny zurückgehalten und am nächsten Tage zur Sicherung gegen den
Riemen nach Kopciowo verschoben worden. Sie sollte nach Abschluß der
Kämpfe bei Grodno das befestigte Olita angreifen.
General Fritz v. Below hatte am Vormittage die Lage als so bedroh-
lich angesehen, daß er auch von der 2. Infanterie-Division alle entbehrlichen
Kräfte über Holynka heranzuziehen beschloß. Inzwischen war es aber auch
bei dieser Division selbst zum Kampfe mit der Front nach Osten gekommen.
Rach einem schwächlichen Versuch am Morgen hatte der Feind am Mittage
von Grodno her ernstlich angegriffen. Cs war ein glücklicher Amstand, daß
um diese Zeit die Waldkämpfe annähernd zum Abschluß gekommen waren.
Die 31. Infanterie-Division erhielt Befehl, unbedingt Holynka zu halten.
Die 2. Infanterie-Division, von zehn Kompagnien und sieben Batterien
der 79. Reserve-Division unterstützt, machte kehrt und trat dem neuen
Feinde entgegen. Cs waren junge, aus dem Innern Rußlands gerade an-
transportierte Truppen des XV. Armeekorps, die todesmutig, in dich-
ten Haufen und im Stehen schießend, ohne Artillerieunterstützung vor-
wärtsstürmten. Ihr Angriff kam trotz der gewaltigen, zahlenmäßigen Über-
legenheit zum Stillstand, etwa 8000 Tote lagen vor der Front. Als die
62. Infanterie-Brigade der 31. Infanterie-Division nachmittags zum Gegen-
angriff antrat, wandte sich der Feind zur Flucht. So war der täglich mit
Erfolglose Entlastungsangriffe. Gefangennahme von vier russischen Divisionen. 237
Sorge erwartete Cntlastungsstoß aus Grodno, der, wenige Tage früher
unternommen, den Resten der russischen 10. Armee den Weg auf Grodno
hätte freimachen können, verhältnismäßig leicht abgeschlagen. Ebensowenig
hatten die erfolglosen Angriffe der Russen an der Vobr-Front bei Sztabin,
östlich Lipsk und bei Krasnybor — hier hatte die 4. Kavallerie-Division
dem feindlichen Drucke nachgeben müssen — an dem Schicksal der russischen
10. Armee etwas zu ändern vermocht.
Die Winterschlacht in Masuren war zu Ende. Sie hatte zur Ver-
nichtung erheblicher Teile der russischen 10. Armee geführt. Auf immer
engerem Raume zusammengedrängt, völlig umstellt und zuletzt dem mörde-
rischen Feuer einer mächtigen Artillerie schutzlos preisgegeben, von Hunger
und Külte völlig ermattet, hatte der tapfere Gegner nach ehrenvollem Kampfe
endlich die Waffen gestreckt! Vis zum 22. Februar waren an Veute ge-
zählt: 92 000 Gefangene, darunter 9 Generale, 295 Geschütze, mehr als
170 Maschinengewehre. Davon entfielen als Anteil auf die deutsche
10. Armee 67 500 Gefangene und 249 Geschütze. Unermeßliche Beute an
Waffen und Kriegsgerät lag noch ungeborgen in verlasienen russischen Stel-
lungen, auf den Rückzugsstraßen und in den ausgedehnten Waldungen^).
Dieser große Erfolg der deutschen Waffen war mit verhältnismäßig
geringen blutigen Opfern erreicht worden, hauptsächlich dank der, wie ge-
fangene russische Offiziere es nannten, „eleganten" Operation. Am meisten
mochte das XXI. Armeekorps gelitten haben, das neben der größten
Marschleistung auch die schwersten Kämpfe zu bestehen hatte. Ohne die
Marschverluste hatte es in den letzten Tagen 120 Offiziere, 5600 Mann
verloren; ein General war gefallen, zwei Regimentskommandeure waren
verwundet. Von diesen Verlusten entfielen allein auf die 65. Infanterie-
Brigade 60 Offiziere und 2000 Mann. Wochenlange Biwaks unter freiem
Himmel bei eisigem Frost, im Schneetreiben oder auch im Tauwetter hatten
auch die Kraft dieser vorzüglichen Truppe verzehrt. Krankheiten und Frost-
schäden hatten dem XXXVIII. und XXXIX. Reservekorps bei geringen
Gefechtsverlusten (nur drei Prozent der Gefechtsstärke) ein Drittel ihrer
Bestände gekostet. Die Kampftruppe war übermüdet und überanstrengt,
ihre Kraft erlahmt.
Die Operation war planmäßig durchgeführt worden. Ungünstige Wit-
terungsverhältnifie, insbesondere die plötzlichen Wetterumschläge, drohten
0 Rach russischen Angaben haben die vier russischen Divisionen (27., 28., 29.,
53. R.) 158, also sämtliche Geschütze, 1859 Fahrzeuge und 5446 Pferde verloren
(Kamenski, S. 202). Anscheinend sind vor der Schließung des Ringes noch schwache
Teile der 28. und 53. Division nach Süden über den Bobr entkommen.
238
Die Winter-MasurenschlachL.
22. Februar.
zeitweilig den Erfolg in Frage zu stellen, Führung und Truppe überwanden
aber diese Schwierigkeit und leisteten Bewundernswertes im Ertragen von
Anstrengungen und Entbehrungen. Angesichts des zähen Widerstandes der
Russen bei Lyck, im Walde von Augustow und am Bobr war es bisher
nicht gelungen, an die Bahn Wilna—Grodno—Vialystok heranzukommen
und damit einen Druck auf die Verbindungen des Feindes auszuüben.
Ir) Abwehr russischer Gegenangriffe durch die 10. Armee
vom 22. bis 27. Februar 1915.
Karten 11, 12 und 14, Skizze i.
Rach dem letzten großen Cndkampf am Wolkusz stand die deutsche
10. Armee nunmehr vor der neuen Aufgabe, unter Deckung gegen Osten
zwischen Osowiec und Grodno den Übergang über die Bobr-Riederung
zu erzwingen, um der Bobr—Rarew-Front des Feindes in den Rücken zu
stoßen. Das erforderte eine Umgruppierung und damit Zeit. Die schweren
Kämpfe und Anstrengungen der Winterschlacht hatten die seelischen und
körperlichen Kräfte der Truppe bis an die äußerste Grenze in Anspruch ge-
nommen. Trotzdem war an Ruhe und Erholung vorläufig noch nicht zu
denken; denn der sich täglich verstärkende Gegner schritt an der ganzen
Front zu Gegenangriffen.
Generaloberst v. Eichhorn sah sich vor eine sehr schwere Aufgabe gestellt.
Die Eisdecke des Bobr hielt zwar noch, aber das Tauwetter der letzten Tage
hatte die Sümpfe wieder aufgeweicht. Die kleineren Bobr-Arme konnten
leicht offengehalten werden, auf alle Fälle aber galt es, eine deckungslose,
viele Kilometer breite Niederung angesichts des Feindes zu überwinden.
Außerdem war die Aufgabe kaum lösbar mit der Festung Grodno in
Flanke und Rücken. Das Oberkommando der 10. Armee hatte die Absicht,
Grodno anzugreifen, noch nicht aufgegeben. Der Oberbefehlshaber Ost
hingegen schien angesichts der Vorgänge am Narew die Lage anders zu
beurteilen. Cr gab die Genehmigung zum Angriff auf Grodno, für den die
77. Reserve-Division vorgesehen war, nicht. Die weitere Entwicklung der
Lage ließ alsdann die Pläne bezüglich der Riemen-Festungen zwangs-
läufig zurücktreten.
Am 22. Februar stand das Armee-Oberkommando zunächst noch unter
dem Eindruck des russischen Vorstoßes über den Bobr bei Krasnybor, vor
dem die 4. Kavallerie-Division auf Fastrzembna hatte ausweichen müßen'').
Zu ernsthaften Kämpfen war es indes nicht gekommen, da der Feind das
0 S. 237.
Widerstand der Rüsten am Vobr-Abschnitt.
239
nördliche Vobr-Llfer geräumt hatte, ehe der auf Iastrzembna angesetzte An-
griff der 80. Reserve-Division wirksam wurde.
Im allgemeinen bot die Ausstellung der 10. Armee am 22. Februar
folgendes Bild:
Zn den bedrohten Vobr-Abschnitt beiderseits der Bahn zog General
Litzmann die 80. Reserve-Division. Dafür übernahm die 4. Kavallerie-
Division die Sicherung im westlichen Vobr-Abschnitt. Hinter diesem
Armeeflügel wurde der größte Teil der 75. Reserve-Division als Armee-
reserve in den Raum südlich Augustow verlegt; ein Infanterie-Regiment
mußte sie an die 8. Armee nach Grajewo abgeben.
Zwischen Lipsk und dem Augustower Forst waren die Divisionen stark
durcheinandergekommen. Die 76. und 79. Reserve-Division zogen sich bei
Lipsk und westlich zusammen. Die 2. Infanterie-Division blieb bei Ryga-
lowka, Front gegen den Vobr und gegen Grodno. Nördlich mit der Front
gegen Grodno schloß bei und südlich Sopockinie, wo General v. Below mit
seinem Stabe Quartier genommen hatte, die 31. Infanterie-Division an,
deren Gefechtslinie nur zwei Kilometer von den vorgeschobenen Werken
der Festung Grodno entfernt war. Hinter ihr bezog die 42. Infanterie-
Division als Reserve des Generals v. Below Unterkunft in den Dörfern
zwischen Holynka und dem Forst.
Vor der 77. Reserve-Division und 1. Kavallerie-Division hatte der
Feind das Westufer des Riemen geräumt und die Brücke bei Hoza zer-
stört. Beide Divisionen bezogen Unterkunft bei Sopockinie und nördlich des
Kanals. Weiter nördlich erhielt General v. Lauenstein in Sejny Nach-
richten von Truppenentladungen bei Olita, Kolonnenbewegungen auf der
Sttaße von Grodno nach Norden und von Brückenarbeiten bei Swiento-
jansk. Als aber die dorthin in Marsch gesetzte 78. Reserve-Division mit
der Vorhut am Riemen ankam, fand sie dort nur einen halbfertigen
Übergang vor. Rach dessen Ausbau wurden einige Kompagnien über den
Fluß geworfen. Die Masse der 78. Reserve-Division verblieb in
Kopciowo.
In Lejpuny sicherten Teile der 1. Kavallerie-Division, in Sereje ein
Bataillon der 5. Garde-Infanterie-Vrigade. Die Maste der Brigade
besetzte die beiderseits Simno im Ausbau befindliche Seen-Stellung.
Von der 16. Landwehr-Division, die ihre zusammengesetzte Landwehr-
Brigade auf die Orte Marjampol, Pilwiszki und Wylkowyszki verteilt hatte,
wurde Landwehr-Regiment 33 aus Wirballen zur 8. Armee abbesördert, ein
anderes blieb verladebereit in Wirballen. Von der Crsatz-Brigade Esebeck
war ein Regiment in Wylkowyszki eingetroffen, ein Regiment wurde am
240
Die WinLer-MasurenschlachL.
23. und
24. Februar.
25. Februar.
25. Februar nach Lyck zur 8. Armee abgefahren. Vei Tauroggen sicherte
nur die schwache Abteilung Hoffmans).
In dieser Gruppierung hatte die 10. Armee die heftigen russischen An-
griffe der nächsten Tage abzuwehren. Ständiger Kräftezuwachs beim Feinde
führte allmählich zu einem Gleichgewicht der Lage. Cs kamen Tage er-
bitterter örtlicher Kämpfe, in denen der bisherige Sieger und Angreifer ganz
in die Abwehr gedrängt wurde.
Die Absicht des Armee-Oberkommandos 10, am 24. Februar vom
Augustowski-Kanal bis Rygalowka mit dem XXXVIII. und XXXX. Re-
servekorps sowie mit der 2. Infanterie-Division anzugreifen, kam jedoch
nicht zur Ausführung, da es in den frühen Morgenstunden des 23. Februar
den Russen gelungen war, vor der 4. Kavallerie-Division an drei Stellen
die Niederung zu überschreiten und weiter in Richtung auf Cisow und
Wrotki vorzustoßen. General Litzmann mußte daher die ünterstützung der
75. Reserve-Division erbitten und Teile seiner beiden Divisionen nach dem
gefährdeten Abschnitt heranziehen. Den Befehl über die 75. Reserve-
Division und 4. Kavallerie-Division übernahm General v. der Marwitz.
Ebenso wurde die 76. Reserve-Division nach Westen an die Bahn heran-
geschoben. Den Anordnungen für den Gegenangriff lag der Gedanke zu-
grunde, den übergegangenen Feind von den Übergangsstellen abzuschneiden
oder doch wenigstens mit dem weichenden Gegner zugleich das Südufer zu
gewinnen. Bevor aber die Bewegungen auf den wenigen und schlechten
Wegen durchgeführt waren, bauten die Russen ihre Erfolge am 24. Februar
weiter aus. Die Lage wurde kritisch. Doch gelang es nach heftigem
Kampfe im Laufe dieses Tages, mit den eingetroffenen Verstärkungen
der 75., 76. und 79. Reserve-Division, die Russen wieder über den Ab-
schnitt zurückzuwerfen. Rur Sztabin blieb in ihrer Hand. Bei Czarniewo
drang die 75. Reserve-Division über zwei Vobr-Arme dem Feinde nach;
vor dem letzten aber versagte ihre Kraft. Gleichzeitig wurde ein russischer
Angriff bei Iastrzembna von der 80. Reserve-Division abgewiesen.
Das Armee-Oberkommando glaubte nunmehr, den Übergang auf das
südliche Vobr-Ufer am ehesten bei der 75. Reserve-Division erzwingen zu
können. Cs befahl deshalb am 25. Februar vormittags dem General Litz-
mann, alle verfügbaren Teile der 76. Reserve-Division General v. der Mar-
witz wieder zur Verfügung zu stellen.
Die 75. Reserve-Division hatte inzwischen die Übergänge über die
beiden Bobr-Arme wiederhergestellt; die Brücke bei Dwugly über den
dritten Flußarm war von den Russen rechtzeitig gesprengt worden; hier
1) S. 243.
Erfolglose Kämpfe um den Vobr-Abschnitt.
241
lag die 75. Reserve-Division fest. Das feindliche Feuer war so stark, daß
aus dem 2 bis 3 km langen Damm, der durch die Sumpfniederung führte,
jede Bewegung unterbleiben mußte. Erst nach gründlicher Artillerie-
Vorbereitung sollte angegriffen werden.
Im mittleren Abschnitt gelang es der 4. Kavallerie- und 79. Reserve-
Division, am 25. Februar Sztabin nach erbittertem Ortskampf zu nehmen,
und die Russen auf das Südufer zurückzuwerfen. Vor der 80. Reserve-
Division hatte der Feind das Nordufer geräumt. General Lihmann be-
absichtigte, nach Zusammenfassung stärkerer Kräfte bei Tagesanbruch des
27. Februar über Ostrow vorzustoßen.
Die Crfolgsaussichten verschlechterten sich indessen immer mehr. Im
Laufe des 25. Februar fielen die schwachen vordersten Teile der 75. Reserve-
Division bei Dwugly in Gefangenschaft, nachdem sie tapfer den ganzen Tag
über im Schneewasser des Vobr-Sumpfes und ohne Hilfe im feindlichen
Feuer ausgehalten hatten. Auf Befehl des Oberbefehlshabers Ost mußten
in den nächsten Tagen die 4. Kavallerie-Division und die beiden Divisionen
des XXXVIII. Reservekorps zur Abgabe an die bedrohte Rarew-Front
herausgezogen werden. General Lihmann hatte nunmehr den langen Bobr-
Abschnitt vom Kanal bis Lipsk mit seinen beiden Divisionen allein zu
halten. Dazu kam das weitere Schwinden der Gefechtskraft; die Stärken
der Bataillone, die Tag und Rächt in Schnee und Sumpf von einem ge-
fährdeten^ Punkte zum anderen eilen mußten, sanken teilweise auf 220, 180,
ja auf 78 Gewehre. An Durchführung des Angriffes war deshalb nicht
mehr zu denken.
Während dieser Abwehr starker russischer Gegenangriffe am Bobr
wurden auch westlich Grodno die 2. und 31. Infanterie-Division heftig an-
gegriffen. General v. Below sah sich schließlich gezwungen, die 42. In-
fanterie-Division wieder in die Gefechtssront einzuschieben. Der Brenn-
punkt der Kämpfe, bei denen die Rüsten durch wirksames Feuer der
Festungsgeschütze von Grodno unterstützt wurden, lag an der von der
31. Infanterie-Division verteidigten Höhe 214 südlich Kaplanowce. Ihre
Behauptung kostete schwere Opfer. Zu ihrer freiwilligen Räumung konnte
sich aber General v. Below vorläufig nicht entschließen, da die Höhe wegen
der guten Beobachtung gegen Grodno der taktisch wichtigste Punkt im
Vorgelände der Festung war.
Auf Befehl des Oberbefehlshabers Ost sollte in der Nacht zum
27. Februar eine verstärkte Brigade des XXI. Armeekorps für den Ab- 27. F-druar.
transport nach Augustow herausgezogen werden. Doch fand diese Be-
wegung unerwartete Schwierigkeiten. Am 6" morgens traf ein starker
russischer Angriff in die Ablösung hinein, die nunmehr unterbrochen werden
1- Weltkrieg. VII. Band. 16
242
Die Winter-Masurenschlacht.
28, Februar.
mußte. Gelände ging verloren, mehrere Batterien fielen in die Hand des
Feindes. Cs dauerte bis in die Abendstunden, ehe die Lage wieder her-
gestellt war. Die Russen büßten dabei 2600 Gefangene ein. Das Armee-
Oberkommando beauftragte nunmehr die 2. Infanterie-Division mit der
Abgabe einer Brigade.
In den gleichen Tagen wies auch das XXXIX. Reservekorps russische
Angriffe vom Ostufer des Riemen mit schweren Verlusten für den Feind
zurück; die bei Swientojansk auf das Ostufer übergegangenen Kompagnien
mußten jedoch zurückgezogen werden.
Weiter nördlich fanden keine ernsteren Kämpfe statt. Hier übernahm
am 24. Februar der Kommandierende General des I. Armeekorps, General
Kosch, der sein Hauptquartier nach Kalwarja verlegte, den Befehl über alle
mit dem Flankenschutz betrauten Verbände. Die 1. Kavallerie-Division wurde
vom Kanal nach Sereje und Lejpuny gezogen, wo auch Teile der 5. Garde-
Infanterie-Brigade standen; bei Simno sicherten der Rest der 5. Garde-
Brigade und Teile der 16. Landwehr-Division; Landwehr-Regiment 4
wurde am 27. Februar zur Armee-Abteilung Gallwitz abbeförderO); der Rest
der Landwehr-Division, die insgesamt nur noch eine schwache Brigade um-
faßte, stand bei Kalwarja und Marjampol, mit Vortruppen bei Dauksze;
Ersatz-Brigade Esebeck ohne ein Regiment, das am 25. zur 8. Armee nach
Lyck gefahren wurdech, sicherte mit der Masse bei Wladyslawow und hatte
Vortruppen bei Szaki.
So befand sich die ganze 10. Armee seit dem 26. Februar in der Ab-
wehr. Am Abend dieses Tages erhielt das Armee-Oberkommando vom Ober-
befehlshaber Ost die Mitteilung, daß eine Fortsetzung der Offensive nicht
beabsichtigt sei. In der Erkenntnis, daß die Stellung, in der sich die
10. Armee westlich Grodno im Feuer der Festungsartillerie befand, auf die
Dauer nicht zu halten war, hatte das Armee-Oberkommando dem
XXI. Armeekorps die Zurücknahme der Front an dieser Stelle befohlen.
Zm Armeebefehl für den 28. Februar wurde ausgesprochen, daß der weitere
Angriff über den Bobr zur Zeit aussichtslos sei. Vis zur voraussichtlichen
Amgruppierung der Llrmee sollten sperren:
xxxx. R e s e r v e k o r p s den Bobr von Czarniewo bis Lipsk
(beide einschließlich); GruppeBelow (XXI. Armeekorps, y2 2. Infan-
terie-Division) gegen Grodno über Rygalowka—Holynka bis aus die Höhen
südlich Sopockinie; XXXVIII. Reservekorps von dort bis zum
Riemen und weiter bis Swientojansk; Gruppe Kosch von dort bis zur
Ostsee.
I) S. 239/240.
Räumung des Nordzipfels Ostpreußens von den Rüsten. 243
Auch im Nordzipfel Ostpreußens hatten die letzten russischen Truppen
deutschen Boden räumen müssen. Beiderseits Tilsit hatte am 8. Februar
die Crsah-Vrigade Esebeck den Memel-Schutz übernommen, während das
bisherige Truppenkommando Tilsit am 9. Februar nach der unteren
Szeszuppe gezogen wurde. Als am 9. Februar durch Funkspruch die geplante
Offensive der russischen 68. Reserve-Division bekannt wurde, befahl das
Armee-Oberkommando 10 Gegenangriffe beider Abteilungen unter dem
Befehl des Gouverneurs der Festung Königsberg, Generalleutnants
v. Pappritz. Am 14. Februar wurde die Stellung dicht nördlich Tilsit von
den Rüsten geräumt. Am 17. Februar stieß die Brigade Esebeck dem ab-
ziehenden Gegner bis an die tief eingeschnittene Iezsiorupa nach und konnte
noch feindliche Kolonnen bei Tauroggen unter Artillerieseuer nehmen. An
den Kämpfen der Brigade Esebeck am 17. Februar nahm auch die Ab-
teilung Hoffmann teil. Sie war in der Nacht zum 13. Februar über die
feste Eisdecke der Memel gegangen und am 16. Februar spät abends auf
dem rechten Flügel der Ersatz-Brigade eingetroffen. Nach der Besetzung
Tauroggens am 18. Februar fand die Angriffsbewegung ihren Abschluß.
Aufgabe der Brigade Esebeck war es, im Anschluß an die 16. Landwehr-
Division von Schirwindt über Sudargi—Tauroggen bis an die Ostsee zu
sichern; ihr Stabsquartier befand sich in Pillkallen. Aus einem russischen
Funkspruch vom 21. Februar war bekannt, daß die Russen Skaudwile
halten wollten.
4. Schutz der rechten Flanke der Ic>. Armee,
a) Angriff der 8. Armee gegen die Narew—Bobr-Linie im Februar 1915.
Vom 11. bis 21. Februar.
Karten 12, 13 und 14.
Während der rechte Flügel der 8. Armee zur Einkreisung des Feindes
auf Augustow vordrang, ließ der Schutz der immer länger werdenden Süd-
flanke eine neue, dem Narew—Bobr zugewandte Front entstehen. Der un-
durchsichtige Schleier, den die große Sumpfniederung vor die Bewegungen
der Russen legte, gebot der deutschen Führung Vorsicht.
Am 11. Februar befahl der Oberbefehlshaber Ost der 8. Armee die
Bereitstellung einer Verfügungstruppe möglichst in der Stärke eines Armee-
korps in der Gegend von Szczuczyn—Grajewo. Das Armee-Oberkommando
nahm hierfür die 5. Infanterie-Brigade der 1. Landwehr-Division und die
6. Reserve-Infanterie-Brigade der 3. Reserve-Division in Aussicht, die schon
hinter den rechten Armeeflügel gezogen waren, und befahl der aus drei
Brigaden zusammengesetzten 1. Landwehr-Division, eine weitere Brigade
16*
11. bis
16. Februar.
244
Die Winter-Masurenschlacht.
aus der Front zu ziehen und bei Angerburg zum Abtransport nach Rud-
czanny bereitzustellen.
Im Stabe des Oberbefehlshabers Ost trat die Sorge um
den Schutz der langen Flanke an der Südgrenze O st Preußens
immer mehr in den Vordergrund. Seit dem 12. Februar bestand der Ein-
druck, daß die am Narew aufmarschierende russische 12. Armee ihren
Schwerpunkt zu einem Vorstoß in der Richtung auf Ortelsburg verlegen
würde. Das IV. sibirische Korps war bei Nozan, das XXVII. Korps
bei Przasnysz festgestellt. Die aus Westpolen anrollende vorderste Brigade
des I. ReservekorpsH wurde daher bei Willenberg eingesetzt. Am
13. Februar war das Vorgehen der Russen über Grajewo auf Prostken ein
warnender Hinweis auf die Gefahren, die von den Vobr—Rarew-Festungen
her drohten. Am 14. Februar eingehende Nachrichten deuteten auf eine
Verstärkung des Feindes in der Gegend von Chorzele—Kolno hin; nörd-
lich letzteren Ortes überschritten seine Vortruppen bereits die Grenze. Der
Cntlastungsstoß der Russen gegen die langen Verbindungen der 8. und
10. Armee schien in Gang zu kommen.
Der Oberbefehlshaber Ost hatte dem Armee-Oberkommando 8 die
ersten Weisungen zur Wegnahme der Festungen Lomza und Osowiec schon
am 13. Februar zugehen lassen. Die Durchführung des Angriffs auf
Lomza wurde dem XX. Armeekorps des Generals v. ScholhH übertragen.
Cs unterstand fortan unmittelbar dem Oberbefehlshaber Ost, erhielt aber
dessen Befehle durch das Oberkommando der 8. Armee, der das Korps für
die neuen Operationen „angegliedert" wurde. Für den Angriff gegen die
Festung Osowiec von Nordwesten her wurde die 1. Landwehr-Division
bestimmt^), während das XXXX. Reservekorps und das % I. Armeekorps
nach Abschluß der Kämpfe gegen die russische 10. Armee südlich Augustow
über Sztabin—Suchowola herumfassen und die Festung durch infanteristi-
schen Angriff gegen ihre rückwärtige Front zu Fall bringen sollten. Als
am 14. Februar mehrere russische Kolonnen von Kolno her auf die Grenze
zu im Anmarsch gemeldet wurden, erhielt General v. Scholtz den Befehl
zum Angriff gegen diesen neuen, die Südflanke der Armee bedrohenden
Gegner. Da seine 37. Infanterie-Division bei Myszyniec stärkerem Feind
0 S. 250. — 2) S. 171.
3) Von der 1. Landwehr-Division waren zur Zeit:
a) die 5. Infanterie-Brigade schon beim XXXX. Reservekorps eingesetzt,
b) die 34. Landwehr-Brigade im Antransport von Angerburg nach Rudczanny,
c) die 6. Landwehr-Brigade, dabei der Divisionsstab und die gesamte schwere
Artillerie der 1. Landwehr-Division, im Vormarsch aus der Gegend südwestlich
Goldap über Marggrabowa—Wielihken
Kämpfe bei Lomza und Osowiec.
245
gegenüber festgehalten war, wurde ihm die bei Iohannisburg eingetroffene
verstärkte 34. Landwehr-Brigade der 1. Landwehr-Division zugewiesen.
Vis nach Grajewo hin sollten die 6. Reserve-Infanterie-Vrigade und die
11. Landwehr-Division sichern. Am 16. Februar vertrieb General v. Scholh
den Feind aus seiner stark ausgebauten Stellung bei Kolno; 700 Gefangene
von der 1. kaukasischen Schühenbrigade wurden als Beute eingebracht. Cs
handelte sich also um frisch antransportierte Kräfte des Feindes. An der
Straße nach Lomza hielt der Russe auf den Höhen nördlich der Skroda
noch stand. Östlich vom Korps Scholh übernahm die 6. Reserve-Infanterie-
Vrigade bis in die Gegend nördlich Wonsosz die Sicherung; anschließend
an sie schob sich zwischen Wissa und Lenk die nunmehr an Stelle der
1. Landwehr-Division zum Angriff auf Osowiec bestimmte 11. Landwehr-
Division näher an die Festung heran. Die verstärkte 5. Infanterie-Bri-
gade erreichte den Raum südwestlich von Bialla.
Rach einer Weisung des Oberbefehlshabers Ost sollten die Vor-
bereitungen für den Angriff gegen die Befestigungen der Rarew—Vobr-
Linie so beschleunigt werden, daß am 19. Februar die Beschießung der
Werke von Lomza und Osowiec beginnen konnte. Am Vormittage des
17. Februar vertrieb das XX. Armeekorps den Feind südlich Kolno, konnte u.seuuw.
die Skroda aber nur mit schwachen Kräften überschreiten. Die 5. I n f a n -
terie-Prigade, die zusammen mit der 6. Reserve-Infanterie-Vri-
gade sich gegen Wizna wenden sollte, kam infolge von Wegeschwierigkeiten
nur bis Szczuczyn heran. Die der 11. Landwehr-Division unter-
stellte 6. Reserve-Infanterie-Vrigade rückte zusammen mit
dieser bis auf etwa 10 Kilometer an Osowiec heran. Der Feind hatte seine
Außenabteilungen in die Festung zurückgezogen. Am Abend stellte das
Armee-Oberkommando dem General v. Scholh die 5. Infanterie- und die
6. Reserve-Infanterie-Vrigade zur schnellen Öffnung des Skroda-Abschnittes
für den folgenden Tag zur Verfügung. Die beiden Brigaden erhielten
Befehl, den russischen Ostflügel bei Stawiski anzugreifen.
Diese Weisungen standen bereits im Zusammenhange mit der vom
Oberbefehlshaber Ost am 17. Februar durchgeführten Neu-
gliederung der 8. und 10. ArmeeH. Von der 8. Armee traten das
XXXX. Reservekorps, das V2 I. Armeekorps und die 4. Kavallerie-Divi-
sion zur 10. Armee, der Oberbefehlshaber der 8. Armee, General Otto
v. Velow, erhielt den Auftrag, mit dem XX. Armeekorps (ohne 37. Infan-
terie-Division), der 3. Reserve-Division und der 1. und 11. Landwehr-Divi-
sion die Rarew—Bobr-Festungen Lomza, Wizna^) und Osowiec anzu-
0 S. 228. — 2) Wizna war feldmäßig befestigt worden.
246
Die WinLer-MasurenschlachL.
18. bis
21. Februar.
greifen; die Feuereröffnung wurde auf den 20. Februar verschoben. Die
10. Landwehr-Division sollte am 19. Februar halbwegs zwischen Lyck und
Augustow Unterkunft beziehen.
In Übereinstimmung mit diesem Heeresbesehl hatte das Armee-
Oberkommando 8 schon im Laufe des Tages Weisungen für den
Angriff gegen die Rarew—Bobr-Festungen gegeben und die Heranziehung
der erforderlichen Artillerie- und Pionierverstärkungen in die Wege geleitet.
Die Gruppierung der Armee am 17. Februar abends war folgende:
An die bei der Armee-Abteilung Gallwitz verbliebene 37. Infanterie-
Division des XX. Korps schloß östlich der Szkwa der Landsturmgrenz-
schuh des Stellvertretenden Generalkommandos des XX. Armeekorps in
Linie Demby—Leman an. General v. Scholh lag mit der 41. Infanterie-
Division seines XX. Korps und der 34. Landwehr-Brigade der 1. Land-
wehr-Division vor dem Skroda-Abschnitt südöstlich Kolno. Vor Osowiec
stand die 6. Reserve-Insanterie-Vrigade der 3. Reserve-Division und die
11. Landwehr-Division unter General der Infanterie v. Freudenberg im
Kampfe um das Vorfeld der Festung. Das Aufmarschgelände für die
Velagerungsartillerie war noch nicht gewonnen. Die 5. Infanterie-Bri-
gade war in Szczuczyn eingetroffen. Der Rest der 8. Armee, die 10. Land-
wehr-Division, die %: 3. Reserve-Division und die Vs 1. Landwehr-Division
standen nach den Kämpfen bei Augustow noch westlich des Ortes. General
v. Below stellte nunmehr die 5. Infanterie-Brigade und 6. Reserve-Infan-
terie-Brigade zunächst dem General v. Scholh zur Verfügung. Das Armee-
Oberkommando verlegte sein Hauptquartier am 18. Februar nach Lyck.
Der Angriff des XX. Korps brachte an diesem Tage einen wesent-
lichen Fortschritt. Nordwestlich von Stawiski gab der Feind nach. Am
19. Februar räumte er auch den Skroda-Abschnitt. Die 41. Infanterie-
Division drängte in breiter Front bis hart nördlich Maly Plock nach.
Die 5. Infanterie-Brigade und die 6. Reserve-Insanterie-Vrigade stießen
auf starke Gegenwehr russischer Garde und kamen bis nördlich Dobrzy-
jalowo und bis Iedwabno vor. Am 19. Februar schwenkte der Grenzschuh mit
seinem Ostflügel bis Ptaki an der Pisa vor. Gegenüber der Gruppe Scholh
hingegen leistete der Feind — anscheinend die 1. kaukasische Schützen-Bri-
gade, das Gardekorps und das IV. sibirische Korps — in den nächsten
Tagen zähen Widerstand, so daß nennenswerte Fortschritte nicht erzielt
werden konnten. Die 34. Landwehr- und die 5. Infanterie-Brigade wurden
wieder unter dem Befehl des Kommandeurs der 1. Landwehr-Division,
Generals v. Iacobi, vereint. Die 6. Reserve-Insanterie-Vrigade mußte
Iedwabno vor umfassenden Angriffen stark überlegenen Feindes am
20. Februar räumen. Der Gegner drohte hier nach Norden durchzustoßen.
Inzwischen war General Kolewe mit dem Nest seiner 3. Reserve-Division
Erfolge des Korps Scholh.
247
herangekommen und konnte die Lage einigermaßen wiederherstellen. Gegen
neue, am Vobr drohende Amfassungsversuche des Feindes wurde ihm für
den 22. Februar die 6. Landwehr-Vrigade (der 1. Landwehr-Division) zur
Verfügung gestellt, die als Armeereserve die Gegend nordöstlich Stawiski
erreicht hatte.
Auf dem Westflügel des XL. Armeekorps traf vom Abend des 21. Fe-
bruar ab die Z4 10. Landwehr-Division (Ersatz-Brigade Königsberg) bei
Kolno ein'). Dieser Kräftezuwachs war um so willkommener, als sich die
Russen zwischen Pisa und Skroda offensichtlich verstärkten. So waren es
nunmehr acht Brigaden, die gegen den Rarew-Abschnitt Lomza—Wizna
eingesetzt waren.
Zur Verstärkung der 11. Landwehr-Division vor Osowiec hatte das
Armee-Oberkommando zunächst keine Kräfte verfügbar. Die Russen leisteten
hier in starker Stellung und durch das deckungslose Sumpsgelände außer-
ordentlich begünstigt zähen Widerstand.
Vom 22. bis 27. F e b r u a r.
Vor Osowiec ging der Feind am 22. Februar auf die Festung zurück.
Die nunmehr erreichte Artillerieschutzstellung genügte aber nach den Er-
kundungen am 23. Februar noch nicht; sie mußte weiter vorgeschoben
werden. Das Feuer gegen die Festung konnte deshalb vorläufig noch nicht
eröffnet werden. Rach mündlichen Weisungen des Oberbefehlshabers Ost, die
am Abend des 22. Februar beim Armee-Oberkommando 8 eingingen'), sollte
vor Lomza der Feind zunächst nur auf die Vorstellungen zurückgedrückt, der
Angriff gegen Osowiec dagegen durchgeführt werden. Infolgedessen wur-
den sämtliche schweren Batterien, die der 8. Armee zur Verfügung standen,
zur 11. Landwehr-Division geleitet. Auch die Angriffsinfanterie wurde
verstärkt. Bei der 3. Reserve-Division gelang es am 23. Februar durch den
Einsatz der 6. Landwehr-Vrigade, den Feind am Vobr zurückzudrücken und
die Front bis an den Fluß zu schließen.
Vor dem rechten Flügel des Korps Scholh wurde am 26. Februar
Infanterie des russischen V. Korps an der Pisa festgestellt. Bei der zähen
Verteidigung des Gegners glückte es erst am 26. und 27. Februar dem ver-
einten Angriff des rechten Flügels der 41. Infanterie-Division und der
zwischen Pisa und Skroda eingesetzten V2,10. Landwehr-Division in harten
Kämpfen, den Feind aus seiner starken Höhen- und Waldstellung südöstlich
Losiewo zu vertreiben; 1100 Gefangene vom russischen V. Korps blieben
in deutscher Hand. Rach einem aufgefangenen Funkspruch mußte mit dem
i) Die andere Hälfte der 10. Landwehr-Division (9. Landwehr-Brigade) war auf
Weisung des Oberbefehlshabers Ost zur Armee-Abteilung Gallwih in Marsch gesetzt
worden. — 2) S. 258.
248
Die Winter-Masurenschlacht.
S. bis
12. Februar.
ganzen russischen V. Korps in dieser Gegend gerechnet werden. Am 27. Fe-
bruar begann der Gegner mit starken Angriffen auf dem Westufer der Pisa;
örtliche Erfolge des Grenzschutzes gingen wieder verloren.
Vor Osowiec war am Nachmittage des 25. Februar mit vier 21 cm-
Mörser-Vataillonen und einer österreichischen 30,5 ein-Motor-Mörser-
Vatterie die Beschießung der Werke eröffnet worden. Am 27. Februar
standen an schwerer Artillerie insgesamt zehn lOani- und zwei 15 cm.
Marine-Kanonen, 32 schwere Feldhaubitzen, 32 Mörser, vier österreichische
Motor-Mörser und drei schwerste Kaliber (28, 30,5 und 42 ern) gegen die
Festung im Feuer. Die russische Artillerie antwortete zunächst auffallend
schwach. Vis zum Abend des 25. Februar schien das Fort II im Straßen-
bogen nördlich des Ortes niedergekämpft zu sein, das Zentralwerk (Fort I)
in unmittelbarer Nähe der Stadt brannte an zwei Stellen. Nach Ge-
fangenenaussagen stand das ganze III. kaukasische Armeekorps im Raume
von Osowiec; die Höhen des jenseitigen Vobr-Afers waren, wie durch
Fliegerbeobachtung bestätigt wurde, zur Verteidigung vorbereitet.
b) Die Offensive der Armee-Abteilung Gallwitz vom 9. bis 28. Februar 1915.
Karten 13 und 14.
Am 7. Februar hatte der Oberbefehlshaber Ost dem General
v. Gallwitz die Deckung der Offensive der 8. und 10. Armee^) gegen die
russische 12. Armee nördlich Warschau sowie den unbedingten Schutz West-
und Ostpreußens übertragen und ihm anheimgestellt, dem General v. Scholh
zunächst noch den Befehl über das Korps Zastrow zu belassen ... „In
ihrer jetzigen Zusammensetzung" — so hieß es in dem Befehl — „ist die
Armeegruppe in der Lage, dem Angriff der russischen 12. Armee zu wider-
stehen, zumal die Heereseinheiten einen guten Stand bei der Infanterie
haben und über reichliche schwere Artillerie verfügen. Sobald der Auf-
marsch der Armeegruppe beendet ist — etwa am 11. Februar —, wird in
Erwägung zu ziehen sein, den rechten Flügel der Armeegruppe zunächst bis
an die Skrwa vorzuschieben, um dadurch einen etwaigen Vormarsch der
russischen Armee in der Flanke zu stehen und Anschluß an den linken Flügel
der 9. Armee an der Vzura-Mündung zu gewinnen. Nähere Weisungen
behalte ich mir vor."
Angriffe vom 9. bis 16. Februar.
Die Gruppierung vorwärts der ostpreußischen Südgrenze war am
9. Februar folgendes: Vom Gouvernement Thorn stand auf dem rechten
0 S. 174. — 2) Vgl. Karte 13.
Lage bei der Armee-Abteilung Gallwih am 9. Februar.
249
Weichsel-Afer zwischen Wloclawek und nordwestlich Skempe das Korps
Dickhuth; auf seinem linken Flügel war die verstärkte 75. Infanterie-
Brigade vom XX. Armeekorps eingesetzt). Östlich davon schob sich die
bei Strasburg ausgeladene 1. Garde-Reserve-DivisionH beiderseits Szczu-
towo ein, wo die zusammengesetzte Garde-Kavallerie-") und die 8. Kaval-
lerie-Brigade der 2. Kavallerie-Division während der letzten Tage verlust-
reiche Kämpfe zu bestehen gehabt hatten"). Der linke Flügel der 1. Garde-
Reserve-Division reichte nach Osten etwas über die große Straße Nypin—
Sierpc hinaus. Die Garde-Kavallerie-Brigade wurde ihr unterstellt; links
von ihr schloß der Rest der 2. Kavallerie-Division bis östlich Nadzanowo
an. Das Korps Zastrow stand in weitem Bogen vorwärts Mlawa bis an
Ianowo heran. Von dort bis zum Pisseck sicherte Landsturm; das
^ XX. Armeekorps war hier im Eintreffen begriffen.
General v. G a l l w i tz übernahm am Nachmittage des 10. Februar
in Deutsch-Cylau den Befehl über die Armee-Abteilung. Am gleichen Tage
hatte bereits auf Befehl des Oberbefehlshabers Ost der umfassende Angriff
auf Sierpc begonnen. General v. Gallwih war der Ansicht, daß nur ein
weiter östlich einsehender Angriff des linken Flügels seiner Armee-Abteilung
den Gegner an Kräfteverschiebungen zur Unterstützung seiner 10. Armee in
Masuren verhindern könnte. Er entschloß sich daher, die bereits ein-
geleitete Bewegung seines rechten Flügels durchzuführen, dann aber mit
dem vom Oberbefehlshaber Ost in Aussicht gestellten I. Reservekorps, das
die 9. Armee abgeben sollte, einen zweiten Stoß auf dem Ostflügel seiner
Armee-Abteilung zu führen.
Der Angriff auf dem rechten Armeeflügel hatte Erfolg; in der Nacht
zum 12. Februar wurde Sierpc im Sturm genommen, und in den nächsten
beiden Tagen Goleszyn sowie die Gegend nordwestlich Dobrin und Racionz
erreicht. Inzwischen war auf dem linken Armeeflügel Generalleutnant
v. Staabs mit der % 37. Infanterie-Division am 12. Februar bis über
Kadzidlo vorgegangen, am nächsten Tage aber vor überlegenem Gegenangriff
wieder bis halbwegs Myszyniec zurückgewichen.
Nachdem am 13. Februar auf Befehl des Oberbefehlshabers Ost die
Gruppe Scholtz aus dem Bereiche der Armee-Abteilung ausgeschieden warP
verfügte General v. Gallwih nur noch über die Korps Dickhuth und
Zastrow, die 1. Garde-Reserve-, die 37. Infanterie- und die 2. Kavallerie-
Division sowie über Landsturmtruppen. General v. Gallwih, desien Haupt-
quartier am 14. Februar von Deutsch-Cylau nach Soldau verlegt worden
war, wollte nunmehr im Sinne seiner bisherigen Erwägungen mit dem bei
13. bis
16. Februar.
i) S. 170. — -) S. 165. — ->) S. 244.
250
Die WinLer-MasurenschlachL.
17, bis
19. Februar.
Willenberg eintreffenden I. Reservekorps als Stoßgruppe nach Süden an-
greifen, den rechten Flügel und die Mitte jedoch so anhalten, daß an der
Weichsel Anschluß an die 9. Armee gewonnen wurde und die Front dann
von hier aus in kürzester Linie etwa bis südlich Mlawa verlief. Diese Linie
wurde bis zum 15. Februar erreicht. Den geplanten Angriff des I. Reserve-
korps sollte die 1. Garde-Reserve-Division durch Vorstoß nach Osten, etwa
auf Ciechanow, begleiten. Das Korps Dickhuth, deffen Linie sich dadurch
verlängern mußte, verstärkte der Oberbefehlshaber Ost am 16. Februar aus
der 9. Armee durch die 21. Landwehr-Vrigade und die österreichisch-unga-
rische 3. Kavallerie-Division.
Der Kampf um Przasnysz vom 17. bis 24. Februar.
Am 17. Februar wurde die neue Offensive auf dem linken Flügel
der Armee-Abteilung eingeleitet. Das I. Reservekorps (ohne 69. Reserve-
Fnfanterie-Vrigade) sollte Vortruppen nach Süden bis zum ülatowka-
Abschnitt vorschieben und sich unter deren Schutz bei Chorzele versammeln.
Westlich dieser Bereitstellung sollte das Korps Zastrow seinen linken Flügel
vorbiegen. General v. Staabs, der außer seiner H 37. Infanterie-Division
über die 69. Reserve-Brigade der 36. Reserve-Division verfügte, erhielt den
Auftrag, unter Sicherung gegen Ostrolenka von Nordosten her über den
Omulew bis an den Orzyc bei Iednorozec vorzustoßen.
Die Fortschritte am 17. und 18. Februar waren nur gering. Die
Vortruppen des I. Reservekorps waren vom Ülatowka-Abschnitt noch etwa
fünf Kilometer entfernt. Die Gruppe Staabs kam bis an den Orzyc,
konnte aber den Übergang östlich Iednorozec, der von den Rusien verteidigt
wurde, nicht gewinnen. Inzwischen hatte die 41. Infanterie-Division des
XX. Armeekorps Kolno genommen, und der Landsturmgrenzschutz erreichte
östlich der Szkwa am 20. Februar die Gegend östlich DembyH.
Währenddesien hatten am 17. Februar die Russen die 1. Garde-
Reserve-Division angegriffen und dabei, nach anfänglichen Erfolgen,
2800 Gefangene und sechs Maschinengewehre verloren, ebenso an die
Leib-Husaren-Brigade 450 Gefangene.
Angesichts der großen Erfolge der 8. und 10. Armee war General
v. Gallwitz der Ansicht, daß seine Hauptaufgabe, Schutz der Flanke der
beiden Angriffsarmeen, erfüllt sei, daß es nunmehr aber darauf ankomme,
zu deren weiteren Entlastung möglichst starke Kräfte des Gegners auf sich zu
ziehen. Auch diese Forderung schien zum Teil schon erfüllt. Bis zum
18. Februar ergab sich aus Gefangenenaussagen, Funksprüchen und Luft-
0 S. 245.
Vorbereitungen zum Angriff auf Przasnysz.
251
aufklärung folgendes Bild der feindlichen Kräfteverteilung: Vor dem Korps
Dickhuth hauptsächlich stärkere Kavallerie, vor der 1. Garde-Reserve-Divi-
fion die mehrfach geschlagene 76. und 77. Reserve-Division, dahinter neu
das XII. Korps. Vor dem Korps Zastrow nach wie vor das I. turkesta-
nische Korps um Ciechanow. Da nach Fliegermeldungen die Straße
Makow—Przasnysz—Chorzele frei vom Feinde, das befestigte Przasnysz
aber beseht war, schien sich das XXVII. Korps nach Südwesten gezogen
zu haben und nun bei Plonsk zu stehen. Das IV. sibirische Korps wurde
bei Ostrolenka angenommen. Schnelles Zufassen schien jetzt Erfolg zu ver-
sprechen. General v. Gallwih entschloß sich daher am 18. Februar, mit
dem I. Reservekorps westlich an Przasnysz vorbei vorzustoßen und das
I. turkestanische Korps bei Ciechanow von Osten her aufzurollen. Der
Oberbefehlshaber Ost hielt jedoch einen Vorstoß östlich von Przasnysz
zur Wegnahme dieses Ortes für wirksamer. Dem Bedenken des Generals
v. Gallwitz, daß ein solches Herumgreifen zu zeitraubend sei und die eigenen
Kräfte nicht ausreichen würden, wenn der Feind, wie zu erwarten, über-
legene Kräfte von Osten und Süden heranführte und so den Vorstoß
zwischen zwei Feuer brächte, wurde nicht stattgegeben; der Ober-
befehlshaber Ost erteilte die Weisung, den Angriff östlich um Przasnysz
herumzuführen.
Daraufhin befahl General v. Gallwitz am 18. Februar, daß das
I. Reservekorps (einschließlich der 69. Reserve-Infanterie-Brigade) am
19. Februar mit den Hauptkräften östlich an Przasnysz vorbei so vorge-
führt werden sollte, daß es am 20. das I. turkestanische Korps in rechter
Flanke und Rücken angreifen könne. Die Division Wernitz des Korps
Zastrow wurde ihm unterstellt und sollte die feindliche, gegen Norden ge-
richtete Flanke beschäftigen, die % 37. Infanterie-Division die Deckung
gegen Ostrolenka übernehmen.
Schon am 17. und 18. Februar war das I. Reservekorps in der Vor-
bereitung seines Angriffsstoßes dem Armeeführer, dem es auf Zeitgewinn
ganz besonders ankam, nicht scharf genug vorgegangen. Da auch die für den
19. gemeldeten Ziele keine Gewähr dafür zu bieten schienen, daß der für
den 20. gegebene Angriffsauftrag erfüllt werden könne, wurde General
v. Morgen angewiesen, noch am 19. Februar mit seinen Hauptkräften die
Linie Osowiec—Szla—Chodkowo zu erreichen, mit der 69. Brigade auf
Lazy südwestlich Krasnosielc vorzudringen. Infolge der bei dem einge-
tretenen Tauwetter grundlosen Wege gelangte die 1. Reserve-Division mit
Vortruppen zwar bis Szla, die 36. Reserve-Division jedoch nur bis Ied-
norozec. Die % 37. Infanterie-Division, die in ihren Stellungen von etwa
zwei feindlichen Divisionen mit nur geringer Artillerie angegriffen wurde.
252
Die WinLer-MasurenschlachL.
20> bis
22. Februar.
vermochte sich zu halten. General v. Staabs sprach die bestimmte Erwartung
aus, daß er den Angriff des I. Reservekorps selbst gegen eine drei- bis
vierfache Überlegenheit werde decken können. Um so zuversichtlicher be-
fahl daher General v. Gallwitz für den 20. Februar die Fortsetzung des
Angriffs.
An diesem Tage erreichte das I. Reservekorps ohne nennenswerten
Widerstand die Murawka östlich und südöstlich Przasnysz und gewann
so die Front nach Westen. Bei der 37. Infanterie-Division wurden die
Russen in erbittertem Nahkampfe aus Kierzek herausgeworfen, wobei
300 Gefangene vom II. sibirischen und IV. sibirischen Armeekorps in
deutsche Hand fielen.
Für den 21. Februar wurde dem I. Reservekorps die Wegnahme
von Przasnysz befohlen, um dann in der allgemeinen Richtung auf Cie-
chanow dem I. turkestanischen Korps in den Rücken zu stoßen. General
v. Morgen faßte mit seiner 1. Reserve-Division den stark befestigten Ort
auf der Ost- und Südfront an. Cs gelang, die Russen aus Vorstellungen
zurückzuwerfen. Die weiter südlich von Przasnysz herumfassende 36. Re-
serve-Division fand westlich der Murawka heftigen Widerstand. Zwar
stand die Division nunmehr im Rücken der Russen bei Przasnysz; bei dem
zähen Halten des Feindes schwanden aber die Aussichten auf schnellen
Erfolg. Die Division Wernitz hatte, am 19. Februar antretend, am 21.
ohne besondere Schwierigkeiten in mehreren Kolonnen die große Straße
Mlawa—Przasnysz bei Grudusk und östlich erreicht. Hier schien der Feind
zu nachhaltigem Widerstände entschlossen. Vor der Front des Generals
v. Staabs verlief der Tag ruhig.
Am 21. Februar war überall enge Fühlung mit dem Gegner ge-
wonnen. Das Oberkommando war guter Zuversicht. Vom Oberbefehls-
Haber Ost waren weitere Truppen zur Verfügung gestellt und im Anrollen:
die sch 3. Infanterie-Division von der 9. Armee und die 9. Landwehr-
Brigade von der 8. Armee'). Ein aufgefangener russischer Funkspruch:
„XIX. Korps marschiert" wurde dahin gedeutet, daß der Feind mit seinem
linken Flügel und der Mitte in seine Befestigungen am Rarew zurück-
zugehen beabsichtige.
Der 22. Februar brachte gute Fortschritte. Doch wurde Przasnysz
noch nicht genommen; denn auch auf seiner Südostfront, wo die schwächsten
Befestigungen lagen, leistete der Feind kräftigsten Widerstand, so daß sich
die 1. Reserve-Division in dem schweren Lehmboden nur langsam vor-
arbeiten konnte. Das Tauwetter hatte Wege und Felder mit zähem
0 S. 247 Fußnote.
Schwere Kämpfe vor Przasnysz.
253
Schlamm bedeckt. Um so höher waren die Leistungen der 36. Reserve-
Division zu bewerten, die unter dauernden Gefechten während des Tages
und der folgenden Nacht mit dem Anfang der 70. Reserve-Brigade die
Straße Ciechanow—Przasnysz von Süden her bei Mola erreichte und
damit dem Verteidiger von Przasnysz den Rückzug auf Ciechanow ver-
legte. Die schon um zwei Bataillone geschwächte Division stand nun süd-
lich Przasnysz, zwischen den beiden großen Straßen auf etwa 20 kni aus-
einandergezogen, während etwa zwei Bataillone die Orzyc-Äbergänge auf
einer Front von mehr als 15 Kilometer besetzt halten mußten. In dieser
schwierigen Lage schien ein an diesem Tage westlich Przasnysz gegen
Chojnowo errungener Erfolg von Bedeutung, bei dem 10 Offiziere,
700 Mann und zahlreiches Material als Beute eingebracht wurden. Öst-
lich des I. Reservekorps hatte sich die Gruppe Staabs auf ihrem linken
Flügel heftiger feindlicher Angriffe zu erwehren, war aber bis zum Abend
doch bis zur Linie Rupin-Oczel vorgedrungen.
General v. Gallwitz hatte am Abend des 22. Februar immer noch den
Eindruck, daß der Feind unter kräftigen Offensivstößen seiner Nachhuten
zurückgehe. Das Korps Thorn wurde daher aufgefordert, weiterhin „Raum
zu gewinnen, ohne sich erheblichen Opfern auszusetzen". Beim Korps
Zastrow hatte sich die Division Breugel mit dem linken Flügel dem Vor-
gehen der Division Wernitz allmählich anzuschließen. Diese sollte ihren
Angriff 'nad) Süden fortsetzen, während das I. Reservekorps mit seinen
Hauptkräften nach Südwesten in der Richtung auf Ciechanow—Rasierowo
unter entsprechendem Schuh der linken Flanke weiter vorzudringen hatte.
Die 9. Landwehr-Brigade war angewiesen, hierzu die zunächst vor Prza-
snysz verbleibenden Teile des Korps baldigst freizumachen.
Fm Laufe des nächsten Tages, des 23. Februar, mehrten sich die An-
zeichen dafür, daß von Osten, Süden und Südwesten russische Kolonnen zum
Entsatz von Przasnysz vormarschierten. Am Abend des Tages war die Lage
so, daß ein Zurückgehen des überall seine Stellung verstärkenden Feindes
nicht mehr anzunehmen war. Die Division Wernitz gewann zwar mit ihrem
linken Flügel weiter Raum und dadurch nördlich Wola Fühlung mit dem
I. Reservekorps, so daß der Ring um Przasnysz geschloffen war. Der
rechte Flügel der Division aber arbeitete sich nur mühsam an sehr starke
russische Stellungen heran. Das weitere Vorgehen wurde hier schließlich
eingestellt.
Das I. Reservekorps machte dagegen im Angriff auf Przasnysz mit der
1. Reserve-Division gute Fortschritte. Die Kasernen am Ostausgange der
Stadt wurden im Sturm genommen, über 2000 Gefangene, drei Geschütze
und drei Maschinengewehre von der russischen 63. Reserve-Division erbeutet.
23. bis
24«. Februar.
254
Die Winter-Masurenschlacht.
Von Süden her drang der linke Flügel der Division mit sinkendem Tage
in die Vorstadthäuser ein. Am Abend wurde noch die 69. Reserve-Bri-
gade gegen die Westfront angesetzt. Die russische Besatzung wehrte sich
hartnäckig. Der Kommandant lehnte Verhandlungen ab; zugleich wurden
die Nachrichten, die von der 36. Reserve-Division einliefen, immer ernster.
Die 70. Reserve-Brigade wies schwere Angriffe beiderseits der Straße von
Ciechanow nur mit Mühe zurück, auch von Südosten, von Makow her,
gingen immer stärkere feindliche Kräfte vor. Östlich von Przasnysz ver-
suchte der Russe, am Orzyc den Übergang zu erzwingen. Eine lange
Kolonne näherte sich von Osten her Krasnosielc. Östlich des Flusses hatte
die % 37. Infanterie-Division einen schweren Stand. Angesichts dieser
Lage war es ein Glück, daß die 9. Landwehr-Brigade gegen Mittag, wenn
auch schwer ermüdet, mit den vordersten Teilen nordöstlich Przasnysz bei
Szla eingetroffen war. Die %: 3. Infanterie-Division gelangte von Mlawa
her mit dem Anfang bis Kluszewo.
Die Lage hatte sich völlig geändert, der Gegner dachte nicht an Zurück-
gehen. Am Morgen des 24. Februar hatte sich durch Funksprüche und
Nachrichten aus der Front das Bild dahin geklärt, daß von Pultusk das
I. sibirische Korps anmarschierte, von Ostrolenka her das II. sibirische
Korps über den Orzyc drängte und auch von Ciechanow her starke Angriffe
erfolgten, daß also der Gegner von drei Seiten zum Entsatz von Przasnysz
heranrückte. Die schnelle Wegnahme des Ortes schien von höchster Be-
deutung. Aus der ganzen Armeesront, von der Weichsel bis zur Division
Wernitz einschließlich, sollten alle irgend verfügbaren Kräfte herausgezogen
werden, um sie auf dem Ostflügel vereinigen zu können.
Beim I. Reservekorps ging der Angriff gegen Przasnysz weiter. Zur
Deckung gegen Osten wurde die 9. Landwehr-Brigade auf Krasnosielc vor-
gesandt, um den über den Orzyc vorgedrungenen Feind zurückzuwerfen,
während im Süden Teile der 36. Reserve-Division die immer heftigeren
Angriffe stark überlegener russischer Kräfte abwiesen.
Gegen Abend stet Przasnysz; rund 10000 Gefangene der 63. russi-
schen Reserve-Division mit 36 Geschützen, 14 Maschinengewehren waren
die Beute. Przasnysz, so oft schon das Ziel deutscher Angriffe, war nun-
mehr wiederum genommen; fraglich war es aber auch jetzt, ob der Sieger es
werde halten können; denn am Orzyc wurde die Lage immer bedrohlicher.
Die 9. Landwehr-Brigade hatte ihre Aufgabe nicht zu erfüllen vermocht und
ging in der Nacht vor Bedrohung ihrer Südflanke auf Rogowo—Vobiny
zurück, während die %3. Infanterie-Division (6. Infanterie-Brigade) erst
abends mit dem Anfang Vartniki erreichte. Die 70. Reserve-Brigade hatte
ebenso wie die Division Wernitz ihre Stellungen halten können. Durch die
Die Einnahme von Przasnysz.
255
Einnahme von Przasnysz freigewordene Teile der 69. Reserve-Bri-
gade wurden noch am Abend nach dem rechten Flügel der 70. Reserve-
Brigade wieder herangezogen. Vom 26. Februar ab sollte die auf Befehl
des Oberbefehlshabers Ost von der 9. Armee anrollende 6. Kavallerie-
Division bei Willenberg ausgeladen werden.
Die Abwehrkämpfe bei Przasnysz und der Rückzug.
25. bis 28. Februar.
General v. Gallwih mußte sich auf die Abwehr beschränken. Das
I. Reservekorps sollte sich zwischen den beiden großen Straßen südlich
Przasnysz zur Verteidigung einrichten, die % 3. Infanterie-Division, der
die 9. Landwehr-Brigade und der Landsturm am Orzyc unterstellt wurde,
die Sicherung nach Osten übernehmen.
General v. Morgen hatte die 36. Reserve-Division südlich Przasnysz
anschließend an die Division Wernitz zur Abwehr eingesetzt und hielt die
I. Reserve-Division als Reserve bei Przasnysz zurück. Von weit überlegenen
Kräften des I. sibirischen Korps angegriffen, mußte die 36. Reserve-Division
etwa zwei Kilometer weichen. Von Osten stießen die Russen mit dem
II. sibirischen Korps über den Orzyc vor. Diesem Angriff weit stärkerer
Kräfte war General Freiherr v. Gagern mit seiner Landwehr, die sich vor
wenigen Tagen in der Winterschlacht so glänzend geschlagen hattet, nicht
gewachsen. Ohne große Mühe warfen die Russen die 9. Landwehr-Brigade
an und nördlich der Straße Przasnysz—Krasnosielc. Bei Dembiny gelang
es zwar der 6. Infanterie-Brigade, den russischen Stoß abzufangen, südlich
davon kamen die Russen jedoch bis an die Wengierka. Die Lage war ernst
geworden. Vor allem von Nordosten her drohte Gefahr. Am Abend wurden
alle deutschen Truppen von der Division Wernitz einschließlich bis zum
Orzyc dem General v. Morgen unterstellt. Dieser befahl für den 26. Februar
der 36. Reserve- und 3. Infanterie-Division die Abwehr gegen Süden und
Osten, die 1. Reserve-Division wurde weit nach Norden abgesetzt, um den
nördlich ausholenden russischen Flügel durch einen Stoß nach Südosten
zu treffen. Am 26. Februar kam es jedoch nur auf der Südfront zu hef-
tigeren Kämpfen; sie brachten indes keine entscheidende Änderung der Lage.
General v. Gallwih glaubte aber jetzt mit einem großen russischen Angriff
gegen die Armee-Abteilung rechnen zu müssen. Nach Fliegerbeobachtungen
wurden bei Ostrow und an der Bahnstrecke südlich Truppen ausgeladen.
Die Meldungen aus der Front ließen erkennen, daß der Feind stärkere
Kräfte in der Richtung auf Przasnysz vorschob. Aus deutscher Seite
25. bis
26. Februar.
i) S. 216 und 221.
26. bis
28. Februar.
25b Die WinLer-MasurenschlachL.
waren an Verstärkungen außer der 6. Kavallerie-Division in den nächsten
Tagen ein Landwehr-Regiment bei Puppen und die 4. Kavallerie-Divi-
sion zu erwarten, die im Fußmarsch vom linken Flügel des Korps Scholh
heranrückte.
Die große Frage war, ob die allgemeine Lage ein Ausharren des
I. Reservekorps bei Przasnysz verlange, und ob ein solches unter den ge-
gebenen Umständen möglich sei. Zur Entscheidung dieser Frage gehörte
vor allem ein klares Bild von der Lage des Korps, mit dem indessen bis
zum Mittage des 27. Februar keine Verbindung zu erreichen war. Die
Nachrichten von anderen Stellen wurden immer bedrohlicher. Auf dem
westlichen Orzyc-Ufer hatte eine feindliche Kolonne aller Waffen von
Süden her Fednorozec erreicht. Die Rüsten holten also immer weiter nach
Norden aus. Nach Mitteilung vom Oberbefehlshaber Ost waren auch
gegen die Front des Generals v. Staabs starke Angriffe zu erwarten.
Am 27. Februar mittags kam endlich Meldung vom I. Neservekorps:
die Südfront halte noch, die Ostfront werde jedoch nördlich umfaßt. Der
Augenblick für den Gegenstoß der 1. Reserve-Division sei gekommen, dann
solle die Front in das Höhengelände nordwestlich Przasnysz zurückgenom-
men werden. Nunmehr kam General v. Gallwih zu der klaren Erkenntnis,
daß ein weiteres Ausharren bei Przasnysz untunlich sei, und befahl den
Rückzug in die früheren Stellungen an der Landesgrenze in der Linie
Fanowo—Chorzele. Da der Feind nur zögernd nachdrängte, gelang die
Loslösung, und nach Mitternacht vom 27. zum 28. Februar kamen die
Divisionen etwa 20 Kilometer nördlich von Przasnysz hinter dem Alatowka-
Abschnitt zur Ruhe. Das Oberkommando, das noch mittags befürchtet
hatte, daß sogar ein gewaltsamer Durchbruch des 1. Reservekorps nach
Norden nötig werden könnte, war einer großen Sorge enthoben. Der
Feind folgte zunächst nicht, so daß der weitere Rückzug angehalten werden
konnte.
Während dieser Kämpfe des linken Flügels der Armee-Abteilung
änderte sich das Bild der Lage auf der übrigen Front wenig. Das Korps
Dickhuth konnte mit der Garde-Kavallerie-Vrigade und der österreichisch-
ungarischen 3. Kavallerie-Division auf dem rechten Flügel seine Stellung
um einige Kilometer bis in die Höhe von Slupno vorverlegen. Weiter
östlich wurden starke russische Angriffe abgewiesen, bis dann nach dem 21. Fe-
bruar überall Ruhe eintrat. Das Schwergewicht der Kämpfe hatte sich
ganz nach Przasnysz verlegt.
General v. Morgen nannte die Operation auf Przasnysz später „eine
der gewagtesten, die die Kriegsgeschichte aufweist", und für ihn selbst „die
Abwehr und Rückzug aus Przasnysz.
257
interessanteste und spannendste des ganzen Krieges"^). Ihre Durchführung
war außer der straffen Führung den fast übermenschlichen Leistungen der
Truppe zu danken, die mit spärlicher Verpflegung tagelang in Kälte,
Schlamm und Schmutz gegen vielfache Überlegenheit und stärkste Hinder-
nisie angegriffen oder sich zäh verteidigt hatte. Insgesamt stand einer Beute
von rund 12 000 Gefangenen, 36 Geschützen und 19 Maschinengewehren
eine Einbuße von etwa 13 000 Mann, einer Fahne, einer 10 ern-Kanone,
die im Sumpf steckenblieb, zwei Feldgeschützen und einigen Maschinen-
gewehren gegenüber.
Obgleich das ünternehmen auf Przasnysz mit dem Rückzüge und er-
heblichen Verlusten endete, wirkte es sich für die Gesamtlage doch günstig
aus, denn es zog weit überlegene Kräfte des Feindes auf sich, die sonst den
Kämpfen bei Grodno eine andere Wendung hätten geben können.
5. treuer Entschluß des Oberbefehlshabers Ost
(22. bis 27. Februar \9\ 5).
Karte 14.
Mit der Waffenstreckung von vier russischen Divisionen im Walde
von Augustow am 21. Februar hatte die Winterschlacht in Masuren ihren
Abschluß gefunden. Ein großer Sieg war errungen. Aber die Operation
war noch nicht zu Ende. Die Zertrümmerung der russischen 10. Armee
sollte jä vor allem den Weg freimachen in den Rücken der feindlichen Haupt-
kräfte. Die Fortführung des Angriffes zunächst von Osten gegen die
Vobr—Rarew-Stellung war die zweite Aufgabe, an der der Oberbefehls-
haber Ost nach wie vor festhielt. Cr verlegte am 22. Februar sein Haupt-
quartier nach Löhen.
Allerdings waren die Ereignisse der nächsten Tage nicht geeignet, die
Hoffnung auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Operation zu stärken. 2llle
eingehenden Nachrichten, darunter auch wertvolle Fliegermeldungen, deu-
teten auf starken Zustrom russischer Verstärkungen an die Riemen—Narew-
Front. Den Schwerpunkt schien der Feind in den Llbschnitt Lomza—
Przasnysz zu legen. Daher mußten vor allem hierhin deutsche Ver-
stärkungen herangeführt werden. Für den Operationsflügel bei Grodno
waren deshalb neue Kräfte nicht mehr verfügbar. Die heftigen, von
immer neu eintreffenden Verbänden genährten Angriffe der Russen am
Vobr und Rarew drohten dem Oberbefehlshaber Ost trotz seines großen
Sieges allmählich die Initiative des Handelns zu entreißen. An einen
Angriff gegen die Riemen-Festungen war nicht mehr zu denken.
9 C. v. Morgen: „Meiner Truppen Heldenkämpfe" Verlag C. S. Mittler
& Sohn, Berlin 1920.
t Wellkrieg. VII. Band. 17
21. biS
22. Februar.
253
Die WinLer-Masurenschlacht.
23. bis
26. Februar.
Auch die 9. Armee links der Weichsel hatte noch überlegenen Feind
gegenüber. Auf eine Anfrage des Generals v. Falkenhayn vom 22. Februar
über die beabsichtigte Verwendung der 9. Armee erwiderte General-
feldmarschall v. Hindenburg, daß sie angesichts der Munitionsbeschränkung
gegenüber 22 russischen Divisionen vorläufig noch defensiv bleiben müsie.
Nach den leichten Rückschlägen am 20. Februar vor Lomza drängte
sich zunächst die Frage auf, ob der Angriff auf diese Festung mit Aussicht
auf Erfolg fortgeführt werden könne. Der Oberbefehlshaber Ost entschloß
sich, auf die Belagerung zu verzichten, da die vorhandenen Angriffsmittel
für Lomza und Osowiec nicht ausreichten. Bis zum Fnstellungbringen der
schweren Artillerie vor Lomza wären angesichts der starken dort stehenden
feindlichen Kräfte noch verlustreiche Frontalkämpfe und voraussichtlich viel
Zeit nötig gewesen. Zunächst aber sollte nur Osowiec genommen werden^).
Am 23. Februar brachte die Erstürmung von Przasnysz durch das
I. Reservekorps vorübergehend eine Entlastung. Bei Grodno aber griff der
Feind von neuem an, auch das russische II. Korps wurde hier festgestellt;
seine Erfolge bei Sztabin und Krasnybor am Bobr führten sogar zu einer
vorübergehenden Krise. Der Feind hatte offenbar die schweren Schläge der
letzten Wochen bereits so weit überwunden, daß er wieder die Kraft fand,
trotz schwierigen Geländes zum Angriff überzugehen. Diese Tatsache wog
für die Gesamtlage schwerer als der Gewinn bei Przasnysz. Allerdings
war der Wille der deutschen Führung, westlich Grodno durchzudringen, auch
am 24. Februar noch nicht erschüttert, — zu einer Zeit, als um die Bobr-
Abergänge immer noch mit wechselndem Erfolge gekämpft wurde. Aber fort-
gesetzte Verstärkung des Feindes an der Niemen—Narew-Front konnte indes
beim Oberbefehlshaber Ost kein Zweifel mehr bestehen. Anter gleichzeitigen
Offensivunternehmungen bei Grodno und Lomza setzte der russische Führer
die Masse dieser freigemachten Kräfte und seine besten Korps (sibirische)
gegen den linken Flügel der Armee-Abteilung Gallwitz (I. Reservekorps) west-
lich des Orzyc-Flusses ein, offenbar, um hier durchzubrechen. Demgegen-
über beabsichtigte der Oberbefehlshaber Ost, hier nur Abwehrmaßregeln
zu treffen und an dem ursprünglichen Plane, Durchstoß zwischen Osowiec—
Grodno in der Richtung auf Bialystok und Druck auf die rückwärtigen
Verbindungen des Feindes, festzuhalten. Diese Operation war durch
einen etwaigen Angriff der Rufien über die Linie Grodno—Kowno ge-
fährdet; wenn der Feind auch hierzu keine Anstalten zu tteffen schien, so
war der Gedanke doch so naheliegend, daß an einem starken Schuh der
äußersten linken Flanke festgehalten werden mußte, auch wenn sich an
0 S. 247.
Einstellung der Operationen.
259
anderer Stelle ein dringender Bedarf Herausstellen sollte. Durch die Ein-
nahme von Przasnysz schien die zur Zeit empfindlichste Stelle der deutschen
Front etwas entlastet; weitere Maßnahmen waren jedoch erforderlich.
Cs galt also, einer Wendung der Lage bei Przasnysz vorzubeugen
und weitere Verstärkungen dorthin zu führen. Bevor diese aber eintreffen
konnten, trat bereits der Amschwung ein. Am 25. Februar verschlechterte
sich die Lage durch den Mißerfolg der 9. Landwehr-Brigade wesentlich.
Eine schwere Krisis schien unvermeidlich.
Auch am Vobr und bei Grodno gab die Entwicklung der Kämpfe zu
großen Hoffnungen keinen Anlaß. Südlich Augustow bedurfte es schwerer
Kämpfe, um die angreifenden Russen wieder über die Niederung zurück-
zuwerfen. Die Übergänge zu gewinnen, gelang indessen nicht. Auch west-
lich Grodno griffen die Rüsten mehrfach, wenn auch erfolglos an. Am
26. Februar konnte sich der Oberbefehlshaber Ost der Erkenntnis nicht
mehr verschließen, daß die 10. Armee in die Defensive geworfen war. Cr
zog daher Divisionen heraus, um sie bei der Armee-Abteilung Gallwitz
einzusehen. Insgesamt mochten es 15 Korps sein, die der Feind jetzt
nördlich der Weichsel eingesetzt hatte; über ihre Verteilung war man im
allgemeinen aus russischen Funksprüchen zutreffend unterrichtet.
Am 27. Februar trat eine weitere Verschärfung der Lage ein. 2ln- 27. Februar,
scheinend' handelte es sich bei Przasnysz nicht nur um einen örtlichen Cnt-
sahversuch des Feindes, sondern um dessen ernste Absicht, die rückwärtigen
Verbindungen der Deutschen in Ostpreußen zu durchstoßen. Von Rowo-
grod her drohten unverkennbar neue stärkere Angriffe. Nordwestlich Lomza
mußte der deutsche Landsturm vor russischem Druck nachgeben, und nord-
westlich Grodno erlitt das XXI. Armeekorps eine ernstere Schlappe.
Der Oberbefehlshaber Ost hielt nunmehr einen Durchbruch durch
die stark befestigte Vobr-Linie (Grodno—Vobr-Knick) für ausgeschlossen,
da die erforderliche schwere Artillerie und namentlich die dazu ge-
hörige Munition nicht herangebracht werden konnte. Ähnliche Verhült-
niste lagen bei Osowiec vor. Nachdem die Aussicht, die Festung durch
Angriff von rückwärts zu nehmen, geschwunden war, hielt der Ober-
befehlshaber Ost die Möglichkeit der Einnahme dieses Ortes für um so
geringer, als die Besatzung durch Eintreffen des III. kaukasischen Korps
einen erheblichen Kräftezuwachs erhalten hatte. Für Verstärkung der
Narew-Front standen weitere Verbände nicht zur Verfügung, da vor der
9. Armee immer noch etwa 19ZH russische Divisionen anzunehmen waren.
Aus diesen Gründen entschloß sich der Oberbefehlshaber Ost, die Fort-
führung der Operation in der Richtung auf Vialystok
17*
260
Die Winter-Masurenschlacht.
aufzugeben. Auch ein längeres Verbleiben der 10. Armee in ihrer
jetzigen Stellung erschien nicht unbedenklich angesichts der Möglichkeit
eines Vorstoßes der Russen über die Linie Kowno—Olita, wozu ihnen
nach Ansicht des Oberbefehlshabers Ost trotz der Offensive am Rarew
ihre zahlenmäßige Überlegenheit auch jetzt noch die Möglichkeit gab. Die
10. Armee sollte daher, sobald die rückwärtigen Straßen geräumt und die
Beute in Sicherheit gebracht waren, hinter den Augustower Wald zurück-
genommen werden; nur so glaubte Generalfeldmarschall v. Hindenburg
hier die Operationsfreiheit wiederzugewinnen. Vor Osowiec sollte vom
1. März ab die schwere Artillerie herausgezogen werden. Über die spätere
Verwendung der 10. Armee — abgesehen von den zur 8. Armee und zur
Armee-Abteilung Gallwitz abgegebenen Kräften — wurde noch keine Ent-
scheidung getroffen. Die 9. Armee sollte versuchen, durch „Offensivstöße
Wegziehen weiterer feindlicher Kräfte zu verhindern".
In diesem Sinne wurde am 27. Februar in Ergänzung der Meldung
vom 19. FebruarH nach Mezitzres gedrahtet: „Offensive über Vobr wird
als ganz aussichtslos aufgegeben. Russische Offensive wird abgewehrt.
Cs werden Kräfte zusammengezogen, um an einer Stelle zur Gegen-
offensive vorzugehen. W o diese Stelle ist, ist noch nicht klar."
Schweren Herzens hatte sich der Oberbefehlshaber Ost zu dem
Entschluß durchgerungen, unter großen Opfern erobertes Gelände preis-
zugeben und sich vom Feinde abzusehen, um die Bewegungsfreiheit für
seinen Operationsflügel wiederzugewinnen. Ob es notwendig werden
würde, bis in die seit Mitte Februar im Bau befindliche Grenzstellung
in der Linie Szczuczyn—Rajgrod—Augustow—Suwalki—Wizajny—
Wladyslawow—Iurborg zurückzugehen, ließ sich vorläufig noch nicht über-
sehen. Diese Stellung sollte den Abschluß nach Norden für das weite
Stellungssystem bilden, an dessen Anlage schon seit Monaten an der Ost-
grenze des Reiches von Schlesien bis in die Iohannisburger Heide ge-
arbeitet wurde. Außerdem wurden die Drewenz-Stellung, die Feldstellung
Löhen und die Angerapp-Stellung wiederhergestellt und erweitert.
6. Die Operationen der russischen Nordwestfront.
Karten 19 Band VI sowie Karten 9 und 14 Band VII.
Die russische Heeresleitung hatte zu Anfang des Jahres 1915 die Lage
an der Westfront durchaus zuversichtlich beurteilt; die Gefahr eines Rück-
schlages hielt sie für vollkommen ausgeschlossen.
i) S. 233.
Bildung der russischen 12. Armee.
261
Der Operationsplan für das Frühjahr sah eine Offensive von Süden
gegen Ostpreußen vor. Cs handelte sich da nicht um neue Gedankengänge,
ähnliche hatten schon vor dem Kriege bei der Fortbildung des französisch-
russischen Bündnisses und bei der Bearbeitung des Aufmarsches eine Rolle
gespielt. Neben den gemeinsamen Verbandsinteressen war um die Jahres-
wende die Erwägung maßgebend, daß die Russen einen großen deutschen
Angriff während ihrer Offensive gegen Österreich-Ungarn trotz der Vor-
gänge auf dem französischen Kriegsschauplatz doch für möglich hielten und
die Flanken- und Rückenbedrohung aus Ostpreußen heraus fürchteten.
Auch hoffte die russische Führung in Ostpreußen am ehesten auf einen
taktischen Erfolg, da ihr die anderen deutschen Frontabschnitte zu stark aus-
gebaut und besetzt erschienen. Als Stoßgruppe sollte die neu zu bil-
dende 12. A r m e e unter General Plehwe Ende Februar aus der
Linie Ostrolenka—Pultusk auf Ortelsburg—Soldau vorgehen, rechts durch
energischen Druck seitens der 10. Armee und links durch Demonstrationen
der Truppen bei Mlawa unterstützt.
Trotz dieser Absichten trug die Oberste Heeresleitung keine Bedenken,
im Januar der 10. Armee in Ostpreußen das XXII. Korps zu nehmen, um
einem Hilferuf der Südwestfront zu entsprechen*).
Ende Januar standen westlich der Weichsel die 1., 2. und 5. Armee si. Januar
seit den November- und Dezemberkämpfen dem Gegner auf engem Naume^^'^ruar.
dicht gegenüber; die Kampftätigkeit war dauernd rege geblieben. An der
ostpreußischen Front war die Gefechtslage ruhiger. General Rußki, der
Oberbefehlshaber der Nordwestfront, hatte für die nördlich Warschau zu
bildende 12. Armee zehn Infanterie- und sieben Kavallerie-Divisionen
bestimmt. In dem Aufmarschraum dieser Armee standen bisher nur
das I. turkestanische Korps und 4% Kavallerie-Divisionen (4., 6., 15. Ka-
vallerie-, 4. Don-Kosaken-Division, 4. selbständige Kavallerie-Brigade). Neu
hinzutreten sollten: das IV. sibirische und XV. Korps aus der Heeres-
reserve, das XX. Korps von der 10. Armee, die 76. und 77. Reserve-,
8. und 14. Kavallerie-Division sowie die Assuri-Reiter-Brigade, — sämt-
liche Verbände vom linken Flügel der Heeresgruppe bei Warschau und
in Westpolen. Da das XV. Korps erst am 14. Februar in Gomel (nörd-
lich Kiew) marschbereit war, sollten die Angriffsoperationen der Armee
erst am 23. Februar beginnen. In der Zwischenzeit wollte man versuchen,
den Gegner bis zur Grenze zurückzudrängen, während die 10. Armee die
Waldgebiete in ihrer Nordflanke vom Gegner zu säubern und ihren rechten
Flügel bis zur Inster auszudehnen hatte.
0 S. 141.
262
Die WinLer-Masurenschlacht.
5. bis
15. Februar.
Diese Unternehmungen waren gerade eingeleitet, als am 31. Januar
der deutsche Angriff bei Volimow den rechten Flügel der 2. Armee traf.
Die Oberste Heeresleitung empfahl der Nordwestfront am 3. Februar,
mit dem Abtransport des IV. sibirischen Korps zum Narew noch zu
warten. Die Verluste waren selbst für russische Verhältnisse außer-
gewöhnlich schwer. Der wiederholte Vorschlag des Abschnittskomman-
deurs, die Front an dieser Stelle etwas zurückzunehmen, wurde aber
abgelehnt. Das erbitterte Ringen ging unter großen Verlusten, doch ohne
Entscheidung weiter, bis der deutsche Angriff gegen die 10. Armee das
Augenmerk nach Ostpreußen lenkte.
Durch die Verlängerung des rechten Armeeflügels nach Norden und
den Abtransport des XXII. Korps nach Galizien war die Front der
10. Armee gestreckt worden, wenn sie auch immer noch weit dichter beseht
war als die gegenüberliegende deutsche. Die Armee unter dem Befehl des
Generals Siewers zählte Anfang Februar nach verschiedenen Abgaben
immerhin noch 11% Infanterie- und 2%. Kavallerie-Divisionen, und zwar:
an der Grenze gegenüber Memel und Tilsit Teile der 68. Reserve-Division;
in der Gegend von Pillkallen die 1. und 3. Kavallerie-Division, nach Süden
anschließend das III, Korps mit der 73. und 56. Reserve-Division; das
XX. Korps mit der 27. Infanterie- und 53. Reserve-, 29. und 28. Infanterie-
Division östlich Darkehmen; das XXVI. Korps mit der 84. und 64. Re-
serve-Division östlich Angerburg und Löhen; das III. sibirische Korps mit
der 8. sibirischen und 7. sibirischen Schützen-Division vor Rikolaiken; die
57. Reserve-Division am Pisseck und auf dem äußersten linken Flügel
die 1. selbständige Kavallerie-Brigade bei Iohannisburg.
Am 5. Oktober meldete General Rußki der Obersten .Heeresleitung, auf
Grund eines Briefes, den man bei einem deutschen Gefallenen gefunden
habe, würden jetzt Truppen des Gegners in Ostpreußen zusammengezogen;
das war die erste Nachricht, die vom Eintreffen deutscher Verstärkungen vor-
lag. Im übrigen war man über Stärke und Zusammensetzung der deutschen
8. Armee recht gut unterrichtet. Die Aufmerksamkeit der Obersten Heeres-
leitung war aber auch jetzt noch durch die Kämpfe bei Volimow völlig
gefesielt. Als dann am 7. Februar der deutsche Angriff bei Iohannislmrg
begann, wurde ihm bei der russischen 10. Armee selbst zunächst noch keine
größere Bedeutung beigelegt; die 57. Reserve-Division erhielt den Befehl,
„dem Gegner einen kräftigen Schlag zu versetzen". Andererseits entschloß
man sich aber doch, die 78 Belagerungsgeschütze vor Lötzen zurückzunehmen;
am 10. Februar waren sie in Osowiec in Sicherheit. Im Laufe des
9. Februar wurde sich General Siewers über den Ernst der Lage klar. Er
meldete, daß die völlige Auflösung der 57. Reserve-Division, die nicht ein-
Vorbereitungen zur Offensive am Narew.
263
mal mehr imstande sei, den Gegner aufzuhalten, die Armee in eine sehr-
schwierige Lage gebracht habe. Mindestens zwei deutsche Divisionen
feien im Vorrücken auf Szczuczyn; da er ihnen nichts entgegenzusehen habe,
halte er es für nötig, das III. sibirische Korps, das XXVI. Korps und
den linken Flügel des XX. zurückzunehmen.
Gleichzeitig aber wurde die Aufmerksamkeit der Heeresgruppe auch
durch das Vorgehen der Deutschen südlich Ortelsburg gegen den Auf-
marschraum der 12. Armee in Anspruch genommen. General Rußki hatte
am 8. Februar den Eindruck, daß die Deutschen auf der ganzen Front von
Iohannisburg bis zur Weichsel im Vorgehen seien, und befahl daher, in
den nächsten Tagen in erster Linie die Verstärkungen an dieser Stelle ein-
zusehen. Mehr als sieben Infanterie-Divisionen wurden für die Rarew-
Front bestimmt, und zwar: das Gardekorps und die 1. kaukasische Schühen-
Brigade nach Lomza, das XXVII. Korps nach Przasnysz, das II. Korps
und die 5. Schützen-Brigade nach Ostrolenka sowie die 2. Kavallerie-Divi-
sion nach Pultusk. Zur 10. Armee sollte nur % 68. Reserve-Division
kommen. Links der Weichsel wurde ein weiteres Korps, das XIX., zum
Abtransport bereitgestellt.
Inzwischen war aber auch der Nordflügel der russischen 10. Armee
vom Angriffsstoße der Deutschen völlig überraschend getroffen worden und
mußte, weichen. Man schätzte den Gegner hier zunächst auf drei Divi-
sionen. In der Nacht zum 11. Februar erkannte der Armeeführer, daß
das III. Korps „stark erschüttert, ein Teil zersprengt, alles übrige im Rück-
züge auf Kowno und Marjampol fei1)".
General Rußki ließ sich jedoch durch diese Ereignisse in seinen Vor-
bereitungen für den Angriff gegen die Südfront Ostpreußens zunächst nicht
beirren. Cr nahm an, daß die Flügel der 10. Armee nur von je etwa
einem deutschen Korps angegriffen würden und daß etwa eine deutsche
Division südlich Ortelsburg angreife. Bei Mlawa und westlich sowie bei
den Armeen links der Weichsel schien es ruhig. Die 10. Armee sollte vor
dem deutschen Drucke bis Marjampol—Lyck ausweichen, um später
zugleich mit der 12. Armee ebenfalls zum Angriff überzugehen. Unter
dem Eindruck des deutschen Vordringens gegen Grajewo und der weiterhin
ungeklärten Lage auf dem Nordflügel mußte er dem Armeeführer aber am
11. Februar mittags anheimstellen, „nach Umständen zu handeln"; auf alle
Fälle müffe versucht werden, die Linie Kowno—Sejny—Augusiow—
Osowiec zu halten; dabei sei Augusiow als Ausgangsstellung für die
spätere Offensive um jeden Preis zu behaupten, wenn möglich auch
0 Rjesnamow, I, S. 66.
264
Die Winter-Masurenschlacht.
16. Februar.
Suwalki. Wieder zwei Tage später erklärte sich General Rußki mit dem
Rückzüge der Armeemitte nötigenfalls sogar bis Lipsk—Sopockinie—Olita
einverstanden; die Hauptsache sei jetzt, die Kampfkraft der Armee zu
erhalten, um bei günstiger Gelegenheit wieder angreifen zu können.
Insgesamt bot die russische Nordwestfront Mitte Februar etwa fol-
gendes Bild: Die 12. Armee war noch in der Versammlung begriffen. Der
Gegner schien Kräfte vom linken Weichsel-Ufer nach Ostpreußen hinüber-
zuziehen. Vei der 10. Armee aber hatte sich die Lage äußerst ernst gestaltet;
es bestand die Gefahr, daß die Deutschen über den mittleren Riemen vor-
drangen. Das III. kaukasische Korps wurde von der Obersten Heeres-
leitung nach Orany (zwischen Wilna und Grodno) bestimmt. Unter dem
Eindruck der sich überstürzenden Ereignisse meldete der Vertreter des Mini-
steriums des Äußeren im Großen Hauptquartier am 14. Februar nach
Petersburg: „Wir gehen nicht, sondern laufen anscheinend aus Ost-
preußen. Vei Löhen haben wir uns drei Monate lang eingegraben und
befestigt, wie es heißt, nicht schlechter als die Deutschen; plötzlich warfen
wir alles hin und flüchteten schleunigst)." Am 15. Februar entschloß sich
der Oberbefehlshaber der Nordwestfront zu einer neuen Gruppierung seiner
Armeen. Seinen Vorschlag, bei abermaligem deutschen Angriff an der
Vzura und Rawka die Abwehrfront in die ausgebaute und kürzere Linie
Nowogeorgiewsk—Gora Kalwarja zurückzulegen, lehnte indeffen die Oberste
Heeresleitung entschieden ab. Nunmehr entschloß sich General Rußki,
links der Weichsel nur noch die 2. und 5. Armee zu belasten, deren Abgaben
er durch einzelne Landwehr-Brigaden notdürftig zu ersetzen suchte. Rechts
des Stromes wurden die im Raume nördlich von Warschau stehenden
Truppen^) zur 1. Armee zusammengefaßt. Die aus vier Korps^) bestehende
12. Armee sollte nunmehr weiter östlich, mit dem rechten Flügel bei Lomza,
versammelt werden; ihre Korps rollten größtenteils noch auf der Bahn.
Am 16. Februar abends meldete der Großfürst dem Zaren über die
Lage an der ostpreußischen Front: „Cs ist der Armee Siewers nicht ge-
lungen, in befriedigendem Zustande hinter den Riemen zurückzukommen."
Der eilige Rückzug des rechten Flügels auf Kowno habe „den Deutschen
ermöglicht, im Raume zwischen dem Fluste und Suwalki" tief in den
Rücken der Llrmee vorzustoßen und im Augustower Forst die Rückzugs-
straßen der Armeemitte (XX. und XXVI. Korps) zu erreichen. „Von diesen
Kraßny Archiv, Band 27, S. 3.
-) XIX., XXVII. und I. turkestanisches Korps, 77. Reserve-Division, 1. Kaval-
leriekorps und Kavalleriekorps Crdeli.
s) Gardekorps, II., XV. Korps, IV. sibirisches Korps.
Hoffnungslose Lage der russischen 10. Armee. 265
Korps sind seit dem 15. Februar keine Nachrichten mehr eingegangen."
Auf dem linken Armeeflügel weiche das III. sibirische Korps, dabei noch
zwei bis drei andere Divisionen, von drei Seiten bedrängt, von Augustow
auf Lipsk—Sztabin zurück. „Von Grajewo auf Osowiec geht eine feind-
liche Division vor, im Abschnitt zwischen Weichsel und Szkwa verstärkt sich
der Gegner... Diese Lage hat den Generaladjutanten Nußki genötigt, den
Gegenangriff aufzugeben, den er vom mittleren Narew her
beabsichtigt hatte." Cr treffe jetzt Maßnahmen, um den rechten Heeresflügel
zu stützen. Auch Fürst Kudaschew, der Vertreter des Außenministeriums,
meldete am 16. Februar aus dem Großen Hauptquartier „sehr ausführ-
lich über die schwere Niederlage bei Augustow", über die „ausnehmend
schwierige" Lage der Nordwestfront und gab seinen Befürchtungen Aus-
druck, ob es möglich sein würde, Grodno zu haltenH.
Jetzt sah auch die Heeresgruppe der Nordwestfront die Lage der
10. Armee als beinahe hoffnungslos an. Sie war der Auffassung, daß auf
das Festhalten der Linie Sopockinie—Lipsk—Sztabin kaum zu rechnen sei,
auch wenn es den Divisionen der 10. Armee gelänge, sich durchzuschlagen.
Offenbar später am Abend meldete der Oberbefehlshaber, General Sie-
wers, daß Sopockinie von deutschen Vortruppen beseht und die Festung
Grodno gefährdet sei. General Nußki bestimmte von den Verbänden der
12. Armee das ganze XV. Korps nach Grodno, das II. nach Sokolka
nordöstlich Bialystok; den Antransport des Gardekorps erbat er statt nach
Osowiec nach Bialystok. Vom linken Weichsel-Ufer sollten zwei weitere
Korps herangezogen werden, und zwar das II. sibirische zur 12. Armee
und das V. Korps nach Warschau.
Am 17. Februar traf Großfürst Nikolaus zu einer Besprechung
mit den Oberbefehlshabern der beiden Heeresgruppen in Sjedlce, dem
Hauptquartier der Nordwestfront, ein. General Nußki legte dar, daß die
Deutschen jetzt starke Kräfte vom linken Weichsel-Ufer in die Gegend von
Mlawa zögen. Hier erwarte er einen Angriff, so daß der 12. und 1. Armee
nach Ausfall der 10. Armee nunmehr eine doppelte Umfassung drohe. Um
dieser Gefahr zu begegnen, wolle er alle irgendwie entbehrlichen Kräfte
vom linken Weichsel-Ufer heranholen und im Raume Grodno—Bialystok
im ganzen sieben Korps zusammenziehen. Diese Versammlung könne bis
zum 3. März beendet sein. Auf dem linken Weichsel-Ufer würden dann
nur fünf Korps stehenbleiben. Damit war der Großfürst einverstanden.
General Nußki schlug in Verbindung mit dieser Umgruppierung nochmals
vor, die Front links der Weichsel bis nahe vor Warschau zurückzunehmen.
17. Februar.
x) Kraßny Archiv, Band 27, S. 3.
18. Februar.
19. bis
20. Februar.
266 Die WinLer-MasurenschlachL.
Mit Rücksicht auf den rechten Flügel der Südwestfront lehnte der Groß-
fürst den Vorschlag aber wiederum ab.
Das Augenmerk der Nordwestfront war in den nächsten Tagen vor
allem auf die Gegend von Mlawa gerichtet. Am 18. Februar wurde der
IO. Armee mitgeteilt, die Maßnahmen des Gegners ließen eine Offensive
längs der Weichsel und bei Mlawa sowie auch in der Richtung auf Lomza
erkennen. Daher sei der bisher geplante starke Angriff der 12. Armee
einstweilen nicht durchführbar, man müffe vielmehr auch in diesem Ab-
schnitte mit deutschem Angriff rechnen.
Gleichzeitig führte die gefahrdrohende Entwicklung der Lage bei der
10. Armee dazu, daß der Aufmarsch der 12. Armee auch in der am
15. Februar angeordneten Weise nicht zustande kam. General Plehwe
mußte das II. und XV. Korps an die 10. Armee abgeben, dafür sollte ihm
das bisher nach Orany bestimmte III. kaukasische Korps zugeführt werden.
Inzwischen aber trat in der Rächt zum 18. Februar an seiner eigenen Front
ein Rückschlag ein; die nördlich Lomza stehende 1. Garde-Division wich
auf Grund einer — wie sich erst später herausstellte — unzutreffenden
Meldung auf die Vorstellungen der Festung zurück.
General Rußki sah die Gesamtlage der Heeresgruppe auch am
19. Februar noch als ungeklärt an. Einen Antrag der 1. Armee auf Ver-
stärkung lehnte er ab, da der Feind nicht nur an der Front Plock—Ciecha-
now—Przasnysz, sondern auch in den Abschnitten der 12. und 10. Armee
offensiv sei. Die Anklarheit darüber, gegen welchen Teil der Nordwest-
front die Deutschen den Hauptstoß beabsichtigten, mache es nötig, eine
starke Reserve bereitzuhalten. Als solche wurde das I. sibirische Korps
bestimmt, das inzwischen ebenfalls aus Westpolen im Anrollen war.
Am 20. Februar erhielt die Oberste Heeresleitung Nachricht vom An-
marsch zweier deutscher Korps auf Kalwarja und Marjampol. Die Sorge
vor einem Angriff über den Riemen trat wieder in den Vordergrund.
General Rußki war jedoch anderer Auffassung. Cr nahm an, daß sich die
deutschen Hauptkräfte gegen die Linie Osowiec—Ostrolenka richten würden,
und wollte ihnen durch einen Vorstoß begegnen, zu dem die bisher bereiten
Kräfte der 12. Armee (2% Korps) an diesem Tage, dem 20. Februar, schon
von Lomza nach Norden antraten. Unter diesen Umständen überließ die
Oberste Heeresleitung es der Nordwestfront, ob sie gegebenenfalls bei
Orany eine Angriffsgruppe bilden wollte, und hielt auch nicht mehr unbe-
dingt an der Forderung fest, die Vzura—Rawka-Stellung bei neuem
deutschen Angriff unter allen Umständen zu halten.
Mißerfolge bei Grodno und Przasnysz.
2S7
Bei der 12. Armee wurde der für den 20. Februar befohlene Angriff
„ein bedauerlicher Fehlschlag". Die Hoffnung der Rüsten, hier einige Tage
die Vorhand zu gewinnen, erfüllte sich nicht. Ebenso wurde auch am 21. Fe-
bruar der Entlastungsangriff von Teilen des XV., II. und XXVI. Korps
aus dem Raume von Grodno zur Rettung der vom Gegner umklammerten
und mit zäher Entschlossenheit kämpfenden Teile der 10. Armee ein voller
Mißerfolg. Das Schicksal der vier in dem weiten Waldgelände von
Augustow am Wolkusz eingeschlossenen Divisionen war damit besiegelt.
General Rußki stand ganz unter dem Eindruck der hartnäckigen
deutschen Angriffe bei Przasnysz und erwartete daher jetzt den Hauptangriff
der Deutschen über den mittleren Rarew gegen Warschau. Rach seiner
Ansicht lag nunmehr „die Entscheidung des ganzen Krieges im Raume
Grodno—Warschau'"). Hier mußte ein Erfolg errungen werden. Die
1. Armee erhielt dementsprechend Befehl, ihre Kräfte schärfer nach rechts
in den Raum südlich Mlawa zusammenzuziehen. Gleichzeitig wurde auf
ihrem rechten Flügel das I. sibirische Korps eingeschoben. Cs sollte zu-
sammen mit dem II. sibirischen Korps auf dem linken Flügel der 12. Armee
zum Gegenangriff schreiten. Weitere 3% Divisionen wurden nacheinander
vom linken Weichsel-Ufer nachgezogen oder zum Nachziehen bestimmt");
außerdem erbat General Rußki ein Korps von der Obersten Heeresleitung.
Cr wies bei dieser Gelegenheit auf die geringe Kampfkraft seiner Ver-
bände hin; es fehlten beispielsweise der 2. Armee rund 127 000 Mann,
70 Geschütze und 150 Maschinengewehre an der Sollstärke; dazu kam
größter Mangel an Munition.
Am 22. Februar wurde die bei Przasnysz vereinzelt weit
vor der Front stehende 63. Reserve-Division vom deutschen Angriff um-
faßt, doch General Plehwe fühlte sich jetzt stark genug zum Gegenangriff.
Fm Raume von Lomza bis südwestlich Przasnysz wurden dazu am
23. Februar insgesamt mehr als 11 Divisionen") der 12. und 1. Armee
eingesetzt. Hartnäckige Kämpfe um Przasnysz brachten bei der Wieder-
einnähme der Stadt am 27. Februar den Russen gegen 10 000 Ge-
fangene. Zu tatkräftigem Nachstoßen fühlte sich aber die Führung nicht
stark genug; sie begnügte sich mit dem Abwehrerfolge.
0 Rjesnamow, I, S. 76.
2) % XXIII. Korps, 3. turkestanische Schützen-Brigade, I. Korps.
3) Gardekorps, % V. Korps, 1. kaukasische Schützen-Brigade, IV. sibirisches Korps,
5. Schützen-Vrigade, II. sibirisches Korps der 12. Armee, I. sibirisches Korps, Vs Bri-
gade des I. turkestanischen Korps, Vs XIX. Korps der 1. Armee.
21. bis
27. Februar.
268
Die Winter-Masurensch lacht.
7. Berract)tungen.
Die Winterschlacht in Masuren war nach Anlage und Durchführung
eine Vernichtungsschlacht, wenngleich das Ergebnis nicht alle Hoffnungen
der Führung erfüllte. Nach Absprengung der Flügel wurden vier Divi-
sionen der Heeresmitte umstellt und vernichtet. Der russische Nordflügel
war, gemeffen an dem Umfang der Veute und der Zahl der Gefangenen,
aufgerieben; seine beiden Infanterie-Divisionen, die 56. und 73., schieden
im Laufe des Kampfes völlig aus. Der englische Militärattache im
russischen Hauptquartier, der der Schlacht beiwohnte, berichtet, die 73. Divi-
sion habe schwer gelitten, wahrscheinlich alle Geschütze und Fahrzeuge ver-
loren; er faßte sein Gesamturteil dahin zusammen, daß die Schlacht „das
Schlimmste seit Tannenberg war", zwei oder mehr Korps seien verloren,
außerdem unersetzliche Geschütze und Gewehre. Nicht ganz so schwer
wurde der russische Südflügel getroffen. Dort hielt das III. sibirische
Korps, eine besonders bewährte Truppe, mit der die deutschen Divisionen
nicht zum ersten Male ihre Waffen kreuzten, den Angreifer so lange, bis
der Abzug seines rechten Nachbarkorps, des XXVI., durch Augustow ge-
sichert war. Auch die Sibirier vermochten sich, begünstigt durch das Ge-
lände, der Einkreisung, wenn auch nach schweren Verlusten, zu entziehen.
Von dem hohen moralischen Wert dieser Truppen zeugen die alsbald
wieder einsehenden Gegenangriffe am Vobr, die zeitweilig den nach-
drängenden Sieger in kritische Lagen brachten. Immerhin war auch der
russische Südflügel so erschüttert, daß das Schicksal der vier am Wolkusz
eingekreisten Divisionen der Armeemitte nicht mehr zu wenden war; aus
eigener Kraft konnten sie den eisernen Ring nicht sprengen. Nachdem auch
der Versuch, sich mit Hilfe ortskundiger Führer nach Grodno durch-
zuschleichen, nur wenigen hundert Mann gelungen war, streckte der Rest,
durch ein fürchterlich wirkendes Artilleriefeuer zermürbt und zu Tode er-
mattet, nach tapferer Gegenwehr schließlich die Waffen, da weiterer Wider-
stand nutzlos schien.
Die Anlage der Operation war das ausschließliche Verdienst des
Oberbefehlshabers Ost. Die Oberste Heeresleitung war daran, wie
übrigens auch an der Durchführung, völlig unbeteiligt. Mit kühner Ver-
antwortungssreudigkeit entblößte Generalfeldmarschall v. Hindenburg seine
langgestreckte Front südlich der Weichsel so stark von Kräften, daß er trotz
zahlenmäßiger Unterlegenheit an Gesamtstreilkräften da, wo er die Ent-
scheidung suchte, doch in annähernd gleicher Stärke auftreten konnte.
Gleichwohl begegnete die Verwirklichung des Vernichtungsgedankens
schon in der Schlachtanlage großen Schwierigkeiten. Eine Überflüge-
Ergebnis, Anlage und Durchführung der Winterschlacht.
269
lung der feindlichen Front ließ sich im Aufmarsch nicht erzielen; aus
der Schützengrabenfront heraus mußte die Stoßrichtung gegen Flanken
und Rücken des Feindes gewonnen werden. Erst nach Zertrümmerung der
Flügel des Gegners konnte durch Einschwenken von Norden und Süden
die Cinkreisungsbewegung eingeleitet werden. Cs kam darauf an, diese
vorbereitenden Kämpfe der ümfassungsoperation so kurz und durchschlagend
als möglich zu gestalten, um dem Feinde keine Zeit zu ausreichenden
Gegenmaßnahmen zu lassen. Dem trug der Llusmarsch durch enge Kräfte-
massierung gegenüber den feindlichen Flügeln Rechnung. Weiterhin waren
Geheimhaltung, Überraschung, schnelle Anfangserfolge und alsdann außer-
ordentliche Marschleistungen Voraussetzungen für den angestrebten Ver-
nichtungsersolg. Die Ablenkungsoffensive der 9. Armee bei Volimow und
die strengen Maßnahmen des Oberbefehlshabers Ost zur Geheimhaltung
taten ihre Schuldigkeit. Andererseits hat der mit gewaltigen Mitteln und
Personalkräften arbeitende russische geheime Nachrichtendienst seine obere
Führung im Stiche gelassen. Die Überraschung gelang vollkommen; bereits
am zweiten Angriffstage war der Pisseck-Abschnitt im Süden und auch die
Stellung des Gegners im Norden in der Hand des Angreifers; Vewegungs-
freiheit für beiderseitige ümfassung war gewonnen, der erste Ansah war
geglückt.
Ob die Durchführung der Operation in vollem ümfange ge-
lingen tvürde, hing in erster Linie von den Leistungen der Truppe ab.
Diese rechtfertigte das Vertrauen, das eine verantwortungsfreudige
Führung auf sie gesetzt hatte, im höchsten Maße, trotzdem sich gewaltige
Schwierigkeiten vor ihr auftürmten. War auch in sorgfältiger Vor-
bereitung den erwarteten Witterungseinflüssen Rechnung getragen, soweit
menschliche Voraussicht dazu überhaupt in der Lage war, so zeigte sich doch
im Laufe der Kämpfe, daß infolge der ungünstigen Witterung des Winter-
feldzuges der Erfolg der Operation nur zu oft ernstlich gefährdet war. An
der Opferwilligkeit der Truppe hat es nicht gelegen, wenn sie den vorwärts-
stürmenden Gedanken der Führung nicht immer mit der erwarteten Ge-
schwindigkeit folgen konnte. Der Macht der Naturgewalten war auch der
stärkste Wille der besten Truppe nicht immer gewachsen. Die hohe Zahl
der Marsch- und Krankenverluste, die die blutigen Verluste weit übertrafen,
legte Zeugnis davon ab, daß die Truppe kein Opfer scheute, um dem Feinde
an der Klinge zu bleiben. Schneidender Ostwind, eisige Kälte, hohe
Schneewehen, spiegelglatte Straßen, dann wieder nach jähem Witterungs-
umschlag Regen, Schlamm, Wasser und aufgeweichte Wege stellten an die
Leistungsfähigkeit von Mann und Pferd die höchsten Anforderungen. Un-
erhörte Anstrengungen und Entbehrungen wurden von der Truppe in dem
270
Die Winter-Masurenschlacht.
wegearmen, durch zahlreiche Truppendurchzüge seit Monaten verödeten
Gebiete willig ertragen. Selten konnte ein schützendes Dach in den
wenigen und ärmlichen Dörfern die frierende, hungernde und zu Tode er-
mattete Truppe aufnehmen. Auf der Landstraße oder auf öden, dem
schneidenden Winde schutzlos preisgegebenen Schneefeldern, die sich nach
jähem Wetterumfchlag wieder in zähen Morast verwandelten, fand sie zu-
meist eine unzureichende Nachtruhe von nur wenigen Stunden. Aber trotz
aller dieser Hemmnisse, die an ihrer Kraft mehr zehrten als die feindliche
Wasfenwirkung, trieb Pflichtgefühl, Siegeswille und Vertrauen zu einer
Führung, die schon so oft den Weg zum Siege gewiesen hatte, die Truppe
im Kampfe mit Schnee und Kälte, Hunger und Sümpfen immer wieder vor-
wärts an den Feind. Bald konnte die Verpflegung der Truppe nicht mehr
folgen. Auch die Artillerie blieb zurück. Einzelne Geschütze wurden vorn bei
der Infanterie mitgeschleppt, die, sobald man auf Feind stieß, aus der Straße
abprotzten. Bewegungen selbst der Infanterie abseits der Straße waren
fast völlig unmöglich.
Solche Verhältnisse gestalteten die Kampftage für den Angreifer
während der ganzen Winterschlacht besonders schwierig, zumal da auch die
Geländegestaltung mit den zahlreichen Seen-Abschnitten und Engen dem
weichenden Feind immer günstige Nachhutstellungen bot, die nicht um-
gangen werden konnten und frontal angegriffen werden mußten. Dünne
Infanteriespitzen endlos langer Marschkolonnen mit einzelnen Geschützen
stießen auf Feind, der den Angriff in Stellung erwartete. Die Entwicklung
beanspruchte viel Zeit, die Artillerieunterstützung war gering, die Last des
Kampfes hatte mehr denn je die Infanterie zu tragen. So erklärt es sich,
daß in den einzelnen Kämpfen nicht schnellere und größere Erfolge erzielt
wurden und daß dank dem erfolgreichen Widerstände der Russen gegen den
Flügeldruck, namentlich im Süden, der erste Cinkreisungsversuch bei
Augustow nicht gelang.
Nicht zu verkennen ist freilich auch, daß einige Maßnahmen der
höheren Führung, geboren aus der taktischen Lage des Augenblicks, von
Einfluß auf das nicht voll befriedigende Ergebnis der Amfassungsoperation
gewesen sind. Anscheinend auf Grund der Erfahrungen von Brzeziny hatte
der Oberbefehlshaber Ost vor Beginn der Schlacht und in ihrer ersten
Phase mehrfach vor zu weit ausholender operativer Amfassung zuungunsten
des taktischen Erfolges gewarnt. Vielleicht haben diese Hinweise dazu bei-
getragen, daß Armee- und Korpsführer mehrfach ihre Kräfte zu frontaler
Aberwindung feindlichen Widerstandes eng zusammenhalten zu müssen
glaubten. Bei Lyck mißglückte die Einkreisung des III. sibirischen Korps,
weil vom Oberbefehlshaber der 8. Armee der Amfassungsflügel des
Die Führung.
271
xxxx. Reservekorps vom 9. Februar ab aus feiner nach Osten ausholen-
den Bewegung heraus nach innen herangezogen wurde und sich dann
frontal festlief. Wertvolle Zeit ging verloren, bis die Divisionen ihre Ilm-
faffungsbewegung wieder aufnehmen konnten. Ähnlich war die Lage bei
der 10. Armee vor Suwalki. Das XXXVIII. Reservekorps verwendete
am 12. Februar zur Herstellung des ihm anbefohlenen Anschlusses an die
8. Armee eine ganze Division. Deren Vorführung nach Süden westlich,
statt, wie ursprünglich beabsichtigt, östlich des Wysztyter-Sees, hatte nicht
nur eine unerwünschte Kräfteanhäufung an operativ und taktisch un-
wichtiger Stelle nordwestlich Suwalki zur Folge, sondern trug auch dazu
bei, daß die linke Nachbar-Division sich gleichfalls in den Kampf um diesen
Ort verbiß. Vergrößert wurde diese Stauung der Kräfte vor Suwalki
dann noch dadurch, daß der Führer der 10. Armee am 15. Februar auch
noch die schon nach Südosten ausgreifenden Divisionen des Generals
v. Lauenstein nach Suwalki heranzog. Hier waren sie tagelang untätig
festgelegt, während im Walde von Augustow die Kräfte fehlten, um den
Ring um die russischen Divisionen bei Augustow und Suwalki fest zu
schließen. Hinzu kam das Zögern in der Weiterführung der Ilmfassungs-
bewegung, das sich am 14. Februar beim XXI. Armeekorps geltend machte.
Indessen, auch wenn die 42. Infanterie-Division sofort in voller Stärke
in das Waldgelände geworfen worden wäre, war sie zu schwach, um
zwischen Sejny und Augustow den Durchbruch von sechs russischen
Divisionen zu verhindern. Das Mißlingen des ersten Cinkreisungsver-
suches hat die Entscheidung um Tage hinausgezögert und den Russen Zeit
gegeben, die Bobr-Front durch Heranführung neuer Kräfte zu stützen.
Jetzt fand das Wagnis der ganzen Operationsanlage in der wachsen-
den Gefährdung der Flanken seinen sichtbaren Ausdruck. Mit sorgender
Aufmerksamkeit waren die Blicke der höchsten Führer von Anbeginn der
Schlacht nach dem Riemen und besonders nach dem Rarew gerichtet, und
fortgesetzt war der Oberbefehlshaber Ost darauf bedacht, den gefährdeten
Frontteilen rechtzeitig Kräfte zur Verstärkung des Flankenschutzes zuzu-
führen. Cs war nicht immer zu vermeiden, daß bei der sich dauernd ver-
schärfenden Lage am Rarew Verbände zerrissen und Truppen verschoben
werden mußten, wie sie gerade verfügbar waren. Auch auf die 9. Armee
mußte in immer größerem Ilmfange zurückgegriffen werden. Ähnlich ver-
fuhr der Gegner. So ergab sich auf beiden Seiten eine fortlaufende Be-
wegung hinter der Weichselfront nach dem Rarew zu, in der die Russen
auf der inneren Linie zunächst einen Vorsprung gewannen, zumal da diese
Bewegung bei ihnen aus anderen Gründen schon Anfang Januar einge-
setzt hatte.
272
Die Winter-Masurenschlacht.
Trotz dieser Erschwernisse hat sich dann aber die kühne und zielsichere
Führung im Schlußakt des gewaltigen Dramas in den Wäldern von
Augustow durch das volle Gelingen der Einkreisung und Wehrlosmachung
des Mittelstllckes der feindlichen Armeefront belohnt gesehen.
Angesichts dieses bedeutenden Teilerfolges muß es bedauert werden,
daß die Oberste Heeresleitung nicht stärkere Kräfte für die Durchführung
der Operation zur Verfügung gestellt hat. Der Oberbefehlshaber Ost hat
die Überweisung weiterer Verstärkungen aus dem Westen wiederholt
erbeten. Diese sollten als Staffel hinter dem rechten Flügel gleichzeitig
mit dem Schlage gegen die russische 10. Armee in Ostpreußen gegen den
Rarew und Ostrolenka angreifen. Cs läßt sich nicht leugnen, daß früh,
zeitiges, energisches Zufassen am Bobr und auch bei Lomza zum Fall der
Bobr—Rarew-Schranke und damit zu einem entscheidenden Vorgehen in
den Rücken des im Weichsel-Vogen stehenden Feindes geführt hätte. Auch
hinter dem Nordflügel konnte eine solche Verfügungsgruppe der obersten
Führung Aufgaben finden, die den Gang der Operation günstig beein-
flussen mußten, sei es zunächst auch nur, daß sie die Führung von der Sorge
um den Flankenschuh gegen den Riemen befreit und der zunächst schwachen
und nach drei Seiten gebundenen 31. Infanterie-Division von vornherein
stärkeren Rückhalt verliehen hätten. Darüber hinaus boten sich aber einer
solchen Flügelstaffel auch operative Verwendungsmöglichkeiten durch einen
Handstreich auf Grodno oder durch Übergang über den Riemen nördlich
der Festung. Wie wir heute wissen, waren die Rüsten damals um das
Schicksal Grodnos sehr besorgt; am 16. Februar fürchtete man, die Festung
preisgeben zu müssen. Wie eine Meldung der russischen 10. Armee vom
18. Februar abends besagte, verfügte die Festung bei 68 Kilometer Umfang
im ganzen nur über etwa acht Bataillone Landwehr und Ersah als Be-
satzung. Die Möglichkeit, Grodno durch Handstreich zu nehmen, war also
gegeben, und, wie die Vorgänge bei Swientojansk am Riemen bewiesen^),
bot der Übergang über den Riemen keine unüberwindlichen Schwierig,
keilen. Operativ wäre die Fortnähme Grodnos deshalb von größter Be-
deutung gewesen, weil damit auch die wichtige Verbindung Petersburg-
Warschau den Russen verlorengegangen wäre. Rach dem Durchbruch über
den Bobr bei Grodno hätte sich dann vielleicht sogar der Stoß in den
Rücken des Feindes auf Vialystok weiterführen lasten. Cs bleibt dabei
allerdings zu bedenken, daß die unwägbaren Hemmnisse und Einflüsse des
Winterfeldzuges die Kraft der Truppe außerordentlich stark verbraucht
hatten — zweifellos stärker als die feindliche Waffenwirkung. Bei Schnee,
i) S. 239.
Operationsmöglichkeiten bei stärkerer Kräftezuweisung.
273
Eis und grimmiger Kälte konnten die besten Überlegungen und Maß-
nahmen der Führung viel leichter wirkungslos bleiben als selbst bei
stärksten Witterungseinflüssen eines ungünstigen Sommers.
Cs hat sich ferner für die Führung der Operationen im Bereich des
Oberbefehlshabers Ost als nachteilig erwiesen, daß seine Streitkräfte kurz
zuvor durch Abgaben an die Karpaten-Front um 2% kampfkräftige Infan-
terie-Divisionen geschwächt worden waren. Ob der Oberbefehlshaber Anfang
Januar für diese Abgaben zu gewinnen gewesen wäre, wenn er bereits
damals über den Einsah der neuen Korps im Osten unterrichtet gewesen
wäre und durch diesen Krästezuwachs sich ihm andere Crfolgsaussichten
eröffnet hätten, darf bezweifelt werden. Cs läßt sich nach unserer heutigen
Kenntnis der Wirkung des Ablenkungsangriffes bei Volimow—Vorzymow
wohl mit Sicherheit annehmen, daß die Russen bei baldiger Wieder-
holung solcher Angriffe in Westpolen an oder hinter die Weichsel zurück-
gegangen wären. Zu einer entscheidenden Operation im Osten, wie sie
der Generalfeldmarschall v. Hindenburg ursprünglich angestrebt hatte, ist es
aus Mangel an verfügbaren Kräften auch diesmal nicht gekommen.
Ostpreußen war zum zweiten Male von den Russen befreit, ein neuer
großer Vernichtungssieg war errungen. Das Ziel aber, das sich die höhere
Führung bei der Anlage der Operation gesetzt hatte, wurde nicht erreicht;
dem großen Schlachterfolge blieb die damals erstrebte strategische Aus-
wirkung versagt. Widerstrebend und langsam nur rang sich die oberste Füh-
rung zu dieser Erkenntnis durch. Vis zum 26. Februar wehrte sich General-
feldmarschall v. Hindenburg gegen den Gedanken, die Operation aufzugeben.
Der nicht geglückte erste Cinkreisungsversuch bei Augustow, die Mißerfolge
am Bobr, die Zuspitzung der Lage bei Przasnysz waren die Marksteine am
Wege zu dem schweren und bitteren Entschluß vom 27. Februar, die weitere
Offensive einzustellen. Die Krise auf dem Ost-Kriegsschauplahe, durch die
Siege um Lodz 1914 nur hinausgeschoben, wurde auch durch den neuen
großen Schlachtersolg nicht beseitigt, trotz aller Hingabe der Truppe.
Mit den im Osten verfügbaren Mitteln ließ sich angesichts der russischen
Übermacht kein entscheidendes Ergebnis mehr erzielen, selbst dann nicht,
wenn durch Abwehr an der Rarew-Front Kräfte zum Einsatz bei der
10. Armee ausgespart worden wären.
Gleichwohl ist die Operation für die Gesamtlage im Osten nicht ohne
bedeutsames strategisches Ergebnis geblieben. Die neue Niederlage löste
in Rußland um so größere Sorge aus, als dieses traurige Vorspiel des
neuen Feldzugsplanes wenig Hoffnung auf eine Wendung der Lage er-
weckte, deren man aus innerpolitischen Gründen so dringend bedurfte. Der
t Weltkrieg. VII. Band. 18
274
Die Winter-Masurenschlacht.
Generalstabschef des Großfürsten schrieb damals an den Kriegsminister
von dem „ganzen Schrecken der Katastrophe", vom „schmachvollen Ver-
halten" des Kommandierenden Generals des III. Korps und der Reserve-
Divisionen, die er Panik-Divisionen nannte; die Verluste seien ungeheuer.
Cs sei eine neue „Heimsuchung". Vom XX. Korps sei nur etwas vom
Troß und von der Artillerie durchgekommen). Die gewaltigen Material-
verluste^) drohten angesichts der geringen Leistungsfähigkeit der heimischen
Rüstungsindustrie zu einer baldigen ernsten Krise zu führen. Man suchte
nach Schuldigen, oben und unten, stellte den Kommandierenden General
des III. Korps vor ein Kriegsgericht und sprach sogar von Verrat. Am
die öffentliche Meinung zu beruhigen, mußte ein Opfer fallen. Ein
Gendarmerieoberst, der beschuldigt war, den Deutschen die ihnen längst
bekannten russischen Stellungen verraten zu haben, wurde gehängt. Wie
heute unzweifelhaft feststeht, hat das russische Kriegsgericht einen Justiz-
mord begangen.
Wenn Oberstleutnant Hoffmann am 15. Januar in einem Fern-
gespräch mit der Obersten Heeresleitung erklärt hatte: „Halte es für ent-
scheidend, daß Korps baldigst, also Ende Januar kommen, da Rüsten uns
eventuell einen Strich durch die Operationen machen können", so hatte der
Verlauf der Operation bewiesen, daß der Oberbefehlshaber Ost in dem
sicheren Gefühl für die operativen Notwendigkeiten dem russischen An-
griffe vom Narew her zuvorgekommen war. In der Angewißheit, die den
Januar über bestand, gab es nur die eine selbstverständliche Lösung:
Initiative, Zuvorkommen durch Angriff, um den „gigantischen Plan" des
Großfürsten, von dem die ausländische Presse gesprochen hatte, zu zer-
stören. Tatsächlich hat ein solcher Plan nicht bestanden. Nach anfäng-
lichem Schwanken hatte sich der Großfürst zwar für den Angriff auf Ost-
preußen entschieden, der Generalquartiermeister im russischen Haupt-
quartier, General Danilow, betonte aber ausdrücklich, daß der Zustand der
Armee großangelegte Anternehmungen nicht gestatte. Wenn wir heute die
russische Amgruppierung im Ianuar/Februar verfolgen, so läßt sich mit
Gewißheit behaupten, daß zwei oder drei Wochen später die deutsche
Operation unter sehr viel ungünstigeren Verhältnißen hätte durchgeführt
werden müßen. So, wie der Zeitpunkt gewählt war, kamen die russischen
Entlastungsangriffe vom Narew her bei Lomza und Przasnysz zu spät und
konnten großenteils mit Truppen abgewehrt werden, die durch den in-
zwischen errungenen Sieg bei Augustow frei geworden waren. In völliger
Abhängigkeit von der deutschen Initiative suchte die russische Führung
i) Kraßny Archiv, Band 3, S. 31. — 2) S. 237, Fußnote.
Strategische Auswirkung des Sieges.
275
Plan- und ratlos nach Aushilfsmaßnahmen, um den völlig überraschend ge-
kommenen deutschen Schlag abzuwehren. Von einer planmäßigen Gegen-
offensive ist nicht mehr die Rede; die russische Heeresleitung weiß nicht,
ob die Reserven nach Orany, Grodno oder Vialystok fahren sollen, und
läßt schließlich den Gedanken eines entscheidungsuchenden Angriffes nach
Ostpreußen ganz fallen.
Am 23. Februar gab der Großfürst zu, daß er angesichts des Zu-
standes der Truppen und des Nachschubes nicht in der Lage sei, einen
kräftigen Gegenschlag zu führen und den Deutschen die Initiative wieder
aus der Hand zu winden. Dazu sei, wie General Danilow nach dem
Kriege schrieb, ein kräftiger Stoß in Westpolen das geeignetste Mittel
gewesen; doch habe man zu „einem solchen kühnen und verantwortungs-
vollen Manöver" weder über die notwendigen Mittel „noch wahrschein-
lich über genügenden Angriffsgeist" verfügt. Cr gesteht auch die Schwere
der Niederlage ein: das „russische Prestige" habe in Ostpreußen „zum
dritten Male einen schweren Schlag erlitten", die Eroberung Ostpreußens
sei durch den deutschen Sieg abermals vereitelt worden*). Schon seit den
großen Niederlagen des Sommers 1914 war die Eroberung Ostpreußens
eine Frage, die „wegen ihrer Anpopularität niemals mehr offen und in
ihrem vollen Amfange aufgerollt" werden durfte. Mit einem „gewissen
künstlich erzeugten Mißtrauen, ja sogar Vorurteil" wurden alle Gedanken
behandelt, die Ostpreußen betrafen, und Angriffsoperationen gegen Ost-
preußen trugen „den Charakter systemloser halber Maßnahmen, auf deren
Ausführung der Stempel der Lauheit und Anentschloffenheib) lag". Ost-
preußen, „das Wespennest" oder „die Falle", wie es im Munde der
russischen Generale hieß, hatte den Russen drei Armeen gekostet. Die Er-
oberung Ostpreußens als strategisches Ziel war nunmehr endgültig abge-
tan. Der deutsche Sieg in den Augustower Wäldern hatte dem „langen
und fruchtlosen Kampfe in Ostpreußen""), den der russische Generalstab
schon in seinen Friedensüberlegungen 1908 vorausgesehen und gefürchtet
hatte, für immer ein Ende bereitet. Mit dem vernichtenden Schlage
Hindenburgs gegen die russische 10. Armee waren auch die Pläne der feind-
lichen Heeresleitung zerbrochen. Das Schwergewicht, das der Großfürst
ursprünglich nach Norden verlegt wissen wollte, wurde nunmehr wieder
nach dem Süden verschoben. Darin lag eine strategische Auswirkung des
Sieges, wie sie damals freilich auf deutscher Seite nicht geahnt werden
konnte.
9 Danilow, S. 438. — 2) Danilow, S. 281. — 3) Saiontschkowski, S. 164 u. 351.
18*
276
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
8. Die abschließenden Rümpfe an der deutschen Ostfront
von Ende Februar bis Ende April 1915.
a) Die Absichten des Oberbefehlshabers Ost.
Karte 14.
Als sich der O b e r b e f e h l s h a b e r O st am 27. Februar entschloß,
die 10. Arme aus dem Walde von Augustow zurückzunehmen, wollte er
Kräfte zusammenziehen, um an einer Stelle seiner Gesamtfront mit über-
legener Kraft von neuem zum Angriff zu schreiten; an welcher, darüber bestand
noch keine Klarheit^). Nach den vorliegenden Nachrichten hatten die Russen
östlich der Weichsel insgesamt etwa 37 Infanterie- und elf Kavallerie-Divi-
sionen, davon einige durch die letzten Kämpfe schwer mitgenommen; neu fest-
gestellt waren das II., XIII., XV. Korps und das III. kaukasische Korps
sowie eine Garde-Kavallerie-Division. Demgegenüber verfügte der Ober-
befehlshaber Ost mit einigen Landsturmverbänden im ganzen über nur
24-14' Divisionen Infanterie und fünf Kavallerie-Divisionen, von denen aber
ein großer Teil durch schwere Kämpfe und die Unbilden der Witterung arg
zusammengeschmolzen war. Die bevorstehende -Zeit der Schneefchmelze und
„Wegelosigkeit" mußte lähmend auf alle Operationen wirken. Der Schwer-
punkt der Kampfhandlungen hatte sich von Augustow in die Gegend von
Przasnysz und Lomza verschoben. Dort griff der Feind, sich dauernd ver-
stärkend, mit seinen kampferprobtesten Korps an. Bei der 10. Armee war
auf eine Entspannung der Lage zu hoffen, da sie an der im Bau befindlichen
Stellung Augustow—Suwalki—Wylkowyszki einen Rückhalt finden konnte.
So blieb die Hauptsorge des Oberbefehlshabers Ost, der sich noch
in Lötzen befand, dem linken Flügel der Armee-Abteilung Gallwitz und der
8. Armee am Narew zugewandt. Die stark geschwächte 9. Armee hatte die
Aufgabe, durch Offensivstöße das Wegziehen weiterer feindlicher Kräfte zu
verhindern. Mit einem Angriff nördlich der Pilica war der Oberbefehls-
haber Ost einverstanden.
Am 5. März teilte General v. Falkenhayn mit, daß „eine Zurück-
nahme von Kräften der Ostfront nach dem Westen" — wie er sie noch am
19. Februar beabsichtigt hattet — „vorläufig, d. h. imMonatMärz,
nicht mehr in Aussicht genommen" sei. Als aber am 9. März das Er-
suchen folgte, „als Unterlage für weitere Entschließungen baldmöglichst
eine kurze Beurteilung der Lage auf dem östlichen Kriegsschauplatz" zu
übersenden, glaubte der Oberbefehlshaber Ost daraus entnehmen zu müßen,
daß General v. Falkenhayn doch wieder eine Schwächung der Ostfront in
0 S. 260. — -) S. 233.
Der Oberbefehlshaber Ost beabsichtigt, von neuem anzugreifen.
277
Erwägung ziehe. Generalfeldmarschall v. Hindenburg wies daher noch am
gleichen Tage nachdrücklich auf die Andurchführbarkeit einer solchen Absicht
hin: „Die von den Russen in die Linie Gegend östlich Plock—Grodno
herangeführten Truppen sind so stark, daß sie alle Kräfte der drei auf dem
rechten Weichsel-Afer befindlichen deutschen Armeen in Anspruch nehmen,
so daß eine Abgabe irgendwelcher Kräfte nicht in Frage kommen kann, wenn
nicht die durch die letzte Schlacht errungenen Erfolge wieder aufgegeben wer-
den sollen. Die eigene Absicht ist, die feindlichen Kräfte nach Möglichkeit
zu schädigen und zwar, wo es irgend angängig ist, durch Offensivschläge."
Die Absicht, „an einer Stelle zur Gegenoffensive vorzugehen", war
somit fallengelassen worden. Die deutsche Ostfront war mehr und mehr
in die Abwehr gedrängt; diese wollte der Oberbefehlshaber Ost angriffs-
weise führen. In seinen Auswirkungen führte dieser Entschluß zu ver-
schiedenen Unternehmungen mit örtlich beschränkten Erfolgen.
b) Die Kämpfe der 10. Armee im März und April 1915.
Karte 14.
Abwehr russischer Angrisse bis zum 5. März.
Am Abend des 26. Februar hatte das Oberkommando der 10. Armee
vom Oberbefehlshaber Ost die Mitteilung erhalten, daß eine Fortsetzung
der Offensive nicht beabsichtigt sei. Zwei Tage später wurde das
XXL Armeekorps mit zugeteilter sch 2. Infanterie-Division vom Gegner
unbemerkt aus dem Bereiche der Festungsgeschütze von Grodno in die
erkundete Stellung Rygalowka—Wolynka—Sopockinie zurückgenommen.
Rechts schloß am Bobr von Lipsk bis zum Augustowski-Kanal das
XXXX. Reservekorps an, links vom Augustowski-Kanal bis südlich Dru-
skieniki sicherte das XXXIX. Reservekorps gegen den mittleren Riemen.
Roch weiter nördlich stand in sehr lichter Ausstellung die Gruppe Kosch mit
der 1. Kavallerie-Division, der 5. Garde-Insanterie-Brigade und der
16. Landwehr-Division bis Iurborg am unteren Riemen, mit einigen
kleineren und wenig kampfkräftigen Grenzschuhabteilungen unter General-
major Freiherrn v. Esebeck nördlich dieses Flusses bis zur Ostsee. Sicheren
Meldungen zufolge verfügte der Feind zwischen Osowiec und Grodno
sowie bei Grodno über je drei Korps, bei Olita über zwei Kavallerie-Divi-
sionen und bei Kowno über ein Korps. Bisher unbestätigten Einwohner-
aussagen zufolge sollten sich bei Olita stärkere Kräfte zu einem Angriff
sammeln. Am 1. März teilte die Armeeführung den unterstellten Kom-
mandobehörden mit, daß die Armee in Kürze in die Linie Augustow—
Krasnopol—Lozdzieje zurückgeführt werde. Die 5. Garde-Insanterie-Bri-
gade wurde herausgezogen und zur Armee-Abteilung Gallwih abbesördert.
278
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
S. Vts
l8. März.
Inzwischen sehten die Russen ihre Angriffe über die Bobr-Niederung
fort. Am 1. März gelang es ihnen, bei Lipsk auf der Naht zwischen der
80. Reserve- und 2. Infanterie-Division in die schwach besetzte deutsche
Stellung einzudringen; sie wurden indes am 4. März im Gegenstoß unter
schweren Verlusten wieder über den Vobr zurückgeworfen, wobei sie
900 Gefangene verloren. Ebenso war am 2. März ein russischer Versuch
gescheitert, sich bei Ostrow zur Sicherung der Eisenbahnbrücke auf dem
Nordufer festzusetzen; 1500 Gefangene blieben in deutscher Hand. Ein
am 4. März an der Mündung des Augustowski-Kanals vorgetragener
Angriff brach sehr bald im Gegenstoß des XXXIX. Reservekorps zu-
sammen.
Auch gegen die Flanke der Armee gingen die Rüsten zum Angriff
vor. Während der Ablösung der 5. Garde-Infanterie-Vrigade fühlte der
Feind von Olita und Kowno her an deren Stellungen heran: bei Seröse,
Simno, Dauksze und Marjampol kam es zu Kämpfen, die indes keine
ernsteren Formen annahmen. Die hier drohende Gefahr wurde durch die
beabsichtigte Rückwärtsschwenkung wesentlich verringert, die für den
5. März in Aussicht genommen war, dann aber mit Rücksicht auf eine
gleichzeitige Rückwärtsbewegung auf dem äußersten rechten Flügel des
österreichisch-ungarischen HeeresH auf den 6. März verschoben wurde.
Der leitende Gedanke für die künftige Aufstellung der Armee war,
wieder Operationsfreiheit zu gewinnen, die bisher durch den sumpfigen
Vobr-Abschnitt und die Festung Grodno eingeschränkt war. Generaloberst
v. Eichhorn hoffte, daß der Gegner gegen Augustow—Suwalki folgen
werde. Dann wollte er ihn durch Angriff gegen seine Rordflanke fassen.
Dazu sollte das XXXX. Reservekorps mit der Yz 2. Infanterie-
Division die im Vau befindliche Stellung Augustowski-Kanal—Augustow—
Wigry-See südöstlich Suwalki besehen. Das XXI. Armeekorps
und XXXIX. Reservekorps sollten in mehr nördlicher Richtung,
linker Flügel auf Kalwarja, ausweichen, die Gruppe Kosch diese Flanken-
bewegung gegen die Russen am mittleren Riemen decken und verschleiern.
Der erste deutsche Gegenstoß. 5. bis 12. März.
Skizze w.
Die Rückwärtsbewegung verlief planmäßig und ohne Störung durch
den Feind. Das XXXX. Reservekorps nahm bereits am 6. März seine
neuen Stellungen ein; hinter ihm bezog die hh 2. Infanterie-Division um
Augustow Unterkunft. Vom XXI. Armeekorps gruppierte sich am 7. März
0 S. 120.
Zurücknahme der 10. Armee und erster Gegenstoß.
279
die 42. Infanterie-Division zwischen Wigry-See—Krasnopol—Nowiniki
zur Verteidigung; die 31. Infanterie-Division erreichte die Gegend von
Punsk. Etwas vorwärts gestaffelt hatte das XXXIX. Reservekorps an
der Straße Sejny—Kalwarja mit der 77. Reserve-Division bei Pelele
und mit der 78. Reserve-Division bei Mackowo haltgemacht. In diesen drei
Divisionen hatte Generaloberst von Eichhorn somit einen beweglichen
Stoßflügel.
Am stärksten drängte der Feind auf dem Südflügel über den Bobr
nach. Hier fühlte der Gegner bereits am 7. März verschiedentlich gegen
die Stellung des XXXX. Reservekorps vor; zwei russische Korps wurden
vor seiner Front festgestellt. Llm folgenden Tage griff der Gegner süd-
lich Augustow so heftig an, daß die schon im Abmarsch befindliche
% 2. Infanterie-Division bei Sosnowo-Schleuse wieder eingesetzt werden
mußte. Auf der übrigen Armeesront folgte der Gegner nur langsam und
vorsichtig, so daß sich die Hoffnung des Armee-Oberkommandos, der Feind
werde von Grodno her scharf nachdrängen und seine rechte Flanke einem
Angriff darbieten, nicht erfüllte.
Auch am 8. März bot sich noch kein lohnendes Angriffsziel für den
Rordflügel. In den großen Waldungen wurden Russen bei Sajenek,
Sucharzeczka und Makarce festgestellt. Einem aufgefangenen Funkspruch
zufolge war das russische II. Korps in zwei Kolonnen über Sopockinie—
Kopciowo und über Kalety—Giby auf Sejny im Anmarsch. Flieger
meldeten, daß der Feind von Sereje in breiter Front südlich des Dus-
Sees vorgehe; er wurde auf drei Regimenter geschätzt. Ferner stieß die
1. Kavallerie-Division nördlich Sejny auf russische Kavallerie. Nunmehr
entschloß sich Generaloberst v. Eichhorn, am 9. März mit seinem Nord-
flügel anzugreifen. General v. Velow sollte den Feind nördlich Krasnopol
anlaufen lasten und gegebenenfalls selbst angreifen, wozu ihm die
77. Reserve-Division unterstellt wurde. Den Hauptangriff hatte General
v. Lauenstein mit der 31. Infanterie-, 78. Reserve- und 1. Kavallerie-Divi-
sion beiderseits der Kirsna nach Süden zu führen. Hierzu wurden die
beiden Divisionen hinter der 77. Reserve-Division noch weiter nach Nord-
osten in der Richtung auf Simno verschoben. Die 1. Kavallerie-Division
sollte nördlich Galince die Lücke zwischen der 77. Reserve-Division und dem
Stoßflügel schließen.
Bei strengem Frost, der bis zu 25 Grad Celsius sank, vollzog sich die
nächtliche Verschiebung der Stoßgruppe. 2lm 9. März wurde die russische
73. Reserve-Division des III. Korps bei Lozdzieje geschlagen. Vei an-
haltender scharfer Kälte wurde der Angriff am 10. März mit dem linken
Flügel östlich um den Galadus-See herum aus Verzniki weitergeführt, um
280
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
II. bis
12. März.
13. bis
2«. März.
alle weiter westlich stehenden russischen Kräfte abzufangen. Die 77. Re-
serve-Division schloß sich westlich des Sees dem Vorgehen an. Spät abends
war Berzniki genommen, in Sejny stand noch Feind. Am 11. März sollte
auch die 42. Infanterie-Division angreifen. Durch einen aufgefangenen
Funkspruch wurde in der Frühe des 11. März bekannt, daß der Gegner
schon am Abend vorher den Befehl zum Rückzüge in den Nordteil der Wal-
dungen erteilt hatte. Die Annahme, daß er in der Richtung auf Grodno
ausweichen werde, bestätigten alsbald Fliegermeldungen. Aussicht auf eine
erfolgreiche Weiterführung der Amfassungsbewegung bestand jetzt nicht mehr;
der Vorsprung des Feindes war zu groß. Das Armee-Oberkommando be-
gnügte sich deshalb damit, nur die 1. Kavallerie-Division in den Wald nach-
fühlen zu lassen, die Infanterie-Divisionen aber am Nordrande des Forstes
anzuhalten. In Kämpfen mit Nachhuten des Feindes erreichten die vier
Divisionen die Linie Froncki—Zelwa. Stark erschöpft gelangte die
1. Kavallerie-Division bis Kopciowo und warf noch Teile an die Straße
Giby—Kalety vor.
Durch den eiligen Abzug der Russen war der Weg in die Flanke des
Feindes vor dem XXXX- Reservekorps freigeworden. Dieser hatte wäh-
rend der letzten Tage südlich Augustow heftig angegriffen und war sogar
am 10. März bei Kolnica vorübergehend in die deutsche Stellung ein-
gebrochen. Generaloberst v. Eichhorn hoffte, am 12. März diesen Gegner
durch Angriff von Norden her aufrollen und vielleicht mit ihm zusammen
den Bobr überschreiten zu können. Der Stoß verlief aber ergebnislos, da
der Feind rechtzeitig hinter dem Flußabschnitt verschwand. Die Gesamt-
beute der dreitägigen Kämpfe betrug 5400 Gefangene und einige Geschütze.
Die Kämpfe vom 13. März bis Ende April.
Skizze w.
Ein Stehenbleiben in der erreichten Linie kam angesichts der Flanken-
bedrohung vom mittleren Niemen her nicht in Frage. Die Truppen be-
durften dringend der Ruhe. So wurde die Armee bis zum 15. März in
der Hauptsache wieder in die letzte Stellung zurückgeführt, bereit zu neuem
Gegenstoß, wenn der Feind abermals vorginge. Das XXXX. Reserve-
korps nahm wieder seine weitgedehnte Abwehrstellung südlich und nördlich
von Augustow, das XXXIX. Reservekorps rückte in den Raum zwischen
Wigry- und Galadus-See, das XXI. Armeekorps bildete nordöstlich
dieses Sees den linken Flügel; die 1. Kavallerie-Division blieb in der
Gegend nordwestlich Kopziowo vor der Front. In den nächsten Tagen
wurde aber die Stoßkraft der Armee durch weitere Abgaben (General-
kommando I. Armeekorps, % 2. Infanterie-Division, % 78. Reserve-Divi-
Neues Ausweichen der 10. Armee nach taktischen Erfolgen.
281
siow) und ein Infanterie-Regiment der 31. Infanterie-Division^)) nach und
nach weiter geschwächt, und damit wurden auch die Crfolgsaussichten eines
künftigen Offensivstoßes geringer. Daß die bisherige Gruppe Kosch, die
jetzt Generalleutnant Sommer befehligte, in diesen Tagen bei Wirballen
durch 4. Kavallerie-Division von der 8. Armee verstärkt wurde, war
gegenüber den starken Abgaben an Infanterie bedeutungslos. Angesichts
der Kräfteverminderung entschloß sich Generaloberst v. Eichhorn, den Nord-
stügel seiner Hauptkräfte noch etwas weiter zurückzunehmen, das XXI. Armee-
korps bis Kalwarja, die 1. Kavallerie-Division nach Verzinkt und die bis-
her bei Sereje stehende Abteilung der 16. Landwehr-Division nach Lozdzieje.
Der Feind folgte langsam.
Am 21. März wurde die Stellung der 1. Kavallerie-Division östlich ri.MSrz.
Sejny unhaltbar, auch bei Punsk griffen die Russen an. Generaloberst
v. Eichhorn wollte den Feind dieses Mal möglichst tief in die vorzuberei-
tende Amfassung hineinlaufen lassen und nahm die 77. Reserve-Diviston in
eine Stellung zurück, die vom Nordrande des Wigry-Sees in der Richtung
auf Rutka Tartak verlief, so daß von südlich Augustow bis hierher drei
Divisionen in weitgestreckter Front nach Osten standen. Im Winkel dazu
sollten hinter dem Oberlauf der Szeszupa die 1. Kavallerie-Division bei
Lubowo anschließen, das XXI. Armeekorps bei Kalwarja mit der Front
nach Süden zum Stoß bereitstehen. Dessen Flanke war durch Sicherungen
der 16. Landwehr-Division bei Ludwinow, Marjampol und nördlich gedeckt.
Vis zum 24. März war diese Aufstellung eingenommen. Der Gegner
näherte sich nur langsam und vorsichtig. Vor dem XXXX. Reservekorps
schienen das III. sibirische und XXVI. Korps im Anrücken zu sein, das
II. Korps ging über Sejny vor, das III. von Lozdzieje zunächst nach
Westen, bog dann aber in mehreren Kolonnen nach Nordosten und Norden
ab; ihm voraus näherte sich starke Kavallerie dem Szeszupa-Abschnitt von
Lubowo. Aber auch in der linken Flanke des XXI. Korps tauchte Feind
auf; hier erschien östlich von Ludwinow die 1. Garde-Kavallerie-Division.
Die ganze russische 10. Armee, vier Korps und vier Kavallerie-Divisionen,
marschierte — wie es im Kriegstagebuch der deutschen 10. Armee heißt —
im allgemeinen in der „von der deutschen Führung gewünschten Rich-
tung" vor.
Am 24. März ging der Feind mit etwa sieben Bataillonen gegen
den Szeszupa-Bogen südlich Ludwinow zum Angriff über, während er sich
weiter südwestlich zurückhielt. Cs war Tauwetter eingetreten; die Schnee-
schmelze hatte Gelände und Wege in unergründlichen Schlamm verwandelt.
1) Zur Armee-Abteilung Gallwih. — 2) Zur 8. Armee.
282
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
27. bis
ZI. März.
Generaloberst v. Eichhorn, der inzwischen die % 4. Kavallerie-Division zur
Verstärkung des Stoßflügels auf Ludwinow in Marsch gesetzt hatte, befahl
mittags das Vorgehen der 31. Infanterie-Division zum Gegenangriff.
Dieser hatte Erfolg und wurde in den nächsten Tagen zusammen mit der
42. Infanterie-Division rechts, der 4. Kavallerie-Division links in der Rich-
tung auf Lozdzieje gegen Nordflanke und Rücken des Feindes fortgesetzt.
Am 27. März sollte das XXH Reservekorps mit starken Kräften
südlich des Wigry-Sees gegen des Feindes Rückzugsstraßen vorgehen, auch
das V2 XXXIX. Reservekorps sollte jetzt mit angreifen; der Oberbefehls-
haber Ost führte ihm von der 8. Armee die 76. Reserve-Division, teilweise
durch andere Truppen ergänzt, nach Suwalki zu. Generaloberst v. Eich-
horn wies das XXI. Armeekorps darauf hin, daß schnelles Fortschreiten
seiner Amfassungsbewegung für das Gelingen der Operation von ent-
scheidender Bedeutung sei. Die Ergebnisse des allgemeinen Angriffs blieben
aber hinter den Erwartungen zurück. Auf der ganzen Linie zwischen Wigry-
See und Dus-See kam es zu erbitterten Frontalkämpfen. Trotz örtlicher
Erfolge, die bei Krasnopol etwa 4000 Gefangene, ein Geschütz und sieben
Maschinengewehre als Beute brachten, führte das Ringen auch in den
nächsten Tagen zu keinem entscheidenden Erfolge. Die Russen wehrten sich
hartnäckig und gingen mehrfach zu Gegenangriffen über. So bildete sich
allmählich eine Front, die östlich von Krasnopol und Punsk verlies und
dann ostwärts zum Dus-See umbog. Als das Vorgehen der 31. Infan-
terie-Division am 30. März am Dus-See gerade wieder etwas in Fluß
zu kommen schien, veranlaßten Nachrichten der Luftaufklärung über russische
Truppenausladungen bei Olita das Armee-Oberkommando dazu, diesen
Flügel nordwestwärts zurückzunehmen. Auch als ein von General v. Below
entsandter zweiter Flieger bei Olita keinen Feind feststellen konnte, hielt
das Armee-Oberkommando an diesem Befehle fest; es hatte den Eindruck
gewonnen, daß angesichts der ständig wachsenden Wegelosigkeit und der
sichtlichen Ermattung der Truppe ein größerer Erfolg doch nicht mehr zu
erzielen war. Mit einer Beute von 5000 Gefangenen trat das XXI. Armee-
korps die Rückwärtsbewegung an, nachdem es auf 30 Kilometer Front gegen
Teile des russischen II., III., XIII?) und des III. sibirischen Korps ge-
fochten hatte.
In der zweiten Märzhälfte war der Oberbefehlshaber Ost durch den
Einbruch schwächerer russischer Kräfte über Memel und Tauroggen nach
Ostpreußen überrascht worden. Ain 17. März durchbrachen im Nord-
el Das bei Dannenberg aufgeriebene XIII. Korps hatte bisher nur eine Bri-
gade neu aufgestellt.
Einbruch der Russen in das Memelgebiet.
283
zipfel Ostpreußens 4000 Russen mit zehn Maschinengewehren und acht
Geschützen die schwache Landsturmsicherung an der Grenze und drangen
plündernd und sengend von Norden und Osten gegen Memel vor. Am
Abend sahen sich die schwachen deutschen Kräfte gezwungen, nach der Neh-
rung überzugehen; ein großer Teil der Bevölkerung folgte, die Rüsten
rückten in Memel ein. Am nächsten Tage wurde auch der weiter südlich
bei Tauroggen stehende Grenzschutz gezwungen, vor überlegenem Gegner
auf Laugszargen zurückzuweichen und diesen Ort am 20. März den Russen
zu überlassen. Dank den vom Oberbefehlshaber Ost und dem Oberkom-
mando der 10. Armee eiligst herangeführten Verstärkungen — sechs Batail-
lone, zweieinhalb Batterien, starke Teile der 4. und 6. Kavallerie-Division —
gelang es, am 21. März unter Führung des Gouverneurs von Königsberg,
Generalleutnants v. Papprih, Memel wiederzunehmen. Die Rüsten
gingen unter erheblichen Verlusten und unter Preisgabe mehrerer Geschütze
und Maschinengewehre eilig nach Norden zurück. Bei Polangen wurde
am 23. März die Verfolgung eingestellt, ohne daß es trotz Einsatzes starker
Kavallerie gelungen war, nennenswerte Teile des Gegners abzufangen.
Einige Tage später, am 29. März, wurden die Rüsten auch aus Tau-
roggen durch die verstärkte Brigade Esebeck (sechs Bataillone, drei Bat-
terien und Teile der 6. Kavallerie-Division) verjagt. Generalmajor Frei-
herr v. Esebeck übernahm den Grenzschutz von Schmalleningken bis Koad-
juthen, von dort anschließend die 6. Kavallerie-Division.
Am 1. April stand die deutsche 10. Armee im wesentlichen wieder in i. bis 7. April,
derselben Stellung wie vor dem 24. März: das XXIX. Reservekorps in der
ausgebauten Stellung beiderseits Augustow, in der Mitte das aus der 76.
und 77. Reserve-Division gebildete Korps Lauenstein zwischen Wigry-
See und Sidory, die 42. Infanterie-Division des XXI. Armeekorps bei
Wizajny hinter der Front, die 1. Kavallerie-Division bei Lubowo und die
31. Infanterie-Division bei Kalwarja. Der Feind rückte langsam nach.
Als er sich am 3. April dem Szeszupa-Bogen südlich Ludwinow näherte,
billigte das Armee-Oberkommando den Entschluß des Generals v. Below
zu abermaligem Gegenangriff des XXI. Armeekorps. Am 4. April wurde
die 42. Infanterie-Division von Wizajny nach Kalwarja herangezogen;
am nächsten Tage begann der Angriff unter dem Kommandeur der
42. Infanterie-Division, Generalleutnant v. Bredow, nachdem General Fritz
v. Below tags zuvor als Armeeführer nach dem Westen abberufen worden
war. Trotz aller Bemühungen gelang es nicht, den Gegner, der inzwischen
den weit nach Südosten vorspringenden Szeszupa-Bogen in Besitz genommen
hatte, vom linken Äser wieder zu vertreiben. Die Bewegungen blieben im
284
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
Schlamm stecken, und die Angriffskraft des XXI. Armeekorps, das in acht-
wöchigen Kämpfen Hervorragendes geleistet, aber auch am schwersten
geblutet hatte, war jetzt erschöpft. Am 7. April wurde der Angriff auf
Befehl des Armee-Oberkommandos eingestellt. Die augenblicklichen Stel-
lungen sollten gehalten werden.
8. dis 3V. April. In den folgenden Tagen ließ die Kampftätigkeit nach. Die Er-
mattung der Truppe und die Schwierigkeiten der Jahreszeit schloffen größere
Unternehmungen aus.
Generaloberst v. Eichhorn ließ das XXXX. Reservekorps, das seit
fast sechs Wochen hinter Sumpf und Seen einen verhältnismäßig ruhigen
Abschnitt gehabt hatte, mit dem bei Kalwarja stehenden XXI. Armee-
korps tauschen. Mit dem 26. April trat folgende Abschnittseinteilungch in
Kraft:
XXI. Armeekorps (ohne verstärkte 65. Infanterie-Brigade) vom
Ostrand des Rajgrod-Sees bis Südrand des Wigry-Sees;
76. und 77. Reserve-Division unter Generalleutnant Elster-
mann v. Elfter bis zum Wigra-Fluß;
1. Kavallerie-Division an der Szeszupa bis Iurgieziory;
XXXX. Refervekorps mit 65. Infanterie-Brigade
und 4. Kavallerie-Division bis nördlich Ludwinow;
Landwehr-Division Königsberg, ohne ihre beiden ab-
gegebenen Regimenter^), anschließend bis zum Riemen.
Rach der Memel bei Schmalleningken waren mit besonderem Aufträge
des Oberbefehlshabers Ost im Anmarsch: das Generalkommando des
XXXIX. Reservekorps mit % 78. Reserve-Division, die inzwischen vom
westlichen Kriegsschauplätze eingetroffene 3. und bayerische Kavallerie-Divi-
sion. Im Memel-Zipfel sicherten die 6. Kavallerie-Division und General-
major Freiherr v. Esebeck mit etwa elf Bataillonen (Ersah- und Land-
sturm), einigen Schwadronen und Batterien. Dort wurde auch die von der
9. Armee kommende 6. Reserve-Division ausgeladen").
Die März- und Aprilkämpfe der 10. Armee bildeten die letzten Aus-
läufer des großen Ringens um Ostpreußen, das zu Anfang des Jahres von
neuem begonnen hatte. Der Gegner war zwar nachhaltig geschwächt und
endgültig von deutschem Boden vertrieben worden, doch war es nicht
gelungen, ihm einen entscheidenden Schlag zu versehen. Der deutschen
10. Armee mit etwa sieben Divisionen Infanterie und zwei Kavallerie-
0 Vgl. Karte 18. — *) S. 239 und 242. — --) S. 288 und 295.
Operationsruhe während der Schneeschmelze.
285
Divisionen hatte die russische 10. Armee in dieser Zeit mit 11% Divisionen
Infanterie und vier Kavallerie-Divistonen gegenübergestanden. Mehrfach
hatte die 10. Armee zum Schlage ausgeholt, doch wich der Feind jedesmal
rechtzeitig aus. Jahreszeit, Schneeschmelze und völlige Erschöpfung der
Truppe beeinträchtigten die Schnelligkeit und Wucht der Angriffe und damit
die Crfolgsmöglichkeiten in höchstem Maße. So erstarrte der Kampf auch
hier auf dem bisher beweglichen Operationsflügel allmählich zum Stellungs-
kriege.
c) Die Kämpfe an der ostpreußischen Sttdsront von Ansang März bis
Ende April 1915.
Karte 18.
Die 8. A r m e e.
Gegen Ende Februar hatte die 8. Armee auf Weisung des Ober-
befehlshabers Ost den Angriff gegen Lomza und Osowiec eingestellt. Bei
dem Entschluß des Oberbefehlshabers Ost, die 10. Armee aus dem Walde
von Augustow zurückzunehmen, hatte die schwierige Lage an der ostpreußi-
schen Südfront, vor allem das schwere Ringen der Armee-Abteilung Gall-
witz bei Przasnysz entscheidend mitgesprochen. Der am 27. Februar ein-
geleitete Rückzug von Przasnysz brachte zwar eine Entspannung der Lage,
mit Erneuerung der russischen Angriffe gegen den linken Flügel der Armee-
Abteilung und den rechten der 8. Armee war jedoch zu rechnen. Der Feind
schien sich immer mehr zu verstärken. Die deutsche Abwehr sollte auch weiter-
hin angriffsweise geführt werden. Was der Oberbefehlshaber Ost der
10. Armee an Truppen genommen hatte, das XXX VIII. Reservekorps
des Generals der Kavallerie v. der Marwitz und die 4. Kavallerie-Division,
war zum rechten Flügel der 8. Armee in Marsch gesetzt worden.
Der Oberbefehlshaber, General Otto v. Below, der mit einem An-
griff des Feindes von Lomza her rechnete, beabsichtigte, mit einer Division
des vom Oberbefehlshaber Ost zur Verfügung gestellten XXXVIII. Re-
servekorps und mit der 4. Kavallerie-Division zwischen Szkwa und Skroda
anzugreifen. An diesem Entschluß hielt er auch fest, als der Oberbefehls-
haber Ost am 1. März wieder % 76. Reserve-Division zur Armee-Abteilung ,.bis 8. März.
Gallwitz verschob. Während die 75. Reserve-Division und 4. Kavallerie-
Division über Kolno in Marsch gesetzt wurden, mußten vom Korps Scholtz
einzelne Dörfer beiderseits der Szkwa dem vorgehenden russischen V. Korps
überlasten werden. General v. Below faßte nunmehr die westlich der Skroda
stehende 75. Reserve-Division, 5. Infanterie-Brigade, Ersatz-Brigade
Königsberg, 4. Kavallerie-Division und den Landsturmgrenzschutz zum
Korps Marwitz zusammen. Cs erhielt zunächst die Aufgabe, unter Mit-
286 Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
Wirkung des rechten Flügels des Korps Scholtz den Feind zwischen Szkwa
und Skroda über den Narew zurückzuwerfen und den Übergang bis Nowo-
grod zu sperren.
In den nächsten Tagen wurden vom Korps Marwitz die ver-
lorenen Dörfer an der Szkwa dem Feinde wieder entrissen; weitere Erfolge
blieben aber versagt. Am 6. März entschloß sich General v. Below ange-
sichts der Überlegenheit des Gegners, den Angriff seines rechten Armee-
flügels anzuhalten. Am 7. März wurde ein heftiger Gegenangriff, bei dem
der Russe von Dawia—Serafin aus bis in die Stellung der 75. Reserve-
Division hinein vorstieß, nach heftigem Kampfe abgeschlagen.
In dem Abschnitt des Korps Scholtz fanden am 4. und 5. März
an den beiden inneren Flügeln der 41. Infanterie- und 1. Landwehr-Divi-
sion westlich der Straße Stawiski—Lomza Kämpfe mit wechselndem Erfolge
statt.
Bei der verstärkten 3. Reserve-Division begann am
Morgen des 2. März nach starkem Artilleriefeuer der Angriff mindestens
eines russischen Korps gegen die 6. Landwehr-Brigade am Bobr und die
westlich anschließende 5. Reserve-Infanterie-Brigade. Der Angriff brach
indes, stellenweise erst 50 Meter vor den deutschen Gräben, unter schwersten
Verlusten zusammen. Auch die weiteren während der ganzen ersten März-
woche fortgesetzten Anstürme des sich noch erheblich verstärkenden Gegners
führten bei der zähen Verteidigung durch die deutschen Landwehr- und
Reservetruppen nur zu vorübergehenden Erfolgen; mit neuen Angriffen
mußte aber gerechnet werden.
Die 11. Landwehr-Division sollte vor Osowiec den Feind
noch aus seinen Vorstellungen auf dem westlichen Bobr-Üser vertreiben,
um dann den Flußübergang leichter sperren zu können. Trotz starken Feuers
der russischen Artillerie arbeitete sich die Landwehr allmählich bis auf die
Dünen östlich Klimaszewnica, bis an Sosnia und Vialogrondy heran und
setzte sich in den Besitz des diesseitigen üfers des Lenk-Kanals. Von
einer Weiterführung des Angriffs über diese Linie hinaus nahm der Ober-
befehlshaber Ost am 6. März zunächst Abstand.
Der befohlene Vau der Grenzschutzstellung an der Pisa westlich Kolno
bis zum Rajgroder See sollte erst in Angriff genommen werden, wenn die
Frontstellungen gegenüber Lomza, Wizna und Osowiec stark ausgebaut und
an die benachbarten Abschnitte angeschlossen wären.
9. März bis Wider Erwarten fetzte der Feind seine Angriffe gegen die 3. Reserve-
End-April. Division nicht fort. Auf der ganzen Front der 8. Armee trat um den
9. März Ruhe ein, die beiderseits nur durch örtlich eng begrenzte Angriffs-
unternehmungen unterbrochen wurde. Bei der Abwehr starker, gegen die
Abwehr russischer Angriffe bei Lomza.
287
Armee-Abteilung Gallwitz gerichteter Angriffe leistete das Korps Marwitz
wiederholt erfolgreiche Hilfe; am 17. März griffen die Gegenstöße der Russen
auf den Abschnitt des Korps Marwitz über. Als im letzten Drittel des
März die 10. Armee zu einem neuen Vorstoß ansetzte^), wurden ihr von der
8. Armee nach und nach die 4. Kavallerie-Division sowie fünf Bataillone
wieder zugeführt, die sie seinerzeit von der 10. Armee erhalten hatteH. Am
28. März schied das Generalkommando des XXXVIII. Reservekorps zur
Verwendung auf dem Karpaten-Kriegsschauplatze aus dem Verbände der
8. Armee wieder aus. Die 75. Reserve-Division und die 10. Landwehr-
Division^) wurden selbständig. Anfang April wurden die noch bei der
8. Armee befindlichen Teile der 76. Reserve-Division (XXXVIII. Reserve-
korps) an die 10. Armee zurückgegeben. Im Laufe des Monats flaute die
Kampftätigkeit an der Front der 8. Armee immer mehr ab.
Die Armee-Abteilung Gallwitz.
Karte 13 und Skizze m.
Die Armee-Abteilung Gallwitz stand Ende Februar mit
dem Korps Thorn nebst der 21. Landwehr-Brigade und österreichisch-ungari-
schen 3. Kavallerie-Division, dem neugebildeten Korps Richthosen (1. Garde-
Reserve-Division und 2. Kavallerie-Division) und dem rechten Flügel des
Korps Zastrow (Abteilung Pfeil und Division Breugel) in der seit langem
gehaltenen Linie von der Weichsel vorwärts Plock bis östlich von Mlawa.
Der linke Flügel des Korps Zastrow (Division Wernitz) und die Gruppe
Morgen (I. Reservekorps, 6. Infanterie-Brigade, 9. Landwehr-Brigade und
6. Kavallerie-Division), die die Hauptlast des Kampfes bei Przasnysz ge-
tragen hatte, waren in der Nacht zum 28. Februar hinter den Brzozowo—
Alatowka-Abschnitt vorwärts der Grenze zurückgeführt worden. Weiter
östlich bis zum Anschluß an die 8. Armee deckte zwischen mittlerem Orzyc
und Szkwa die Gruppe Staabs (% 37. Infanterie-Division, 39. Kavallerie-
Brigade und einige Landwehr- und Landsturm-Bataillone).
Am 1. März hatte General v. Gallwitz in Soldau folgendes Bild l. bis«. M«rz.
vom Gegner: Vor dem Korps Zastrow stand das I. sibirische und
XIX. Korps, vor dem I. Reservekorps das II. sibirische Korps, dahinter
bei Rozan das I. Korps. Am Przasnysz waren starke Mafien, geschätzt
auf fünf Divisionen, versammelt. Teile von ihnen waren im Marsch nach
Westen beobachtet worden, andere drückten gegen den linken Flügel der
Gruppe Morgen und den rechten der Gruppe Staabs vor.
General v. Morgen hielt es nach den vorausgegangenen schweren
!) S. 281 f. — 2) S. 242 und 281. — «) Aus der 5. Infanterie- und der Ersatz.
Brigade Königsberg neu zusammengestellt.
288
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
Kämpfen für nötig, seinen Truppen Ruhe zu geben, und schlug daher vor,
bis in die bereits ausgebauten Grenzschutzstellungen zurückzugehen. Dieser
Absicht konnte aber General v. Gallwitz in Übereinstimmung mit dem
Oberbefehlshaber Ost mit Rücksicht auf die Nachbarabschnitte nicht statt-
geben. Die augenblickliche Stellung der Gruppe Morgen bedeutete ohnehin
schon eine bedenkliche Einbuchtung der Gesamtfront; am oberen Orzyc war
sogar eine Lücke zwischen dem Korps Zastrow und der Gruppe Morgen
entstanden. Man mußte trotz allem dem feindlichen Drucke standhalten, bis
sich nach Eintreffen von Verstärkungen die Möglichkeit zu einer Verbesse-
rung der Stellung durch neuen Angriff bot. Die von der 9. Armee gerade
eintreffende 11. Reserve-Infanterie-Vrigadech wurde dem General v. Morgen
als erste Unterstützung zugeführt. Weitere Kräfte waren erst in einigen
Tagen zu erwarten.
Am Abend des 1. März trat eine Verschärfung der Lage dadurch ein,
daß der Gegner die 6. Kavallerie-Division von der unteren Ulatowka zurück-
drängte. Der in den nächsten Tagen erwartete einheitliche russische Angriff
blieb aus; es erfolgten zwar sehr heftige, im ganzen jedoch ergebnislose Teil-
angriffe, die sich jetzt vor allem gegen die Korps Zastrow und Staabs rich-
teten, während das zwischen beiden mehr zurückstehende Korps Morgen
weniger betroffen wurde. Cs mußte deshalb die 75. Infanterie-Brigade,
die gerade vom Korps Dickhuth zu ihrer 37. Infanterie-Division nach Chor-
zele im Marsch war, ein Regiment an das Korps Zastrow abgeben. Dieses
erhielt außerdem ein Regiment der gerade eintreffenden 5. Garde-Infan-
terie-Vrigade zugewiesen, deren anderes Regiment zum Korps Morgen
kam. Die anrollende 3. Infanterie-Brigade wurde Generalleutnant
v. Staabs zugeteilt.
Bei längerem Zuwarten in der jetzigen Aufstellung war zu befürchten,
daß der linke Flügel des Korps Zastrow durch den Druck des mit Ein-
fassung drohenden, stark überlegenen Feindes in eine schwierige Lage geraten
7. und 8.Mürz.würde. General v. Gallwitz wollte es durch einen, am 7. März durch-
zuführenden Angriff des Korps Morgen entlasten und die tiefe Einbuchtung
der Front östlich Mlawa wieder ausgleichen. Wegen Verzögerungen beim
Artillerieaufmarsch mußte er das ünternehmen jedoch auf den Morgen des
8. März verschieben. Inzwischen führte der Feind am 6. und 7. und auch
noch in der Nacht zum 8. März starke, aber erfolglose Angriffe gegen die
Mitte und besonders gegen den linken Flügel des Korps Zastrow am
Orzyc, um durch die Sümpfe auf Mlawa durchzubrechen. Berge von
Leichen sprachen für die außerordentlich schweren Verluste der Rüsten.
Beim Angriff am 8. März sollte die Mitte des Korps Morgen, die
S. 169.
Angriff des Korps Morgen.
289
1. Reserve-Division, verstärkt durch ein Regiment der 11. Reserve-Infan-
terie-Vrigade und je sechs schwere und leichte Batterien über die obere Ala-
towka den Hauptstoß führen, die inzwischen noch eingetroffene % 76. Reserve-
DivisionH mit einem zugeteilten Infanterie-Regiment folgen. Die rechts
und links anschließenden Verbände sollten dieses Vorgehen durch Artillerie-
feuer und Scheinangriffe unterstützen, die Gruppe Staabs dem Gegner von
Osten in die Flanke stoßen. Am Morgen des 8. März trat die Infanterie
nach einstündiger Artillerievorbereitung zum Angriff an, kam aber bei dichtem
Schneetreiben nur langsam vorwärts. Die schon frühzeitig gegen die be-
herrschenden Höhen von Krajewo angesetzte Brigade der 76,Reserve-Division
vermochte diese erst abends zu nehmen; die 1. Reserve-Division erreichte die
Alatowka, auf ihrem linken Flügel wurden 2000 Gefangene eingebracht.
Am 9. März ging auch der linke Flügel des Korps Zastrow, Division
Wernitz und zusammengesetzte 75. Infanterie-Brigade, zum Angriff vor.
Das Korps Morgen arbeitete sich in schweren Kämpfen vorwärts. Bis
zum Abend des 10. März war der Gegner bis auf etwa fünf Kilometer auf
Przasnysz zurückgedrückt, die große Ausbuchtung der Front war beseitigt.
Mit Bahn und Fußmarsch eilten russische Verstärkungen heran, der Feind
schien Przasnysz unter allen Amständen halten zu wollen.
Der Zweck des deutschen Angriffes war erreicht. Als sich am 11. März
ergab, daß der Gegner überall in starker zusammenhängender Aufstellung
gegenüber lag und weitere russische Kräfte von Südosten auf Plonsk und
von Osten auf Krasnosielc anrückten, befahl General v. Gallwitz, in der
erreichten Linie zur Abwehr überzugehen. Dieser Entschluß deckte sich mit
der Auffassung des Oberbefehlshabers Ost, der abends mitteilen ließ, daß
die Armee-Abteilung für die nächsten Tage eine rein defensive Aufgabe habe;
die Stellungen seien zu nachhaltiger Abwehr einzurichten.
Auf der weiten Front von der Weichsel bis zur Szkwa schienen jetzt
der an Zahl sehr viel schwächeren und zu einem erheblichen Teil aus Land-
sturm bestehenden Armee-Abteilung im ganzen nahezu neun russische Korps
gegenüberzustehen; General v. Gallwitz rechnete mit dem XXVII., XIX.,
I. turkestanischen, I. und II. sibirischen, II. kaukasischen, XXIII., IV. sibi-
rischen Korps und kleineren Verbänden. Reue russische Angriffe waren
zu erwarten. Sie auf der weitgedehnten Front abzuwehren, war jedoch
keine leichte Aufgabe; sie war besonders schwierig in den wochenlang um-
kämpften und daher nur unzulänglich ausgebauten Abschnitten gegenüber
Przasnysz und im Raume östlich des Orzyc, wo die Gruppe Staabs in
unübersichtlichem Sumpf- und Waldgelände nur einzelne Stützpunkte
S. bis
12. März.
9 6. 285.
t Weltkrieg. VII. Band.
19
290
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
13. bis
24. März.
beseht halten konnte. Daß scharfer Frost das Cingraben hinderte und
die Sumpfflächen gangbar machte, erhöhte die Schwierigkeiten des Ver-
teidigers.
Schon am 13. März griffen die Russen auf 20 Kilometer breiter
Front im Abschnitt von Przasnysz an, vermochten aber nur deutsche Vor-
truppen zurückzudrängen. Während der Oberbefehlshaber Ost mit der
Fortsehung der russischen Angriffe vor allem in dieser Gegend rechnete, war
das Augenmerk des Generals v. Gallwitz jetzt mehr der Gruppe Staabs
zugekehrt, vor dem der Gegner bei Ostrolenka neue Kräfte bereitzustellen
schien.
Am 14. März blieben weitere russische Angriffsversuche im Raume
von Przasnysz ohne Erfolg. Der Feind griff jetzt aber auch weiter östlich,
bei Fednorozec an. Cr wurde zunächst abgewiesen, stieß aber am Abend
östlich des Ortes im Sumpfgelände des Orzyc durch, kam überraschend in
den Rücken der Verteidiger und nahm Fednorozec. Gegen 1000 Mann,
16 Geschütze und zehn Maschinengewehre betrug.der deutsche Verlust. Der
Versuch, das Verlorene am 15. März durch Gegenangriff wiederzuge-
winnen, brachte 2000 Gefangene, aber keinen vollen Erfolg.
In immer wiederholten, aber meist nur örtlich durchgeführten täglichen
Angriffen rannten die Russen in den folgenden Tagen gegen die Fronten
der Generale v. Morgen und v. Staabs an. Die Annäherungsmöglich-
keiten in dem weiten unübersichtlichen Sumpflande vor dem linken Flügel
der Armee-Abteilung kannten sie als Landeskundige besser als der deutsche
Verteidiger, sie suchten diesen Vorteil vor allem in Nachtangriffen aus-
zunutzen. Erfolge waren ihnen aber nicht mehr beschieden, dagegen ließen
sie bei fast jedem Angriff einige hundert Gefangene in deutscher Hand.
Außer der Gegend nordwestlich und nordöstlich von Przasnysz waren der
Ort Fednorozec und jenseits des Orzyc der Raum um Ziomec, die Ufer-
sümpfe des Omulew und schließlich Wach an der Straße von Myszyniec
nach Ostrolenka Brennpunkte der Kämpfe. General v. Gallwitz zählte für
die Zeit vom 13. bis 23. März 45 ernstere, zum Teil nächtliche Angriffe der
Russen. Rur der Mangel an Einheitlichkeit der feindlichen Vorstöße gab
der deutschen Führung die Möglichkeit, durch Truppenverschiebungen die
Lage an den bedrohten Stellen zu sichern. Der Oberbefehlshaber Ost
hatte durch Zuführung wesentlicher Verstärkungen geholfen. Bis zum
22. März war der Armee-Abteilung neben kleineren Verbänden das General-
kommando und die 26. Infanterie-Division des XIII. Armeekorps von
der 9. Armee, das Generalkommando und die 2. Infanterie-Division des
I. Armeekorps sowie die 78. Reserve-Division von der 10. Armee über-
wiesen worden. Die Armeefront war neugegliedert, zwischen dem Korps
Abwehr russischer Angriffe aus der Gegend von Przasnysz.
291
Zastrow und dem I. Reservekorps die Gruppe Matter') (Generalkommando
XIII. Armeekorps), an Stelle der Gruppe Staads die Gruppe Kosch
(Generalkommando I. Armeekorps) gebildet worden.
Am 24. März glaubte General v. Gallwihch ein Nachlassen der feind-
lichen Angriffe feststellen zu können. Die Kraft des Gegners schien er-
schöpft. Die deutschen Stellungen waren inzwischen ausgebaut, auch
Hindernisse angelegt worden. So durfte man weiteren Angriffen mit Zu-
versicht entgegensehen.
Seit Beginn der Operationen am 10. Februar waren auf dieser Front
insgesamt 42 000 Gefangene eingebracht worden, davon 12 000 seit dem
8. März, dem Beginn des zweiten Angriffes auf Przasnysz. Die blutigen
Verluste der Russen mußten erheblich gewesen sein. Vor den Fronten
lagen Hunderte von Toten. Demgegenüber betrugen die eigenen Verluste
bis zum 10. März rund 29 000 Mann.
Wie erwartet, hörten die russischen Angriffe nunmehr nach und nach
aus. Einzelne Vorstöße bei Iednorozec, östlich des Orzyc und beiderseits
des Omulew blieben erfolglos. Am 27. März unternahm der Gegner noch
einen größeren Versuch. Bei Mach brach das neuherangeführte III. kau-
kasische Korps in die Stellungen der 37. Infanterie-Division ein, die sich
genötigt sah, in der Nacht zum 28. in eine weiter rückwärts gelegene Linie
auszuweichen. Erst nach Zuführung von Verstärkungen trat am 30. März
hier Ruhe ein.
Auch Generalfeldmarschall v. Hindenburg sah die Lage der Armee-
Abteilung nunmehr als gefestigt an. Am 25. März befahl er den Abtransport
der hinter der Front stehenden % 76. Reserve-Division; am 30. März wurde
der Höhere Kavalleriekommandeur 1, Generalleutnant Freiherr v. Richt-
hosen, am 17. April die % 78. Reserve-Division"), am nächsten Tage die
11. Reserve-Infanterie-Brigade, am 29. April die halbe 36. Reserve-Divi-
sion abberufen. In den ersten Maitagen folgte der Rest des I. Reservekorps.
Es war eine höchst beachtenswerte Leistung, die die deutschen Truppen
an der Südfront Ostpreußens, vor allem die Armee-Abteilung Gallwitz, im
winterlichen Abwehrkampfe des Monats März vollbracht hatten. Zwei
») Am 13. März wurde General der Infanterie Freiherr v. Matter Komman-
dierender General des XIII. Armeekorps an Stelle des Generals v. Fabeck.
2) Der Stab des Generalkommandos war jetzt zum Oberkommando ausgebaut
worden; an Stelle des bisherigen Chefs des Generalstabes, Oberstleutnant v. Redern,
trat Oberst Marquard.
->) S. 284.
19
27. Februar
bis 5. März.
Z92 Die, Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
russische Armeen hatten von der Weichsel bis Osowiec gegenübergestanden,
die 1. westlich, die 12. östlich des Orzyc. Sie verfügten schließlich über ins-
gesamt 31 Infanterie- und 9% Kavallerie-Divisionen^), denen auf deutscher
Seite als Höchststärke nur 14 Infanterie- und 2% Kavallerie-Divisionen,
darunter ein großer Teil Landwehr und Landsturm, gegenüberstanden.
6) Die 9. Armee im März und April 1915.
Karte 14 und Skizze o.
Vor der 9. Armee hatte sich der Feind im Laufe des Monats Februar
geschwächt. Entsprechend der vom Oberbefehlshaber Ost gestellten Auf-
gabe^), den Abmarsch weiterer russischer Kräfte zu verhindern, hatte sich
Generaloberst v. Mackensen trotz eigener bedeutender Abgaben^) dazu ent-
schlossen, einen erneuten Durchbruchsversuch zu unternehmen. Der Ober-
befehlshaber Ost war einverstanden. Der Angriff sollte aus dem nach Osten
vorspringenden Abschnitte der Division Menges unmittelbar nördlich der
Pilica geführt werden, wo man die Russen für „verhältnismäßig schwach"
hielt. Sicherem Vernehmen nach hatten sie hier keine Truppen mehr in
zweiter Linie. Der Angriff schien hier auch deswegen aussichtsvoller als an
der Rawka und Vzura, weil kein natürliches Hindernis das Vorgehen
erschwerte.
Am 27. Februar wurde die Bildung einer Angriffsgruppe unter dem
General der Kavallerie Ritter v. Frommel besohlen; sie bestand aus einer
zusammengesetzten Division des XI. Armeekorps unter Generalmajor
Dieffenbach, einer Infanterie-Brigade, die unter Generalmajor v. Stein
aus Truppen des XXII. Armeekorps, des Korps Fabeck sowie des
XXX. Reservekorps gebildet wurde, einer verstärkten Brigade der Division
Menges, einer starken Artilleriegruppe — bei ihr zwölf Batterien schwere
Feld-Haubitzen, vier Batterien 10 ora-Kanonen und eine Batterie Mörser
— und der 9. Kavallerie-Division. Die übrigen Teile der Division
Menges und das Korps Posen standen mit der Einschränkung zur Ver-
fügung, daß die Behauptung ihrer Stellungen gesichert bliebe.
Der Angriff sollte am 5. März in den ersten Vormittagsstunden er-
folgen und nach Durchbrechen des nördlich der Pilica stehenden Feindes
„entschieden nach Norden" etwa in Richtung auf Viala weitergeführt
werden, um die feindliche Stellung aufzurollen und den Gegner von
0 1. Armee, General der Kavallerie Litwinow mit XXIII., I. und II. sibirischem
XIX., II. kaukasischen, I. turkestanischen und XXVII. Korps.
12. Armee, General der Kavallerie Plehwe, mit I., Garde-, V., III. kaukasischen)
IV. sibirischen und XV. Korps.
-) S. 260. — a) S. 169.
Angriff der Gruppe Fromme!.
293
Warschau abzuschneiden. Die Armee Woyrsch sagte ihre Unterstützung zu:
die südlich der Pilica anschließende Gruppe Köveß sollte einen Angriff
vortäuschen, weiter südlich am 6. März das deutsche Landwehrkorps bei
Lopuszno angreifen.
Der Angriff des Generals v. Frommel begann bei Frostwetter und
hatte zunächst Erfolg. Cr durchbrach die russische Front in einer Breite
von acht Kilometern. Bis zum Abend des 6. erreichte er den Rokitna-
Abschnitt und näherte sich der Straße Rowe Miasto—Cielondz. Auf dem
rechten Flügel angreifende Truppen der Division Menges waren an diesem
Tage bis über Bieliny hinaus vorgedrungen, konnten sich dort jedoch nicht
behaupten; 3400 Gefangene und 20 Maschinengewehre waren eingebracht.
Der Gegner schien Verstärkungen heranzuziehen. Am 7. März wurden
noch einige Fortschritte aus dem linken Flügel erzielt, auf der übrigen Front
hielt der Gegner jedoch mit Zähigkeit stand. Den Hauptwiderstand bildete
die starke russische Stellung bei dem Dorfe Zdzary.
Angesichts der Nachrichten über dauerndes Wegziehen russischer Ver-
bände an die ostpreußische Front (XXIII. Korps nach Ostrolenka, II. kau-
kasisches Korps nach Nowogeorgiewsk) hielt Generaloberst v. Mackensen an
seiner Absicht, den Angriff fortzusetzen, fest. Cr ließ der Gruppe Frommel
in den nächsten Tagen das XI. Armeekorps, Teile des XVII., das Korps
Posen und schließlich auch das Korps Matter zuführen. General v. From-
mel verlegte nunmehr den Schwerpunkt des Angriffs auf seinen Nordflügel.
Durch Herumgreifen von Norden wollte er die starke Stellung bei Zdzary
nehmen, um dann in Richtung auf Biala vorzugehen. Am 15. März griff
er mit rund vier Infanterie-Divisionen an, ehe das Korps Matter verfügbar
war. Aber auch der Gegner hatte beträchtliche Verstärkungen erhalten.
Der Angriff der beiden Divisionen des XI. Armeekorps und der
Brigade Stein am 15. März brachte keinen entscheidenden Erfolg. Der
Russe hatte bereits in der Nacht zum 15. März versucht, dem deutschen
Angriff von Süden über die Pilica in Flanke und Rücken zu stoßen. Zur
Abwehr mußte General v. Frommel Truppen aus der Angriffsfront heraus-
ziehen. Die Kommandeure der 22. und der 38. Infanterie-Division, die
Generalmajore Dieffenbach und v. der Csch, wiesen mehrfach auf die be-
sonderen Schwierigkeiten des Angriffs hin, die durch eintretendes Tau-
wetter und Schneefall noch vermehrt seien. Die vordere Linie war teil-
weise noch 300 bis 600 Meter von der feindlichen Stellung entfernt, an
Artillerie-Munition bestand Mangel.
Am 16. März kam es beim Angriff der 38. Infanterie-Division und
der Brigade Stein, deren Infanterie teilweise bis in die russische Haupt-
stellung eindrang, zu wechselvollen, verlustreichen Kämpfen. Die meisten
«. bis
1«. März.
294
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
Batterien aber mußten das Feuer einstellen, da die Munition verschossen
war. Gegen Mittag erhielt General v. Frommel vom Armee-Oberkom-
mando die Weisung, „nicht auf besonders nachdrückliche Vorführung des
Angriffs zu drängen, aber für ganz starken Ausbau der genommenen Stel-
lung Sorge zu tragen"; am Nachmittage folgte der Befehl, den Angriff
einzustellen, da der Oberbefehlshaber Ost die Abgabe einer weiteren Divi-
sion nach Ostpreußen verfügt hatte. Bei dieser Entscheidung blieb es auch,
als der Generalstabschef des Armee-Oberkommandos 9, Generalmajor
Grünert, dem General Ludendorff am Fernsprecher meldete, „die 9. Armee
sei auf ihrem Südflügel in erfolgverheißendem Vorgehen; wenn jetzt eine
Division herausgezogen würde, sei Fortsetzung der Offensive unmöglich
und die zu ihrer Durchführung bis jetzt gebrachten Opfer umsonst ge-
bracht". Die ernste Lage an der Narew-Frontt) erforderte sofortige Hilfe.
Das Generalkommando XIII und die 26. Infanterie-Division mußten ab-
gegeben werden. Die gewonnene Linie sollte gehalten und ausgebaut
werden. Seit Beginn des Angriffs waren insgesamt 7150 Gefangene
gemacht worden, denen ein eigener Verlust von über 10 000 Mann, davon
etwa 2200 Tote, gegenüberstand. Die Fortführung des Kampfes war
bei der geschwächten Angriffskraft der übrigbleibenden Truppen aussichtslos
geworden.
Auf der übrigen Front der Armee war die Besetzung teilweise recht
schwach geworden. So verfügte das III. Reservekorps seit dem 8. März
an der Vzura auf einer Front von 14 Kilometern nur noch über
10 000 Gewehre und acht Feld-Batterien. Die 8. Kavallerie-Division
meldete am 15. März, daß die beiden in ihrem Abschnitt eingesetzten Land-
sturm-Brigaden des Korps Posen am Ende ihrer Kraft seien, eine Ab-
lösung sei aber nicht möglich. Eine Neugruppierung der Kräfte war
unbedingt erforderlich.
Die Austastung des Oberkommandos über die Aufgaben der nächsten
Zeit wurde im Armeebefehl vom 21. März wie folgt niedergelegt: „Die
Kriegslage erfordert hartnäckiges Festhalten der jetzigen Stellungen mit
möglichst geringen Kräften. Hierzu sind die vorderen Stellungen und
Hindernisse so stark als möglich auszubauen. Außerdem ist durchweg eine
zweite Stellung zu bauen ..."
Der Bau der Weichselstellung von südwestlich Wyszogrod bis in die
Gegend südöstlich von Wloclawek, der Ansang Februar begonnen worden
war, wurde Mitte April in der Hauptsache beendet. Auf Weisung des
H S. 280 und 290.
Ergebnis der Kämpfe der 9. Armee.
295
Oberbefehlshabers Ost wurde ferner eine große rückwärtige Haupt-
stellung in Aussicht genommen, die, südöstlich Plock an die Weichsel-
stellung anlehnend, in etwa 20 bis 30 Kilometer Entfernung hinter der
Front der 9. Armee bis Grabica (nordwestlich Petrikau) verlaufen sollte,
wo sie an eine der Armee Woyrsch zum Ausbau übertragene Stellung
Grabica—Czenstochau anzuschließen hatte. Außerdem wünschte der Ober-
befehlshaber Ost die Anlage eines Brückenkopfes bei Plock auch
südlich der Weichsel; die dortige Brücke wurde am 30. März fertiggestellt.
Gegen Ende März schied die 25. Reserve-Division zur Verwendung auf
dem galizischen Kriegsschauplatz aus dem Verbände der 9. Armee aus;
Ende April wurde auch die 44 6. Reserve-Divisiow) abgegeben. Am
16. April wurde Generalfeld marschall Prinz Leopold
von Bayern an Stelle des zu anderer Verwendung bestimmten
Generalobersten v. Mackensen zum Oberbefehlshaber der 9. Armee
ernannt.
An der Front herrschte von Mitte März bis Ende April im allge-
meinen Ruhe.
-. Der Oberbefehlshaber (Vst im April J9J5.
Karte 18.
3m Laufe des April sollten an das deutsche Ostheer neue Aufgaben
herantreten. Am 5. April übersandte der Oberbefehlshaber dem Chef
des Generalstabes des Feldheeres eine Beurteilung der Lage an der
Ostfront. Rach der beigefügten Stärkenachweisung wurde der Feind
vor der Front von der Ostsee bis zur Armee Woyrsch einschließlich auf
1034 Bataillone (6444 Infanterie- und 1644 Kavallerie-Divisionen) be-
rechnet, denen nur 521 Bataillone (4244 Infanterie- und 1144 Kavallerie-
Divisionen) der Mittelmächte gegenüberstanden. Der Oberbefehlshaber
Ost versicherte, daß das Ostheer seine Stellungen halten werde. Leider
bestehe aber bei den ausgedehnten Linien trotz leidlicher Ctatsstärken nicht
die Möglichkeit, den Truppen zeitweise die dringend nötige Ruhe zu geben
und die Ausbildung genügend zu fördern. Die Lage sei zweifellos gespannt.
Dies ließe sich mildern, wenn der Oberbefehlshaber Ost über hinreichende
Reserven verfügte. Cs wurde deshalb gebeten, den Gedanken zu erwägen,
bis zur Gewährung erhöhten Nachschubes zwei neue Divisionen vom west-
lichen Kriegsschauplatz zu überweisen. Die beiden Divisionen würden
selbstverständlich für eine Offensive im Westen rechtzeitig zurückgegeben
0 S. 169.
296
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
werden. General v. Falkenhayn lehnte indessen diesen Antrag am
11. April mit der Begründung ab, daß bei der derzeitigen allgemeinen
militärpolitischen Lage dem Oberbefehlshaber Ost zwei Divisionen aus
dem Westen nicht zugeführt werden könnten. Anläßlich der Bemühungen
des Generals v. Conrad, deutsche Verstärkungen für seine schwer ringende
KarpatewFront zu erhalten*), betonte General v. Falkenhayn in einer
Drahtung an den Oberbefehlshaber Ost vom 12. April die „Wichtigkeit
und Dringlichkeit" der nach den neueren Ereignissen dem Oberbefehlshaber
Ost zufallenden Aufgabe, „die ihm gegenüberstehenden feindlichen Kräfte,
soweit es irgend möglich, zu binden".
Angesichts der bedeutenden zahlenmäßigen Überlegenheit der Russen
blieb dies eine Aufgabe, die weiterhin erhebliche Anforderungen an die
stark mitgenommene Truppe stellte. Immerhin führten die allmählich er-
lahmenden Angriffe der Russen und die Witterungsverhältnisse zu einem
gewiffen Zustande der Ruhe, den der Oberbefehlshaber Ost zur Ordnung
der Verbände und darüber hinaus zur Bildung einer Heeresreserve benutzen
wollte. Dazu erhielt am 3. April General v. Gallwih Befehl, die bei ihm
befindliche % 78. Reserve-Division herauszuziehen und an der Bahn
bei Willenberg bereitzustellen. Der 10. Armee wurde das verstärkte
Reserve-Infanterie-Regiment 252 der 76. Reserve-Division von der
8. Armee wieder zugeführt. Außerdem war am 27. Mürz die Abgabe des
Generalkommandos des XXXVIII. Reservekorps und der Masse der
25. Reserve-Division zur Karpaten-Front befohlen worden'). Als Ersatz
hierfür wurde die 29. Landwehr-Brigade nach dem Osten gefahren.
Generalfeldmarschall v. Hindenburg nahm den Auftrag der Obersten
Heeresleitung nicht leicht. Eine frontale Bindung schien ihni mit den
vorhandenen Kräften und in Anbetracht der Wegeverhältniffe keinen Erfolg
zu versprechen. Dagegen hielt er eine Unternehmung auf dem Rordflügel
für aussichtsreicher. Zunächst beabsichtigte er — wie aus einem persön-
lichen Schreiben des Generals Ludendorff an das Oberkommando Gallwitz
vom 19. April hervorgeht — einen Stoß zu beiden Seiten, vornehmlich
aber nördlich des Riemen zu führen. Die erste Anregung hierzu war von
der Obersten Heeresleitung ausgegangen. Diese hatte bereits in der Nacht
vom 24. zum 25. März angefragt, ob Generalfeldmarschall v. Hindenburg
für die wankende Karpaten-Front ein Korps freimachen könne'), wenn er
dafür zwei Kavallerie-Divisionen aus dem Westen zugeführt erhielte. Am
Vormittage des 25. März fragte sie an, ob ein Vorstoß von zwei
Kavallerie-Divisionen, die von der Heeresleitung bereitzustellen und beson-
*) S. 128. — 2) S. 287 und 295. — 3) S. 128 f.
Verstärkungen für die Ostfront.
297
ders auszurüsten wären, nördlich oder südlich von Kowno vorbei in der
Richtung aus Wilna und weiter gegen die Bahnlinie Warschau—Polozk
sür ausführbar gehalten würde. Der Oberbefehlshaber Ost bezeichnete in
seiner Antwort einen Vorstoß nördlich an Kowno vorbei für durchaus
erfolgversprechend. Die Bedenken der Obersten Heeresleitung, ob der
Feind mit Hilfe seiner sehr günstigen Eisenbahnverbindungen ein solches
Kavallerieunternehmen nicht zum Scheitern bringen könnte, wußte der Ober-
befehlshaber Ost zu zerstreuen.
Die inzwischen aus dem Westen bei Wirballen—Wylkowyszki und
Wladyslawow eingetroffene 3. und bayerische Kavallerie-Division wurden
dem von der Armee-Abteilung Gallwitz eingetroffenen Höheren Kavallerie-
kommandeur 1, Generalleutnant Freiherr v. Richthofew), unterstellt. An
die Ausführung des von der Obersten Heeresleitung angeregten Kaval-
lerieunternehmens war allerdings wegen des Zustandes der Wege vorläufig
nicht zu denken. Auch mußten die beiden Divisionen für die Kriegführung
im Osten beweglicher ausgerüstet werden. Sie standen sodann wochenlang
bei Wirballen, ohne daß ihre Verwendung möglich gewesen wäre. Als
General v. Falkenhayn am 12. April abends anfragte, ob nach der Kriegs-
lage und bei dem Zustande der Wege in absehbarer Zeit mit dem beabsich-
tigten Kavallerieunternehmen gerechnet werden könne, erhielt er tags darauf
folgende Meldung: „Augenblicklicher Zustand der Wege schließt jedes
Kavallerieunternehmen aus. Cs kann erst nach Eintritt befierer Witterung
zur Ausführung gelangen. Ein Zeitpunkt hierfür läßt sich nicht angeben.
Die Kriegslage würde das Unternehmen jetzt gestatten. Wie sich die
Kriegslage bis zum Eintritt trockenen Wetters gestalten wird, ist noch nicht
zu übersehen."
Io. Die Operationen der Russen im Mär; und April 1915.
Karten 14 und 18.
Die russische Oberste Heeresleitung hatte Ende Februar die
ursprünglich geplante große Offensive gegen Ostpreußen ganz aufgegeben^)
und sich dem Gedanken zugewandt, die Entscheidung nun doch gegen
Osterreich-Angarn zu suchen. Auf Verstärkungen hatte daher General
Rußki, der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nordwest, nicht mehr zu
rechnen. Die nach dem vorübergehenden Erfolge von Przasnysz am
1. März der Nordwestfront erteilte Weisung begann mit den Worten^):
„Seine Kaiserliche Hoheit hält es weder nach dem augenblicklichen Zustande
*) S. 291. — 2) S. 144 und 267. — ->) Njesnamow, I, S. 77.
298
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
der Armeen noch nach dem Bestände an Kampfmitteln für zulässig, die
Grenze zu überschreiten und nach Ostpreußen einzudringen, wo wir unsere
Truppen wieder dem unheilvollen Einflüsse der preußischen Eisenbahnen
aussehen würden." Die Heeresgruppe müsse sich damit begnügen, „scharfe
aber kurze Schläge zu führen, mit Verfolgung nur bis zur Grenze",
um geeignete Stellungen zu aktiver Abwehr im Vorgelände des Niemen,
Vobr und Narew zu gewinnen. Links der Weichsel sollten die Stellungen
gehalten werden; eine weitere Schwächung der dort eingesetzten Kräfte sei
höchst unerwünscht; die Heeresgruppe sollte sich vielmehr — wie am
nächsten Tage angeordnet wurde — darauf einrichten, nötigenfalls in
Massentransporten Truppen vom rechten auf das linke Ufer zurückzufahren.
Am 2. März befahl General Rußki den allgemeinen Angriff rechts
der Weichsel mit beschränktem Ziel. Die 10. 2l r m e e mit zusammen
rund 13 Infanterie- und fünf Kavallerie-Divisionen sollte den Augustower
Forst und, wenn möglich, die Linie Kalwarja—Suwalki—Augustow wieder-
gewinnen. Die 12. Armee mit zusammen zwölf Infanterie- und
2y2 Kavallerie-Divisionen hatte mit den Hauptkräften von Lomza auf
Szczuczyn zum Angriff vorzugehen und dabei den linken Flügel des
gegenüberstehenden Feindes zu umfassen, um ihn von den vor Osowiec und
östlich stehenden Kräften zu trennen und nach Westen abzudrängen. Die
1. Armee mit zusammen zwölf Infanterie- und 6% Kavallerie-
Divisionen sollte das Gebiet bis zur Grenze vom Feinde säubern. Links
der Weichsel hatten 2. und 5. Armee mit 16%! Divisionen Infanterie,
einigen Landwehr-Brigaden und zwei Kavallerie-Divisionen den Gegner
durch Teilvorstöße zu fesseln, wobei die 2. Armee versuchen sollte, die Deut-
schen vom rechten RawkoUfer zu vertteiben. Als Reserve hielt General
Rußki das XXIII. Korps (3. Garde-Infanterie-Division und 62. Reserve-
Division) bei Warschau und Bialystok bereit. General Rußki sah die
Lage hoffnungsvoll an und hatte wenig Neigung, den Angriff schon an der
Grenze ganz anzuhalten, weil er dann die Flußniederungen im Rücken habe.
Er bat um die Erlaubnis, den Angriff bis zur Einnahme des Südteiles der
Masurischen Seen fortzusetzen. Die Oberste Heeresleitung war einver-
standen, wies aber darauf hin, daß bald ein Korps an die Südwestfront
abzugeben sein werde.
Bei der 10. Armee mußte das bei Grodno stehende XX. Korps
schon am 7. März als Heeresgruppenreserve herausgezogen werden. Nörd-
lich des Augustower Forstes erreichten das III. und II. Korps bis zum
9. März, den inzwischen zurückgehenden Deutschen folgend, die Gegend
südlich Simno. Ein deutscher Gegenstoß warf an diesem Tage Teile des
III. Korps von Lozdzieje aus Sereje zurück und kam damit in den Rücken
Angriffe der russischen 10. und 12. Armee.
299
des II. Korps, das bei Sejny kämpfte. „Eine Wiederholung des Manövers,
das zur Gefangennahme des XX. Korps führte, gelang den Deutschen zwar
nicht" — heißt es in der amtlichen russischen Darstellung^), aber das Korps
sah sich doch genötigt, schleunigst an die „Ostausgänge" des Augustower
Forstes zurückzugehen.
Bei der 12. und 1. Armee ergab sich aus der deutschen Gegen-
wirkung „eine Reihe hartnäckiger und verlustreicher Kämpfe"^), bei denen
sich dauernd zunehmender Mangel an Artilleriemunition überaus hemmend
fühlbar machte. General Rußki mußte der 12. Armee am 5. März auch
das XXIII. Korps zur Verfügung stellen. Am 7. März schätzte man den
Gegner östlich vom Orzyc auf etwa vier, westlich davon bis zur Weichsel
auf etwa fünf deutsche Korps; er schien sich durch Truppen verstärkt zu
haben, die bisher vor der russischen 10. Armee gestanden hatten. Der am
8. März einsehende neue deutsche Angriff nördlich Przasnysz gab Ver-
anlassung, vom linken Weichsel-Äser auch noch das II. kaukasische Korps
heranzuholen, so daß seit Ansang Februar im ganzen 10% Korps von dort
an die ostpreußische Front gezogen waren, dazu 3s4 Korpsch aus der
Reserve der Obersten Heeresleitung. Das II. kaukasische Korps wurde
gm 12. März der 1., das bei Grodno bereitgestellte XV. Korps der
12. Armee überwiesen. Die 1. Armee sollte am folgenden Tage in der
Richtung auf Chorzele angreifen, die 12. sie unterstützen. „Alles in allem"
— so urteilt die amtliche russische Darstellung'') — „war in diesen Kämpfen
russischerseits kein bestimmter Gedanke zu erkennen, außer aktiver Verteidi-
gung, die bei seltener Hartnäckigkeit zu dem fortgesetzten Streben führte,
wie im Januar an der Vzura und Rawka den Deutschen dieses oder jenes
Geländestück, das sie genommen hatten, wieder zu entreißen." Schwer
waren dabei abermals die Verluste. Vis zum 9. März wurden sie allein
im Raume nördlich Lomza auf 35 000 Mann geschäht, davon 10 000 beim
Gardekorps°).
Gegen Mitte März erkannte General Rußki die Aussichtslosigkeit
weiterer Angriffsversuche. Er nahm jetzt beim Gegner rund 30 Divisionen
an. Am 16. März regelte er den Gang der Operationen durch eine neue
Weisung, nachdem er vorher bei der Obersten Heeresleitung erfragt hatte,
welche „endgültigen Ziele" an der ostpreußischen Front erreicht werden
müßten. Der Angriff sollte im wesentlichen eingestellt werden. Die
0 Rjesnamow, I, S. 82.
2) Rjesnamow, I, S. 83. — Näheres darüber bei Knox, S. 260 f.
3) Garde-, y4 XIII., XV., IV. sibirisches Korps.
4) Rjesnamow, I, S. 83.
5) Knox, S. 260.
300
Die Kämpfe an der Ostfront bis Ende April 1915.
10. Armee hatte sich im Vorgelände des mittleren Niemen, dann bei
Kopziowo und in der Linie Sopockinie—Lipsk—Sztabin—Dwugly zu
hartnäckiger Verteidigung einzurichten, wenn die Gelegenheit günstig sei,
aber wieder anzugreifen, um noch die Linie Marjampol—Suwalki—
Augustow—Rajgrod zu gewinnen. Die 12. Armee sollte sich auf aktive
Verteidigung im Narew-Vorland beschränken und dazu mit dem linken
Flügel möglichst die Linie Krusza—Lipniki—Wach—Zawady erreichen; sie
hatte drei Korps abzugeben, je eines als Reserve für die Oberste Heeres-
leitung und für die Heeresgruppe, das XXIII. an die 1. Armee. Diese
erhielt Befehl, mit dem rechten Flügel nochmals kurz anzugreifen und dann
ebenfalls zur Abwehr überzugehen, möglichst in der Linie Fednorozec—
Przasnysz—Ciechanow—Plonsk—Wyszogrod an der Weichsel. Auch diese
Armee hatte ein Korps zur Heeresgruppenreserve abzugeben, ein weiteres
möglichst bald als Armeereserve herauszuziehen. Die 2. und 5. Armee
hatten sich weiter zu behaupten. Auf Grund dieser Weisung kam es noch
zu einer Reihe von Kämpfen, bis die Kampftätigkeit von Ende März ab
allmählich einschlief. Die Lage war „gut, aber nicht unbedingt sicher-
gestellt^).
Am 26. März bat General Rußki aus Gesundheitsrücksichten um Ent-
hebung vom Oberbefehl. Als sein Nachfolger übernahm General Alexejew,
einer der jüngsten Generale der Infanterie, bisher Chef des Generalstabes
der Südwestfront, am 30. März den Oberbefehl über die Heeresgruppe^).
Dieser fehlten zu dieser Zeit 320 000 Mann an der Sollstärke. Gegen Mitte
April mußte das III. kaukasische Korps an die Südwestfront abgegeben
werden. Weitere Abgaben aber erschienen trotz des dringenden Bedarfes in
Galizien bei der Schwäche der einzelnen Verbände nicht möglich, ohne die
Behauptung der Front in Frage zu stellen.
0 Kraßny Archiv, Band 27, S. 8.
2) Der dienstältere und in den Kämpfen bei Lodz bewährte General Plehwe
kam wegen seines deutschen Namens nicht in Frage.
IV. Wechselnde Pläne des Generals
v. Falkenhayn.
A. Die Schaffung einer neuen ^eeresreserve.
Karten 1, 2 und 14.
Als General v. Falkenhayn im Januar unter dem Druck der Verhält-
nisse halb widerstrebend seine Zustimmung zum Einsatz der in der Heimat
aufgestellten Neuformationen aus dem östlichen Kriegsschauplatz gab, hielt
er offenbar immer noch an dem Gedanken fest, so bald wie möglich den von
ihm geplanten Offensivschlag im WestenH durchzuführen. Bereits am
19. Februar, noch vor Abschluß der Masuren-Schlacht, richtete er, wie schon
erwähntH, aus Berlin, wohin er sich nach dem Besuche des ostpreußischen
Kriegsschauplatzes am 30. Januar begeben hatte, eine Anfrage an den
Oberbefehlshaber Ost über dessen weitere Absichten. In ihr hieß es: „So
wichtig es natürlich ist, den Wintersieg in Masuren mit allen
Mitteln auszubeuten, so wenig darf man sich doch der Tatsache ver-
schließen, daß diesem Streben durch unsere allgemeine militärische und
politische Lage gewisse Schranken gesetzt sind. Schon etwa in der zweiten
Hälfte des März wird die Oberste Heeresleitung voraussichtlich genötigt
sein, sehr erhebliche Teile der jetzt im Nordosten verwendeten Kräfte auf
andere Kriegsschauplätze zu ziehen. Noch früher wird eine Herabminderung
der nach dem Osten abzugebenden Crgänzungsmannschasten und Munitions-
menge eintreten müssen. Cs kommt deshalb darauf an, die russischen Armeen
bis spätestens dahin in eine solche Lage zu bringen, daß sie uns in abseh-
barer Zeit nicht gefährlich zu werden vermögen."
Bei den Plänen, die dieser Anfrage des Generals v. Falkenhayn
zugrunde lagen, handelte es sich, wie aus einer späteren Drahtung des
Generalstabschefs an den Oberbefehlshaber Ost vom 9. März hervor-
geht"), um die „Fortführung des Feldzuges im Westen" und die „Öffnung
des Weges nach der Türkei". Beides setzte voraus, daß bis dahin der
Russe so geschwächt war, daß er in absehbarer Zeit auf keinem Frontteil
des östlichen Kriegsschauplatzes — weder an der Karpaten-Front noch in
Polen oder Ostpreußen — „wieder gefährlich zu werden" vermochte. So-
lange die Aussichten und Auswirkungen der jetzt im Gange befindlichen
Operationen noch nicht zu übersehen waren, mußte dies zum mindesten
S. 3 f. — 2) S. 233. — ->) S. 276.
302
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
fraglich erscheinen. Noch zweifelhafter war, ob es angesichts des Umstandes,
daß General v. Falkenhayn weder über eine Heeresreserve verfügte, noch die
Aussicht bestand, eine solche bis Mitte März zu erhalten, möglich sein
würde, aus dem Osten so starke Kräfte den anderen Kriegsschauplätzen zu-
zuführen, als zur Niederwerfung Serbiens und zur Herbeiführung einer
Kriegsentscheidung im Westen nötig waren. Beide Aufgaben erschienen
gleich dringlich. Die politische Lage sowie die Notwendigkeit der Herstellung
einer gesicherten Verbindung mit der Türkei forderten die baldige Nieder-
werfung Serbiens, zum mindesten die Eroberung des Negotiner Zipfels.
Andererseits drängten mancherlei Gründe dazu, wenn irgend möglich noch
in diesem Frühjahr im Westen die Kriegsentscheidung
herbeizuführen. Cs unterlag keinem Zweifel, daß dieses Ziel
später, wenn erst einmal die für den Sommer zu erwartenden englischen
Verstärkungen aus der Kitchener-Armee aus dem Festlande verwendungs-
fähig waren, immer schwerer erreichbar wurde. Das zur Zeit im Westen
bestehende Kräfteverhältnis begünstigte eine deutsche Offensive noch am
ehesten in naher Zukunft. In der zweiten Februarhälfte standen hier rund
92 deutsche Divisionen gegen 9V) der Alliierten. Zur Herbeiführung der
Kriegsentscheidung bedurfte es indes im Westen eines erheblich größeren
Truppen- und Materialeinsatzes als im Osten. Denn auf der erstarrten
Westfront mußte, ehe man zur Operation gelangte, auf einem verhältnis-
mäßig breiten Frontteil der Durchbruch gelingen. Schon dieser bean-
spruchte größere Kräfte, die Operation voraussichtlich noch stärkere, da ihre
Durchführung bis zur Kriegsentscheidung dauernde Zuführung von Ver-
stärkungen erforderte. Vorbedingung eines erfolgreichen Durchbruches war
wiederum eine besonders zahlreiche schwere Artillerie und ein ungewöhn-
lich hohes Maß an Munition. General v. Falkenhayn konnte am
19. Februar bei Absendung seiner Drahtung an den Oberbefehlshaber Ost
nicht im unklaren darüber sein, daß ihm so starke Kräfte an Reserven und
Material aus dem Osten kaum zur Verfügung gestellt werden konnten. Er
scheint daher zu jenem Zeitpunkt in Serbien und im Westen weniger an
eine kriegsentscheidende Operation als an kurze, geringere Kräfte bean-
spruchende Offensivschläge gedacht zu haben, in Serbien zur Eroberung des
Negotiner Zipfels und damit zur Herstellung einer Verbindung mit der
Türkei, im Westen zur Hebung der Moral der sich nun schon monatelang im
Stellungskrieg aufreibenden Westtruppen^). Ein solches Ziel hatte * 2
9 Nach damaliger Schätzung der Nachrichtenabteilung der deutschen Obersten
Heeresleitung.
2) Vgl. das nicht abgesandte Schreiben vom 27. Dezember 1914 an den Ober-
befehlshaber Ost, Band VI, S. 421/422.
Schaffung neuer Divistonsverbände.
203
General v. Falkenhayn anscheinend auch mit seiner anfänglich in der zweiten
Ianuarhälfte im Westen geplanten Offensive vorgeschwebt, als er noch
die Verfügung über die Neuformationen hattech. So erstrebenswert beide
Ziele an sich auch sein mochten, so fragte es sich doch, ob es nicht zunächst
wichtiger war, alle Kräfte für eine leichter und schneller zu erreichende
Kriegsentscheidung im Osten zu verwenden. Erst durch sie konnten hier
so starke Kräfte frei werden, daß die Niederwerfung Serbiens und eine
den Krieg beendende Entscheidung im Westen mit Aussicht auf Erfolg ge-
wagt werden konnten. Voraussetzung war also, wie dies die Führer im
Osten wiederholt betont hatten, das Niederringen Rußlands. Cs mußte
daher nicht unbedenklich erscheinen, den Schwerpunkt der Kriegführung
wieder nach „anderen Kriegsschauplätzen" zu verlegen, ehe die Ent-
scheidung im Osten erkämpft war.
Da trat völlig unerwartet bereits wenige Tage nach der Anfrage an
den Oberbefehlshaber Ost ein Vorschlag an General v. Falkenhayn heran,
der eine ganz neue Grundlage für seine weitere Cntschlußfassung gab. Cs
eröffnete sich die Aussicht, ohne Schwächung der Ostfront neue starke
Heeresreserven zu gewinnen. Am 22. Februar schlug der bereits um die
Aufstellung der bisherigen Neuformationen hochverdiente Chef der Armee-
abteilung im Kriegsministerium, Oberst v. Wrisberg, dem in Berlin an-
wesenden General v. Falkenhayn vor, durch Abgabe der vierten Infanterie-
Regimenter aus bestehenden Divisionen, zunächst von der Westfront, neue
Divisionsverbände nach Art der im Januar aufgestellten zu je drei In-
fanterie-Regimentern zu bilden. Als Ersatz für das ausfallende Regiment
sollten die abgebenden Divisionen je 2400 Mann ausgebildeten Ersatz
und zwei Maschinengewehrzüge zu drei Gewehren erhalten. Der In-
fanterie-Ersatz sollte auf die verbleibenden Regimenter verteilt werden, so
daß sich ein Mehr von durchschnittlich etwa 66 Mann je Kompagnie ergab.
Die Zahl der Infanterie- und Maschinengewehre in der Front blieb somit
die gleiche. Die erforderlichen Feldartillerie-, Pionier-, Kavallerie- usw.
Formationen waren teils durch Herabsetzung der Geschützzahl von sechs
auf vier und Verringerung der Kavallerie bei den bestehenden Divisionen,
teils durch Neuaufstellungen zu gewinnen^). General v. Falkenhayn stimmte
dem Vorschlage sofort zu und erwirkte noch am gleichen Tage die Ge-
nehmigung des Kaisers. Cs war vorauszusehen, daß bei Durchführung
des Wrisbergschen Vorschlages in etwa Wz bis 2 Monaten hinter der
Westfront eine erhebliche Anzahl Divisionen bereitstehen würde, über die
n) S. 3 und 5. — 2) Näheres in dem später erscheinenden Band II „Kriegs-
rüstung und Kriegswirtschaft".
304
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
die Oberste Heeresleitung frei verfügen konnte. Sie wurde dadurch in
großem Amfange, vielleicht sogar vollständig, von der Notwendigkeit einer
Rückberufung von Truppen aus dem Osten befreit.
Die Vorbereitungen für die geplante Ambildung des Westheeres
wurden sofort eingeleitet. Bereits am 25. Februar erließ der Chef des
Generalftabes des Feldheeres eine Weisung an das Westheer, in der ein-
gangs die Absicht der Obersten Heeresleitung ausgesprochen wurde, „sich
nach und nach hinter der Front des Westheeres neue Verbände als Heeres-
reserve zu bilden". Cs sollten zunächst sechs Infanterie-Divisionen (50.,
52., 54., 56., 58. (Sachsen/Württembergj und 10. bayerische) gebildet
werden und in der zweiten Hälfte März verwendungsbereit sein. Diese
Divisionen erhielten außer ihren drei unter einem Vrigadestab vereinigten
Infanterie-Regimentern eine Feldartillerie-Vrigade und ein Fußartillerie-
Bataillon zu zwei Batterien schwerer Feldhaubihen, zwei Pionier-
Kompagnien sowie Munitionskolonnen und Trains, waren somit völlig
selbständig verwendbar. Gleichzeitig mit dieser Weisung ging an das
Kriegsministerium das Ersuchen um Aufstellung eines neuen Armee-Ober-
kommandos (A. O. K. 11), das spätestens am 11. März in Kastel marsch-
bereit sein sollte.
Am 3. März forderte General v. Falkenhayn die Aufstellung weiterer
Divisionen. „... Das noch indiesemMonatzu erreichende Ziel" —
so führte er hierbei aus — „muß sein, die gesamten aktiven und Reserve-
Divisionen des Westheeres auf je drei Infanterie-Regimenter zu sehen und
aus den so erhaltenen überschießenden Regimentern neue Divisionen zu
ebenfalls drei Regimentern aufzustellen. Sollte es nicht gelingen, diese
letzten Divisionen vollständig auszustatten, so würde ich mich auch schon
damit zufrieden geben, daß sie zunächst nur aus Infanterie und Kanonen-
batterien bestehen. Sie werden auch in dieser Form als Reserven und für
Sonderzwecke sehr nützlich sein und könnten nach und nach zu vollen
Divisionen ausgebaut werden..."
Da das Westheer 36 Infanterie- und 37 Reserve-Divisionen zählte,
so mußten sich bei voller Durchführung der Amwandlung 24 neue
Divisionen ergeben, die als Reserven der Obersten Heeresleitung hinter
der Front bereitgestellt werden konnten. Das waren unverhofft günstige
Aussichten, im Westen doch noch vor Wirksamwerden der englischen Ver-
stärkungen die Kriegsentscheidung herbeizuführen. Die Absicht des Generals
v. Falkenhayn, den Schwerpunkt der Kriegführung nach dem Westen zu
verlegen, begann immer festere Gestalt anzunehmen. Das dortige Kräfte-
verhältnis auf deutscher Seite sah er jetzt so günstig an, daß er im Gegen-
satz zu seiner bisherigen Auffassung zeitweise eine gleichzeitige kriegs-
Schaffung einer neuen Heeresreserve von 14 Divisionen.
305
entscheidende Operation sowohl in Serbien wie im Westen erwog; für die
Lösung der letzteren Aufgabe hoffte er auf die Rückführung stärkerer Ost-
kräfte verzichten zu können. Damit wuchs die Gewißheit, daß die Ostfront
ihre Aufgabe aus eigener Kraft lösen und die Rückenfreiheit des West-
heeres gewährleisten würde. Bereits am 5. März, noch ehe Sicherheit be-
stand, ob die erhoffte Zahl der neuaufzustellenden Verbände auch wirklich
erreicht werden würde, ließ er Generalfeldmarschall v. Hindenburg wissen,
daß „eine Zurückführung von Kräften der Ostfront nach dem Westen vor-
läufig, d. h. im Monat März, nicht mehr in Aussicht genommen" sei' ).
Die von General v. Falkenhayn geforderte Ausdehnung der Um-
wandlung auf sämtliche aktiven und Reserve-Divisionen des Westheeres
erwies sich indessen bald als nicht durchführbar. Am 11. März trug der
Kriegsminister dem Kaiser vor, daß noch acht Divisionen aufgestellt werden
könnten. Deren Bildung wurde am 16. März befohlen. Von diesen
sollten die 111., 113., 119. und 121. Division Anfang April, die 115., 117.,
123. und die 11. bayerische 8 bis 14 Tage später verwendungsbereit sein.
Diese Divisionen konnten nur je sechs Feldkanonenbatterien und eine
Batterie schwerer Feldhaubitzen sowie nur eine Pionier-Kompagnie er-
halten; die Ausstattung mit Munitionskolonnen und Trains war ent-
sprechend geringer.
Mit der Aufstellung der Divisionen 111 bis 123 und der 11. bayerischen
war die Möglichkeit, aus dem Westheere neue Verbände zu bilden, vor-
läufig erschöpft. Außer Bewaffnungsschwierigkeiten gestattete es auch die
Ersahlage nicht, der Forderung des Generals v. Falkenhayn entsprechend
noch im Monat März durch Ambildung des Westheeres 24 neue
Divisionen zu gewinnen. Mitte März 1915 standen in den Ersatz-
formationen und Rekrutendepots rund 163 000 ausgebildete Anteroffiziere
und Mannschaften und rund 515 000 in der Ausbildung begriffene Mann-
schaften^) für Ersatzzwecke zur Verfügung. Der monatliche Crsatzbedarf
des Feldheeres belief sich auf durchschnittlich rund 180 000 Mann, während
als Ausgleich für die von den bestehenden Divisionen abgegebene Infan-
terie weitere rund 175 000 ausgebildete Mannschaften erforderlich gewesen
wären. 2lus längere Sicht bot freilich die Ersahlage keine Schwierigkeiten,
da außer dem Rekrutenjahrgang 1915 noch eine erhebliche Anzahl von
Mannschaften des unausgebildeten Landsturms vorhanden und bisher noch
nicht eingezogen war").
*) S. 276. — 2) Wieviel von den in der Ausbildung begriffenen Mannschaften
als fertig ausgebildet noch im März ins Feld gesandt werden konnten, ließ sich bis-
her nicht ermitteln. — 3) Näheres in dem später erscheinenden Band II „Kriegs-
rüstung und Kriegswirtschaft".
I Weltkrieg. VII. Band.
20
306
Wechselnde Pläne des Generals t>. Falkenhayn.
Ms gegen Mitte März hatte General v. Falkenhayn Klarheit
darüber, daß bis Anfang April als Heeresreserve hinter der Westfront vor-
läufig nur 14 neue Divisionen und nicht, wie erwartet, etwa 24 zur Ver-
fügung stehen würden. Auf weiteren Kräftezuwachs war bei der gespannten,
durch Bewaffnungsschwierigkeiten verschärften Crsatzlage für die nächsten
Wochen nicht zu rechnen. Divisionen aus der deutschen Ostfront heran-
zuziehen, kam nach der dortigen Lage zu diesem Zeitpunkt kaum in Betracht
und war auch nicht dringlich, da die Westoffensive frühestens Mitte Mai
beginnen konnte. Am 20. März drahtete General v. Falkenhayn daher an
Generalfeldmarschall v. Hindenburg, daß das Zurückführen von Kräften
des Ostheeres nach dem Westen auch nach Ablauf des Monats März nicht
in Aussicht genommen sei. „Sollte trotzdem", hieß es weiter, „die Not-
wendigkeit dazu oder zur Verwendung von jetzt Euer Exzellenz über-
wiesenen Armeeteilen im Süden eintreten, so wird rechtzeitig Anforderung
dorthin ergehen..."
Auch auf dem östlichen Kriegsschauplatz regte General v. Falkenhayn
gegen Mitte April die Bildung neuer deutscher Divisionen an. Cs sollte
indes noch geraume Zeit bis zur Verwirklichung dieser Absicht vergehen.
Zunächst sollten drei Infanterie-Divisionen (101., 103. und 105.) beim
Ostheere gebildet werden, deren Verwendungsbereitschaft erst für die zweite
Hälfte Mai in Aussicht genommen wurde.
Neben der Crsatzlage kam der Munitionsfrage besondere Bedeutung
zu. Nicht nur, daß eine kriegsentscheidende Offensive im Westen einen
ganz ungewöhnlich hohen Munitionsbedarf beanspruchen mußte, so war
auch damit zu rechnen, daß dann auch die Ostfront höhere Munitions-
forderungen stellen werde, da eine deutsche Offensive im Westen voraus-
sichtlich einen Angriff der Nüssen an der Ostfront auslöste^).
0 S. 320 f.
Erwägungen für einen Durchbruch im Westen.
307
B. Erwägungen für einen kriegsentscheidenden
Durchbruch im Westen.
Karten 2, 3 und 4.
Am 1. März war General v. F a l k e n h a y n auf den westlichen
Kriegsschauplatz zurückgekehrt. Zier erwarteten ihn zwei bedeutsame Auf-
gaben: einmal die Umformung des Westheeres zur Gewinnung neuer Heeres-
reserven angesichts eines mit Angriff drohenden Feindes, sodann die
schwierige Frage einer Durchbruchsoperation auf dem westlichen Kriegs-
schauplatz. Cs galt zunächst festzustellen, auf welchem Teil der Westfront
Durchbruch und Operation am sichersten kriegsentscheidende Wirkung er-
zielen und wieviel Kräfte und Material, insbesondere an schwerer Artillerie
und Munition, sie erfordern würden.
Der Gedanke eines die feindliche Front durchbrechenden Angriffs zur
Herbeiführung der Kriegsentscheidung im Westen war bereits selbständig
bei den Oberkommandos der 6. und der 1. Armee in umfangreichen
Studien bearbeitet worden. Am 4. März lag vom Oberkommando
der 6. Armee eine von General Krafft v. Dellmensingen entworfene
Denkschrift vor. Nach Untersuchung der möglichen Angriffsrichtungen be-
zeichnete die Denkschrift, ähnlich wie es Ende Dezember 1914 General
Wild v. Hohenborw) getan hatte, als Ziel der Operation, den Nordflügel
der feindlichen Front, in erster Linie also das englische Heer, abzusprengen
und zu erdrücken. Das Oberkommando glaubte dabei nicht, eine zahlen-
mäßige Überlegenheit auf deutscher Seite erwarten zu dürfen; denn eine
solche sei erst dann möglich, wenn Rußland niedergerungen wäre. Die
Überlegenheit müsse vielmehr in der Tüchtigkeit und im taktischen Ge-
schick der deutschen Führer und Truppen gesucht werden. Durch die
Überführung frischer englischer Kräfte auf das Festland könne das britische
Heer bis Ende März auf 15 Armeekorps, also das Doppelte der derzeitigen
Stärke, anschwellen. „Wir werden deshalb ganz besonders sorgfältig be-
denken müssen, uns nicht eine Aufgabe zu stellen, die unsere Kräfte über-
steigt." Cs komme keineswegs nur darauf an, die feindliche Stellungs-
front zu durchstoßen, die siegreiche Truppe müsse vielmehr, nachdem ihr in
schwerem, Tag und Nacht fortzusetzendem Angriffe der Durchbruch geglückt
sei, sich in immer neuen frontalen Kämpfen von Stellung zu Stellung
durchringen.
Die Operation unter dem Gesichtspunkte anzusetzen, daß sie nahe an
9 S. 16.
20
308
Wechselnde Pläne des Generals ü. Falkenhayn.
Amiens vorbeistreife, schien General v. Krafft nicht geraten, so wünschens-
wert der Schutz der linken Flanke durch die untere Somme sein mußte. Die
erforderlichen Streitkräfte wären damit zu unzulässiger Höhe angewachsen;
denn das Hauptgewicht legte er daraus, das englische Heer vom fran-
zösischen zu trennen. Dazu war der Stoß gegen die dem englischen rechten
Flügel benachbarten französischen Kräfte zu richten. Somit ergab sich ein
Durchbruch beiderseits Arras, um dann dem nach Nordwesten verlaufenden
Höhenzuge bis gegen die Küste zwischen Boulogne und Calais zu folgen.
Weiter nördlich, in der Gegend von Kemmel, sollte ein Nebenangriff den
Gegner fesseln. Zur Sicherung des Hauptangriffs nach Süden mußten ent-
sprechende Kräfte abgezweigt werden, die voraussichtlich in der Linie
Albert—Doullens—Authie-Lauf feindliche Cinwirkungsversuche abzuweisen
hatten, da die beste Sicherungslinie, die Somme, schwerlich zu ge-
winnen war.
Der erste Schritt, der Durchbruch durch die feindliche Stellungsfront,
müsse mit äußerster Wucht — „zerschmetternd" — geschehen. Bei der ein-
leitenden Artillerievorbereitung sollte die einzelne Steilfeuerbatterie nicht
mehr als 150 in Zielbreite zugewiesen bekommen. Auf der vorgeschlagenen
Hauptangriffsfront betrug die Durchbruchsstrecke unter Aussparung der
durch Amfassung zu nehmenden Stadt Arras 26 lern. An den eigentlichen
Durchbruchsstellen war der Gefechtsstreifen eines Armeekorps auf 3s4 km
verengt. Im ganzen wurden zur Vorbereitung des Hauptangriffs
160 schwere und 374 Feldbatterien angesetzt. Den Angriff selbst hatten
sechs Armeekorps zu führen; zur Erweiterung der Lücke, zur unmittelbaren
Unterstützung und als Reserve sollten sieben weitere nebst zwei Kavallerie-
Divisionen folgen. Von diesen dreizehn Armeekorps befanden sich drei
bereits in der Front; zehn waren neu heranzuführen. Der Nebenangriff
am Kemmel verlangte 38 schwere und 143 Feldbatterien. Hier sollten drei
Korps neu eingesetzt werden. Außerdem wurden für beide Angriffe be-
deutende Zuschußkräfte an Pionier-, Minenwerfer-, Flieger-, Luftschiffer-
usw. Formationen verlangt.
Besonderen Nachdruck legte die Denkschrift aus die Munitionsver-
sorgung. Das Oberkommando der 6. Armee hatte in den Kämpfen um
Ipern im Herbste des Vorjahres erlebt, daß ein großer Teil, ja zeitweise
die Mehrzahl der schweren Batterien ihre Feuerkraft nicht hatte voll ent-
falten können, weil es an Munition gefehlt hatte. Ähnliches durfte sich
trotz der gegenüber den Herbstkämpfen des vergangenen Jahres weit höheren
Geschützzahlen, die jetzt für den großen Durchbruch einzusehen waren, nicht
wiederholen. „Die Durchführung der ganzen Operation ist nur dann
möglich", sagte die Denkschrift, „wenn: 1. die gesamte schwere Artillerie
Vorschlag des Oberkommandos der 6. Armee.
309
über Bespannungen (oder mechanischen Zug) verfügt, 2. eine ganz ge-
waltige Munitionsmenge bereitgestellt ist, so groß, daß die Feuerkraft der
Geschütze stets auf ihrer vollen Höhe erhalten werden kann. Hiervon hängt
das Gelingen des Angriffs in erster Linie ab. Cs könnte nichts Verfehlteres
geben, als wenn der Angriff wegen ungenügender Munitionszusuhr vor
Abschluß der Operation nochmals zum Halten käme. Der Munitionsvorrat
muß also mindestens für einen vollen Kampfmonat, in dem die Cnt-
scheidungsgruppe tägliche Kämpfe führt — bester noch länger —, ausreichen
oder der Nachschub gesichert sein."
Damit war zum ersten Male die Frage, unter welchen Bedingungen
ein großer strategischer Durchbruch auf der Westfront gelingen könne,
gründlich behandelt worden. Die Denkschrift hatte vor Augen geführt,
daß ein großer Teil der deutschen Truppenkräfte und ein verhältnismäßig
noch größerer der vorhandenen Kampfmittel, insonderheit an schwerer
Artillerie, für die vorgeschlagene Operation eingesetzt werden müsse. Im
weiteren ging sie auf die eigentlichen Führungsprobleme ein; hier wurde
auf die Notwendigkeit und Schwierigkeit eines überraschenden Schlages,
auf die Bereitstellung einer besonderen Operationsarmee hinter den die
feindliche Front durchbrechenden Verbänden, auf die Verteilung verschieden
gerichteter Operationsaufgaben unter besonderen Führern nach dem ge-
lungenen , Durchbruche und auf die Fesselung feindlicher Reserven durch
große Angriffe auf der übrigen Heeresfront hingewiesen.
Die Bemerkungen, die General v. Falkenhayn zu diesen Ausführungen
machte, lasten erkennen, daß er die Warnung vor einem Unternehmen,
das die deutschen Kräfte überstiege, sehr ernst nahm, daß er aber das beider-
seitige Kräfteverhältnis günstiger ansah und glaubte, mit geringerem Ein-
satz die beabsichtigte Operation durchführen zu können. Die vorgeschlagene
Operationsrichtung ähnelte der bereits im Dezember') von ihm selbst ins
Auge gefaßten. Schon damals hatte er bei Prüfung der Äußerungen der
Generale Wild v. Hohenborn und Schmidt v. Knobelsdorf am Schlüsse
der Ausführungen des ersteren geschrieben: „Jedenfalls halte auch ich den
Stoß aus Amiens für richtig." Damit hatte er sich gegen Operationen an
der Aisne oder in der Champagne ausgesprochen.
Die hohen Forderungen an Truppen und Kriegsmaterial, die das
Oberkommando der 6. Armee als notwendig bezeichnet hatte, legten in-
dessen die Frage nahe, ob nicht an anderer Stelle eine Durchbruchsoperation
mit geringerem Aufwande möglich sei. Am 2. März hatte gelegentlich
eines kurzen Aufenthaltes des Generals v. Falkenhayn in St. Quentin der
310
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
gleichfalls dort anwesende Chef des Generalstabes der 1. Armee, General-
major v. Kühl, ihm vorgetragen, daß beim Oberkommando der 1. Armee
eine Denkschrift zusammengestellt werde, die eine in der Gegend östlich
Soissons unter Durchbrechung der feindlichen Stellungen über die Aisne
zu führende Operation zum Gegenstände habe. Wenige Stunden vorher
hatte General v. Falkenhayn im Hauptquartier der 6. Armee Bedenken ge-
äußert, ob es angängig sei, die Kraft des Westheeres zu einem Stoß in der
Richtung auf die Kanalküste zusammenzufassen, während gleichzeitig auf
französischer Seite die äußersten Anstrengungen gemacht werden würden,
um in der Champagne durchzubrechen. Der Vorschlag der 1. Armee fiel
daher auf günstigen Boden. Bis zur Fertigstellung der Denkschrift mußte
eine Reihe von Tagen vergehen. Am 7. März entschloß sich General
v. Falkenhayn, den Chef der Operationsabteilung, Ober st Tappen,
bis zum Ende des Monats als Chef des Generalstabes zur 7. Armee zu
entsenden, um durch ihn ein unabhängiges Urteil über die Aussichten einer
Operation über die Aisne zu gewinnen. Für den März konnte eine größere
Offensive im Westen noch nicht in Frage kommen.
Inzwischen hatte sich herausgestellt, daß die Formierung neuer
Divisionen im Westen ganz erheblich hinter dem anscheinend zu Anfang
des Monats erwarteten Ausmaße zurückbleiben werde. Die Gesamtzahl
der neu aufzustellenden Divisionen betrug nicht 24, sondern nur 141); durch
Aussparungen in der Front ließ sich diese Zahl noch etwas erhöhen; doch
war klar, daß die in der Denkschrift der 6. Armee als notwendig errechneten
Kräfte nicht verfügbar sein würden. General v. Falkenhayn gab indessen
darum den Gedanken einer großen Durchbruchsoperation auf dem West-
Kriegsschauplatz nicht auf, sondern teilte vielmehr am 11. März dem für
das neugebildete Armee-Oberkommando ll2) als Chef des Generalstabes
bestimmten Oberst v. Seeckt mit, er beabsichtige, durch einen Durchbruch
großen Stiles an der Westfront den Krieg wieder in Bewegung zu bringen
und die Entscheidung herbeizuführen^).
Am 13. März gelangte die von Generäl v. Kühl entworfene Denk-
schrift des Oberkommandos der 1. Armee in die Hände des
Generals v. Falkenhayn. Sie bezeichnete einen Durchbruch aus der Gegend
von Roye als nicht mehr zweckmäßig^), da man höchstens den Erfolg haben
werde, daß die Engländer auf einen mehr oder weniger großen Halbkreis
um Dünkirchen, Calais, Boulogne zurückgedrängt würden, die Franzosen * *)
a) S. 306. — -) S. 304. — 3) Mitteilung des Generalobersten v. Seeckt an das
Reichsarchiv vom 13. November 1927.
*) Vgl. die Vorschläge des Oberbefehlshabers der 1. Armee, Generalobersten
v. Kluck, vom Oktober 1914. Band V, S. 149, 171, 176.
Vorschlag des Oberkommandos der 1. Armee.
311
dagegen ihren linken Flügel in die Linie Veauvais—Dieppe oder Rouen
zurücknähmen, so daß zwei neue Frontalangriffe nötig würden. Mit Nach-
druck wies die Denkschrift darauf hin, daß vor allem der Durchbruch selbst
gelingen müsse. „Der Ort, wo der Durchbruch stattfinden soll, muß so ge-
wählt werden, daß der Angriff taktisch günstig ist, starke Teile des Gegners
geschlagen oder abgedrängt werden und vor allem ein erneutes Festsetzen
in vorbereiteten rückwärtigen Stellungen verhindert wird. Der Durch-
bruch muß so vorbereitet und mit so starken Kräften ausgeführt werden, daß
er nach menschlichem Ermessen gelingen muß. Cs darf nicht zu dem fran-
zösischen Verfahren kommen, ein Korps nach dem anderen gegen die feind-
liche Stellung vorzuführen. Überraschung ist beim Angriff mit allen
Mitteln anzustreben. Der Durchbruch muß schlagartig gelingen. Die Ent-
scheidung des Feldzuges hängt davon ab."
Die günstigsten Bedingungen für einen Durchbruch im Bereiche der
1. Armee schienen dem Oberkommando auf dem eigenen linken und dem
rechten Flügel der 7. Armee vorzuliegen. Auf diesen Gedanken gründeten
sich die Vorschläge der Denkschrift. Vier Armeekorps, davon zwei bereits
an Ort und Stelle befindlich, sollten aus einer 20 irrn breiten Front bei
und östlich Vailly über die Aisne gegen die Hochfläche Chassemy—Vaux-
cere vorgehen. Ihnen hatten weitere vier Korps und ein Kavalleriekorps
zu folgen, die bis zum Durchbruch in weiter Unterbringung zwischen Ham
und Montcornet belassen werden sollten, um den Feind in Unkenntnis über
die Angriffsstelle zu halten. Sie hatten die gestoßene Lücke dadurch zu er-
weitern, daß sie gegen den Rücken des weiter östlich stehenden Feindes vor-
gingen, ihn aufrollten und beseitigten. Die weitere Fortsetzung der Ope-
ration war auf Paris gedacht. Gleichzeitig mit dem Beginn des Haupt-
angriffes sollte ein Nebenangriff nordwestlich von Soissons erfolgen. Für
ihn genügte die Zuführung einer Division durch die Oberste Heeresleitung.
Die Forderungen an schwerer Artillerie hielten sich niedriger als im Ent-
würfe der 6. Armee. Für den Hauptangriff wurden im ganzen 110 schwere
Batterien verlangt, für den Nebenangriff nordwestlich Soissons 27. Dem-
entsprechend waren auch die Munitionsforderungen geringer als bei dem
Durchbruch beiderseits Arras. Es leuchtete ein, daß hier ein Vorschlag ge-
macht wurde, bei dem mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Gelingen des
taktischen Durchbruchs zu rechnen war, dessen Kräfteeinsah sich im Be-
reiche des Möglichen hielt, und der den Feind auf das empfindlichste traf.
Aber wieweit reichte seine strategische Wirkung? And lohnte sich der
Kräfteeinsatz, wenn nicht eine Feldzugsentscheidung erreicht wurde?
In einer persönlichen Besprechung, zu der General v. Kühl am
14. März ins Große Hauptquartier gerufen wurde, legte dieser dar, daß
312
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
er an sich eine andere Operation, nämlich einen großen Angriff in der
Champagne^) für wirksamer halte. Doch ergab eine überschlägige Berech-
nung, daß die dafür zu fordernden Kräfte nicht vorhanden fein würden.
Damit blieb es zwar bei dem gemachten Vorschlage eines Durchbruchs über
die Aisne östlich Soisions; aber diese Operation nahm mehr den Charakter
eines örtlichen Schlages ohne kriegsentscheidende Bedeutung an.
In diesem Sinne äußerte sich auch der um seine Meinung befragte General
Wild v. Hohenborn am 15. März. Die angedeutete Fortsetzung der Ope-
ration gegen Paris sei seines Erachtens mit den angesetzten Kräften nicht
durchführbar.
Beide Operationsentwürfe, der 6. wie der 1. Armee, waren ursprüng-
lich aus der Erwartung entstanden, daß die Schlacht in Masuren erhebliche
Ostkräfte für den Westen freimachen werde. Beiden lag die Absicht zu-
grunde, der Obersten Heeresleitung eingehend den großen Bedarf an
Truppen und Kriegsgerät und damit auch an Zeit zur Vorbereitung vor-
zurechnen, der sich aus den bisherigen Kampfersahrungen ergab. Während
indessen die Denkschrift der 6. Armee, wenn auch nur in großen Zügen, die
Operation bis zu dem erhofften Abschlüsse — Vernichtung des englischen
Heeres — verfolgte, begnügte sich die der 1. Armee im wesentlichen damit,
den taktischen Durchbruch zu betrachten. Sollte dann zu einer weitreichenden
Operation übergegangen werden, so wurde der Einsatz neuer Kräfte nötig,
der den Gesamtumfang vermutlich zur gleichen Höhe wie bei dem Unter-
nehmen um Arras emporschnellen ließ.
Trotz des großen Ausmaßes an Streitmitteln, deren nach beiden Ent-
würfen ein operativer Durchbruch an der Westfront zum Gelingen bedurfte,
hielt Genera! v. Falkenhayn an seiner Angriffsabsicht mit den im Westen
verfügbaren Mitteln fest. Am 16.März erhielt das neugebildete Ober-
kommando 11, das inzwischen nach Maubeuge abtransportiert war,
den folgenden schriftlichen Auftrag: „Die Oberste Heeresleitung hat die
Absicht, nach Bereitstellung genügender Truppen in der Westfront durch-
zubrechen. Zu diesem Durchbruch werden an den Bahnlinien hinter der
Heeresfront starke Reserven bereitgestellt werden. Die Zusammenziehung
dieser Reserven und ihr späteres Vorführen mit der Bahn an die Durch-
bruchsstelle wird die Oberste Heeresleitung regeln. Die Zeit der Bereit-
Am 18. März hat General v. Falkenhayn die Auffassung des Oberkommandos
der 3. Armee über Aussichten und Krästebedarf einer Durchbruchsoperation in der
Champagne verlangt. Die daraufhin am 28. März von der 3. Armee vorgelegte
Denkschrift, die den Durchbruch sowohl als selbständige Hauptoperation wie als
Nebenoperation mit demonstrativem Zweck behandelte, hat indessen einen erkennbaren
Einfluß nicht mehr gehabt.
Auftrag an das Armee-Oberkommando 11.
313
stellung der Reserven und der Ort des Durchbruchs find noch nicht be-
stimmt. Vei dem Durchbruch wird das Armee-Oberkommando 11 den An-
griff in einem noch zu bestimmenden Gesechtsstreifen zu leiten haben. Die
nächste Aufgabe des Armee-Oberkommandos 11 ist: Er-
kundung des Geländes zwischen Canal—La BassseH und dem Avre-Bach
bei Rohe für einen Durchbruch mit dem Ziel, in einer Breite von 25 bis
30 km die feindliche Front nördlich der Somme bis zum Meer zu durch-
stoßen. In dem zu wählenden Gefechtsstreifen würden in erster Linie außer
den dort bereits stehenden Truppen noch so viel Infanterie-Divisionen (zu
drei Infanterie-Regimentern) eingesetzt werden, daß jeder Infanterie-
Division eine Frontbreite von 2,5 bis 3 km zugewiesen werden kann. Die
nötige schwere Artillerie wird zur Verfügung stehen. Mit diesen Kräften
wäre der taktische Durchbruch bis zur Sprengung der feindlichen Linie
zu leisten. Hinter der Durchbruchsstelle würde die Oberste Heeresleitung
so viel weitere Kräfte bereitstellen, daß der taktische Durchbruch operativ
ausgenutzt werden kann. Die Erkundungen haben baldigst zu beginnen...,
das Ergebnis ist in einem Bericht an die Oberste Heeresleitung bis Ende
März niederzulegen."
Damit waren neben der Begrenzung des Crkundungszieles grund-
legende Anweisungen über die Kräftebemessung gegeben und eine scharfe
Trennung zwischen der taktischen Aufgabe des Durchbruchs und dessen ope-
rativer Ausnutzung ausgesprochen. Auf Durchführung der Operation in
dem zu erkundenden Abschnitt legte sich die Oberste Heeresleitung noch nicht
fest, wenn auch beim Armee-Oberkommando 11 nicht unbekannt sein konnte,
daß General v. Falkenhayn tatsächlich einer Offensive nördlich der Somme
zuneigte. Hinsichtlich der einzusetzenden Kräfte sah er Mitte März die
gestellte Aufgabe offensichtlich als durchführbar an. Wurden der An-
weisung gemäß zehn Divisionen in erster Linie verwendet, von denen sich
etwa vier schon im Durchbruchsabschnitt befinden mußten, so war es mit
Hilfe der vierzehn in der Bildung begriffenen neuen Divisionen möglich,
hinter den für den taktischen Durchbruch bestimmten Kräften eine zweite
Staffel von acht Divisionen für die unmittelbar anschließende Operation
bereitzuhalten. Weitere Aussparungen aus der Stellungsfront konnten
diese zweite Staffel verstärken oder zu anderen Aufgaben, wie Ablenkungs-
angriffen, oder zur Sicherung gegen eine feindliche Offensive an anderer
Stelle verwendet werden. Freilich blieb eine solche Rechnung erheblich
hinter den Forderungen der von der 6. Armee vorgelegten Denkschrift zurück.
0 So in der Urschrift. Gemeint ist der von Bethune nach La Bassee führende
Kanal.
314
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
ihn diese Zeit war die Bereitstellung folgender Kräfte zur
Verfügung der Obersten Heeresleitung geplantH: Vom 23. März ab sollten
allmählich versammelt werden: das Gardekorps um Schlettstadt—Colmar,
das XXXXI. Reservekorps um Aulnoye—Vusigny—Hirson, das
II. bayerische Armeekorps mit der 11. bayerischen Infanterie-Division um
Valenciennes—Douai—Cambrai, das III. Armeekorps mit der 113. In-
fanterie-Division um Maziares—Amagne—Sedan, das X. Armeekorps
mit der 111. Infanterie-Division um Ath—Mons—Hal—Grammont und
ein aus der 119., 121. und möglicherweise einer Division des X. Reserve-
korps zu bildendes XXXXII. Armeekorps in der Gegend von Falken-
berg—Vensdorf und bei Vitsch. Die 2. und 3. Armee wurden um je eine
Infanterie-Division geschwächt; im übrigen handelte es sich um einen Aus-
tausch älterer Infanterie-Divisionen gegen neugebildete.
„Maßgebend für die Aufstellung dieser Armeekorps", hieß es weiter,
„ist der Gesichtspunkt, daß die Armeekorps schnell mit Bahn oder Fußmarsch
hinter dem rechten Heeresflügel versammelt werden können, gleichzeitig aber
ein genügender Schuh für Mitte und linken Heeresflügel bleibt."
Rach diesem Plane mußten etwa um Mitte April sechzehn Infanterie-
Divisionen, davon sieben neugebildete, hinter der Westfront zur Verfügung
der Obersten Heeresleitung stehen. An Kavallerie-Divisionen befanden sich
Mitte März noch vier auf dem West-Kriegsschauplahe.
Etwa gleichzeitig begannen Vorarbeiten für die Schaffung einer
starken Heeresartillerie. Vis Ende März führten sie zu einem
Antrage an das Kriegsministerium auf Bereitstellung von 40 unbespannten
schweren Batterien älteren Materials mit Bedienungen aus Ersatz-
Truppenteilen. Sie sollten Mitte April verwendungsbereit werden, um
aus der Front Batterien neuer Art frei zu machen. Eine Berechnung, der
der Einsatz von im ganzen zehn Armeekorps zugrunde lag, ergab, daß aus-
schließlich der Feldkanonen-Batterien für einen Durchbruch 624 Kampf-
geschütze verfügbar sein würden.
Eine am 19. März General v. Falkenhayn vorgelegte zweite Denk-
schrift des Oberkommandos der 1. Armee befaßte sich noch ein-
mal mit den am 14. in Magieres besprochenen Fragen. Sie wies ein-
gangs auf den beherrschenden Gesichtspunkt hin, daß man sich nach den
verfügbaren Kräften richten und sich, wenn nötig, auf eine mehr örtliche
ilnternehmung beschränken müsse. Hinsichtlich der Wahl der Operations-
richtung begründete das Oberkommando von neuem sein ablehnendes ilrteil
0 Rach einem Schreiben der Operationsabteilung an den Chef des Feldeisen-
bahnwesens vom 19. März 1915.
Bereitstellung der Kräfte.
315
gegenüber einem Durchbruche bei Arras oder Roye, der, falls er zur
Trennung der Engländer und Franzosen führe, wieder sehr lange Angriffs-
sronten gegen beide feindlichen Gruppen zur Folge habe. Für wichtig wurde
es gehalten, den Angriff so weiter zu führen, daß Teile des deutschen Heeres
baldigst bis in die Nähe von Paris gelangten; der Gegner werde die Stadt
nicht wie 1870/71 oder wie Antwerpen und Maubeuge 1914 als Festung
verteidigen, vielmehr den Hauptwiderstand in weit vorgeschobene, befestigte
Feldstellungen legen. Cs komme also darauf an, in einer Richtung schnell
auf Paris vorzugehen, wo derartige Stellungen weniger ausgebaut seien
und ihre Besatzung nicht rechtzeitig bereit sei. Dann würde der Druck auf
Paris zweifellos dazu dienen, die Entscheidung zu beschleunigen. Da nun
einmal eine Offensive in der Champagne aus Mangel an Kräften nicht
möglich sei, so wurde erneut der Durchbruch über die Aisne östlich Soissons
empfohlen. Bei einem Zuschuß von sieben Korps glaubte das Ober-
kommando damit rechnen zu können, daß die feindliche Stellung weit nach
Osten bis einschließlich Reims aufgerollt, der Aisne abwärts stehende Feind
umfaßt und der Marsch auf Paris angetreten werden könne.
Randbemerkungen des Generals v. Falkenhayn zu dieser Denkschrift
zeigen, daß er hinsichtlich der Wirkung eines bis zum Meere durchgeführten
Angriffs nördlich der Somme durchaus anderer Meinung war als das
Oberkommando der 1. Armee. Zu dessen Satz „Schließlich stände es den
Engländern immer noch frei, sich der Vernichtung durch Rückzug zur See
zu entziehen" schrieb er: „Dann wären die Franzosen sicher mit dem
Bundesgenossen fertig." Dagegen stimmte er durchaus zu, wenn die Denk-
schrift sagte: „Jeder Durchbruch muß unbedingt dadurch unterstützt werden,
daß an anderer Stelle demonstriert wird. Dieses Demonstrieren geschieht
am besten durch einen Angriff, der sich vom Hauptangriff nur durch
das beschränkte Ziel sowie die beschränkten Mittel unterscheidet, aber
einer ebenso sorgfältigen Vorbereitung und einer hinreichenden Artillerie
bedarf."
Das Oberkommando 11 hatte keinen Auftrag erhalten, Vorschläge
über Ablenkungsangriffe zu machen. General v. Falkenhayn
scheint sich das selbst vorbehalten zu haben. Am 17. März hatte er die
Armee-Abteilung Gaede, bei der eine Offensive aus die Maßnahmen des
feindlichen Heerführers keinen erheblichen Einfluß üben konnte, angewiesen,
ihren seinerzeit genehmigten Angriffs einzustellen und zur „geplanten
Defensive" überzugehen. Auf die seit Anfang Februar vorbereitete und
noch immer nicht durchgeführte Gasoffensive der 4. Armee') setzte General
0 S. 61. — 2) S. 55, 63 f.
316
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
v. Falkenhayn geringe Hoffnungen. Um feindliche Reserven zeitgerecht
von der eigentlichen Angriffsstelle fortzulocken, war der vom Wetter ab-
hängige, noch völlig unerprobte Gasangriff auch schon mit Rücksicht auf
die unsicheren Witterungsverhältnisse offensichtlich zu unberechenbar. Da-
gegen fragte er am 19. März beim Oberkommando der 2. Armee an, ob
dort bereits ein Entwurf zu überraschendem Vorstoße von Fricourt—
Mametz und von Dompierre bearbeitet sei, um die französischen Stellungen
bei Maricourt abzudrosseln. Cr wünschte zu wißen, welchen Kräfte-
zuschuß an Infanterie und Artillerie und welchen Zeitaufwand das Ober-
kommando für eine solche Operation für erforderlich halte und ob es sie für
erfolgversprechend ansehe. Der Armeeführer beurteilte indessen den Kräfte-
bedarf hoch und den Erfolg als nicht im rechten Verhältnis dazu
stehend. Am 29. März erhielt das Oberkommando der 7. Armee den Auf-
trag, zu melden, welcher Zuschuß an Kräften für nötig gehalten werde, um
das rechte Aisne-Afer von Berry au Vac abwärts vom Feinde zu säubern,
und am wievielten Tage nach erhaltenem Befehle die Operation zur Durch-
führung kommen könne. Das Oberkommando erklärte die Zuführung eines
Armeekorps und von 33 meist schweren Batterien nebst entsprechender
Munition für ausreichend.
Roch ehe die Ergebnisse der eingeleiteten großen Erkundungen vor-
lagen, ergingen Ende März zwei Weisungen allgemeiner Art
an die Armeen des Westens. Die erste, vom 29., beschäftigte sich mit der
Sicherung der derzeitigen Stellungen, die trotz des Herausziehens von
Truppenteilen aus der Front auch gegen überlegene Angriffe mit geringen
Verlusten gehalten werden müßten. Dazu wurde eine Reihe von Maß-
regeln anempfohlen, die die Verbesserung der Hindernisse, Herstellung schuß-
sicherer Unterstände für die gesamte Besatzung der vorderen Linie und die
Verwendung von Beton, den Ausbau von Verbindungen, rückwärtigen
Stellungen und Stützpunkten sowie die gründliche Vorbereitung der
Artillerieverwendung betrafen. Im Anschluß daran wurden allgemein
von den Armee-Oberkommandos „eingehende Erkundungen für den
Angriff" verlangt. „Bei diesen kann als allgemeine Grundlage dienen,
daß bei einem etwa von der Obersten Heeresleitung befohlenen
Angriffe jeder Division zu drei Infanterie-Regimentern in vorderster
Linie ein Gefechtsstreisen von 2,5—3 km zufallen wird. Die
Angriffsentwürfe haben sich vor allen Dingen mit dem Niederringen des
dicht gegenüberstehenden Gegners mit allen technischen und artilleristischen
Mitteln zu befassen, müssen in dieser Hinsicht aber eingehend vorbereitet
werden." Cs sollte erreicht werden, „daß sowohl die Abwehr wie der
Angriff an jeder Stelle in der Vollendung vorbereitet wird."
Allgemeine Weisungen.
317
Auch die vom 31. März datierte Weisung, betreffend „Ausbildung der
Reserven der Obersten Heeresleitung", bewegte sich in allgemeinen Aus-
drücken. „Die hinter der Front zur Verfügung der Obersten Heeresleitung
bereitgestellten Reserven sind in erster Linie zum Angriffs) bestimmt."
Hierfür seien sie auszubilden („besonders sorgfältige Schulung in dem Ge-
brauch der technischen Angriffsmittel"). Eine einheitliche Anleitung für den
Angriff gegen befestigte Stellungen enthielt die Weisung nicht, verwies viel-
mehr hierfür auf „die eigenen Kriegserfahrungen", die „durch das Studium
des von der 1. Armee aufgestellten Berichts über den Angriff bei Soissons"
zu ergänzen seien. Dazu sollten Übungsplätze, „auf denen befestigte
Stellungen in mehreren Linien hintereinander als Angriffsziele dienen",
angelegt werden. Die Übungen hatten in kleinen Verbänden zu beginnen
und waren bis zur Division zu steigern. „Für Übungen in der Division
kann als Grundlage dienen, daß der vorderen Linie nur der taktische Durch-
bruch, dem sehr starke Artillerievorbereitung vorausgehen muß, zufällt. Für
die operative Ausnutzung des Durchbruchs wird die höhere Führung weitere
starke Kräfte anderer Verbände in zweiter und dritter Linie bereitstellen...
Die Dauer der Vorbereitungszeit kann für die einzelnen Teile der Heeres-
reserven nicht festgesetzt werden. Fe früher die einzelnen Verbände kampf-
bereit sind, um so besser ist es. Kein Tag darf verlorengehen."
Die Anweisung, derzufolge die Führung für die Ausbildung der
Reserven aus die eigenen Erfahrungen und die der 1. Armee aus den
Kämpfen bei Soissons verwiesen wurde, war unzulänglich. Über die Auf-
gaben der Artillerie, insbesondere der schweren, und ihre Zusammenarbeit
mit der angreifenden Infanterie wurde so gut wie nichts gesagt. Als An-
leitung, um das Westheer für die überaus schwierigen und ihm bisher unbe-
kannten Aufgaben einer großen Durchbruchsoperation gegen Engländer und
Franzosen zu schulen, genügten diese Weisungen nicht.
Am 31. März trafen die Berichte des Obersten v. Seeckt, Chefs des
Generalstabes des Armee-Oberkommandos 11ch, und des Obersten Tappen
ein. Gleichzeitig trat dieser wieder in seine frühere Stellung als Chef der
Operationsabteilung zurück^). *)
*) Die ursprünglich eingesetzten Worte „Durchbruch und" sind von General
v. Falkenhayn gestrichen worden.
2) Dem Armee-Oberkommando fehlte ein Oberbefehlshaber, da der zunächst
ernannte General der Infanterie v. Fabeck für den verwundeten Generalobersten
v. Kluck die Führung der 1. Armee übernommen hatte. S. 66.
3) Zur gleichen Zeit lag eine Denkschrift seines Stellvertreters, des Obersten
v. Loßberg, vor sowie eine des Generalmajors v. Moser, damals verwundet in der
Heimat.
318
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
Die Denkschrift des Oberkommandos 11 prüfte, an welcher
Stelle zwischen dem Kanal von La Bassäe und dem Avre-Bache bei Rohe
ein Durchbruch operativ die besten Aussichten böte. Aus der Erwägung,
daß die Entfernung von Albert zur Somme-Mündung der kürzeste Weg zum
Meere sei, daß der linke Flügel eines deutschen Angriffs durch die Somme
geschützt, und daß hier am ehesten die große Bahn Paris—Abbeville—
Boulogne durchschnitten werden könne, wurde als günstigste Durchbruchs-
front in operativer Hinsicht die Strecke Arms (ausschließlich)—Somme
bezeichnet. Demgemäß schlug die Denkschrift nach eingehender Beurteilung
der taktischen Verhältnisse auf der Gesamtfront den Durchbruch zwischen
Arras und Albert auf der etwa 25 km, breiten Strecke von etwas nördlich
Ficheux bis Thiepval vor. Auch hier waren die Schwierigkeiten groß. Sie
wurden nicht sowohl in der Stärke der vorderen feindlichen Stellungen als
in der Zahl und der Bauart der zum Widerstände geeigneten Ortschaften
gesehen. „In diesem reich angebauten Teile Nordsrankreichs ist jedoch die
Gegend bis etwa in Höhe von Doullens, also in dem zunächst in Frage
kommenden Abschnitte, noch lichter als auf den meisten anderen in Er-
wägung gezogenen Fronten. Der vorgeschlagene Angriff vermeidet die
ausgesprochenen und verstärkten Stützpunkte, wie Arras, Albert, Lihons,
und führt gegen kein natürliches, leicht zu verteidigendes Hindernis." Auf
einen raschen Erfolg rechnete auch das Oberkommando 11 nicht. Eine
Trennung des Zusammenhanges der feindlichen Heeressront werde erst
dann erreicht sein, wenn die Mitte des Angriffs über Doullens vorgetrieben
sei. Schon dazu gehöre ein immer neues Nähren der Angriffskraft der ein-
gesetzten Truppen, damit das Influßhalten des Vorgehens, „auf das es
für das Gelingen in erster Linie ankommt", erzielt werde. Weitere starke,
zunächst links gestaffelt folgende Kräfte hätten, nachdem es gelungen sei,
den linken Flügel des Durchbruchs bis etwa in die Gegend von Bonne-
ville vorzuführen, die Deckung gegen Amiens und die untere Somme bis
Conde Folie zu übernehmen. Weiter abwärts wäre die Sicherung nach
Süden Kavallerie-Divisionen zu übertragen. Der rechte Flügel des Durch-
bruchsangriffs hatte eine nordwestliche Richtung auf Warlus—Gouy en
Artois einzuschlagen. In die dadurch zwischen ihm und der Masse der
Durchbruchskräfte entstehende Lücke waren bereitgehaltene Kräfte in der
Richtung auf Avesnes le Comte einzuschieben. Ob in Verbindung mit
einem nördlich Arras zu führenden Nebenangriff die Einschließung der hier
stehenden französischen Kräfte durchgeführt werden sollte, blieb offen.
Der weitere Verlauf, also das Vorgehen gegen die nördlich der Durch-
bruchsstelle befindlichen französisch-englischen Kräfte, schien wesentlich von
deren Maßnahmen abhängig. Zwang ihr Verhalten die Mitte und den
Denkschrift des Armee-Oberkommandos 11.
Z1S
linken Flügel der Durchbruchsarmee, aus der Linie Sus St. Läger—
Doullens—Bonneville nach Norden zu schwenken, so mußte eine folgende
Armee, hinter den Durchbruchstruppen hindurch nach Westen ausgreifend,
sich auf deren linken Flügel sehen. War dagegen der Feind nicht zu einer
solchen Einwirkung in der Lage, so konnte die bisherige Durchbruchsarmee
den Marsch gegen die See fortsehen, während die ihr folgende sich in die
westlich Avesnes le Comte entstehende Lücke einschob. Auf die Durch-
führung des entscheidenden Kampfes gegen den nunmehr nördlich der
Durchbruchsstelle vereinzelten Feind ging die Denkschrift nicht mehr ein.
Für den Durchbruchskampf selbst hielt sie den Einsatz je eines Armee-
korps auf 5 km Front für erforderlich. Einschließlich der bereits in vor-
derer Linie befindlichen Divisionerft) ergab das für die Durchbruchsstrecke
fünf Korps. Vier weitere als Frontreserven, zum Schuhe gegen Amiens
und zum Einschieben in der Richtung auf Avesnes le Comte brachten die
Stärke der Durchbruchsärmee auf neun Armeekorps. Für die dahinter als
Reserve folgende Armee wurden fünf gefordert, also eine Gesamtzahl von
vierzehn Armeekorps und vier Kavallerie-Divisionen, von denen sich etwa
anderthalb Armeekorps bereits an Ort und Stelle befanden.
An Artillerie verlangte die Denkschrift je eine Steilfeuerbatterie, um
eine Strecke von 200 m Front sturmreif zu machen, also überschlägig
125 Batterien, von denen etwa zwei Drittel leichte Feldhaubih-Batterien
sein konnten. Außerdem etwa 30 weitere schwere Batterien sowie Pionier-
und Minenwerferformationen. Für einen dreitägigen Kamps um die Stel-
lungen wurden rund 75 Munitionszüge aller Art für erforderlich angesehen.
Weiterhin war etwa ein Viertel dieser Munitionsmengen täglich bereit-
zustellen.
Der Crkundungsbericht des Obersten Tappen ist nicht mehr vor-
handen. Nach dessen Angaben stimmte er im wesentlichen mit der am
13. März vorgelegten Denkschrift des Oberkommandos der 1. Armee
übereirft). Dabei war er der Überzeugung, daß sich die Operation nach
erfolgtem Durchbruche durch das Vorgehen aus Paris kriegsentscheidend
gestalten werde, und daß auch die dafür erforderlichen Kräfte sich ver-
fügbar machen lassen würden. Eine genaue Feststellung hierüber konnte
er erst nach seiner Rückkehr ins Große Hauptquartier einleiten. Fm übrigen
gab Oberst Tappen einem Durchbruche nördlich der Somme, wenn er mit
ft Ende März 1915 befanden sich im Abschnitt Ficheux—Thiepval ungefähr drei
deutsche Divisionen.
'-) Nach Eintragungen im Kriegstagebuch der 7. Armee hat Oberst Tappen sich
am 30. März anläßlich einer Besprechung im Armee-Hauptquartier der 7. Armee
dahin ausgesprochen, daß die Ausführungen im Angriffsentwurf der 1. Armee das
Richtige träfen.
320
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
den verfügbaren Truppen überhaupt durchführbar war — was die Er-
kundung des Obersten v. Seeckt ergeben mußte —, seiner besseren strate-
gischen Auswertung wegen den Vorzugs).
Wie weit General v. Falkenhayn bei seinen Erwägungen auch die
Munitionslage, entsprechend ihrer großen Bedeutung, berücksichtigt
hat, ist nicht festzustellen. Obwohl die Munitionsneufertigung in den ersten
Monaten des Jahres 1915 weitere Fortschritte gemacht hatte und es dank
der sparsamen Verwendung gelungen war, die Kolonnen großenteils auf-
zufüllen, hatten die Anforderungen des östlichen Kriegsschauplatzes und
der hohe Verbrauch der Abwehrschlacht im Westen die Ansammlung einer
Munitionsreserve der Obersten Heeresleitung nur in beschränkter Höhe ge-
stattet. Am reichlichsten waren die Vorräte an Feldartilleriemunition,
deren Fertigung auf 100 Züge im Monat Februar gesteigert war. Eine
weitere Vermehrung scheiterte zunächst am Mangel an Pulver. Die
Schwierigkeiten bei der Herstellung von Munition der schweren Artillerie")
waren immer noch nicht ganz überwunden; doch begannen die auf eine Ver-
mehrung der Munition der schweren Artillerie gerichteten Anstrengungen
der Heeresverwaltung langsam sich fühlbar zu machen; im Februar ließ
sich die Lieferung der Munition für die schweren Feldhaubitzen gegen
den Januar verdoppeln, im März und April verdreifachen, im Mai end-
lich konnte fast die vierfache Menge der Obersten Heeresleitung in Aus-
sicht gestellt werden. Die Neufertigung von 10 cm- und Mörser-Munition
stieg in gleichem Maße. Da anzunehmen war, daß vom Mai 1915 ab der
Mangel an Pulver behoben werden konnte, so durfte die Oberste Heeres-
leitung die Hoffnung haben, in den kommenden Sommermonaten durch den
Mangel an Munition in den Entschließungen weniger als bisher behindert
zu sein. Trotzdem reichten die verfügbaren Munitionsmengen für die be-
absichtigte Operation, die etwa zu Anfang Mai begonnen werden mußte,
nicht aus. Zwar ließ sich aus ihnen der Bedarf für den Durchbruch durch
die feindliche Front bestreiten; aber die Gefahr, daß aus Mangel an
Schießbedarf die im Anschluß an den Durchbruch mindestens einen Monat
hindurch mit äußerster Kraftanstrengung zu führende freie Operation sich
in höchst ungünstiger Lage festlausen konnte, blieb so groß, daß dies
Wagnis schwerlich verantwortet werden konnteH. Auch war, wie erwähntZ,
i) Zuschrift des Generalleutnants a. D. Tappen an das Reichsarchiv vom
3. Juni 1930. — 2) Band VI, ©. 429, 430. — 3) Der damalige Feldmunitionsches,
General der Artillerie Sieger, teilte unter dem 31. Mai 1930 dem Reichsarchiv mit:
„Der Feldmunitionschef erhielt von all diesen Plänen keine Kenntnis, sonst hätte er
unschwer nachweisen können, daß die Munitionslage im Frühahr 1915 eine groß an-
gelegte Offensive im Westen unbedingt ausschloß." — 4) S. 306.
Erwägungen des Generals t>. Falkenhayn.
521
mit Sicherheit zu erwarten, daß eine große deutsche Offensive im Westen
zu Entlastungsangriffen des Gegners im Osten und somit zu einer Stei-
gerung des Munitionsbedarses auch auf der Ostfront führen werde.
Offenbar neigte General v. Falkenhayn schon seit Mitte März
zu einer Offensive nördlich der Somme. Daß die dafür einzusehenden
Kräfte hoch sein mußten, war nicht zu bezweifeln. Die eigenen Angriffe
bei Z)pern wie die Abwehr der seither vom Feinde versuchten hatten deut-
lich dargetan, daß eine sehr bedeutende Überlegenheit an der — nicht zu
schmal zu wählenden — Durchbruchsstelle und deren schlagartiger Einsatz
die Voraussetzung für das Gelingen sei. Damit hatte General v. Falken-
hayn, wie seine Weisung an das Armee-Oberkommando 11 vom 16. März
1915 zeigt, auch gerechnet. Das Oberkommando 11 forderte freilich mehr
als zwölf neue Armeekorps und gelangte damit zu Forderungen, die hinter
denen der Denkschrift der 6. Armee nicht wesentlich zurückblieben. Zwar
war es möglich, daß manche Zahlen sich noch Herabdrücken ließen; aber das
Wagnis wurde dann zweifellos größer. Mit vollem Rechte hatten die
Denkschriften der 6. und der 1. Armee darauf hingewiesen, daß aus keinen
Fall die Operation steckenbleiben und daß man sich über die Höhe der ein-
zusetzenden Kräfte keinen Täuschungen hingeben dürfe, ein Beweis dafür,
daß bereits damals die höheren deutschen Führer und ihre Generalstabs-
chefs sehr viel klarere Vorstellungen von den gewaltigen Schwierigkeiten
einer Durchbruchsoperation besaßen als die Führung auf feindlicher Seiles.
Der von der 1. Armee vorgelegte Entwurf bot keinen Ausweg. Die
Truppenkräfte, die er forderte, waren allerdings den verfügbaren Reserven
zu entnehmen. Aber mit ihnen war im wesentlichen auch nur der taktische
Durchbruch zu leisten, keineswegs eine daran anschließende große Ope-
ration. Deren Kräftebedarf mußte, wenn eine Kriegsentscheidung auf
diesem Wege erreicht werden sollte, mindestens ebenso hoch wie bei einem
Durchbruche zur Küste angesetzt werden. Cs bot sich an der Aisne die
Möglichkeit, dem Feinde einen verlustreichen Schlag zu versetzen und ein
ansehnliches Stück Gelände zu erobern; ob sich dagegen ein Sieg erzwingen
ließ, der den französischen Staat zur Aufgabe des Widerstandes veranlaßte,
mußte bei den bestehenden Kräfteverhältnissen mindestens zweifelhaft er-
scheinen.
Eine die Kriegsentscheidung im Westen suchende Operation setzte in
jedem Falle eingehende und zeittaubende Vorbereitungen voraus. Gab
die Oberste Heeresleitung die erforderlichen Weisungen Anfang April 1
1) S. 36, 37, 41.
t Weltkrieg. VII. Band.
21
322
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
heraus, so war nicht vor Mitte Mai mit dem Beginn der Operation zu
rechnen. Diese selbst nahm auch bei günstigem Verlaufe ein bis zwei
Monate in Anspruch. Bis dahin war jede ernsthafte Einwirkung auf die
Vorgänge auf anderen Kriegsschauplätzen durch Kräfte des deutschen West-
Heeres ausgeschlossen. Eine solche Belastung konnte General v. Falkenhayn
nur dann auf sich nehmen, wenn er den sicheren Glauben besaß, unter An-
spannung aller Kräfte des Westheeres einen kriegsentscheidenden Sieg im
Westen erringen und damit eine ungünstige Entwicklung an anderer Stelle
wieder ausgleichen zu können.
Für den 6. April war Oberst v. Seeckt erneut nach Mözitzres berufen
worden. General v. Falkenhayn eröffnete ihm, er sei mit seinem Crkun-
dungsbericht einverstanden. Dessen Vorschläge sollten, „wenn es zu einer
großen Durchbruchsoperation im Westen käme", dieser zugrunde gelegt
werdenst. Bei dieser Besprechung hatte Oberst v. Seeckt sich auch über die
Aussichten einer Durchbruchsoperation über die Aisne im Sinne des vom
Oberkommando der 1. Armee vorgelegten Entwurfes geäußert. Der In-
halt seiner Darlegungen geht aus einer von ihm am 11. April eingereichten
zweiten Denkschrift hervor. Sein in den Einzelheiten etwas abweichender
Vorschlag verlangte neben den Kräften, die den ersten Durchbruch auszu-
führen hatten (sechs Korps außer zwei bereits in vorderer Linie befind-
lichen), noch eine Operationsarmee, deren Stärke nicht angegeben wurde
und die nach Südosten vorgehend mit der 7. Armee zusammen eine Ent-
scheidung gegen den Feind auf dem rechten Marne-Äser herbeiführen sollte.
Am meisten gefährdet war hierbei die rechte Flanke, gegen die der Feind
erhebliche Truppen heranführen konnte. Im ganzen waren offenbar die
Kräfte, die Oberst v. Seeckt hier verlangte, kaum geringer als für den An-
griff zwischen Arras und Albert. „Der große Durchbruch (an der Aisne)",
so hieß es in seinem Gutachten, „bietet die Aussicht, eine entscheidende
Operation unter günstigen Bedingungen einzuleiten. Aus anderen Er-
wägungen heraus wird aber trotzdem der Durchbruch nördlich der Somme
für den aussichtsreicheren gehalten."
Gleichzeitig hatte am 6. April General v. Falkenhayn den Obersten
v. Seeckt beauftragt, sich mit den Dingen im Osten zu beschäftigen, die
einen Einsatz der im Westen bereitgestellten Reserven dort nötig machen
könnten. Teile dieser Reserven mußten indes bereits am folgenden Tage
zur Stützung der Westfront herangezogen werden, da der feindliche Druck
auf die Stellungen der Armee-Abteilung Strantz gefahrdrohend wurdest. Am
12. April abends verfügte die Oberste Heeresleitung über zehn hinter der
J) Mitteilung des Generalobersten v. Seeckt an das Reichsarchiv vom 13. No-
vember 1927. — 2) S. 70.
Die politische Lage.
323
Front bereitstehende Divisionen, deren Zahl bis zum 19. April um vier
weiteres wachsen mußte. Durch Herausziehen von Divisionen aus der
Front mochte es möglich sein, die Zahl noch zu erhöhen. So hat General
v. Falkenhayn am 10. April mit dem Chef des Generalstabes der 4. Armee
die Möglichkeit besprochen, mehrere Divisionen aus deren Front heraus-
zuziehen, hat aber diesen Gedanken alsbald wieder fallen lassen. Eine Aus-
sicht, Angriffskräfte in der Stärke, wie sie die Denkschriften der Ober-
kommandos 6 und 11 forderten, aus der Front zu ziehen, bestand einst-
weilen nicht.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß General v. Falkenhayn, seit die Um-
formung des deutschen Westheeres ihm die Aussicht auf starke, zu seiner
Verfügung stehende Reserven eröffnet hatte, sich mit der Absicht getragen
hat, den Krieg im Westen zur Entscheidung zu bringen. Am 16. März hat
er diese Absicht in der Weisung an das Oberkommando 11 unzweideutig
ausgesprochen. Die bedrohliche Entwicklung der Kriegslage im Osten, das
im Vergleich zu den Anforderungen eines Durchbruchs unzureichende Kräfte-
verhältnis im Westen und vor allem die wachsende Spannung der politi-
schen Lage ließen aber immer stärkere Zweifel an der Durchführbarkeit
dieser Absicht in ihm aufsteigen.
C. Die politische tage und ihr Einfluß auf die
militärischen Entschließungen.
Karte 1.
Bis zum Dardanellenangriff.
Waren schon im Januar die militärischen Entschließungen, vor allem
die des Generals v. Conrad, unter dem Druck der schwankenden politischen
Haltung Italiens und Rumäniens gefaßt worden, so sollte die politische
Lage in den kommenden Monaten die Kriegführung der Mittelmächte in
steigendem Maße entscheidend beeinflussen. Am 11. Januar 1915 hatte der
italienische Botschafter in Wien im Auftrage seiner Regierung vom
Grafen Berchtold zum ersten Male unzweideutig die Abtretung von
Gebietsteilen aus dem Bestände der Donau-Monarchie gefordert. Um
welche Gebietsteile es sich handelte, war zunächst noch nicht ausgesprochen.
Gleichzeitig kamen beunruhigende Nachrichten aus Rumänien. Sie be°
i) X. Armeekorps und X. Reservekorps.
21*
324
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
stätigten wiederum die innigen politischen Beziehungen zwischen Rom und
Bukarest. Dem österreichisch-ungarischen Gesandten gegenüber hatte der
rumänische Ministerpräsident betont, daß seine Stellung unhaltbar werden
würde, wenn die Russen außer der Bukowina noch Siebenbürgen besehen
sollten, da dann der allgemeine Wunsch, „einzumarschieren, um von den
Rüsten mit Siebenbürgen belohnt zu werden, unüberwindlich" wäre.
General v. Conrad hatte indes gehofft, diese drohenden Gefahren der außen-
politischen Lage durch den zu erwartenden Sieg an der Karpaten-Front bald
beseitigen zu können. In Übereinstimmung mit ihm war der am 13. Januar
an Stelle des Grafen BerchtoldH zum österreichisch-ungarischen Minister
des Äußeren ernannte Baron Burian entschlossen, das Ergebnis der bevor-
stehenden Operationen abzuwarten und sich vorläufig gegenüber den ita-
lienischen Ansprüchen sowie den diesbezüglichen Anregungen von deutscher
Seite ablehnend zu verhalten. Der im Laufe des Januar hierüber zwischen
den Generalstabschefs der verbündeten Heere gepfiogene schriftliche und
mündliche Gedankenaustausch hatte in dieser Frage einen schroffen Gegen-
satz der Auffassungen erkennen lassen, der seinen tieferen Grund, ähnlich wie
in der serbischen Frage, sehr wesentlich in dem Widerstreit der Ansichten
über die Führung der militärischen Operationen hatte. Während General
v. Conrad der Ansicht war, daß die Niederwerfung Rußlands möglich sei
und sich dann alle Schwierigkeiten der politischen Lage von selber regeln
würden, rechnete General v. Falkenhayn nicht auf eine Kriegsentscheidung
im Osten und hielt es deshalb für notwendig, die Neutralität Italiens und
Rumäniens durch territoriale Zugeständnisse der Donau-Monarchie zu
sichern. Der von den deutschen politischen und militärischen Stellen auf
Wien immer stärker ausgeübte Druck wirkte dort schließlich so verstimmend,
daß der österreichisch-ungarische Außenminister Baron Burian eine münd-
liche Aussprache für nötig hielt. Er begab sich im Gefolge des Erzherzog-
Thronfolgers am 24. Januar ins deutsche Große Hauptquartier. Der
Versuch, den österreichisch-ungarischen Standpunkt in der Abtretungssrage
durchzusehen, blieb indes erfolglos und änderte nichts an den bestehenden
Gegensätzen. Als dann die Kämpfe in den Karpaten den Mittelmächten
nicht den erhofften Waffenerfolg gebracht hatten, hielt es General v. Falken-
hayn für seine Pflicht, den Reichskanzler v. Bethmann Hollweg in einem
Telegramm vom 6. Februar über die geringen Aussichten der weiteren Kar-
paten-Offensive zu unterrichten; „ein allgemeiner Amschwung zugunsten der
verbündeten Truppen sei dort in absehbarer Zeit" nicht mehr zu erwarten.
2) Graf Berchtold wurde auf Betreiben des ungarischen Ministerpräsidenten
Grafen Tisza durch den „Minister am Königlichen Hoflager" Baron Burian ersetzt.
Bedeutung der italienischen Frage.
325
Diese überraschende Mitteilung veranlaßte den Reichskanzler, in der
Abtretungsfrage einen neuen Schritt zu unternehmen, ehe in der neuttalen
Welt das Festrennen des Karpaten-Angriffs voll erkannt sei. Cr bat General
v. Falkenhayn, ihn hierin durch Einwirkung auf General v. Conrad zu unter-
stützen. Am 8. Februar ging daraufhin ein ernster Mahnruf des deutschen
Generalstabschefs in Teschen ein, in dem es nach Darlegung der Angunst
der militärischen Lage im Karpaten-Gebiet hieß: „Die Lösung der italienisch-
rumänischen Frage in unserem Sinne muß aber bis etwa Mitte dieses
MonatsH erfolgen, oder sie wird ungünstig für uns sein. Zeit ist also
um so weniger zu verlieren, als ich nicht glaube, daß irgendein Erfolg in
Ostpreußen Einfluß auf die Frage haben wird, schon deshalb nicht, weil
er nicht mehr rechtzeitig fühlbar werden kann. Deshalb gestatte ich mir,
auf die berührte Angelegenheit noch einmal zurückzukommen, und bitte
Euere Exzellenz, meine Ausführungen so aufzunehmen, wie sie geschrieben
werden: in rückhaltloser, offener Kameradschaft und unbedingter Bruder-
treue. Durch den etwaigen Abertritt Italiens und noch mehr Rumäniens
zu unseren Feinden wird uns die sichere Aussicht, den Krieg auf der ganzen
Linie siegreich zu beenden, entzogen. Die Folgen einer Niederlage aber
sind klar: die Großmachtstellung sowohl Deutschlands als auch der Donau-
monarchie würde gebrochen werden, ja, es ist zu befürchten, daß es in Ver-
bindung mit der italienischen und rumänischen Irredenta dann dem Pan-
slawismus gelingen möchte, den Verband der Monarchie ganz zu sprengen.
Dieses Abel abzuwenden, ist kein Opfer zu groß, das nicht den Bestand
unserer Reiche gefährdet. Ein solcher Fall liegt bei dem Vorschlag einer
friedlichen Verständigung Österreich-Angarns mit Italien unter Mit-
wirkung Deutschlands nicht vor. Sie würde natürlich in Form eines Ver-
ttages mit allseitig festbegrenzten Leistungen, die erst nach Friedensschluß
zu erfüllen wären, erfolgen müssen, also gewiffermaßen eine Neubelebung
des Dreibundes bedeuten. Für die italienische Regierung, der sicher nichts
an einem Eingreifen in den Krieg gegen uns liegt, würde ein derartiger
Verttag die gewünschte Handhabe bieten, die Volksstimmung für uns zu
gewinnen. Ans Verbündeten brächte er neben der Entlastung von drückend-
sten militärischen Sorgen sofort hochbedeutsame wirtschaftliche Vorteile,
ferner die Aussicht, daß Italien und damit auch Rumänien, nachdem sie
sich einmal der Entente gegenüber kompromittiert haben, schließlich doch
auf unsere Seite tteten müßen..."
Beim Empfang dieses Schreibens herrschte indes zuversichtliche Stim-
mung in Teschen; man beurteilte die politische Lage nach einer am 5. Februar
) Wegen Zusammentritts der italienischen Kammer am 18. Februar.
326
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
stattgehabten Aussprache des österreichisch-ungarischen Außenministers Baron
Burian mit General v. Conrad keineswegs bedenklich. Allerdings hatte
der italienische Botschafter in Wien am 28. Januar auf Grund neuer
Instruktionen dem Minister des Äußeren erklärt, für das Königreich käme
als Kompensation nur eine „Territorialkonzession aus dem Besitze der
Monarchie" in Frage; „auf Gebiete eines anderen kriegführenden Staates
könne Italien nicht verwiesen werden, weil darin ein Bruch seiner Neu-
tralität enthalten wäre. Österreich-Ungarn stehe es frei, aus eigenem frei-
willig etwas herzugeben." Die Zeit dränge, und man lege in Rom Wert
darauf, noch vor der Kammereröffnung am 18. Februar eine prinzipielle
Zusage aus Wien zu besitzen. Trotzdem hoffte Baron Burian, die Ver-
handlungen durch Gegenforderungen in die Länge ziehen zu können, bis
sich die militärische Lage der Mittelmächte durch Waffenerfolge gegen Ruß-
land gebessert haben würde; dann sei mit dem Übertritt Italiens zum Feind-
bunde kaum noch zu rechnen. General v. Conrad teilte diese Hoffnung und
lehnte daher in seiner Antwort vom 10. Februar die Anregung des Generals
v. Falkenhayn kurzerhand ab. Ein erneuter Versuch, General v. Conrad
durch mündliche Vorstellungen des Vertreters der österreichisch-ungarischen
Heeresleitung im deutschen Großen Hauptquartier umzustimmen, schlug fehl.
General v. Conrad sowohl wie Baron Burian waren darin einig, daß das
Endergebnis der Karpaten-Schlacht und der gerade begonnenen neuen deut-
schen Offensive in Ostpreußen abzuwarten sei, ehe man weitgehende nach-
teilige politische Entscheidungen treffe.
General v. Falkenhayn ließ indes in seinen Bemühungen nicht nach.
Nachdem Italien am 15. Februar, durch das Hinauszögern der Verhand-
lungen ungeduldig geworden, in Wien unter scharfen Drohungen förmlichen
Einspruch gegen neue Operationen auf dem Balkan hatte einlegen lassen,
mahnte er am 18. Februar unter Hinweis auf die nicht voll befriedigende
militärische Lage in Ostpreußen aufs neue zum Nachgeben gegenüber
Italien. Auch bei einer am 20. Februar in Teschen stattfindenden Be-
sprechung zwischen dem deutschen Reichskanzler, dem österreichisch-ungari-
schen Minister des Äußeren und den beiden Generalstabschefs gelang es
nicht, dem deutschen Standpunkt Geltung zu verschaffen. Immer noch be-
stimmte die Hoffnung auf einen rechtzeitigen Waffenerfolg Baron Burian
und General v. Conrad zu ablehnender Haltung.
üm der Wiener Regierung den Entschluß zu Gebietsabtretungen zu
erleichtern, machte Reichskanzler v. Bethmann Hollweg am 1. März
einen neuen Vorschlag: deutscherseits sei man bereit, als Ersah für das
abzutretende Trentino „bei günstigem Kriegsausgang für den Erwerb
des gesamten Kohlengebietes von Sosnowice seitens Österreichs ein-
Bedeutung der italienischen Frage.
327
zutreten". Dieser Schritt wurde auf Wunsch des Kanzlers durch eine
Niederschrift des Generals v. Falkenhayn über die wenig günstige mili-
tärische Lage auf dem östlichen Kriegsschauplatz unterstützt: man müsse bei
dem Ausbleiben entscheidender Erfolge an der Karpaten-Front sogar mit
dem Fall von Przemysl rechnen mit all seinen unabsehbaren Folgen für das
Ansehen Österreich-Ungarns auf dem Balkan. „Die Lage ist gewiß nicht
hoffnungslos", hieß es, „aber sie ist doch so ernst, daß es eine Katastrophe
wäre, wenn man nicht alles täte, um neue Feinde am Eintritt in den Kampf
gegen uns zu hindern."
In Rom stieg währenddessen infolge des ablehnenden Verhaltens
Wiens die Erregung. Am Abend des 6. März, als der Reichskanzler, mit-
veranlaßt durch einen ernsten Bericht des Generals v. Falkenhayn über die
Ungunst der militärischen Lage in der Bukowina gerade im Begriffe stand,
nach Wien zu reisen, um persönlich auf den Kaiser und Baron Burian ein-
zuwirken, traf die Meldung des deutschen Botschafters v. Tschirschky ein,
daß Österreich-Ungarn bereit sei, gegen Überlassung des Kohlengebietes von
Sosnowice und weitere deutsche Gegenleistungen die italienische Verhand-
lungsgrundlage anzunehmen; und zwar erkläre man sich mit der Abtretung
von Welschtirol nach Friedensschluß bei einer für Österreich günstigen
strategischen Grenzziehung einverstanden. Von Italien werde dagegen wohl-
wollende Neutralität und freie Hand auf dem Balkan gefordert. Somit
schien die österreichisch-ungarische Staatsleitung sich nicht länger den durch
die politische und militärische Lage gegebenen Notwendigkeiten zu ver-
schließen.
General v. Falkenhayn begrüßte die Möglichkeit einer friedlichen Ver-
ständigung mit Italien, wie er in seiner Drahtung an General v. Conrad
vom 10. März sagte, „mit aufrichtiger Beftiedigung" und bat, nunmehr
auf beschleunigten Abschluß der Verhandlungen bei der politischen Leitung
zu drängen, damit „wir den vollen militärischen Nutzen besonders auf dem
Balkan und in Rumänien daraus ziehen können". In einem späteren
Schreiben an General v. Conrad vom 13. März hielt er es, „falls die Ver-
handlungen mit Italien schnell zum Llbschluß kämen", sogar nicht für unmög-
lich, daß „Rumänien und vielleicht schließlich auch Italien doch noch auf
unsere Seite träte".
Die scheinbar eingetretene Entspannung zwischen der Donau-Monarchie
und Italien benutzte General v. Falkenhayn dazu, seine volle Aufmerksam-
keit nunmehr wieder der Lösung der serbischen Frage zuzuwenden.
Die Herstellung einer gesicherten Verbindung der Mittelmächte mit der
Türkei war durch die Entwicklung der politischen und militärischen Lage
328
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
auf dem Balkan während der vergangenen Wochen immer zwingender ge-
worden. Die zu Beginn des Jahres in Konstantinopel angestellten Berech-
nungen hatten ergeben, daß die Munitionsbestände bei sparsamstem Ver-
brauch höchstens bis Mitte März reichten. Die Nachricht, daß der für die
Küstenbefestigungen an den Dardanellen und am Bosporus verantwortliche
deutsche Admiral v. Asedom die Widerstandskraft der Dardanellenforts bei
wiederholten feindlichen Seeangriffen in Zweifel gezogen hatte, mußte be-
denklich stimmen und übte auf die türkischen Staatsmänner eine höchst
niederdrückende Wirkung aus. Zur Beruhigung hatte General v. Falken-
hayn bereits am 14. Januar in einem Schreiben an den türkischen Bot-
schafter in Berlin betont, daß er nach wie vor an dem Gedanken des Feld-
zuges gegen Serbien festhalte; er hoffe, im März dieser Unternehmung
nähertreten zu können. In ähnlichem Sinne hatte er an den Generalfeld-
marschall Freiherrn v. der Goltz in Konstantinopel gedrahtet.
Das Ergebnis der bisherigen kriegerischen Unternehmungen auf den
türkischen Kriegsschauplätzen war nicht dazu angetan, das gesunkene Ver-
trauen in Konstantinopel zu heben. Meldungen von der Kaukasus-Front
von Ende Januar ließen keinen Zweifel darüber, daß die mit der Jahres-
wende auf dem dortigen Kriegsschauplatz eingeleitete zweite Offensive nach
anfänglichen Erfolgen mit einem schweren Rückschläge geendet hatte. Die
türkische 3. Armee, die in einer Gefechtsstärke von rund 70 000 Gewehren
unter dem persönlichen Befehl Cnver Paschas Ende Dezember gegen Kars
und Tiflis vorgestoßen war, war im Schnee und Eis des Gebirges unter
russischen Gegenangriffen völlig zusammengebrochen. Mitte Januar standen
ihre Trümmer wieder in den Ausgangsstellungen bei und östlich Crzerum,
ohne vom Gegner einstweilen weiter bedrängt zu werden. Dieser türkische
Mißerfolg gab aber den Russen die Möglichkeit, im Kaukasus freiwerdende
Kräfte gegen die Mittelmächte zu verwenden^). Die Aussicht, durch Aus-
rufung des Heiligen Krieges eine Aufstandsbewegung in Kaukasien und
in den türkisch-persischen Grenzgebieten zu entfachen, schwand dahin.
Mitte Januar war der schon lange geplante türkische Vorstoß gegen
den Suezkanal"), auf den die deutsche Oberste Heeresleitung so große Hoff-
nungen setzte, in Gang gekommen. Das türkische Expeditionskorps, rund
20 000 Mann, hatte den Kanal in der Nacht vom 2. zum 3. Februar an
verschiedenen Stellen erreicht. Übergangsversuche stärkerer Teile scheiterten
indes an der englischen Wachsamkeit. Obwohl die Verluste gering waren,
wurde bereits am 4. Februar der Rückzug angetreten, da die Crfolgsaus-
sichten nach dem Mißlingen der Überraschung sehr ungünstig beurteilt wur-
) S. 330. — -) Band V, S. 562.
Der Angriff auf die Dardanellen.
529
den. Es hatte sich gezeigt, daß eine ernsthafte Bedrohung Englands in
Ägypten mit so geringen Kräften nicht möglich war.
Bald nach dem Rückzüge vom Suezkanal sehte ein Angriff der
Entente-Flotten gegen die Dardanellen ein. Den ersten Anstoß zu diesem
Unternehmen scheint ein russischer Hilferuf in London zur Entlastung der
um die Jahreswende schwierigen Lage an der Kaukasus-Front gegeben zu
haben; auf Drängen des Großfürsten Nikolaus ersuchte die russische Regie-
rung um eine „Demonstration gegen die Türkei". Bereits am 3. Januar
traf eine Zusage in Petersburg ein, als geeignetste Stelle waren die Dar-
danellen bezeichnet worden. Ein vom britischen Reichsverteidigungs-
komitee bereits vorher erwogener Operationsentwurf sah im Verein mit
den voraussichtlich sich anschließenden Armeen von Griechenland und Bul-
garien einen Angriff von Teilen des Heeres und der Flotte aus die Dar-
danellen vor mit dem Ziele der Einnahme von Konstantinopel und der Öff-
nung des Schwarzen Meeres. Im Gegensatz hierzu hatte der Schahkanzler
Lloyd George vorgeschlagen, bei der Aussichtslosigkeit aller frontalen An-
griffe auf dem französischen Kriegsschauplatz dort nur schwächere englische
Kräfte zur Unterstützung der Franzosen zu belassen, das Gros der britischen
Landstreitkräfte jedoch unter Mitwirkung der Flotte nach dem Balkan
zu entsenden, um von dort aus zusammen mit der serbischen Armee und
den sich vermutlich anschließenden Armeen der übrigen Valkanstaaten und
womöglich Italiens die Österreicher anzugreifen. Gleichzeitig sollten etwa
100 000 Mann an der syrischen Küste in der Gegend von Alexandrette
landen, um die in der Richtung auf den Suez-Kanal im Antransport be-
findlichen türkischen Truppen abzuschneiden. Obwohl Lord Kitchener dem
Balkanprojekt nicht abgeneigt war, scheiterten alle diese Pläne an dem
entschiedenen Einspruch des Höchstkommandierenden der britischen Truppen
in Frankreich, Sir John French, der einen Durchbruch durch die deutsche
Westfront für durchaus möglich erklärtes. So blieb es zunächst bei der
mit Teilen der englischen und französischen Flotte geplanten Demonstration
an den Dardanellen. Die mit ihr beauftragte Admiralität erwog indes
an Stelle der bloßen Demonstration die Möglichkeit eines e r n st -
haften Flottenangriffs englischer und französischer Seestreitkräste auf
die Dardanellenbefestigungen um Mitte Februar mit dem Ziele
der Inbesitznahme Konstantinopels. In diesem Sinne wurde Großfürst
Nikolaus verständigt. In Erweiterung dieser Absichten beschloß der eng-
lische Kriegsrat (war council) Ende Januar, daß späterhin auch Land-
truppen bei dem als Flottenangriff einzuleitenden Dardanellenunternehmen
0 S. 39.
330
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
mitwirken sollten, und zwar wurden hierfür je eine englische und franzö-
sische Division in Aussicht genommen; Rußland begann mit der Auf-
stellung eines besonderen Landungskorps in Odessw), um bei einer etwaigen
Einnahme Konstantinopels mit Truppen beteiligt zu sein.
Gleichzeitig war aber auch das Valkanprojekt Lloyd Georges wieder
in den Vordergrund getreten, da Großfürst Nikolaus wegen des inzwischen
errungenen Sieges an der Kaukasus-Front keinen Wert mehr auf den als
Entlastung gedachten Angriff gegen die Dardanellen legte, dagegen das ihm
bekanntgewordene Balkanunternehmen lebhaft befürwortete. Man dachte
zur Herbeiführung eines Sonderfriedens mit Wien an eine Landung auf
griechischem Voden in Saloniki und an ein Vorgehen der durch russische,
französische und englische Divisionen zu verstärkenden serbischen Armee
gegen die österreichisch-ungarische Südsront.
Inzwischen waren seitens der englischen Admiralität die Vorbereitun-
gen für den Flottenangriff gegen die Dardanellen eifrig gefördert worden;
zunächst sollte nur mit den vereinigten Flottenteilen ohne Landungstruppen
angegriffen werden. Am 19. Februar eröffnete die seit dem Kriegseintritt
der Türkei vor den Meerengen auf der Lauer liegende englisch-französische
Flotte den Angriff gegen die die Einfahrt schützenden vier Außenwerke.
Am 25. Februar setzte die Flotte das Bombardement fort. Die veralteten
Forts wurden völlig niedergekämpft, während das Hauptwiderstands-
zentrum, die Festung Tschanak, unberührt blieb. Durch die politischen und
militärischen Auswirkungen dieses Unternehmens mußte der Kampf zu
einem Brennpunkt der Kriegführung im nahen Orient werden. Die Be-
hauptung der Sperren am Bosporus und an den Dardanellen, die den
Schutz der türkischen Hauptstadt bildeten, war für die Türken in erster
Linie eine Munitionsfrage. Die schleunige Herstellung einer gesicherten
Verbindung der Türkei mit den Mittelmächten wurde zu einem unabweis-
baren Gebot. In einer Drahtung vom 1. März wies Cnver Pascha auf
die drohenden Gefahren eines Durchbruchs durch die beiden Meerengen
hin; in diesem Falle seien die türkischen Korps in Europa von Asien ab-
geschnitten. „Bei starken feindlichen Landungen von beiden Meeren und
feindlicher Beteiligung der Balkanstaaten", hieß es weiter, „ist europäische
Stellung also schließlich unhaltbar, wenn nicht in absehbarer Zeit mit
deutsch-österreichischem Druck auf Balkanstaaten zu rechnen ist. Da hier-
von Verteilung der türkischen Kräfte abhängig ist, wird um Drahtantwort
gebeten." Außerdem wurden zur Abwehr des feindlichen Durchbruchs
einige große Unterseeboote angefordert.
General v. Falkenhayn versuchte, den türkischen Vizegeneralissimus zu-
i) Aus Kaukasus-Truppen gebildetes, späteres V. kaukas. Korps.
Der Angriff auf die Dardanellen.
5Z1
nächst mit der allgemeinen Zusage zu vertrösten, daß der erbetene „Druck
auf Balkanstaaten vorbereitet" werde. Enver Pascha aber drängte auf
Niederwerfung Serbiens. „Falls Deutschland und Österreich aus dem
heimischen Kriegsschauplatz Truppen entbehren können", drahtete er am
8. März, „wäre es sowohl für die Lage auf dem Balkan wie für
die Verbindung der Türkei mit den verbündeten Staaten von der
größten Wichtigkeit, Serbien niederzuschlagen und den Weg für die seit
Monaten benötigten Heeresbedürfnisse zu öffnen. Hierdurch würden zweifel-
los die noch schwankenden Valkanstaaten zum Anschluß an die Zentral-
mächte gewonnen werden. Eine rasche und dauernde Öffnung der ge-
nannten Verbindung ist eine Lebensfrage für die Türkei."
Den vollen Ernst der Lage beleuchtete ein dem General v. Falken-
hayn am 10. März vorgelegtes Telegramm des Admirals v. Usedom:
„Trotz verhältnismäßig geringem Erfolg des Gegners ist Niederkämpfen
aller Werke der Dardanellen auf die Dauer nicht zu verhindern, wenn
nicht seit Monaten bestellte Munition, Minen, schleunigst eintreffen oder
Verteidigung unterstützt wird durch heimische Unterseeboote." General
v. Falkenhayn hatte sich bereits tags zuvor gegenüber dem Vertreter des
Auswärtigen Amtes bei der Obersten Heeresleitung, der im Austrage der
politischen Leitung auf schleunige Durchführung des serbischen Feldzuges
drängte, dahin ausgesprochen, daß man sich gegenwärtig halten müsse, „daß
eine solche Aktion bei aller unbestrittenen Bedeutung für den ganzen Krieg
auf die Dardanellen-Frage kaum einwirken könne, denn die Munitions-
ersatzfrage müsse lange vorher gelöst sein, ehe auch im besten Fall ein
Erfolg bei OrsowaZ erwartet werden dürfe. Als er Österreich-Ungarn
deutsche Truppen für die Karpaten zur Verfügung gestellt habe, um
Przemysl zu entsetzen, habe er mit raschem Erfolg gerechnet und die Absicht
gehabt, dann schnell kehrtzumachen und die Österreicher gegen Serbien mit-
zureißen, da anders Conrad v. Hötzendorf nie dafür zu haben gewesen wäre,
von Norden her gegen Serbien zu marschieren. Daß Przemysl für den
Verlauf des Krieges weniger wichtig sei als der Balkan, sei ihm wohl be-
wußt, aber die Österreicher davon zu überzeugen, sei jede Mühe vergeblich."
Die einzige Möglichkeit, der Türkei in ihrer höchst bedrängten Lage
baldige Hilfe zu bringen, lag in der Wiederholung des Versuches,
Rumänien durch scharfen Druck zur Freigabe des Transportweges zu ver-
anlassen, um die an seinen Grenzen lagernden erheblichen Munitions-
bestände schleunigst den Türken zuzuführen. Dazu schienen die Aussichten
zur Zeit wieder günstiger. Am 16. März antwortete General v. Falken-
hayn Enver Pascha: „Militär-Attachs Leipzig meldet (aus Konstan-
0 Am Negotiner Zipfel.
532
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
tinopel), Dardanellen-Gouverneur habe sofortige Zufuhr von Munition
auf rumänischem Wege verlangt, andernfalls seien Dardanellen verloren.
Dementsprechend wird schärfster Druck auf Rumänien natürlich ausgeübt
werden. Euer Exzellenz bitte ich aber auch auf Dardanellen-Verteidiger
Ihren hohen Einfluß dahin geltend zu machen, daß sie Ruhe nicht verlieren.
Dardanellen sind auch bei ganz beschränkter Munition tatsächlich unein-
nehmbar, solange sie überhaupt tapfer verteidigt werden, und an tapferen
Männern fehlt es im osmanischen Heer doch gewiß nicht. Winterfeldzug
gegen Serbien war wegen Wege- und Witterungsverhältnisse unmöglich.
Er wird aber auch nach Besserung dieser Amstände nicht so schnell durch-
zuführen sein, daß sein Ausgang noch für jetzigen Angriff auf Dardanellen
von Bedeutung sein könnte. Trotzdem soll er bei seiner Wichtigkeit für
allgemeine Lage auf Balkan mit allen Mitteln beschleunigt werden."
Rumäniens Haltung war in den vergangenen Wochen sehr schwankend
gewesen — je nach der Kriegslage und dem Stande der Verhandlungen
zwischen der Donau-Monarchie und Italien; hier waren die engen Wechsel-
wirkungen zwischen den Verhandlungen mit Italien und der Lage auf dem
Balkan deutlich erkennbar. Die anfänglichen Erfolge der Karpaten-Offen-
sive hatten in Rumänien ebenso zur Besonnenheit gemahnt wie die
Drohung des deutschen Gesandten, Freiherrn v. dem Bussche, die Rumänen
würden bei einem Einmarsch in Siebenbürgen auch auf deutsche Truppen
stoßen. Mitte Februar hatte der deutsche Gesandte sogar berichten können,
daß auch König Ferdinand die Besserung der Lage zugegeben habe, aller-
dings mit dem Hinzufügen, daß für ein Mitgehen Rumäniens die Dinge
noch nicht reif wären.
Ebenso wie in Rumänien war auch in Bulgarien und Griechenland
um diese Zeit die Stimmung ruhig. Dies begann sich in der zweiten
Februarhälfte zu ändern, als die auf dem östlichen Kriegsschauplatz er-
warteten entscheidenden Erfolge der Mittelmächte ausblieben und
die Angriffe der englisch-französischen Flotte gegen die Dardanellen ein-
setzten. Die übertriebenen Meldungen von Erfolgen der Entente ver-
setzten die Balkanstaaten in begreifliche Erregung. Man durfte sich nicht
darüber hinwegtäuschen, daß Bulgarien, falls es den Glauben an den Sieg
der Mittelmächte verlor, möglicherweise den Anschluß an die Entente
suchen werde, um bei Friedensschluß nicht leer auszugehen. Auch in
Athen war die politische Erregung aufs höchste gesteigert. Der Übertritt
Griechenlands ins Lager der Entente wurde trotz der ernsten Versuche des
Königs zur Aufrechterhaltung der Neutralität immer wahrscheinlicher.
Wirkung des Angriffs auf die Dardanellen. 355
Geradezu Krisenstimmung herrschte in Rumänien. Ebenso schnell, wie
sich die Lage dort in der ersten Februarhälfte gebessert hatte, schlug sie jetzt
in das Gegenteil um, zumal da auch die Haltung Italiens gegen die
Monatswende immer drohender geworden warch. Die italienische Kriegs-
erklärung an Österreich-Ungarn schien bevorzustehen. Der rumänische
Ministerpräsident sollte, nach einem Berichte des deutschen Gesandten in
Bukarest, ausgesprochen haben, daß in einem solchen Falle weder er noch
der König das Land von einem Losschlagen gegen Österreich würden
zurückhalten können.
Erst die Meldungen von den geringen tatsächlichen Erfolgen der
Entente an den Dardanellen sowie die am 6. März endlich erfolgte zeit-
weilige Entspannung zwischen Wien und Rom übten ihre beruhigende
Wirkung auch auf dem Balkan aus. Bulgarien nahm die Politik strengster
Neutralität wieder auf, und in Griechenland konnte König Konstantin die
Fortführung seiner Neutralitätspolitik angesichts des am 6. März
erfolgenden Rücktritts des Ministerpräsidenten Venizelos durchsetzen. Be-
sonders in Bukarest trat eine wesentlich nüchternere Beurteilung der Lage
ein, so daß von einer unmittelbar drohenden Kriegsgefahr seitens Rumä-
niens nicht mehr gesprochen werden konnte.
So durfte man hoffen, daß Rumänien nunmehr bei scharfem Druck
der Munitionsdurchfuhr für die Türkei zustimmen würde; dann war die
schlimmste Gefahr für die Dardanellen abgewendet. Bereits am 9. März
ließ General v. Falkenhayn dem Auswärtigen Amt die Bitte über-
mitteln, „dringend unter Ausnutzung der sich anbahnenden günstigen
Gestaltung der italienischen Frage den allerschärfsten Druck in Rumänien
anzuwenden, um sofortige Durchlassung der Munition zu erreichen".
Fa, General v. Falkenhayn sah zu diesem Zeitpunkt die Gesamtlage
so günstig an, daß er sogar glaubte, gegenüber Rumänien noch einen
Schritt weitergehen zu können. Cr regte an, „ob es nicht möglich wäre,
von vornherein auch Rumänien in den Kreis der Verhandlungen der alten
Dreibundmächte hineinzuziehen und es tunlichst bald zum Losschlagen zu
bringen".
Die ungünstige militärische Lage an der Karpaten-Front, ins-
besondere der zu erwartende Fall von Przemysl, veranlaßten General
v. Falkenhayn, sich Mitte März nochmals an General v. Conrad mit
der Bitte zu wenden, „die politischen Verhandlungen zwischen Öster-
reich-Angarn und Deutschland einerseits, Italien und auch Rumänien
andererseits" so zu fördern, daß letztere „sich an uns gebunden oder
) S. 326.
534
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
doch in den Augen der Ententemächte rettungslos kompromittiert haben".
Allein General v. Conrad versprach sich nicht viel von diplomatischen
Schritten in Bukarest; er hielt nach wie vor an der Auffassung fest,
daß die Balkanfragen nur durch die Niederwerfung Rußlands gelöst
werden könnten. „Rumäniens Haltung und der von Euer Exzellenz
erhoffte Anschluß desselben an uns", so hieß es in seiner Antwort, „wird
zum großen Teil von unserer Lage und unseren Erfolgen in Ostgalizien und
der Bukowina abhängend sein." General v. Falkenhayn erklärte sich indes
außerstande, im gegenwärtigen Augenblick weitere Kräfte für die öster-
reichisch-ungarische Front zur Verfügung zu stellen.
Trotz der ablehnenden Haltung des Generals v. Conrad erfolgte der
geplante diplomatische Schritt in Bukarest am 19. März. Die ernsten, mit
verhüllten Drohungen verbundenen Vorstellungen des deutschen Gesandten
Freiherrn v. dem Bussche führten aber nicht zum Ziel. Der rumänische
Ministerpräsident beharrte auf dem Standpunkt, daß es mit Rücksicht auf
die Entente und die Volksstimmung unmöglich sei, den Wünschen der
Mittelmächte zu entsprechen. Der deutsche Gesandte gewann den Eindruck,
daß allzu scharfes Drängen gerade das Gegenteil bewirken und Rumänien
unter Amständen ins Lager der Entente treiben würde.
So blieb der Weg durch Rumänien für die deutschen Munitions-
lieferungen an die Türkei vorläufig gesperrt. Das bedeutete eine schwere
Gefahr für die Abwehr an der Dardanellen-Front. Vis es möglich war,
Serbien niederzuwerfen, mußte noch geraume Zeit vergehen. Die Türkei
blieb bis auf weiteres ihrem Schicksal überlassen; sie mußte versuchen, aus
eigener Kraft der immer größer werdenden Schwierigkeiten Herr zu werden. 2
2. Bis zürn Einsatz der deutschen Heeresreserven im Esten.
Am 18. März erfolgte an den Dardanellen der erwartete neue
Schlag gegen die Türkei. Vis zum Abend des 19. stand fest, daß der An-
griff der englisch-französischen Flotte abgeschlagen worden war, und daß die
feindlichen Schiffsverluste erheblich, die türkischen Verluste an Material
und Personal indes nur geringfügig waren. Gleichwohl wurde die Freude
an dem Erfolg durch die bange Sorge getrübt, was die nächsten Tage
bringen würden. Ein Einstellen des Dardanellen-Anternehmens erschien
gerade wegen des erlittenen Rückschlages und des damit verbundenen
Prestigeverlustes der Entente unwahrscheinlich; es wurde vielmehr damit
gerechnet, daß die Feinde alles daransetzen würden, ihr Ziel dennoch zu
erreichen. Bestätigt wurde diese Annahme bald darauf durch sichere Nach-
richten, daß ein umfassender Land- und ein neuer Angriff zur See gegen die
Pläne für den serbischen Feldzug.
555
Dardanellen vorbereitet würde, um Griechenland, Bulgarien und Rumänien
zum Anschluß an die Entente zu bringen und mit deren Kräften einen
solchen Druck auf die Mittelmächte auszuüben, daß sie zum Frieden
gezwungen würden. Dieser ernste Ausblick bestärkte General v. Falken-
hayn in der Absicht, die Durchführung des serbischen Feldzuges mit allen
Kräften zu betreiben, und zwar vor der im Westen geplanten großen
Offensives.
Zunächst war er bemüht, sich für das serbische Unternehmen durch
Vermittlung des Auswärtigen Amtes die Mitwirkung Bulgariens zu
sichern oder doch zu erreichen, daß Sofia die Zustimmung zum Durchmarsch
türkischer Truppen durch bulgarisches Gebiet zum Angriff auf Serbien
erteilte. Dann versuchte er nochmals, General v. Conrad trotz dessen
ablehnender Haltung für den serbischen Feldzug zu gewinnen. Zn einem
Schreiben vom 21. März schlug er vor, an der Karpaten-Front und in der
Bukowina zur Defensive überzugehen, die vier deutschen Divisionen der
Südarmee durch österreichische Verbände abzulösen und, wenn möglich,
durch weitere deutsche Kräfte verstärkt, gegen Serbien einzusetzen. Diese
Vorschläge fanden im Hauptquartier zu Teschen eine um so ungünstigere
Ausnahme, als inzwischen der Fall von Przemysb) am 22. März Tatsache
geworden war, und nunmehr mit dem Zuzug weiterer russischer Kräfte an
die Karpaten-Front gerechnet werden mußte. General v. Conrad lehnte
ab, und auch der anschließende schriftliche Gedankenaustausch zwischen
beiden Generalstabschefs führte zu keiner Einigung.
Inzwischen hatten sich die Türken, soweit möglich, selbst geholfen.
Am 24. März hatte Cnver Pascha aus den an den Dardanellen stehenden
fünf Divisionen und einer herangeführten weiteren Division die 5. Armee
gebildet und unter den Befehl des Chefs der deutschen Militärmission,
Marschalls Liman v. Sanders, gestellt. Auch in der Munitionssrage war
man nicht müßig geblieben. Der Oberbefehlshaber der Meerengen-Front,
Admiral v. Asedom, hatte die moderne Munition der Bosporus-Batterien
nach den Dardanellen überführen lassen, während auch Munition aus den
Beständen der Flotte für die an den Meerengen stehenden Kaliber um-
gearbeitet wurde. Minen wurden aus Trapezunt und Smyrna, obwohl
dort selbst schwer entbehrlich, herangezogen. Allen Schwierigkeiten zum
Trotz war man an die Herstellung von Artilleriemunition, selbst für die
schwersten Kaliber, gegangen. Aber bei dem Mangel an Material und
geschultem Personal waren schnelle und zufriedenstellende Ergebnisse vor-
erst kaum zu erreichen. Auch mit dem Auftreten deutscher Unterseeboote an *)
*) S. 307 ff. — 2) S. 123.
336
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
den Dardanellen war für die nächsten Wochen noch nicht zu rechnen. Ohne
baldige Verbindung mit Mitteleuropa mußte sich die Türkei inzwischen
auf ihren Hauptkriegsschauplätzen auf reine Abwehr beschränken. Was sie
dagegen im Falle einer Ausfüllung ihrer Kriegsrüstung durch die deutsche
Waffenindustrie würde leisten können, schilderte Enver Pascha in einem
Schreiben an General v. Falkenhayn vom 23. März in lebhaften Farben:
„Ich möchte nicht, daß unser Bündnis mit Deutschland und Österreich
eine Last für diese Mächte wäre, sondern bin nur bestrebt, den Verbündeten
mit allen unseren Kräften zu helfen. Dies würde in viel höherem Maße
geschehen, wenn Serbien niedergeworfen, dadurch vor allem Bulgariens
Haltung zuverlässig, auch Rumänien gefügiger gemacht, und die offene
Verbindung zwischen uns und Deutschland—Österreich hergestellt würde.
Ich hoffe, alsdann weitere bedeutende Kräfte für die gemeinsamen Zwecke
verfügbar machen zu können. Die Türkei besitzt noch % Million gedienter
Mannschaften des Veurlaubtenstandes, die sofort einberufen werden
können, wenn Waffen vorhanden sind... Die Wiederaufnahme der Offen-
sive gegen den Suezkanal und nach Kaukasien hinein könnte daher in diesem
günstigeren Falle sehr wohl ins Auge gefaßt werden. Ja, da sich annehmen
läßt, daß dann auch Bulgarien und Rumänien zum Anschluß an das
zwischen uns bestehende Bündnis bewogen werden würden, so ist die
Möglichkeit einer direkten Kooperation mit den deutsch-österreichischen
Heeren auf europäischem Boden gegeben. Die Richtung derselben würde
eine große Wirkung auf den Widerstand Rußlands nicht verfehlen; sie
träfe dessen schwachen linken Flügel und führte in Provinzen hinein, in
denen Rußland am empfindlichsten getroffen werden kann..
Diese Aussichten waren nur geeignet, General v. Falkenhayn in seiner
Absicht der Öffnung des Weges nach Konstantinopel zu bestärken.
Zunächst galt es, Bulgarien zu gewinnen. Die Aussichten dafür waren
nach einem am 26. März eingehenden Bericht des Militärattaches bei
den großen Ansprüchen, die man in Sofia erhob, wenig günstig, und
zwar nicht zuletzt wegen des schlechten Eindrucks, den der Fall von Przemysl
gemacht hatte. König Ferdinand wollte sich offenbar aus seiner abwar-
tenden Haltung nicht herausdrängen lassen, trotz der lockenden Angebote,
die General v. Falkenhayn ihm in jenen Tagen machte: Cr hatte dem
König einen gemeinsamen Feldzugsplan gegen Serbien unterbreiten lassen.
Zwei österreichisch-ungarische Divisionen sollten von Bosnien, zehn
deutsche und österreichisch-ungarische Divisionen von Norden, die bulgarische
Armee von Osten und Südosten her vorgehen. Da die Gesamtstärke der
Teile der serbischen Armee, die in Nordserbien auftreten könnten, wenn
gleichzeitig Risch bedroht würde, höchstens 100 000 Mann betrüge, so müffe
Pläne für den serbischen Feldzug.
337
es den Verbündeten in solcher Stärke und Verteilung schnell gelingen,
mit ihnen fertig zu werden. Bulgarien erhalte dann volle Freiheit, von
Mazedonien so viel in die Hand zu nehmen, wie ihm für richtig erschiene.
Auch ein Versuch des Ende März auf der Reise in das deutsche
Große Hauptquartier durch Sofia kommenden Generalfeldmarschalls Frei-
herrn v. der Goltz, den König umzustimmen, schlug fehl; er wurde über-
haupt nicht empfangen. Der Generalfeldmarschall, der seine Reise über
Bukarest fortsetzte, mußte feststellen, daß sich die Stimmung auch in
Rumänien gegenüber seinem ersten Besuch Mitte Dezember 1914 wesent-
lich verschlechtert hatte. In Teschen aber gelang es ihm am 29. März,
General v. Conrad von der Notwendigkeit der baldigen Durchführung
des serbischen Feldzuges zu überzeugen. Cr bot auch die Unterstützung
durch zwei türkische Korps an. Unter gewissen Vorbehalten und Voraus-
setzungen erklärte sich der österreichisch-ungarische Generalstabschef jetzt zur
Operation gegen Serbien bereit. Vor allem müsse sich Bulgarien zur Teil-
nahme verpflichten, wobei die Türkei ihm den Rücken zu decken und mit
Teilen sogar aktiv mitzuwirken habe. Nunmehr legte General v. Conrad
seine Auffafiung gegenüber General v. Falkenhayn dahin fest, daß er eine
gemeinsame Operation gegen Serbien unter folgenden militärischen Voraus-
setzungen für ausführbar halte: „Bulgarien mobilisiert und versammelt seine
Hauptkräste zum Vorstoß über Risch, mit Teilen über Zajecar; sowie es
diesen beginnt, aber nicht früher, ergreifen wir die Offensive, unterstützt von
etwa vier deutschen Divisionen, die nicht den jetzt gegen Rußland verwen-
deten deutschen Kräften zu entnehmen wären, und die bis dahin zur Stelle sein
müßten. Die Türkei schützt Bulgarien gegen Griechenland und Rumänien,
falls diese feindlich eingreifen, und wirkt, soweit möglich, mit etwa zwei
Korps unter bulgarischem Oberbefehl direkt mit. Ich habe diese Idee
unserem Minister des Äußeren mitgeteilt."
General v. Falkenhayn antwortete am 30. März, daß eine endgültige
Entscheidung Bulgariens noch nicht erfolgt sei. Inzwischen müßten die
Vorbereitungen für die geplante Operation in Angriff genommen werden.
Von Bedeutung sei vor allem die Frage der Ausrüstung der deutschen
Truppen und die Entscheidung über die Führung des Oberbefehls, für
den mit Rücksicht auf die deutschen Beziehungen zur Türkei und zu Bul-
garien ein deutscher General in Frage komme. Den von General v. Conrad
aufgestellten Voraussetzungen für die gemeinsame Operation stimmte
General v. Falkenhayn im allgemeinen zu. Ähnliche Vorschläge habe er
Bulgarien bereits vor einiger Zeit gemacht. In seiner Antwort sprach sich
General v. Conrad entschieden gegen einen deutschen Oberbefehl auf dem
Balkan aus.
t Weltkrieg. VII. Band.
22
558
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
Da indes die politischen Vorbedingungen für die Operation gegen
Serbien, das Übereinkommen mit Italien und die Teilnahme Bulgariens
noch nicht gesichert waren, so führten die weiteren Aussprachen über den
serbischen Feldzug zunächst zu keinem greifbaren Ergebnis, trotz der
anhaltenden Bemühungen des Generalseldmarschalls Freiherrn v. der Goltz
während seines Aufenthaltes im deutschen Großen Hauptquartier in den
ersten Apriltagen. Dieser vermerkt in seinen Tagebuchauszeichnungew):
„Zu Falkenhayn etwa 10“, lange Unterhaltung über die Lage. Cr be-
hauptet, ganz meiner Meinung zu sein. Cr habe sie von vielen Leuten
schon gehört, es habe ihm aber keiner sagen können, woher er die Kräfte
nehmen solle. Die Österreicher hielten kaum noch die Karpaten mit unserer
Hilfe. Alles liege fest, auch in Frankreich. Man erwarte jetzt den Angriff
der neuen englischen Armeen. Hinter unserem Flügel seien mühsam sechs
Divisionen zusammengebracht... Diese (Serben) seien 200 000 Mann
stark. Wir müßten der nötigen Übermacht halber 250 000 Mann aufbringen,
gleich zehn Divisionen. Das sei unmöglich... Falkenhayn behauptet, seit
sechs Wochen an der Konvention (mit Bulgarien)... zu arbeiten. Bul-
garien zeige sich aber ablehnend. Jedermann rate zum Einschreiten in
Serbien, aber keiner wisse neue Mittel anzugeben, wie es auszuführen sei.
Ich erwiderte, daß mich der Vorwurf nicht treffe, da ich die Hilfe von zwei
starken und guten türkischen Korps brächte. Dies erkennt General v. Falken-
hayn an, ohne aber zunächst auf meinen Vorschlag endgültig ein-
zugehen."
Beim Scheiden aus dem Großen Hauptquartier am 3. April konnte
Generalfeldmarschall Freiherr v. der Goltz als sichtbares Zeichen seines
Wirkens nur ein Schreiben des Kaisers an den Sultan mitnehmen, das den
serbischen Feldzug in „naher Zukunft" verhieß. Cr war aber mit Recht
überzeugt, für seine Auffassung der Balkanlage bei General v. Falkenhayn
volles Verständnis gefunden und dessen Entschluß gestärkt zu haben, den
serbischen Feldzug, sobald es die Gesamtlage erlauben würde, in die Tat um-
zusetzen. Bereits wenige Tage nach der Abreise des Generalfeldmarschalls
aus dem Großen Hauptquartier hatte General v. Falkenhayn die schriftliche
Zusage Cnver Paschas vom 12. April in der Hand, „zu einer gemeinsamen
Operaüon gegen Serbien der bulgarischen Armee zwei Armeekorps zur
Verfügung zu stellen". In einem anschließenden Telegrammwechsel be-
zeichnete General v. Falkenhayn nach anfänglichem Zögern schließlich die
Zeit um Ende Mai als möglich für den serbischen Feldzug, vorausgesetzt,
daß bis dahin Klarheit über die Mitwirkung Bulgariens geschaffen sei.
0 Generalfeldmarschall Colmar Freiherr v. der Goltz „Denkwürdigkeiten":
S. 400.
Verschlechterung der Beziehungen zu Italien.
539
Allein nur zu bald sollten diese Pläne durch die veränderte politische
Lage in den Hintergrund gedrängt werden. Das Verhältnis der Mittel-
mächte zu Italien hatte sich inzwischen wieder verschlechtert; der
Fall von Przemysl hatte hierbei zweifellos mitgewirkt. Am 20. März
hatte Italien ein „konkretes Angebot" von Österreich gefordert. Ein
solches erging am 27. März und bot für wohlwollende Neutralität
Slldtirol mit Trient an. Der italienische Minister des Äußeren, Sonnino,
erklärte aber dieses Anerbieten für „sehr unzulänglich" und stellte nunmehr
weitgehende Forderungen auch im Küstengebiet. Mit steigender Sorge
beobachtete General v. Conrad diese Entwicklung und gab den ihn bewe-
genden Gedanken am 1. April in einem Telegramm an General v. Falken-
hayn Ausdruck: „Die Verhandlungen über territoriale Kompensationen
an Italien einerseits, die heute eingelangten Nachrichten über italienische
Truppenverschiebungen an unserer Grenze andererseits, welche der Vor-
bereitung einer allgemeinen Mobilmachung und eines Aufmarsches Italiens
gegen uns gleichzuhalten sind, berechtigen mich zu der Annahme, daß
Italien die Verhandlungen mit uns — bei welchen unsererseits im Inter-
esse der gemeinsamen Sache Deutschlands und Österreich-Angarns bis an
die Grenze der Möglichkeit an Entgegenkommen gegangen wird — nur
ganz formell zu führen und kurz abzubrechen gedenkt, um dann mit militä-
rischen Machtmitteln nach Belieben seine ganzen Aspirationen auf öster-
reichisch-ungarisches Gebiet zu verwirklichen. Ich habe Euer Exzellenz
bereits wiederholt aus das Anhaltbare unserer militärischen Lage in einem
solchen Falle aufmerksam gemacht und erlaube mir, dies hiermit neuerlich
zu tun und zu ersuchen, Euer Exzellenz wollen angesichts der unabsehbaren
Folgen, die sich dann auch für das Deutsche Reich ergeben würden, mit
allen Mitteln beim deutschen Auswärtigen Amt dahin wirken, daß dieses
seinen ganzen Einfluß bei der italienischen Regierung geltend mache, damit
diese ihre Forderungen in jenen Grenzen halte, welche ein friedliches Aus-
einandersetzen mit uns noch ermöglichen."
In seiner Antwort mußte General v. Falkenhayn erklären, daß die
deutsche Politik nicht in der Lage sei, noch irgend etwas zur Beschwörung
der italienischen Gefahr zu tun. Trotzdem würden die Bemühungen in Rom
mit größtem Nachdruck fortgesetzt werden. Der Schlüssel zu der ganzen Frage
ruhe jedoch in den Händen der Wiener auswärtigen Politik. Die offizielle
Erklärung über die Bereitwilligkeit Österreichs zu einer etwaigen Gebiets-
abtretung sei trotz seines Drängens erst mehrere Wochen nach der Zu-
stimmung des Kaisers Franz Joseph erfolgt. Mit der Eigenart des Ministers
Sonnino müsse gerechnet werden. Das Hinzögern reize ihn nur zu bedenk-
lichen Schritten. Wenn jetzt noch etwas erreicht werden solle, so müßten die
22*
340
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
Verhandlungen zwischen Wien und Rom unverzüglich in großzügigster
Weise zum Abschluß gebracht werden. Cs handele sich um Sein oder Richt-
sein, wobei Fragen der Abgrenzung und ähnliche keine Rolle spielen dürften.
Gelinge es der österreichisch-ungarischen Politik, Rom zum Abschluß zu
bringen, so sei sein späterer Anschluß an uns gewiß. „Euer Exzellenz
werden nicht annehmen", so schloß General v. Falkenhayn seine Drahtung,
„daß ich nicht volles und herzliches Verständnis für die Überwindung habe,
die das oben skizzierte Vorgehen von jedem Beteiligten in Österreich-
Angarn verlangt. In so ernsten Dingen darf ich aber nur meiner Über-
zeugung Ausdruck geben und kann infolgedessen Euer Exzellenz nur wieder
bitten, aus Wien in dieser Richtung dringendst einzuwirken."
General v. Conrad erwiderte sofort, er habe erst am 1. April unter
klarster Darlegung der Situation einen Druck auf das österreichische
Ministerium des Äußeren ausgeübt. „Bei der Perstdie Italiens", so
hieß es dann weiter, „müssen wir aber auch darauf gefaßt sein, daß Italien
auch unseren Küstenbesitz verlangt, womit unsere Existenz erledigt wäre.
Diesfalls bliebe uns einvernehmlich mit Deutschland ein Abfinden mit
Rußland und Frieden mit diesem übrig, um sodann den italienischen An-
maßungen gewaltsam begegnen zu können."
Die Ausführungen des Generals v. Conrad, die zum erstenmal von
einem Frieden mit Rußland sprachen, leitete General v. Falken-
hayn unverzüglich an den Reichskanzler weiter. Eine Ergänzung dazu
bildete eine Drahtung des deutschen Vertreters bei der österreichisch-un-
garischen Heeresleitung, Generals v. Cramow), vom 2. April: „Exzellenz
Conrad richtete gestern sehr ernste schriftliche und telegraphische Roten an
Auswärtiges Amt Wien, betreffend sofortige Entscheidung mit Italien.
Etwaige Wünsche auf Pola und Adria-Küsten werden allerdings nicht be-
willigt werden. Der Bewilligung zu weitgehender italienischer Wünsche
wird eine Einigung mit Rußland im Einverständnis mit Deutschland und
Abtretung Galiziens vorgezogen..."
Die Sorge, daß Österreich-Angarn bei einem Angriff Italiens Sonder-
abmachungen mit Rußland anstreben könne, hatte General v. Falkenhayn
veranlaßt, für den 4. April eine mündliche Aussprache in Berlin vorzu-
schlagen. Den Hauptgegenstand der Besprechung bildete der drohende Ein-
tritt Italiens in den Krieg und die schwierige Lage an der Karpaten-Front.
General v. Falkenhayn wies darauf hin, daß nach seinen Eindrücken Öster-
reich-Angarn keine Eile zu haben scheine, mit Italien zum Abschluß zu
kommen. General v. Conrad bestritt dies und schob die Schuld auf Rom.
Immerhin hofften beide Generalstabschefs noch aus die Möglichkeit eines
i) Am 22. 3.1915 zu diesem Dienstgrade befördert.
Verschlechterung der Beziehungen zu Italien.
341
friedlichen Ausgleichs, wenn der Abschluß der Verhandlungen beschleunigt
würde. General v. Conrad erklärte weiter, daß Österreich-Angarn nicht in
der Lage sei, einen Krieg gegen den neuen Feind zu führen, ehe nicht ein
Sonderfriede mit Rußland geschloffen sei. Eine Einigung mit Rußland
hielt General v. Falkenhayn im Augenblick für ausgeschlossen. Cr warnte
davor, stärkere Kräfte einem italienischen Einbruch in die Monarchie ent-
gegenzustellen, da dies nur zur Zersplitterung führe.
Die Lage in den Karpaten wurde von beiden Chefs mit Sorge
beurteilt. General v. Falkenhayn stand jedoch dem wiederholten Drängen
Conrads um Unterstützung durch neue deutsche Kräfte ablehnend gegen-
über, da noch nicht zu übersehen sei, wo der Einsatz der hierfür in Frage
kommenden Neuformationen geboten sei — ob im Westen, im Osten oder
gegen Serbien. Bezüglich des serbischen Feldzuges, dessen Durchführung
österreichischerseits nach wie vor von der Mitwirkung Bulgariens abhängig
gemacht wurde, betonte General v. Conrad, daß diese Operation unbedingt
hinausgeschoben werden müsse, da das Hochwasser der Donau einen Strom-
übergang großen Stils erst Ende Mai ermögliche. Auch zeige sich Bul-
garien bei erneuter Sondierung äußerst zurückhaltend; es wolle offenbar
eine weitere Klärung der recht undurchsichtigen Lage abwarten.
Die Berliner Besprechung hatte die Sorge des Generals v. Falken-
hayn zerstreut, daß Österreich-Ungarn zu Sonderabmachungen mit Ruß-
land kommen könne, ohne Deutschland dabei zu beteiligen. In der wich-
tigen Frage, was beim Kriegseintritt Italiens zu geschehen habe, hatte
sie zu keiner Einigung geführt. Eine solche suchte General v. Conrad in
den nächsten Tagen durch schriftlichen Gedankenaustausch herbeizuführen.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Teschen teilte er am 5. April mit,
daß sich die Anzeichen für die feste Absicht Italiens, in den Krieg einzu-
treten, verstärkt hätten; in Rom gebe man sich jetzt scheinbar nicht mehr
mit den italienischen Sprachgebieten zufrieden, sondern beanspruche auch
deutsches Land bis zum Brenner. Solche Zugeständniffe seien ausge-
schlossen. Die italienische Regierung suche für alle Fälle Konfliktstoff, um je
nach Bedarf die Lage verschärfen zu können. An der Karpaten-Front stehe
es nicht gut. Ein ernster Mißerfolg dort werde neben Italien auch Ru-
mänien aus den Plan rufen. Träte dieser Fall ein, dann seien militärische
Maßnahmen erforderlich, um den feindlichen Einmarsch nicht widerstands-
los geschehen zu lassen. Dazu brauche er zehn Divisionen, sieben gegen
Italien, drei gegen Rumänien. Würden diese Kräfte der k. u. k. Front
gegen Rußland entzogen, so würde deren Lage unhaltbar. Cr bäte deshalb
um Mitteilung, ob diese Truppen durch deutsche Verbände ersetzt werden
könnten.
342
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
General v. Falkenhayn ging in seiner Antwort auf diese bestimmt ge-
stellte Frage nicht ein, erhob aber aufs neue die Forderung, die Donau-
Monarchie möge die von Italien erstrebten Gebiete kampflos preisgeben und
die Abrechnung auf später zurückstellen. Zunächst müßten die Mittelmächte
„einen der Hauptgegner abschütteln"; ob dies an der West- oder Ostfront
zu geschehen habe, könne erst entschieden werden, wenn die dazu erforder-
lichen Truppen zur Verfügung ständen, das sei noch nicht der Fall.
General v. Conrad gab sich damit nicht zufrieden. Cr könne es nicht
widerstandslos geschehen lassen, so erwiderte er, daß Italien seine Hand nach
Gebieten ausstrecke, die von Deutschen und Slawen bewohnt wären. Die
Machtstellung der Monarchie werde dadurch ins Wanken geraten. Cs müsse
auch damit gerechnet werden, daß Italien die Absicht habe, bis Wien vor-
zudringen. Dies ohne ernsten Kamps geschehen zu lassen, sei ausgeschlossen.
Cr bäte deshalb nochmals um Mitteilung, ob Deutschland im Falle eines
Krieges mit Italien die aus der Ostfront zu lösenden verhältnismäßig ge-
ringen österreichisch-ungarischen Kräfte zu ersehen bereit sei. Was die Ver-
wendung der deutschen Reserven angehe, so könne er nur immer wieder be-
tonen, daß ihr einheitlicher Einsatz an der Ostfront für die Entwicklung der
Gesamlage am erfolgversprechendsten sei.
General v. Falkenhayn wich in seiner Erwiderung vom 8. April einer
Antwort aus die an ihn gerichtete Frage abermals aus. Cr warnte noch-
mals vor einer Zersplitterung der Kräfte, es komme jetzt vor allem darauf
an, die Politiker mit der größten Entschiedenheit zum Abschluß der Ver-
handlungen zwischen Wien und Rom zu drängen. Auch diesen Aus-
führungen gegenüber beharrte General v. Conrad auf seinem Standpunkt
und verlangte immer dringender eine Antwort auf seine Frage vom
5. April, ob die deutsche Oberste Heeresleitung bereit sei, deutsche Kräfte
für die Karpaten-Front als Ersatz für etwa in den Kämpfen gegen Italien
einzusetzende österreichisch-ungarische Verbände zur Verfügung zu stellen.
In seiner Antwort vom 9. April lehnte General v. Falkenhayn dies ab,
betonte aber die Bereitwilligkeit, „jede sich bietende günstige Gelegenheit
auch im Osten auszunutzen", sobald die nötigen Kräfte verwendungsbereit
wären. Tags darauf richtete er ein Telegramm an den Reichskanzler mit
der Aufforderung: „Schärfster deutscher Druck in Wien, um dort selbst
übermäßigen italienischen Forderungen zur Annahme zu verhelfen unter
Vereiterklärung stärkerer militärischer deutscher Unterstützung im Osten
und eventuell preußischer Gebietsabtretungen." Diesem Vorschlag folgte
am 11. April die Bitte an das Auswärtige Amt, auf die österreichisch-
italienischen Verhandlungen so einzuwirken, daß, „falls Krieg mit Italien
Verschlechterung der Beziehungen zu Italien.
343
unvermeidlich, vom Augenblick der gefaßten Entscheidung an 16 Tage für
Vorbereitung blieben."
Das Verhalten des Generals v. Falkenhayn bei feinen Verhandlungen
mit General v. Conrad über die beim Kriegseintritt Italiens zu ergreifen-
den Maßnahmen war begründet in der für die deutsche Oberste Heeres-
leitung schwierigen militärpolitischen Lage. Machte man den Österreichern
Versprechungen, so war mit der Möglichkeit zu rechnen, daß sich Wien bei
den Verhandlungen mit Rom so wenig nachgiebig zeigte, daß diese abge-
brochen wurden und Italien dann als neuer Gegner auftrat. Sagte man
aber dem Bundesgenossen keine Hilfe zu, so schien die Gefahr zu bestehen,
daß durch einen Einfall der Russen in Angarn die Wiener Negierung zu
Sonderabmachungen mit Petersburg gedrängt wurde.
So waren diese Apriltage 1915 für den Leiter der deutschen Gesamt-
operationen von schweren inneren Spannungen erfüllt. Zugleich drängte
immer mehr die Entscheidung der Frage, wohin der Schwerpunkt der Krieg-
führung in den nächsten Wochen gelegt werden sollte. Das heißen Herzens
erstrebte Ziel war, nach einem kurzen Schlage gegen Serbien die große
Westosfensive durchzuführen. In diesem Vorhaben lag letzten Endes der
tiefste Grund aller Unstimmigkeiten mit der verbündeten Heeresleitung.
General v. Conrad erstrebte die Kriegsentscheidung im Osten, General
v. Falkenhayn im Westen, und jeder hielt mit Zähigkeit an seinem Ziele
fest. Die ernste Lage an der Karpaten-Front und die Zuspitzung des Ver-
hältnisses zwischen Wien und Rom sowie nicht zuletzt die wachsende Er-
kenntnis der Unzulänglichkeit der verfügbaren Kräfte ließen es indes
General v. Falkenhayn immer zweifelhafter erscheinen, ob das Ziel im
Westen noch erreichbar sei. Seit der Berliner Besprechung konnte er sich
nicht mehr dagegen verschließen, daß dem Bestände der Donau-Monarchie
und damit der gemeinsamen Sache durch den zu erwartenden Russeneinfall
in Ungarn und den anscheinend unvermeidlichen Eintritt Italiens in den
Krieg ungeheure Gefahren drohten. Infolgedessen erwog er in diesen
Tagen ernstlich den Gedanken, den Schwerpunkt der Kriegführung unter
Preisgabe seiner bisherigen Pläne nach dem Osten zu verlegen.
Am 10. April forderte der italienische Botschafter in Wien bei so-
fortiger Gebietsabtretung Südtirol mit Bozen, den Isonzo mit Görz und
Gradiska, ferner Triest als Freihafen und unabhängigen Staat; die Inseln
bei Lissa; die italienische Souveränität über Valona; Desinteressement
Österreichs in Albanien.
Eine glatte Annahme dieser maßlosen Forderungen war unmöglich.
Cs kam daraus an, Zeit zu gewinnen. Am 12. April erließ Reichskanzler
344
Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn.
v. Vethmann Hollweg nach vorheriger mündlicher Aussprache im Großen
Hauptquartier folgende Weisung an die deutschen Vertreter in Wien und
Rom: „Rach General v. Falkenhayn ist militärische Lage im Westen und
Osten sehr günstig. Alle französischen Angriffe abgewiesen, neue englische
Armee nicht zu fürchten . . . Wenn Italien ruhig bleibt, ist günstiger
Ausgang des Krieges für uns mit Sicherheit zu erwarten. Italiens Ein-
greifen muß absolut vermieden werden." Hierzu sollte Fürst Vülow in
Rom „das Ablassen von exorbitanten Forderungen" zu erreichen suchen,
Botschafter von Tschirschky in Wien zur größten Nachgiebigkeit raten.
„Aber", fuhr der Reichskanzler fort, „im äußersten Fall muß Österreich auch
entschloffen sein, alles anzunehmen, was immer noch weniger verhängnis-
voll wäre als sonst unvermeidlicher Zusammenbruch der Monarchie."
General v. Falkenhayn unterstützte diese Bemühungen der deutschen
Reichsleitung durch Besprechungen, die er in diesen Tagen mit dem
italienischen Militärattache in Berlin, Oberstleutnant Vongiovanni, hatte.
Dieser meldete hierüber am 13. April dem Chef des italienischen General-
stabes: „Kehre soeben vom Großen Hauptquartier zurück, wo Generalstabs-
chef mit großer Klarheit, Ruhe, Herzlichkeit mit mir über die aus den
italienisch-österreichischen Verhandlungen entstandene Lage gesprochen hat,
und zwar in zwei langen Unterredungen." General v. Falkenhayn habe
ihm auseinandergesetzt, wie die deutsche Regierung und er sich unab-
lässig darum bemüht hätten, daß Wien sich mit Rom verständige. Auch
jetzt werde darauf hingearbeitet, daß Österreich die von Italien gestellten
Bedingungen annehmen möge. Das Königreich müsse sich aber darüber
klar sein, daß Deutschland, wenn es zum Kriege zwischen Italien und Öster-
reich-Ungarn käme, seiner Bündnispflicht genügen müsse. Das italienische
Heer würde in den der Verteidigung günstigen italienisch-österreichischen
Grenzgebieten lange aufgehalten werden können und würde auf jeden Fall
deutschen Truppen gegenüberstehen, bevor es Budapest oder Wien erreiche.
General v. Falkenhayn habe dann eine Schilderung der Kriegslage gegeben
und sei zu dem Ergebnis gekommen, Deutschland sei imstande, den Krieg
noch lange zu ertragen und könne daher den Creigniffen ihren Lauf lasten,
seine gegenwärtigen vorzüglichen Stellungen festhalten und seine Reserven
unangetastet lassen. Ein etwaiges Eingreifen Italiens werde nicht ent-
scheidend sein und den Feldzug nicht beenden. Rach seiner Überzeugung
müsse Italien die Hegemonie im Mittelmeer anstreben, die könne es aber
von einem englisch-französischen Siege nicht erhoffen. Zum Schluß habe
General v. Falkenhayn betont, daß die Anerbieten Österreichs und Deutsch-
lands an Italien und Rumänien zur Vermeidung des Konflikts positiv
seien, soweit sie die Gebiete beträfen, über die Österreich verfügen könne,
Einsatz der deutschen Heeresreserven im Osten.
345
während die Angebote der Entente nichts anderes seien „als das Fell des
Bären".
In klarer Erkenntnis der verzweifelten militärischen und politischen
Lage der Donau-Monarchie rang sich General v. Falkenhayn jetzt zu
dem endgültigen Entschluß durch, die Reserven der Obersten Heeres-
leitung im Osten einzusehen, um einen entscheidenden Erfolg gegen die
Rüsten an der Karpaten-Front zu erringen, wenn möglich, ehe Italien in
den Krieg eintrat. Dieser Entschluß bedeutete aus unbestimmte Zeit den
Verzicht auf die große Offensive im Westen sowie gegen Serbien, für die
Vorbereitungen schon in weitgehendem Maße getroffen waren. Erleichtert
wurde er durch das aus der glänzenden Abwehr der französischen Drwch-
bruchsosfensive geschöpfte Vertrauen auf die Widerstandskraft der deutschen
Westfront, das das Wagnis der nicht unerheblichen Schwächung der
dortigen Heeresreserven rechtfertigte.
Am 10. April fand über die vom Generalstabschef geplante Operation
im Osten zum ersten Male Vortrag beim Kaiser statt. Die Offensive im
Raume von Gorlice unter Einsatz einer neuzubildenden 11. Armee wurde
beschlossen. Damit war das Schwergewicht der Kriegführung auf den öst-
lichen Kriegsschauplatz verlegt. Zum dritten Male innerhalb weniger
Monate hatte die Gestaltung der Lage im Osten dem deutschen General-
stabschef eindringlich vor Augen geführt, daß ohne vorhergehende völlige
Niederwerfung des östlichen Gegners die Kriegsentscheidung im Westen
und damit die siegreiche Beendigung des Mehrfronten-Krieges nicht er-
reichbar waren. Alles hing jetzt davon ab, daß von vornherein genügend
starke Kräfte zum Einsatz gelangten, damit nicht wieder nach dem ersten
erfolgreichen Schlage die Kraft der Offensive erlahmte, sondern zu nach-
haltiger, entscheidender Wirkung gesteigert werden konnte.
Daß General v. Falkenhayn auf die Verwirklichung seiner Pläne im
Westen nur vorläufig und vorübergehend verzichtet hatte, läßt
sich aus seinen am 16. April gegenüber Oberst v. Seeckt geäußerten Worten
schließen, er hoffe nach Durchführung des Schlages im Osten „doch noch
aus die Möglichkeit einer Entscheidung im Westen"^).
!) Mitteilung des Generalobersten v. Seeckt an das Reichsarchiv vom 13. No-
vember 1927.
p
21. dis
23. März.
V. Der Feldzug in Galizien bis Mitte Mai J9JS.
A. Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice-Darnow.
Karte 15.
Hand in Hand mit dem Gedankenaustausche der verbündeten Heeres-
leitungen über die Aufgaben der Kriegführung im großen nahmen die Er-
örterungen über das an der galizischen Front zu beobachtende Kampfver-
fahren in der zweiten Hälfte des März ihren Fortgang. Für General
v. Falkenhayn entfiel mit der erwiesenen Aussichtslosigkeit des rechtzeitigen
Entsatzes der Festung Przemysl der Hauptzweck der Offensive an der Kar-
paten-Front. Er legte daher am 21. März General v. Conrad die Er-
wägung nahe, „ob man nicht in den Karpaten und in der Bukowina zur
Defensive übergehen solle, gegen welche die Rüsten neue Kräfte nicht mehr
heranbringen könnten". Cr glaubte dann die deutschen Teile der Südarmee
aussparen und zu dem schon lange geplanten Schlage gegen Serbien ver-
wenden zu können, für den er mit Rücksicht auf die ernste Lage an den
Dardanellen in dem gleichen Schreiben aufs neue lebhaft eintrat).
Aus der tags darauf erteilten Antwort des Generals v. Conrad schien
hervorzugehen, daß auch dieser sich von der Fortführung der Offensive in
Galizien und der Bukowina, wenigstens im gegenwärtigen Augenblicke,
nichts mehr versprach. Cr betonte, daß „die Abwehr der schon im Zuge
befindlichen und nach dem Fall von Przemyfl mit verstärkter Kraft zu er-
wartenden russischen Offensive unbedingt angestrebt werden müsse". Cr
schätzte aber die Wirkungsmöglichkeiten dieser feindlichen Offensive erheblich
höher ein als der deutsche Generalstabschef und glaubte daher eine Schwä-
chung der galizischen Front zugunsten eines Offensivschlages in Serbien
nicht verantworten zu können.
General v. Falkenhayn schlug daraufhin die Ablösung der deutschen
Teile der Südarmee in den Karpaten durch österreichisch-ungarische Ver-
bände vor, „die jetzt in der Ebene kämpfen und durch deutsche zu ersetzen
wären". Indessen auch hierauf wollte General v. Conrad nicht eingehen.
Einmal bezweifelte er, daß das in heftigen Kämpfen stehende deutsche
Ostheer zu einer Ablösung österreichisch-ungarischer Kräfte in der Ebene in
der Lage wäre. Als entscheidenden Grund gegen jede Truppenverschiebung
innerhalb der gegenwärtigen Kampffronten führte er sodann an, daß
i) 6.335.
General v. Conrad bittet um Verstärkung der Karpaten-Front.
347
er auch nach dem Falle der Festung Przemysl „weiter daran festhalte, die
begonnene Offensive mit starkem Ostflügel fortzusetzen, sobald die sich jetzt
im Gange befindenden russischen Angriffe gegen die 3. und 2. Armee ver-
läßlich abgewiesen" sein würden. Deshalb wolle er auch nicht alle eigenen
Kräfte an den Karpaten-Kamm zurücknehmen, was die Räumung der Buko-
wina bedeuten und wahrscheinlich das Losschlagen Rumäniens zur Folge
haben würde. Cs liege ihm vielmehr jetzt in erster Linie an einer Ver-
stärkung der Armeegruppe Pflanzer-Baltin, mit welcher bereits begonnen sei
und welche fortgesetzt würde, sobald in der Karpaten-Front Kräfte entbehr-
lich seien.
Infolge der unerwartet schnellen Verschärfung der Lage an der
galizischen Front zuungunsten des österreichisch-ungarischen Heeres sah sich
General v. Conrad schon am 24. März zu der Anfrage bei der deutschen
Obersten Heeresleitung gezwungen, „ob nicht doch jetzt schon verfügbare
deutsche Kräfte — etwa zwei Divisionen — zur vorübergehenden Ver-
wendung in der Karpaten-Front abgegeben werden könnten". Cr be-
gründete seine Anfrage mit der schwierigen Kampflage und dem Zustande
der 3. und 2. Armee, deren Truppen durch die fast vierwöchigen,
unaufhörlichen Kämpfe im winterlichen Gebirge stark erschöpft seien,
während der Feind seine Angriffe unter fortwährendem Einsatz von Er-
gänzungen und nunmehr auch unter Heranziehen starker Teile der bis-
herigen Cinschließungstruppen von Przemysl hartnäckig fortsetze. Es sei
nicht ausgeschlossen, daß den Russen der anscheinend beabsichtigte Durch-
bruch in der ktirzesten Richtung auf Budapest gelingen könnte, wodurch
auch die westgalizische und polnische Front unhaltbar würden. Auch
General v. Cramon gab in einem Telegramm am 24. März abends seiner
Auffassung Ausdruck, daß der Fall von Przemysl und das Zusammen-
ziehen russischer Kräfte die Lage der österreichischen 3. Armee zu deren
Angunsten verändert habe. Cr halte die Lage dort nicht für un-
bedenklich.
General v. Falkenhayn richtete darauf unverzüglich Anfragen an den
Oberbefehlshaber Ost und an das Oberkommando der Südarmee, ob dem
Antrage des Generals v. Conrad durch Abgabe von Kräften entsprochen
werden könnte. Beide Kommandobehörden erklärten dies für unmöglich.
Am sich unbeeinflußt von der Auffassung der österreichisch-ungarischen
Heeresleitung ein Arteil zu bilden, fragte General v. Falkenhayn am Mor-
gen des 25. März bei General v. Cramon an, ob „durch Einsetzen der von
General v. Conrad erbetenen zwei deutschen Divisionen irgendein Vorteil
zu erhoffen sei, der dem Wert des Einsatzes entspräche". Der deutsche
bevollmächtigte General erwiderte umgehend: „. . . Lage bei 3. Armee
24. bis
25. März.
348
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
26. bis
30. März.
bei den eigentümlichen Verhältniffen auch innerhalb der Truppen nicht
mit Sicherheit zu beurteilen. Von rein defensivem Einsah der beiden
Divisionen in der Karpaten-Front verspreche ich mir nur lokalen Erfolg.
Bereitstellung für alle Fälle und unter Gewähr einheitlicher Verwendung
ratsam..."
General v. Falkenhayn ließ den verbündeten Generalstabsches zunächst
nur wissen, daß er seinen Antrag auf Verstärkungen in ernsteste Erwägung
ziehe. Am nächsten Tage, 26. März, teilte er dann mit, daß im Westen
infolge der im Gange befindlichen Ambildungen der Verbände gegenwärtig
leider keine schlagfertigen Infanterietruppenkörper verfügbar seien. Cr
könne daher für sofortigen Einsah an den bedrohten Stellen zunächst nur
ein Zurückgreifen auf die im Befehlsbereich der österreichisch-ungarischen
Heeresleitung befindlichen deutschen Truppen — Armee Woyrsch und
deutsche Südarmee — empfehlen. Auch sei der Oberbefehlshaber Ost
ersucht worden, nochmals zu erwägen, ob er nicht eine Infanterie-Division
zur Verfügung stellen könne. Freilich werde einheitliche deutsche Befehls-
führung nach Lage der Sache nötig sein. Gleichzeitig wurden General-
oberst v. Woyrsch und General v. Linsingen von dieser Stellungnahme des
deutschen Generalstabschefs in Kenntnis gesetzt und der Oberbefehlshaber
Ost aufgefordert, eine Division aus dem Verbände der 9. Armee heraus-
zulösen, „um der wankenden österreichischen 3. Armee einen Halt zu geben".
Nachdem sich General v. Conrad einverstanden erklärt hatte, ergingen am
27. März entsprechende Befehle zur Bildung des „deutschen Beskidenkorps"
unter General v. der MarwitzH.
Inzwischen hatte ein am 26. März um 10° vormittags abgesandter
Bericht des Generals v. Cramon größere Klarheit über die Gesamtlage
an der Front des Verbündeten gebracht: Auf dem Ostflügel sei in abseh-
barer Zeit keine Entscheidung zu erringen, die 2. und 3. Armee seien durch
russische Gegenoffensive in die Verteidigung gedrängt, auf dem linken Flügel
und südlich Lupkow eingedrückt, ausgeruhte Reserven nicht mehr vor-
handen. Der russische Angriff konzentriere sich immer mehr gegen die
3. Armee und scheine auch aus die 4. übergreifen zu wollen. Im Anschluß
hieran machte General v. Cramon folgenden Vorschlag: „Da es nicht
sicher ist, ob 3. Armee erneuten russischen Angriffen gewachsen ist (zum
Teil nicht zuverlässige Truppen), scheint es ratsam, sie vom Gegner los-
zulösen und den nachfolgenden Feind mit bereitgehaltenen Kräften anzu-
greifen. Hierzu wären hinter dem linken Flügel der 2. Armee alle ver-
fügbaren Kräfte dieser und der Südarmee, hinter dem rechten Flügel der *)
*) S. 129 f.
General v. Falkenhayn erwägt neuen Kräfteeinsah im Osten.
349
4. Armee deutsche Divisionen bereitzustellen. Trotz schwierigen Geländes
scheint dies erfolgversprechend."
Soweit diese Vorschläge die Bereitstellung von Kräften hinter dem
linken Flügel der österreichisch-ungarischen 2. Armee betrafen, ließ sich ihnen
durch die inzwischen beschlosiene Bildung des Veskideukorps und dessen
beabsichtigten Einsatz an der Naht zwischen der 3. und 2. Armee Rechnung
tragen. Hingegen war die gleichzeitig angeregte Bereitstellung deutscher
Divisionen hinter dem rechten Flügel der österreichisch-ungarischen 4. Armee
nur durch eine Kräfteverschiebung vom westlichen Kriegsschauplätze möglich.
Zu ihr wollte sich General v. Falkenhayn mit Rücksicht auf seine zu dieser
Zeit besonders eifrig betriebenen Offensivpläne im Westen nur für den Fall
einer zwingenden Notlage des Verbündeten verstehen. Freilich verhehlte
er sich nicht, daß eine solche Notlage durchaus in den Bereich der Mög-
lichkeiten gezogen werden müsse.
Schon Mitte März hatte der Chef des Generälstabes des Feldheeres
den Oberst v. Loßberg, den Vertreter des vorübergehend zum Armee-Ober-
kommando 7 abkommandierten Obersten TappenH, mit der Ausarbeitung von
Vorschlägen für Antransport, Aufmarsch und Gruppierung von Kräften
hinter dem rechten Flügel der österreichisch-ungarischen 4. Armee zwecks
Durchführung eines Durchbruchsangriffs mit weitem Ziel beauftragt. Die
Vorschläge des Obersten v. Loßberg fanden im allgemeinen seine Zu-
stimmung. Nur den Gedanken, „die an die Durchbruchsstelle südlich an-
schließende Karpaten-Front ohne Verstärkungen mit angreifen zu lasien, um
die dort stehenden russischen Kräfte nach Möglichkeit zu fesieln", lehnte
General v. Falkenhayn ab. Cr hielt es für besser, wenn diese Front kurz
vor Beginn des Durchbruchs auswich"). übrigens war er selbst in seinen
Überlegungen über eine etwa notwendig werdende Durchbruchsoperation
im Osten Ende März zu einem festen Entschluß hinsichtlich der Wahl der
Durchbruchsstelle noch nicht gekommen. Am 29. März hatte er an den Chef
des Generalstabs der Armee Woyrsch, Oberstleutnant Heye, folgendes
Telegramm gerichtet: „Bei einer gewissen Gestaltung der Lage könnte
ein Durchstoßen oder Zurückdrängen der russischen Stellungen an der Nida,
unterhalb Malogoszcz, mit der Absicht in Frage kommen, nach dem Gelingen
die Offensive über die Weichsel in der allgemeinen Richtung auf Rzeszow
fortzuführen. Für die Operation würden 4 bis 5 frische Armeekorps ein-
gesetzt werden können." Oberstleutnant Heye sollte für die Art der Durch-
führung Vorschläge machen und sich über die Aussichten der Operation
äußern. Dieser hielt, wie er tags darauf dem General v. Falkenhayn
H S. 310. — -) Mitteilung des Generals v. Loßberg vom 26. November 1927
an das Reichsarchiv.
350
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
ZI. März
bis Z. April.
meldete, ein Durchstoßen der feindlichen Stellungen in Richtung auf Kielce
und südlich für durchführbar, wenn eine Überraschung gelänge. Cr wies
aber auf die schwer zu überschreitenden sumpfigen Flußniederungen hin.
Ein Überschreiten der Weichsel könnte erst in Betracht kommen, wenn auch
die zweite feindliche Stellungszone genommen sei.
Auch mit dem Chef des deutschen Feldeisenbahnwesens, Oberst
Groener, hatte General v. Falkenhayn in der zweiten Hälfte des März
mehrfach „die Möglichkeiten, im Westen herausgezogene Armeekorps nach
dem Osten zu werfen'"), erörtert, ünter dem 28. März verzeichnet Oberst
Groener in seinem Tagebuch: „Die Lage hat sich nun so gestaltet, daß
man nach der Stelle sucht, wo man eine entscheidende Operation machen
könnte." Der Chef des Feldeisenbahnwesens wurde mit der Ausstellung
von Studien über den Abtransport der hinter der Westfront bereitgestellten
Verbände nach dem Osten beauftragt. Für die Versammlung dieser
Kräfte wurden verschiedene Möglichkeiten zugrunde gelegt: ein Vorgehen
aus dem nördlichsten Ostpreußen nördlich Kowno, in Polen beiderseits
der Pilica, nördlich der Tatra, südlich der Tatra. Am 31. März hielt
Oberst Groener dem Chef des Generalstabs des Feldheeres über seine
Operationsstudien Vortrag. Hierbei wurde insbesondere „die Ver>
sammlung von fünf bis sechs Armeekorps in Oberschlesien und angrenzendem
österreichischen Gebiet zum Vorgehen nördlich der Tatra, desgleichen im
Raume zwischen Donau und Tatra zum Vorgehen südlich der letzteren^)"
besprochen. Am Schluß des Vortrages erhielt Oberst Groener den Auf-
trag, „die Versammlung von Teilen (drei Armeekorps) möglichst weit
östlich, und zwar etwa in Linie Reu-Sandec—Tarnow" zu bearbeiten.
Alles dies waren indessen nur vorausschauende Maßnahmen für einen
an sich durchaus unerwünschten, die Pläne der deutschen Obersten Heeres-
leitung kreuzenden Notfall.
Schneller als man für möglich gehalten und befürchtet hatte, schien
dieser Notfall Anfang April einzutreten. Der um die Monatswende
März/April durch Generalfeldmarschall Freiherrn v. der Goltz wieder in
Fluß gebrachte Gedankenaustausch der beiden Generalstabschefs über die
Frage des serbischen Feldzugs^) wurde am Abend des 1. April durch eine
Meldung des Generals v. Cramon über eine gefährliche Wendung der
Lage an der Karpaten-Frontch jäh unterbrochen: Die an verschiedenen
Stellen eingedrückte österreichische 2. Armee gehe in die ungefähre Linie
Virava—Üzsoker-Paß zurück. Sodann hieß es: „Exzellenz Conrad ist
weitere ünterstützung mehr als je erwünscht, und zwar entweder durch eine
i) Tagebuchaufzeichnungen des damaligen Oberst Groener. — 2) S. 337 f. —
3) S. 129 ff.
Vorschlag des Generals v. Cramon.
351
Infanterie-Division zu seiner Verfügung zum Stützen der 2. Ar,nee oder
durch Offensive stärkerer Kräfte aus Richtung Gorlice gegen Flanke und
Verbindungen russischen Angriffs .. .;/1).
Im Anschluß an dieses Telegramm sandte General v. Cramon folgen-
den Tags noch einen ausführlichen Bericht an die Oberste Heeresleitung.
Aus ihm war zunächst ersichtlich, daß „nach näheren Nachrichten den Rusien
tatsächlich nur an einzelnen Stellen und mit starker Überlegenheit ge-
lungen zu sein scheine, in die österreichischen Linien einzubrechen und ihnen
dort allerdings sehr schwere Verluste beizubringen". General v. Cramon
wies dann aber doch aus die große Entmutigung hin, die erfahrungsgemäß
unter dem Eindruck solcher örtlichen Mißerfolge in dem verbündeten Heere
Platz greife. Wörtlich hieß es: „Man glaubt teilweise nicht mehr an den
Sieg der österreichischen Waffen, wenn das offiziell natürlich auch nicht zu-
gegeben wird. Exzellenz v. Conrad ist gleichbleibend ruhig und bestimmt.
Das Versagen der 2. Armee, die . . . Przemysl entsetzen sollte und jetzt
nicht einmal mehr defensiv sicher hält, stimmt ihn aber natürlich bedenklich.
Cr sieht die Lage als ernst, wenn auch als nicht unbedingt bedrohlich an
und hofft, daß dem Vordringen des Gegners, wie so oft schon, Einhalt ge-
boten wird. Euer Exzellenz erneut um Hilfe zu bitten, hat er sich, um es
offen zu sagen, begreiflicherweise gescheut und mir anheimgestellt, die
Wünsche, die er im Grunde seines Herzens hegte, Euer Exzellenz zu melden.
Alle Anzeichen und Meldungen lassen darauf schließen, daß die Russen
gegen die Karpaten-Front immer noch Kräfte zusammenziehen und an
irgendeiner Stelle durchbrechen wollen . . . Als ein durchschlagendes
Mittel von größerer Tragweite, um das Vordringen der Russen auszu-
halten, betrachtet Exzellenz v. Conrad eine energische Offensive gegen die
rückwärtigen Verbindungen des Angriffsflügels der russischen Armee aus
der Gegend von Gorlice in östlicher und nordöstlicher Richtung. Da hierzu
aber die nötigen österreichischen Kräfte fehlen, ließe eine solche sich nur mit
i) Über die Vorgeschichte dieses Telegramms berichtet General v. Cramon in
seinem Buche „ünser österreichisch-ungarischer Bundesgenosse im Weltkrieg", S. 12:
„Ich hatte, veranlaßt durch ungünstige Nachrichten über die 2. Armee, erneut mit
Conrad gesprochen. Dieser hatte deutsche Hilfe erbeten. Ich betonte, daß deutsche
Truppen zu rein defensiver Verwendung kaum verfügbar gemacht werden würden;
etwas anderes wäre es, wenn die Lage durch eine Offensive geändert werden könnte.
Conrad erwiderte: an eine Offensive wäre zur Zeit gar nicht zu denken; man müßte
froh sein, die Russen von üngarn fernhalten zu können. Bald nach diesem Gespräch
ließ mich Conrad nochmals rufen: ich hätte vorhin von Offensive gesprochen; falls
Falkenhayn für diesen Zweck etwa vier deutsche Divisionen freimachen könnte, so
würde ein Angriff gegen die Front Gorlice—Tarnow außerordentlich aussichtsvoll
sein und die Lebensadern der russischen Karpaten-Front durchschneiden."
352
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
4. April.
Hilfe starker deutscher Truppen bewerkstelligen. Ich habe hier sofort betont,
daß eine Bereitstellung der zu diesem Zwecke erforderlichen Kräfte — etwa
vier Divisionen — nach meinem Dafürhalten unter den gegenwärtigen Ver-
hältnissen nicht angängig sein würde, was Exzellenz v. Conrad übrigens
selbst schon befürchtete...." Diesem Bericht des Generals v. Cramon lag
ein Kartenausschnitt mit den Stellungen der österreichisch-ungarischen 2. und
3. Armee bei. In ihm war ein Pfeil von Gorlice auf Zmigrod ein-
gezeichnet mit dem Vermerk: „Vorschlag 4 deutsche Infanterie-Divisionen."
In der Besprechung, die General v. Falkenhayn am 4. April in Berlin
mit dem österreichisch-ungarischen Generalstabsches hatteH, gab er seiner Be-
sorgnis Ausdruck, ob das verbündete Heer in der Lage sei, die Karpaten-
Front dem neuen Ansturm der Russen gegenüber zu halten. General
v. Conrad konnte nur versichern, daß von seiner Seite das Möglichste hierzu
geschehe. Eine weitere deutsche Unterstützung bezeichnete General v. Falken-
Hayn für den Augenblick als nicht möglich. General v. Conrad gewann
den zutreffenden Eindruck, daß die deutsche Obersts Heeresleitung sich noch
nicht schlüssig geworden sei, auf welchem Kriegsschauplatz sie die in der
Neuaufstellung begriffenen Truppenverbünde einsetzen wolle. Aber einen
Offensivstoß aus der Gegend von Gorlice im Sinne der durch General
v. Cramon übermittelten Anregung Conrads ist bei dieser Gelegenheit an-
scheinend nicht gesprochen worden").
Der deutsche Generalstabschef hielt es nunmehr unter dem Zwang der
kritischen Lage an der Karpaten-Front doch für nötig, der Frage des Ein-
satzes starker deutscher Kräfte auf dem östlichen Kriegsschauplatz ernsthaft
näherzutreten, so unerwünscht ihm auch eine solche Maßnahme aus den
schon entwickelten Gründen war. Cr legte seinen Erwägungen aber nicht
nur den in dem Vorschlage des Generals v. Cramon geltend gemachten
Gesichtspunkt zugrunde, „das Vordringen der Russen aufzuhalten",
sondern richtete seine Gedanken von vornherein auf ein höheres Ziel, auf
eine mit wesentlich stärkeren Kräften auszuführende Operation größeren
Stils, durch die die österreichisch-ungarische Front und damit auch die Ge-
samtkriegsührung der Verbündeten von dem auf ihr lastenden Drucke end- * 2
1) 6.340.
2) Die deutschen Akten enthalten keinerlei Angaben über den Inhalt der Be-
sprechung. Hingegen hat General v. Conrad hierüber eingehend am 6. April in einem
Briefe an General v. Bolfras berichtet. Der Gedanke eines Offensivstotzes aus der
Gegend von Gorlice ist dabei nicht erwähnt. General v. Falkenhayn hat in einer
Zuschrift vom 28. Februar 1920 an das Reichsarchiv bestimmt in Abrede gestellt, daß
über diesen Offensivstotz gesprochen worden sei, „weil dadurch jede Hoffnung, die
Österreicher zum Nachgeben gegen Italien zu bringen, vernichtet worden wäre".
Entscheidung über die Wahl der Durchbruchsstelle.
353
gültig befreit werden sollte. Noch aus Berlin richtete er am 4. April, 650
abends, mit Fernschreiber nachstehendes Ersuchen an General v. Cramon:
„Frage eines kräftigen Vorstoßes aus Gegend Gorlice in Richtung Sanok
beschäftigt mich seit längerer Zeit. Ausführung abhängig von allgemeiner
Lage und Bereitstellung der nötigen Kräfte. Vier Divisionen werden nicht
genügen, vermutlich aber vier Armeekorps. Große Schwierigkeiten bereitet
wahrscheinlich geringe Leistung der österreichischen Bahnen auf Tarnow
und über Reu-Sandec. Immerhin wäre es mir lieb, bald von Ihnen einen
Vorschlag zu erhalten, wie Sie sich eine derartige Operation denken.
Angaben über Leistungsfähigkeit der Bahnen, Möglichkeit, auf dortigen
Wegen unsere Fahrzeuge zu gebrauchen, dürften dabei nicht fehlen.
Strengste Geheimhaltung der ganzen Angelegenheit, vorläufig auch der
österreichischen Heeresleitung gegenüber, ist unbedingt geboten."
Nach seiner Rückkehr nach Mözisres eröffnete General v. Falkenhayn
bei der bereits erwähnten*) Besprechung am 6. April dem Obersten v. Seeckt,
„die Lage im Osten sei schlecht, sie könnte ihn zum Einsah verfügbarer
Kräfte im Osten zwingen". Oberst v. Seeckt möge sich daher auch mit dem
Studium der Lage im Osten „unter dem Gesichtspunkte beschäftigen, daß
den Österreichern schnell und wirksam geholfen werden müsse2)". In mehr-
fachen eingehenden Erörterungen mit Oberst Tappen und dem Kriegs-
minister, General Wild v. Hohenborn, wurde sich der Leiter der Opera-
tionen in diesen Tagen über die Wahl der Durchbruchsstelle endgültig
schlüssig. Sie fiel auf die Gegend vonGorlice — Tarnow.
Oberst Tappen berichtet hierüber in seinen dem Reichsarchiv zur Verfügung
gestellten, nicht veröffentlichten Kriegserinnerungen:
„Cs waren zwei Stellen, die für den Durchbruch in Betracht kamen,
entweder zwischen der Pilica und der oberen Weichsel oder zwischen der
oberen Weichsel und den Beskiden. General v. Falkenhayn gab ursprüng-
lich der ersteren Stelle den Vorzug, entschied sich aber, als auch General
v. Wild mit mir für den Abschnitt zwischen oberer Weichsel und den Bes-
kiden eintrat, für diesen. Hier konnten wir die Truppen bester zusammen-
halten, da ihre Flanken beim weiteren Vorgehen gegen russische Gegen-
angriffe gesicherter waren, rechts durch das Veskidengebirge, links durch die
Weichsel. Cs waren hier auch beim Fortschreiten des Angriffs geringere
Geländeschwierigkeiten an sich zu überwinden, wie der Übergang über die
Weichsel es erfordert hätte. Die Rüsten hatten an diesem Frontteile mit
Rücksicht aus ihre Offensive in den Karpaten verhältnismäßig schwache i) *
i) S. 322. — 2) Mitteilung des Generalobersten v. Seeckt vom 13. November
1927 an das Reichsarchiv.
t Weltkrieg. VII. Band. 23
6. April.
354
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
Kräfte. Ihre Verstärkung mußte bei den schlechten Verbindungen lange
Zeit erfordern. Wir konnten also damit rechnen, die erste Überlegenheit
auch an Zahl längere Zeit aufrechtzuerhalten. Das voraussichtlich schnelle
Fortschreiten der Offensive mußte dann den Österreichern die notwendige
schnelle Entlastung bringen*)."
Bei den Erwägungen des deutschen Generalstabschefs über die Wahl
der zweckmäßigsten Stelle für einen großen Durchbruchsangriff auf dem
östlichen Kriegsschauplatz ist zweifellos auch die Stellungnahme des
Generals v. Cramon zugunsten der Operation aus der Gegend von Gorlice
stark ins Gewicht gefallen. Am 8. April lief von diesem ein ausführlicher
schriftlicher Bericht als Antwort aus das ihm am 4. April zugegangene Er-
suchen ein. Nachdem der General zunächst nochmals die gefährdete Lage
der Karpaten-Front geschildert hatte, führte er aus:
„Ich möchte mein Arteil dahin abgeben, daß die russische Armee tat-
sächlich durch ihre Zahl und den dauernden Nachschub gehalten wird, daß
sie aber einem mit Überlegenheit (nicht nach Zahl der Verbände, sondern
nach Zahl der Gewehre) geführten Stoß nicht gewachsen ist. Der Stoß
muß allerdings über sehr starke Kräfte verfügen und tief gestaffelt angesetzt
sein, damit er sich nicht nach anfänglichen Erfolgen an rückwärtigen
Stellungen festfährt, sondern auch die an sich nicht beteiligten Fronten zum
Zurückgehen zwingt. Denn es ist zu erwarten, daß durch einen Rückzug
in der Hauptfront die zersetzenden Elemente, die in der Armee und Be-
völkerung zweifellos stecken, frei werden, und auf diese Weise es zu einem
Zusammenbruch kommen kann. Augenblicklich konzentrieren sich die An-
strengungen der Rüsten auf die Front Gladhszow^)—ZawadkaP Dort
ziehen sie alle irgend entbehrlichen Kräfte zusammen, dort verausgaben sie
auch infolge starker Verluste alle verwendbaren Ergänzungen. Ein Vorstoß,
der diese Front zum Rückzug zwingt, trifft die besten und größten Teile der
gegen Österreich-Angarn stehenden russischen Kräfte, und somit ist als
Operationsbasis die Linie Gorlice — Jaslo gegeben.
Das setzt allerdings voraus, daß die in der Linie Gorlice —
Tarnow stehenden russischen Truppen vorher in frontalem An-
griff geworfen und über den Wisloka-Abschnitt zurückgedrängt wären.
Letzterer soll durch Stützpunkte bei Pilzno, Vrzostek und Iaslo befestigt
sein; da aber die Rüsten in dieser Gegend über keine Reserven verfügen,
so ist nicht anzunehmen, daß der in Linie Gorlice—Tarnow von starken
Kräften überrannte Gegner sich wieder am Wisloka-Abschnitt mit Aussicht
*) Die gleichen Erwägungen führt auch General v. Falkenhayn in seinem Werke
(S. 68) an.
Südöstlich Gorlice. — 3) Südlich Dukla.
Generals v. Conrad Stellungnahme.
355
auf Erfolg fetzen kann. Zu bedenken bleibt freilich, daß die Bahnen über
Rzeszow—Tarnow und Rzeszow—Iaslo sowie die Verbindungsbahn längs
der Karpaten-Front über Lifko—Sanok—Krosno—Iaslo die Russen in die
Lage setzen würden, in der Front entbehrliche Kräfte an die bedrohten
Punkte zu werfen. Die geplante Offensive durchzuführen, ist die k. u. k.
Armee allein nicht in der Lage. Deutsche Kräfte in der Stärke von etwa
vier Korps würden, unterstützt von österreichifch-ungarifchen Truppen,
meinem Dafürhalten nach aber vollkommen ausreichen, da die Russen in der
Linie Gorlice—Tarnow über etwa 56 000 Mann (außer Reichswehr) ver-
fügen, während die österreichischen Kräfte sich auf etwa 60 000 Mann und
10 000 Mann Landsturm beziffern. Ich denke mir die ganze Operation
ungefähr folgendermaßen: Heranführung von vier deutschen Korps in die
Linie Reu-Sandec—Vochnia, respektive darüber hinaus bis Grybow—
Viadoliny. Dazu Benutzung der Bahn über Krakau—Tarnow, welche
bei einer Zuführung über Dzieditz—Oswiezim 36 hundertachsige Züge
befördern kann, und der Bahnen über Oderberg—Tescheu—Sucha—Reu-
Sandec bzw. Teschen—Csolna—Csorba—Abos—Reu-Sandec, die eine
Leistungsfähigkeit von je 10 hundertachsigen Zügen aufweifen. Schließlich
käme für letztere Strecke bei Zuführung aus dem Hinterlande auch noch die
Strecke Halbstadt—Prerau—Czolna in Betracht*). In längstens 8 Tagen
könnte also der Aufmarsch erfolgen. Der überraschende Vormarsch aus
der Linie Grybow—Viadoliny wäre so anzutreten, daß zwischen je zwei
deutschen Korps österreichische Truppen eingeteilt würden. Bei Gorlice
würde eine rückwärtige deutsche Staffel zurückbleiben müssen, um einen
Flankenschutz gegen etwaige russische Kräfte zu übernehmen und den
späteren Drehpunkt zu bilden.
„Ist der Wisloka-Abschnitt genommen, dann wird der rechte Flügel
der Stoßarmee über Zmigrod auf Dukla, die Mitte auf Krosno dirigiert,
während der linke Flügel gestaffelt, je nach der Lage, entweder über
Strzyzow in Richtung Przemysl vorgeht oder in der allgemeinen Linie
0 Die Angaben über die Leistungsfähigkeit der österreichischen Bahnen hatte
General v. Cramon durch den Chef des österreichisch-ungarischen Feldeisenbahnwesens,
Oberst Straub, erhalten. Vgl. den Aufsah Straubs in der „Reichspost", Wien,
1. Januar 1921. Straub gibt hierbei an, daß er seine Unterredung mit Cramon
auf dessen Bitte gegenüber jedermann mit Stillschweigen behandelt habe. Auch
schreibt er: „Mir ist nicht bekannt, daß sich der Chef des Generalstabes oder der
Chef der Operationsabteilung mit der Idee eines Durchbruches der russischen Front
bei Gorlice—Tarnow zu dieser Zeit beschäftigt hat; wenigstens erwähnten sie mir
gegenüber nichts von dieser Idee, deren Verwirklichung, was die Heranbringung der
Truppenmassen anlangt, in erster Linie vom Chef des Feldeisenbahnwesens zu be-
urteilen gewesen wäre!"
23*
356
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
Rzeszow—Pilzno nach Norden sichert. Führer der Armee ein deutscher
General, tiefe Staffelung der Korps in sich, erwünscht möglichst viel Hau-
bitzen. Das in Betracht kommende Gelände ist ein Hügelland, aber für
militärische Operationen nicht ungünstig. Die auf der Karte 1 :750 000
zweigestrichen gezeichneten Wege sind für deutsche Truppenfahrzeuge
durchweg brauchbar, die übrigen je nach der Witterung. Die günstigste Zeit
für das geplante Unternehmen ist etwa die zweite Hälfte April, weil dann
im allgemeinen mit dem Abfluß der Schneeschmelze gerechnet werden kann
und die Marschbataillone der k. u. k. Truppen eingerückt sein werden. Die
Nachbararmeen müßten sich zum mindesten demonstrativ beteiligen, damit
der Feind vor ihnen keine Kräfte fortzieht. Weicht der Gegner vor ihrer
Front, dann allgemeiner Vormarsch."
Dieser ausführliche Bericht des Generals v. Cramon war für den
deutschen Generalstabschef nicht nur wichtig zur Urteilsbildung über die
taktischen und operativen Aussichten der ins Auge gefaßten Offensive, er
enthielt auch gleichzeitig wichtige eisenbahntechnische Hinweise für die
Durchführung des Aufmarsches an der Front zwischen oberer Weichsel und
Beskiden. Hierauf gestützt, bearbeitete der Chef des deutschen Feldeisen-
bahnwesens, Oberst Groener, sogleich die Eisenbahntransporte. Bereits
am 11. April waren diese Arbeiten beendet, ohne daß vorerst Verhand-
lungen mit dem österreichisch-ungarischen Feldeisenbahnchef stattzufinden
brauchten.
Während so der Gedanke der großen Durchbruchsoperation aus der
Gegend von Gorlice—Tarnow zur dauernden Entlastung der Karpaten-
Front allmählich beim deutschen Generalstabschef immer festere Gestalt
gewann, schien inzwischen General v. Conrad von seinem am 1. April durch
General v. Cramon übermittelten Vorschlage, mit vier deutschen Divisionen
aus derselben Gegend vorzustoßen, um die Russen aufzuhalten, gänzlich
abgekommen zu sein. Jedenfalls ließen seine in den nächsten Tagen der
deutschen Obersten Heeresleitung zugehenden Äußerungen und Anregungen
in nichts mehr darauf schließen, daß er an solchem Gedanken noch festhielt.
Zunächst kam er sehr bald nach der Berliner Besprechung auf seine
Bitten um unmittelbare Stützung der Karpaten-Front zurück. In einem in
der Nacht vom 5./6. April abgesandten Telegramm bezeichnete er es „als
sehr erwünscht, um die Karpaten-Situation mit Rücksicht auf das gegen-
wärtige Verhalten Italiens verläßlich halten zu können, daß wenigstens zwei
deutsche Divisionen sofort freigemacht und zum Abtransport zur k. u. k.
2. Armee bereitgestellt werden könnten". General v. Falkenhayn erklärte
sich „im Augenblick nicht in der Lage", der Bitte zu entsprechen. Er sei
jedoch bereit, diesen Abtransport zu befürworten, sobald die Kräfte im
Generals v. Conrad operative Pläne im Osten.
357
Westen verfügbar würden. Am 7. April entwickelte nun der österreichisch- Am«,
ungarische Generalstabschef im Zusammenhang mit eingehenden Betrach-
tungen über die Gesamtlage der Mittelmächte^) einen völlig neuen, groß-
zügigen Operationsplan. Cr schlug vor, „die nächsten deutschen Neu-
formationen einheitlich gegen Rußland zu verwenden, um hier die so oft
angestrebte und bisher noch nicht erreichte endgültige Überlegenheit zu er-
langen und dazu auszunutzen, den Feind hinter die Weichsel—San—
Dnjestr-Linie zurückzuzwingen". Den Einsatz dieser deutschen Neu-
formationen dachte er sich in zwei getrennten großen Gruppen. Die eine,
beim deutschen Ostheer eingesetzt, sollte „durch einen kräftigen Stoß die
Bahnlinien Warschau—Bialystok und Warschau—Siedlce—Wolkowysk
im Rücken von Warschau erreichen und sperren". Der anderen Gruppe war
zusammen mit der deutschen Südarmee und der Gruppe Pflanzer der An-
griff durch das südliche Ostgalizien gegen die linke Flanke des über die
Karpaten vordringenden Feindes zugedacht. „Nur durch gleichzeitiges Vor-
gehen", so hieß es, „von beiden Flügeln der Niesenfront ist dieses Ziel er-
reichbar, und zwar mit dem geringsten Zeitaufwands."
General v. Falkenhayn äußerte sich am 8. April ablehnend zu diesem kviss.April.
Vorschlage: Eine derartige Operation bedeute eine doppelte ümsassung und
habe nur bei erheblicher Überlegenheit Aussicht auf Erfolg. Die zu ihrer
Durchführung erforderlichen Kräfte würden der deutschen Obersten Heeres-
leitung nie mehr zur Verfügung stehen. Unser nächster Kräfteeinsatz, dem
sobald kein anderer folgen könne, müsse dort zur Geltung gebracht werden,
wo wir einen schnellen und sicheren Erfolg erhoffen könnten. In diese
Kategorie dürfe die vorgeschlagene Operation nach Zeit und Raum, nach
Wegen und Eisenbahnen nicht gerechnet werden. Über die Art des Ein-
satzes seiner Reserven könne er erst zu dem Zeitpunkt entscheiden, an dem
sie zur Verfügung stehen würden. Demgegenüber verharrte General
v. Conrad in seiner Antwort am 9. April bei der Ansicht, daß die beider-
seitige ümfassungsoperation „in voller Würdigung der ihm wohlbekannten
Verhältnisse im Osten hinsichtlich Zeit und Raum, Wegen und Eisen-
bahnen" die aussichtsvollste sei, um zu einer Entscheidung zu kommen; sie
sei zugleich auch das sicherste Mittel, um das Eingreifen Italiens und
Rumäniens zu verhindern; sie müffe daher auch sobald als möglich durch-
geführt werden.
General v. Falkenhayn hielt eine Fortsetzung dieses Meinungsstreites
für zwecklos, um so mehr als die inzwischen eingetretene Verschlimmerung
der Kampflage an der Karpaten-Front eine Verwirklichung des Conradschen
Operationsvorschlages für die nächste Zeit vollkommen ausschloß. Cr be-
9 S. 342.
358
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
10. bis
12. April.
schränkte sich daher in seiner Antwort auf die Versicherung, jede sich bietende
Gelegenheit zur Führung eines entscheidenden Schlages auch im Osten aus-
zunutzen, sobald die nötigen Kräfte zur Verfügung stehen würden. Cr tue
alles, um bei Zuspitzung der Lage rechtzeitig auch für gemeinschaftliches
Handeln im Osten bereit zu sein.
In schroffem Gegensatz zu den weitausschauenden Plänen des ver-
bündeten Generalstabschefs hatte General v. Cramon schon in der Nacht
vom 6. zum 7. April gemeldet, daß die Lage der österreichisch-ungarischen
2. Armee „bedenklich sei, da erneut an drei Stellen durchstoßen". Cr wies
darauf hin, daß ein weiteres Zurückgehen der 2. Armee „militärisch und
politisch von weittragendsten Folgen" sein würde, und hielt „Bereitstellen
von Unterstützungen" im Sinne seines früheren Vorschlages (Gorlice) für
„dringend notwendig". Eine sofortige Rückfrage des Generals v. Falken-
hayn bei General v. Cramon ergab, daß die bedrohliche Wendung der Lage
bei der österreichisch-ungarischen 2. Armee dem General v. Conrad selbst erst
nach Absendung seines Operationsvorschlages vom 7. April bekanntgeworden
war. Dieser habe sich, wie Cramon meldete, gescheut, auf Grund der in-
zwischen veränderten Lage persönlich und in unmittelbarem Anschluß an sein
Telegramm um Unterstützung zu bitten. General v. Falkenhayn antwortete
nunmehr, es sei „nach Zeit und Raum unmöglich, daß vom Westen aus
noch rechtzeitig Kräfte dorthin verschoben werden könnten, um ein durch die
gestrigen Verhältnisse etwa veranlaßtes Zurückweichen der 2. Armee zu ver-
hindern".
Die in den nächsten Tagen bei der deutschen Obersten Heeresleitung
eingehenden Nachrichten rückten die Lage des österreichischen Verbündeten in
ein immer ungünstigeres Licht. Am 10. April lief ein vom 8. datierter
Bericht des Generals v. Cramon ein, in dem die schwierige Lage der öster-
reichisch-ungarischen 2. und 3. Armee wie folgt geschildert war: „Die Trup-
pen dieser beiden Armeen sind durch die monatelangen Kämpfe in den Kar-
paten ermüdet und mürbe. Infolge niederer Gefechtsstärken und aus
Mangel an Reserven stets in vorderster Linie verwendet, haben sie enorme
Verluste erlitten und sind am Ende ihrer Kraft (die 2. Armee hat allein im
Monat März rund zwei Drittel ihrer Gesamtstärke verloren). Dazu
kommen die durch die Nationalitätenfrage gezeitigten unsicheren Elemente...
Immerhin glaube ich, daß durch eine noch größere Vermischung mit deut-
schen Truppen geholfen werden könnte ... Einen heilsamen Schrecken
scheinen die Russen durch das plötzliche Auftreten der deutschen Truppen
erhalten zu haben." Die Lage bei der 2. Armee erschien besonders ernst.
„Cin völliges Zurückgehen dieser Armee würde die Stellung der Südarmee
und somit des ganzen Ostflügels stark gefährden, ja vielleicht auch zum
Notlage der österreichisch-ungarischen Karpaten-Front.
359
Zurücknehmen dieser Armeen führen. Die daraus entstehenden politischen
Folgen, sei es, was die Einwirkung auf Rumänien und Italien betrifft,
sei es hinsichtlich der Stimmung im eigenen Lande, besonders in dem im
Falle eines gelungenen Durchbruchs unmittelbar betroffenen Ungarn, müssen
ebenfalls in Erwägung gezogen werden."
Der ernste Eindruck, den diese ungeschminkte Schilderung des Zustandes
großer Teile des verbündeten Heeres hervorrief, konnte auch durch die in
den nächsten Tagen eingehenden Meldungen des Generals v. Cramon über
eine allmähliche Besserung der augenblicklichen Kampflage nicht verwischt
werden. Eine Fortsetzung der russischen Angriffe unter Einsah frischer
Kräfte schien bevorzustehen. Am 10. April wies General v. Conrad selbst
in einem Telegramm darauf hin, daß „das Halten der Karpaten-Front in
der nächsten Zeit dadurch erschwert fei, daß verläßlichen Nachrichten zufolge
nebst den bei Przemysl freigewordenen russischen Kräften auch von der rus-
sischen Nordwestfront starke Kräfte (III. kaukasisches Korps und 4. Divi-
sion des VI. Korps) mit Bahn in die Karpaten geführt" würden. Am
12. April teilte auch der Oberbefehlshaber OstH mit, daß nach den ihm in
den letzten Tagen mehrfach zugegangenen Meldungen des Hauptmanns
v. Fleischmann General v. Conrad die Lage in den Karpaten für sehr be-
denklich ansehe; er selbst sei nicht in der Lage, Verstärkungen zur Abgabe an
den Verbündeten freizumachen. Tags darauf meldete der Oberbefehlshaber
Ost: Gestützt auf Mitteilungen des Generals v. Conrad, „gewinne er immer
mehr die Ansicht, daß eine Unterstützung des österreichisch-ungarischen Heeres
durch zwei neue Infanterie-Divisionen nötig sei, wenn es bei ihm nicht zu
einer Katastrophe kommen solle". Cr wiederholte dabei die Unmöglichkeit,
aus seinem Befehlsbereich Kräfte abzugeben.
Besondere Beachtung erheischten Nachrichten des österreichischen Mili-
tärattaches in Sofia über die Absichten der Russen, die General v. Cramon
am 12. April weitergab: „Vorläufig keine weiteren Operationen gegen Ost-
preußen, weil Gelände zu schlecht. Hauptstoß über Karpaten. Daher
werden Truppen von Norden dorthin verschoben, weitere werden folgen.
Durch Einfall in Ungarn will man Rumänien zum Mitwirken veranlassen
und Serbien eine Offensive nach Südungarn erleichtern. Mannschaften in
i) Der Oberbefehlshaber Ost hatte sich schon am 9. April gegenüber General
v. Conrad bereit erklärt, bei der deutschen O. H. L. für die Abgabe eines deutschen
Korps aus dem Westen an die Karpaten-Front zu wirken, wenn dafür die deutschen
Befehlsbefugnisie innerhalb der Karpaten-Front erweitert würden. General v. Conrad
hatte diese Bedingung zunächst abgelehnt, schließlich aber in eine Erweiterung der
Befehlsbefugnisie des Generals v. der Marwitz gewilligt, falls ein neues deutsches
Korps zur Verfügung gestellt würde.
360
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
Rußland genug vorhanden, Gewehre fehlen, die Amerika liefern soll. Lan-
dungstruppen für Türkei unter Radko Dmitrijew sollen in etwa vier Wochen
am Schwarzen Meer bereitgestellt seirL)."
Angesichts solcher besorgniserregenden Nachrichten hielt der deutsche
Generalstabschef den Augenblick für gekommen, wo die Notlage des Ver-
bündeten auf dem östlichen Kriegsschauplatz ihn zu tatkräftiger Hilfe in
großem Amfange zwang. Über das „Was" und „Wie" der Unterstützung
war sich General v. Falkenhayn, wie bereits geschildert, schon seit einiger
Zeit schlüssig geworden. Am 10. April trug er Kaiser Wilhelm seinen
Plan, bei Gorlice—Tarnow durchzubrechen, vor. Cr begegnete sich mit
gleichen Gedankengängen des Obersten Kriegsherrn und fand daher dessen
lz. April. Billigung. Am 13. April, 2° nachmittags, erging nachstehender Fernspruch
an General v. Conrad:
„Euer Exzellenz wißen, daß ich eine Wiederholung des Versuches,
die äußersten russischen Flügel zu umfassen, nicht für angezeigt halte. Eben-
sowenig vorteilhaft scheint mir die weitere Verteilung deutscher Truppen auf
die Karpaten-Front, lediglich um diese zu stützen. Dagegen möchte ich fol-
genden Operationsgedanken zu Ihrer Erwägung stellen, bemerke aber, daß
ich ihn mit Rücksicht auf die dringend nötige Geheimhaltung selbst in
meinem Stabe noch nicht habe bearbeiten laßen. Eine Armee von wenig-
stens acht deutschen Divisionen wird mit starker Artillerie hier im Westen
verfügbar gemacht und auf Muczyn— Grybow—Bochnia abtransportiert,
um dann aus der ungefähren Linie Gorlice—Gromnik in der allgemeinen
Richtung auf Sanok vorzustoßen. Zu der Armee müßte die aus ihrer Stel-
lung durch k. u. k. Truppen rechtzeitig abzulösende Division Beßer (47. Re-
serve-Division) und eine k. u. k. Kavallerie-Division treten. Auch würde die
Armee und die k. u. k. 4. Armee in einem Besehlsverband, und zwar in
diesem Fall natürlich einem deutschen, zu vereinigen sein. Wenn während
des Aufmarsches der Stoßgruppe die k. u. k. 2. und 3. Armee schrittweise und
den Gegner hinter sich herziehend auf die ungefähre Linie Aczok—Perecseny
—Homonna—Varanno—Zboro ausweichen könnten, so würde eine solche
Bewegung den Erfolg der Operation wesentlich erleichtern und erhöhen.
Cure Exzellenz bitte ich, mir baldigst Ihre allgemeine Stellungnahme zu
diesem Gedanken und nachfolgenden Fragen zukommen zu lassen. Ist das
Operationsgebiet für Truppen mit deutschen Fahrzeugen völlig gangbar?
Würde die k. u. k. Heeresverwaltung in der Lage sein, der deutschen Armee
landesübliche Fuhrparks zuzuweisen? Welche Leistungsfähigkeit haben
die Bahnen Rutka—Eperjes—Muczyn und Rutka—Ravytary, ferner
Sucha—Reu-Sandec—Grybow, endlich Krakau—Bochnia? Nähere Ver-
1) S. 330.
Vereinbarungen der Heeresleitungen.
361
abredungen würden wohl mündlich erfolgen müssen, wozu ich morgen, den
14. April, nachmittags in Berlin Euer Exzellenz tteffen könnte. Vorbedin-
gung für die Durchführung der Operation bleibt natürlich neben strengster
Geheimhaltung, daß Italien durch weitestes Entgegenkommen veranlaßt
wird, mindestens bis der Schlag unsererseits geführt ist, Ruhe zu halten."
Noch am Abend desselben Tages — 13. April — antwortete General
v. Conrad: „Von Euer Exzellenz vorgeschlagene Operation entspricht der von
mir schon seit langem gewünschten, aber wegen unzureichender Kräfte bisher
nicht durchführbaren. Möglichst großer Kräfteeinsatz ist notwendig, um
Erfolg zu verbürgen ..."
Am nächsten Tage, 14. April, fand die von General v. Falkenhayn i4.Aprrr.
vorgeschlagene Besprechung der beiden Generalstabschefs in Berlin statt.
Über die Durchführung der Offensive einigte man sich verhältnismäßig
schnell. Als nächstes Ziel wurde festgesetzt, die Russen zur Räu-
mung ihrer Front in Westgalizien bis zum Lupkower
Passe zu zwingen. Mit Rücksicht darauf, daß die Entwicklung
der Dinge an der deutschen Front in Frankreich und Belgien und der Aus-
gang der Verhandlungen mit Italien noch nicht zu übersehen war, nahm
man aber von einer Entscheidung der Frage, was nach dem Erreichen des
ersten Zieles geschehen sollte, noch Abstand.
Die neuzubildende deutsche 11. Armee sollte in den Raum der öster-
reichisch-ungarischen 4. Armee südöstlich Krakau befördert werden und dann,
über die allgemeine Linie Gorlice—Gromnik nach Osten vorstoßend, im
Verein mit der 4. die russischen Stellungen durchbrechen. Der 4. Armee
wurde im weiteren Verlauf die Deckung der linken Flanke der 11. Armee
zugedacht. General v. Conrad erklärte sich bereit, beide Armeen durch je
zwei schlagkräftige Infanterie-Divisionen, die 11. Armee außerdem durch
mindestens eine Kavallerie-Division zu verstärken, auch die Angriffsfront
nach Möglichkeit noch mit schwerer Artillerie auszustatten und der 11. Armee
in weitem Amfange Aushilfe an leichtem Fuhrpark zu gewähren. Im
übrigen sicherte er zu, die Karpaten-Front zu halten und ein Abziehen russi-
scher Kräfte von dort zu verhindern, für später stellte er die Offensive auch
an dieser Front in Aussicht, wenn sich im Anschluß an den gelungenen
Durchbruch der 11. Armee Gelegenheit dazu biete. Auf den Vorschlag des
Generals v. Falkenhayn, die österreichisch-ungarische 2. und 3. Armee
zunächst schrittweise in die Linie Perecseny—Homonna—Varanno—Zboro
zurückzunehmen, um dadurch die Russen tiefer ins Gebirge nachzuziehen,
glaubte General v. Conrad indesien nicht eingehen zu können. Die Gründe
seiner Ablehnung sind nicht genau bekannt. General v. Falkenhayn ver-
mutete sie in der „an sich verständlichen Scheu vor freiwilliger Preisgabe
362
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
1«. bis
25. April.
ungarischen Bodens und in der Schwierigkeit, Truppen, die einmal in der
Rückwärtsbewegung sind, wieder zum Frontmachen zu bringen'"). Viel-
leicht hat General v. Conrad auch den unheilvollen Einfluß befürchtet, den
ein solches Ausweichen der Österreicher auf die Haltung Italiens ausüben
würde.
Obwohl durch das in Aussicht genommene Kräfteaufgebot ein sehr
erhebliches zahlenmäßiges Übergewicht über den Feind gesichert war, be-
zeichnete General v. Conrad es als erwünscht, weitere namhafte Kräfte hinter
der 11. Armee bereitzustellen, um durch kräftiges Nachstoßen die Offensive so
lange als möglich in Fluß zu halten. General v. Falkenhayn stimmte mit
dieser Anschauung völlig überein, sah sich aber im Augenblick noch nicht in
der Lage, deutsche Kräfte hierfür zur Verfügung zu stellen. Cr behielt sich
vor, weitere Verbände nachzuschieben.
Erheblichen Schwierigkeiten begegnete die Regelung der Vefehlsver-
hältnisse bei der bevorstehenden Operation. General v. Conrad wollte sich
nicht dazu verstehen, daß die Führung in deutscher Hand lag. Schließlich
verständigte man sich aber doch dahin, daß dem als Führer der deutschen
11. Armee in Aussicht genommenen Generaloberst v. Mackensen auch die
österreichisch-ungarische 4. Armee unterstellt werden sollte. Der General-
oberst selbst wurde an die Weisungen der österreichisch-ungarischen Heeres-
leitung gebunden, diese wieder hatte sich vor allen wichtigen Entscheidungen
mit der deutschen Obersten Heeresleitung ins Einvernehmen zu setzen.
Am 16. April teilte General v. Falkenhayn dem verbündeten General-
stabschef mit, daß der Kaiser den in Berlin getroffenen Abmachungen zuge-
stimmt habe. Gleichzeitig erging an den Oberbefehlshaber Ost eine kurze
Mitteilung über die geplante Operation mit dem Hinzufügen, daß seine
Mitwirkung „durch möglichst lange Täuschung des Feindes über unsere
Absichten sowie durch Bindung der vor der Front nördlich der Pilica jetzt
befindlichen russischen Kräfte Vorbedingung für das Gelingen der Operation
sei". Generalfeldmarschall v. Hindenburg machte in seiner Antwort darauf
aufmerksam, „er könne keine Gewähr dafür bieten, daß nicht doch der vor ihm
in starker Stellung stehende, an Infanterie zur Zeit beinahe doppelt über-
legene Feind Kräfte für anderweitige Verwendung freimache". Demgegen-
über gab der Chef des Generalstabes des Feldheeres der Überzeugung des
Obersten Kriegsherrn Ausdruck, daß es dem Oberbefehlshaber Ost gelingen
werde, die nicht zu unterschätzenden Schwierigkeiten seiner Aufgabe nach
Möglichkeit zu überwinden.
Am 22. April kam General v. Conrad in einem Fernspruch nochmals
!) v. Falkenhayn a. a. €>., S. 70.
Meinungsaustausch über Nachführung von Verstärkungen.
363
auf seine schon in Berlin ausgesprochene Bitte zurück, den für die Durch-
bruchsoperation bestimmten Kräften wenn irgend möglich ein weiteres
deutsches Korps unmittelbar folgen zu lasten, um den Erfolg durch kräftiges
Nachstoßen zu erweitern und zu vervollständigen. Trotz grundsätzlicher Zu-
stimmung erklärte sich General v. Falkenhayn auch jetzt noch nicht in der
Lage, dieser Bitte zu entsprechen. Cr fuhr dann fort: „Anderseits bin ich
fest überzeugt, daß die jetzt der 11. Armee zugewiesenen zehn Infanterie- und
ein bis zwei Kavallerie-Divisionen mit den der 4. Armee (ohne den Land-
sturm am unteren Dunajec) zustehenden sieben Infanterie-Divisionew)
ausreichen, um die Operation für absehbare Zeit durchzuführen, wobei ich
davon ausgehe, daß unterhalb Gromnik bis zur Weichsel ganz schwache
Kräfte genügen werden, um den dortigen Feind zu binden. Freilich müssen
zwei Vorbedingungen erfüllt werden. Einmal darf Generaloberst
v. Mackensen den Vorteil der Überraschung nicht verlieren. Cr muß also
mit der 11. Armee und den Hauptteilen der 4. Armee so ftüh wie irgend
möglich angreifen, nachdem die erste Staffel der deutschen Kräfte, gleich
sechs Divisionen, am 27. eingetroffen sein wird. Ich setze voraus, daß bis
dahin auch die hierfür bestimmten k. u. k. Truppen zur Stelle sein werden.
Zweitens ist es möglichst bald nötig, daß auf der übrigen Karpaten-Front
und in der Bukowina der Feind scharf angepackt wird, um ihn an Verschie-
bungen zu verhindern."
Die hier berührten Fragen wurden zwei Tage später, am 24. April,
nochmals zum Gegenstände mündlicher Besprechungen der beiden General-
stabschefs in Berlin gemacht. Gegenüber der Bitte des Generals v. Con-
rad um möglichst baldige Zuführung weiterer Verstärkungen blieb General
v. Falkenhayn bei seiner Ablehnung mit der Begründung, daß es für ihn
zunächst darauf ankomme, die mit Sicherheit erwarteten Angriffe der Eng-
länder an der deutschen Westfront zurückzuweisen. Vielleicht lägen die
Dinge aber schon in fünf bis sechs Tagen klarer. Wenn möglich, würde
er dann der Bitte des Generals v. Conrad entsprechen. Volle Einigkeit
bestand in den beiderseitigen Auffassungen über die Notwendigkeit, den
Schlag an der galizischen Front mit größter Beschleunigung zu führen.
Auch die politische Lage erheischte dies. Als die beiden Generalstäbs-
chefs am 14. April bei der Berliner Besprechung sich über den Angriff bei
Gorlice—Tarnow einigten, bestand die Hoffnung, hierdurch Italien vom
Kriegseintritt zurückzuhalten, zum mindesten ihn zu verzögern. War dies
*) Tatsächlich bestand die österreichisch-ungarische 4. Armee zur Zeit nur aus
sechs Divisionen. Sie sollte aber noch durch zwei Divisionen verstärkt werden.
364
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
doch die Voraussetzung für die Durchführung der Offensive gegen Ruß-
land. Noch „mindestens vier Wochen" bedurfte Österreich-Ungarn der
Rückenfreiheit gegen Italien. Aufgabe der Diplomatie war es, die Ver-
handlungen möglichst so lange „hinauszuziehen und es auf keinen Fall in
dieser Zeit zum Kriege mit Italien kommen zu lassen4)". In den an-
schließenden Verhandlungen zwischen Wien und Rom drängte der deutsche
Reichskanzler, wirksam unterstützt durch gleichzeitige Vorstellungen des
Generals v. Falkenhayn bei der österreichisch-ungarischen Heeresleitung,
immer wieder aus weitgehendes Entgegenkommen gegenüber den Forderun-
gen Italiens. Der österreichisch-ungarische Minister des Äußern hingegen
verlangte, daß General v. Conrad Klarheit über die Frage des Maßes der
deutschen Waffenhilfe im Falle des Kriegseintritts Italiens herbeiführen
solle. In dem sich hierüber entwickelnden Gedankenaustausch beider
Generalstabschefs suchte General v. Falkenhayn wiederum einer bestimmten
Antwort auszuweichen; „die Frage über das Maß der deutschen Hilfe bei
einem Angriff Italiens könne erst im konkreten Falle beantwortet
werden^)". Bei der Aussprache in Berlin am 24. April, an der, wie er-
wähnt, außer den beiden Generalstabschefs auch die leitenden politischen
Persönlichkeiten teilnahmen, wurde eine Klärung der bestehenden Unstim-
migkeiten versucht, aber nur Übereinstimmung darin erzielt, daß der Kriegs-
eintritt Italiens den Rumäniens nach sich ziehen werde; das bedeute den
Verlust des Krieges. Trotzdem war Baron Vurian gegenüber den italieni-
schen Forderungen^) nur bezüglich Albaniens und des Trentino, äußersten-
falls auch des Gebiets am Isonzo zum Entgegenkommen bereit. Die von
ihm aufs neue aufgeworfene Frage nach den militärischen Maßnahmen
Deutschlands im Falle des Kriegseintritts Italiens bezeichnete General
v. Falkenhayn wiederum als „verfrüht"; sie könne erst nach den im Zuge
befindlichen Operationen in Galizien beantwortet werden.
Auch die Frage des serbischen Feldzuges war Gegenstand der Ver-
handlungen; die beiden Generalstabschefs kamen dahin überein, daß der
günstigste Zeitpunkt für seine Durchführung etwa Ende Mai fei4), da bis
dahin die Wirkung der Operationen in Galizien zu übersehen sei und ge-
nügend Zeit zu Verhandlungen über die Mitwirkung Bulgariens und der
Türkei bliebe. Am Tage darauf, am 25. April, trat infolge eines großen
Landungsversuches der Engländer und Franzosen auf der Landspitze von
Gallipoli eine ernste Zuspitzung der Lage in der Türkei ein. Starke feind-
liche Kräfte hatten auf der Landspitze Fuß gefaßt. Dadurch waren die
*) Schreiben des Generals v. Conrad an Varon Vurian vom 15. April.
2) Schreiben des Generals v. Falkenhayn an General v. Conrad vom 19. April.
3) S. 343. — 4) S. 338.
Die russischen Pläne.
365
türkischen Seestreitkräfte gebunden, so daß sich die russische Schwarze-
Meer-Flotte bis zum Vosporus-Cingang vorwagte und die dortigen Be-
festigungen beschoß. Den Engländern und Franzosen war es zwar nicht
gelungen, den zähen Widerstand der türkischen Truppen zu brechen und, wie
beabsichtigt, bis zu den Küstenbatterien durchzustoßen, so daß der feind-
lichen Flotte der Weg nach Konstantinopel gesperrt blieb, indessen hatte der
feindliche Landungsversuch die Frage der gesicherten Verbindung mit der
Türkei und damit der Niederwerfung Serbiens in ihrem ganzen Ernst von
neuem vor Augen geführt. So dringlich diese Frage an sich auch war, so
mußte sie doch vorerst zurücktreten vor der Notwendigkeit, den Dingen auf
dem galizischen Kriegsschauplatz eine entscheidende Wendung zu geben.
Die russischen Pläne.
Seit geraumer Zeit sah die russische Heeresleitung mit steigender
Besorgnis der Zukunft entgegen. Sie hatte — wie General Danilow am
12. April in einem Telegramm an die Nordwestfront darlegte — Nach-
richten, aus denen man schloß, daß einige Infanterie- und drei Kavallerie-
Divisionen des deutschen Heeres im Antransport seien. Man hielt es für
wahrscheinlich, daß die Deutschen starke Kräfte heranschafften, um der russi-
schen Karpaten-Offensive zu begegnen und hatte „Anzeichen für die Wahr-
scheinlichkeit eines deutschen Angriffs gegen die Mitte der 3. Armee mit dem
Ziele, die rechte Flanke der russischen Truppen zu treffen, die über den Kar-
paten-Kamm vorgedrungen finb"1). Am so dringender sei die schon be-
fohlene Abgabe eines Korps, gemeint war das III. kaukasische^), von der
Nordwestfront. Außerdem aber wurde der Großfürst nochmals bei General
Zoffre vorstellig wegen der dauernden Verschiebungen deutscher Truppen
von der französischen an die russische Front. Seit Kriegsbeginn seien,
ungerechnet die Truppen zweiter Linie, 14 Infanterie- und 6 Kavallerie-
Divisionen aus dem Westen nach dem Osten gebracht worden, und neuer-
dings wieder drei Kavallerie-Divisionen. Ferner lägen Anzeichen vor für
den Antransport weiterer Kräfte. Der Großfürst bat, weitere derartige
Verschiebungen nach Möglichkeit zu verhindern, damit man „mit den Öster-
reichern Schluß machen" könne.
Am 17. April hatte man im Hauptquartier aber auch beunruhigende
Nachrichten über große deutsche Truppenansammlungen an der ostpreu-
ßischen Front. Ein Korps und drei Kavallerie-Divisionen sollten bei Marj-
ampol, fünf Korps dahinter bei Insterburg—Königsberg bereitgestellt sein.
1) So bei Vontsch I, S. 93. — Njesnamow II, S. 12/13. — Danilow, S. 465.
2) Vgl. S. 359.
366
Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice.
Der Oberbefehlshaber der Nordwestfront schenkte diesen Nachrichten indessen
keinen Glauben^); er meinte, wenn die Deutschen wirklich etwas Ernstliches
vorhätten, würden sie ihre Truppen nicht lange vorher bereitstellen, denn ihre
Bahnen seien leistungsfähig genug, sie im letzten Augenblick überraschend
heranzuführen. Immerhin nahm er für alle Fälle zwei Korps (XV. der
12. Armee und XIX. der 1. Armee) als Reserven hinter die Front, während
er gleichzeitig die 63. Reserve-Division außerdem an die Südwestfront ab-
zugeben hatte. Vom 22. bis 25. April besuchte der Zar die Südwestfront
und verlieh dem Großfürsten einen Georgssäbel mit der Aufschrift: „Für
die Befreiung Galiziens".
Am 26. April wurde das Bündnis der Verbandsmächte
mit Italien abgeschlossen^), am folgenden Tage^) ließ der Großfürst
die Nordwestfront wissen, daß Angriffsunternehmungen künftig seiner aus-
drücklichen Erlaubnis bedürften; solche nach Ostpreußen hinein kämen über-
haupt nicht in Frage. Vielmehr behalte mit Rücksicht auf das soeben ab-
geschlossene italienische Bündnis der Angriff über die Karpaten seine ent-
scheidende Bedeutung und müsse mit allen Mitteln gefördert werden. Die
Rordwestfront sollte daher nochmals eine Division zur Abgabe bereitstellen.
Die Südwestsront wurde zu weiterem örtlichen Vorgehen gedrängt. General
Iwanow aber versprach sich nur von einem allgemeinen Angriff Erfolg und
gab zur Antwort, er rechne darauf, solchen Angriff etwa um Mitte Mai
wieder aufnehmen zu können. Ob dieser Zeitpunkt allerdings innegehalten
werden konnte, mochte wegen der überaus ernsten Munitionslage zweifel-
haft sein. Darüber hatte sogar der französische Botschafter Paleologue
am 9. April aufgezeichnet: „Wie kann der Kaiser unter solchen Amständen
daran denken, nächsten Monat eine Generaloffensive gegen Schlesien zu
unternehmen?"
Etwa für dieselbe Zeit hatte General Ioffre in seiner Antwort auf die
Mahnung vom 10. April auch einen großen Angriff der Westmächte in
Aussicht gestellt und angeregt, man müsse auch Serbien zu neuem Vor-
gehen antreiben. Der Großfürst wandte sich daher an den serbischen Kron-
prinzen. Die Antwort, die von diesem am 22. April einging, lautete, es
müste erst eine 12- bis 15tägige Verpflegungsreserve angesammelt werden;
das aber glaubte man (nach einer späteren Nachricht) bis gegen Mitte Mai
leisten zu können. Spätestens bis zum 26. Mai erklärte Italien, zum
Angriff bereit zu sein. Wenn man dessen Heer auch nicht besonders hoch
1) Tatsächlich sind zu dieser Zeit von deutscher Seite irreführende Nachrichten
verbreitet worden.
2) Iswolski im Weltkriege, S. 191.
3) Njesnamow II, S. 23. — Vontsch I, S. 102.
Die russischen Pläne.
367
einschätzte^), so hoffte man doch den Krieg gegen die Donau-Monarchie
durch den in der zweiten Hälfte des Monats Mai von Norden, Süden und
Südwesten zugleich einsetzenden Angriff zum siegreichen Ende zu bringen,
während Deutschlands Kraft inzwischen durch die Westmächte gefesselt
werden sollte.
Diese Pläne der Verbandsmächte sollte der deutsche Durchbruch bei
Gorlice endgültig zerschlagen.
B. Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
i. Die Vorbereitungen für die Schlacht.
Karten 16 und 17.
Am 16. April wurde der Chef des Generalstabs der 11. Armee,
Oberst v. Seeckt, im Großen Hauptquartier durch General v. Falkenhayn
über den Angriffsplan mündlich so klar und bestimmt unterrichtet, daß ihm
nach seiner eigenen Angabe^) alles „ganz selbstverständlich" erschien. Die
ihm hierbei übergebene schriftliche Anweisung für die 11. Armee entsprach
den in Berlin zwischen den Generalen v. Falkenhayn und v. Conrad
getroffenen Verabredungen. Auch eine Besprechung, die Oberst v. Seeckt
am 19. April im Anschluß an seine Meldung im Hauptquartier Teschen
mit General v. Conrad hatte, ergab völlige Übereinstimmung über die ge-
plante Operation. Oberst v. Seeckt erhielt hierbei einige Aktenstücke zur Ver-
wendung bei den Vorbereitungen für die Durchbruchsschlacht. Sie ent-
hielten jedoch nur die Darstellung von Angriffen kleinen und kleinsten Aus-
maßes im Raume von Gorlice. Irgendwelche operativen Vorbereitungen
für die bevorstehende Durchbruchsoffensive der 11. Armee waren von der
österreichisch-ungarischen Heeresleitung bisher nicht getroffen^).
Die erforderlichen Anweisungen an die deutschen Militär-Cisenbahn-
behörden waren am 15. April erlassen. Als vordere Staffel standen zum
Abtransport bereit: das Gardekorps bei Straßburg im Elsaß, das
XXXXJ. Reservekorps bei Vusigny, die 119. Infanterie-Division bei
Mörchingen, die 11. bayerische Infanterie-Division bei Lille. Allen diesen
Verbänden war, wenn auch nur kurze Zeit, hinter der Westfront Gelegen-
heit gegeben worden, sich für den Angriff gegen befestigte Stellungen und
für Durchbruchsoperationen vorzubilden. Marsch- und sonstige Übungen
9 Jswolski a. a. O. S. 191 ff.
-) Mitteilung des Generalobersten v. Seeckt vom 13.11.1927 an das Reichs-
archiv.
16. bis
18. April.
368
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
19. bis
21. April.
hatten die Truppen für den Bewegungskrieg wieder geschult, guter Ersatz
ihre Kampfkraft gehoben. Entsprechend der Leistungsfähigkeit der öster-
reichisch-ungarischen Bahnen im Aufmarschgebiet wurde jedem Korps und
den beiden Divisionen zusammen je eine Transportstraße mit 20 Zügen
täglich zugewiesen. Das X. Armeekorps sollte als zweite Staffel folgen.
Zur Täuschung des feindlichen Nachrichtendienstes wurden aus den drei
Schienenwegen zunächst für Ostpreußen bestimmte Formationen dorthin
gefahren und die dann folgenden eigentlichen Transporte erst in Stettin,
Berlin und Posen nach Schlesien abgelenkt. Gleichzeitig fuhren auf zwei
Strecken zahlreiche Crsahtransporte zur Westfront. Eine Besprechung mit
dem österreichisch-ungarischen Chef des Feldeisenbahnwesens am 16. April
ergab keine Schwierigkeit, so daß am 17. April die Abtransports einsetzten.
Den vordersten, mit Infanterie besetzten Zügen folgte die Masse der schweren
Artillerie, um ihren zeitraubenden Aufmarsch frühzeitig durchführen zu
können.
Die vorausbeförderten Offiziere der deutschen Verbände der 11. Armee
erhielten in Teschen am 19. April durch Oberst v. Seeckt die Anweisungen
für die erste Versammlung. Die Ausladungen begannen am 21. April.
Das XXXXT. Reserve- und das Gardekorps hatten von ihren Auslade-
punkten an der zweigleisigen Bahnstrecke Krakau—Tarnow zwischen Pod-
gorzeZ und Viadoliny ihre Aufmarschräume westlich der oberen Biala
unterhalb Grybow zu erreichen. Die Ausladung der 11. bayerischen und
119. Infanterie-Division fand innerhalb ihrer Aufmarschräume statt, in
Stroze und Grybow für die 11. bayerische Infanterie-Division, in Kamionka
und Neu-Sandec für die 119. Infanterie-Division. Als zweite Transport-
staffel wurden vom X. Armeekorps die 20. Infanterie-Division bei Neu-
Sandec, die 19. Infanterie-Division östlich Krakau ausgeladen zum Auf-
marsch hinter dem rechten und linken Armeeflügel.
Am möglichst bald einen Eindruck von dem Angriffsgelände zu ge-
winnen, erging bereits am 21. April an die in der Versammlung begriffenen
deutschen Verbände ein Crkundungsbefehl. Sobald die ersten Stäbe aus-
geladen waren, sollten diese Erkundungen einsetzen, bei der 11. bayerischen
Infanterie-Division im Frontabschnitt von Ropica ruska bis Sekowa,
bei der 119. Infanterie-Division anschließend bis zur Ropa, beim
XXXXI. Reservekorps anschließend bis Wola Luzanska und beim Garde-
korps anschließend bis Gromnik.
Am 22. April traf der zum Oberbefehlshaber der 11. Armee ernannte
Generaloberst v. Mackensen im Hauptquartier Reu-Sandec ein. Hier erhielt
i) Östlich Krakau.
Der Antransport der deutschen 11. Armee.
369
er den vom Erzherzog Friedrich unterzeichneten grundlegenden Befehl für 22. April,
die bevorstehenden Operationen. Außer den zunächst heranzuführenden acht
deutschen Divisionen wurden der 11. Armee noch das bisher in der Abwehr-
front beiderseits Gorlice eingesetzte österreichisch-ungarische VI. Korps
(12. Infanterie-Division und ungarische 39. Infanterie-Division) und die
ungarische 11. Kavallerie-Division sowie österreichisch-ungarische schwere
Artillerie zugewiesen. Der bereits durch die deutsche Oberste Heeresleitung
gegebenen Angriffsweisung war noch hinzugefügt: „Allgemeine Richtung
für den stark zu haltenden Südflügel Zmigröd—Dukla—Sanok."
Der Schuh der Südflanke der 11. Arme e bei dieser Angriffsbewegung
fiel der österreichisch-ungarischen 3. Armee zu. Sie hatte alle ihre entbehr-
lichen Kräfte an ihrem linken Flügel zu vereinigen, „um bei Angriffsbeginn
der 11. Armee mit Staffeln vom Nordflügel südlich des Przegonina-Tales
und des Magora-Rückens vorzugehen". Die übrige Front der 3., die 2.
und die deutsche Südarmee sollten den gegenüberstehenden Feind binden.
Der mit dem Schuhe der Nordflanke der 11. Armee beauftragten und dem
Generalobersten v. Mackensen mit unterstellten österreichisch-ungarischen
4. Armee, die nunmehr auf den Raum zwischen Gromnik und der Weichsel
beschränkt war, wurde als Aufgabe bezeichnet, „entlang der Biala und auf
den Höhen zwischen Dunajec und Biala angreifend den dort befindlichen
Feind zu schlagen".
Durch diesen Befehl brachte General v. Conrad als Hauptziel der
ganzen Angriffsunternehmung die möglichst schnelle Entlastung der in den
Karpaten stehenden verbündeten Armeen klar zum Ausdruck. Indem er
den Schwerpunkt des geplanten Stoßes in die Richtung längs den Nord-
ausläufern des Gebirges legte, wollte er die in den Karpaten festliegende
russische Angriffsfront zum Einsturz bringen. Cs war jedoch damit zu rechnen,
daß der Feind, sobald er den Einsatz deutscher Truppen an der Front von
Gorlice merkte, in Erkenntnis der Gefahr Gegenmaßregeln an der zunächst
gelegenen Karpaten-Front treffen werde. Am dem zuvorzukommen und
die Überraschung beim Angriff der 11. Armee möglichst zu wahren, wies
General v. Conrad auf frühzeitigen Angriffsbeginn hin, zumal da auch die
wachsende Spannung zwischen Osterreich-Angarn und Italien einen bal-
digen hervortretenden Waffenerfolg der Mittelmächte dringend notwendig
erscheinen ließ'). Die volle Bereitstellung des deutschen X. Armeekorps
sollte daher nicht abgewartet werden.
Am eine Verstärkung der anzugreifenden feindlichen Front aus den
Karpaten heraus zu verhindern, erhielten die österreichisch-ungarische 3.
H S. 363 ff.
1 Weltkrieg. VII. Band.
24
370
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
und 2. sowie die Südarmee noch den Befehl: „Jedes Abziehen feindlicher
Kräfte aus den Karpaten muß durch sofortigen energischen Angriff beant-
23. April, wortet werden." Weiter entschloß sich General v. Conrad am 23. April,
der 4. Armee noch die am linken Weichselufer versammelte österreichisch-
ungarische 4. Infanterie-Division zuzuführen, „um der 4. Armee auch einen
starken Angriff über den unteren Dunajec zu ermöglichen und dadurch das
Heranführen feindlicher Verstärkungen über die Weichsel und auf der Bahn
über Debica—Tarnow verläßlich zu unterbinden".
Der Vormarsch in die Aufmarschräume erfolgte sofort nach beendeter
Ausladung unter Vermeidung der für die russische Lufterkundung
günstigsten Zeiten. Er war für die von tagelanger Bahnfahrt ermüdete
Truppe in dem bergigen Gelände auf meist sehr schlechten Straßen mit
großen Anstrengungen verbunden und gestaltete sich besonders schwierig für
den Troß, dessen Fahrzeuge sich für einen solchen Kriegsschauplatz nicht
eigneten, wurde aber wenigstens von trockenem Wetter begünstigt.
Aus den Meldungen der in österreichischen Uniformen zur Erkundung
bis in die vordersten Gräben vorgesandten deutschen Offiziere aller Waffen
ergab sich, daß der Ausbau der Kampfstellungen den Ansprüchen nicht ge-
nügte, die man auf dem westlichen Kriegsschauplatz stellen mußte; gegen
Artillerie schußsichere Unterstände fehlten fast völlig; auch Deckungsgräben
für Bereitschaften waren nicht vorhanden, doch konnten die Reserven in den
zur Ropa und Viala hinziehenden Tälern gedeckt aufgestellt und verschoben
werden. Die bisher auf Abwehr eingestellte österreichisch-ungarische Artil-
lerie stand für eine in die Tiefe reichende Angriffswirkung zu weit zurück.
Das Vorschieben der gesamten Angriffsartillerie wurde durch die Gelände-
gestaltung und Bodenbewachsung begünstigt. Schwierig gestaltete sich aber
in dem wegearmen Verglande die Munitionsversorgung, für die auch
Tragtierkolonnen eingesetzt werden mußten.
Das vorliegende wertvolle österreichisch-ungarische Crkundungsmaterial
konnte überprüft und wesentlich erweitert werden durch sofort einsetzende,
vom Feinde kaum gestörte und von der Witterung außerordentlich begün-
stigte Luftaufklärung. Namentlich die lückenlose photographische Aufnahme
der gesamten feindlichen Abwehrzone erbrachte wertvollste Unterlagen für
den Ansatz der Angriffsverbände.
Das russische Stellungssystem, das weithin eingesehen werden konnte,
war tief gegliedert, anscheinend gut ausgebaut und mit starken Eindellun-
gen, zahlreichen Flankierungsanlagen und breiten Hindernissen versehen.
Hauptstützpunkte waren die Höhen 554 (Zamczysko) und 346, die Gorlice
beherrschenden Höhen nördlich der Stadt, der schroff aufragende Pustki und
die Höhe 405. Gegen sie in erster Linie hatte sich die artilleristische Vor-
Die Crkundungsergebnisse.
371
bereitung zu richten. Hinter der ersten Stellung befanden sich noch zwei
weitere in der Linie Ferdelberg (649)—Wilczak-Höhe (373)—Lipie-Höhe
(425) und in der Linie Ostra Gora (365)—Harklowa—Iodlowa.
Die russischen Hauptkräfte waren in den Karpaten festgestellt. Ihre
Westflanke deckte die zwischen den Karpaten und der Weichsel stehende, auf
etwa zehn Infanterie- und eine Kavallerie-Division geschätzte russische
3. Armee unter General Radko Dmitrijew; auf ihrem Südflügel, in den
Vorbergen der Karpaten, schienen vier Divisionen eingesetzt zu sein, in dem
für den Angriff der 11. Armee ausersehenen Abschnitt ebenfalls vier Divi-
sionen. Vor der nunmehr verkürzten Front der österreichisch-ungarischen
4. Armee standen anscheinend nur zwei Infanterie- und eine Kavallerie-
Division sowie Landwehrtruppen. Gegenüber der 11. Armee war der
infanteristische Krästeeinsatz in vorderster Linie offenbar nicht stark, doch
waren zahlreiche Maschinengewehre eingebaut. Die anscheinend nur
schwache russische Artillerie schoß wenig.
Auf Grund der ersten Crkundungsergebnisse gab das Armee-Ober-
kommando 11 am 25. April den Befehl für das Einrücken in die Kampf- es. April,
stellungen. Generaloberst v. Mackensen entschloß sich, den linken Flügel seiner
11. Armee nicht bis Gromnik, sondern nur bis Tursko auszudehnen. Wäre
die 11. Armee, wie ursprünglich beabsichtigt, bis an das im Biala-Tale
gelegene Gromnik herangeschoben worden, so hätte man, um die Flankierung
vom nördlichen Biala-Tale her auszuschalten, auch noch die Höhen nördlich
Gromnik in das Angriffsfeld einbeziehen müssen. Dadurch aber wäre die
Front übermäßig gedehnt und die Stoßkraft der 11. Armee beeinträchtigt
worden. Die 11. bayerische und die 119. Infanterie-Division wurden zu
einem Korps unter dem Befehl des Kommandeurs der ersteren, des bayeri-
schen Generalmajors Ritters v. Kneußl, zusammengefaßt. Diesem Korps,
dem XX XXI. Reservekorps, dem österreichisch-ungarischen VI. Korps und
dem Gardekorps wurden nunmehr ihre Kampfabschnitte zugewiesen^). Die
Ablösung der in jenen Frontabschnitten noch stehenden österreichisch-ungari-
schen Truppen sollte durch die 11. bayerische Infanterie-Division bis zum
27. April, durch die übrigen Divisionen am 28. April beendet sein. Bis
zum 29. April hatte als Armeereserve bereitzustehen das X. Armeekorps mit
dem Generalkommando in Reu-Sandec, mit der 20. Infanterie-Division
hinter dem rechten, mit der 19. Infanterie-Division hinter dem linken Armee-
flügel westlich des Dunajec. Die ungarische 11. Kavallerie-Division blieb
um Zakliczyn versammelt. Durch diese Aufstellung der Reserven der
11. Armee war es einmal möglich, an der großen hinter die Karpaten-Front
9 Siehe Karten 16 und 17.
24*
372
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
26. April.
führenden Hauptstraße über Gorlice dem Angriff durch die 20. Infanterie-
Division nötigenfalls Nachdruck zu geben. Andererseits konnten die am
Nordflügel bereitgestellten Kräfte die bei der beabsichtigten Rechtsschwen-
kung der Armee freiwerdende linke Flanke decken, falls die Kräfte der öster-
reichisch-ungarischen 4. Armee dazu nicht ausreichten.
Am 26. April wurde die Verteilung der Angriffs-Artillerie geregelt.
Die bisher in den Angriffsabschnitten stehende österreichisch-ungarische
schwere Artillerie wurde nicht abgelöst, sondern in den ihr vertrauten Ab-
schnitten belassen. Außerdem wurden den Angriffskorps der 11. Armee wei-
tere Artillerieverbände zugewiesen.
Hiernach konnten die Korps über folgende Artilleriestärken verfügen:
Kombiniertes Korps Kneußl (18 Bataillone) — 60 leichte und
56 schwere Geschütze,
yyxn. Reservekorps (18 Bataillone) — 96 leichte und 32schwere
Geschütze,
Österreichisch-ungarisches VI. Korps (28 Bataillone) — 100 leichte
und 32 schwere Geschütze,
Gardekorps (24 Bataillone) — 96 leichte und 24 schwere Geschütze.
Insgesamt standen der 11. Armee somit für ihren Angriff 352 Feld-
und 144 schwere Geschütze zur Verfügung. Außerdem verfügte das
X. Armeekorps über 96 leichte und 12 schwere sowie die ungarische
11. Kavallerie-Division über 18 leichte Geschütze. Die Verteilung der
schweren Artillerie ließ die Absicht des Armee-Oberkommandos erkennen,
den artilleristischen Schwerpunkt in den Abschnitt des Korps Kneußl
zu legen.
An Munition waren in den Feuerstellungen niederzulegen für jede
Batterie:
Feldartillerie.................................... 1200 Schuß
schwere Feldhaubitze............................... 600 „
21 eiu-Mörser...................................... 500 „
Jedem Angriffskorps der 11. Armee wurden zwei leichte, eine mittlere
und eine schwere Minenwerfer-Abteilung zugewiesen. Bei dem öster-
reichisch-ungarischen VI. Korps fehlte die schwere Abteilung.
Der ö st e r r e i ch i s ch - u n g a r i s ch e n 4. Armee, der 350 leichte
und 103 schwere Geschütze zur Verfügung standen, befahl Generaloberst
v. Mackensen am 26. April: „Die 4. Armee hat sich bis zum 30. April in
ihrem Abschnitt von der Höhe 371 Bialowka bis zur Weichsel derart zu
gruppieren, daß sie in der Lage ist, den Angriff mit Nachdruck auf dem
rechten Flügel gleichzeitig mit der 11. Armee vorwärtszutragen. Hierzu
Der Aufmarsch zur Schlacht.
373
wird es notwendig sein, starke Kräfte hinter dem rechten Flügel bereitzustellen.
Im weiteren Verlauf fällt der 4. Armee die Aufgabe zu, die linke Flanke der
11. Armee zu decken." Die österreichisch-ungarische 3. Armee
wurde ersucht, engste Fühlung mit dem Südflügel der 11. Armee aufzunehmen
und vor allem frühzeitig die von dem Höhenrücken nordöstlich Malastow
erwartete feindliche Flankenwirkung auszuschalten.
Inzwischen vollzog sich planmäßig der Aufmarsch zur Schlacht. Zur
Beschleunigung wurden die zuletzt ausgeladenen Truppenteile unmittelbar
in die Stellungszone vorgeführt. Der Aufmarsch stellte bei dem wenig aus-
gebildeten Verkehrsnetz, den schlechten Straßen, Gebirgs- und Waldwegen
hohe Anforderungen an die Truppen und den Troß. An Stelle der schweren
deutschen Vagagefahrzeuge waren inzwischen leichte landesübliche Fuhr-
parks von der österreichisch-ungarischen Heeresleitung zur Verfügung gestellt
worden. Besonders sorgfältiger Anordnungen bedurfte es für die Ver-
sorgung der Truppen und vor allem für die Munitionierung der starken
Angriffsartillerie. Am 27. April konnte Generaloberst v. Mackensen der
österreichisch-ungarischen Heeresleitung melden, daß am 1, Mai nachmittags
die Feuereröffnung der Artillerie und am 2. Mai morgens der Beginn des
Angriffes beabsichtigt sei. Cin noch früherer Beginn, den General v. Falken-
hayn am 28. April aus der Besorgnis anregte, daß der Feind die Angriffs-
absichten und Vorbereitungen erkannt haben könnte, wurde mit Rücksicht
auf die schwierigen Wege- und Transportverhältnisse für nicht möglich
erklärt.
Das Armee-Oberkommando gab am 27. April zur Vorbereitung für
den Durchbruch grundlegende Weisungen heraus. Der Angriff der 11. Armee
sollte schnell vorwärtsgetragen werden, um den Feind an „erneutem Wider-
stand in Hinteren Stellungen und am planmäßigen Einsah stärkerer Reserven
zu hindern". Am das Vorgehen innerhalb der Angriffsstreifen in stetem
Fluß halten zu können, wurde „Tiefengliederung der angreifenden Infan-
terie und schnelles Folgen der Artilleriewirkung" gefordert. Das Armee-
Oberkommando verzichtete darauf, bestimmte Tagesziele zu geben, um den
Drang nach vorwärts nicht einzudämmen. Die Einheitlichkeit des Angriffs
der Armee sollte aber doch dauernd gewahrt bleiben. „Cs ist nicht zu
erwarten", hieß es in den Weisungen, „daß der Angriff auf der ganzen
Front gleichmäßig fortschreiten wird. Schon die Notwendigkeit, aus der
zunächst nach Nordosten gerichteten Front nach Osten einzuschwenken, ergibt
für den linken Flügel den weiteren Weg. Das schnellere Vordringen eines
Teiles der Front wird oft das schwierigere und vielleicht vorübergehend
stockende Vorgehen an anderen Stellen erleichtern und erneut in Fluß brin-
gen, namentlich wenn die Tiefengliederung erlaubt, die erzielte Wirkung
27. und
28. April.
374
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
29. bis
3V. April.
auf die Nebenfront zu übertragen. Andererseits setzt sich der Teil, dem es
gelingt, weiter vorwärts zu kommen, der Gefahr aus, flankiert zu werden.
Dann würde gerade die Truppe, die es dank ihres schnellen Fortschreitens
am wenigsten verdient, sich Rückschlägen aussetzen. Diese Überlegung
zwingt dazu, von seiten der Armee Linien zu bestimmen, deren einheitliche
und möglichst gleichzeitige Erreichung erwünscht ist, ohne damit die Trup-
pen an sie zu binden, wenn es möglich ist, noch die nächsten Abschnitte in
gemeinsamem Handeln zu erreichen. Jedes weitere Vorkommen des An-
griffs wird von der Armee dankbar begrüßt und verwertet werden". Ferner
wurde engste Nachrichtenverbindung gefordert, damit das Armee-Oberkom-
mando in der Lage sei, „zwischen den einzelnen Teilen der Kampffront
einen Ausgleich zu schaffen und seine Reserven der Lage entsprechend nach-
zuführen und einzusetzen". Bei Gewährung voller Handlungsfreiheit für
die untere Führung in energischem Draufgehen wahrte sich somit das
Armee-Oberkommando doch straffe Zügelführung, die namentlich wegen der
Mischung der Angriffsverbände aus deutschen und österreichisch-ungarischen
Truppen für nötig erachtet wurde.
Aus verschiedenen Anzeichen war zu entnehmen, daß die Russen seit
dem 25. April über das Eintreffen deutscher Truppen an der Front westlich
Gorlice unterrichtet waren, vermutlich durch Gefangene oder Überläufer.
Aus den Ergebnissen der Luftaufklärung am 28. April gewann man aber
den Gesamteindruck, daß keine neuen Kräfte zur Abwehr herangeführt
würden. Auch die Erkundungen aus der vorderen Kampffront hatten das
bisher gewonnene Bild nicht mehr geändert. So konnte Generaloberst
v. Mackensen am Abend des 29. April den Befehl zum Angriff
erlassen. In ihm hieß es: „... Der Durchbruch der feindlichen Front ist
übereinstimmend bei allen Armeekorps und Divisionen derart durchzuführen,
daß am Nachmittag des 1. Mai das Einschießen der Batterien erfolgt, in
der Nacht vom 1./2. Mai ein wellenweises Feuer zu genau festzusetzenden
Zeiten unterhalten wird, zwischen denen das Vorarbeiten der Infanterie
und Pioniere beginnt, daß am Morgen des 2. Mai das Wirkungsschießen
stattfindet, dem sich der Sturm auf der ganzen Linie unmittelbar anzu-
schließen hat ... An den Durchbruch schließt sich die Fortsetzung des An-
griffs in den Angriffsstreifen unmittelbar an ... Rechtzeitiges Vorverlegen
des Artilleriefeuers und Folgen der Batterien ermöglicht die Durchführung
des Angriffs auf die rückwärtigen Stellungen des Feindes."
Als zunächst möglichst gleichmäßig zu erreichende Linie wurde be-
zeichnet: Höhe nördlich des Przegonina-Tales—Zamczysko—ürwisko—
Lauf des Moszczanka-Baches—östlich Rzepiennik Biskupi—Höhenlinie west-
lich des Rostowka-Vaches. Die ungarische 11. Kavallerie-Division sollte
Der Angriffsbefehl des Armee-Oberkommandos 11.
375
am 2. Mai marschbereit sein, das X. Armeekorps am Morgen dieses Tages
mit seinen Anfängen am Dunajec stehen.
Cin besonderer Befehl erging für die Regelung der Gefechtstätigkeit
der Artillerie. In der Nacht vom 1./2. Mai sollten die Arbeiten des
Feindes durch lebhaftes unregelmäßiges Feuer gestört werden. Von 10°
bis 11° abends und von 1° bis 3° nachts waren Feuerpausen einzulegen, um
den vorzusendenden Pionierpatrouillen Gelegenheit zum Zerstören der feind-
lichen Hindernisse zu geben. Schweres Flachfeuer war auf die feindlichen
Unterkünfte angesetzt. Am 2. Mai von 6° vormittags ab sollte ein vier-
stündiges Wirkungsschießen gegen die erste feindliche Stellungszone ein-
setzen. Die schweren Flachfeuergeschütze hatten zunächst Ortschaften und
Anmarschwege unter Feuer zu halten und sich erst eine Viertelstunde vor
Beginn des Sturmes den Flankierungsaufgaben, auch in die Nachbar-
abschnitte übergreifend, zuzuwenden. Die Feuerleitung der schweren Artil-
lerie blieb in der Hand der Generalkommandos. Weit vorn waren ein-
zelne Feldartilleriezüge zur Bekämpfung erst später auftretender Maschinen-
gewehrnester gedeckt bereitzustellen. Die Minenwerferverbände wurden im
wesentlichen gegen die nach Westen vorspringenden Stellungsteile des
Feindes angesetzt, wo nahes Herangehen von vornherein möglich war.
Auf Grund des Armeebefehls hatten die Generalkommandos in der
kurzen noch zur Verfügung stehenden Zeit ihre Truppen zum Angriff an-
zusetzen.
Generalmajor v. Kneußl, der Führer des k o m b i n i e r t e n Korps,
beabsichtigte, den Durchbruch auf den inneren Flügeln seiner beiden
Divisionen zu erzwingen, bei der 11. bayerischen Infanterie-Division gegen
das Zamczysko-Massiv, bei der 119. Infanterie-Division nördlich Sekowa.
Die zum Teil bis zur Talsohle vorgeschobenen feindlichen Postierungen
wurden inzwischen durch die 11. bayerische Infanterie-Division auf ihre
Hauptstellung zurückgedrückt. Schon am 29. April gelangte die vorderste
bayerische Linie über den Sekowa-Grund hinüber bis an die Nordostränder
von Ropica ruska und im übrigen auf den nördlichen Berghängen bis auf
Nahentfernung an den Feind heran. Zu hartnäckigen Kämpfen kam es
hierbei infolge eines russischen Gegenstoßes nur an der Einmündung des
Mecina-Tales und an den Westhängen des Zamczysko-Massives. Die
bayerische Infanterie vermochte sich auch hier hart am Feinde zu behaupten.
Der Kommandierende General des XXXXI. Res erv eko rp s,
General der Infanterie v. Francois, bestimmte als Hauptangriffspunkte für
die 82. Reserve-Division den Südwestrand von Gorlice und die Höhe 357
nördlich des Ortes, für die 81. Reserve-Division Mszanka und den
Kamieniec-Wald. Am flankierende Einwirkung des Feindes gegen diese
376
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
Hauptangriffspunkte zu unterbinden, wurde die Bekämpfung der Sokol-
Höhe östlich Gorlice und des Pustki durch schwere Artillerie ins Auge gefaßt.
Die eigentliche Sturmstellung sollte erst in der Nacht vor dem Angriff unter
dem Schutze des Artilleriefeuers erreicht werden. Nur die bisher schon
vorgeschobenen Stellungen wurden besetzt und ausgebaut. Der Feind störte
diese Arbeiten nicht.
Im Angriffsabschnitt des österreichisch - ungarischen
VI. Korps lagen zwei das ganze Gelände weithin beherrschende Punkte,
der Pustki-Berg und die Wiatrowki-Höhe. Der Kommandierende General,
Feldmarschalleutnant Arz v. Straußenburg, hatte der auf einen schmalen
Gesechtsstreifen angewiesenen 12. Infanterie-Division die Wegnahme des
Pustki-Berges als Aufgabe gestellt, während die 39. Infanterie-Division
die vor ihrem rechten Flügel liegende Höhe von Wiatrowki angreifen mußte.
Am 30. April bereits wurden die russischen Vorposten in beiden Divisions-
abschnitten zurückgedrückt, der Nordrand von Luzna und die Höhe von
Strzylawka erreicht, und auch südlich Staszkowka die Gefechtslinie vor-
verlegt.
General der Infanterie Freiherr v. Plettenberg, der Kommandierende
General des Gardekorps, gab der im Südabschnitt eingesetzten
2. Garde-Infanterie-Division die Höhe 437 südwestlich Staszkowka und den
an der Naht seiner Divisionen gelegenen feindlichen Stellungsvorsprung bei
der Höhe 382 als erstes Hauptangriffsziel. Erst nach Beseitigung der hier
bestehenden Flankierungsmöglichkeiten sollte der entscheidende Angriff gegen
den einspringenden russischen Hauptverteidigungsabschnitt um Höhe 405
durchgeführt werden. Die 1. Garde-Infanterie-Division wurde angewiesen,
sich zunächst des nach Westen vorspringenden Stellungsteiles östlich Tursko,
der Höhe 358, zu bemächtigen, um dann von hier aus die feindliche Stellung
nach beiden Seiten aufzurollen.
Der Führer der österreichisch-ungarischen 4. Armee,
General der Infanterie Erzherzog Joseph Ferdinand, beabsichtigte, zwei
Divisionen seines IX'. Korps beiderseits der Biala und zwei Divisionen
seines XIV. Korps anschließend bis zum Dunajec eng massiert einzusetzen.
Westlich des Dunajec schlossen dann zunächst Landsturmtruppen an. Im
Abschnitt Bogumilowice—Nadlow, wo die Russen noch das westliche Fluß-
ufer hielten, stand, dem österreichisch-ungarischen XIV. Armeekorps unter-
stellt, die deutsche 47. Reserve-Division. Im anschließenden Raume bis
zur Weichsel wurde aus der 4. Infanterie-Division sowie Landsturmtruppen
ein besonderer Verband unter Befehl des Feldmarschalleutnants v. Stoeger-
Steiner zusammengezogen.
In dieser Gliederung beabsichtigte die österreichisch-ungarische 4. Armee
Anordnungen der Angriffsverbände.
377
mit den östlich der Viala eingesetzten Teilen in engster Fühlung mit dem
preußischen Gardekorps zum Angriff zu schreiten und auch vom linken Äser
des Flusses her auf die Höhen im Raume Tuchow—Tarnow vorzustoßen.
Die deutsche 47. Reserve-Division sollte derart angesetzt werden, daß den
am westlichen Dunajec-Afer stehenden Teilen des Feindes der Rückzug
nach Osten abgeschnitten würde. Die Gruppe Stoeger-Steiner hatte bereits
in der Nacht vor dem Angriff den Dunajec zu überschreiten, um feindliche
Kräfte abzuziehen oder die dort stehenden wenigstens festzuhalten.
Die Gruppierung der Armeereserven sollte vor allem dem Schutz
der Flanken der 11. Armee dienen. Das deutsche X’. Armeekorps hatte
daher bis zum 2. Mai abends mit der 20. Infanterie-Division den Raum
Grybow—Reu-Sandec, mit der 19. Infanterie-Division den Raum Podole
—Tropie zu erreichen. Die ungarische 11. Kavallerie-Division wurde zum
Vorgehen zwischen 11. und 4. Armee bereitgestellt. Die österreichisch-
ungarische 4. Armee hatte, um ihrem rechten Flügel „den erforderlichen
Nachdruck verleihen und nötigenfalls ihn rechts verlängern zu können", ihre
Armeereserve, die ungarische Brigade Szende, bei Zakliczyn zurückzuhalten.
Es standen somit an der Naht der 11. und 4. Armee genügend Kräfte beider
Armeen zum Einsatz bereit, falls bei dem weiteren Vorgehen mit dem
Schwerpunkt auf dem Südflügel der 11. Armee ein Kräftemangel am Nord-
flügel eintreten sollte.
Der Führer der österreichisch-ungarischen 3. Armee,
General der Infanterie v. Boroevic, entschloß sich, sein am linken Flügel
eingesetztes X. Korps im wesentlichen zur Gewinnung des Massivs der
Ostra Gora zu verwenden. Als erstes Ziel des Angriffs wurde nach Ver-
einbarung mit dem deutschen Nachbar der Rücken von Malastow in Aus-
sicht genommen.
Hand in Hand mit dem Einsatz der Truppen in ihren Angriffs-
abschnitten gingen die sonstigen Vorbereitungen, namentlich die Munitio-
nierung der Angriffsartillerie, weiter. Die ausreichende Munitionsaus-
rüstung, sowohl in den Stellungen für den Angriff selbst, als auch zur
Schaffung einer beweglichen Munitionsreserve für schnelle Weitersührung
des Angriffs nach gelungenem Einbruch, war eine der wichtigsten Vor-
bedingungen für das Gelingen dieser ersten Durchbruchsschlacht großen
Stiles. Trotz aller Reibungen, die sich namentlich durch Geländeschwierig-
keiten ergaben, gelang es dennoch, unter der Gunst andauernd trockenen
Wetters, der Tatkraft der artilleristischen Befehlsstellen sowie der Disziplin
und Leistungsfähigkeit der Artillerie- und Rachschubsormationen auch diese
schwierige Aufgabe noch rechtzeitig zu meistern. Die Ctappeneinrichtungen
der 11. Armee konnten hierbei noch nicht voll in Anspruch genommen wer-
378
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
1. Mai.
1. und 2. Mai.
den, da die Etappen-Inspektion aus Gründen der Geheimhaltung erst
unmittelbar vor Beginn der Offensive am 30. April im Aufmarschgebiet ein-
traf und daran anschließend erst die Ctappenformationen anrollten. Indessen
halfen die österreichisch-ungarischen Ctappenbehörden namentlich mit Ver-
pflegung weitgehend und zuvorkommend aus.
Dem Eifer der Führer aller Grade, dem Verständnis der Truppen
aller Waffen und der sorgfältigen Arbeit der Truppengeneralstäbe bei Tag
und Nacht gelang es trotz der kurzbemessenen Zeitspanne, mit allen Vor-
bereitungen fertig zu werden. Am I.Mai konnte Generaloberst v. Macken-
sen der österreichisch-ungarischen Heeresleitung melden, daß der Zeitpunkt
des Sturmes endgültig auf den 2. Mai um 10° vormittags festgesetzt sei.
Der Geist der Truppen war voll Siegeszuversicht.
Übn den gegenüberstehenden Feind waren bis zum 29. April neuere
Nachrichten von Belang nicht eingegangen. Aus den Hin- und Her-
bewegungen schwächerer feindlicher Abteilungen vor der Front der 11. und
österreichisch-ungarischen 4. Armee ließen sich keine Schlüsse ziehen. Am
28. April war etwa eine Division bei Zmigrod festgestellt. Am Iaslo und
am dortigen Bahnhof sowie bei Biecz waren Truppenbewegungen bemerkt
worden. In der Gegend von Tarnow wurden große Brände erkannt. Aus
alledem konnte man keine Anhaltspunkte für den Einsatz von Verstärkungen
größeren Amfanges oder auch für die Absicht der Nüssen, dem deutschen
Angriff auszuweichen, gewinnen.
2. Die Schlacht von Gorlice bis zum Mittag des 5. Mai 4915.
Karten 16 und 17.
a) Der Durchbruch der 11. Armee am 2. Mai 1915.
Am Abend des 1. Mai bei beginnender Dämmerung eröffnete die
Artillerie der 11. Armee starkes Störungsseuer. Gegenwehr der russischen
Batterien machte sich kaum bemerkbar. In den vorgesehenen nächtlichen
Feuerpausen stießen Patrouillen vor, um die noch vor dem Sturm not-
wendigen Feststellungen zu machen. Pioniere legten in die feindlichen
Hindernisse Gassen. Während des Störungsfeuers rückten die Sturm-
truppen bis in und dicht hinter die Sturmstellungen. Feldbatterien oder
einzelne Geschütze, die mit der Aufgabe betraut waren, den Angriff zu
begleiten oder beim Sturm auftretende feindliche Maschinengewehrnester
aus Nahentfernung zu erledigen, wurden mit Hilfe der Infanterie in ver-
steckte Bereitstellungen vorgebracht. Als um 4° vormittags das wellenweise
Feuer der Artillerie abbrach, war der Aufbau der Angriffsfront zum Sturm
beendet.
Der Sturm des Korps Kneußl.
379
Am 6° früh am 2. Mai sehte mit einem gewaltigen Feuerschlage das
Wirkungsschießen ein; der sonnenklare Morgen begünstigte die Artillerie-
beobachtung von den Höhen. Da auch weiterhin feindliche Gegenwirkung
fast ganz fehlte, blieben alle Fernsprechverbindungen gebrauchsfähig, so daß
ein enges Zusammenwirken von Artillerie und Infanterie gesichert war.
Die überwältigende Wirkung der Angriffsartillerie trat sehr bald zutage.
Von 9° vormittags an schossen die Minenwerfer die Cinbruchsstellen sturm-
reif. Am 945 sehte das weittragende Flachfeuer zur Flankierung der feind-
lichen Stellungen ein. Pünktlich auf die Sekunde erhob sich um 10° auf
der ganzen Front die Infanterie zum Sturm, während die Artillerie ihr
Feuer vorverlegte.
Beim KorpsKneußl hatte die Infanterie der 11. bayerischen
Infanterie-Division unter Führung des Generalmajors Ritters
Karl v. Schoch steile Höhen zu erklimmen. Daher gelang es nicht überall,
gleichzeitig mit dem Vorverlegen des Artillerieseuers die vordersten feind-
lichen Stellungen zu erreichen. Aus den hochgelegenen Gräben lebte das
Abwehrfeuer wieder auf und zwang die stürmenden Linien an den Hängen
nieder. Nochmals mußte sich das Feuer der Artillerie auf die russischen
Stellungen legen. Die Hauptaufgabe der Division bestand darin, zunächst
und vor allem das Kernstück der feindlichen Vergfront, das Zamczysko-
Massiv, dem Gegner zu entreißen. Während es dem hiermit betrauten
Regiment am rechten und linken Flügel im ersten Sprung gelang, bis in
die ersten Gräben vorzustoßen, gestaltete sich der weitere Angriff auf
der ganzen Regimentsfront gegen die stockwerkartig angelegten, zäh ver-
teidigten Gräben bis hinauf zur vorderen Kuppe des Zamczysko, der
Höhe 507, äußerst schwierig und verlustreich. Ein Drittel der Stürmer blieb
auf der Walstatt. Am 11° Ahr war die Kuppe nach heißem Kampfe ge-
nommen. Bald darauf erlag auch südlich des Mecina-Tales die stark aus-
gebaute Stellung auf Höhe 469 dem trotz schwerer Verluste immer wieder-
holten Ansturm der bayerischen Infanterie. Der alsbald durch die zer-
klüfteten Waldberge eingeleiteten Verfolgung gebot ein Flankenstoß der
Ruffen von Raphta Br. her vorübergehend Halt. Bald nach 2° nach-
mittags war jedoch dank dem Eingreifen der Artillerie die Gefahr eines
Rückschlages hier überwunden. Auch dem zunächst zurückgehaltenen rechten
Flügel der Division war es inzwischen gelungen, von Ropica Rus. her
auf und über Höhe 501 hinaus Gelände zu gewinnen. Dadurch sah sich
der Feind genötigt, auch aus seinem Kampfabschnitt vor der Mitte der
Division zurückzuweichen. So hatte die 11. bayerische Infanterie-Division
schon nach wenigen Stunden die wichtigsten Höhenpunkte in und hinter
der feindlichen Vergstellung am Ostufer des Sekowa-Vaches genommen.
:. Mai.
380
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
Das Nachziehen der Artillerie, in erster Linie der Gebirgs- und Feld-
artillerie, über den Sekowa-Grund hinüber war eingeleitet.
Aufgabe der 119. Infanterie-Division war der Durchstoß
östlich des Dorfes Sekowa und danach das Aufrollen der Front in der
Richtung auf Gorlice. Dem rechten Flügel der Division gelang es trotz
starker Verluste um Mittag an der Straße Sekowa—Kobylanka die feind-
liche Stellung zu durchbrechen. Rach diesem Erfolge schwenkten die Haupt-
kräfte unter Sicherung ihrer rechten Flanke nach Norden ein, um die Cin-
bruchsstelle in der Richtung auf Sokol zu erweitern. Am 3° nachmittags war
die Höhe 349 südöstlich Sokol im Besitz der posenschen Infanterie. Auch
der äußerste linke Flügel der Division war bereits frühzeitig in die Vor-
stadt von Gorlice auf dem südlichen Ropa-Afer eingedrungen. Bis gegen
Mittag tobte dort heftiger Häuserkampf. Während sich dann um die stark
befestigte Höhe 346 westlich Sokol ein schwerer, verlustreicher Frontalkampf
entspann, stieß der siegreiche rechte Flügel der Division tief in den Rücken
des Feindes vor. Unter diesem Druck brach der Widerstand in der Front
zusammen. Rach dem Verlust der Höhe 346 schwand für den Gegner die
Möglichkeit einer Einwirkung in das Becken von Gorlice.
Durch das Einschwenken der Masse der 119. Infanterie-Division nach
Norden hatte sich in der Mitte des Korps Kneußl eine Lücke gebildet, in
die das zusammengesetzte Kavallerie-Regiment der 11. bayerischen
Infanterie-Division zur Aufklärung gegen den Dominikowice-Abschnitt
eingeschoben wurde. Am Nachmittag entschloß sich General v. Kneußl,
den Angriff seiner beiden Divisionen bis in die Linie Höhe 461 östlich
Mecina—Ostrand des Waldes von Zamczysko—Höhe 361 östlich Domini-
kowice—Höhe 288 in Kobylanka weiter vorzutragen. Die 11. bayerische
Infanterie-Division bedurfte hierzu jedoch dringend neuer Artillerie-Vor-
bereitung, besonders gegen die noch nicht genommenen Teile des Zamczysko-
Massivs. Dazu mußte auch schwere Artillerie über den Sekowa-Abschnitt
auf wirksame Entfernung vorgezogen werden. Erst um 6° abends konnte
mit der artilleristischen Feuervorbereitung begonnen werden. Bereits um
71B trat die bayerische Infanterie zum Sturm gegen die in schwerstem
Artilleriefeuer erzitternde höchste Kuppe des Zamczysko an. In harten
Nahkämpfen, mit wirksamer Anterstühung durch österreichisch-ungarische
Gebirgsartillerie, wurde der Feind vertrieben. Seine Reste verschwanden
im Dunkel des Waldes. Im Nachstoß erreichte die Infanterie die Wald-
ränder an den Osthängen des Zamczysko. Auch die südlich anschließenden
Teile, die sich mit einer sehr viel geringeren Artillerieunterstühung be-
gnügen mußten, konnten noch die Waldzone durchstoßen, den Westhang
der Höhe 461 und die Waldungen weiter südlich um die Höhe 587 östlich
Erfolge des Korps Kneußl.
381
Ropica Rus. erreichen. In dieser Linie sollten sich die Verbände für die
Aufgaben des folgenden Tages ordnen und das Nachziehen der gesamten
Artillerie der Division über den Sekowa-Grund sichern.
Der Kommandeur der 119. Infanterie-Division, Generalmajor
v. Vehr, sehte, nachdem die Entscheidung auf den Höhen um Sokol gefallen
war, den rechten Flügel auf und über Dominikowice in östlicher Richtung,
die übrigen Teile der Division auf den Arwisko-Berg und das H. H. nörd-
lich davon an. Während das weitere Vorgehen des rechten Flügels sich in
engem Zusammenhang mit den Kämpfen der Bayern um den Zamczysko
vollzog, brauchten die von Süden und Westen her auf dem Gesichtsfelde um
Sokol zusammengedrängten Hauptkräfte der Division zum Säubern des
durchschnittenen, zum großen Teil bewaldeten und mit zahlreichen Häuser-
gruppen besetzten Geländes bis zur Ropa hin erhebliche Zeit. Erst bei Ein-
bruch der Dunkelheit hatten sie sich bis zum Ostrande der Waldungen nord-
östlich Sokol durchgearbeitet und gewannen Anschluß an den Südteil der
Division nördlich der Straße Sokol—Kryg. Der äußerste linke Flügel
der Division hing aber noch zurück. Starke Vermischung der Verbände,
die sich in dem unübersichtlichen, schwierigen Waldgelände besonders nach-
teilig auswirkte, und die Erschöpfung der Truppe durch den Kampf ließ die
Gefechtsfühlung mit dem Feinde zeitweise verlorengehen. Da hinter der
Front Tausende überrannter Russen sich befanden, deren Widerstand im
Waldgelände zuweilen wieder aufflammte, und frische Reserven nicht ver-
fügbar waren, wurde von der Fortsetzung des Angriffs in die Nacht hinein
Abstand genommen.
Im Kampfraum des X'SSXI. Reservekorps hatte die
Sturmvorbereitung bei der 82. Reserve-Division dank dem vor-
züglichen Zusammenwirken der Infanterie und Artillerie glänzende Ergeb-
nisse gezeitigt. Im ersten Anlauf gelang es daher, unter verschwindend
geringen Verlusten die nach Westen vorspringende Bildstock-Höhe westlich
Gorlice zu gewinnen. Sogleich mehrere feindliche Linien überrennend,
drang die Infanterie in den stark befestigten Kirchhof an der Stadtgrenze
ein. Um IO15 vormittags war nach kurzem, aber erbittertem Kampfe auch
der Iudensriedhof südwestlich Höhe 357, um 10"° vormittags diese Höhe
selbst genommen. Die Russen, durch das Artilleriefeuer erschüttert und
dann durch den wie ein Angewitter über sie dahinbrausenden Angriffs-
sturm völlig entmutigt, waren in hellen Scharen übergelaufen. Auch die
nördlich anschließenden Höhen befanden sich bald nach 11° vormittags in
der Hand der Angreifer, so daß der Feind kaum eine Stunde nach Beginn
des Angriffs aus seiner gesamten ersten Stellungszone hinausgeworfen
war. Schwieriger gestaltete sich der Kampf um Gorlice. Als die gegen die
382
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
westliche Stadtfront angesetzten Kräfte aus eigenem Entschluß, entgegen
der Weisung der Division, zum Angriff vorstürmten, begegnete ihnen die
hier noch unerschütterte russische Abwehr. In Holzstapeln der Sägemühlen
geschickt eingebaute feindliche Maschinengewehre verursachten unverhältnis-
mäßig hohe Verluste. Die Stadt selbst wurde nicht erreicht. Eingebrachte
Gefangene gaben an, Gorlice sei stark besetzt. Daher entschloß sich der
Führer der 82. Reserve-Division, Generalmajor Fabarius, vor Eindringen
in das Häusergewirr zu nochmaliger gründlicher Beschießung der Stadt,
namentlich des Westrandes. Unter der Wirkung dieses gewaltigen Feuers
brach nun die Kampfkraft und der Widerstandswille des Verteidigers zu-
sammen. Große Massen stürzten waffenlos mit weißen Fahnen aus der in
Flammen stehenden Stadt, um sich zu ergeben. Ansehnliche Munitions- und
Waffenlager fielen den Siegern in die Hand.
In dem zum großen Teil mit Wald bestandenen und daher für die
Artillerie nicht so gut einzusehenden Angriffsabschnitte der 81. Reserve-
Division hatte die Sturmvorbereitung durch die Artillerie nicht aus-
gereicht. Überall schlug den Angreifern noch ungebrochenes starkes Infan-
terie- und Maschinengewehrfeuer entgegen. Heftiges Flankenfeuer machte
sich aus den im Walde um die Höhe 335 stehenden russischen Batterien
und auch von links her geltend. Schwere Verluste traten ein. Die schwache
Mitte und der linke Angriffsflügel blieben nach geringen Anfangserfolgen
zunächst liegen. Rur dem rechten Flügel gelang es, anschließend an die
Nachbar-Division gegen die Waldhöhe 335 Fortschritte zu machen. Nach-
dem neue Artillerievorbereitung gewirkt, auch noch Infanterie-Begleit-
Batterien aus nächster Nähe in direktem Schuß die Waldränder und die
feindlichen Flankierungsanlagen bekämpft hatten, brach die Sturmlinie
des linken Flügels in das Waldstück südlich des Kamieniec ein. In großen
Massen gaben sich auch hier die Russen gefangen. Die schwache Mitte
der Division lag Mszanka gegenüber zunächst noch fest. Der Divisions-
kommandeur, Generalmajor v. Stocken, hatte seine Reserven in den
Kamieniec-Wald folgen lassen, um von dort aus die feindliche Front
weiter südlich aufzurollen. Der Widerstand des Gegners verringerte sich
daraufhin in seinen Stellungen bei Mszanka. Cr begann auf die östlich
gelegenen Höhen zurückzuweichen.
Nachdem General v. Francois um 410 nachmittags seinen Divisionen
befohlen hatte, heute noch das ihnen gegebene Tagesziel zu erreichen, nahm
die 82. Reserve-Division unter dem Schutze inzwischen vorgeholter
schwerer Artillerie um 5° die Vorwärtsbewegung auf ihrer ganzen Front
nördlich Gorlice in der Richtung auf Glinik auf. Sie stieß dabei nirgends
mehr auf Widerstand. Der schwer erschütterte Feind wich überall zurück.
Das XXXXI. Reservekorps stürmt Gorlice.
383
Neben starken blutigen Verlusten ließ er mehr als 3500 Gefangene in der
Hand der Division. Am 815 abends erreichte diese Glinik und besetzte die
dortigen Höhen. Vortruppen wurden bis auf den Höhenzug 323 am
Moszczanka-Bach vorgeschoben.
Der rechte Flügel der 81. Reserve-Division arbeitete sich durch die
Waldungen nordöstlich Höhe 335 vor und fand um 10° abends Zagorzany
und die Höhen nördlich des Moszczanka-Vaches noch vom Feinde besetzt.
Die in den schweren Orts- und Waldgefechten stark mitgenommene und
durcheinandergeratene Infanterie der Mitte und des linken Flügels konnte
den ihr als Tagesziel gesteckten Moszczanka-Abschnitt nicht mehr erreichen.
Sie kam nicht weit über das Wegekreuz 308 und den Ostrand des
Kamieniec-Waldes hinaus. Wohl hatte auch diese Division mehrere
tausend Gefangene eingebracht und mehrere Geschütze und Maschinen-
gewehre erbeutet, aber sie hatte namentlich an Offizieren starke Verluste
erlitten. Die untere Führung mußte die Truppe erst wieder fest in die
Hand nehmen.
Die auf dem rechten Flügel des österreichisch-ungarischen
VI. Korps stehende 12. Infanterie-Division des Feld-
marsch alleutnants Kestranek richtete ihren Hauptangriff gegen das steil auf-
steigende Bergmassiv des Pustki. Auf schmaler Front eng zusammen-
gefaßtes Artillerieseuer hatte der Infanterie auf dem nach Südwesten vor-
springenden Bergrücken die Sturmbahn sreigefegt. Hier wurden die vor-
dersten Gräben im ersten Anlauf überrannt. Zahlreiche Russen ergaben
sich. Beim Aufstieg auf dem bewaldeten Steilhang stieß die Sturmlinie
jedoch auf weitere ausgebaute Abwehrstellungen, auch kraftvolle russische
Gegenstöße zwangen zu blutigem Nahkampfe. Gleichwohl wurde der
Angriff mit großem Schwung vorwärtsgetragen und um 11“ vor-
mittags bereits die Kuppe des Pustki-Verges erstürmt. Ein Strom
von Gefangenen ergoß sich die Hänge hinab auf Luzna. Zahlreiche
Batterien eilten den siegreichen Sturmtruppen nach. Damit war
um die Mittagszeit ein Erfolg von entscheidender Bedeutung er-
rungen. Der kräftige Angriffskeil der tapferen österreichisch-ungarischen
Infanterie schob sich über den Pustki hinaus weiter in der Richtung auf
die Kirche von Moszczenica und die Höhe 320 vor. Der rechte Angriffs-
flügel wurde aus seiner nordöstlichen Angriffsrichtung mehr und mehr in
die Richtung auf den Kamieniec-Wald eingedreht, gegen den die benach-
barte 81. Reserve-Division bisher nennenswerte Fortschritte noch nicht
hatte machen können. Eine hinter diesem Flügel gebildete starke Artillerie-
gruppe richtete ihr Feuer auf die feindlichen Stellungen in und um den
Kamieniec-Wald und erleichterte dadurch sowohl der österreichisch-
384
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
ungarischen Kampfgruppe südlich des Pustki wie auch dem Anschlußflügel
der 81. Reserve-Division das Vorgehen. Im Kampf um den Kamieniec-
Wald und in diesem selbst kam es in den ersten Nachmittagstunden zu
engem Zusammenwirken der Infanterie der Bundesgenossen.
Das Angriffsfeld der linken Flügeldivision des österreichisch-
ungarischen VI. Korps, der ungarischen 39. Infanterie-Division
des Feldmarschalleutnants v. Hadfy, stieg vom Vachgrund aus flach gegen
eine langgestreckte Höhenlinie an, hinter deren Südende die steile
Wiatrowki-Höhe aufragte. Starkes Feuer, das den Angriffslinien aus
der Front und aus beiden Flanken entgegenschlug, brachte die immer
wiederholten Sturmversuche der Ungarn zunächst zum Scheitern. Auch als
es Teilen des rechten Flügels der Division um 1130 vormittags gelang,
durch Äbergreifen in den Gefechtsstreifen der 12. Infanterie-Division in
Richtung auf Brzezie in die vordersten feindlichen Stellungen einzubrechen,
blieb dem Frontalangriff noch der Erfolg versagt. Neuer Artillerie-Vor-
bereitung unter Beteiligung der Nachbar-Divisionen folgten vergebliche
Vlutopfer der immer wieder tapfer angreifenden Infanterie. Nur in der
Mitte der Divisionsftont gelang es, in die feindlichen Stellungen am
Wege Luzna—Staszkowka einzubrechen. Erst als dann etwa um 43° nach-
mittags in den Raum von Luzna vorgeeilte Batterien die russischen
Stellungen wirksam flankierten und im übrigen die Artilleriewirkung an
den beiden Cinbruchsstellen, zumal gegen die Wiatrowki-Höhe, eng zu-
sammengezogen wurde, kam der Gesamtangriff der Division vom linken
Flügel aus in Fluß. Nun machte sich auch flankierender Druck der Nach-
barn fühlbar, einerseits durch Teile der 12. Division, die vom Pustki her
auf dem zur Wiatrowki-Höhe ziehenden Rücken vorgingen, andererseits
durch den rechten Flügel der Garde, der durch Staszkowka hindurch hatte
vorgebogen werden können.
Am 615 abends brach der feindliche Widerstand auch auf der Wia-
trowki-Höhe zusammen; 1000 Russen ergaben sich hier. Der Rest flutete
nach Osten zurück. Die Gesamtfront des VI. Korps folgte dem fliehen-
den Feinde. Der rechte Flügel der 12. Infanterie-Division stand abends
im Anschluß an die 81. Reserve-Division an den Ostausläufern des
Kamieniec-Waldes, die Mitte erreichte die Höhe 320 westlich Moszczenica.
Der rechte Flügel der 39. Infanterie-Division stieß bis zum Ostsuß der
Wiatrowki-Höhe nach, ihr linker Flügel schwenkte bis „zu Moszczenica"
vor und hatte dabei Anschluß an die Garde gewonnen. Obwohl die
Stoßkraft der Masse beider Divisionen durch die Kraftanstrengung in dem
bis in die Abendstunden andauernden Kampfe erschöpft war, wurden doch
noch im Laufe der Nacht Vortruppen über den Moszczenica-Abschnitt vor-
Angriff des österreichisch-ungarischen VI. und des Gardekorps.
585
getrieben. Sie fanden das langgestreckte Dorf vom Feinde frei. Auch auf
dem starken Höhenrücken weiter östlich, selbst auf den Höhen 412 und 409
nordöstlich Folw. Krokowski, hatte der Feind in den hier vorbereiteten
Stellungen nicht wieder Front gemacht.
Fm Gefechtsstreifen des Gardekorps gelang es der stürmenden
Infanterie beider Divisionen, die drei vorspringenden Höhenstellungen, 437
(südwestlich Staszkowka), 382 und 358 (östlich und nordöstlich Ciezkowice),
wenn auch zum Teil unter schweren Verlusten, im ersten Sprunge zu er-
reichen. Am Südflügel der dem Generalleutnant v. Winckler unterstehen-
den 2. Garde-Insanterie-Division entspann sich dann aber
ein schwerer, stundenlanger Kampf auf Nahentfernung um das als starken
Eckpfeiler der feindlichen Verteidigung ausgebaute Dorf Staszkowka. Auch
weiter nördlich auf den Dawidowka-Höhen konnten im Flankenfeuer von
Staszkowka und vom Ostrusza-Tale her zunächst keine Fortschritte erzielt
werden. Starke Verluste traten bei den Regimentern der hier eingesetzten
3. Garde-Fnfanterie-Brigade ein. Erheblich günstiger gestaltete sich von
Anfang an die Lage auf dem Nordflügel der Division. Infanterie-Vegleit-
geschütze fegten sofort von Höhe 382 durch Längsbestreichung die auf den
feindlichen Hauptstützpunkt bei Punkt 405 sich hinziehenden Gräben leer.
Auch südlich der Höhe 405 wurden schnelle Erfolge errungen^ Am 11" vor-
mittags befand sich die beherrschende Kuppe selbst im Besitz der Garde-
Infanterie. Zahlreiche Gefangene wurden abgeführt. Nachgeeilte
Batterien gingen auf den Höhen 382 und 405 in Stellung und richteten
verheerendes Verfolgungsfeuer auf die zurückflutenden Russen. Damit
war durch die 4. Garde-Infanterie-Vrigade das Mittelstück der ganzen
russischen Verteidigung im Angriffsabschnitt des Gardekorps zerschlagen.
Etwa um 3° nachmittags überschritt die Brigade, ohne auf nennenswerten
Widerstand zu stoßen, bereits die Linie M. H. östlich 405 — Höhe 367.
Auch die 1. Garde-Infanterie-Division vermochte die
Anfangserfolge bei Höhe 382 und bei Höhe 358 in schnellem Vorstoß gegen
den Stützpunkt auf Höhe 376 sowie gegen den Höhenrücken nordöstlich 358
zu erweitern. So war schon nach kaum 1% Stunden in die feindliche
Front nördlich des Ostrusza-Vaches eine 5 Kilometer breite Bresche gelegt
worden. Bei der sogleich aufgenommenen Verfolgung schwenkte der linke
Flügel der 1. Garde-Infanterie-Division entsprechend dem Verlaus der
russischen Stellung nach Südosten ein, wodurch die unmittelbare Gefechts-
Verbindung mit dem österreichisch-ungarischen Nachbarn zur Linken ver-
loren ging. Die aus dessen Kampfraum sich dauernd fühlbar machende
feindliche Flankenwirkung zwang die 1. Garde-Infanterie-Division, ihren
Nordflügel zurückzuhalten. Am hier allen Möglichkeiten gewachsen zu sein,
I Weltkrieg. VII. Band. 25
386
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
ließen der Konunandierende General, General der Infanterie Freiherr
v. Plettenberg, und der Divisionskommandeur, Oberst Prinz Eitel
Friedrich von Preußen, ihre Reserven, fast die gesamte 2. Garde-Insanterie-
Brigade, hinter diesem Flügel folgen. Am 2° nachmittags waren über die
Linie 357 (westlich Rzepiennik—Viskupi) — 253 östlich Bialowka hinaus
die Höhen westlich der großen Straße gewonnen. Die Division drehte
so unter Festhalten ihres linken Flügels vorübergehend in eine nach
Nordosten gerichtete Front ein. Nachdem dann aber für den linken
Flügel durch die inzwischen erzielten Erfolge der österreichisch-ungarischen
4. Armee die Gefahr einer Flankierung beseitigt worden war, befahl der
Divisionskommander um 310 nachmittags, die Verfolgung bis zur Höhen-
linie beiderseits 366 südlich Kolkowka fortzuführen. Der Feind wich
weiter aus.
Im Gegensatz zu der überaus erfolgreichen Entwicklung der Kampf-
lage im Raume nördlich des Osttusza-Abschnittes hatte die 3. Garde-
Infanterie-Brigade auf dem Südflügel der 2. Garde-Infanterie-Division
im Angriff aus Staszkowka auch weiterhin lange Zeit keine Fortschritte
machen können. Erst gegen 1° nachmittags gelang es ihrem linken Flügel,
unterstützt durch dichtauf folgende Artillerie, gegen den Nordteil des Dorfes
einzuschwenken und hier einzudringen. Anter diesem Druck von Norden,
der auch gegen die Höhe 402 östlich des Ortes ausgedehnt wurde, erlahmte
der Widerstand des Feindes. Ein daraufhin gegen 3° nachmittags unter-
nommener frontaler Stoß in das Dorf hatte Erfolg. Auch von Süden her
gelang es, den Feind am H. H. Staszkowka zu umfassen. Von Norden,
Westen und Süden her drangen nun die Bataillone der 3. Garde-
Infanterie-Vrigade in das brennende Dorf ein, doch erst um 430 nach-
mittags war nach erbitterten Nahkämpfen der Ostrand erreicht. Schon vor-
her hatten Teile des linken Flügels die Höhe 404 an der Straße nach
Turza und dann Turza selbst erreicht. Am diesem umfassenden Druck von
Norden zu begegnen, warf der Feind noch einmal um 5° nachmittags Kräfte
gegen die Höhe 402 vor, ein vergebliches Opfer, das die Katastrophe nicht
mehr wenden konnte. Die russischen Massen, soweit sie nicht in Gefangen-
schaft fielen, strömten nach Südosten ab und wurden den Angarn in die
Arme getrieben. Da inzwischen die links benachbarte 4. Garde-Insanterie-
Vrigade bereits den Bachgrund zwischen 322 und 266 südwestlich
Rzepiennik Viskupi erreicht hatte, war jetzt die Verfolgung auf der Ge-
samtfront des Gardekorps in vollem Fluß. Sie wurde von der 2. Garde-
Infanterie-Division noch bis auf das Höhengelände um 340 südöstlich
Rzepiennik Viskupi fortgesetzt. Die 1. Garde-Infanterie-Division grub
sich abends auf dem ihr als Tagesziel angegebenen Höhenrücken
Die Kämpfe der Nachbar-Armeen am 2. Mai.
387
Kolkowka—Iodlowka Tuchowska ein, wo sie Anschluß an die österreichisch-
ungarische 4. Armee fand.
Der Armeereserve, dem X. Armeekorps, war in den ersten
Nachmittagsstunden befohlen worden, im Laufe des Nachmittags mit der
20. Infanterie-Division Ropa, mit den Anfängen der 19. Infanterie-
Division Olszowa zu erreichen. Als Verstärkung wurde die vom westlichen
Kriegsschauplatz anrollende 56. Infanterie-Division^) in Aussicht gestellt.
Das Ergebnis des ersten Schlachttages bedeutete für die 11. Armee
einen vollen Sieg auf der ganzen Linie. Dank den sorgfältigen Vor-
bereitungen und dem mustergültigen Zusammenwirken von Infanterie und
Artillerie war in der Form eines rücksichtslosen Frontalangriffs ein breiter
Einbruch in die feindliche Verteidigungsstellung und mehrere Kilometer
tiefer Geländegewinn erreicht. Dieser taktische Erfolg kennzeichnete sich
aber bereits als der Anfang eines großen Durchbruchs, da der Gefechts-
zusammenhang der feindlichen Abwehrfront überall zerrissen worden war.
Damit war eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine weitteichende
operative Auswertung des Schlachterfolges geschaffen. Ob und inwieweit
eine solche möglich sein würde, hing freilich noch vom Verlauf der gleich-
zeitigen Kämpfe bei den beiden Nachbararmeen zur Linken und Rechten ab.
b) Die Kämpfe der österreichisch-ungarischen 4. und 3. Armee
am 2. Mai 1915.
Am Südflügel der österreichisch-ungarischen 4. Armee
hatte die 10. Infanterie-Division des IX. Korps schon in der Nacht zum
2. Mai zur Sicherung des Vorgehens der preußischen 1. Garde-Infanterie-
Division die nach Osten vorspringende Vergnase der Höhe 371 (Vialowka)
beseht und war zum Rzepiennik-Vach vorgedrungen. Auch die inneren
Flügel der 106. und der dann anschließenden 3. Infanterie-Division des
XIV. Korps waren in den ersten Morgenstunden bei und südlich der Höhe
Wal in die feindlichen Stellungen eingebrochen. Die 8. Division gewann
um 9° vormittags an der großen Straße nach Tarnow Gelände.
Diesen ersten während der Nacht und in der Frühe des Tages er-
rungenen Teilerfolgen war indessen ein allgemeiner Sturm im Einklang
mit der 11. Armee nicht gefolgt. Die 10. Infanterie-Division
beabsichtigte zur Wahrung des Anschlusses an die 11. Armee den Nach-
druck ihres Angriffs aus den rechten Flügel zu legen, um so auch das
schwierige Vorgehen über die breite Niederung an der Einmündung des
Rzepiennik-Baches in die Biala östlich Gromnik zu vermeiden. Das hoch-
:. Mai.
9 6.304.
25*
388
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
ragende Vergmassiv östlich Golanka sollte durch Umfassung von Süden zu
Fall gebracht werden. Die in der Frühe des 2. Mai gegen die Höhenfront
344—305 vorgehenden Schützenlinien wurden aber bald durch flankierendes
Feuer von beiden Seiten zum Halten gezwungen, da die eigene Artillerie
zu wirksamer Unterstützung nicht ausreichte. Auch die Wegnahme der
Höhe 358 durch die 1. Garde-Infanterie-Division brachte noch keine Ent-
lastung. Erst nachdem man frische Kräfte in den Kampfraum der Garde
hatte übergreifen lassen, gelang es um Mittag, die feindliche Flankierung
nordöstlich Höhe 358 zu beseitigen und nun auch den Angriff in der Front
gegen den Höhenrücken 344—305 erfolgreich durchzuführen. Die Mitte
der Division arbeitete sich langsam über die Rzepiennik-Riederung gegen
die vom Feinde noch gehaltenen Höhen vor, der linke Flügel sehte im
Viala-Tale zum Angriff gegen die Golanka-Höhe an, die den Angelpunkt
der russischen Abwehr beiderseits der Viala bildete und daher von Anfang
an das Ziel des zusammengefaßten Artilleriefeuers des H Korps gewesen
war. Ein Gegenstoß der Russen von der Höhe herab brach zusammen.
Aber erst nachdem sich der rechte Flügel der 10. Infanterie-Division um
6° abends in Besitz der Höhenlinie 377—370 gesetzt hatte, gab der Feind
auch die Golanka-Höhe preis.
Vis zum Fall dieser Höhe war der unter feindlichem Flankenfeuer
stark leidende rechte Flügel der 106. Infanterie-Division in
seinem Angriffsraum unmittelbar nördlich der Viala kaum vorwärts
gekommen. Eine Besserung der Lage trat hier erst ein, als nach den all-
mählich erzielten Erfolgen der 10. Infanterie-Division deren Angriffs-
artillerie vom Südufer der Viala flankierend eingreifen konnte. Zwischen
5° und 6° abends räumte der Feind seine Stellungen aus dem langgestreckten
Höhenrücken zwischen 404 und 430. Der linke Flügel der 106. Infanterie-
Division hatte lediglich seinen am frühen Morgen errungenen Anfangs-
erfolg bei 430 östlich Wal um ein geringes erweitern können.
Auch die beiden im Anschluß links bis zum Dunajec eingesetzten
österreichisch-ungarischen Divisionen des XIV. Korps, die
3. und 8. Infanterie-Division, waren nicht imstande, außer
kleinen örtlichen Fortschritten östlich Wal und an der Straße nach Tarnow,
ihren Angriff am 2. Mai vorwärtszutragen. Da aber von dem Kamps-
verlauf beim XIV. Korps am rechten Dunajec-Afer der Aferwechsel der
nördlich anschließenden Gruppe Morgenstern abhängig war, so blieb auch
dort die Lage unverändert. Gegenüber der in die österreichisch-ungarischen
Verbände eingeschobenen deutschen 47. Reserve-Division hatte
der Feind erhebliche Kräfte in seinem Brückenkopf aus dem Westufer des
Dunajec eingesetzt. Der Division war besohlen, am 2. Mai früh die
Die Kämpfe der Nachbar-Armeen am 2. Mai.
389
Brückenkopfstellung durch Angriff von Süden und Norden her einzudrücken.
Der Divisionskommandeur, Generalleutnant v. Besser, beabsichtigte, über
den Dunajec vorzugehen, sobald sich das Eingreifen des XIV. Korps
(8. und 3. Infanterie-Division) und im Norden das Vorgehen der Gruppe
Stoeger-Steiner beim Gegner fühlbar machen würde. Am 2. Mai morgens
wurden zunächst nur die Brückenkopfstellung und die Übergänge unter
Artilleriefeuer genommen. Erst am Abend entschloß sich der Divisions-
kommandeur neben der Gruppe Stoeger-Steiner bei Glow schwächere Kräfte
über den Fluß zu werfen. Die Durchführung verschob sich bis in die Nacht.
Auf dem Nordflügel der österreichisch-ungarischen 4. Armee hatte die
Gruppe Stoeger-Steiner bereits in der vergangenen Nacht, den
Gegner überraschend, bei Sikorzyce und Wyspa den Übergang über den
Dunajec begonnen. Im Verlauf der Tages erweiterte sie dort ihren
Brückenkopf. Von weiterem Vorgehen wurde aber angesichts starken
Feindes in der Front und linken Flanke vorerst Abstand genommen.
Auf dem Südflügel des Schlachtfeldes, bei der ö st e r r e i ch i s ch -
ungarischen 3. Armee, war es bereits um 8° vormittags dem
X. A r m e e k o r p s gelungen, dem Feinde den Stützpunkt auf der nörd-
lichsten Vergnase nordöstlich Malastow zu entreißen. Die 21. Infan-
terie-Division beteiligte sich dann in hervorragender Weise an den
Kämpfen des rechten Flügels der 11. bayerischen Infanterie-Division und
hielt sich im weiteren Verlauf des Angriffs in den Waldbergen beiderseits
des Dragaszow-Tales auf gleicher Höhe mit dem deutschen Nachbarn.
Gegen Mitternacht gelangte sie aus die Höhen 657 und 522 beiderseits des
Przegonina-Tales. Die südlich anschließende 45. Infanterie-
Division arbeitete sich in heißen Kämpfen bis zum Nachmittage auf
den Bergrücken östlich Malastow hinauf, während die 2. Infanterie-
Division die Höhe südlich Petna eroberte. Beide Divisionen setzten
ihr Vorgehen auch in der Nacht noch in dem sehr schwierigen Bergwald
gegen die Ostra Gora und die Höhe 757 östlich des Petna-Tales
weiter fort.
c) Fortgang der Durchbruchsschlacht am 3. Mai 1915.
G e n e r a l o b e r st v. Mackensen hatte aus allen ihm vom
Schlachtfelds zugegangenen Meldungen in den Nachmittagstunden des
2. Mai den bestimmten Eindruck gewonnen, daß die 11. A r m e e den Wider-
stand des Feindes in seiner ersten Stellungszone auf der ganzen Linie ge-
brochen habe, üm 6° abends wurden die Korps in der ungefähren Linie
Dragaszow—Höhe 507 westlich Zamczysko—Höhen nördlich Sokol—Höhen
nördlich Gorlice—Kamieniec-Wald—Pustki-Berg—Staszkowka—Rzepien-
!. Mai.
390
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
r. Mai. nik Strzyzowski angenommen. Die Verfolgung war überall eingeleitet.
Nach den bisherigen Ergebnissen der Luftaufklärung waren erhebliche Ver-
stärkungen auf russischer Seite noch nicht herangeführt worden, nur im
Raume Iaslo—Biecz etwa zwei Divisionen in Versammlung gemeldet.
Generaloberst v. Mackensen erwartete, daß der Feind alles daransetzen
werde, um am folgenden Tage unter Heranziehung von Verstärkungen
seinen Widerstand in den rückwärtigen Stellungen zu erneuern. Daraus
ergab sich von selbst als Aufgabe der 11. Armee die Fortsetzung des An-
griffes aus der ganzen Linie. Fm Sinne des leitenden operativen Ge-
dankens mußte hierbei der Schwerpunkt vermehrt auf den Südflügel gelegt
werden, um auf kürzestem Wege in den Rücken der russischen Karpaten-
front zu gelangen. Am 7° abends wurde daher befohlen, daß das Korps
Kneußl durch die 20. Infanterie-Division verstärkt werden und General
v. Cmmich, der Kommandierende General des X. Armeekorps, den ein-
heitlichen Befehl über diese Gruppe übernehmen sollte. Die linke Grenze
ihres Vormarschstreifens wurde bis an die Ropa ausgedehnt, während sie
für das am Rordflügel der Armee befindliche Gardekorps von Fodlowka
Tuchowska an über Punkt 300 südlich Zurowa—Radoszyce etwas weiter
nach Süden verlegt wurde. Als „nächste, ungefähr gemeinsam zu er-
reichende Linie" wurde bezeichnet: „693—598—488—Kryg—Libusza—
Wilczak—371 Dzial Krzemienny—Rozembark—364 südlich Folw. Przv-
laski—388—428" (südlich Lubaszowa). Die 19. Infanterie-Division, die
drei leichte und zwei schwere Feldhaubitzbatterien dem Gardekorps zu über-
weisen hatte, sollte als Armeereserve bis zum Mittag des 3. Mai mit ihrem
Ansang Dolna erreichen.
Die österreichisch-ungarische 4. Armee erhielt Befehl,
ihren Angriff in den bisherigen Richtungen am folgenden Tage fortzusetzen.
Von der 10. Infanterie-Division wurde hierbei erwartet, daß sie den An-
schluß an die Garde bei Höhe 388 östlich Iodlowka Tuchowska halten und
noch die Höhe 428 südlich Lubaszowa gewinnen würde. Am das Zu-
sammenwirken der inneren Armeeflügel bei der Weiterführung der Offen-
sive noch mehr als bisher sicherzustellen, befahl Generaloberst v. Macken-
sen um 8^ abends gleichzeitig an das österreichisch-ungarische VI. Korps,
das Gardekorps und das Oberkommando der 4. Armee: „Für weiteres
Vorgehen ist engster Zusammenhang der Flügel aller Korps Vorbedingung
des Sieges. Jedes Zurückbleiben eines Flügels kann die vom Nachbar-
korps erreichten Erfolge in Frage stellen und von diesem unnötige Verluste
fordern." Am der 4. Armee für ihre wichtige Aufgabe des Flankenschuhes
einen Kräftezuwachs zu geben, ohne die Stoßkraft der eigentlichen Durch-
bruchsarmee zu schwächen, war ihr „zur Ausnutzung des Erfolges auf dem
Erfolge des Korps Cmmich.
391
linken Flügel" die ungarische 11. Kavallerie-Division zugeführt worden.
Eine Verwendung der Kavallerie in der Verfolgung schien hier in dem
offenen Gelände eher möglich als in dem schwierigen Hügellande vor der
Front der 11. Armee. Auch konnte sie dort schnell die wichtige Bahn
Tarnow—Rzeszow erreichen und unterbrechen.
Ein um 11° abends beim Armee-Oberkommando 11 eintreffender Fern-
spruch der deutschen Obersten Heeresleitung gab der begründeten Hoffnung
Ausdruck, „daß die Armee unter allen Umständen den ihr gewordenen Auf-
trag erfüllen" werde. Der Verlauf der Kämpfe am Vormittage des zweiten
Angriffstages schien diese Erwartung vollauf zu rechtfertigen.
General v. Cmmich hatte der 11. bayerischen und 119. Infanterie-
Division befohlen, am nächsten Morgen um 7° in ihren bis dahin ge-
wonnenen Gefechtsstellungen zur Fortsetzung des Angriffs bereitzustehen.
Die 20. Infanterie-Division sollte zu dem gleichen Zeitpunkt mit ihrem
Anfang bei Szymbark eintreffen. Nach den bis zum frühen Morgen des
3. Mai gemachten Feststellungen wurde die Hauptwiderstandslinie des
Feindes südlich der Ropa auf den Höhen östlich Rozdziele, dem Laufe der
Libuszanka nordwärts folgend, und auf den Höhen östlich Libusza ange-
nommen. Noch diesseits der unteren Libuszanka aber schien er angelehnt
an die Ropa das Höhengelände um Punkt 320 östlich Urwisko in einer
nach Süden gerichteten Flankenstellung besetzt zu halten. General
v. Cmmich beschloß, den Nachdruck seines Angriffes zunächst aus diesen
Frontteil zu legen. Zu diesem Zwecke stellte er der 119. Infanterie-Division
die Masse der schweren Artillerie sowie ein Infanterie-Regiment und eine
Feldartillerie-Abteilung der 20. Infanterie-Division zur Verfügung. Die
119. Infanterie-Division war frühzeitig angriffsbereit. Schon
im Morgengrauen war es gelungen, die tags zuvor stark durcheinander-
geratenen Verbände zu ordnen. Die Nahaufklärung ergab, daß der Feind
feine Stellung südlich der Ropa auf dem Arwisko-Verge in der Nacht ge-
räumt und sich in dem Häusergewirr von Kobylanka und auf der Höhe 288
im Anschluß an das Höhengelände von 320 nordöstlich Kobylanka von neuem
festgesetzt hatte. Gegen 8° vormittags hatte sich das Wetter zu trüben
begonnen, schwacher Regen setzte ein, so daß die Bewegungen in dem
bewaldeten Gebirgsgelände noch mehr erschwert wurden. Dazu wurden
große Teile des Gefechtsfeldes südlich der Ropa von dem dicken schweren
Rauch brennender Naphthaquellen östlich Gorlice eingehüllt. Ein undurch-
sichtiger Schleier legte sich über das Schlachtfeld. Zeitweise lebte hier
und da Gefechtslärm auf, um dann schnell wieder abzuschwellen. Nach-
dem die schwierige Angriffsentwicklung der Division aus dem Waldgebiet
!. Mai.
592
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
3. Mat.
östlich Gorlice in Gang gekommen war, erlahmte der feindliche Wider-
stand in den Häusergruppen von Kobylanka sehr schnell. Am 11° vor-
mittags waren die Höhen um Punkt 288 am Nordrande von Kobylanka
erreicht. Die Vorwärtsbewegung wurde zunächst bis zur Straße Kryg—
Libusza fortgesetzt. Das Hauptangriffsziel der 11. bayerischen
Infanterie-Division bildeten die Waldhöhen beiderseits des
Punktes 488 westlich Rozdziele. Der rechte Flügel sollte sich dabei, süd-
lich um die obere Libuszanka herumfassend, zunächst in den Besitz des
Sattels 542 südlich Wapienne und des von dort nach Nordwesten streichen-
den Höhenrückens setzen. Angesichts der starken vorbereiteten Stellung des
Gegners erschien eingehende Erkundung und Artillerievorbereitung des An-
griffs notwendig. Cs wurde Mittag, bis die vom Vortage noch stark er-
schöpften Truppen in dem zerrissenen Gebirgsgelände ihre Bereitstellungen
vollzogen hatten und zuverlässige Nachrichten- und Vefehlsverbindungen
hergestellt waren. Die in Reserve folgende 20. Infanterie-
Division erreichte an der Straße nach Gorlice gegen Mittag mit dem
Anfang Nowodwor.
General v. Frangois beabsichtigte, bei der Fortführung des
Angriffs am 3. Mai den Nachdruck auf den rechten Flügel seines
HHI. Neservekorps zu legen, wo die Ropa-Niederung ein rasches
Vordringen verhieß. Zugleich faßte er eine Rechtsschwenkung in eine mehr
nach Osten gerichtete Front ins Auge. Die auf dem linken Flügel befind-
liche 81. Reserve-Division trat daher um 6° vormittags, eine
Stunde früher als die 82., an. Fast ohne Kamps erreichte sie schon um
745 vormittags den Höhenrücken 296—440 westlich Kwiatonowice, bald
nach 9° vormittags die Höhe 422 südöstlich dieses Dorfes. Von hier aus
vollzog die Division die befohlene Rechtsschwenkung, wobei sich ihr rechter
Flügel gegen die vom Feinde stark besetzte und befestigte Höhe des Wilczak
wandte. Bald entbrannte auf der ganzen Linie ein heftiger Feuerkamps,
denn auch auf den Höhen östlich des Bachlaufes von Strzeszyn hatte sich
der Gegner zu neuer Abwehr gestellt. Bei der 82. Reserve-Divi-
sion hatten schwache Teile des äußersten rechten Flügels frühzeitig bei
der E. St. Zagorzany die Ropa überschreiten können. Sie besetzten um
10“ vormittags die Höhe östlich H. H. nördlich Arwisko. Im übrigen ging
die Entfaltung des rechten Flügels der Division in der weithin offenen
und durch die feindliche Artillerie vom Wilczak her völlig bestrichenen
Ropa-Niederung nur zögernd und langsam vor sich. Auch der linke Flügel
gewann in der Entwicklung gegen die vom Feinde besetzten Höhen von
Kleczany bis zu den Mittagstunden nur langsam Raum.
Gegenüber dem österreichisch-ungarischen VI. Korps
Weitgesteckte Ziele für die 11. Armee.
293
hatte der Gegner den Moszczenica-Abschnitt in der Nacht und in der
Frühe des 3. Mai preisgegeben. Die Divisionen traten daraufhin um
6° vormittags zur Verfolgung an. Sie stießen nirgends auf nennens-
werten Widerstand. Eine russische Kolonne wurde im Rückmarsch von
Vugaj nach Rozembark beobachtet. Nach anderen Nachrichten sollte der
Feind auch seine weiter östlich gelegenen Stellungen aufgeben. Der
Kommandierende General, Feldmarschalleutnant v. Arz, glaubte daher,
seinem Korps ein sehr weites Ziel, die Olszynka, stecken zu können, womit
das Armee-Oberkommando und das Generalkommando des benachbarten
Gardekorps einverstanden waren. Am die Mittagstunde näherte sich die
verfolgende österreichisch-ungarische Infanterie bereits der Linie Dzial
Krzemienny (371)—Rozembark.
Auch General Freiherr v. Plettenberg hatte mit dem
weiteren Rückzug des Feindes am 3. Mai gerechnet und für das Garde-
k o r p s die Fortsetzung der Verfolgung für 6° vormittags befohlen. Sie
ging in frischem Zuge vonstatten. Der Kommandierende General glaubte
daher schon um 11° vormittags, daß es auch seinem Korps möglich sein
würde, noch heute die Olszynka zu erreichen. Cin Gegenstoß des Feindes
von der Lipie-Höhe (425) her gegen die Mitte der 2. Garde-Infanterie-
Division scheiterte. Doch schien der Feind hier zu hartnäckigem Wider-
stande entschlossen. Die Division erhielt um 12° mittags den Befehl zum
Angriff auf die Lipie-Höhe. Bei der 1. Garde-Insanterie-Division erstieg
die in vorderer Linie eingesetzte 1. Garde-Infanterie-Brigade gegen Mittag
das Höhengelände westlich des Olszynka-Abschnittes Olszyny—W. H. Iod-
lowka Tuchowska.
Das Armee-Oberkommando 11 schloß aus den im Laufe des 3.Mai.
Vormittags eingehenden günstigen Nachrichten und Meldungen, daß mit
einheitlichem Widerstände des Feindes in einer der vorbereiteten rück-
wärtigen Stellungen kaum noch zu rechnen sei. Schon gegen Mittag hatten
die Verfolgungskolonnen der Armeekorps vielfach die im Armeebefehl
für den 3. Mai bezeichneten Ziele erreicht. So glaubte Generaloberst
v. Mackensen die Tagesaufgaben erheblich erweitern zu dürfen. Am
12°° nachmittags erging folgender Armeebefehl:
„Das bisherige siegreiche Fortschreiten des Angriffs macht es mög-
lich, den Armeekorps als möglichst heute noch zu erreichende allgemeine
Linie die folgende zu geben: 569 westlich Folusz—514 Cieklinka—Pago-
rek — Harklowa — Kunowa — Swiecany — Olszynka-Bach — Szerzyny—
Radoszyce. Für morgen ist der Abergang über die Wisloka im Raum Zmi-
gröd—Kolaczyce beabsichtigt, für den alle Vorbereitungen zu treffen sind.
3. Mai.
394 Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
Voraussichtliche Übergangsstrecken: Korps Cmmich bei und südlich Zmi-
grod, XXXXI. Reservekorps im Raum Osiek—Dembowiec, VI. Armee-
korps bei Iaslo, Garde zwischen Iaslo und Kolaczyce. 19. Infanterie-
Division als Armee-Reserve erreicht noch heute den Raum Turza, Rzepien-
nik Biskupi und Rzepiennik Strzyzowski."
In den ersten Nachmittagstunden traf dieser Befehl bei den General-
kommandos ein. Bis die hiernach erforderlichen Anordnungen die Truppen
erreichten, hatte sich die Lage fast überall anders gestaltet als die Führung
erwartet hatte.
General v. Cmmich wies um 3**° nachmittags die 11. bayerische
Division an, zunächst die Sicherung der rechten Flanke in der unge-
fähren Linie Wapienne—Bednarka zu übernehmen, während die 119. In-
fanterie-Division sich in den Besitz des Höhengeländes Cieklin—Walachy—
„zu Lipinki" setzen sollte. Dieser Befehl erreichte die am Südflügel der
Division in den außerordentlich schwer zu durchschreitenden Bergwald süd-
lich Mecina Wk. als Flankenschutz vorgetriebene Kampfgruppe nicht mehr.
Die Verbindung war hier abgerissen. Vis zum Abend arbeitete sich diese
Kampfgruppe bis auf die Höhe 542 südlich Wapienne durch, ohne auf Feind
zu stoßen. Sicherungen wurden gegen das Przegonina-Tal und den Kor-
nuly-Rücken vorgeschoben. Weiter nördlich war der Feind vor den Haupt-
kräften der Division aus die Libuszanka ausgewichen. Als diese in der Ver-
folgung um 3° nachmittags den Ostrand von Mecina Wk. und die Wald-
ränder um Punkt 488 erreichten, schlug ihnen heftiges Artilleriefeuer ent-
gegen. Russische Infanterie wurde in starken Stellungen auf dem steilen
Höhenzug nordöstlich Wapienne, namentlich auf der befestigten Vergnase 577
östlich des Schwefelbades, und auf den Höhen östlich Rozdziele erkannt.
Rur Teile der leichten Artillerie hatten infolge der Geländeschwierigkeiten
den Vormarsch der Infanterie begleiten können. Ohne ausreichende Artil-
lerieunterstützung aber konnte den durch die mühevollen Märsche auf aus-
geweichten, schlechten Wegen völlig erschöpften Truppen der Angriff auf
diese Stellungen in die Nacht hinein nicht zugemutet werden; sie blieben
mit Zustimmung des Divisionskommandeurs in den bisher erreichten
Gefechtsstellungen. Der rechte Flügel der 119. Infanterie-
Division war in den ersten Nachmittagstunden unter leichten Ver-
folgungskämpfen bis über die Höhe 381 östlich Kryg hinausgekommen.
Ihr linker Flügel näherte sich Libusza. Ohne Widerstand zu finden,
konnten die Regimenter über die Straße Kryg—Libusza und bis zur
Höhe 307 östlich dieses Ortes vorschwenken. Dann gerieten auch sie in
heftiges feindliches Artilleriefeuer. Das Vorgehen der rechten Kampf-
gruppe der Division, die bei Rozdziele den Anschluß an die 11. bayerische
Hartnäckige Kämpfe der 11. Armee.
395
Infanterie-Division fand, kam aus den gleichen Gründen wie beim Nach-
bar am dortigen Bachabfchnitt zum Stehen. Die linke Verfolgungsgruppe
hingegen erreichte, ohne auf Widerstand zu treffen, allen Nachbarn weit
voraus, trotz sehr schlechter Wege um 11° abends noch „zu Lipinki". Vor-
geschobene Abteilungen besetzten sogar noch die Walachy-Höhe und den
Ostrand des Debina-Waldes. Dem gegenüber hielt der Feind Dzielec
und Radosc an der Bednarka.
Hatte somit der rechte Armeeflügel die ihm von der Führung bezeich-
neten Tagesziele, wenn auch nur zum Teil, erreichen können, so blieb das
links benachbarte XXXXI. Reservekorps erheblich hinter den seinigen
zurück. Hier legten sich die vom Feinde stark besetzten Höhenstellungen
beiderseits der Ropa als mächtiger Querriegel der Verfolgung hindernd in
den Weg. Als besonders festes Vollwerk erwies sich der Wilczak. In
fünf Etagen stiegen die befestigten Linien bis zum Gipfel dieses Berg-
klotzes an. Vom jenseitigen Ropa-Aser her flankierte die Höhe östlich Kor-
czyna wirksam seine Südfront. Nur ein durch ausgiebiges Artilleriefeuer
vorbereiteter planmäßiger Angriff versprach Erfolg. Die schwere Artil-
lerie konnte indessen angesichts der Wegeverhältnisse auch hier erst nach
und nach im Laufe des Nachmittags in den Kamps eingreifen. Bis dahin
lag die Bekämpfung des Feindes fast ausschließlich der Feldartillerie ob.
Auf dem Wilczak und den Höhen bei Korczyna standen dem Gegner vor-
zügliche artilleristische Veobachtungsmöglichkeiten zu Gebote. So hatte die
angreifende deutsche Infanterie unter dem scharf zusammengefaßten Abwehr-
feuer stark zu leiden. Trotzdem machte der Angriff im Lause des Nachmittags
sichtliche Fortschritte. Die Gesechtslinie beider Divisionen hatte sich gegen
3° nachmittags bis an den Vachgrund westlich des Wilczak herangearbeitet.
Im weiteren Verlauf ermöglichte ihr die gesteigerte Artilleriewirkung all-
mählich das abschnittsweise Emporklimmen an den zum Wilczak empor-
führenden Hängen. Auch von Süden her umfassend zog sich der Angriffs-
ring immer enger um die Kuppe des Berges zusammen. Ein russischer
Gegenstoß im Ropa-Tal vermochte ihn nicht zu sprengen. Gegen Abend
raffte sich die deutsche Infanterie zum Sturm gegen die letzten feindlichen
Stellungen auf. Auf dem Gipfel kam es nochmals zum Vajonettkampf.
Die inneren Flügel beider Divisionen reichten sich siegreich die Hand.
Zur Ausbeutung des in schwerem Kampfe errungenen Erfolges langten die
Kräfte indessen nicht mehr. Auch südlich der Ropa kam der Angriff des
rechten Flügels der 82. Reserve-Division auf Libusza am Abend des
3. Mai nicht mehr zur Durchführung. Man erwartete, daß die Wegnahme
des Wilczak sich am anderen Morgen auch auf die Kampslage südlich des
Flusses auswirken würde. Da die 81. Reserve-Division den Nachdruck
Mai.
596 Die DürchbruchsschlachL von Gorlice.
ihres Angriffs gegen den Wilczak hatte legen müssen, so hatte ihr schwä-
cherer linker Flügel seine am Vormittage errungenen schnellen Anfangs-
ersolge nicht erweitern können.
Auch das Vorgehen des österreichis ch - ungaris chen
VI. Korps begegnete am Nachmittage des 3. Mai erheblich größeren
Schwierigkeiten, als die Führung angenommen hatte. Zwar wurde die
Linie 365 nördlich Strzeszyn—Rozembark ohne nennenswerten Widerstand
erreicht, doch stellte sich bald heraus, daß der Feind im Anschluß an seine
Stellung auf dem Wilczak sich auch auf den Höhenzügen südwestlich Bina-
rowa und nördlich Raclawice zu neuer Abwehr gesetzt hatte. Nach Ge-
fangenenaussagen sollte das russische XXVII. Korps zur Aufnahme vor-
gezogen sein. Danach war mit dem Einsatz frischer Truppen zu rechnen.
Die 12. Infanterie-Division trat um 5° nachmittags in der Linie Naphtha-
Brunnen nordöstlich Strzeszyn—„zu Vinarowa" ins Gefecht. Weiter
nördlich fühlte die 39. Infanterie-Division gegen die feindlichen Stellungen
vor. Da die Nuffen starke Artillerie einsetzten, wurde nur langsam Ge-
lände gewonnen. Lediglich am äußersten Nordflügel der 39. Division, wo
deren Hauptkräfte zur Wahrung des Zusammenhanges mit der Garde ein-
gesetzt waren, gelang um 8° abends ein örtlicher Erfolg gegen die Hochfläche
nördlich Raclawice. Im übrigen ging der Tag zu Ende, ohne daß der
Angriff des VI. Korps zur Durchführung kam.
Die Kämpfe beim Gardekorpsam Nachmittage und Abend trugen
ein ähnliches Gepräge wie beim XXXXI. Reservekorps. Der um 3° nach-
mittags einsehende Angriff der 2. Garde-Infanterie-Division gegen die
vom Feinde stark besetzte Lipie-Höhe gewann nur langsam Boden. Erst
nachdem die auch hier hinter der Infanterie zurückgebliebene Artillerie
herangekommen war und in den Kampf eingegriffen hatte, gelang es spät
abends, die zäh verteidigten Stellungen von Lipie sowie die Höhe 421 süd-
östlich davon in Besitz zu nehmen. Im Angriffsstreifen der 1. Garde-
Infanterie-Division hatte die 1. Garde-Infanterie-Brigade den Olszynka-
Abschnitt gegen 3° nachmittags erreicht. Ihr weiteres Vorgehen traf auf
heftigen Widerstand des Feindes, der sich auf den Höhen östlich des Bach-
abschnittes festgesetzt hatte. Auch hier entschied sich der Kampf erst um 9°
abends zugunsten der deutschen Infanterie. Im Angriff auf den hoch-
gelegenen Teil von Olszyny wirkten die inneren Flügel beider Garde-
Divisionen zusammen. Wegen der Ansicherheit über die Kampflage bei
dem links benachbarten Verbündeten war die 2. Garde-Infanterie-Brigade
auch weiterhin hinter dem linken Flügel zurückgehalten worden.
Die Verfolgung der 11. Armee am 3. Mai war wiederum reich an
Gefangenen und Kriegsbeute gewesen, sie hatte indessen am Nachmittage
Verlauf des 3. Mai bei den Nachbararmeen.
597
und Abend doch nicht mehr den Raumgewinn erzielt, den die Führung er-
hofft hatte. Trotz schwerer Verluste war es dem Feinde gelungen, der
Verfolgung auf der ganzen Linie Aufenthalt zu bereiten.
Der Verlauf der Dinge bei der österreichisch-ungarischen
4. Armee entsprach noch weniger den Erwartungen. Entscheidende
Erfolge waren nur ihrem Südflügel, dem IX. Korps, beschieden. Diesem
war die Aufgabe gestellt, das Höhengelände von Vrzanka—Dobrotyn in
Besitz zu nehmen. Die 10. Infanterie-Division drang vormittags fast un-
behelligt vom Feinde über Iodlowka Tuchowska bis an die Straße nach
Olszyny und weiter nördlich bis zum Rostowka-Grund vor. Teile ihres
rechten Flügels nach links eindrehend, wandte sie sich dann von Süden
und Westen her gegen das vom Feinde besetzte Waldgelände des Brzanka-
Massivs. In ihm arbeitete sich die Infanterie unter Kämpfen mühsam vor-
wärts, wobei die Verbindung mit dem linken Flügel des Gardekorps ver-
lorenging. Vortruppen erreichten spät abends noch Dobrotyn. Gegenüber
der 106. Infanterie-Division nördlich der Biala hatte der Feind in der
Nacht und am Morgen des 3. Mai seine starken Stellungen östlich des
Chojnik-Baches geräumt und war auf die Höhen südwestlich und westlich
von Tuchow zurückgegangen. Die nachdrängende Division setzte zu doppelt
umfassendem Angriff an. Ihrem linken Flügel gelang es zuerst, gegen
2° nachmittags in die russischen Stellungen auf Höhe 331 bei Meszna
Opacka einzudringen. Am Abend stand die Division auf den umstrittenen
Höhen des westlichen Biala-Afers, Der Armeeführer hatte den Hauptteil
seiner Reserven dem IX. Korps zur Verfügung gestellt.
Unter der Wirkung dieses erfolgreichen Vorgehens hatte auch der
rechte Flügel des ö st e r r e i ch i s ch - u n g a r i s ch e n XIV. Korps,
die 3. Infanterie-Division, den Angriff im Walde nordöstlich Wal, der
tagsüber nur geringe örtliche Fortschritte gemacht hatte, gegen Abend bis
W. H. Vrzezie vorwärtstragen können. Die Kämpfe setzten sich hier bis
in die Rächt fort. Bei der liirks benachbarten 8. Infanterie-Division ver-
lief der Tag ohne Entscheidung. Ihre Sturmtruppen schoben sich erst
abends bis an die Hindernisse der feindlichen Stellungen heran. An der
Dunajec-Front räumten die Russen unter dem Eindruck des nächtlichen
Aferwechsels von Teilen der deutschen 47. Reserve-Division in ziemlicher
Hast ihre Brückenkopfstellungen auf dem Westuser. Die Division zog
daraufhin weitere Kräfte über den Fluß und wies abends Gegenangriffe
feindlicher Truppen ab. Die Gruppe Stoeger-Steiner vermochte ihren
Brückenkopf nicht wesentlich zu erweitern.
Zur Rechten der Durchbruchsarmee setzte das X. Korps der ö st e r -
reichisch-ungarischen 3. Armee sein Vorgehen beiderseits des
Mai.
398
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
Mai.
Mai.
Przegonina-Tales und im Waldgebiet der Ostra Gora erfolgreich fort.
Schon um 11° vormittags war dieser ganze Höhenrücken in Besitz ge-
nommen. Die Russen gingen hier, ohne nachhaltigen Widerstand zu leisten,
nach Osten auf den Kornuly- und den Magora-Rücken zurück. Der Armee-
führer, General v. Boroevic, befahl seinem linken Flügel, im Einklang mit
dem Fortschreiten der 11. bayerischen Infanterie-Division auf den Magora-
Rücken und gleichzeitig im Przegonina-Tale in Richtung auf Bartne vor-
zugehen, um die feindliche Front weiter nach Osten aufzurollen.
6) Die Vollendung des Durchbruchs.
Trotz des nicht voll befriedigenden Verlaufs, den die Verfolgung
am Nachmittage des 3. Mai genommen zu haben schien, hielt General-
oberst v. Mackensen unentwegt an dem Ziele fest, das er sich gesteckt hatte.
In seinem um 6° abends erlassenen Armeebefehl bezeichnete er es als Aus-
gabe für den folgenden Tag, „den Feind im Rückzüge zu erhalten und,
wenn irgend möglich, den Wisloka-Äbergang zu erzwingen, bevor neue
feindliche Kräfte eingesetzt seien". Man wußte, daß baldiges Eingreifen
des aus der Gegend südlich Przemysl im Anmarsch befindlichen III. kau-
kasischen Armeekorps bevorstand. Der Oberbefehlshaber schob daher seine
Armeefront nach rechts noch enger gegen die Linie Zmigrod—Wisloka-
Bogen südlich Kolaczyce zusammen. Die begonnene Rechtsschwenkung der
11. Armee sollte damit gleichzeitig fortgeführt werden.
Vor dem Korps Cmmich hatte der Feind in der Nacht seine
Stellungen bei Wapienne und nördlich Vednarka geräumt. Flieger hatten
in der Frühe den Abmarsch feindlicher Kolonnen von Krempna auf
Zmigrod festgestellt. Der Feind führte also anscheinend unter dem vom
Korps Cmmich ausgehenden Flankendruck bereits Teile aus seiner Kar-
paten-Front heraus. Daher entschloß sich General v. Cmmich unter Einsatz
der frischen 20. Infanterie-Division, den Wisloka-Übergang bei Zmigrod
baldigst in Besitz zu nehmen und die Talstraße dort zu sperren. Die
11. bayerische Infanterie-Division sollte durch Vordringen bis an die
Wisloka die Bahn für diesen neuen Kräfteeinsatz freimachen; der
119. Infanterie-Division fiel die Sicherung nach Nordosten zu. Das Armee-
Oberkommando forderte die österreichisch-ungarische 3. Armee auf, mit ihrem
linken Flügel ebenfalls gegen die obere Wisloka vorzustoßen. Gegen den
Vorstoß des Korps Cmmich führte der Feind anscheinend frische Kräfte
von Dembowiec nach Südwesten heran. Die 11. bayerische Infanterie-
Division stieß, beiderseits der Straße von Vednarka vorgehend, um die
Mittagszeit bei Mola Cieklinska auf Feind in fester Stellung. In den
Nachmittagstunden entwickelte sich hier ein schwerer Frontalkampf. Erst
Der Feind weicht auf die Wisloka zurück.
399
als die Amfassung des Gegners von Süden her durch die im Gebirge auf
Folusz vorgeführten Teile der Division zur Wirkung gekommen war, fiel
um 6° abends die Entscheidung. In Auflösung wich der Feind nach Nord-
osten auf die Wisloka zmück. Inzwischen war die 119. Infanterie-Division
zur Deckung des Vorstoßes der 11. bayerischen Infanterie-Division nach
Norden links eingeschwenkt und hatte sich dem gegen die Flanke der Bayern
vordringenden Feinde entgegengeworfen. Cieklin erlag um 430 nachmittags
ihrem Ansturm. Dann setzte der Russe aber zu einem kraftvollen Gegen-
stoß an und durchbrach zeitweilig sogar die Linien der 119. Infanterie-
Division. Schließlich wurde er aber auch hier nach Nordosten zurück-
geworfen.
Zu dem nördlich an das Korps Cmmich anschließenden
XXXXI. Reservekorps war die Gefechtsverbindung bei Beginn des
Tages abgerissen. Auch vor diesem Korps war der Feind zurückgegangen.
Die Verfolgung über Pagorek—Harklowa verzögerte sich indessen, nament-
lich durch den Brückenschlag über die Ropa. Das Armee-Oberkommando
hatte daher auf enges Zusammenwirken der fünf südlich der Ropa ope-
rierenden Divisionen und auf die Notwendigkeit hingewiesen, das Korps
Cmmich durch Übernahme des Flankenschutzes bald zu entlasten. Die Divi-
sionen des XXXXI. Reservekorps stießen am Nachmittage in den Wald-
bergen westlich Pagorek—Harklowa auf Feind. In hartem Kampfe gelang
es der 82. Reserve-Division erst gegen 9° abends, diesen aus Osobnica
zurückzuwerfen und in dieses Dorf noch nachts einzudringen. Links daneben
vermochte aber die 81. Reserve-Division nicht durchzudringen. Starke
Teile von ihr blieben infolge der schwierigen Gefechtslage beim öster-
reichisch-ungarischen VI. Korps zum Schutze der linken Flanke
südlich Kunowa gefesselt.
Dieses Korps war nördlich der Ropa in harte Kämpfe verstrickt.
Auch frisch eingesetzte Kräfte warfen sich ihm in heftigen Gegenstößen
entgegen. Trotzdem gelang es der 12. Infanterie-Division unmittelbar
nördlich der Ropa, die Rüsten von den Höhen nördlich Viecz bis über
die Olszynka zurückzuwerfen und dann um 5° nachmittags die Höhen öst-
lich Siepietnica zu nehmen. Die Ungarn der 39. Infanterie-Division
warfen den auf den Höhen westlich Swiecany stehenden Feind in zähem
Angriff gegen 6° abends, vermochten aber nicht mehr das Ostuser der
Olszynka zu erreichen.
Nördlich der Olszynka, östlich Olszyny und nördlich Olpiny war es
am linken Flügel des Gardekorps der 1. Garde-Infanterie-Division,
mit der 2. Garde-Infanterie-Brigade in vorderster Linie, schon in den ersten
Nachmittagstunden gelungen, den Gegner zurückzudrücken. Unter der damit
i. Mai»
400
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
von Norden her drohenden Umfassung ging der Feind um 4° nachmittags
aus Olpiny auf Szerzyny zurück. Bald danach brach sein Widerstand
auch auf den Höhen südlich Olpiny gegenüber der 2. Garde-Insanterie-
Division zusammen. Im Nachstoß erreichte das Gardekorps noch die Ost-
ufer-Höhen des Olszynka-Baches. Der linke Flügels mußte über Radoszyce
gegen den Obszar-Berg zurückgezogen bleiben, da von diesem die Öster-
reicher wieder verdrängt waren.
4. Mai. Im übrigen war der Feind aber auch gegenüber der österreichisch -
ungarischen 4. Armee nach seinem Ausweichen über Tuchow auf
die Höhenlinie Bukowina—Gorskie zurückgegangen und hatte auch seine
Front zwischen Biala und Dunajec bis in gleiche Höhe zurückgenommen.
Die Österreicher waren über die Biala gefolgt, ihr Vorgehen zielte östlich
des Dunajec auf Tarnow, um den Truppen der Dunajec-Front den Weg
nach Osten zu bahnen. Generaloberst v. Mackensen befahl am Nachmittage
der 4. Armee, sich der Rechtsschiebung der 11. Armee mit den beiden Armee-
korps ihres rechten Flügels (IX. und XIV.) in östlicher Richtung auf
Brzostek—Pilzno anzuschließen und die Deckung gegen Norden den übrigen
Teilen der 4. Armee allein zu überlassen. Das weitere Vorziehen dieser
Armee mußte sich also in tiefer Linksstaffelung vollziehen, da am unteren
Dunajec die russische Front noch standhielt.
Bei dieser Lage der 4. Armee war vorauszusehen, daß zumal bei der
Rechtsschiebung der 11. Armee der Einsah der Armeereserve, der 19. In-
fanterie-Division, am Nordflügel der 11. Armee bald notwendig werden
würde. Das Armee-Oberkommando ordnete daher die Versammlung der
anrollenden 56. Infanterie-Division hinter dem linken Armeeflügel bei
Zakliczyn an.
Der Nordflügel der österreichisch-ungarischen 3. Armee
befand sich bereits am Vormittage im Ausstieg auf die Magora und war im
Anschluß an die 11. bayerische Infanterie-Division rechts eingeschwenkt, um
die Wisloka unterhalb Krempna zu gewinnen. Am Abend war die Kamm-
höhe des Magora-Rückens erreicht, man stand vor Bartne im Kampf.
Auch durch den Einsatz frischer Kräfte war es dem Feinde wieder nicht
gelungen, das Vordringen des rechten deutschen Armeeflügels aufzuhalten.
Der Stoß des Korps Cmmich hatte ihn auch aus seiner dritten Stellung
geworfen. Trotz der vorgerückten Stunde beharrte Generalmajor v. Kneußl
bei seiner Absicht, sofort noch bis zur Wisloka durchzustoßen. Am 720
abends befahl er Teilen seiner Division, noch in der Nacht Samokleski zu
erreichen und von dort aus das Wisloka-Tal oberhalb Zmigrod zu sperren.
s. Mai. In der Frühe des 5. Mai wurde die Wisloka südlich Zmigrod erreicht.
Die Talstraße war in deutscher Hand. Damit war die Spitze des Angriffs-
Die 11. Armee erreicht die Wisloka.
401
keils des Korps Cmmich durch die Front der russischen 3. Armee tief hin-
durchgedrungen und stand nunmehr zwischen der Gebirgsfront und dem die
Verbindung dieser Front schützenden Teil der russischen 3. Armee. Auch
vor der österreichisch-ungarischen 3. Armee wich der Feind in den ersten
Morgenstunden von Vartne weiter ostwärts aus. Der am 2. Mai er-
kämpfte Einbruch in die russische Front war nunmehr an dieser Stelle zum
vollen Durchbruch erweitert. Zu seiner operativen Auswirkung sollte die
auf der Straße Gorlice—Zmigröd nachrückende 20. Infanterie-Division mit
frischen Kräften den Keil weiter vortreiben.
Gegen die Front der 119. Infanterie-Division, die die Rvrdflanke
sicherte, richteten sich in der Folge heftige Vorstöße der Russen; sie hatten
keinen Erfolg. Die Division sollte nachgezogen werden, sobald das
XXXXI. Reservekorps den Flankenschuh übernehmen konnte. General
v. Francois hatte sein Korps schon um 4° früh antreten lassen, um dem
Korps Cmmich möglichst bald die Sorge um seine linke Flanke abzu-
nehmen. In den Waldbergen aber fand der Vormarsch, namentlich der
Artillerie, erhebliche Wegeschwierigkeiten. So konnte die 82. Reserve-
Division erst gegen 9° vormittags den Anschluß an die 119. Infanterie-
Division gewinnen und den Angriff gegen Osobnica fortzusetzen. Die
81. Reserve-Division machte bei Harklowa noch keine Fortschritte. Das
österreichisch-ungarische VI. Korps suchte südlich der Ropa den Anschluß
an diese Division, nördlich der Ropa stieß es zwischen dem Fluß und
Baczal Dl. auf eine feindliche Stellung. Rur das Gardekorps hatte zu-
nächst keinen stärkeren Feind mehr gegenüber. Flieger hatten um 111° vor-
mittags östlich der Wisloka rückgängige Bewegungen von Iaslo und Kola-
czyce in östlicher und nordöstlicher Richtung festgestellt. Generaloberst
v. Mackensen spornte daher seine Armeekorps zu schärfstem Nachdrängen an.
e) Der Feind.
Am 1. Mai stand die russische 3. Armee der Angriffsfront des General- i. bis 2. Mm.
obersten v. Mackensen in einer Breite von 80 Irrn. von der Weichsel bis
westlich Zmigröd mit sechs Infanterie- und Reserve-Divisionen und fünf
Landwehr-Brigaden gegenüber, dahinter als Reserven P/2 Reserve-Divi-
sionen westlich Iaslo und bei Zmigröd und, auf die ganze Linie verteilt,
fünf Kavallerie-Divisionen.
Schon am Abend des 1. Mai hatte der Armeesührer, der frühere bul-
garische General Radko Dmitrijew, keinerlei Zweifel mehr, daß ein starker
Angriff gegen die Westfront seiner Armee unmittelbar bevorstand. ' Er
unterstellte daher in der Frühe des 2. Mai dem besonders bedrohten
X. Korps, das auf dem linken Flügel stand, Teile der 63. und der 81. Re-
+ Weltkrieg. VII. Band. 26
402
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
serve-Division. Die 63. Reserve-Division wurde zum örtlichen Gegenstoß auf
Gorlice vorgeführt. Cin Gegenangriff auf breiter Front war aber erst nach
Eintreffen des III. kaukasischen Korps beabsichtigt, das aus der Gegend
südlich Przemysl im Anmarsch war. Zur Stützung der am unteren Dunajec
bedrohten Front war die 2. zusammengesetzte Kosaken-Division und ein
Infanterie-Regiment des XXXI. Korps vom nördlichen Weichsel-User
herangezogen worden.
Die zur Unterstützung des X. Korps entsandten Reserven vermochten
dessen schnellen Zusammenbruch jedoch nicht aufzuhalten. Cs ging in die
zweite Stellung zurück. Dadurch war zwischen diesem Korps und dem noch
standhaltenden IX. Korps eine Lücke entstanden, zu deren Schließung süd-
lich des Berglandes von Brzanka zwei Infanterie-Regimenter und etwa
1% Kavallerie-Divisionen in Marsch gesetzt wurden. Diese Kräfte reichten
aber nicht aus. Auch weiterhin blieb die Nordflanke des X. Korps bedroht.
Daher wurde von Krosno her eine weitere Kavallerie-Division zu Hilfe
3. ms 4. Mai. gesandt. Inzwischen traten aber am 3. Mai auch weiter nördlich vor der
österreichisch-ungarischen 4. Armee Rückschläge ein. Die 70. Reserve-
Division des IX. Korps wurde in voller Auflösung auf Tuchow zurück-
geworfen, auch die 5. Infanterie-Division ging auf das Ostufer des Dunajec
zurück. Am Nachmittage des 3. Mai traute das Oberkommando der
3. Armee den Kampfgruppen des IX. und X. Korps beiderseits der großen
Waldzone keine Widerstandskraft mehr zu. Cs erhoffte die Rettung der
Lage nur noch vom Einsatz des III. kaukasischen Korps und ermahnte die
an und südlich der Ropa im Kampfe stehenden Teile des X. Korps am
Nachmittage des 3. Mai, standzuhalten, um den planmäßigen Einsatz des zu
Hilfe eilenden Korps zu ermöglichen. Dies gelang nicht. Am 3. Mai
wiederum geschlagen, ging diese Front in die dritte Stellung zurück.
Für den 4. Mai unterstellte General Radko Dmitrijew das geschlagene
X. Korps dem Kommandierenden General des anmarschierenden III. kau-
kasischen Korps. Diese neue Kampfgruppe sollte gegen die Linie Olpiny—
Biecz—Wola Cieklinska zum Gegenangriff antreten und, mit dem linken
Flügel an der Magora sich anklammernd, den Zusammenhang mit der Ge-
birgsfront wahren. Auch diese Absicht scheiterte. Die zum Schuh der
Nordflanke des Gegenangriffs angesetzten Kräfte wurden vom preußischen
Gardekorps auf die Wisloka zurückgeworfen. Die vom III. kaukasischen
Korps von Iaslo her zur Olszynka vorgeführte 52. Infanterie-Division
konnte nur noch die von dem österreichisch-ungarischen VI. Korps zer-
schlagene 61. Reserve-Division aufnehmen. Die 21. Infanterie-Division
des III. kaukasischen Korps sollte am Nachmittage des 4. Mai offensiv in
das Gefecht der 9. Infanterie-Division des X. Korps gegen das deutsche
Die operative Auswirkung des Durchbruchs von Gorlice.
402
Korps Cmmich eingreifen. Aber auch sie wurde in das Zurückfluten nach
Nordosten zur Wisloka hineingerissen.
Alle vom 2. bis 4. Mai gegen die deutsche 11. Armee eingesetzten Ver-
bände hatten so starke Einbußen erlitten, daß das III. kaukasische Korps
nur noch den Rückzug decken konnte. Unter dem Zwange dieser Lage mußte
die russische 3. Armee auch das Zurückschwenken des IX. Korps in die Linie
Wisloka-Knie nördlich Pilzno—Dunajec-Mündung einleiten. Auch in den
Karpaten wurde das nördlichste Korps (XXIV.) zurückgenommen. Die
Absicht, bei Samokleski noch vorwärts der Wisloka die zerrissene Abwehr-
front wieder zu schließen, gelang nicht. Zwischen der Gebirgssront und dem
auf die Wisloka weit nördlich Zmigrod zurückgegangenen Südflügel des
III. kaukasischen Korps klaffte eine breite Lücke.
Z. Die operative Auswirkung des Durchbruchs von Gorlice
vom 5. bis Io. Mai 5.
Karten 16 und 17.
a) Vorgehen bis zur Iasiolka am 5. und 6. Mai 1915.
Beim Korps Cmmich überschritt gegen Mittag die 20. Infanterie- s. Mai.
Division als neue Spitze des Angriffskeils der 11. Armee auf der unver-
sehrten Brücke bei Zmigrod die Wisloka. Die Division wurde weiter auf
Wietrzno, die hinter ihr folgende 11. bayerische Infanterie-Division auf
Dukla angesetzt. Die 119. Infanterie-Division sollte zum Schutz gegen
den weiter nördlich auf das Ostufer der Wisloka zurückgegangenen
Feind nach Zmigrod zusammengezogen werden. Beiderseits der Ropa
aber hielten die Russen noch westlich der Wisloka einen Brückenkopf um
Iaslo. Das XXXXI. Reservekorps und das österreichisch-ungarische
VI. Korps traten hiergegen zum Angriff an. Am den Anschluß an den
Vormarsch des Gardekorps zu wahren, hatte die österreichisch-ungarische
4. Armee ihren Südflügel auf die Wiszowa-Höhe vorgeschoben.
Auf Grund dieser Lage gab die österreichisch-ungarische Heeresleitung
um 1° nachmittags die Weisung an die 11. Armee, „mit verstärktem Rord-
' flügel den Vorstoß in die allgemeine Linie Dukla—Krosno—Strzyzow fort-
zusetzen", wobei sie durch die 4. Armee nach Norden zu schützen war. Die
ö sterr e i ch i s ch - un g ar i s ch e 3. Armee sollte ihren linken Flügel
über Krempna auf Tylawa vorführen und im übrigen durch allgemeinen
Angriff den Feind im Gebirge festzuhalten suchen, um den Stoß der
11. Armee am Gebirge entlang wirksamer zu gestalten. Am 2° nach-
mittags wies dementsprechend Generaloberst v. Mackensen seinen Korps
ihre Aufgaben zu. Korps Cmmich hatte auch weiterhin baldigst die aus dem
26*
404
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
s. Mai. Gebirge nach Norden führenden Straßen zu sperren. Das XXXXI. Re-
servekorps sollte sich möglichst bald mit ihm auf gleiche Höhe setzen. Dem
österreichisch-ungarischen VI. Korps fiel der Vormarsch über Iaslo auf
Krosno zu. Das Gardekorps hatte nördlich der Iasiolka zunächst auf Mode-
rowka weiter vorzugehen und die ihm unterstellte 19. Infanterie-Division
gestaffelt über Kolaczyce nachzuziehen.
Vom Korps Cmmich erreichte die 20. Infanterie-Division in kühnem
Vorstoß um 8° abends bei Wietrzno die Iasiolka. Nördlich Dukla wurde
die Talstraße gesperrt. Die 11. bayerische Infanterie-Division stand abends
weiter westlich gegenüber dem Karpaten-Ausgang bei Glojsce in einer
Sperrstellung, nach Norden gesichert durch die 119. Infanterie-Division.
Dem Feinde, der unter diesem bedrohlichen Druck des Korps Cmmich inner-
halb des Gebirges nach Osten zurückwich, war der Nordflügel der öfter-
reichisch-ungarischen 3. Armee bis Krempna gefolgt. Hier sollte die durch
die scharfe Rechtsschwenkung der Armee nun sreiwerdende 21. Infanterie-
Division angehalten werden.
Während der Feind also an der oberen Wisloka nicht mehr stand-
halten konnte, behauptete er noch mit großer Zähigkeit seinen Brückenkopf
um Iaslo. Das XXXXI. Reservekorps suchte hier von Süden her den
Gegner zu umfassen. Auch das österreichisch-ungarische VI. Korps wollte
die vor seiner 12. Division besonders starke feindliche Stellung südlich um-
gehen und dazu die ungarische 39. Infanterie-Division in der Nacht auf
das Südufer der Ropa hinüberführen. Die Kämpfe dauerten bei Dunkelheit
noch an. Auch weiter nördlich, südwestlich Kolaczyce, suchte sich der Russe
noch diesseits der Wisloka zu behaupten. Das scharf nach Süden heran-
gezogene Gardekorps war erst in den Nachmittagstunden aus diesen
Feind gestoßen. Im unübersichtlichen Bergland konnte es bis zum Abend
nicht an das Flußtal vordringen. Die 19. Infanterie-Division wurde hinter
dem linken Korpsflügel nachgezogen.
Durch den Kampfverlauf war die 11. Armee am Abend des 5. Mai
östlich und westlich der Wisloka in zwei ungleiche Gruppen auseinander-
gezogen. Generaloberst v. Mackensen gab daher, um das Zusammenwirken
aller Teile bei den weiteren Operationen zu sichern, um 1030 abends an
General v. Cmmich die Weisung, vorläufig mit seinen vorgeschobenen Divi-
sionen in der Sperrstellung zu verbleiben und östlich der Iasiolka gegen die
Linie Rymanow—Krosno nur aufzuklären. Kurz vor Mitternacht erhielt
das Armee-Oberkommando aber eine Weisung der österreichisch-ungarischen
Heeresleitung, daß es sowohl für den Erfolg gegen die aus den Karpaten
abziehende russische 3. Armee wie auch für die umfafiende Wirkung gegen die
noch stehende feindliche Wisloka-Front von größter Bedeutung sei, den
Korps Cmmich stößt am 5. Mai über die Wisloka vor.
405
Stoß des Korps Cmmich bis an die Straße Rymanow—Miejsce Piastowe
fortzusetzen und das XXXXI. Reservekorps südlich Iaslo die Wisloka
überschreiten zu lassen. In Erkenntnis der wachsenden operativen Bedeu-
tung des Durchbruchs hatte die österreichisch-ungarische Heeresleitung auch
bereits ihre 2. Armee angewiesen, sich der Vorbewegung der 3. Armee anzu-
schließen. Abändernde Befehle für das Korps Cmmich wurden aber von
Generaloberst v. Mackensen zunächst noch nicht gegeben, da er weiteres Vor-
dringen nur für möglich hielt, wenn stärkere Kräfte der Armee die Wisloka
überschritten hatten oder wenn die bereits angesetzte Aufklärung ergab, daß
der Feind auch weiter östlich der Iasiolka vor dem Korps Cmmich abzog.
Gegen Abend waren russische Marschkolonnen im Rückmarsch von Iaslo
beiderseits der Iasiolka und von Kölaczyce aus Frysztak festgestellt worden.
Die österreichisch-ungarische 4. Armee hatte ihren An-
schlußflügel noch über die Wiszowa-Höhe hinaus gegen die Wisloka vor-
geschoben. östlich der Biala setzte der Feind am 5. Mai unter Festhaltung
der Gorskie-Höhe das Zurückschwenken seiner Front vor dem IX. und dem
rechten Flügel des XIV. Korps fort. Aufklärungsabteilungen wurden gegen
die Wisloka-Strecke Brzostek—Pilzno angesetzt. Die nordwärts verfolgenden
Divisionen gelangten bis zur Linie Lubcza—Zalasowa. Am auch die Gorskie-
Höhe zu Fall zu bringen, sollten Kräfte aus dem Raume zwischen Biala und
Dunajec herangezogen werden. Die österreichisch-ungarische 4. Armee sollte
ihre Kräfte südlich der Straße Tarnow—Pilzno—Debica zusammenhalten
und auf ihrem Nordflügel der starken Kavallerie Wirkungsmöglichkeit schaffen.
General v. Cmmich erhielt erst am 6. Mai um ll15 vormittags die «. Mai.
Weisung, seinen Vormarsch auf Rymanow am Karpaten-Fuß fortzusetzen,
sobald Teile des XXXXI. Reservekorps die Wisloka überschritten hätten.
Für diesen Vormarsch kamen bei der noch ungeklärten Lage in den Wald-
bergen die 11. bayerische und die 20. Infanterie-Division nicht in Frage.
Gegen ihre Front stießen aus dem Gebirge seit dem Morgen versprengte
Trupps der russischen 48. und 49. Infanterie-Division (XXIV. Korps)
vor. So trat zunächst nur die weiter rückwärts befindliche 119. Infanterie-
Division nördlich Zmigrod die Vorwärtsbewegung an, nachdem gegen
Mittag die vordersten Marschkolonnen des XXXXI. Reservekorps im
Vormarsch über Dembowiec östlich der Wisloka erschienen waren. Auch
das österreichisch-ungarische VI. Korps war nach dem Abzug des Feindes
über Iaslo gegen Mittag dort im Aserwechsel begriffen. Das Garde-
korps war schon um 7° früh an den Fluß herangekommen und überschritt
ihn, nach links gesichert durch die 19. Infanterie-Division.
Vor der österreichisch-ungarischen 4. Armee hatte der
Gegner während der Nacht die Gorskie-Höhe und Tarnow geräumt. Das
406
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
IX. und XIV. Korps folgten gegen die Wisloka Strecke Bukowa—Pilzno.
Vor der deutschen 47. Reserve-Division war der Feind bis auf die Höhen-
stellungen um Lisiagora, nördlich Tarnow, gewichen. Teile der Division
schwenkten darauf mittags nach Norden ab, um der Gruppe Stoeger-Steiner
vorwärtszuhelfen.
Der um Mittag ausgegebene Verfolgungsbefehl des General-
obersten v. Mackensen wies das Korps Cmmich auf Rymanow, das
XXXXI. Reservekorps zur Deckung der linken Flanke des Cntfcheidungs-
flügels auf Miejsce Piastowe, das österreichisch-ungarische VI. Korps auf
Krosno; das Gardekorps, dem die 19. Infanterie-Division links gestaffelt
zu folgen hatte, wurde auf den Wislok unterhalb Odrzykon angesetzt.
Beim Korps Cmmich wurde das Ziel Rymanow an diesem Tage
nicht mehr erreicht. Die dorthin in Marsch gesetzte 119. Infanterie-Divi-
sion sah sich gegen Abend genötigt, trotz starker Ermüdung einer als Rücken-
deckung bei Wietrzno zurückgelassenen Abteilung der 20. Infanterie-Divi-
sion, die auf dem Ostufer der Iasiolka noch Feind in fester Stellung sich
gegenüber hatte, Unterstützung zu bringen. Die Division wurde noch in
der Nacht gegen diesen Gegner von Süden umfassend angesetzt, um möglichst
bald die Höhen des Ostufers in Besitz zu nehmen und weittragende Ge-
schütze gegen die feindliche Rückzugsstraße aus Rymanow einsetzen zu
können. Das XXXXI. Reservekorps erreichte am Abend mit der 81. Re-
serve-Division bei Zrecin die Iasiolka, die 82. Reserve-Division folgte da-
hinter als Armeereserve. Dem österreichisch-ungarischen VI. Korps war
nach dem Userwechsel bei Iaslo von Generaloberst v. Mackensen der sofor-
tige Weitermarsch über Iedlicze auf Krosno befohlen worden. Das Korps
gelangte aber nicht mehr bis an die Iasiolka. Rur Kavallerie wurde auf
Krosno entsandt. Beim Gardekorps kam es nach dem Uferwechsel abends
auf den Höhen des Ostufers der Wisloka noch zu Kämpfen. Teile der
19. Infanterie-Division durchfurteten den Fluß südwestlich Kolaczyce und
wandten sich dann nach Norden.
Auch die ö st erreich isch-ung arische 4. A r m e e hatte um
Mittag mit dem IX. Korps weiter nördlich bei Brzostek die Wisloka er-
reicht. Der Feind hielt auf dem östlichen Ufer noch stand. Der linke Korps-
flügel warf starke feindliche Kavallerie auf dem Westufer auf Bielowy zu-
rück. Das auf Pilzno angesetzte XIV. Korps vermochte den Widerstand
feindlicher Nachhuten westlich Leki und Pogorska Wola nicht zu brechen.
Vor der deutschen 47. Reserve-Division gab der Feind unter der Ein-
wirkung der Umfassung von Tarnow her weiter nach, hielt aber noch die
Höhen südwestlich Lisiagora. Die weiter nördlich angesetzte 11. Kavallerie-
Division gelangte nicht bis zu ihrem Ziel Dabrowa.
Die 11. Armee überschreitet die Wisloka am 6. Mai.
407
Die österreichisch - ungarische 3. Armee folgte vom Dukla-
Paß in Richtung auf Szklary und Tylawa dem nach Norden weichenden
Feinde. Westlich Tylawa zersprengten Teile ihres X. Korps feindliche
Kräfte. Damit waren die vor dem Korps Cmmich noch in den Karpaten
befindlichen russischen Verbände von drei Seiten umstellt.
Flieger hatten in ihrer durch das Wetter begünstigten erfolgreichen
Tätigkeit eine umfangreiche Rückwärtsbewegung auf der Gesamtfront des
Feindes erkannt. Zahlreiche Marschkolonnen zogen morgens durch und
östlich Krosno nach Nordosten und von Iaslo und Kolaczyce nach Osten.
Auch aus Frysztak am Wislok schoben sich Kolonnen zusammen, sie
gliederten sich in eine geschlossene große Marschbewegung über Strzyzow
in Richtung auf Rzeszow ein. Zahlreiche Transportzüge und Marsch-
kolonnen waren von Debica nach Osten und Norden festgestellt. Nach-
mittags bewegte sich eine starke Marschkolonne von Pilzno nach Debica.
Kavallerieabteilungen waren von Dabrowa nach Nordosten abgezogen. Mit
hartnäckigem Widerstände des Feindes an der unteren Wisloka und auch
am oberen Wislok war demnach kaum noch zu rechnen. Generaloberst
v. Mackensen faßte daher in seinem abendlichen Verfolgungsbefehl ein Vor-
gehen zum Teil bis über den Wislok hinaus ins Auge. Das Korps
Cmmich sollte unter Sperrung der auf Dukla und Rymanow füh-
renden Talstraßen den Wislok-Übergang von Vesko besetzen. Das
XXXXI. Reservekorps hatte über Miejsce Piastowe—Haczow die Linie
Iasionow—Iablonica Polska zu erstreben, wobei die 82. Reserve-Division
als Armeereserve bei Zrecin auszusparen war. Das österreichisch-unga-
rische XI. Korps sollte bei Krosno, das Gardekorps bei und südlich Laczki
den Wislok überschreiten und anschließend an das XXXXI. Reservekorps
die Höhen an und westlich der Straße Korczyna—Wysoka erreichen,
die 19. Infanterie-Division über Frysztak Anschluß gewinnen.
Der rechte Flügel der ö st err e i ch i s ch - un g a ri s ch en 4. Ar m e e
(IX. Korps) wollte noch in der Nacht südlich Vrzostek den Übergang über
die Wisloka erzwingen. Die ö st err e ich is ch - un g ar is ch e 3. A r m e e
beabsichtigte eine scharfe Rechtsschwenkung durchzuführen, bei der das auf
dem Karpaten-Kamm an der Oslawa im Frontalkampf stehende deutsche
Veskidenkorps den Drehpunkt bilden sollte: VII. Korps auf Vukowsko,
XVII. Korps, das vom Dukla-Paß hinabgestiegen war, auf Odrzechowa,
ungarische 1. Kavallerie-Division voraus gegen die auf Sanok führende
Bahn und Straße, X. Korps und 4. Kavallerie-Division zum Anschluß an
die 11. 2trmee südlich Besko. Auch an der Naht der österreichisch-ungarischen
3. und 2. Armee am Lupkow-Paß kam jetzt der Feind in Bewegung. Bahn-
7. Mat.
408 Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
transporte und Abmarschbewegungen wurden von dort im Oslawa-Tal
nordwärts erkannt.
Die Verwirklichung des von General v. Falkenhayn der Durchbruchs-
operation gesteckten ersten Zieles, „die russische Karpatenfront westlich
des Lupkow-Passes unhaltbar zu machen", rückte damit nahe. Auch
die österreichisch-ungarische 2. Armee mußte sich zum sofortigen Nach-
stoß rüsten.
b) Vorstoß zum Wislok am 7. Mai 1915.
Am linken Flügel der österreichisch-ungarischen 3. Armee hatte die
45. Infanterie-Division des X. Korps in der Frühe des 7. Mai weitere
Teile der russischen 48. Infanterie-Division, die südwestlich Dukla noch-
mals Front gemacht hatten, angegriffen und bis Mittag zersprengt. Weiter
östlich hatte die 4. Kavallerie-Division, dem bereits aus dem Gebirge ge-
flüchteten Feinde nachstoßend, um l30 nachmittags Rymanow genommen.
Die Neste des russischen XXIV. Korps waren damit völlig umstellt. Der
Raum südöstlich Rymanow war nach aufgefangenen Funksprüchen von
russischen Truppen frei. Im Marsch gegen den oberen Wislok erreichten
die vordersten Teile des XVII. Korps Szklary und des X. Korps die
Gegend von Deszno. Mitte und rechter Armeeflügel fanden noch starken
Widerstand.
Die 119. Infanterie-Division des Korps Emmich hatte den Feind
bei Wietrzno in den ersten Morgenstunden nach Nordosten zurückgeworfen.
Dann aber stieß sie vor Iwonicz auf heftige Gegenwehr, die erst nach-
mittags überwunden war. Während ihre Kavallerie die Straße von Ryma-
now nach Norden zu sperren suchte, strebte die Division selbst diesem Orte
zu. Dadurch entstand zwischen ihr und der bei Dukla noch gefesielten
20. Infanterie-Division eine Lücke. General v. Cmmich zog daher die
11. bayerische Infanterie-Division hinter der 20. Infanterie-Division nach
Osten und stellte sie bei Wietrzno bereit. Die 119..Infanterie-Division
konnte, noch über Rymanow hinausgehend, auf den Wislok-Äbergang bei
Besko Hand legen. Damit war der Zusammenschluß der beiden inner-
halb des Gebirges und an seinem Nordrande operierenden verbündeten
Armeen sichergestellt. Im Laufe des Tages hatten sich, als Folge dieses
Zusammenwirkens, der 20. Infanterie-Division die Reste der russischen
48. Infanterie-Division ergeben^. Ihr Kommandeur, General Kornilow,
entwich ins Gebirge und gab sich später gefangen.
General v. Francois hatte die Absicht, das XXXXI. Reservekorps
über Miejsce Piastowe zur Gewinnung des Höhengeländes östlich Haczow
0 Rur 8 Bataillone und 14 Geschütze wurden gerettet.
Der Angriffskeil des Korps Cmmich erreicht den Wislok.
409
über den Wislok vorzuführen. Die 81. Reserve-Division war dem zurück-
gehenden Feinde um 10° vormittags auf das Ostufer der Iasiolka gefolgt.
Ihr Vormarsch wurde um 2° nachmittags in Miejsce Piastowe durch starkes
feindliches Artilleriefeuer zum Stehen gebracht. Entgegen der Absicht der
Division, erst nach Eintritt der Dunkelheit den Vormarsch fortzusetzen,
befahl ihr General v. Francois um 415 nachmittags, noch heute über den
Wislok hinaus auf Iablonica Polska vorzustoßen. Cs gelang aber nicht
mehr, den noch diesseits des Wislok stehenden Feind zu werfen. Die
Division mußte zum Angriff auf Miejsce Piastowe, die 82. Reserve-Divi-
sion, die General v. Francois inzwischen wieder zur Verfügung gestellt war,
weiter nördlich für den folgenden Tag bereitgestellt werden.
Das österreichisch-ungarische VI. Korps warf im Vormarsch auf 7. Mai.
Krosno gegen 3° nachmittags Feind, der beiderseits Fedlicze hinter der
Iasiolka stand. Bald danach ging die Rachricht ein, daß Krosno von unga-
rischer Kavallerie und von Radfahrern der 81. Reserve-Division bereits
besetzt sei. Trotzdem verzögerte sich das Vorgehen des VI. Korps noch
weiterhin dadurch, daß die 12. Infanterie-Division durch eine Flanken-
stellung des Feindes bei Potok festgehalten und auch starke Teile der süd-
lichen 39. Infanterie-Division dorthin abgezogen wurden. Erst in den ersten
Nachtstunden konnte die 39. Division Krosno durchschreiten. Die beherr-
schenden Ostuferhöhen wurden beseht. Die 12. Division blieb bei Potok.
Das Gardekorps hatte in der Frühe bei und nördlich Iaslo, die
19. Infanterie-Division bei Kolaczyce mit den letzten Teilen die Wisloka
überschritten. Der beiderseits der großen Straße ostwärts verfolgenden
2. Garde-Infanterie-Division legte sich der Gegner mehrmals vor. Erst
nach Einbruch der Dunkelheit gelang es, in die feindlichen Stellungen
westlich Moderowka einzudringen, zum Weitermarsch darüber hinaus kam
es nicht mehr. Auch die 1. Garde-Insanterie-Division und die 19. Infan-
terie-Division kamen in dem abschnittsreichen Bergland weiter nördlich
gegenüber feindlichem Widerstände nur mühsam vorwärts.
Am rechten Flügel der österreichisch-ungarischen!. Armee
stand das IX. Korps bei Bukowa, Brzostek und Kamienica Dl. im Kampf;
die Armeereserve, Brigade Szende, war in der Mitte eingeschoben. Rach
Bielowy nordwärts vorgestoßene Teile der 106. Infanterie-Division suchten
das Vorgehen des XIV. Korps zu erleichtern. Dieses Korps hatte süd-
westlich Leki und nördlich anschließend beiderseits der Eisenbahn ange-
griffen. Die links gestaffelte deutsche 47. Reserve-Division war südlich
Lisiagora und westlich Dabrowa noch festgehalten. Der linke Armeeflügel
blieb also noch am unteren Dunajec gefesselt, während sich der rechte Flügel
immer weiter nach Osten streckte. Am 9° vormittags hatte der Armee-
7. <3JlaU
410 Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
sichrer dem IX. Korps Frysztak und Chelm, dem XIV. Korps die Linie
Kamieniec—Debica—Iastrzabka Str. als Ziel gegeben. Vorher sollte ein
Vorstoß nach Norden den linken Armeeflügel vom unteren Dunajec lösen.
Generaloberst v. Mackensen erhob gegen diese Absicht der 4. Armee Ein-
spruch, da dann die 11. Armee ihren linken Flügel nicht ohne Gefahr weiter
ostwärts vorschieben könne. Die österreichisch-ungarische Heeresleitung trat
seiner Auffassung bei. Rücksichtsloses Vordringen aller Teile in den zu-
gewiesenen Räumen nach Osten sei erforderlich. Der Anschluß an die
11. Armee blieb also aufrechterhalten; noch gegen Mitternacht drückte die
österreichisch-ungarische 10. Division gemeinsam mit der deutschen 19. Infan-
terie-Division auf den Höhenrücken östlich Vukowa ostwärts vor. Bei
Opacionka, Vrzostek und Gorzejowa wurde auch nachts noch gekämpft.
Gegen Pilzno wurden auf beiden Äsern der Wisloka von Süden und
Westen her Fortschritte erzielt. Am linken Armeeflügel änderte sich die
Lage kaum. Am einheitliches Handeln auf diesem zu sichern, wurden die
deutsche 47. Reserve-Division, die Gruppe Stoeger-Steiner sowie die
11. und 2. Kavallerie-Division zusammengefaßt und dem österreichisch-unga-
rischen General der Kavallerie Freiherrn v. Kirchbach (I. Korps) unterstellt.
Auf Grund der im Laufe des 7. Mai eingelaufenen Nachrichten gab
F e l d m a r s ch a l l C r z h e r z o g F r i e d r i ch um 6° abends einen neuen
Operationsbesehl aus. Man wußte aus Funksprüchen, daß der Feind seinen
Nordflügel in der kommenden Nacht auf die Linie Szczucin—Pilzno zurück-
nehmen wollte. Damit begann also auch die feindliche Kampffront
unmittelbar südlich der Weichsel sich aus ihrer alten Stellung völlig zu
lösen. Das russische X. Korps, vermischt mit dem III. kaukasischen Korps,
stand weiter südlich hinter der Wisloka. Die Reste des XXIV. Korps
waren in der Gegend von Haczow und südlich anzunehmen. Auch die bis
etwa zum Lupkow-Paß noch im Gebirge steckenden russischen Korps
(XII. und XXI.) wollten in der Nacht vor der österreichisch-ungarischen
3. Armee weiter zurückgehen. Am den Feind nicht wieder zum Halten
kommen zu lassen, sollte die Offensive fortgeführt werden, von der 11. Armee
über die Wislok-Strecke Besko—Frysztak in der Richtung aus Mrzyglod
am San—Tyczyn (südlich Rzeszow), von den Hauptkräften der 4. Armee
auf Rzeszow.
G e n e r a l o b e r st v. Mackensen befahl daraufhin der öster-
reichisch-ungarischen 4. Armee das Vorgehen des IX. und XIV. Korps so-
wie der 11. und 2. Kavallerie-Division über Frysztak—Debica auf
Rzeszow—Sedziszow. Cr band damit die Masse dieser Armee an seinen
linken Flügel, um ihr Vorgehen nach Osten sicherzustellen. Das Korps
Cmmich behielt auch bei dem weiteren Vorstoß die Aufgabe der Sperrung
Die operativen Folgen des Durchbruchs wachsen.
411
der Karpaten-Ausgänge, bis ein noch festerer Anschluß an die 3. Armee
gewonnen war. Von den anderen Korps der 11. Armee wurde das
XXXXI. Reservekorps über Vrzozow auf Siedliska, das österreichisch-
ungarische VI. Korps mit linkem Flügel auf Blazowa, das Gardekorps mit
linkem Flügel auf Tyczyn, die 19. Infanterie-Division auf die Wislok-
Talstraße angesetzt.
Für die österreichisch-ungarischen Karpaten-Armeen lautete der um
6° abends erlassene neue Operationsbefehl: „3. Armee übernimmt nunmehr
die Aufgabe, die russische Karpaten-Front gegenüber der 2. Armee unhalt-
bar zu machen, dringt hierzu energisch in den Raum Zarszyn—Sanok—
Zagorz vor und trachtet insbesondere, den vor dem Veskidenkorps stehenden
Feind im Rücken zu fasten. 2. Armee schließt sich mit Staffeln vom linken
Flügel dem Vorgehen der 3. Armee an."
Die operativen Folgen des Sieges der verbündeten Armeen wuchsen
sich zusehends weiter aus. Auch nördlich der Weichsel an der Rida-Front
begann der Rückzug der russischen 4. Armee.
e) Harte Kämpfe am Wislok am 8. und 9. Mai 1915.
Schon in den ersten Morgenstunden des 8. Mai waren feindliche 8. Mai.
Marschkolonnen im Rückmarsch von Vrzozow und Domaradz (an der
Vrzezanka) auf Dynow am San-Knie sowie von Strzyzow im Wislok-Tal
auf Rzeszow festgestellt. Der Gegner setzte also vor der 11. Armee den
Rückzug fort. Es galt, ihm schnell zu folgen.
Entgegen den Erwartungen brachte der Tag indes der 11. Armee
auf der ganzen Front schwere Kämpfe am Wislok. General v. Cmmich
wollte die 119. Infanterie-Division aus Pakoszowka und die 11. bayerische
Infanterie-Division auf Humniska vorführen. Die 20. Infanterie-Division
sollte nach Rymanow folgen. Die tags zuvor in Besko eingedrungenen
Teile der 119. Infanterie-Division waren aber in der Nacht von dort
wieder vertrieben worden. Die Division mußte sich zum planmäßigen An-
griff auf Besko rüsten. Erst am Nachmittage stieß sie bis an den Wislok
innerhalb des Ortes vor. Der Feind schien seinem Widerstand an dieser
Stelle besonderen Nachdruck zu geben. Nach Fliegermeldungen führte er
noch abends erhebliche Verstärkungen heran. Die 11. bayerische Infan-
terie-Division konnte von Norden her keine Unterstützung bringen. Sie
überschritt in heißer Sonnenglut erst gegen Mittag weit nördlich von Besko
den Wislok, wurde dann aber durch starken Feind in der linken Flanke
beiderseits Haczow zum Einschwenken nach Norden gezwungen. Zum
Frontalangriff gegen diesen Gegner war vom XXXXI. Reservekorps die
81. Reserve-Division angesetzt worden, während die 82. Reserve-Division
412
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
die Amfassung von Norden erstreben sollte. Da aber der Feind von den
Höhen nördlich Kroscienko Wz. diese Amfassungsbewegung flankieren
konnte, so wurde zunächst das Zusammenwirken der 82. Reserve-Division
mit der ungarischen 39. Infanterie-Division gegen diese Höhen vereinbart.
Die Angarn standen um 9° vormittags östlich Krosno, während die andere
Division des österreichisch-ungarischen VI. Korps, die 12. Infanterie-
Division, nach heftigen Nachtkämpfen noch bei Potok in der Amgruppie-
rung begriffen war. Inzwischen war eine zusammenhängende feindliche
Front östlich des Wislok zwischen Krosno und Odrzykon festgestellt
worden, deren starken Eckpfeiler die Höhe von Kroscienko Wz. bildete.
Hiergegen richtete sich der verabredete Türgriff der 82. Reserve-Division von
Süden und der 39. Infanterie-Division von Westen her. Am 1220 mittags
war die Höhe erstürmt. Nach Beseitigung der Flankierung von Norden
her schritt um 2° nachmittags auch der Angriff der 81. Reserve-Division
über die breite Tal-Linie auf Haczow vorwärts, drang aber erst um
9° abends in den Ort ein. Inzwischen war die Fühlung mit der 11. baye-
rischen Infanterie-Division hergestellt worden. Der Kampf ging hier in
der Nacht noch weiter. Auch weiter nördlich war es zu entscheidenden
Kampfhandlungen noch nicht gekommen. Die 12. Infanterie-Division
erreichte nach Überschreiten des Wislok erst abends die feindlichen Höhen-
stellungen auf dem Ostufer. Solange war auch die 39. Infanterie-Division
in ihrem Vorschreiten nach Osten gehemmt. Ebenso stieß das Gardekorps
am Wislok aus unerwartet harten Widerstand. Nur die 2. Garde-
Infanterie-Division konnte um 8" abends im Anschluß an die Österreicher
bei Odrzykon vordringen. Die 1. Garde-Infanterie-Division blieb vor
Laczki und Leki, die 19. Infanterie-Division bei Frysztak auf dem west-
lichen Flußufer gefesselt. Die Rüsten schienen also zur Deckung ihres Rück-
zuges unerwartet starke Nachhuten gegen die 11. Armee eingesetzt zu haben.
Auch der österreichisch - ungaris chen 3. Armee stemmte
sich der Feind auf den Gebirgshöhen und in den engen Tälern noch mit
Erfolg entgegen. Die Armee gelangte beiderseits des Oslawa-Tales vor-
wärts und weiter westlich bis auf die Höhen südwestlich Vukowsko—
Odrzechowa. Das linke Flügelkorps (X.) erreichte abends noch bei
Sieniawa den oberen Wislok. Teile der österreichisch-ungarischen 4. Kaval-
lerie-Division fühlten östlich des Flusses auf Vesko vor. Zum Eingreifen
in den Kampf der 119. Infanterie-Division kam es aber nicht mehr. Dieser
hartnäckige Widerstand am Wislok fand seine Erklärung in dem Bestreben
des Feindes, die Flanke seiner Karpaten-Front so lange als möglich zu
decken. Nach siegreichem Einbruch des linken Flügels der österreichisch-
ungarischen 2. Armee am 8. Mai befand sich die russische
Starker Widerstand der Rüsten am Wislok.
415
Karpaten-Front bis vor der Mitte der 2. Armee im
Rückzüge. Abends hatte die österreichisch-ungarische 2. Armee in der
Verfolgung bereits den oberen Lauf der Oslawa überschritten.
Die ö st erreichisch-ungarische4. Armee fand nicht so starke
Gegenwehr. Hier in dem offenen Gelände vollzog sich die Verfolgung des
Feindes fast ohne Aufenthalt. Ohne nennenswerte Kämpfe wurde die Linie
Frysztak—Chelm—Debica erreicht. Cin weiteres Vordringen von Debica
nach Norden, wie es das XIV. Korps beabsichtigte, wurde vom Ober-
kommando der Armee angehalten, da es die Linksstaffelung gegen Über-
raschungen von der Weichsel her beibehalten wollte. Die 47. Reserve-Divi-
sion sollte deshalb auch weiterhin noch westlich der Wisloka verbleiben. Sie
war auf eine feindliche Stellung in Linie Zasow—Dulcza Wk. gestoßen.
Radgoszcz und Smegorzow wurden von Verfolgungskolonnen erreicht.
Am den bisherigen Erfolg durch unaufhaltsame Verfolgung zu ver-
vollständigen, betonte das Oberkommando der 11. Armee in seinem abend-
lichen Befehl nochmals, jeder Verband müsie in dem ihm zugewiesenen
Streifen in möglichst tiefer Flankenstaffelung unentwegt vordringen.
Auch am 9. Mai erwies sich der Widerstand der feindlichen Nachhuten
iwch als sehr stark. Alle verfügbaren Divisionen der 11. Armee befanden
sich bereits in der Kampflinie. Cs fehlte eine frische, stoßkrästige Reserve,
die insbesondere den so wirkungsvoll begonnenen, entscheidenden Stoß des
Korps Cmmich nach dem Durchbruch bei Zmigrod am 5. Mai hätte in
Fluß halten können. Zur Rettung der zurückweichenden Karpaten-Front
stemmte sich aber tder Feind gerade gegen dieses Korps mit aller Kraft.
Die 119. Infanterie-Division blieb bei ihrem in der Frühe wieder auf-
genommenen Angriff vorerst auf sich allein angewiesen. Zu einem taktischen
Zusammenwirken mit dem rechts benachbarten österreichisch-ungarischen
X. Korps war es noch nicht gekommen. Die weiter nördlich kämpfende
11. bayerische Infanterie-Division, die gegen die Flanke der russischen
Wislok-Stellung östlich Haczow wirkte, geriet in den Vormittagstunden
dadurch in eine schwere Gesechtskrise, daß von Südosten her über Wzdow
Feind gegen ihre rechte Flanke und ihren Rücken vorstieß. Da alle Reserven
der Division verbraucht waren, sah sich General v. Cmmich genötigt, Teile
der 119. Infanterie-Division, zu schneller Hilfe zu senden und dafür Teile
der 20. Infanterie-Division über Rymanow nach Besko heranzuziehen.
Gegen Mittag war die Gefahr bei der 11. bayerischen Infanterie-Division
überwunden. Inzwischen war auch der der 119. Infanterie-Division gegen-
überstehende Feind namentlich durch starkes Artillerieseuer zermürbt worden,
und die südlich Besko über den Wislok hinübergreifende Amfassung
brachte um 3° nachmittags die Front zum Einsturz. In Scharen ergab
8. Mai.
g. Mai.
414
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
9. Mat.
sich der Gegner. Der Rest fand vor Zarszyn Aufnahme durch frische
Truppen, die sofort gegen Vesko vorgeführt wurden. In starkem Abwehr-
feuer brach dieser Gegenangriff zusammen. Die Russen gruben sich aber
nachmittags dicht vor Vesko wieder ein. Am 6° abends wurden weitere
Kräfte bei Zarszyn gemeldet. Flieger stellten von Sanok aus Zarszyn vor-
marschierende Kolonnen fest. Man mußte hier also mit weiteren Gegen-
angriffen rechnen, die offenbar den Zweck hatten, den in vollem Gang befind-
lichen Abzug der Russen aus den Karpaten zum oberen San zu decken.
Aber auch an der übrigen Front der 11. Armee leistete der Feind
noch Widerstand. Die 11. bayerische Infanterie-Division sehte nachmittags
ihren Angriff im Zusammenwirken mit dem XXXXI. Reservekorps fort.
Am 4° wurde Iasionow genommen und die Amfassungsbewegung bis zum
Abend noch weiter nach Osten ausgedehnt, trotzdem in der rechten Flanke
und im Rücken der Division die Lage noch schwierig blieb. Der Frontal-
angriff des XXXXI. Reservekorps gegen die Höhenstellungen östlich
Haczow hatte wesentliche Fortschritte zunächst nicht gemacht. Die durch den
Ortskampf stark durcheinandergeratene 81. Reserve-Division mußte sich
zum Angriff gegen die Höhen des östlichen Äsers erst neu ordnen. Links
daneben war die 82. Reserve-Division aus ihrer über Kroscienko Wz. nach
Norden gerichteten Front nach Osten eingeschwenkt und bereits in den
Morgenstunden gemeinsam mit Teilen der ungarischen 39. Infanterie-
Division bis an das Wislok-Knie nördlich Haczow vorgedrungen. General
v. Franyois hoffte nunmehr auf eine doppelte Amsassung des vor der
81. Reserve-Division stehenden Feindes. Dieser entzog sich jedoch um
4" nachmittags der Amklammerung. Während die 81. Reserve-Division
frontal nachstieß, holte die 82. Reserve-Division über Iablonica Polska
durch schwieriges Waldgebirge auf Vrzozow aus. Der Ort wurde um
11° abends von der Infanterie der 81. Reserve-Division erreicht. Beim
österreichisch-ungarischen VI. Korps war im Anschluß an die errungenen
Erfolge des rechten Flügels der ungarischen 39. Infanterie-Division nun
auch ihr linker Flügel gegen die Höhen nordwestlich Iablonica Polska,
westlich der Straße gut vorangekommen. Die durch frische, auch aus
Przemysl herangeführte russische Kräfte aufgehaltene 12. Infanterie-Divi-
sion gewann erst um 11° vormittags bei Korczyna Raum, während ihr
linker Flügel von Odrzykon her den Feind von Norden zu umfassen suchte.
Als das Gardekorps näher herangekommen war und die Flankendeckung
übernahm, machte dieser Angriff gute Fortschritte. Am 63° abends gab der
Gegner auch hier nach. Ohne Kampf konnte das VI. Korps bis westlich
Iasienica folgen. Beim Gardekorps wurde die 2. Garde-Infanterie-Divi-
sion am rechten Flügel schon jenseits des Flusses frühzeitig in harte
Wechselvolle Kämpfe des Korps Cmmich bei Vesko am 9. Mai.
415
Kämpfe verstrickt. Links daneben hatte die 1. Garde-Infanterie-Division
in Nacht und Nebel bei Laczki und Leki den Fluß überwunden und stieß
um 10° vormittags wirkungsvoll gegen die Nordflanke der Flußverteidigung
vor. Dadurch wurde gegen Mittag die gesamte Abwehrfront vor dem
Gardekorps unhaltbar. Beide Divisionen folgten dem abziehenden Feinde
bis an den Brzezanka-Abschnitt. Die 19. Infanterie-Division hatte am
Morgen den Gegner von den Höhen östlich Frysztak vertrieben. Ihr Vor-
dringen im Wislok-Tal nach Osten kam aber bereits bei Wisniowa zum
Stehen. Auch Teile, die durch das Gebirge von Süden her gegen diese
feindliche Sperrstellung angesetzt wurden, drangen nicht durch. General
Freiherr v. Plettenberg befahl daher abends der 1. Garde-Insanterie-
Division, gegen den Wislok westlich Strzyzow Teile zu entsenden, um der
19. Infanterie-Division Luft zu schaffen.
Im Vormarschraume der österreichisch - ungarischen
4. A r m e e nördlich des Wislok war der Feind tags zuvor in eine vor-
bereitete Stellungslinie zurückgegangen, die vom Wislok-Knie bei Wis-
niowa über Wielopole—Lopiuchowa—Zawada und dann von Debica bis
westlich Szczucin sich erstreckte. Die gesamte Front der Armee stand hier-
gegen im fortschreitenden Kampfe. Am die feindliche Front nördlich des
Wislok zu durchbrechen und damit den weiteren Rückzug der Russen auch
hier wieder in Gang zu bringen, wurden im Laufe des Nachmittags zehn
Bataillone der 10. und 106. Division südlich Wielopole zusammengezogen.
Zu einer Entscheidung kam es aber an diesem Armeeflügel nicht mehr. Auch
auf dem linken Armgeflügel gelang es nicht, durch Vorstoß auf Radgoszcz der
11. Kavallerie-Division in der Richtung auf Mielec Raum zu schaffen. Die
2. Kavallerie-Division war auf Debica abmarschiert und hoffte dort an den
Vahnknotenpunkt vorstoßen zu können. Sie war aber zur Stützung der Front
in den südöstlich Debica besonders heftigen Kampf hineingezogen worden.
Die österreichisch-ungarische 3. Armee blieb im Vor-
gehen. Das X. Korps überschritt mit seinem rechten Flügel den Wislok,
war aber immer noch ohne Kampfanschluß an die 119. Infanterie-Division.
Das Ziel des linken Flügels des XVII. Korps war Odrzechowa. Das
VII. Korps war unter erheblichen Geländeschwierigkeiten in der Richtung
auf Vukowsko vorangekommen mit der Absicht, auch gegen die untere Oslawa
vorzustoßen und dadurch dem deutschen Veskidenkorps, das im Oslawa-Tal
beträchtlich Raum gewonnen hatte, den Austritt aus dem Gebirge zu er-
leichtern. Auch der linke Flügel der ö st e r r e i ch i s ch - u n g a r i s ch e n
2. Armee gewann in schnellem Vormarsch Anschluß an die 3. Armee und
stand an der Sulita-Höhe, 15 Kilometer südöstlich Vukowsko. Mitte und
rechter Flügel der 2. Armee waren bis zu den anschließenden Höhen süd-
416
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
westlich des oberen San vorgedrungen. Russische Nachhuten suchten auf
der ganzen Front die Verfolgung aufzuhalten.
d) Vormarsch über die Vrzezanka am 10. Mai 1915.
-«.Mat. Die für den 10. Mai von General v. Emmich erwarteten feindlichen
Angriffe blieben nicht aus. Schon um 4° früh stürmten russische Massen
mit großer Wuchst aber vergeblich gegen den Ostrand von Besko an. Eine
Stunde danach gab General v. Cmmich Befehl zur Fortführung des An-
griffs. Die 119. Infanterie-Division sollte frontal gegen Zarszyn vor-
gehen, die 20. Infanterie-Division, weit nördlich Besko über Iacmierz
ausholend, den Feind von Norden umfasten. Diese Bewegung wieder
fand Deckung durch die Fortführung des Angriffes des rechten Flügels der
11. bayerischen Infanterie-Division auf Iacmierz, während Mitte und
linker Flügel auf Grabownica—Humniska vorgehend, den Anschluß an die
81. Reserve-Division bei Brzozow suchen und dem Feinde den Abzug über
Grabownica zum San verlegen sollte. Im Gefühl der eigenen Überlegen-
heit hatte sich der Führer der bayerischen Division, Generalmajor v. Kneußl,
zu diesem in beiden Flanken zunächst noch nicht gesicherten Angriff aus dem
Kessel von Wzdow heraus entschlossen, ohne erst das Herankommen der
20. Infanterie-Division abzuwarten. Am 2° nachmittags waren die Höhen
westlich der Straße Grabownica—Humniska im Besitz der Bayern. In-
zwischen war aber auch eine Entlastung der rechten Flanke dieses tiefen Vor-
stoßes durch das Herankommen der 20. Infanterie-Division erfolgt. Gegen
11° vormittags hatte sich diese von Nordwesten her zum Angriff gegen die
Höhen östlich Iacmierz entwickelt unter Verhalten des rechten Flügels in
der Wislok-Ebene. In schnellem, mit Teilen der 11. bayerischen Infanterie-
Division gemeinsam durchgeführtem Ansturm fielen diese Höhen und der
Ort Iacmierz. Über Vazanowka drückte nun die 20. Infanterie-Division
gegen Straße und Bahn östlich Zarszyn vor. Am 3°° nachmittags wurde
der Abmarsch des Gegners von Zarszyn auf Sanok beobachtet. Schon lag
feine Rückzugsstraße unter dem Feuer der Artillerie der 20. Infanterie-
Division. In zäher Abwehr hatte sich inzwischen die 119. Infanterie-
Division in Besko behauptet. Ihre Artillerie steigerte nun ihr Feuer gegen
die schon wankende Front der Russen und gegen die bei Zarszyn zusammen-
strömenden Masten. Am 4° nachmittags wurde an einzelnen Frontteilen
fluchtartiges Zurückweichen des Feindes festgestellt. Auch die 119. Infan-
terie-Division schritt nunmehr zum Sturm. Vor der 20. Infanterie-Division
war inzwischen der Widerstand der Russen völlig zusammengebrochen. Im
Nachstoß wurde um 5°° nachmittags Vazanowka erreicht. Kavallerie jagte
dem nach der großen Straße östlich Zarszyn weichenden Feinde nach.
Die russische Abwehr bricht am 10. Mai zusammen.
417
Zu diesem Erfolge trug auch das Vorgehen der österreichisch-
ungarischen 3. Armee bei. Diese wollte am 10. Mai den Austritt >v.w.
aus dem Gebirge vollziehen. Das linke Flügelkorps (X.) mit der
4. Kavallerie-Division und die rechts anschließenden Korps (XVII.
und VII.) stießen aber auf Feind, der auf den Höhen von Odrzechowa—
Nowotaniec und Bukowsko in starker Stellung stand und hier die linke Flanke
des Gegenstoßes auf Besko deckte. Das Veskidenkorps strebte westlich der
Oslawa auf Bukowsko, um Mitte und linken Armeeflügel zu entlasten.
Östlich des Flußtales aber stand es gemeinsam mit dem linken Flügel der
österreichisch-ungarischen 2. Armee noch in hartem Angriffs-
kampfe an der Sulita-HöheH. Auch östlich anschließend stemmten sich die
russischen Nachhuten mit Erfolg der nachdrängenden 2. Armee entgegen.
Ihr rechter Flügel lag am oberen San fest. Der Widerstand der Russen
im Gebirge versteifte sich. Dem linken Flügel der österreichisch-ungarischen
3. Armee gelang es jedoch, bei Odrzechowa die feindliche Höhenstellung zu
nehmen, ehe anmarschierende Verstärkungen des Feindes zur Wirkung
kamen. Bis auf den letzten Höhenkamm südlich der Straße Zarszyn—Sanok
ging dieser zurück, so daß auch die österreichisch-ungarische Artillerie auf den
an dieser Straße noch tobenden Kampf des Korps Cmmich eingreifen konnte.
So kam es hier zur Amfassung auch von Süden her. Am 10™ abends war
Zarszyn in der Hand der 119. Infanterie-Division. Der Weg an den San
war frei. Durch die anhaltenden Kämpfe im schwierigen Verglande und
durch den dreitägigen Kampf um Besko waren die Divisionen des Generals
v. Cmmich aber stark erschöpft. Darunter mußte auch das Vorgehen der
Bayern in Richtung auf Pakoszowka leiden. Auch ihr linker Flügel drang
nach Osten nicht weiter durch. Der Anschluß an das XXXXI. Reserve-
korps wurde nicht gewonnen. Das Korps Cmmich rüstete sich zum Nach-
stoß in der Frühe des nächsten Tages.
General v. Francois hatte um 9" vormittags die überraschende Mel-
dung erhalten, Brzozow sei bereits von der 81. Reserve-Division beseht
und die 82. Reserve-Division stehe seit 7° vormittags im Angriffskampf
gegen Stara Wies. Der 81. Reserve-Division stand jedoch der Feind östlich
Brzozow noch unmittelbar gegenüber. In der Frühe lag der Ort unter
dem Feuer russischer Artillerie. Generalmajor v. Stocken entschloß sich,
seine Division durch Angriff der Infanterie aus dieser kritischen Lage
zu befreien, trotz der noch fehlenden Artillerie. Bis diese nach Aberwindung
größter Wegeschwierigkeiten heran war, hatte die Division einen schweren
Stand. Vor beiden Divisionen des XXXXI. Reservekorps wich dann
x) 15 km, südöstlich Bukowsko.
f Weltkrieg. VII. Band.
27
418
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
aber der Gegner zunächst auf die Höhen nordöstlich Brzozow aus und wurde
dann im gemeinsamen Angriff von Abschnitt zu Abschnitt geworfen, bis
gegen 6° abends die feindliche Höhenstellung westlich Izdebki gefallen war.
Dieses siegreiche Vordringen des XXXXT. Reservekorps hatte auch die
Nordflanke der dem Korps Cmmich noch im Kampfe gegenüberstehenden
russischen Verbände bloßgelegt und dadurch zum schnellen Zusammenbruch
der Russen im Raume von Zarszyn beigetragen.
Weiter nördlich stellte sich der Feind dem Vordringen der 11. Armee
nicht mehr ernstlich entgegen. Das österreichisch-ungarische VI. Korps
erreichte nach kurzem Kampfe bis zum Abend die Linie Wesola—Lecka, das
Gardekorps die Gegend beiderseits Polomyja und den Wislok-Vogen bei
Czudec. Die 19. Infanterie-Division schwenkte um 1° nachmittags von
Strzyzow nach Norden ab und trieb den Feind durch das Vergland vor
sich her der bereits im Wislok-Tal in der Richtung auf Czudec vor-
gegangenen 1. Garde-Infanterie-Diviston zu Tausenden in die Arme.
Auch bei der ö st er re ich i s ch - un g a ri s ch e n 4. A r m e e warf
der mit gesammelter Kraft am rechten Flügel geführte Angriff den Feind
über Pstragowa am Wislok-Knie zurück, abends fiel auch die Stellung bei
Laczki und Lopuchowa. Am Debica aber hielt der Gegner noch hartnäckig
stand. Auch der zur Unterstützung des Korps Kirchbach unternommene
Angriff des XIV. Korps beiderseits der Wisloka nach Norden konnte nicht
Raum gewinnen. Auf die Nachricht aber, daß der Feind sich vor dieser
Front westlich der Wisloka schwäche, wurde noch um 10° abends aufs neue
der allgemeine Angriff befohlen und die Armeereserve dem XIV. Korps
zum Vorstoß östlich der Wisloka gegen die Brücke von Przeclaw zugeführt.
Auch wollte die österreichisch-ungarische Heeresleitung der Armee die von
der 3. Armee abbeförderte 21. Infanterie-Division für einen Vorstoß über
die Weichsel zuleiten, um auch die feindliche Nida-Front zu Fall zu
bringen. Aber auch die Rida-Front schien jetzt bereits zu wanken. Mit-
gehörte Funksprüche kündeten die Rückverlegung russischer General-
kommandos an.
Die Russen hatten unter Heranziehung eben aus den Karpaten zurück-
geführter Kräfte (XXI. Korps) mehrere Tage hindurch im Raume um
Vesko erhebliche Vlutopser gebracht, um weiter östlich ihren Rückzug aus
dem Gebirge in Ordnung durchführen zu können. Dieser vollzog sich vor
der Front der österreichisch-ungarischen 3. und 2. Armee unter wirksamem
Schuhe von Nachhuten. Auch vor der 11. und österreichisch-ungarischen
4. Armee war durch Flieger der Rückzug starker Kräfte festgestellt, von
Dynow am San-Knie auf Przemysl und im Mleczka-Tale auf Przeworsk,
von Südwesten, Westen und Norden her auf Rzeszow und von dort weiter
Allgemeiner Rückzug der russischen Armeen.
419
auf Lancut, sowie von Kolbuszowa auf Glogow und von hier nach Süden
und Norden. Diese Beobachtungen zusammen mit den von den Truppen
eingegangenen Meldungen ergaben das klare Bild eines allgemeinen Rück-
zuges der Russen zum unteren San. Dort waren anschließend an die
Festung Przemysl Brückenköpfe im Bau bei Radymno, Zaroslau und
westlich Sieniawa. Rach Wahrnehmungen, der Truppe und sonstigen
Nachrichten waren die vor der 11. Armee zurückgehenden russischen Ver-
bände in stärkster Vermischung und in zunehmender Auflösung begriffen.
Auch kleinsten Einheiten gaben sich weit überlegene feindliche Kräfte ge-
fangen. Russische Artillerie trat kaum noch auf. Aber das opfervolle Aus-
harren der Nachhuten hatte es dem Gegner doch ermöglicht, auch vor der
11. und österreichisch-ungarischen 4. Armee die Masse der geschlagenen
Armee vor dem Verfolger zu retten. Amfangreiche Zerstörungen der Kunst-
bauten an Bahnen und Straßen, wirkungsvolle Zertrümmerung der festen
Decke der wenigen Kunststraßen auf lange Strecken sowie das Nieder-
brennen unzähliger Ortschaften an den Rückmarschstraßen zeigte die nun
auch hier einsehende Planmäßigkeit des Rückzuges. Die Schwierigkeiten
und Marschanstrengungen für die Versolgungskolonnen waren dadurch
zusehends gewachsen. Störungen im Nachschub von Verpflegung und
Munition machten sich bei ihnen bereits hemmend fühlbar.
4. Die Verfolgung bis zum San vom JJ. bis IZ. Mai 1915.
^ Karten 1, 16 und 18.
a) Operative Erwägungen.
Die Angewißheit der politischen Lage, insbesondere die nach wie vor «.bis7.Mai.
undurchsichtige Haltung Italiens bedeutete für die Entschließungen der ver-
bündeten Heeresleitungen eine dauernde, schwere Belastung, die zwar auf
den Gang der Operationen in Galizien noch nicht unmittelbar einwirkte,
aber doch das Maß des Kräfteeinsahes stark beeinflußte. Als General
v. Falkenhayn sich entschloß, die 56. Infanterie-Division vom westlichen
^Kriegsschauplatz der 11. Armee zuzuführen, legte er am 4. Mai General
v. Conrad den Wunsch nahe, auch von der gegen Serbien stehenden öster-
reichisch-ungarischen 5. Armee weitere Kräfte für die entscheidende Operation
in Galizien verfügbar zu machen; denn dort schien angesichts des hohen
Wasserstandes von Donau und Save zur Zeit keine Gefahr. General
v. Conrad war zwar auch der Ansicht, „daß die jetzige Operation in Galizien
bis zur vollen Entscheidung ausreifen müsse", glaubte jedoch, die 5. Armee
nicht schwächen zu dürfen, „weil sie zur Abwehr eines serbisch-montenegri-
nischen Angriffes auf Bosnien—Herzegowina, welcher vom Wasserstand
27*
420
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
8» bis S. Mai.
unabhängig sei, eben noch hinreiche und äußerstenfalls auch noch die aller-
notwendigsten Deckungstruppen für die Südwestgrenze" — das hieß gegen
Italien — abgeben müßte. General v. Falkenhayn versuchte gleichwohl am
6. Mai durch General v. Cramon nochmals eine Einwirkung auf General
v. Conrad: „Da jetzt scheinbar Hoffnung besteht, daß die Italiener doch noch
weiter verhandeln, ist ja Zeit vorhanden, und jeder Mann bei Mackensen
verstärkt die Aussicht auf einen endgültigen Erfolg, der feldzugentscheidend
sein kann." General v. Conrad verzichtete aber darauf, durch sofortige Zu-
führung frischer Truppen der so verheißungsvoll eingeleiteten Verfolgungs-
operation vermehrten Nachdruck zu geben. Auch die deutsche Oberste Heeres-
leitung trug diesem Gesichtspunkt nicht genügend Rechnung. Am 7. Mai
wurde zwar dem Oberbefehlshaber Ost befohlen, für den Fall des Eintritts
Italiens in den Krieg weitere Kräfte über die planmäßig neu aufzustellenden
drei Divisionen hinaus freizumachen. Generalfeldmarschall v. Hindenburg
meldete auch, daß er zwei Divisionen bereitstellen würde, Teile der
1. Reserve-Division und der 103. Infanterie-Division könne er schon jetzt
für den Abtransport zur 11. Armee zur Verfügung stellen. General
v. Falkenhayn sah indessen von der Heranführung dieser Truppen auf den
galizischen Kriegsschauplatz vorläufig ab. Welche Gründe ihn hierzu be-
wogen, ist nicht mehr feststellbar. Offenbar hat die Sorge vor der Ent-
wicklung der italienischen Frage dabei mitgesprochen.
Am 8. Mai suchte der Deutsche Kaiser in Begleitung des Chefs des
Generalstabes des Feldheeres deutsche Truppen der 11. Armee auf. Am
9. Mai wurde das deutsche Große Hauptquartier von Msziöres nach Pleß
verlegt, um den Verkehr der Heeresleitungen zu erleichtern. Dadurch kam
auch äußerlich die Verlegung des Schwergewichtes der Operationen nach
dem Osten zum Ausdruck.
Mit der Preisgabe des Raumes um den Lupkow-Paß und mit der
Zurücknahme der russischen Gebirgsfront weiter östlich war die erste dem
Generalobersten v. Mackensen gestellte Aufgabe erfüllt. General v. Falken-
hayn hielt daher jetzt neue Vereinbarungen über die weitere Verwen-
dung der deutschen Verbände für nötig, „insoweit sie im Rahmen des
k. u. k. Heeres stattfinden kann und soll". Rach seiner Ankunft in Pleß am
9. Mai erbat er von General v. Conrad hierfür Vorschläge. Dieser er-
widerte sogleich: „Im gemeinsamen Interesse unserer Heere und Reiche
vermag ich in jetziger überaus kritischer Lage die Ausnützung der bisherigen
schönen Erfolge in Galizien nur in rücksichtsloser Verfolgung des ge-
worfenen Feindes mit ganzer Kraft zu erblicken. Wir müssen durch
unmittelbare Fortsetzung des Angriffs die russische 3. Armee hindern,
in Linie Debica—Frysztak—Krosno—Sanok—Lisko—Lutowiska (30 km
Operative Erwägungen der Generalstabschefs. 421
südwestlich Stary Sambor)—Turka festen Fuß zu fasten und müssen
sie — unmittelbar nachdrängend — hinter die San-Linie werfen. Für
diesen Zweck nehme ich zunächst in Aussicht, mit zusammengehaltener
3. Armee über den Raum Sanok—Zagorz—Lisko, mit der deutschen
11. Armee auf Mrzyglod am San—Tyczyn, mit der Hauptkraft der
4. Armee in Richtung Rzeszow vorzustoßen." General v. Conrad sah
weiter eine Verstärkung des linken Flügels der 4. Armee durch freiwerdende
Kräfte der 3. Armee vor, um sowohl die linke Flanke der Stoßgruppe gegen
feindliche Einwirkungen vom nördlichen Weichsel-5lfer zu schützen, als auch
durch einen Vorstoß über die Weichsel die russische Rida-Front unhaltbar
zu machen. Cr bat General v. Falkenhayn zu erwägen, ob nicht auch
weitere deutsche Kräfte der 4. Armee zugeführt werden könnten. „Jede
Hemmung unseres in Durchführung befindlichen Angriffes müßte alle bis-
herigen Erfolge zunichte machen", fügte er hinzu. Cr beabsichtige ferner,
die inzwischen von einem überlegenen Angriff gettoffene Armeegruppe des
Generals v. Pflanzer-Baltin durch zwei Divisionen der österreichisch-unga-
rischen 3. Armee zu verstärken. Aus einem bereits am 7. Mai auf-
gefangenen Funkspruch der Russen war zu ersehen, daß der Feind diese
Armeegruppe hinter den Pruth zurückwerfen und sich in den Besitz des
Raumes um Kolomea setzen wollte.
Am 10. Mai lehnte General v. Falkenhayn zunächst die Zuführung
weiterer Kräfte vom westlichen Kriegsschauplatz ab, da das deutsche West-
heer durch die inzwischen begonnene große englisch-französische Offensive
südwestlich Lille gebunden sei. Auch die an der Ostftont freizumachenden
zwei Divisionen seien noch nicht verfügbatt). Dann wandte sich General
v. Falkenhayn gegen die Absicht des Generals v. Conrad, zwei Divisionen
der österreichisch-ungarischen 3. Armee zur Armeegruppe Pflanzer-Balttn
zu befördern, da sie während dieses Transportes für alle kriegerischen Er-
eignisse ausfallen würden, während sie bei der 11. Armee oder am Nord-
flügel der 4. Armee an entscheidender Stelle sofort Verwendung finden
könnten. „Ich halte die Schwächung unserer Stoßgruppen — 3., 11.,
4. Armee — zugunsten von Kriegsschauplätzen zweiter Ordnung für höchst
bedenklich", fügte er hinzu. „Je mehr ich mit Euer Exzellenz Ansicht über-
einstimme, daß wir die Gelegenheit, dem Feinde einen nicht wieder aus-
zugleichenden Hieb zu versetzen, ausnutzen müssen, um so entschiedener muß
ich mich gegen die Schwächung der Stoßgruppe zu Nebenzwecken aus-
sprechen. Hier in Westgalizien liegt die Entscheidung. Cs spielt bei ihr
a) Das stand im Widerspruch zu der Meldung des Oberbefehlshabers Ost vom
7. Mai. Auch hier lasten sich die Gründe für die Äußerung des Generals v. Falken-
hayn nicht mehr feststellen.
IN. Mai
422
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
11. Mai.
keine Rolle, ob die Gruppe Pflanzer mittlerweile einige Kilometer zurück-
gedrückt wird oder nicht. Gelingt der Schlag, den wir eingeleitet haben,
so wird auch die Frage Pflanzer erledigt, und gelingt er nicht, so wird auch
die Bukowina nicht zu halten sein. Mit versammelten Kräften unter-
nommen, wird er aber sicher gelingen." General v. Conrad befürchtete
jedoch, wie er umgehend erwiderte, daß ein Rückschlag bei der Armeegruppe
Pflanzer-Baltin den günstigen Eindruck der Operationen in Galizien bei
den Neuttalen verwischen und insbesondere auf das weitere Verhalten
Rumäniens eine höchst ungünstige Rückwirkung ausüben könnte. Cr hielt
die angeordnete Verstärkung der Armeegruppe aufrecht.
Trotz der hierbei zutage gettetenen Verschiedenheit der Ansichten über
die weitere Verwendung freigewordener Teilkräfte waren sich beide Heeres-
leitungen doch völlig einig in der zur Zeit wichtigsten Entschließung: Aus-
nützung des Sieges von Gorlice durch Fortsetzung der Verfolgung.
b) Die Verfolgung am 11. Mai 1915.
Die verfolgenden Armeen stießen am 11. Mai kaum noch auf Wider-
stand. Rur die Wegeschwierigkeiten bereiteten Aufenthalt und erforderten
größte Anspannung der Truppe. Der Feind setzte den allgemeinen Rück-
zug fort.
Die ö st e r r e i ch i s ch - u n g a r i s ch e 2. Armee des Generals der
Kavallerie v. Boehm-Crmolli drängte an und über den San oberhalb Lisko
vor. Die österreichis ch - un garis che 3. Armee erreichte abends
den oberen San mit dem deütschen Beskidenkorps westlich Lisko, dem
XVII. Korps bei Zagorz, wo die 4. Kavallerie-Division auf das Ostufer
nachstieß, und mit dem X. Korps bei Sanok. Bei der in dieser Front durch-
geführten scharfen Rechtsschwenkung fand das VII. Korps nicht mehr Platz
und blieb in zweiter Linie bei Bukowsko. Die 1. Kavallerie-Division klärte
in Richtung auf Dobromil, die 4. Kavallerie-Division auf Przemysl auf.
Die 11. Armee gelangte abends, wie am 10. Mai befohlen, mit den
beiden südlichen Korps (Cmmich, XXXXI. Reservekorps) an die San-
Strecke Mrzyglod—Dynow, mit den beiden anderen Korps (österreichisch-
ungarisches VI. und Garde-) in die Linie Bachorz—Tyczyn. Die 20. Infan-
terie-Division sollte dem linken Armeeflügel zugeführt werden, wohin auch
die inzwischen bis Strzyzow gelangte 56. Infanterie-Division nachgezogen
war, beide Divisionen als Armeereserve. Am Südflügel der öfter-
reichisch -ungarischen 4. Armee wurde vom IX. Korps von
Südwesten und Westen her der Widerstand am Eisenbahnknotenpunkt
Rzeszow bald gebrochen. Dieser schnelle Erfolg wirkte sich auch an der großen
Straße Debica—Rzeszow aus, wo der rechte Flügel des XIV. Korps sich
Die Verfolgung am 11. Mai.
423
nun auch Sedziszows bemächtigte. Der Vorstoß der 8. Division östlich der
Wisloka nach Norden kam aber bei Wola Ociecka und östlich Przeclaw noch
einmal zum Stehen. Unter diesem Flankenschuh hatte der Feind dann das
westliche Wisloka-Aser geräumt, als abends die deutsche 47. Neserve-Divi-
sion und die ungarische 11. Kavallerie-Division, östlich RadomyslWk. vor-
gehend, bei Mielec und die Gruppe Stoeger-Steiner, weiter nördlich, die
Wisloka erreichten.
Flieger hatten in dem großen San-Bogen südwestlich Przemysl ii. Mai.
kaum noch Feind festgestellt. Umfangreiche Abmärsche wurden weiter südlich
vor der 3. und 2. Armee von Lisko und im Strwiaz-Tale nach Nordosten
beobachtet. Auch der östliche Flügel der russischen 8. Armee strebte bereits
in der Richtung auf Stary Sambor zurück. Lange Kolonnen zogen von
Vachorz auf die mit Truppen stark belegte Festung Przemysl und von
Iawornik Polski und Rzeszow auf Iaroslau ab. Hier sehte sich die Rück-
zugsbewegung auch auf dem Ostuser des San fort. Nördlich des Wislok
bewegten sich Marschkolonnen über Sokolow nach Norden und von Kolbu-
szowa nach Osten. Auf allen nach Osten und Norden führenden Bahnlinien
war starker Verkehr festgestellt. Das Gesamtergebnis der Lufterkundung war
eine große Rückzugsbewegung des Feindes sowohl an und hinter den
unteren San als auch über den oberen San in eine an Przemysl angelehnte
Stellung. Auch nördlich der Weichsel hatte der Gegner den Rückzug von der
Nida-Front begonnen.
Auf Grund dieses Gesamteindruckes wollte Generaloberst v. Mackensen
im Einverständnis^ mit der österreichisch-ungarischen Heeresleitung den Vor-
marsch mit der Mitte der 11. Armee nunmehr auf Iaroslau fortsetzen, wo-
bei ihm als weiteres Ziel RawaRufka vorschwebte. Der Angriff auf
Przemysl sollte der österreichisch-ungarischen 3. Armee überlassen bleiben.
Die Trennungslinie zwischen beiden Armeen wurde über Mrzyglod—
Krzywcza und dann nördlich an Przemysl vorbei gelegt. Die nunmehr ver-
stärkte österreichisch-ungarische 4. Armee erhielt die Aufgabe der Sicherung
nördlich des unteren Wislok gegen den im San—Weichsel-Winkel erkannten
ausgedehnten Brückenkopf von Sandomierz. Man hielt es für wahrschein-
lich, daß bald auch die russische 4. Armee auf dem nördlichen Weichsel-Äser
Anlehnung suchen würde; denn auch dort hatte der Feind vor der öster-
reichisch-ungarischen 1. Armee bei Tagesanbruch seine Stellungen geräumt.
Die Armee folgte mit dem rechten Flügel über die Nida.
Generaloberst v. Mackensen gab um 7° abends den Befehl, die
11. Armee solle über Iskan am San—Lancut die Verfolgung aus Iaroslau
fortsetzen. Während hiernach das Gardekorps am linken Flügel seinen
Vormarsch auf Przeworsk nach Osten fortführen konnte, war für die übrigen
WWWWW
12. Mai.
424 Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
Korps der 11. Armee eine scharfe Linksschiebung in den engeren Raum
nördlich des San westlich Przemysl notwendig. Die 20. und 56. Infan-
terie-Division folgten in zweiter Linie. Dadurch gewann die bisher auf
schmale Front zusammengedrückte österreichisch-ungarische 3. Armee Raum,
ihr nächstes Ziel wurde die Linie Dobromil—Przemysl. Die österreichisch-
ungarische 4. Armee erhielt Befehl, aus der Linie Rzeszow—Kolbuszowa
nördlich des unteren Wislok vorzugehen, wobei der Nordflügel über Mielec
links gestaffelt folgen sollte.
Für die österreichisch-ungarische 2. Armee befahl die Heeresleitung,
mit starkem, linkem Flügel im Strwiaz-Tale auf Chyrow vorzugehen, um
den Rückzug der russischen 8. Armee zu stören. Nach allem war damit zu
rechnen, daß die Verfolgungsmärsche der 3., 11. und 4. Armee sich glatt
vollziehen würden, ohne daß der Feind noch diesseits des Przemysl—San-
Abschnittes sich zu ernstem Kampfe stellen würde.
e) Zusammenschieben der 11. Armee auf Iaroslau am 12. Mai 1915.
Die für den 12. Mai beabsichtigten Bewegungen vollzogen sich ohne
Störung durch den Feind.
Die österreichisch-ungarische 3. Armee sehte nach Über-
schreiten des San auf schmalem Raume die Entfaltung und Rechts-
schwenkung in die neue, ostwärts gerichtete Front fort, das deutsche Ves-
kidenkorps über Tyrawa Woloska in Richtung auf Dobromil, das X. Korps
von Sanok über Lachawa in der Richtung auf Przemysl. Das XVII. Korps
sollte sich später über Leszczawa Lomna—Rybotycze zwischen die beiden
anderen Korps Anschieben und das VII. Korps hinter dem linken Armee-
flügel als Reserve folgen. Die beiden vordersten Korps gelangten am
12. Mai nur bis in Höhe von Tyrawa Woloska. Die österreichisch-
u n g a r i s ch e 2. Armee schwenkte ebenfalls mit ihrem linken Flügel über
den San bis zur Bahnlinie bei Olszanica vor. Auch am linken Flügel der
Südarmee stieg nunmehr bereits die Gruppe Szurmay von der Kammhöhe
zum Oberlauf des Dniester hinab.
Bei der 11. Armee erreichte das Korps Cmmich (11. bayerische und
119. Infanterie-Division) über Alucz Iskan am San, das XXXXI. Re-
servekorps über Bachorz Dubiecko, mit vorausgesandten Abteilungen nach
heftigem Kampfe mit russischer Kavallerie Pruchnik. Das österreichisch-unga-
rische VI. Korps marschierte von Iawornik Polski bis Kanczuga, das Garde-
korps aus der Linie Blazowa—Tyczyn nach Chodakowka—Lancut. Vor
ihnen ging der Feind von Rozniatow und Przeworsk auf Iaroslau zurück.
Bei der österreichisch-ungarischen 4. Armee schob das
IX. Korps die 10. Division nach Stobierna und die 106. Division dahinter
Zusammenschieben der 11. Armee auf Iaroslau am 12. Mai.
425
nach Glogow. Der beim XIV. Korps angesetzte konzentrische Vormarsch
der 3. Division von Sedziszow und der 8. Division von Przeclaw aus
Kolbuszowa erreichte den zurückgehenden Feind nicht mehr. Auch den Unter-
laus der Wisloka gaben die Russen freiwillig auf, so daß die von Süden
weit ausgreifende Umfassungsbewegung der deutschen 47. Reserve-Division
auf dem Ostufer des Flusses ihren Zweck verfehlte. Abends lag das
XIV. Korps um Kolbuszowa. Weiter links, rückwärts gestaffelt, standen
die 47. Reserve-Division und die Gruppe Stoeger-Steiner, beide auf dem
östlichen Ufer der Wisloka. Zn dieser Gliederung wollte die 4. Armee am
anderen Tage ihren Vormarsch nach Osten fortsetzen. Die 11. Kavallerie-
Division, wieder der 11. Armee unterstehend, traf nachmittags in Rzeszow
ein und sollte gemeinsam mit der 2. Kavallerie-Division den feindlichen
Rückzug vor der 4. Armee stören.
Nördlich der Weichsel schwenkte die österreichisch-ungarische
1. Armee, dem Gegner folgend, weiter vor und gelangte mit rechtem
Flügel bis in Höhe von Szczucin. Auch vor den beiden südlichen Divisionen
der Armee Woyrsch räumte der Feind seine Stellungen. Im Nachstoß
wurde hier abends Kielce erreicht.
Bei dem überstürzten Rückzüge schienen bei den Russen die Verbin-
dungen zu versagen. Sie machten auch für die Übermittlung taktischer und
operativer Befehle, sogar im Klartext, von Funksprüchen ausgiebigen Ge-
brauch. Auf Grund der Abhörergebnisse konnte man daher in Überein-
stimmung mit den Feststellungen der Lufterkundung ein klares Bild über
den Feind gewinnen, das den allgemeinen Rückzug auf die Przemysl—San-
Linie bestätigte. Auch durch Przemysl und durch Iaroslau nach Osten
gehende Marschkolonnen wurden von den Fliegern gesichtet. Der nörd-
lichste Teil der von der österreichisch-ungarischen 4. Armee geschlagenen rus-
sischen Verbände wandte sich scharf nach Nordosten, dem brückenkopfartigen
Waffenplatz Sandomierz zu. Dorthin wurde als Verstärkung die russische
8. Division des XV. Korps im Antransport gemeldet. Die nächsten Ab-
sichten der russischen Führung gingen aus den abgehörten Befehlen des
Generals Radko Dmitrijew für die 3. Armee hervor. Cr befahl „hart-
näckige aktive Verteidigung" des San; es seien Stellungen auf dem linken
San-Aser zu halten, aus denen heraus zum Angriff gegen den verfolgenden
Feind geschritten werden sollte. Die russische 8. Armee war weiter im Rück-
züge südlich und südöstlich Przemysl.
Über die Weiterführung der Operationen in Galizien hatte am Vor-
mittage des 12. Mai in Teschen eine Besprechung zwischen den Generalen
v. Falkenhayn und v. Conrad stattgefunden. Cs wurde erörtert, ob man den
Schwerpunkt der weiteren Operationen südlich an Przemysl vorbei auf Lem-
426
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
n. Mai. berg oder längs der Weichsel gegen den unteren San oder auf Iaroslau
richten solle. Man entschloß sich zu der letzten Lösung, die ja auch schon durch
die Anordnungen der 11. Armee vom 10. Mai eingeleitet war. Dement-
sprechend wurden von der österreichisch-ungarischen Heeresleitung um 11° vor-
mittags neue grundlegende Weisungen ausgegeben. „Nächstes Ziel ist, den
San abwärts Przemysl zu forcieren und sich am östlichen San-Afer für die
weitere Vorrückung bereit zu stellen." Die 11. Armee blieb auf die Fluß-
strecke beiderseits Iaroslau angesetzt, in der linken Flanke gedeckt durch die
österreichisch-ungarische 4. Armee. Die österreichisch-ungarische 3. Armee
sollte südlich des San mit ihrem Nordflügel gegen die West- und Südfront
von Przemysl vorgehen und die Festung möglichst im Handstreich nehmen.
Ihr rechter Flügel wurde auf Mosciska (25 Kilomter östlich Przemysl), der
rechte Flügel der anschließenden österreichisch-ungarischen 2. Armee auf
Stary Sambor angesetzt. Starke Kräfte dieser Armee sollten bereitgehalten
werden, um nötigenfalls südlich des Dniester nach Osten vorzustoßen. Die
deutsche Südarmee erhielt die Richtung auf Drohobycz; östlich von ihr sollte
sich die österreichisch-ungarische 7. Armee behaupten. Nördlich der Weichsel
hatte sich die Armee Woyrsch dem Vorgehen der österreichisch-ungarischen
I. Armee anzuschließen.
Der diesen Weisungen entsprechende Armeebefehl des Generalobersten
v. Mackensen für den 13. Mai sah eine Neugliederung der 11. Armee vor.
Die südlich des XXXXI. Reservekorps als rechter Flügel vorgehende
II. bayerische Infanterie-Division wurde dem General v. Frangois unter-
stellt. General v. Emmich sollte mit dem Generalkommando des X. Armee-
korps auf dem linken Flügel zunächst das Kommando über die 19. Infan-
terie-Division und demnächst auch über die 20. und 56. Infanterie-Division
nach ihrem Eintreffen übernehmen. Diese Verstärkung des Nordflügels er-
schien notwendig, da man beim weiteren Vorgehen auf starke Flankenstöße
aus dem San—Weichsel-Winkel gefaßt sein mußte. In dieser Neugliede-
rung sollten die Armeekorps am 13. Mai die Linie Krzywcza—Pruchnik—
Swietoniowa erreichen, darüber hinaus nur Vortruppen zur Aufklärung
und zu artilleristischen Erkundungen bis an den Feind vorwärts schieben.
Die 56. Infanterie-Division hatte Lancut, die 20. Infanterie-Division im
Marsch nach Norden Tyczyn zu erreichen, die 119. Infanterie-Division bei
Dubiecko am San als Armeereserve zu verbleiben.
d) Aufmarsch gegen die russische San-Front am 13. Mai 1915.
Die Bewegungen der 11. und österreichisch-ungarischen
4. Armee gegen den unteren San wurden auch am 13. Mai vom Feinde
nicht gestört. General v. Francois befahl seinen drei Divisionen, sich nach
Aufmarsch gegen die russische San-FronL am 13. Mai. 42?
Erreichen ihrer Tagesziele im Raume Krzywcza—Helusz—Pruchnik—Haw-
lowice einzugraben. Das österreichisch-ungarische VI. Korps gelangte an
den Mleczka-Abschnitt bis Rozniatow, das Gardekorps mit der 2. Garde-
Infanterie-Division in die Gegend von Arzejowice und mit 1. Garde-
Infanterie-Division bis Przeworsk, die 19. Infanterie-Division des neuen
Korps Cmmich rückte links gestaffelt in den Raum zwischen der Straße
Lancut—Przeworsk und dem Wislok. Alle Korps nahmen durch vor-
geschobene Abteilungen Fühlung mit dem Feinde noch diesseits des San
auf. Auch die österreichisch-ungarische 4. Armee schob sich in
ihrer bisherigen Linksstaffelung näher an den San. Cs wurde hier nach
beschwerlichen Märschen auf tiessandigen Wegen, in glühender Hitze, die
Linie Zolynia—Sokolow—Ranizow—Weichsel östlich der Wisloka-
Mündung erreicht. Zu einer Vereinigung der 11. und 2. Kavallerie-
Division kam es nicht, da die einzelnen Brigaden als Rückhalt für die Auf-
klärung auf die ganze Front durch den Führer der 11. Kavallerie-Division
verteilt wurden. In den San—Weichsel-Winkel wurde Einblick nicht ge-
wonnen. Die österreichisch-ungarische 1. Armee gelangte
Weichsel abwärts bis in die Gegend westlich der Wisloka-Mündung. Auch
vor dem linken Flügel der Armee Woyrsch ging an diesem Tage der Feind
zurück. Damit war die gesamte Front nördlich der Weichsel bis zur Pilica
in Bewegung gekommen. Der Vormarsch der österreichisch-unga-
rischeu 3. Armee, südlich der 11. Armee, litt unter den durch den
Feind vorgenommenen starken Zerstörungen der Gebirgsstraßen. Trotzdem
erreichte die 1. Kgvallerie-Division mittags Kwaszenina im Vormarsch auf
Dobromil. Ihr folgte das Beskidenkorps. Das X. Korps erstrebte die
Linie Vircza—Vrzuska. Dahinter schob sich das XVII. Korps bis etwa
Tyrawa Woloska, das VII. Korps gelangte bis Sanok. Die öfter-
r e i ch i s ch - u n g a r i s ch e 2. Arme e erreichte im Vormarsch auf Starv
Sambor mit linkem Flügel Starzawa. Am Tage danach wollte sie bei
Dobromil den Anschluß an die 3. Armee gewinnen.
Die bisher von den verbündeten Armeen erreichten Kampferfolge hatten
somit auch operativ ein großes Ergebnis gezeitigt. Am 2. Mai war der
11. Armee der Einbruch in die feindlichen Stellungen in etwa 40 Kilometer
Breite und von zunächst nur wenigen Kilometern Tiefe gelungen. Jetzt,
zwölf Tage später, war das feindliche Stellungssystem auf über 300 Kilo-
meter Frontbreite, von der Karpaten-Mitte bis weit nördlich der Weichsel,
aus den Angeln gehoben. Der Druck, der solange auf den verbündeten
Armeen der Karpaten-Front schwer gelastet hatte, war damit beseitigt.
Sieben Armeen der Verbündeten hatten die Verfolgung des Feindes aus-
genommen, der, aus seinen festen Stellungen geworfen, weiter rückwärts
13. Mai.
Südarmee.
428 Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
eine neue Verankerung seiner Abwehr suchte. Strahlender Sonnenschein
hatte die Truppen auf ihrem Siegeszuge begleitet. Diese Gunst der Wit-
terung hatte trotz größter Wegeschwierigkeiten und trotz fast täglicher
Kämpfe außerordentliche Marschleistungen ermöglicht. Von Gorlice aus-
gehend, über 100 Kilometer Luftlinie und über drei große Flußabschnitte
hinweg waren die verbündeten Armeen jetzt bis zum San vorgestoßen.
Hierbei hatten sie der von dem Durchbruchsschlage zunächst getroffenen russi-
schen 3. Armee gegen 140 000 Gefangene, 100 Geschütze und 300 Maschinen-
gewehre abgenommen. Ein bei der Einleitung der Durchbruchsoperationen
von Gorlice kaum erhoffter Kampfersolg war damit erreicht.
Aber vielerlei materielle Schwierigkeiten, die sich bereits seit Tagen
mehr und mehr fühlbar gemacht hatten, wuchsen jetzt zu schwerer Hemmung
für den weiteren Vormarsch der Armeen nach Osten. Es bestätigte sich die
Erfahrung, daß der Nachschub an Munition und Verpflegung erheblichen
Schwierigkeiten begegnet, sobald man sich weit von der Eisenbahn entfernt.
Gründliche Zerstörungen vergrößerten noch die allein schon durch das Ge-
lände gegebenen Schwierigkeiten. Planmäßige Vernichtung der Unter-
künfte und Landesvorräte durch die Nüssen zwang die Truppen, sich in
weitem Umfange auf nachgeschobene Verpflegung zu basieren. Eine Ent-
fernung von über 150 Kilometern von den Cisenbahnendpunkten mußte
durch mit Pferden bespannte Kolonnen überwunden werden, da die Trag-
fähigkeit der Brücken und der Zustand der Straßen die Benutzung der an
Zahl zudem geringen Lastkraftwagenkolonnen ausschlossen oder stark beein-
trächtigten. Schon seit Tagen sagten die Meldungen einzelner Verbände, daß
die ordnungsmäßige Verpflegung der Truppe nicht mehr durchführbar sei. Die
Leistungsfähigkeit der Pferde war bei dem Mangel an Kraftfutter erschöpft.
General v. Falkenhayn wies daher auch die 11. Armee schon vor Er-
reichen des San darauf hin, daß in dieser Lage die Nachschubfrage vor dem
Weitermarsch zu klären sei. Ihre Regelung war unerläßliche Vorbedingung
für die Fortführung der Offensive über den San hinaus.
5. Die Ereignisse an den Anschlußfronten bis Mitte Mai 194 5-
a) Die Vorgänge südlich des Dniester und in den Karpaten.
Karten 15 und 18.
Mit der Überwindung der ernsten Krise bei der österreichisch-ungari-
schen 2. und 3. Armee Mitte April') hatte die gewaltige Schlacht in den
Karpaten nach fast viermonatiger Dauer ihr Ende gefunden. Zu einheit-
lichen größeren Kampfhandlungen war es hier nicht mehr gekommen. Bei
i) S. 130 ff.
Wechselvolle Kämpfe bei der deutschen Südarmee.
429
der deutschen Südarmee, die infolge von Nachrichten über russische
Angriffsabsichten gegen die Nahtstelle zur Armeegruppe Pflanzer-Baltin ihre
Front nach Osten bis zum Wege von Felsöszinever in das Moloda-Tal aus-
gedehnt hatte, gelang es am 24. April dem deutschen Korps Bothmer mit
Teilen des österreichisch-ungarischen Korps Hofmann, die heißumstrittene
Höhe Ostry und den von hier auf Koziowa streichenden Höhenrücken zu er-
stürmen; der linke Flügel des Korps Bothmer hatte bereits vorher die am
11. April verlorengegangene Stellung der ungarischen 38. Division zurück-
erobern können. Dadurch war auch der rechte Flügel der Gruppe Szurmay
mit vorgeriffen worden. Bis zur Monatswende dauerten hier erfolglose
russische Gegenangriffe an, die sich am 21. April auf die ganze Front des
Feldmarschalleutnants Szurmay ausdehnten. Mit starken Kräften brachen
die Russen gegen das Ang-Tal vor und bemächtigten sich der Stellungen süd-
östlich Wolosate. General v. Linsingen wandte sich an die österreichische
Heeresleitung, um Hilfe von der österreichisch-ungarischen 2. Armee zu er-
halten, doch beschränkte sich diese auf artilleristische Anterstützung. Glücklicher-
weise nutzte der Russe seinen Erfolg nicht aus, so daß es der Gruppe
Szurmay gelang, sich weiterer Vorstöße zu erwehren. 2lm 2. Mai ver-
mochten Teile des Korps Hofmann in glänzend durchgeführtem Sturin die
langgestreckte Höhe nordöstlich Ostry zu nehmen, doch mußte dieser Gelände-
gewinn bereits zwei Tage später infolge außerordentlich heftiger Gegen-
angriffe wieder preisgegeben werden; auch östlich davon konnten die Russen
die österreichisch-ungarischen Linien zurückdrücken und auf dem südlichen
Holowczanka-Afer^Fuß fassen. Erst das Eingreifen der Nachbarkorps ver-
mochte einen tieferen Einbruch zu verhindern.
Trotz dieser Rückschläge war General v. Linsingen gewillt, durch so-
fortiges Vorgehen seiner Armee die Operationen bei Gorlice zu unterstützen.
Cr wandte sich deswegen am 6. Mai, nachdem ein gleicher Antrag vom «.bis 12.Mai.
20. April abgelehnt worden war, von neuem an die österreichisch-ungarische
Heeresleitung mit der Bitte um Verstärkung durch zwei Divisionen; falls
dies nicht möglich sei, sollte die 2. Armee wenigstens ihre Front bis zum
Hnyla-Vache ausdehnen, damit er die Gruppe Szurmay für die Offensive
seiner Armee freimachen und sie östlich umfassend einsetzen könnte. Auch
in einem vom deutschen Chef des Generalstabes des Feldheeres am 8. Mai
eingeforderten Bericht wies General v. Linsingen darauf hin, daß der Feind
„nur durch starken offensiven Druck gegen linke Flanke und Rücken, also
durch einen Vorstoß über Dolina in entscheidender Weise vernichtet werden
kann. Ein solcher Vorstoß müßte durch frische Truppen rechts neben der
Südarmee unter ihrem Befehl und im Verein mit ihrem rechten Flügel
geführt werden..."
430 Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
General v. Conrad war mit den Vorschlägen des Generals v. Linsingen
an sich einverstanden, glaubte indeffen mit Rücksicht auf die Gesamtlage vor-
läufig aus Mangel an Kräften nicht darauf eingehen zu dürfen. General
v. Linsingen suchte daher für den beabsichtigten Stoß sich selbst Reserven zu
schaffen, und zog bei der Gruppe Szurmay eine österreichische Brigade, beim
Korps Gerok zwei Regimenter mit einer Gebirgsbatterie aus der Front.
Inzwischen begannen die ersten Auswirkungen des Erfolges bei Gor-
lice auch auf der übrigen Front fühlbar zu werden: Am 6. Mai teilte die
österreichisch-ungarische 3. Armee mit, daß die Russen vor ihrer Front in
eiligem Rückzüge wären, auch die 2. Armee rechnete mit einem Ausweichen
des Gegners; am 7. Mai konnten Flieger rückgängige Bewegungen von
Kolonnen und Trains vor dem linken Flügel der Südarmee selbst feststellen.
General v. Linsingen befahl daher am 8. Mai: „Der Gegner ist vor der
2. Armee und der Gruppe Szurmay in vollem Rückzüge..., die Südarmee
setzt die Verfolgung des geschlagenen Gegners fort und greift an, wo er
noch standhält, ohne abzuwarten, daß er seine Stellungen völlig geräumt
hat ..." Vor der 2. Armee war der Gegner am Morgen dieses Tages
tatsächlich gewichen, der Gruppe Szurmay gelang es jedoch in den nächsten
beiden Tagen nur, die Höhenlinie Vyczok—südöstlich Kiczera Sokilska—
südöstlich Ielenowaty—nördlich Halicz zu gewinnen und hier Anschluß an
den rechten Flügel der 2. Armee zu nehmen. Vor der übrigen Front der
Südarmee blieb die Lage zunächst unverändert. Als aber die Gruppe
Szurmay am Abend des 11. Mai sich zum Sturm gegen die noch stark
besetzte Höhenstellung Iasowiec—Ostry anschickte, und weitere Nachrichten
über rückgängige Bewegungen des Feindes eintrafen, befahl General v. Lin-
singen für den 12. Mai den allgemeinen Angriff: auf dem rechten Flügel
sollte das Korps Gerok aus Wygoda, die Mitte beiderseits der Straße
Munkacs—Stryj vorstoßen; die Gruppe Szurmay im Vorgehen auf Turka
bleiben. Bald darauf trafen auch Weisungen aus Teschen ein, die die Ver-
folgung aus den Karpaten heraus regelten: „2. Armee trachtet mit starkem,
linkem Flügel entlang der Straße Astrzyki dl.—Chyrow den Rückzug der
russischen 8. Armee zu stören, äußerste rechte Vewegungslinie Smol-
nik—Voberka—Holowiecko—Strzylki—Topolnica—Zwor—Czukiew südlich
Sambor. Südarmee schließt sich vom linken Flügel der allgemeinen Vor-
rückung in Richtung Drohobycz—Stryj—Dolina an."
Armeegruppe Bei der Armeegruppe Pflanzer-Baltin hatten sich schon
Baltin, im April die Anzeichen dafür gemehrt, daß der Gegner starke Kräfte vor
ihrem Westflügel in den Tälern der Lomnica und Czeezwa versammle.
General v. Pflanzer-Baltin sah sich daher veranlaßt, das Schwergewicht
seiner Front wieder nach Westen zu verlegen, zumal da gerade die Naht-
General v. Anfingen befiehlt den Angriff.
431
stelle zur Südarmee im Gebirge nur schwach gesichert war1). Auch General
v. Conrad hatte infolge dieser bedrohlichen Nachrichten die Schaffung einer
möglichst starken Reserve hinter dem linken Armeeflügel verlangt. Als
General v. Pflanzer-Baltin am 24. April Weisungen aus Teschen erhielt,24<
im Hinblick auf die Operation von Gorlice durch erhöhte Tätigkeit den
Gegner vor seiner Front zu fesseln, entschloß er sich, den russischen Angriffs-
absichten zuvorzukommen und seinerseits zwischen Czeczwa und Bystrzyca-
Solotwinska vorzustoßen; er hoffte, hierdurch die Front bis in die Linie
östlich Bohorodczany—Perehinsko—südlich Luhy vorreißen zu könnenP
Vis zum 1. Mai sollte Feldzeugmeister Ljubicic mit 21 Bataillonen ver-
schiedener Divisionen und sieben Batterien hinter dem linken Armeeflügel
zum Angriff versammelt sein. Als Ersatz für die der Ostgruppe ent-
nommenen Kräfte stellte General v. Pflanzer-Baltin derem Führer, General
Freiherrn Marschall, die österreichisch-ungarische 8. Kavallerie-Division zur
Verfügung; der belagerungsmäßige Angriff gegen Zaleszcyki war fort-
zusetzen.
Der am 1. Mai beginnende Angriff der Gruppe Ljubicic zwischen
Bystrzyca-Solotwinska und Czeczwa kam in hartem Ringen, von starken
Gegenangriffen öfter aufgehalten, bis zum 8. Mai bis auf die Höhen süd-
westlich Fasten—südlich Lipowica— Südosthang des Syhlos—Szywanach;
am nächsten Tage schritten die Russen hier mit beträchtlichen Verstärkungen
zum Gegenstoß. Auch weiter östlich war vor der Front der Westgruppe
Verstärkung des Gegners festgestellt worden.
Inzwischen statte sich jedoch auch an der übrigen Front die Lage
gänzlich verändert. Am Abend des 7. Mai ging im Armee-Hauptquartier
zu Kolomea eine Mitteilung aus Teschen ein, nach der, einem aufge-
fangenen Funkspruch zufolge, dem russischen Oberkommandierenden der
Südwestfront befohlen war, über den Dniester vorzugehen, die Armee
Pflanzer hinter den Pruth zurückzuwerfen und sich in den Besitz des
Raumes um Kolomea zu setzen. Von hier aus sollte dann der russische An-
griff über die Karpaten nach Ungarn hineingetragen und gleichzeitig die
Bukowina befreit werden. General v. Pflanzer bat daraufhin um Ver-
stärkung seiner Armee. General v. Conrad stellte ihm das bei der 3. Armee
herausgezogene III. Korps mit der 22. und 28. Division in Aussicht; gleich-
zeitig wurde die Armeegruppe in „österreichisch-ungarische 7. Armee" um-
benannt.
Am 9. Mai konnte der stark ausgebaute Brückenkopf Zaleszcyki endlich
im Sturm genommen werden. Gleichzeitig brach aber das schon lange
drohende Unheil gegen die Mitte der Armeegruppe los. Auf dem linken
April bis
8. Mai.
9. Mal.
i) S. 429. — -) Ortsnamen soweit nicht auf Karte 18 s. Karte 15 und Skizze 8.
432
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
1«. Mai.
Il.bisl4.Mai.
Flügel der Gruppe Marschall — deutsche 5. Kavallerie-Diviston — gelang
es zwar. Versuche der Russen, bei Kopaczynce den Dniester-Äbergang zu
erzwingen, zu vereiteln und die Dniester-Schleife nordöstlich davon abzu-
sperren, weiter westlich vermochten sie dagegen die Front der Gruppe Czi-
bulka bei Iezierzany zu durchbrechen und bis in die Gegend von Chocimierz
zurückzuwerfen.
Auch auf den beiden Flügeln der 7. Armee entbrannten am 9. Mai
schwere Kämpfe. Fm Laufe des Nachmittags wurde die Ostgruppe nördlich
des Pruth von überlegenen Kräften angegriffen, der Brückenkopf von
Zalesczyki mußte wieder aufgegeben und alle verfügbaren Kräfte an die
bedrohte Front geworfen werden. Auf dem äußersten Westflügel wurde
die Gruppe Ljubicic in wechselvollen heftigen Kämpfen gezwungen, nach
Süden und Osten Raum zu geben.
Im Verlaufe des Tages führten die Russen neue Truppen über den
Dniester und warfen die schwachen Kräfte der deutschen 5. Kavallerie-
Division bis in die Linie Czernelica—Kopaczynce zurück. Roch hoffte der
Divisionskommandeur, Generalleutnant v. Heydebreck, mit eiligst heran-
gezogenen Verstärkungen die Lage wiederherzustellen und der ebenfalls
schwer ringenden Gruppe Czibulka den Rücken zu decken, zumal da es
dieser zunächst gelungen war, den russischen Angriff am Vachabschnitt hart
östlich der Straße Riezwiska—Obertyn sowie aus den Höhen nordwestlich
Obertyn und südlich Chocimierz zum Stehen zu bringen.
Am nächsten Tage konnte die Lage zwischen Pruth und Dniester mit
zusammengerafften Verstärkungen im Gegenangriff wiederhergestellt werden.
Auf der übrigen Front wurden feindliche Angriffe abgewehrt; nur der linke
Flügel mußte auf die Höhen südöstlich Riezwiska ausweichen. In der
neuen Front des Feldmarschalleutnants Czibulka und auf dem äußersten
Westflügel im Gebirge wurde schwer gekämpft.
Am 11. Mai schien bei der Ostgruppe die Gefahr überwunden; im
Gegenstoß konnten sogar die alten Stellungen wiedergewonnen werden.
2luf der übrigen Front kam es aber zu neuen schweren Rückschlägen. Mitte
und rechter Flügel der Gruppe Marschall mußten vor überlegenen Angriffen
das rechte Dniester-Afer preisgeben und schließlich auf der ganzen Front in
die Linie Vach-Abschnitt südöstlich Horodnica—Horodenka—Okno zurück-
gehen. Anschließend nach Westen wich die Gruppe Czibulka vor neuen starken
Angriffen in die Linie nordöstlich Okno—Obertyn aus. Auch die Kämpfe
der Gruppe Ljubicic aus dem Westflügel der Armee führten zur Zurück-
nahme der Front auf die Höhen nördlich des Lomnica- und Moloda-Tales.
Die bedrohliche Lage seiner Armee und der ständig sich verstärkende
Druck der russischen Offensive, die mit drei bis vier Infanterie- und etwa
Rückschlag bei der Armee-Gruppe Pflanzer-Baltin.
433
zwei Kavallerie-Divisionen geführt wurde, bewog General v. Pflanzer,
seine gesamte Front vom Feinde abzusehen. Die Ostgruppe sollte hinter
den Pruth gehen und die Linie von der Reichsgrenze bis südöstlich Sniatyn
decken, anschließend die Front über Kulaczkowce—Kamionka Wk—Ottynia
zurückgenommen werden und von hier aus in den alten Stellungen über
Grabowiec—Solotwina—Porohy verlaufen. Am äußersten Westflügel
hatten nur schwache Kräfte, etwa zehn Bataillone, den Raum um Osmo-
lada zu decken, das Gros der Gruppe Ljubicic war bei Zielona als Armee-
reserve zu sammeln. Zwischen den Gruppen Marschall und Czibulka sollten
die bereits eingetroffenen Teile des III. Korps unter Feldmarschalleutnant
Krautwaldt eingeschoben, die ganze Bewegung in der Nacht zum 12. Mai
angetreten werden.
Der Russe drängte indessen gegen die Mitte der Armee heftig nach,
so daß auch hier die Front hinter den Pruth in die Linie südlich Sniatyn—
Zalucze—Kolomea—Lanczyn—Pasieczna verlegt werden mußte, die bis
zum 14. Mai erreicht wurde.
b) Die Front zwischen Weichsel und Pilica.
Am 24. April waren General Dank! und Generaloberst v. Woyrsch?4. April ms
in die Absichten der verbündeten Heeresleitungen für die Operation in
Galizien eingeweiht worden. General v. Conrad hatte darauf hingewiesen,
daß den am Angriff nicht beteiligten Armeen sowohl der Karpaten-Front
wie auch nördlich der Weichsel die Aufgabe zufalle, durch aktive Tätigkeit
jedes Abziehen russischer Kräfte zu verhindern. Infolgedessen lebte auf der
ganzen Front nördlich des Stromes das Artilleriefeuer aus, starke
Patrouillen brachen gegen die russischen Stellungen vor, neue Gräben
wurden dicht am Feinde ausgehoben und an vielen Stellen Sappen vor-
getrieben, um den Eindruck eines bevorstehenden Angriffes hervorzurufen.
Am 1. Mai standen der ö st e r r e i ch i s ch - u n g a r i s ch e n
1. Armee mit 53 Bataillonen, 36 Schwadronen und 230 Geschützen Teile
der russischen 4. Armee — drei Infanterie-Divisionen und zwei Kavallerie-
Brigaden — in Stärke von 48 Bataillonen, 42 Schwadronen und 147 Ge-
schützen gegenüber, nördlich von ihr der A r m e e W 0 y r s ch mit fünf
Infanterie- und zwei Kavallerie-Divisionen in Stärke von 74 Bataillonen,
59 Schwadronen und 302 Geschützen die Hauptmacht der russischen 4. Armee
mit sechs Divisionen in Stärke von ungefähr 96 Bataillonen, 36 Schwa-
dronen und 351 Geschützen^). Trotz des gelungenen Durchbruchs bei
Gorlice schienen die Russen indessen zunächst nicht an Abzug zu denken;
*) Feindstärken nach Annahme der Verbündeten,
f Weltkrieg. VII. Band.
28
434
Die Durchbruchsschlacht bei Gorlice.
in der Nacht zum 3. Mai mußte sogar ein Angriff gegen das deutsche Land-
wehrkorps abgewiesen werden.
Erst am 10. Mai kündeten mitgehörte russische Funksprüche die Rück-
verlegung von gegenüberstehenden Generalkommandos an. Vei Anbruch
. des nächsten Tages war der Feind vor der österreichisch-ungarischen
1. Armee abgezogen. Diese folgte und stand am Abend mit dem rechten
Flügel bei Swiniary—Smegorzow. Der linke Flügel hing noch an der
Nida zurück. Am 12. Mai räumte der Feind auch seine Stellungen vor
den beiden südlichen Divisionen der Armee Moyrsch. Diese stießen
nach, die Landwehr - Division Vredow stand abends schon hart vor
der von den Russen noch verteidigten Stadt Kielce. Vor der 4. Landwehr-
Division und der Gruppe Koeveß verließen die Russen ihre Stellungen erst
am 13. Mai. Damit kam die ganze Front zwischen der Weichsel und der
Pilica in Bewegung.
6. Die russische Führung vom 5. bis IZ. Mai 4915.
Karte 18.
Die ungünstige Entwicklung der Lage bei der russischen 3. Armee in
den ersten Tagen des Mai hatte sehr schnell ihre Rückwirkung auch auf die
Karpaten-Front geäußert. Nachdem das Oberkommando der Südwestsront
bereits in der Nacht vom 4. zum 5. Mai gezwungen gewesen war, die Zurück-
nahme des rechten Flügels der 8. Armee (XXIV. und XII. Korps) aus
der Gegend von Mezölaborcz in östlicher Richtung anzuordnen, sah der
5. bis ir. Mat. Generalstabschef, General Dragomirow, die Gesamtlage am 5. Mai so
ernst an, daß er den allgemeinen Rückzug hinter den San vorschlug. Die
Oberste Heeresleitung befahl aber auf das nachdrücklichste, daß als äußerste
Grenze für die Rückwärtsbewegung die Wisloka anzusehen sei. In einer
am Morgen des 7. Mai in Cholm stattfindenden Besprechung mit den
Heeresgruppenbefehlshabern betonte der Großfürst nochmals, daß er ein
weiteres Zurückgehen nach Osten in Galizien, insbesondere einen Rück-
zug der 3. Armee hinter den San, nicht gestatte. Im ganzen sah er die
Niederlage der 3. Armee bis dahin nur als einen örtlichen Mißerfolg an,
doch befahl er die Verstärkung der Südwestfront durch das XV. Korps von
der Nordwestfront und das V. kaukasische Korps von Odessas. Am
Abend des 7. Mai bat er telegraphisch Lord Kitchener und General Ioffre
unter Hinweis auf die Mißerfolge der letzten Tage, die vereinbarte Offen-
sive gegen die deutsche Westfront sofort zu beginnen.
i) S. 330 Anm.
Die russ. Oberste Heeresltg. erhofft llmschwung durch Offensive der 9. Armee. 455
Die täglich bedrohlicher werdende Lage der 3. Armee veranlaßte
General Dragomirow, allerdings ohne das Cinverständnis seines Ober-
befehlshabers, des Generals Iwanow, am 9. Mai zur Wiederholung seines
Vorschlages, die Südwestfront hinter den San und Dniester zurückzunehmen.
Aber auch diesmal drang er nicht durch. Der Generalquartiermeister bei
der Obersten Heeresleitung, General Danilow, empfahl ihm aber, mit Hilfe
der Bevölkerung und von Kriegsgefangenen den Ausbau einer starken rück-
wärtigen Stellung in der Linie Weichsel—San—Dniester vorzunehmen.
Im übrigen erhoffte die Oberste Heeresleitung von der inzwischen be-
fohlenen Durchführung des längst geplanten Angriffs der 9. Armee gegen
den Raum Radworna—Delatyn—Kolonien einen Amschwung der allge-
meinen Lage an der Südwestfront.
Am 10. Mai sah sich General Radko Dmitrijew gezwungen, den io.bisi«.Mai.
Rückzug der 3. Armee bis in die Linie Wisloka-Mündung—Gegend
neun Kilometer südlich Sanok zu befehlen. Im Zusammenhang damit
mußten nun auch die anschließenden Flügel der Nachbararmeen zurück-
genommen werden. General Radko Dmitrijew glaubte sich aber auch in
der neuen Linie nicht halten zu können und bereitete schon den weiteren
Rückzug gegen den San vor. In seiner Meldung darüber an die Heeres-
gruppe betonte er: „Die Armee hat ihre Pflicht bis zum Ende erfüllt. Sie
hat sich in den neuntägigen Kämpfen heldenhaft geschlagen und ist buch-
stäblich verblutet. Viele Divisionen zählen nur je einige hundert Kämpfer.
Sich in der neuen Linie zu halten, ist angesichts des verspäteten Eintreffens
der Verstärkungen aussichtslos." Während General Iwanow für das
weitere Verhalten seiner Heeresgruppe die Entscheidung der Obersten
Heeresleitung erbat, sehte sich sein Generalstabschef, General Dragomirow,
im Sinne seiner früheren Vorschläge wiederum nachdrücklich dafür ein,
endlich „einen durchführbaren Entschluß zu fassen und sich nicht unerfüll-
baren Hoffnungen hinzugeben". Die Armeen müßten hinter San und
Dniester zurückgenommen, Przemysl geräumt werden. Der Großfürst fand
sich daraufhin bereit, die San—Dniester - Linie „als äußerste östliche
Grenze" für die weitere Abwehr zu bestimmen.
Am 11. Mai befahl General Radko Dmitrijew den Rückzug hinter
den San. In der Nacht zum 13. wurde dieser Abschnitt erreicht. An Ver-
stärkungen waren das XV. und das V. kaukasische Korps im Anrollen.
Zur Rechten schloß die 4. Armee (General Cwert) bei Rozwadow am
San, 20 Kilometer oberhalb der Mündung an, ihr rechter Flügel mußte
in die Stellung von Radom zurück. Die links an die 3. anschließende
8. Armee (General Brussilow) besetzte mit ihrem rechten Flügel Przemysl,
dann folgte die zunächst nur in Stärke von zwei Korps neu gebildete
28*
436
Die Durchbruchsschlacht bei Gorlice.
11. Armee (General Schtscherbatschew) und schließlich die 9. Armee
(General Letschizky), die bei ihrem erfolgreichen Vorgehen inzwischen bis
an den Pruth gelangt war. Die erreichte Linie sollte hartnäckig verteidigt
und gehalten, Przemysl dabei aber nur als Teil der Stellung, nicht als
selbständige Festung behandelt werden.
Als Opfer der eigenen Mißerfolge wurden der Generalstabschef der
Südwestfront, General Dragomirow, und der Oberbefehlshaber der
3. Armee, General Radko Dmitrijew, ihrer Stellungen enthoben, jener
durch General Sawwitsch, dieser durch General Lösch erseht. Fürst Kuda-
schewZ berichtete, wohl von militärischer Seite beeinflußt oder unter Zensur,
am 14. Mai an den Minister Sasonow: „ünsere Lage hat sich gottlob
wieder gebessert. Der Rückzug Radko Dmitrijews erfolgte in musterhafter
Ordnung, und am San wird er sich wahrscheinlich halten. An allem gibt
man Dragomirow schuld. ünsere Verluste an Mannschaften sind ungeheuer,
sie sollen 150 000 erreichen. Das X. Korps und das III. kaukasische Korps
sind fast vernichtet, doch fanden keine Fälle von Panik und schwächlicher
Übergabe statt. Geschütze und Ausrüstungsgegenstände sind sehr wenig
verlorengegangen."
Der Großfürst hatte schon tags zuvor in einer Mitteilung an General
Ioffre und Lord Kitchener unter Klarstellung der Lage ausgeführt: Die
Verluste der 3. Armee seien sehr groß, man hoffe aber, die San-Linie halten
zu können. Angesichts der bedeutend verringerten deutschen Kräfte an der
Westfront könne die Unterstützung der verbündeten Armeen in einer
energischen und ununterbrochenen Offensive zum Ausdruck kommen. Da
seit Kriegsbeginn die Zahl der deutschen Infanterie-Divisionen im Osten
von neun auf 38, vielleicht sogar auf 42 und der Kavallerie-Divisionen
von eins auf neun oder zehn angewachsen, umgekehrt aber kein einziger
einmal an der russischen Front eingesetzter deutscher Verband dank den
Anstrengungen der Russen an die Westfront übergeführt wäre, hielt der
Großfürst es für sehr erwünscht, wenn künftig das Hinüberwersen deutscher
Truppen an die russische Front unmöglich gemacht würde. Ferner wäre
der beschleunigte Eintritt Italiens in den Krieg wünschenswert und die
möglichst schnelle Übersendung von Artilleriegeschossen und Gewehrpatronen
unbedingt erforderlich.
0 Vertreter des Außenministeriums im russischen Großen Hauptquartier.
Vgl. S. 265.
Einwirkung des Generals ». Falkenhayn auf die Ostoperationen.
437
7. Betrachtungen.
Die deutsche Oberste Heeresleitung war an den Operationen auf dem
östlichen Kriegsschauplatz im Winter 1915 nicht entscheidend beteiligt ge-
wesen. Die von General v. Falkenhayn geforderte Fortsetzung der Offensive
der 9. Armee nördlich der Pilica war sogar ohne seine Zustimmung nach
unmittelbaren Vereinbarungen des Generals v. Conrad mit dem Ober-
befehlshaber Ost durch die Operation an der Karpaten-Front ersetzt
worden. Es war ihm nichts übrig geblieben, als der schon in die Wege
geleiteten Abgabe nicht unerheblicher deutscher Kräfte an die verbündete
Wehrmacht nachträglich zuzustimmen. Auf die Führung dieser Operation
war er ohne jeden Einfluß. Sein Vorschlag, die deutsche Südarmee am
Azsoker-Paß und westlich davon einzusehen, blieb unberücksichtigt. Nach-
dem sich seine von Anfang an gegen diese Operation gehegten Bedenken
durch den Verlauf der Dinge als zutreffend erwiesen hatten, war er bemüht
gewesen, den verbündeten Generalstabschef zur Einstellung der Karpaten-
Offensive zu bewegen. Auch dies war ihm nicht gelungen. Seine Mit-
hilfe war stets nur insoweit in Anspruch genommen worden, als er un-
ausgesetzt um Hergäbe neuer Kräfte ersucht wurde. In den Grenzen des
Möglichen war er bestrebt, diesen Wünschen zu entsprechen.
Ebenso gering war die Einwirkung gewesen, die General v. Falken-
hayn während der Wintermonate auf die Operationen im Bereich des
Oberbefehlshabers Ost ausgeübt hatte. Auch hier hatte sich seine Tätigkeit
zunächst darauf beschränkt, die zur Durchführung der Offensive in Ost-
preußen für erforderlich gehaltenen Kräfte — übrigens nach eigenem Be-
kenntnis nur „mit schwerem Herzen" — zur Verfügung zu stellen und den
von Generalfeldmarschall v. Hindenburg gemeldeten Operationsabsichten
und Maßnahmen zuzustimmen. Den ursprünglichen Wunsch, die Leitung
dieser Operationen selbst in die Hand zu nehmen, hatte der deutsche
Generalstabschef schnell wieder fallen gelassen und sich während ihres Ver-
laufs jedes Eingriffs enthalten. Auch nachdem die dortigen Operationen
im Siege in der Winterschlacht in Masuren ihren vorläufigen Abschluß
gefunden hatten, begnügte er sich mit der ganz allgemein gehaltenen Ziel-
setzung für den Oberbefehlshaber Ost, im Hinblick auf die militärische und
politische Gesamtlage bis spätestens in der zweiten Hälfte des März „die
russischen Armeen in eine solche Lage zu bringen, daß sie uns in abseh-
barer Zeit nicht gefährlich zu werden vermögen."
Dieses Bild erfuhr durch die mit dem Durchbruch bei Gorlice be-
ginnende Frühjahrsoperation in Galizien eine grundlegende Wandlung.
438
Die Durchbruchsschlacht bei Gorlice.
Hier trat General v. Falkenhayn aus der bisher gewiß nur ungern geübten
Zurückhaltung als handelnde und entscheidende Persönlichkeit hervor. Das
zeigte sich schon in den Überlegungen, die in der zweiten Hälfte des März
dem Entschluß zum Einsah starker deutscher Kräfte an der Ostfront vor-
ausgingen. Cs war durchaus begreiflich, daß der deutsche Generalstabs-
chef sich auch diesmal mit diesem Gedanken nur schweren Herzens befreun-
dete, weil mit seiner Ausführung alle Hoffnungen und Wünsche für baldige
Wiederaufnahme einer entscheidungsuchenden Offensive auf dem westlichen
Kriegsschauplätze auf unbestimmte Zeit vertagt werden mußten. Dennoch
faßte er schon damals mit kühl rechnendem Wirklichkeitssinn ganz scharf
den an sich unerwünschten und unbequemen Fall ins Auge, daß die ständig
wachsende Notlage des Verbündeten an der Karpaten-Front ihn zu solcher
Maßnahme zwingen könnte. So fiel die dann Anfang April durch General
v. Cramon übermittelte Anregung des österreichisch-ungarischen General-
stabschefs zur Entsendung von vier Divisionen nach West-Galizien, „um
das weitere Vordringen der Russen aufzuhalten", auf bereits vorbereiteten
Boden. Noch wahrte sich General v. Falkenhayn im Hinblick auf die Ge-
samtlage volle Entschlußfreiheit, nur darüber war er sich von vornherein
völlig klar, daß er, falls die Notlage ihn zur Tat drängen sollte, weit
stärkere Kräfte einsehen müsse. Während durch den Vorschlag des Generals
v. Conrad nur ein örtliches Angriffsunternehmen zum Aufhalten des
weiteren Vordringens der Russen in den Karpaten erstrebt wurde, faßte
General v. Falkenhayn von vornherein das größere, wenn auch zunächst in
seiner operativen Auswirkung beschränkte Ziel ins Auge, „die Russen zur
Räumung ihrer Front in Westgalizien bis in die Höhe des Lupkower
Passes zu zwingen". An diesem Ziel hielt er, als dann die Notlage ein-
trat, unentwegt fest und lehnte neue, nach Lage der Dinge unerfüllbare
Vorschläge des verbündeten Generalstabschefs ab, die nun plötzlich auf
nichts weniger als eine doppeltumfassende Offensivoperation größten Stils
auf dem östlichen Kriegsschauplätze hinausliefen. General v. Falkenhayn
gebührt das Verdienst, die Grenzen des Möglichen und Erreichbaren klar
erkannt zu haben.
Viel leichter als dieser grundlegende Entschluß des Einsatzes neuer
starker Kräfte im Osten war die Beantwortung der Frage, an welcher Stelle
und auf welchem Wege das gesteckte Ziel erstrebt werden sollte. Hierüber
wurde sich der deutsche Generalstabschef in eingehendem Meinungsaus-
tausche mit seinen verantwortlichen Ratgebern und unter voller Würdigung
der von General v. Cramon gemachten Vorschläge, die an die erste An-
regung des Generals v. Conrad anknüpften, schnell schlüssig. Mit Recht
Beschränkte Zielsetzung für die Offensive in Galizien.
439
sagt Generaloberst v. Seeckt in einer Zuschrift) an das Reichsarchiv:
„Wenn man zugrunde legst daß der ganze Einsatz der deutschen Kräfte im
Osten von den Verbündeten zum baldigen Entsatz ihrer galizisch-ungarischen
Grenze erbeten war, daß die Wendung also bald kommen und schnell wirk-
sam sein mußte, daß man ferner aus politischen Gründen auf Italien Ein-
druck machen wollte, was bei General v. Falkenhayn sehr mitsprach, so schie-
den Wirkungsmöglichkeiten, die nach Raum und Zeit diesen Gesichtspunkten
nicht entsprachen, wie etwa der Einsatz der deutschen Verstärkungen an der
Front des Oberbefehlshabers Ost, von vornherein aus. Cs blieb nur die
südliche Hälfte der Ostfront, die in der Hauptsache von unseren Verbündeten
gehalten wurde. Hier wieder kam der äußerste rechte Flügel in der Buko-
wina und in Ostgalizien wegen der völlig unzulänglichen Verbindungen
nicht in Frage. Ein Versuch, über die Karpaten-Front vorzubrechen, war
gewagt, er verhieß zum mindesten nach allen bisherigen Erfahrungen keinen
schnellen Erfolg. So bot sich der wirksame Durchbruchspunkt der feindlichen
Front dem Betrachter der Ostkarte fast von selbst dar, und es bedurfte zur
Auswahl keiner besonderen operativen Erleuchtung. Die Frage der Arheber-
schaft des Planes zum Durchbruch von Gorlice ist nach dem Kriege viel um-
stritten worden. Der Erfolg hat immer viele Väter, der Mißerfolg ist ein
Findelkind. Das Verdienst gebührt dem, der den Gedanken in die Tat um-
setzt — und das war ganz gewiß kein anderer als General v. Falkenhayn."
Die von deutscher Seite für die galizische Front verfügbar gemachten
acht Infanterie-Divisionen entsprachen der im Verein mit General v. Conrad
getroffenen Zielsetzung. Für diese operativ beschränkte Zielsetzung hatte
General v. Falkenhayn gewiß seine Gründe. Als verantwortlicher Leiter
der deutschen Gesamtoperation glaubte er, sich die Freiheit wahren zu
müssen, über die in Galizien eingesetzten Kräfte je nach der Lage aus den
anderen Kriegsschauplätzen unter Amständen schnell wieder verfügen zu
können. Auf eine Verausgabung dieser Kräfte für lange Zeit wollte er sich
nicht von vornherein endgültig festlegen. Das von ihm zur Verfügung ge-
stellte Kräfteaufgebot hat sich, wie der Verlauf der Dinge zeigt, zusammen
mit der österreichisch-ungarischen 4. Armee als g erade noch ausreichend
zur Lösung der beschränkten Aufgabe erwiesen. Cs fragt sich, ob der
deutsche Generalstabschef in der Lage gewesen wäre, von Anfang an noch
stärkere Kräfte flüssig zu machen. General v. Conrad hat dies vor Beginn
der Offensive mehrfach als dringend erwünscht bezeichnet. Angesichts der
Möglichkeit von Angriffen der Verbandsmächte an der Westfront scheute
sich General v. Falkenhayn zunächst, diese noch mehr von Kräften zu ent-
i-) Vom 13. November 1927.
440
Die Durchbruchsschlacht bei Gorlice.
blößen. Da er sich jedoch wenige Tage nach Beginn der Durchbruchs-
operation doch entschlossen hat, noch die 56. Infanterie-Division auf den
galizischen Kriegsschauplatz nachzuziehen, so ist zu bedauern, daß diese Divi-
sion nicht schon am Anfang der Kampfhandlung zur Stelle gewesen ist. Sie
hätte als rechtzeitig verfügbare Armeereserve voraussichtlich zu einem noch
schnelleren Gelingen des taktischen Durchbruchs und zu seiner operativen
Auswertung beitragen können. Auch sind keine stichhaltigen militärischen
Gründe ersichtlich, warum von der Inanspruchnahme von Kräften aus dem
Bereich des Oberbefehlshabers Ost, wie sie der Chef des Feldeisenbahn-
wesens, Oberst Groener, am 9. April und später noch mehrmals vorschlug,
völlig abgesehen worden ist. Nach der ruhigen Lage, die an jener Front seit
Anfang April herrschte, will es scheinen, daß wohl ohne großes Wagnis
einige Divisionen für die Operationen in Galizien hätte,: freigemacht
werden können. Statt dessen erhielt der Oberbefehlshaber Ost den kaum
lösbaren Auftrag, die vor seiner Front befindlichen russischen Kräfte zu
binden. Mit Recht lehnte er in seiner Antwort die Gewähr dafür ab, daß
der Feind bei den bestehenden Stärkeverhältnissen nicht doch Kräfte für
anderweitge Verwendung freimache. Für die dem Oberbefehlshaber Ost
hiernach verbleibenden Täuschungsmöglichkeiten — Scheinunternehmungen
oder räumlich eng begrenzte Vorstöße gegen bestimmte Teilstrecken der
gegnerischen Front — hätte er auch mit geringeren Kräften auskommen
können.
Die Leitung der Operationen selbst lag in der Hand des verbündeten
Generalstabschefs. General v. Falkenhayn sicherte sich aber bestimmenden
Einfluß aus den Gang der Dinge einmal durch die Vereinbarung, daß die
österreichisch-ungarische Heeresleitung sich vor allen wichtigen Entscheidun-
gen mit der deutschen ins Einvernehmen zu sehen hatte, sodann durch un-
mittelbaren Gedankenaustausch mit dem Oberkommando Mackensen, dem
auch die österreichisch-ungarische 4. Armee unterstellt war. Das Zusammen-
wirken mit General v. Conrad vollzog sich dank der vollkommenen Über-
einstimmung im Wollen reibungslos. Endlich fand jetzt der verbündete
Generalstabschef die lange und schmerzlich entbehrte Gelegenheit, sich zur
Verwirklichung seiner kühnen Gedankengänge des scharfen Werkzeugs
einer hochwertigen Truppe bedienen zu können, die durch ausreichende
Ruhe zu Kampf und Sieg befähigt war. Wie notwendig solche Vorbe-
dingung für das Gelingen der bevorstehenden Offensive war, trat ihm bei
den Überlegungen und Entschlüssen, die für die Anlage der Durchbruchs-
operation bestimmend waren, klar vor Augen in der Rücksichtnahme aus
den durch monatelange Gebirgskämpfe verminderten Leistungsgrad der
Karpaten-Front. General v. Falkenhayn hatte, einer Anregung des Gene-
Reibungsloses Zusammenwirken der verbündeten Heeresleitungen. 441
rals v. Cramon und des Obersten Groener folgend, bei der ersten Mit-
teilung seines Planes an General v. Conrad vorgeschlagen, daß während
des Aufmarsches der Stoßgruppe die österreichisch-ungarische 2. und 3. Armee
an der Karpaten-Front „schrittweise und den Gegner hinter sich ziehend"
ein Stück zurückweichen sollten, um so „den Erfolg der Operation wesentlich
zu erleichtern und zu erhöhen". Wenn General v. Conrad diesem ein-
leuchtenden Vorschlage nicht beitrat, so hat dabei neben anderen Gründen
sicherlich der Zweifel mitgesprochen, ob die durch die bisherigen schweren
und verlustreichen Kämpfe aufs äußerste in Anspruch genommene Karpaten-
Front mit der Durchführung einer solchen schwierigen Bewegung betraut
werden durfte. General v. Conrad wußte aber doch dem hier zur Erörterung
gestellten Gedanken des operativen Zusammenwirkens der Karpaten-Front
mit der Durchbruchsgruppe in einer Form Rechnung zu tragen, die dem
Leistungsvermögen seiner Karpaten-Truppen angepaßt war. Cr faßte
gleichzeitig mit dem Beginn des Angriffs der deutschen 11. Armee ein
staffelweises Vorgehen vom linken Flügel der österreichisch-ungarischen
3. Armee südlich des Przegonina-Tales und des Magora-Rückens ins
Auge, dem sich die Offensive an der übrigen Karpaten-Front nach und nach
anschließen sollte für den Fall, daß der Feind von dort Kräfte fortzog. Auch
der Zusah, den er zur Angriffsanweisung der deutschen Obersten Heeres-
leitung an das Armee-Oberkommando 11 gab — „allgemeine Richtung
für den stark zu haltenden Südflügel Zmigröd—Dukla—Sanok" —, brachte
klar zum Ausdruck, welche Bedeutung er dem konzentrischen Zusammen-
wirken mit der Karpaten-Front beilegte.
Dieser Zusah zeigt aber weiter auch, daß General v. Conrad den
Erfolg des geplanten Durchbruchs nicht durch gleichmäßig starkes Ansaßen
der ganzen Frontstrecke zwischen Beskiden und Weichsel, sondern unter
ausgesprochener Schwerpunktsbildung an der taktisch entscheidenden Stelle
bei Gorlice herbeizuführen beabsichtigte. Der auf dem Nordflügel befind-
lichen österreichisch-ungarischen 4. Armee war mehr eine Nebenaufgabe,
Sicherung der linken Flanke der deutschen Durchbruchsarmee, zugedacht.
Generaloberst v. Mackensen hat diesem Leitgedanken sowohl in den An-
griffsvorbereitungen wie während der ganzen Durchführung der Durch-
bruchsoperation unbeirrt Rechnung getragen. Entgegen der ursprünglichen
Absicht der Heeresleitung dehnte er das Angriffsfeld des linken Flügels
seiner Armee nicht bis Gromnik aus, sondern begrenzte es bei Tursko.
Dafür befahl er der österreichisch-ungarischen 4. Armee, den Nachdruck ihres
Vorgehens auf ihren rechten Flügel zu legen und hinter diesem starke
Reserven bereitzustellen. Wenn das Armee-Oberkommando 11 seine eigene
Reserve/ das X. Armeekorps, nicht von vornherein ganz hinter den rechten
442
Die Durchbruchsschlacht bei Gorlice.
Flügel, sondern zum Teil — die 19. Infanterie-Division — hinter den
linken Flügel schob, so war dafür der Gesichtspunkt maßgebend, unter Vei-
behalt des Schwerpunktes auf dem Südflügel der Gefahr vorzubeugen, daß
auf dem Nordflügel bei der diesem obliegenden Rechtsschwenkung ein
Kräftemangel eintrat.
Schon am zweiten Schlachttage wurde zur Verstärkung des Angriffs-
keils des Südflügels der Einsah der 20. Infanterie-Division beim Korps
Kneußl angeordnet, während die 19. Infanterie-Division noch als Reserve
zurückgehalten wurde. In der Fortführung der Operation bis an die Wis-
loka schob Generaloberst v. Mackensen die Front der 11. Armee noch
enger nach rechts gegen die Linie Zmigrod—Wisloka-Vogen südlich Kola-
czyce zusammen. Gleichzeitig wurden beide Nachbar-Armeen zu unmittel-
barer Mitwirkung an der Vollendung des Durchbruchs angehalten. Als
dann am 7. Mai die Einheitlichkeit der Operation durch das vom Ober-
kommando der österreichisch-ungarischen 4. Armee beabsichtigte Abdrehen
ihres rechten Flügels nach Norden verlorenzugehen drohte, gliederte
Generaloberst v. Mackensen die Masse dieser Armee als linke Flügelstaffel
dem Vorgehen der 11. Armee eng an und zog sie damit zur operativen Er-
weiterung der bisherigen taktischen Erfolge mit heran. So drückte sich in
den Maßnahmen des mit der Durchbruchsausgabe betrauten Armeesührers
immer wieder das Streben aus, möglichst starke Kräfte auf begrenztem
Raume zu einem in die Tiefe wirkenden Stoße zusammenzufassen. Einer
seitlichen Ausbreitung dieser Kräfte zur Erweiterung der Cinbruchsstelle
bedurfte es hierbei nicht, da der gegen den Vruchpunkt der feindlichen
Fronten gerichtete Stoß mit der Überwindung des frontal gegenüberliegen-
den Stellungssystems zugleich auch die russische Karpaten-Front von der
Flanke her aufrollte.
Am 8. Mai war die dem Generalobersten v. Mackensen gestellte Auf-
gabe mit dem Erreichen des Wislok gelöst. Wenn General v. Falkenhayn
der Absicht des Generals v. Conrad, die Verfolgung bis an den San fort-
zusetzen, sogleich beistimmte, so geschah es in der Erwägung, ■ „daß die
Gelegenheit, dem Feinde einen nicht wieder auszugleichenden Hieb zu ver-
setzen, ausgenützt werden müsse". In der Tat konnte durch eine Steigerung
der errungenen Erfolge nicht nur die militärische Lage an der galizischen
Front, sondern auch im Hinblick aus die Haltung der neutralen Staaten die
politische Gesamtlage der Mittelmächte wesentlich gebessert werden. Es hätte
daher nahegelegen, die gerade jetzt nach dem Durchbruchserfolge im Be-
reiche des Oberbefehlshabers Ost verfügbar werdenden Verstärkungen zur
operativen Ausnutzung des Sieges auf dem galizischen Kriegsschlauplatze
einzusehen. Welche Gründe General v. Falkenhayn bewogen haben, hier-
Gegensatz der Auffassungen zwischen den Generalstabschefs.
443
von abzusehen, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Vielleicht war hierbei
die Sorge um die italienische und türkische Krise nicht ohne Einfluß. Offen-
bar wollte er sich die Möglichkeit einer anderweitigen Verwendung dieser
Verstärkungen noch offen halten. Für um so notwendiger hielt er die
Heranziehung aller aus der Karpaten-Front freiwerdenden Kräfte der ver-
bündeten Wehrmacht zur Vermehrung der Stoßkraft in West-Galizien ohne
Rücksicht auf einen Rückschlag an Nebenfronten, wie er gerade jetzt in der
Bukowina einzutreten drohte. Der Gegensatz, in den hierbei General
v. Conrad zu der Auffassung des deutschen Generalstabschefs geriet, blieb
zwar auf die Durchführung der Versolgungsoperation bis an den San
ohne nachteilige Wirkungen. Ob er aber auf die spätere Entwicklung der
militärischen Lage in Galizien von Einfluß werden würde, war eine Frage
der Zukunft.
Anlage 1.
Truppenübersichten.
Vorbemerkung.
Aus Raumgründen sind in die Truppenübersichten der Westfront nur die an den
großen Kampfhandlungen beteiligten Verbände aufgenommen worden. Hinsichtlich der
Zusammensetzung der anderen deutschen und alliierten Armeen der Westfront wird auf
die Karten und Skizzen verwiesen.
Bei der Berechnung der Anzahl der deutschen und österreichisch-ungarischen Divisionen
ist die Zahl der Bataillone der einzelnen Verbände zugrunde gelegt; z. B. 19. Res. Div.
(2Z Btl., 12 Battr.) - 2 Inf. Div., öst. 45. Schütz. Div. (6 Btl., 3 Esk., 2 Vttr.) -- ^ Inf.
Div. Bei den französischen und russischen Truppen sind jeweils zwei selbständige Brigaden
einer Division gleichgesetzt.
Die Z. Armee und der rechte Flügel der 5. Armee
am 2Z. Februar
Z. Armee.
(I0V2 8ns. Div., 1 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Generaloberst v. Einem gen. v. Rothmaler.
Chef d. Gen. St.: Genlt. Ritter v. Hoehn.
Armeetruppen: Feld-Flieg. Abt. 22.
VI. Armeekorps: Gen. d. Fnf. v. Pritzelwitz.
12. Fnf. Div.: Genlt. Thales de Beaulieu (16 Btl., 2 Esk., 15 Battr.).
24. Fnf. Brig. (I. R. 23 u. 62), 78. Fnf. Brig. (F. R. 6Z u. 157, Res. Ers. R. 2,
III./Res. F. R. 7S), I./Ul. R. 2, 4. Ldw. Esk. XIII. A. K., 12. Felda. Brig. (Felda.
R. 21 u. 57, I./Res. Felda. R. 19), 2./Pi. Btl. 6, 2. Res./Pi. Btl. 10.
11. Inf. Div.: Genlt. v. Webern (9 Btl., 3 Esk., 9 Battr.).
21. Inf. Brig. (Gren. R. 10, Füs. R. 38), 22. Inf. Brig. (Gren. R. 11), Fäg.R.z.
Pf. I I (ohne I. Esk.), 11. Felda. Brig. (I./Felda. R. 6, Felda. R. 42), 3./Pi.:Btl. 6.
Futzartilleris: 5. u. 6./Fußa. R. 6 (s. F. H.), 1/2 S./Res. Fußa. R. 9 (10 om-Kan.),
5./Res. Futza. R. 7 (13 om-Kan.); 6 9 om-Kan. aus Diedenhofen, 4 franz. 12 om-
Kan., 3 12 om-Kan. aus Köln, 6 12 om-Kan. vom X. R. K., 2 13 om-Kan. aus
Köln, 2 15 om-Kan. vom X. R. K.
Feld-Flieg. Abt. 13.
Zugeteilt: IV./Ldw. F. R. 76, II. u. III./Ldw. I. R. 87.
XII. Neservekorps: Gen. d. Artl. v. Kirchbach.
23. Res. Div.: Genlt. v. Watzdorf (13 Btl., Esk., 9 Battr.).
45. Res. Inf. Brig. (Res. I. R. ISO u. 101, Res. Jag. Btl. 12), 46. Res. Fnf. Brig.
(Res. I. R. 102 u. 103), V- Z./Sächs. Res. Ul. R., Res. Felda. R. 23 (9 Battr.),
4./Pi. Btl. 12.
24. Res. Div.: Genlt. v. Ehrenthal (7 Btl., V- Esk., 9 Battr.).
47. Res. Fnf. Brig. (Res. F. R. 106, Res. Fäg. Btl. 13), 48. Res. Fnf. Brig. (Res. I.
R. 133), V- 3./Sächs. Res. Al. R., Res. Felda. R. 24 (9 Battr.), 2. Res./Pi. Btl. 12.
446
Truppenübersichten.
Futzartillerie: 5. u. 8./Nes. Fußa. N. 3 (s. F. H.), V2 b./Nes. Fußa. N. 9 (10 cm-
Kan.); 6 9 om-Kan. aus Metz, 4 sranz. 12 om-Kan., 3 12 om-Kan. aus Köln.
Zugeteilt: Ldw. I. N. 104, 1., 2., 4. u. 7./Ldw. I. N. 106, Nadf. Komp. u. Ers. Rads
Komp./G. Schützen-BLl., 1. Nes./Pi. Btl. 12, 2./Pi. N. 23.
VLII. Armeekorps: Gen. d. Inf. Niemann.
15. Inf. Div.: Genmaj. Vollbrecht (12 Btl., 1 Esk., 12 Battr.).
80. Inf. Brig. (I. N. 65 u. 160), 1. bayer. Ldw. Brig. (bayer. Ldw. I. N. 1 u. 2),
4./Kür. N. 8, 15. Felda. Brig. (Felda. N. 59 u. 83), I./Pi. Btl. 8, 3./Pi. N. 23, Res.
Pi. Komp. 55, 2/3 2. Ldw. Pi. Komp. VII. A. K.
19. Nes. Div.: Gen. d. Inf. v. Bahrfeldt (23 Btl., 12 Battr.).
30. Inf. Brig. (I. N. 28 u. 68), 31. Inf. Brig. (I. N. 29 u. 69), 37. Nes. Inf. Brig.
(Nes. I. N. 73 u. 78), G. Schützen-BLl., III./Ldw. I. N. 106, Ldw. I. R. 116,
16. Felda. Brig. (Felda. N. 23 u. 44), 2. u. 3./Pi. Btl. 8, 4./Pi. Btl. 10, I./Pi.
N. 23, 7. u. 8./Pi. Btl. 28, Nes. Pi. Komp. 87, y3 1. Ldw. Pi. Komp. VII. A. K.
Futzartillerie: III./Fuha. N. 9 (s. F. H.), 7./Fußa. N. 7 (21 om-Mrs.), 6./Res.
Fußa. N. 7 (13 om-Kan.); 6 9 om-Kan. aus Metz, 4 franz. 12 em-Kan., 7 15 em-Kan.
Feld-Flieg. Abt. 10.
Zugeteilt: 39. Nes. Inf. Brig. (Nes. I. N. 74 u. 92), Nes. F. N. 104, 7./Nes. Fußa
N. 2 (s. F. H.), Vz 2. Ldw. Pi. Komp. VIII. A. K.
VIII. Neservekorps: Genlt. Fleck.
16. Nes. Div.: Genmaj. v. Altrock (12 Btl., y2 Esk., 6 Battr.).
29. Nes. Inf. Brig. (Nes. I. N. 29 u. 65), 31. Nes. Inf. Brig. (Nes. I. N. 28 u. 68),
V2 3./Schw. Nes. Neit. N. 2, Nes. Felda. N. 16, 1. u. 2. Nes./Pi. Btl. 8.<
15. Nes. Div.: Genlt. v. Liebert (9 Btl., V2 Esk., 6 Battr.).
30. Nes. Inf. Brig. (Nes. I. N. 25 u. 69 [2 BtlZ), 32. Nes. Inf. Brig. (Nes. I. R. 17
u. 30 [je 2 BtlZ), y2 3./Schw. Nes. Neit. N. 2, Nes. Felda. N. 15, 4./Pi. Btl. 8.
Futzartillerie : 5. u. 7./Nes Fußa. N. 14 (s. F. H.), 2. u. 4/Nes. Fußa. N. 20 (s. F. H.),
8./Fußa. N. 7 (21 em-Mrs.), 5./Nes. Fußa. N. 9 (10 em-Kan.); 6 9 em-Kan. aus
Metz, 4 franz. 12 em-Kan., 7 15 em-Kan.
Zugeteilt: Stab d. 1. Nes. Ers. Brig. mit Nes. Ers. N. 1, F. N. 51, Nes. I. N. 107,
y3 1. u. 2. Ers. Battr./Felda. N. 63, 2. Ldst. Battr. XVIII. A. K., 4. und 1. u. 2.
Nes./Pi. N. 23, 9. u. 10./Pi. Btl. 28, 2/3 1. Ldw. Pi. Komp. VII. A. K.
Kav. Div. Lippe: Oberst Graf zur Lippe-Biesterfeld-Weitzenfels (20 Esk., 1 Battr.).
Kav. Brig. Moritz (Huf. N. 7, Kür. N. 8 [ohne 4. Esk'4, U/Sächs. Nes. Ul. N.), Kav. Brig.
Wuthenau (Nes. Ul. N. 5, Sachs. Nes. Hus. N., Schw. Nes. NUt. N. 2 [ohne 3.1 2./Sächs.
Nes. Ul. N., Ul. N. 2 [ohne 1Z) Ldst. Battr. XIX. A. K., Pi. Abt.
Rechter Flügel der 5. Armee.
XVIII. Neservekorps: Een. d. Inf. v. Steuden.
21. Nes. Div.: Genlt. v. Schwerin (12 Btl., 3 Esk., 8 Battr.).
41. Nes. Inf. Brig. (Nes. I. N. 80 u. 87), 42. Nes. Inf. Brig. (Nes. I. N. 81 u. 88),
Nes. Drag. N. 7, Nes. Felda. N. 21, 1. u. 2./Nes. Fußa. N. 20 (s. F. H.), 4./Pi.
Btl. 11, I. Ers./Pi. Btl. 10. Zugeteilt: I./Nes. I. N. 79, I./Ldw. I. N. 8S,
S./Felda. N. S, 7./Fuha. N. ö (s. F. H.), 5./Futza. N. 8 (IS oin-Kan.); 6 12 ow-Kan.
aus Germersheim.
Truppenübersichten.
447
Die französischen Truppen gegenüber der
deutschen Z. und dem rechten Flügel der 5. Armee im
Abschnitt prunaz?—Aisne
am 2Z. Februar J9I5 bei Beginn des französischen Angriffs.
(17 Inf. Div. 3 Kav. Div.)
4. Armee").
Oberbefehlshaber: General de Langte de Cary.
Chef d. Gen. St.: Oberst Paquette.
XII. Korps (24. Inf. Div., 96. u. 91. Terr. Div., 8. Kav. Div., 23. Inf. Div.), 60. Inf. Div.,
XVH. Korps (34. u. 33. Inf. Div., abteilungsweise zugeteilt: 7. u. 8. Inf. Div.), I. Korps
(2. u. 1. Inf. Div., zugeteilt: 3. Inf. Div.), I. Kolonialkorps (2. u. 3. Kol. Div.);
hinter der Front: bei Chulons f. M.: XVI. Korps (31. u. 32. Inf. Div.) und 1. Ka-
valleriekorps (1. u. 3. Kav. Div.), bei üEpine: IV. Korps (zeitweise ohne Divisionen),
bei Laval: II. Korps (4. Inf. Div.).
*) Die Verbände besaßen noch ihre kriegsgliederungsmäßige Stärke an Infanterie
(jede Inf. Div. 12, jedes Korps außerdem 4 Bataillone). Auch die Feldartillerie bestand
noch in ihrer anfänglichen Stärke. Die 4. Armee verfügte am 10. Februar 1916 über
236 Batterien mit einem Kaliber über 76 mm, an Luftstreitkrästen am 16. Februar 1916
über 6 Flieger-Abteilungen. — Die Bezeichnung „Reserve" war seit dem 19. Februar 1915-
bei den Divisionen fortgefallen.
448
Truppenübersichten.
Die Armee-Abteilung Gtrantz
am 4 5. März 494 5.
(10 Inf. Div., y3 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Infanterie v. Strantz.
Chef d. Gen. St.: Obstlt. Fischer.
Armeetruppen: II./Ldw. I. R. 66, schw. Küstenmörser Battr. 7 (60,5 crn-Mrs.), öst.-ung.
30,5 crn-Mrs. Battr. 3, II./Pi. Btl. 16 (4. und 1. u. 2. Res./Pi. Btl. 16), III./Pi. Btl. 16
(1. Ldw. Pi. Komp. IV. A. K., 2. Ers./Pi. Btl. 16, 1. Ers./Pi. R. 20), II./Pl. Btl. 27
(4. und 1. u. 2. Res./Pi. Btl. 27), 1. Ldw. Pi. Komp. VIII. A. K., 2. Ldw. Pi. Komp.
XVI. A. K.
5. Ldw. Div.: Genlt. Auler (12 Btl., y2 Esk., 10 Battr.).
14. Ldw. Brig. (Ldw. F. R. 36 u. 66 fohne II.], Ldw. I. R. Gundlach [2 Btl.]), 30. Ldw.
Brig. (Ldw. F. R. 25 u. 65 fohne I.]), y2 2./Res. Hus. R. 2, 2./Ldw. Fußa. 9t 3
(f. F. H.), Ldw. Fußa. Btl. 8 (4 9 cm-, 1 10 cm-, 1 15 crn-Kan. Battr.), 3 mob. Ers. Battr./
bayer. Fußa. 9t 2 (10 crn-Kan.), 1. Ldw. Pi. Komp. XI. A. K., 1. Ldw. Pi. Komp.
XVI. A. K.; unterstellt: Kav. Brig. v. Koß (Ul. 9t 1 fohne y4 Esk.], Jag. R. z. Pf. 1
fohne y4 Esk.], 4./Felda. R. 5).
V. Armeekorps: Gen. d. Inf. v. Oven.
33. Res. Div.: Genlt. Bausch (13 Btl., 2 Esk., 13 Battr.).
8. bayer. Inf. Brig. (bayer. F. 9t 4 u. 8), 66. 9tef. Inf. Brig. (Res. I. 9t 67 u. 130
[4 Btl.]), Res. M. G. Abt. 2, Fstgs. M. G. Abt. 12, 13 u. 15, Res. Fstgs. M. G.
Abt. 2, 5, 7 u. 8, 1. u. 3./Res. Hus. R. 2, Felda. Ers. Abt. 33, 34, 69 u. 70,3/41./bayer.
Res. Fußa. R. 2 (s. F. H.), V2 I./Res. Fußa. R. 8 (10 crn-Kan.). 9 10 11
9. Inf. Div.: Genlt. v. Below (12 Btl., y4 Esk., 11 Battr.).
17. Inf. Brig. (I. R. 19 u. 58), 18. Inf. Brig. (Gren. R. 7, I. R. 154), y4(&tyltl.
R. 1, 9. Felda. Brig. (Felda. R. 5 ^ohne 4.] u. 41), l./Pi. Btl. 5.
10. Inf. Div.: Genlt. v. Larisch (12 Btl., y4 Esk., 12 Battr.).
19. Inf. Brig. (Gren. R. 6, F. R. 46), 20. Inf. Brig. (I. R. 47 u. 50), y4 Esk./Iäg.
9t z. Pf. 1, 10. Felda. Brig. (Felda. R. 20 u. 56), 2. u. 3./Pi. Btl. 5.
Fußartillerie: I./Fußa. R. 5 (s. F. H.), II./Fußa. R. 18 (21 crn-Mrs.), y2 I./Res.
Fußa. R. 8 (10 crn-Kan.), 6./Fußa. 9t 8 (15 crn-Kan.); 12 9 crn-Kan. aus Metz,
1 13 crn-Kan.
Feld-Flieg. Abt. 19.
III. bayer. Armeekorps: Gen. d. Kav. Frhr. v. Gebsattel.
6. bayer. Ins. Div.: Genlt. Ritter v. Gyßling (12 Btl., 4 Esk., 12 Battr.).
11. bayer. Inf. Brig. (bayer. I. R. 10 u. 13), 12. bayer. Inf. Brig. (bayer. I.
R. 6 u. 11), Ehevaul. 9t 2. 6. bayer. Felda. Brig. (bayer. Felda. R. 3 u. 8), 2. u.
3./bayer. Pi. Btl. 3.
Bayer. Ers. Div.: Gen. d. Inf. Ritter v. Benzino (10y2 Btl., 3 Esk., 8 Battr.).
3. bayer. Res. Inf. Brig. (bayer. Res. I. R. 4u. 15), 59. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 120,
Ers. F. R. 28 [6 Komp.]), Kav. Ers. Abt. I., II. u. III. bayer. A. K., bayer. Felda.
Ers. Abt. 1, 2 u. 12, l./bayer. Felda. Ers. Abt. 4, 2./bayer. Felda. Ers. Abt. 8, 1. Res./
Pi. Btl. 15, bayer. Feld-Flieg. Abt. 7.
5. bayer. Fnf. Div.: Gen. d. Inf. v. Schoch (Gustav) (13 Btl., 4 Esk., 12 Battr.).
9. bayer. Inf. Brig. (bayer. I. R. 14 u. 21, bayer. Res. Jag. Btl. 2), 10. bayer. Inf.
Brig. (bayer. I. R. 7 u. 19), Ehevaul. R. 7, 5. bayer. Felda. Brig. (bayer. Felda.
R. 6 u. 10), 1. /bayer. Pi. Btl. 3.
Truppenübersichten.
449
Fußartillerie: I./bayer. Fußa. R. 3 (s. F. H.), Il./bayer. Res. Fußa. R. 2 (s. F. H.),
Il./bayer. Fußa. R. 3 (21 om-Mrs.), III./Fuha. R. 18 (21 om-Mrs.), 8./Fußa. R. 8
(15 om-Kan.); 20 9 om-Kan. aus Straßburg u. Metz, 4 10 om-Kan., 8 franz. 12 cm-
Kan., 2 13 om-Kan.
Bayer. Feld-Flieg. Abt. 3.
10. Ersatz-Div.r Gen. d. Inf. Frhr. v. Gayl (13 Btl., 3 Esk., 12Vz Battr.).
25. gem. Ers. Brig. (Brig. Ers. Btl. 25, 26, 27, 28 u. 79, Kav. Ers. Abt. VII. A. K., Felda.
Ers. Abt. 43), 37. gem. Ers. Brig. (Brig. Ers. Btl. 37, 38, 39 u. 40, Kav. Ers. Abt. X.
A. K., Felda. Ers. Abt. 46 u. 62), 43. gem. Ers. Brig. (Brig. Ers. Btl. 43, 44, 76 u. 83,
Kav. Ers. Abt. XI. A. K., Felda. Ers. Abt. 47 u. 55, 3. Ers./Pi. Btl. 11), 3. u. 4./Ldw.
Fußa. Btl. 9 (s. F. H.), 1/2 3./Res. Fußa. R. 10 (13 om-Kan.); 12 9 om-Kan. aus Metz
u. Mainz, 4 12 om-Kan.; 2. bayer. Ldw. Pi. Komp. III. bayer. A. K.
Garde-Ersatz-Div.r Gen. d. Inf. v. Twardowski (11 Btl., 1 Esk., 14y2 Battr.).
G. Ers. Brig. (G. Ers. R. 1 u. 2), 5. Ers. Brig. (Brig. Ers. Btl. 5 fl. u. II.], 6, 7 u. 8),
G. Ers. Esk., G. Ers. Felda. R. (G. Felda. Ers. Abt. 1 u. 2, Felda. Ers. Abt. 38), 1. Ers./G.
Pi. Btl., 1. Ers./Pi. Btl. 2; 3./bayer. Res. Fußa. R. 2 (s. F. H.), 3/4 I./Ldw. Fußa.
R. 3 (s. F. H.), 3./Fußa. R. 12 (21 om-Mrs.), 5. u. 6. Ers./Fußa. R. 8 (10 om-Kan.),
4./Res. Fußa. R. 10 (12 em-Kan.), ya 3./Res. Fußa. R. 10 (13 om-Kan.); 8 9 cm-
Kan. aus Metz und Germersheim.
8. Ersah-Div.r Gen. d. Kav. v. Hausmann (17 Btl., 3 Esk., 17 Battr.).
29. gem. Ers. Brig. (Brig. Ers. Btl. 29, 30, 31, 32, 80 u. 86, Kav. Ers. Abt. VIII. A.
K., Felda. Ers. Abt. 23 u. 44), 41. gem. Ers. Brig. (Brig. Ers. Btl. 41, 42, 49 u. 50, Kav.
Ers. Abt. XVIII. A. K., Felda. Ers. Abt. 27), 51. gem. Ers. Brig. (Brig. Ers. Btl. 51,
52, 53 u. 54, Kav. Ers. Abt. XIII. A. K., Felda. Ers. Abt. 29 u. 65), 1. Ers./Pi.
Btl. 21, 2. Ldw. Pi. Komp. II. bayer. A. K., Stab 44. Ldw. Brig. mit I./Ldw. I.
R. 65, Ldw. Brig. Ers. Btl. 25 u. Brig. Ers. Btl. 55, Felda. Ers. Abt. 15, 1. u. 2./Ldw.
Fußa. Btl. 9 (s. F. H.), 4. u. 5. Ers./Fußa. R. 12 (10 om-Kan.), 4./bayer. Ldw. Fußa.
Btl. 3 (12 em-Kan.); 8 9 em-Kan. aus Mainz, Straßburg u. Germersheim, 2 13 cm*
Kan. (von der 4./Res. Fußa. R. 10). i
i Weltkrieg. VII. Band.
29
450
Truppenübersichten.
Die französischen Truppen gegenüber der
Armee-Abteilung Gtrantz im Abschnitt Etain—Mosel
am 4 April 1915 bei Beginn des französischen Angriffs.
(18y2 3nf. Div., 2 Kav. Div.)
Provisorische Heeresgruppe Ost*).
Oberbefehlshaber: General Dubail.
Chef d. Gen. St.: Oberst Debeney.
Armee-Abteilung Gerard.
Oberbefehlshaber: General Gerard.
Chef d. Gen. St.: Oberstleutnant Scherer.
1 gem. Brig. der Festung Verdun, Div. de Morlaincourt, I. Korps (1., 2. u. 4. Inf.
Div.), II. Korps (3. Inf. Div.), 1. Kavalleriekorps (1. Kav. Div.).
1. Armee.
Oberbefehlshaber: General Roques.
Chef d. Gen. St.: General Micheler (Joseph).
VI. Korps (12., 67. u. 65. Fnf. Div.), VIII. Korps (15. u. 16. Inf. Div., Brig. Belfort),
XXXI. Korps (64. u. 76. Inf. Div., 1 Brig. d. 68. Inf. Div., 1 Brig. d. 73. Inf. Div.),
XII. Korps (23., 24. Inf. Div.), 73. Inf. Div. (Hauptreserve Toul — ohne 1 Brig.),
3. Kav. Div.
Heeresgruppen-Nes erve.
XVII. Korps (33. u. 34. Inf. Div., davon die 34. Inf. Div. zunächst zur Verfügung des
Generals Ioffre). * 1
*) Die Verbände besaßen noch ihre kriegsgliederungsmähige Stärke an Infanterie
(jede Inf. Div. 12, jedes Korps außerdem 4 Bataillone), mit Ausnahme der Division de Mor-
laincourt, die etwas schwächer war. Auch die Feldartillerie bestand noch in ihrer anfäng-
lichen Stärke. Schwere Artillerie hatte die Armee-Abteilung Gerard nicht, sie war aber
in einem Abschnitt der Festung Verdun eingesetzt. Die 1. Armee verfügte Mitte Februar
über 346 Batterien mit einem Kaliber über 75 mm. An Fliegerverbänden standen der
1. Armee die Fliegerformationen der Festung Verdun und 6 Flieger-Abteilungen zur Ver-
fügung. — Die Bezeichnung „Reserve" war seit dem 19. Februar 1915 bei den Divisionen
fortgefallen.
Truppenübersichten.
451
Die österreichisch-ungarische Front gegen Rußland
am 2Z. Januar J9J5.
Armee Woyrsch.
(9 Inf. Div., 3 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Generaloberst v. Woyrsch.
Chef d. Gen. St.: Obstlt. Heye.
Öst.-Ang. 2. Armee: Gen. d. Kav. v. Böhm-Ermolli.
Korps Gallwih: Gen. d. Artl. v. Gallwih.
Öst.-ung. 35. Inf. Div. (12ya 3311., 2 Esk., 9 Battr.).
Öst.-ung. 27. Inf. Div. (liya Btl., 2 Esk., 7 Battr.).
Öst.-ung. IV. Korps: Gen. d. Kav. v. Terfztyanszky.
Öst.-ung. 32. Inf. Div. (13 Btl., 4 Esk., 7 Battr.).
Öst.-ung. 31. Inf. Div. (12ya Btl., 2 Esk., 10 Battr.).
Öst.-ung. XII. Korps: Gen. d. Inf. v. Köveß.
Öst.-ung. 16. Inf. Div. (14 Btl., 3 Esk., 10 Battr.).
35. Res. Div.: Genlt. v. Schmettau (13 Btl., 3 Esk., 7 Battr.).
20. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 19 u. 107), 5. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 2 u. 9,
III./Ldw. I. R. 84), Schw. Bef. Reiter-R. 3, Felda. Erf. Abt. 35 u. 81, VW^ef.
Fußa. R. 11 (f. F. H.), 4./Res. Fußa. R. 15 (10 em-Kan.), 1. Ref./Pi. Btl. 17.
Öst.-ung. 3. Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 20 Esk., 3 Battr.).
Öst.-ung. 7. Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 16 Esk., 4 Battr.).
Öst.-ning. 9. Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 16 Esk., 3 Battr.).
Armee-Abteilung Woyrsch: Generaloberst v. Woyrsch.
Armeetruppen: Feld-Flieg. Abt. 31.
Landwehrkorps: Genlt. Frhr. v. König.
4. Ldw. Div.: Genlt. v. Wegerer (9 Btl., 7 Esk., 10 Battr.).
23. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 22 u. 23), Ldw. I. B. 133, Kav. Brig. Lupin (Ers.
Kav. R. söhne 3.], Ldw. Kav. N. 2), II./Felda. R. 55, I./5. G. Felda. R., Komb.
Felda. Ers. Abt. 6/57, y.a I./Fußa. R. 18 (s. F. §.), 2. Ers./Pi. Btl. 6, 1. u.
2. /Bes. Pi. Btl. 33.
3. Ldw. Div.: Genlt. Rieß v. Scheurnschloß (12 Btl., 4 Esk., 8 Battr.).
17. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 6. u. 7), 18. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 37 u. 46), Ldw.
Kav. R. 1, Felda. Ers. Abt. 20 u. 41, y21./Res. Fußa. R. 6 (s. F. H.), 1. Ers./Pi.
Btl. 5, 3./Res. Pi. Btl. 33.
Landwehr-Div.Bredow: Genmaj. Graf v.Bredow (13^4Btl.,2^/4Esk., 13Battr.).
19. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 47 u. 72, 1 Radf. Komp.), 22. Ldw. Brig. (Ldw.
I. R. 11 u. 51, G. Res. Jag. Btl.), Ers./Iäg. R. z. Pf. 1, 3./Ers. Kav. R.,
V4 1./G. Res. Drag. R., Felda. Ers. Abt. 17 u. 21, 2/3 I./3. G. Res. Felda. R.,
3. /1. G. Res. Felda. R., y,H./1. G. Fußa. R. (s. F. H.), II./Res. Fußa. R. 6
(s. F. H.), 2. Res./Pi. Btl. 1, 2. Res./Pi. Btl. 26, 2./Pi. Btl. 28.
Ost.-ung. 1. Armee.
(7 Inf. Div., 1 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Kavallerie Dankl.
Chef d. Gen. St.: Genmaj. Edler v. Kochanowski.
Ost.-ung. II. Korps: Feldmarschallt. Frhr. v. Kirchbach.
Öst.-ung. 25. Inf. Div. (11 Btl., 2 Esk., 9 Battr.).
Öst.-ung. 4 Inf. Div. (10 Btl., 2 Esk., 9 Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Btl., 1 Esk.
29'
452
Truppenübersichten.
öst.-ung. I. Korps: Gen. d. Kav. Frhr. v. Kirchbach.
Öst.-ung. 5. Inf. Div. (12 93«., 4 Esk., SV- Battr.).
Öst. 46. Schüh. Div. (18 Btl., 3 Esk., 16V. Battr.).
öst.-ung. Gruppe Martmyr Feldmarschallt. Martiny.
Öst.-ung. 14. Inf. Div. (IS Btl., 2 Esk., Battr.).
Öst. 106. Ldst. Inf. Div. (12 Btl., 4 Esk., 7 Battr.).
Öst. 91. Schütz. Brig. (6 Btl., 3 Battr.).
Öst.-ung. 2. Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 23 Esk., 3 Battr.).
Öst.-ung. 4. Armee.
(15 Inf. Div., 2y2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Infanterie Erzherzog Joseph Ferdinand.
Chef d. Gen. St.: Feldmarschallt. Krauß.
Öst.-ung. XVII. Korps: Gen. d. Fnf. Kritek.
Öst.-ung. 121. gnf. Brig. (5V- Btl., 1 Esk., 5 Battr.).
41. Honved-Fnf. Div. (12 Btl., 2 Esk., 6 Battr.).
öst.-ung. XIV. Korps: Feldmarschallt. Roth.
47. Res. Div.: Genlt. v. Besser (13 Btl., 1 Esk., 13 Battr.).
93. Res. Inf. Brig. (Res. I. R. 217 u. 218, Res. Jag. Btl. 19), 94. Res. Inf. Brig.
(Res. I. R. 219 u. 220), Res. Kav. Abt. 47, Res. Felda. R. 47 (9 Battr.), Ldw. Fußa.
Btl. Posen 1 (s. F. H.), Res. Pi. Komp. 47.
öst.-ung. 8. Inf. Div. (8 Btl., 2 Esk., 12 Battr.).
Öst.-ung. 3. Inf. Div. (14V- Btl., 2 Esk., 12V- Battr.).
Öst. Ldst. Gruppe Grzesicki (3 Btl.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Esk., 4V- Battr.
Öft.-ung. XI. Korps: Feldzeugmeister Ljubieiö.
Öst.-ung. 11. Fnf. Div. (10V4 Btl., 2 Esk., IS Battr.).
Öst.-ung. IS. Inf. Div. (9V- Btl., 2 Esk., 9 Battr.).
Öst.-ung. 30. Fnf. Div. (8 Btl., 2 Esk., 12 Battr.).
Öst.-ung. 6. Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 8 Esk., 3 Battr.).
Öst.-ung. Detachement B4ver (1 Kav. Fuß-Abt., 6 Esk.).
öst.-ung. Gruppe Arz: Feldmarschallt. Arz Frhr. v. Straußenburg.
Öst.-ung. VI. Korps: Feldmarschallt. Arz Frhr v. Straußenburg.
39. Honved-Fnf. Div. (12 Btl., 2 Esk., 10 Battr.).
Öst.-ung. 12. Inf. Div. (12y4 Btl., 2 Esk., 8V- Battr.).
Öst. 45. Schütz. Div. (6 Btl., 3 Esk., 2 Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Esk., 1 Battr.
Öst.-ung. Gruppe Bartheldy: Feldmarschallt. Bartheldy.
33 Honved-Inf. Div. (7 Btl., 2 Esk., 6V- Battr.).
Komb. Honved-Inf. Div. (9V- Btl., 1 Esk., 1 Battr.).
Öst.-ung. IX. Korps: Feldmarschallt. Krälioek.
Öst. 13. Schütz. Div. (8 Btl., 2 Esk., 9 Battr.).
Öst.-ung. 10. Fnf. Div. (10V4 Btl., 2 Esk., 10 Battr.).
Öst. 26. Schütz. Div. (9 Btl., 3 Esk., 10V- Battr.).
11. Honved-Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 16 Esk., 3V- Battr.).
Öst.-ung. 5. Kav. Brig. (1 Radf. Btl., 8 Esk.).
Dem A. O. K. unmittelbar unterstellt: 2 Btl., 5 Battr.; Polenlegion (6 Btl.,
1 Esk., 1 Battr.).
Truppenübersichten.
453
Öst.-ung. 3. Armee.
(14y2 Inf. Div., 3V2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Infanterie v. Boroevie.
Chef d. Gen. St.: Genmaj. v. Boog.
Öst.-ung. III. Korps: Gen. d. Inf. v. Colerus.
Öst.-ung. 28. Inf. Div. (11 Btl., 2 Esk., 7 Battr.).
Öst. 22. Schütz. Div. (12 Btl., 2 Esk., 10 Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Esk., 1 Battr.
Öst.-ung. 4. Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 16 Esk., 3 Battr.).
Öst.-ung. VII. Korps: Gen. d. Kav. Erzherzog Joseph.
Öst.-ung. 17. Inf. Div. (10y2 Btl., 2 Esk., 10 Battr.).
20. Honved-Inf. Div. (10 Btl., 1 Esk., 7 Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 2 Battr.
Öst.-ung. 1. Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 16 Esk., 4 Battr.).
Öst.-ung. X. Korps: Feldmarschallt. Bitter v. Krautwald.
Öst.-ung. 2. Inf. Div. (liy2 Btl., 4 Esk., 7 Battr.).
Öst.-ung. 24. Inf. Div. (7 Bll., 3 Esk., 8 Battr.).
Öst.-ung. 34. Inf. Div. (10 Btl., 3 Esk., 2 Battr.).
Öst. 43. Schütz. Div. (13 Btl., 2 Esk., 9 Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 4 Battr.
Öst.-ung. Gruppe Puhallo: Feldzeugmeister v. Puhallo.
Öst.-ung. XVIII. Korps: Feldmarschallt. v. Tschurtschenthaler.
Öst. 122. Schütz. Brig. I /13 ga« 3 (g<xf 11 Battr 1
Xtng. 101. Löst. Fnf. Brig./ d ^ 11 ^^r.).
Öst.-ung. V. Korps: Feldzeugmeister v. Puhallo.
37. Honved-Inf. Div. (13 Btl., 2 Esk., 9y2 Battr.).
Öft.-ung. 33. Inf. Div. (9 Btl., 2 Esk., 10 Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Esk., 2 Battr.
Öst.-ung. Gruppe Szurmay: Feldmarschallt. Szurmay.
Ung. 128. Ldst. Fnf. Brig. (6 Btl., 1 Esk., 3 Battr.).
Öst.-ung. 8. Kav. Div. (1 Kav. Fuß-Abt., 12 Esk., 2 Battr.).
Öst.-ung. 7. Inf. Div. (14 Btl., 3 Esk., 10 Battr.).
75. Honved-Inf. Brig. (7 Btl., y2 Esk., 8 Battr.).
40. Honved-Inf. Div. (10 Btl., 2 Esk., 10 Battr.).
Ung. 1. Ldst. Hus. Brig. (8 Esk., y2 Battr.).
Öst.-ung. XIX. Korps (Armeereserve): Feldmarschallt. Trollmann.
Öst.-ung. 29. Inf. Div. (14 Btl., 4 Esk., 11 Battr.).
Deutsche Südarmee.
(6 Inf. Div., 2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. v. Linsingen.
Chef d. Gen. St.: Genmaj. v. Stolzmann.
Armeetruppen: Feld-Flieg. Abt. 30.
öst.-ung. Korps Hofmann: Feldmarschallt. Hofmann.
Öst.-ung. 55. Inf. Div. (13 Btl., 2 Esk., 12 Battr.).
Öst.-ung. 131. Inf. Brig. (7 Btl., 4y2 Battr.).
1. Inf. Div.: Genlt. v. Conta (12 Btl., 1 Esk., 14 Battr.).
1. Inf. Brig. (Gren. B. 1, I. N. 41), 2. Inf. Brig. (Gren. B. 3, I. R. 43), 3./U1.
R. 8, 1. Felda. Brig. (Felda. R. 16 u. 52), y2 II./Nes. Fußa. N. 11 (s. F. H.),
3./Pi. Btl. 1.
454
Truppenübersichten.
XXIV. Neservekorpsr Gen. d. Inf. v. Gerok.
Sft. 12. Löst. Terr. Brig. (II Btl., ZV- Battr.).
4S. Res. Div.: Genlt. v. Hahn (IZ Btl., I Esk., II Battr.).
95. Res. Fnf. Brig. (Res. I. R. 221 u. 222, Res. Füg. Btl. 20), 96. Res. Inf. Brig.
(Res. I. R. 223 u. 224), Res. Kav. Abt. 48, Res. Felda. R. 48 (9 Battr.), Res. Fuha.
Battr. 24 u. 25 (s. F. H.), Res. Pi. Komp. 43.
Öst.-ung. 19. Inf. Div. (14 Btl., 2 Esk., 8 Battr.).
3. Garde-Inf. Div.: Gen. d. Kav. Frhr. Marschall (9 Btl., I Esk., 8 Battr.).
6. G. Inf. Brig. (G. Füf. R., Lehr-F. R., Eren. R. 9), 2./G. Ref. Ul. R., II./5. G.
Felda. R., II./Felda. R. 2 (4., 5. u. zusammenges. Battr.), ya II./Res. Fußa. R. 17
(s. F. H.), 2./Pi. Btl. 28.
5. Kav. Div.: Genlt. v. Heydebreck (I Btl., 24 Esk., 3 Battr.).
9. Kav. Brig. (Drag. R. 4, Al. R. IO), I I. Kav. Brig. (Kur. R. I, Drag. R. 8), 12. Kav.
Brig. (Huf. R. 4 u. 6), I./I. R. 32, M. G. Abt. I, reit. Abt. Felda. R. 5, Pi. Abt.
Öft.-ung. IO. Kav. Div. (1 Kav. Fuh-Abt., 16 Esk., 3 Battr.).
Öft.-ung. Armeegruppe Pflanzer-Baltin.
(6 Inf. Div., ya Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Kav. Frhr. v. Pflanzer-Baltin.
Chef d. Gen. St.: Oberst v. So6s.
Polenlegion Obftlt. v. Haller (3y2 Btl., 2y2 Battr.).
Ung. 123. Ldft. Inf. Brig. (4 Btl., y2 Esk.).
Gruppe Obftlt. Bskofi (iy2 Btl. der ung. 7. Löst. Et. Brig.).
Öft.-ung. 6. Fnf. Div. (9 Btl., 3 Esk., 9 Battr.).
Öft.-ung. 54. Inf. Div. (10y2 Btl., 3 Esk., 6 Battr.).
Öft.-ung. Gruppe Schreitter (Brig. Lilienhoff — 14 Btl., 4 Esk., 3y2 Battr.).
Im Antransport:
Öft.-ung. XIII. Korps: Gen. d. Inf. Frhr. v. Rheinen.
42. Honved-Inf. Div. (14 Btl., 2 Esk., 10 Battr.).
Öft.-ung. 36. Inf. Div. (15 Btl., 2 Esk., 9 Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Esk., 2 Battr.
5. Honved-Kav. Div. (1 Kav. Fuh-Abt., 7 Esk., 2 Battr.).
Festung Przemysl.
(3y2 Inf. Div. mit 42 Btl., 6 Esk., 18 Battr., 8 Fuha. Btl.).
Kommandant: Gen. d. Inf. v. Kusmanek.
23. Honved-Inf. Div.
Öft. 85. Schütz. Brig.
Öft. 93., 108. u. 111. Ldft. Inf. Brig.
Ung. 97. Ldft. Inf. Brig.
Truppenübersichten.
455
Die russische Heeresgruppe der Güdweftfront
am 2Z. Januar J9J5.
(461/2 Inf. Div., 20 Kav. Div.)»)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Art. Iwanow.
Chef d. Gen. St.: Gen. d. Inf. Alexejew.
4. Armee.
(81/2 Inf. Div., 2V2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Ewert.
V2 XVI. Korps (47. Inf. Div.), XIV. Korps (45. Inf. Div., 2. Schütz. Brig., 18. Inf.
Div.), III. kauk. Korps (21., 52. Inf. Div.), Gren. Korps (1., 2. Gren. Div.), Vs XVI.
Korps (41. Inf. Div.).
13. Kav., Aral-Kof. Div., 1. Transbaikal-Kos. Brig., 1. u. 2. Garde-Kav. Div.H
x) In der Reserve der Heeresgruppe bei Radom.
9. Armee.
(9 Inf. Div., . iy2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Letschizki.
XXV. Korps (3. Gren., 46., 80. Inf. Div.), XVIII. Korps (23., 37. Inf. Div.), XVII.
Korps (83., 3., 35., 75. Inf. Div.).
1. Don-Kos. Div., selbst. Garde-Kav. Brig.
3. Armee.
(11 Inf. Div., 4 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Radko-Dmitrijew.
v2 XI. Korps (11. Inf. Div.), IX. Korps (5., 74., 42. Inf. Div.), XXI. Korps
(33., 44. Inf. Div.), X. Korps (70., 31., 61., 9. Inf. Div.), y2 XI. Korps (32. Inf.
Div.).
7., 16. Kav., 3. Don-, 3. kauk. Kos. Div.
8. Armee.
(15 Inf. Div., 8y2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Kav. Brussilow.
XXIV. Korps (49., 48. Inf. Div.), XII. Korps (12. sib. Schütz., 12., 19. Inf. Div.),
VIII. Korps (3., 4. Schütz. Brig., 14., 15. Inf. Div.). VII. Korps (13., 65., 34. Inf.
Div.), XXIX. Korps (69., 60. Inf. Div.), 78., 71. Inf. Div., XXX. Korps (einige
Ldw. Brigaden).
2. Kav. Korps (12. Kav., Kauk. Eingeb. Reit. Div.), 10., 11. Kav., 2. zusammenges.,
y2 Orenburg-, 1., 2. Kuban-, 1. Terek-Kos. Div.
11. Armee.
(3 Inf. Div., iy2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Seliwanow.
XXVIII. Korps (58., 81., 82. Inf. Div.).
9. Kav., y2 Orenburg-Kos. Div. *)
*) Ohne Landwehr-Verbände (Landwehr: auf russisch „Opoltschenje", früher meist
mit „Reichswehr" übersetzt. Diese Truppen entsprachen ihrer Zusammensetzung nach etwa
deutscher Landwehr, daher so bezeichnet; s. Bd. VI., S. 195, Fußnote 2). — Die Korps mit
Nummern über XXV, die Infanterie-Divisionen mit Nummern über 52 und die sibirischen
Schützen-Divisionen mit Nummern über 11 sind Reserve-Verbände.
456
Truppenüb ersichten.
Die Front des Oberbefehlshabers Oft
am 8. Februar 191$
mit Zu-- und Abgängen bis I. Mai 1915*
Oberbefehlshaber: Generalfeldmarschall v. Beneckendorff und v. Hindenburg.
Chef d. Gen. St.: Generalleutnant Ludendorff.
10. Armee.
(8 Inf. Div., 1 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Generaloberst v. Eichhorn.
Chef d. Gen. St.: Oberst Hell.
Armeetruppen: II./Fußa. N. 9 (21 em-Mrs.), Feld-Flieg. Abt. 52.
Truppenkommando Tilsit: Oberst Hoffmann (4 Btl., 3 Esk., 4y2 Battr.).
III./Ldw. I. N. 48, 3/4 Ldst. Btl. Saarlouis, y2 Ldst. Btl. Tilsit III, y4 Ldst. Btl.
Insterburg II, Rads. Komp. Königsberg, M. G. Abt. Tilsit I auf Kraftwagen (5M. G.)
6 M. G. auf Ostflottille, I./Nes. Drag. N. 1, 1. Ldst. Esk. I. A. K., Res. Ers. Esk. I. A.
K., 8. überplanm. Battr. d. Fstg. Königsberg (9 em-Kan.), überplanm. 9 om-Battr.
Königsberg, I./Nes. Fußa. N. 4 (s. F. H.) y 4 5. u. y 4 7./Nes. Fußa. 9t. 1 (10 em-Kan.);
unterstellt: Abt. v. Lenski: y4 Ldst. Btl. Tilsit II, M. G. Abt. Königsberg auf Kraft-
wagen (4 M.G.), 1 9 om-Battr. aus Königsberg.
Verst. 5. Garde-Inf. Brig.: Genma). v. Below (6 Btl., 2 Esk., 8 Battr.).
5. G. 9t. z. F., 5. G. Gren. 9t., 2 Esk. G. 9tes. Ul. 9t., 6. G. Felda. 9t., y2 II./l. G.
Fußa. 9t. (s. F. §.), y, I./Pi. Btl. 28.
Verst. 1. Kav. Div.: Genlt. Brecht (iy2 Btl., 27 Esk., 3 Battr.).
1. Kav. Brig. (Kür. 9t. 3, Drag. 9t. 1, Ul. 9t. 8 fohne 3.]), 2. Kav. Brig. (Ul. 9t. 12,
Jag. 9t. z. Pf. 9), 41. Kav. Brig. (Kür. 9t. 5, Ul. 9t. 4), Jag. Btl. 2, Ers. 9tadf. Komp.
Jag. Btl. 2, 9tadf. Komp. 2 Königsberg, M. G. Abt. 5, Nes. M. G. Abt. 1, reit. Abt. Felda.
9t. 1, Pi. Abt., 1. 9tes./Pi. Btl. 1.
16. Ldw. Div. (Königsberg): Genmaj. Sommer (12 Btl., 2y2 Esk., 11 Battr.).
Ldw. I. 9t. 4 u. 33, Ldw. F. 9t. 3 (2 Btl.), Ers. Btl. Ldw. I. 9t. 9 u. 12, Ers. Btl.
9teuter, III./Ldw. g. 9t. 4, y21. u. 3. Ldw. Esk. I. A. K., Ers./Drag. 9t. 1, 1. Ers./Felda.
9t. 1, reit. Ers./Felda. 9t. 1, Ldw. Felda. Abt. I. A. K. (2 Battr.), Felda. Ers. Abt. 82,
y21./Res. Fußa. 4 (s. F. §.), 3/4 II./l. G. 9tes. Fußa. 9t. (s. F. H.), 2. u. 3. Ers./Pi.
9t. 18.
XXI. Armeekorps: Gen. d. Inf. v. Below (Fritz).
31. Inf. Div.: Genlt. v. Berrer (12 Btl., 2 Esk., 12 Battr.).
32. Inf. Brig. (I. 9t. 70 u. 174), 62. Inf. Brig. (I. 9t. 137 u. 166), 1. u. 5./Ul. 9t. 7,
31. Felda. Brig. (Felda. 9t. 31 u. 67), I./Pi. Btl. 27, 1. 9tes./Pi. Btl. 1.
42. Inf. Div.: Genlt. v. Bredow (12 Btl., 2 Esk., 12 Battr.).
59. Inf. Brig. (I. 9t. 97 u. 138), 65. Inf. Brig. (I. 9t. 17 u. 131), 1. u. 2./Drag. 9t. 7,
42. Felda. Brig. (Felda. 9t. 8 u. 15), 2. u. 3./Pi. Btl. 27.
Fußa. Btl. 21 (3 s. F. H. Battr.), y, 5./9tes. Fußa. 9t. 1 (10 om-Kan.), Feld-Flieg.
Abt. 51.
XXXIX. Neservekorps: Genlt. v. Lauenstein.
78. 9tes. Div.: Genmaj. Müller (9y4Btl., 1 Esk., 12 Battr.).
9tes. I. 9t. 258, 259 u. 260, 9tes. Nadf. Komp. 78, 9tes. Kav. Abt. 78, 78. 9tes. Felda.
Brig. (Res. Felda. 9t. 61 u. 62), Nes. Pi. Komp. 80.
77. Nes. Div.: Genmaj. Brosius (9y4Btl., 1 Esk., 12 Battr.).
Nes. I. N. 255, 256 u. 257, Nes. Nadf. Komp. 77, Nes. Kav. Abt. 77, 77. Nes. Felda.
Brig. (Nes. Felda. N. 59 u. 60), Nes. Pi. Komp. 78 u. 79.
2., 3. u. 4./Nes. Drag. N. 1, Fußa. Btl. 39 (3 s. F. H. Battr.), Feld-Flieg. Abt. 50.
Truppenüb ersichten.
457
XXXVIII. Neservekorps: Gen. d. Kav. v. d. Marwitz.
76. Res. Div.: Genlt. Elstermann v. Elster (9V«Btl., 1 Esk., 12 Battr.).
Res. I. R. 252, 253 u. 254, Res. Rads. Komp. 76, Res. Kav. Abt. 76, 76. Res. Felda.
Brig. (Res. Felda. R. 56 u. 58), Res. Pi. Komp. 76 u. 77.
75. Res. Div.: Genlt. v. Seydewitz (9V4 Batl., 1 Esk., 12 Battr.).
Res. F. R. 249, 250 u. 251, Res. Rads. Komp. 75, Res. Kav. Abt. 75, 75 Res. Felda.
Brig. (Res. Felda. R. 55 u. 57), Res. Pi. Komp. 75.
2., 3. u. 4. mob. Ers. Esk. I. A. K., Fußa. Batl. 38 (3 s. F. H. Battr.).
Zu- und Abgänge bis zum \. Mai J9I5-
9, Febr. Zugang: Ers. Brig. Tilsit*): Genmaj. Frhr. v. Esebeck (Ers. R. Kurnatowski
und Iacobi [6 BtlZ, 6 M. G. Komp. [24 M. <§.], mob. Ers. Esk. I. A. K.,
V4 I./1. G. Res. Fußa. R. [f. F. §.]); Schneeschuh-Btl. 2.
16. „ Zur 8. Armee: II./Fußa. R. 9 (21 om-Mrs.).
18. „ Von der 8. Armee: XL. Reservekorps, Genkdo. I. A. K. mit 2. Inf. Div., 4. Kav.
Div.
22. „ Zur 8. Armee: Ldw. I. R. 33 (16. Ldw. Div.), Res. g. R. 249 u. I./Res. Felda.
R. 55 (75. Res. Div.).
26. „ Zur 8. Armee: 4. Kav. Div.; Ers. R. Kurnatowski (Ers. Btl. d. I. R. 41, 44
u. 45) u. Ers./Füs. R. 33 vom Ers. R. Iacobi, 4 M. G. Komp, und 3/4 I./1, G.
Res. Fußa. R. (s. F. H.) (Truppen-Abt. Esebeck).
27. „ Zur 8. Armee: Rest der 75. Res. Div.;
zur Armee-Abteilung Gallwitz: Ldw. F. R. 4, y2 I./Res. Fußa. R. 4 (16. Ldw.
Div.).
28. „ Zur 8. Armee: Genkdo. XXXVIII. R. K. mit Res. I. R. 252, y2 Res. Kav.
Abt. 76, 2., 3. u. 4. mob. Ers. Esk. I. A. K., Res. Felda. R. 58 und Res. Pi.
Komp. 73 (76. Res. Div.);
zur Armee-Abteilung Gallwitz: y2 2. Ins. Div., 76. Res. Div. (ohne die zur
8. Armee tretenden Teile).
1. März Zur Armee-Abteilung Gallwitz: 5. Garde-Inf. Brig. (ohne I./5. G. R. z. F. und
y2 IL/1. G. Fußa. R.; das Btl. u. die 8./1. G. Fußa. R. treten zum XXXIX. R.
K., die 7./1. G. Fußa. R. zum XL. R. K.).
5. „ Zur 8. Armee: Feld-Flieg. Abt. 52.
8. „ Zur 8. Armee: F. R. 137 (XXL A. K.).
13. „ Zur Armee-Abteilung Gallwitz: y2 2. Inf. Div.
15, „ Bon der 8. Armee: Stab der 4. Kav. Div. mit 17. Kav. Brig., G. M. G. Abt. 2,
reit. Abt. Felda. R. 3 und Pi. Abt. 2;
von der Armee-Abteilung Gallwitz: 39. Kav. Brig.
17. „ Zur Armee-Abteilung Gallwitz: Genkdo. I. A. K., 78. Res. Div. (ohne Res. I. R.
260 und I./Res. Felda. R. 61, die zur 16. Ldw. Div. treten).
20. „ Bon der 8. Armee: 18. Kav. Brig.;
von der Armee-Abteilung Gallwitz: 6. Kav. Div.
27. „ Bon der 8. Armee: I. R. 137, Ers. R. Falk (Ers. Btl. d. I. R. 44 u. 45 vom
Ers. R. Kurnatowski);
von der Armee-Abteilung Gallwitz: Stab der 76. Res. Div. mit Res. F. R. 253
u. 254, Res. Radf. Komp. 76, y2 Res. Kav. Abt. 76, Res. Felda. R. 56 und Res.
Pi. Komp. 77.
28. „ Zur Armee-Abteilung Gallwitz: III./Ldw. I. R. 4u. Ers./Ldw. I. R. 9 (16. Ldw.
Div.).
30. „ Bon der Armee-Abteilung Gallwitz: H. K. K. 1.
4. April Vom westlichen Kriegsschauplatz: 3. und bayer. Kav. Div.
6. „ Von der Armee-Abteilung Gallwitz: III./Ldw. I. R. 4 und Ers./Ldw. I. R. 9.
*) Am 5. Febr. 1915 aufgestellt; Truppenkdo. Tilsit am 9. Febr. 1915 der Ers. Brig.
Tilsit unterstellt, die vom 20. Febr. 1915 an die Bezeichnung Truppen-Abteilung Esebeck
führt.
458
Truppenübersichten.
10. April Von der 8. Armee: Nest der 76. Nes. Div. (ohne 2., 3. u. 4. mob. Ers. Esk. I. A. K.);
von der Armee-Abteilung Gallwitz: Jag. Btl. 7.
19. „ Zur Armeegruppe Lauenstein: Truppen-Abteilung Esebeck und 6. Kav. Div.
22. „ Zur Armeegruppe Lauenstein: Genkdo. XXXIX. Nes. K., H. K. K. 1 mit 3. u.
bayer. Kav. Div.
29. „ Zur Armeegruppe Lauenstein: Res. I. N. 260 und I./Nes. Felda. N. 61 (16. Ldw.
Div.).
8. Armee.
aVs Jus. Div., x/3 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Fnf. v. Below (Otto).
Chef b. Gen. St.: Genmaj. v. Böckmann.
Armeetruppen: II./Fußa. R. 12 (21 cm-Tlltf.)1), 1. u. Z./Res. Fußa. R. 7 (21 om-Mrs.),
Ldw. Futza. Btl. Königsberg (21 om-Mrs.)^), 1. Ldft. Pi. Komp. II. A. K., 2/s 3. Ers./Pi.
Btl. 1, Feld-Flieg. Abt. 14 u. 16.
10. Ldw. Div.: Genlt. Clausius (12 Btl., 4 Esk., 101/,, Battr.).
9. Ldw. Brig. (Ldw. F. R. 24 u. 43), Mob. Erf. Brig. Königsberg (mob. Ers. F. R.
Königsberg I u. III), 2. Ldw. u. 2. Ldft. Esk. I. A. K., 2. u. 3. Ldw. Esk. XVII. A.
K., Felda. Ers. Abt. 16 (3 Battr.), 37 u. 62 (je 2 Battr.), 4./1. G. Res. Futza. R. (s. F.
H.), 2./Res. Fußa. R. 4 (s. F. H.), l./l. G. Ldw. Futza. Btl. (s. F. H.), V- S./Res. Futza.
R. 1 (10 om-Kan.), y., 2. Ldw. Pi. Komp. I. A. K., 2/3 1. Ldw. Pi. Komp. II. A. K.
3. Nes. Div.: Gen. d. Fnf. Kolewe (12 Btl., 3 Esk., 9y2 Battr.).
5. Res. Inf. Brig. (Res. F. R. 2 u. 9), 6. Res. Inf. Brig. (Nes. F. R. 34 u. 49), Res. Drag.
R. 5, Res. Felda. R. 3, 7./1. G. Res. Fußa. R. (s. F. H.), 1. u. 4./Res. Futza. R. 1 (s. F.
H. ), y47. u. Vi S./Res. Futza. R. 1 (10 om-Kan.), 2. Res./Pi. Btl. 2.
1. Ldw. Div.: Gen. d. Fnf. v. Jacob! (18 Btl., 4 Esk., 9»/2 Battr.).
6. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 34 u. 49), 34. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 31, I. u. II./Ldw.
I. R. 84, IV./Ldw. g. R. 18), 5. Fnf. Brig. (Gren. R. 2, mob. Erf. g. R. Königsberg II.),
Ers. M. G. Komp. 2 I. A. K., 2/3 Fstgs. M. G. Abt. 2 Lötzen, y8 Ers. M. E. Komp. 2
XX. A. K., 1.. 2. u. 3. Ldw. Esk. II. A. K., 2. Ldw. Esk. IX. A. K., 6./Felda. R. 2,
I. Ecs./3. G. Felda. R., Felda. Ers. Abt. 64, 1. u. 2. Ldst. Felda. Battr. II. A. K., 2. u.
3./Res. Futza. R. 1 (s. F. H.), 5./Res. Fußa. R. 4 (s. F. H.), y27./Res. Fußa. 1 (10 om-
Kan.), 1. Ers./Pi. Btl. 1.
I. Armeekorps: Genlt. Kofch.
2. Fnf. Div.: Genlt. v. Falk (12 Btl., 4 Esk., 15V-Battr.).
3. Fnf. Brig. (Gren. R. 4, F. R. 44), 4. Fnf. Brig. (Füs. R. 33, F. R. 46), Jag.
R. z. Pf. 10, 2. Felda. Brig. (Felda. R. 1 u. 37), 3/41./Futza. R. 1 (s. F. H.),
V, 3./Res. Fußa. R. 1 (10 om-Kan.), 2. u. 4./Pi. Btl. 1, 1. Ldw. Pi. Komp. I. A. K.
II. Ldw. Div.: Een. d. Fnf. v. Freudenberg (12 Btl., 4 Esk., 7y2 Battr.).
33. Ldw. Brig. (Ldw. F. R. 75 u. 76), 70. Ldw. Brig. (Ldw. F. R. 6 u. IS),
1. mob. Ers. Esk. XX. A. K., 3. G. Ldw. Esk., 1. Ldw. Esk. IX. A. K., 3. Ldw.
Esk. XX. A. K., 1. u. 2. Ldw. Felda. Battr. IX. A. K., 1. u. 2. Ldst. Felda. Battr.
XVII. A. K., 4., 7. u. 8./Fußa. N. 1 (s. F. H.), y4 6. u. y4 8./Nes. Fußa. N. 1
(10 em-Kan.), I./Pi. Btl. 1.
XL. Neservekorps: Gen. d. Fnf. Litzmann.
79. Nes. Div.: Genmaj. Boetz (9y4 Btl., 1 Esk., 15 Battr.).
Nes. g. N. 261, 262 u. 263, Nes. Nadf. Komp. 79, Nes. Kav. Abt. 79, 79. Nes. Felda.
Brig. (Nes. Felda. N. 63 u. 64), Fußa. Btl. 40 (3 s. F. H. Battr.), Nes. Pi. Komp.
81, y3 2. Ldw. Pi. Komp. II. A. K. *)
*) Im Antransport von der 9. Armee.
Truppenübersichten.
459
80. Res. Div.: Genmaj. Beckmann (9y4 Btl., 1 Esk., 15y2 Battr.).
Res. I. 9t. 264, 265 u. 266, Bes. Rads. Komp. 80, Bes. Kav. Abt. 80, 80. Res.
Felda. Brig. (Res. Felda. 9t. 65 u. 66), 6., 7. u. 8./9tes. Fußa. 9t. 4 (s. F. H.), y 4 5.
u. y 4 b./9tes. Fußa. 9t. 1 (10 om-Kan.), Res. Pi. Komp. 82 u. 83.
Feld-Flieg. Abt. 49.
Z. Kav. Drig.r Oberst v. Prinh (8 Esk., 1 Battr.).
Kür. 9t. 2, Ul.9t. 9, 1 Battr. der reit. Abt. Felda. 9t. 3.
Landsturm-Grenzschutz-Abteilung: Obstlt. Bacmeister (3y2 Btl., 1 Esk., 2 Battr.).
Je 1 Komp, der Ldst. Btl. Dtsch. Eylau II, Marienburg, Königsberg II u. III., Allen-
stein I, y2 Ldst. Btl. Dtsch. Eylau I, 3/4 Ldst. Btl. Aschersleben, Ldst. Btl. Braunsberg I,
14 M. G., 2. Ldw. Esk. XX. A. K., 1. Ldw. Felda. Battr. XX. A.K., 1./9tes. Felda. 9t. 36.
Zu- und Abgänge bis zum 4. Mai J-JZ.
9. Febr. Bon der 9. Armee: 4. Kav. Div.: Genmaj. v. Hofmann (18. Kav. Brig. sHus.
9t. 15 u. 16], Kav. Brig. Kaufmann fje 2 Esk. der Al. 9t. 6 u. 7 und der Drag.
9t. 6. u. 7], Drag. 9t. 18 (ohne 2.)*), Jag. Btl. 7, G. M. G. Abt. 2, 2/3 reit. Abt.
Felda. 9t. 3, Pi. Abt. 2).
13. „ Bon der Armee-Abteilung Gallwih: Genkdo. XX. A. K. mit 41. Inf. Div.
16. „ Bon der 10. Armee: II./Futza. 9t. 9 (21 em-Mrs.).
18. „ Zur 10. Armee: XL. Reserve kor ps, Genkdo. I. A. K. mit 2. Inf. Div., 4. Kav.Div.
20. „ Zur Armee-Abteilung Gallwih: 9. gem. Ldw. Brig. (10. Ldw. Div.).
22. „ Bon der 10. Armee: Ldw. I. R. 33; Res. I. R. 249, I./Res. Felda. R. 55
(75. Bes. Div.).
27. „ Bon der 10. Armee: 4. Kav. Div.; Ers. R. Kurnatow'ki (Ers. Btl. d. I. 9t. 41,
44 u. 45), 1 Btl. d. Ers. R. Iacobi (Ers./Füs. R. 33)/ 4 M. G. Komp, und 3/4
I./1. G. Res. Fußa. R. (s. F. H.).
28. „ Bon der 10. Armee: Genkdo. XXXVIII. R. K. mit % 75. Res. Div. und Res.
I. R. 252, y2 Bes. Kav. Abt. 76, 2., 3. u. 4. mob. Ers. Esk. I. A. K., Res. Felda.
R. 58 und Res. Pi. Komp. 76 (76. Res. Div.).
3. März Zur Armee-Abteilung Gallwih: 18. Kav. Brig.
5. „ Bon der 10. Armee: Feld-Flieg. Abt. 52.
9. „ Bon der 10. Armee: I. R. 137 (XXI. A. K.);
zur Armee-Abteilung Gallwih: 1. u. 3./Res. Fußa. R. 7.
15. „ Zur 10. Armee: Stab d. 4. Kav. Div. mit 17. Kav. Brig., G. M. G. Abt. 2,
reit. Abt. Felda. R. 3 und Pi. Abt. 2.
18. „ Bon der Armee-Abteilung Gallwih: 18. Kav. Brig.
20. „ Zur 10. Armee: 18. Kav. Brig.
24. „ Zur Armee-Abteilung Gallwih: Jag. Btl. 7.
25. „ Zur 10. Armee: I. 91. 137, Ers. 9t. Falk (Ers./I. 9t. 44 u. Ers./F. 9t. 45 vom
Ers. 9t. Kurnatowski).
28. „ Zum Beskiden-Korps: Genkdo. XXXVIII. 9t. K.
10. April Zur 10. Armee: 9tes. I. 9t. 252, y2 9tes. Kav. Abt. 76, 9tes. Felda. 9t. 58 und
9tes. Pi. Komp. 76 (76. 9tes. Div.).
19. „ Zur 11. Armee: Kav. Brig. Kaufmann.
29. „ Zur Armeegruppe Lauenstein: 3. Kav. Brig. i)
i) Der Stab der 17. Kav. Brig. mit Drag. 9t. 17 und 2./Drag. 9t. 18 blieb wegen
9toherkrankung zunächst noch beim III. 9t. K. (9. Armee) und traf erst später bei der 8. Armee
ein.
460
Truppenübersichten.
Armee-Abteilung Gallrvitz.
(7V2 Inf. Div., l2/g Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Artillerie v. Gallwitz^).
Chef d. Gen. St.: Obstlt. v. Nedern (ab 18. März 1915 Oberst Marquard).
Armeetruppen: 1. Löst. Pi. Komp. III. u. XVII. A. K., Feld-Flieg. Abt. 56.
Gruppe Scholtz^): Gen. d. Artl. v. Scholtz.
37. Inf. Div.: Genlt. v. Staabs (8V2BÜ., 12 Esk., 9 Battr.).
73. Inf. Brig. (I. N. 147 u. 151), Drag. N. 11, 37. Felda. Brig. (Felda. N. 73),
V2 II./Fußa. N. 5 (s. F. H.), 8./2. G. Res. Fußa. N. (10 em-Kan.), I./Pi. Btl. 26;
zugeteilt: Ldst. Btl. Neuhaldensleben, Allenstein III. u. V2 Aschersleben; 39. Kav.
Brig. (Drag. R. 14, Jag. N. z. Pf. 3)***).
Ldst. Gruppe Goslich: Obstlt. Goslich (3 Btl., 2 Esk., I V4 Battr.).
Ldst. Btl. Osterode I, Kosten I, y2 Dtsch. Eylau u. V2 Bitterseld, 1. Ldw. u. 1. Ldst»
Esk. XX. A. K., 1. Ldst. Battr. XX. A. K., y2 Ldst. Pi. Komp. Königsberg.
Korps Zastrow (Graudenz)f): Genlt. Sur6n.
Div. Wernitz: Genll. v. Wernitz (11V4 Btl., 3 Csk., 10 Battr.).
Ers. Brig. Großmann (Ers. N. Neinhardt u. Wentzel [2 Btl.^s, Fstgs. M. G.
Abt. 9 u. 8), Crs. Brig. Windheim (Ers. N. Hoebel u. Gropp, Fstgs. M. G.
Abt. 3, 1. Ers. M. G. Komp. XX. A. K.), Nadf. Komp. Eulm, Neit. N. Cleinow
(1. Ldw. Esk. XVII. A. K., Nes. Ers. Esk. XVII. A. K., 2. mob. Ers. Esk. XX.
A. K.), 2. Ers./3. G. Felda. N., 1. Ers./Felda. N. 71, Felda. Ers. Abt. 72, 1. Ers./
Felda. N. 79,1./Nes. Fußa. N. 17 (s. F. H.), 2. Ers./Fußa. N. 17 (10 om-Kan.),
3. Ers./Pi. Btl. 26, 2. Ldw. Pi. Komp. III. A. K.
Div. Breugel: Genlt. Clifford Koeq v. Breugel (14* **) ***)/* Btl., 2 Esk., 8Battr.).
Brig. Falkenhayn (Ldw. I. N. 61 u. 99, Ers./Ldw. I. N. 5, Fstgs. M. G. Abt. 1
u. 4), Brig. Pfafferot (Ldw. I. N. 17 u. 21, Ers./Ldw. I. N. Eulm, Fstgs. M. G.
Abt. 7, Fstgs. M. G. Abt. v. Stülpnagel, Ers. Fstgs. M. G. Abt. 2), Nadf. Komp.
Marienburg, V2 Nadf. Komp. Graudenz, 1. u. 2. mob. Ers. Esk. XVII. A. K.,
2. Ers./Felda. N. 36, 2. Ers./Felda. N. 73, 2. Ers./Felda. N. 79, 5./Fuha. N. 15
(s. F- HO, V4 I./2, G. Ldw. Fußa. N. (s. F. H.), 7./Fußa. N. 15 (lOem-Kan.),
4. /Pi. Btl. 26, 1. Nes./Pi. Btl. 26.
Brig. Pfeil: Oberst Gras v. Pfeil (5 Btl., 4 Esk., 4 Battr.).
Ldw. F. N. 101 (5 Btl.), Nes. Fstgs. M.G. Abt. 2, V2 Nadf. Komp. Grau-
denz, Ers./Drag. 3 u. 12, 3. u. 4. Ldst. Esk. XVII. A. K., 1. Ers./Felda. N. 36,
2. Ers./Felda. N. 71, 1. Ers./Felda. N. 73, 1./2. G. Ldw. Fußa. N. (s. F. H.),
1. Ers./Pi. N. 23, 2. Ldst. Pi. Komp. XII. A. K.
Feld-Flieg. Abt. 43.
2. Kav. Div.: Genmaj. Frhr. Thumb v. Neuburg (9 Btl., 31 Esk., 8 Battr.).
5. Kav. Brig. (Drag. N. 2, Al. N. 3), 8. Kav. Brig. (Kür. N. 7, Huf. N. 12), Leib-
Huf. Brig. (Huf. N. 1 u. 2), Jag. Btl. 4, M. G. Abt. 4, reit. Abt. Felda. N. 35, Pi.
Abt.; zugeteilt: zusammenges. G. Kav. Brig. (2. u. 4./Leib-G. Hus. N., 3. u.
4./2. G. Al. N., 1., 2. u. 4./Hus. N. 3), Ldst. Btl. Briefen, Cottbus II, Frankfurt
a. O. I u. III, Hagenau I, Münster III, Schroda u. Stolp, 5 9 em-Battr.
*) Gen. d. Artl. v. Gallwitz übernahm den Befehl erst am 10. Febr. 1915. Bis dahin
unterstanden Gruppe Scholtz, 1. Garde-Nes. Div. und Korps Dickhuth (Thorn) dem Ober-
befehlshaber Ost unmittelbar.
**) Am 13. Febr. 1915 aufgelöst; die unterstellten Verbände (XX. A. K., Gruppe
Goslich, Korps Zastrow u. 2. Kav. Div.) traten unter den unmittelbaren Befehl des A. O. K.
***) Im Antransport von 9. Armee.
f) Trotz mehrfachen Führerwechsels behielt der Verband während der geschilderten
Operationen die Bezeichnung „Korps Zastrow" bei.
Truppenübersichten.
461
41. Inf. Div.: Genmaj. Schmidt v. Knobelsdorf (12 Btl., 4 Esk., 15 Battr.).
72. Inf. Brig. (F. R. 18 u. 59), 74. Inf. Brig. (I. R. 148 u. 152)*), Drag. R. 10,
41. Felda. Brig. (Felda. R. 35 u. 79)*), y2 IL/Fußa. R. 5 (s. F. H.), 7./2. G. Res.
Fußa. R. (10 om-Kan.), 2. u. 3./Pi. BLl. 26.
Feld-Flieg. Abt. 15.
1. Garde-Res. Div.: Genmaj. Albrecht (13 Btl., 3 Esk., 11 Battr.).
I. G. Res. Inf. Brig. (1. u. 2. G. Res. I. R.), 15. Res. Inf. Brig. (Res. I. R. 64 u. 93,
G. Res. Schützen-Btl.), G. Res. Drag. R., G. Res. Felda. Brig. (1. G. Res. Felda. R.,
II. /3. G. Res. Felda. R.), y2 IL/1. G. Fußa. R. (s. F. H.), 2. u. 3./Pi. Btl. 28, Feld-
Flieg. Abt. 45.
Korps Dickhuth (Thorn): Genlt. v. Dickhuth-Harrach (17 Btl., 3 Esk., 11 Battr.).
75. Inf. Brig. (I. R. 146 u. 150, II./Felda. R. 82), Brig. Griepenkerl (Ers. I. R. Leinbach,
I. R. Runge [4 95tl.], Fstgs. M. G. Abt. 6 u. 14, Ers./Ul. R. 4,Esk. v. Sprenger, 1 9 cm-
Battr., 4./2. G. Res. Fußa. R. j^s. F. H.^, 1. Ldw. Pi. Komp. d. G. K.), Detachement
Plantier (Feld-Btl. Reiser u. Schwartz, II./Ldw. I. R. 38, Kav. Fuß-Abt. d. öst.-ung.
3. Kav. Div., Ldst. Esk. Posen, 2./Felda. R. 82, 2 reit. Battr. d. öst.-ung. 3. Kav. Div.),
V2 Ldw. Fußa. Btl. Posen II (s. F. H.), 8./Fußa. R. 11 (15 om-Kan.), 2. Ers./Fußa.
R. 28 (15 om-Kan.), Weichselflottille (2 armierte Dampfer, 22 Motorboote, 3 Beiboote).
Zu- und Abgänge bis zum 4. Mai 1915.
14. Febr. Bon der 9. Armee: öst.-ung. 3. Kav. Div.;
zur 8. Armee: Genkdo. XX. A. K. mit 41. Inf. Div.
13. -18. „ Bon der 9. Armee: Genkdo. I. R. K. mit 1. u. 36. Res. Div.; y2 IL/2. G. Res.
Fußa. R.
18. „ Bon der 9. Armee: 21. gem. Ldw. Brig.
20. „ Bon der 9. Armee: II./Felda. R. 17.
21. „ Bon der 9. Armee: 3. Inf. Div. (ohne 5. Inf. Brig. u. II./Felda. R. 2);
von der 8. .Armee: 9. gem. Ldw. Brig.
27. „ Bon der 9. Armee: H. K. K. 1 mit 6. Kav. Div.; öst.-ung. 30,5em-Mrs. Battr. 11;
von der 10. Armee: Ldw. I. R. 4, y21./Res. Fußa. R. 4.
1. März Bon der 9. Armee: 11. Res. Inf. Brig. mit l./Res. Ul. R. 3, I./Res. Felda. R. 6
u. y3 1. Res./Pi. Btl. 3.
3. „ Bon der 10. Armee: y2 2. Inf. Div., 5. G. Inf. Brig. (ohne I./5. G. R. z. F.
u. y2 II./l. G. Fußa. R.), 76. R. D. (ohne Res. I. R. 252, y2 Res. Kav. Abt. 76,
Res. Felda. R. 58 u. Res. Pi. Komp. 76);
von der 8. Armee: 18. Kav. Brig.
10. „ Bon der 8. Armee: 1. u. 3./Res. Fußa. R. 7.
14. „ Zur 10. Armee: 39. Kav. Brig.
16. „ Bon der 10. Armee: ya 2. Inf. Div.
17. „ Bon der 10. Armee: 78. Res. Div. (ohne Res. F. R. 260 u. I./Res. Felda. R. 61);
zur 10. Armee: 6. Kav. Div.
18. „ Von der 10. Armee: Genkdo. I. A. K;
von der 9. Armee: Genkdo. XIII. A. K. mit 26. Inf. Div., ®/4 I./Fußa. R. 13
u. Feld-Flieg. Abt. 4;
zur 8. Armee: 18. Kav. Brig.
25. „ Von der 8. Armee: Jag. Btl. 7.
26. „ Zur 10. Armee: 76. Res. Div. (ohne Res. I. R. 252, y2 Res. Kav. Abt. 76,
Res. Felda. R. 58, Res. Pi. Komp. 76).
29. „ Von der 10. Armee: III./Ldw. I. R. 4 u. Ers./Ldw. I. R. 9.
30. „ Zur 10. Armee: H. K. K. 1.
3. April Zur 10. Armee: III./Ldw. F. R. 4 u. Ers./Ldw. I. R. 9.
9. „ Zur 10. Armee: Jag. Btl. 7.
17. „ Zur Armeegruppe Lauenstein: 78. Res. Div. (ohne Res. I. R. 260 und I./Res.
Felda. R. 61).
18. „ Zur Armeegruppe Lauenstein: 11. Res. Inf. Brig. mit l./Res. Ul. R. 3, I./Res.
Felda. R. 6 u. y3 1. Res./Pi. Btl. 3.
29. „ Zur Armeegruppe Lauenstein: 70. Res. Inf. Brig.
:) Im Antransport von 9. Armee.
462
Truppenübersichten.
S. Armee.
(17y2 Inf. Div., 4 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Generaloberst v. Mackensen.
Chef d. Gen. St.: Genmaj. Grünert.
Armeetruppen: Feld-Flieg. Abt. 35.
Gruppe Beseler: Gen. d. Inf. v. Beseler.
21. gem. Ldw. Brig.: Genlt. Liebach (6 Btl., 2 Esk., 2 Battr.).
Ldw. I. B. 10 u. 38, 1. Löst. Esk. V. A. K., Ers./Ul. B. 1, l./Felda. B. 82 (ohne 2.).
Öst.-ung. 3. Kav. Div. (20 Esk., 2 Battr.).
Truppe nabt. Westernhagen: Genlt. v. Westernhagen (5 Btl., 2 Esk., 5 Battr.).
I., II. u. Ers./Ldw. I. B. 8, Ers. B. Keller (2 Btl.), Fstgs. M. G. Abt. 5 Thorn,
2. u. 7. Löst. Esk. V. A. K., 2. Ers./Felda. B. 56, Löst. Battr. XVIII. A. K., 1 russ.
Beute-Battr., 4./Bes. Fußa. B. 11 (s. F. H.), 2./Bes. Fußa. B. 15 (10 em-Kan.),
2. Bes./Pi. Btl. 17.
III. Beservekorps: Gen. d. Inf. v. Beseler.
5. Bes. Div.: Genlt. v. Diringshofen (13 Btl., 3 Esk., 6 Battr.).
9. Res. Inf. Brig. (Bes. I. B. 8 u. 48), 10. Bes. Inf. Brig. (Bes. I. B. 12 u. 52,
Bes. Jag. Btl. 3), Bes. Drag. B. 2, Bes. Felda. B. 5, 4./Pi. Btl. 3.
6. Bes. Div.: Gen. d. Inf. v. Schickfus und Beudorff (12 Btl.. 3 Esk., 6 Battr.).
11. Bef. Inf. Brig. (Bes. I. B. 20 u. 24), 12. Bes. Inf. Brig. (Bes. I. R. 26 u. 35),
Bes. Ul. B. 3, Res. Felda. B. 6, 1. u. 2. Bes./Pi. Btl. 3.
I./Bes. Fußa. B. 2 (s. F. H.), 4./Fußa. B. 14 (21 em-Mrs.), öst.-ung. 30,5 ew-Mrs.
Battr. 13, Feld-Flieg. Abt. 38.
Korps Fabeck (Genkdo. XIII. Armeekorps): Gen. d. Inf. v. Fabeck.
26. Inf. Div.: Genlt. Herzog Wilhelm v. Urach (12 Btl., 4 Esk., 12 Battr.).
51. Inf. Brig. (Gren. B. 119, F. B. 125), 52. Inf. Brig. (I. B. 121, Füs. B. 122),
Ul. B. 20, 26. Felda. Brig. (Felda. B. 29 u. 65), I./Pi. Btl. 13.
25. Res. Div.: Genma). v. Iarohky (12 Btl., 3 Esk., 12 Battr.).
49. Bes. Inf. Brig. (Bes. I. B. 116 [2 Btl. u. III./Ldw. F. B. 85], Res. I. B. 118),
50. Bes. Inf. Brig. (I. B. 168, Bes. I. B. 83), Bes. Drag. B. 4, 27. Felda. Brig.
(Felda. B. 13, Bes. Felda. B. 25), 1. u. 2. Bes./Pi. Btl. 11.
I./Fußa. B. 13 (s. F. H.), y2 II./Bes. Fußa. B. 11 (s. F. H.), Bes. Fußa. Battr. 22 u. 23
(10 em-Kan.), 3./Fußa. B. 14 (21 om-Mrs.), Feld-Flieg. Abt. 4.
XVII. Armeekorps: Gen. d. Inf. v. Pannewih.
35. Inf. Div.: Genmaj. v. Hahn (12 Btl., 4 Esk., 12 Battr.).
70. Inf. Brig. (I. B. 21 u. 61), 87. Inf. Brig. (I. B. 141 u. 176), Jag. B. z. Pf. 4,
35. Felda. Brig. (Felda. B. 71 u. 81), I./Pi. Btl. 17.
36. Inf. Div.: Genlt. v. Heineccius (12 Btl., 4 Esk., 12 Battr.).
69. Inf. Brig. (F. B. 129 u. 175), 71. Inf. Brig. (Gren. B. 5, I. B. 128), Hus.
B. 5, 36. Felda. Brig. (Felda. B. 36 u. 72), 2. u. 3./Pi. Btl. 17.
I./Fußa. B. 11 (s. F. H.), Bes. Fußa. Btl. 19 (s. F. H.), 2./Fußa. B. 14 (21 ew-Mrs.),
Feld-Flieg. Abt. 17.
Korps Morgen (Genkdo. I. Beservekorps): Genlt. v. Morgen.
4. Inf. Div.: Genmaj. Freyer (12 Btl., 4 Esk., 14 Battr.).
7. Inf. Brig. (I. B. 14 u. 149), 8. Inf. Brig. (I. B. 49 u. 140), Drag. B. 12, 4. Felda.
Brig. (Felda. B. 17 u. 53), V2 I./Fußa. B. 15 (s. F. H.), 2. u. 3./Pi. Btl. 2.
49. Bes. Div.: Genmaj. Hahndorff (13^ Btl., 3 Esk., 11 Battr.).
97. Res. Inf. Brig. (Bes. I. B. 225 u. 226, Bes. Jag. Btl. 21), 98. Bes. Inf. Brig. (Bes.
I. B. 227 u. 228), Bes. Bads. Komp. 49, Fstgs. M. G. Komp. 2 u. 6 Posen, Bes. Kav.
B. 49 (5./Drag. B. 16, 4./Gren. B. z. Pf. 3, Bes. Kav. Abt. 49), Bes. Felda.
B. 49 (9 Battr.), y2 II./Bes. Fußa. B. 15 (s. F. H.), Bes. Pi. Komp. 49.
1. Bes. Div.: Genlt. v. Förster (13 Btl., 3 Esk., 6 Battr.).
1. Bes. Inf. Brig. (Bes. I. B. 1 u. 3), 72. Bes. Inf. Brig. (Bes. I. B. 18 u. 59, Bes.
Jag. Btl. 1), Bes. Ul. B. 1, Bes. Felda. B. 1, 4./Pi. Btl. 2.
Truppenübersichten.
463
36. Res. Div.: Genmaj. Kruge (12 Btl., 3 Esk., 5 Battr.).
69. Res. Inf. Brig. (Res. F. R. 21 u. 61), 70. Res. Inf. Brig. (g. R. 54 söhne II.),
Res. I. R. 5, Res. Jag. Btl. 2), Res. Hus. R. 1, Res. Felda. R. 36 (ohne 1.), 1. Res./
Pi. Btl. 2.
Vt II./Fußa. R. 11 (s. F. H.), 3./Res. Futza. R. 11 (s. F. H.), V- II./2. G. Res. Futza. R.
(10 om-Kan.), I./Fußa. R. 14 (21 om-Mrs.), öst.-ung. 30,5vm-Mrs. Battr. 11, Feld-
Flieg. Abt. 37.
Gruppe Scheffer: Gen. d. Inf. Frhr. v. Scheffer-Boyadel.
XI. Armeekorps: Gen. d. Inf. v. Plüskow.
22. Inf. Div.: Genmaj. Dieffenbach (11^4 Btl., 3 Esk., 12 Battr.).
43. Inf. Brig. (I. R. 82 u. 83), 44. Inf. Brig. (I. R. 32 söhne I.), I. R. 167),.
Ers. Radf. Komp. Jag. Btl. 11, 1. Halb-R./Kür. R. 6, 22. Felda. Brig. (Felda..
R. I I u. 47), I./Pk. Btl. I I.
38. Inf. Div.: Genmaj. v. der Esch (12 Btl., 3 Esk., 9 Battr.).
76. Inf. Brig. (I. R. 71 u. 95), 83. Inf. Brig. (I. R. 94 u. 96), 2. Halb-R./Kür..
R. 6, 38. Felda. Brig. (Felda. R. 19, l./Felda. R. 55), 2. u. 3./Pi. Btl. 11.
V« I./Fußa. R. 18 (s. F. H.), y, II./Res. Fußa. R. 17 (s. F. H.), »/, I./Res. Futza.
R. 5 (10 om-Kan.), Feld-Flieg. Abt. 28.
XXV. Neservekorpsr Gen. d. Inf. Frhr. v. Scheffer-Boyadel.
50. Res. Div.: Genmaj. Frhr. v. der Goltz (13 Btl., 3 Esk., 9 Battr.).
99. Res. Inf. Brig. (Res. I. R. 229 u. 230, Res. Jag. Btl. 22), 100. Res. Inf.
Brig. (Res. F. R. 231 u. 232), Fstgs. M. G. Abt. 3, 4 u. 5 Posen, Res. Kav.
R. 50 (1. u. 2./Drag. R. 16, Res. Kav. Abt. 50), Res. Felda. R. 50 (9 Battr.),
Res. Pi. Komp. 50.
V. I./Res. Fußa. R. 6 (s. F. H.), y, II./Res Fußa. R. 15 (s. F. H.), y# I./Res.
Fußa. R. 5 (10 em-Kan.), Feld-Flieg. Abt. 46.
8. Kav. Div.: Genmaj. Frhr. v. Kap-herr (1 Btl., 24 Esk., 3 Battr.).
23. Kav. Brig. (G. Reiter-R., Ul. R. 17), 38. Kav. Brig. (Jag. R. z. Pf. 2 u. 6),
40. Kav. Brig. (Karab. R., Ul. R. 21), Jag. Btl. 1, M. G. Abt. 8, reit. Abt.
Felda. R. 12, Pi. Abt. 12.
Gruppe Frommel: Gen. d. Kav. Ritter v. Fromme!.
Korps Posen: Genlt. v. Koch (23 Btl., 5 Esk., 12 Battr.).
Brig. Rüdiger (2 Ers., 1 Ldw., 2 Ldst. Btl., Fstgs. M. G. Abt. 2 u. 5 Posen), Brig.
Doussin (3 Ers., 2 Ldst. Btl., Fstgs. M. G. Abt. 12 Posen), Brig. Hoffmann (1 Ldw.,
4 Ldst. Btl., Radf. Abt. 5 VI. A. K., Fstgs. M. G. Abt. 4 Posen, 1. Ers. M. G. Komp.
V. A. K.), Brig. Reißwih (1 Ers., 1 Ldw., 2 Ldst. Btl., Fstgs. M. G. Abt. 1 u. 8 Posen),
Brig. Schütze (4 Ldst. Btl., Fstgs. M. G. Abt. 6 Thorn), Ers./Drag. R. 8, Ers./Ul.
R. 3, 2., 3. u. 4. Ldst. Esk. V. A. K., Felda. Ers. Abt. 61, 3. u. 4. Ers./Felda. R. 20,
1. Ers./Felda. R. 5, 2. Ers./Felda. R. 17, II./Res. Futza. R. 5 (s. F. H.), 2. Res.
Fußa. Battr. 24 (10 om-Kan.), 2. Res. Fuha. Battr. 26 (10 om-Kan.), Ldw. Pi. Komp.
XII. u. XIX. A. K., Feld-Flieg. Abt. 47.
Div. Menges: Genlt. v. Menges (16 Btl., 4 Esk., 8 Battr.).
1. Ldw. Ers. Brig. (Ldw. Ers. R. 4 (5 Btl.) u. 5, Fstgs. M. G. Komp. 1 u. 4), Ers.
R. v. Zenker (5 Btl.), Ers. R. v. Buddenbrock, 1. Feld-Kav. R. VI. A. K., 1 Ldst.
Esk., 1. u. 2. Feldbattr. VI. A. K., Felda. Ers. Abt. 42, Ldw. Futza. Btl. 6 (s. F.
H.), 1., 2. u. 3. Ldw. Pi. Komp. VI. A. K.
3. Inf. Div.: Genlt. Frhr. v. Hollen (6 Btl., 2 Esk., 11 Battr.).
6. Inf. Brig. (Füs. R. 34, I. R. 42), 1. u. 3./Gren. R. z. Pf. 3, 3. Felda. Brig.
(l./Felda. R. 2, Felda. R. 38), y21./Fuha. R. 15 (s. F. H.), I./Pi. Btl. 2.
Höherer Kavalleriekommandeur 1: Genlt. Frhr. v. Richthofen.
6. Kav. Div.: Genlt. Graf v. Schmettow (Egon) (1 Btl., 24Esk., 3Battr.).
28. Kav. Brig. (Drag. R. 20 u. 21), 33. Kav. Brig. (Drag. R. 9 u. 13), 45.Kav.
Brig. (Huf. R. 13, Jag. R. z. Pf. 13), II./F. R. 54, M. G. Abt. 6, reit. Abt. Felda.
R. 8, Pi. Abt.
9. Kav. Div.: Genmaj. Graf v. Schmettow (Eberhard) (25 Esk., 3 Battr.).
13. Kav. Brig. (Kür. R. 4, Hus. R. 8), 14. Kav. Brig. (Hus. R. 11, Ul. R. 5),.
19. Kav. Brig. (Drag. R. 19, Ul. R. 13, 2./Gren. R. z. Pf. 3), M. E. Abt. 7,.
reit. Abt. Felda. R. 10, Pi. Abt.
464
Truppenübersichten.
Zu- und Abgänge bis zum I. Mai J915-
13, Febr. Zur Armee-Abteilung Gallwitz: öst.-ung. 3. Kav. Div.
14. „ Zur Armee-Abteilung Gallwitz: Genkdo. 1. R. K. mit 1. u. 36. Res. Div.;
V2 II./2. G. Res. Fußa. R.
17. „ Zur Armee-Abteilung Gallwitz: 21. gem. Ldw. Brig.
19. „ Zur deutschen Südarmee: 4. Inf. Div. (ohne II./Felda. R. 17 u. 3./Pi. Btl. 2;
letztere trat zur 8. Armee);
zur Armee-Abteilung Gallwitz: II./Felda. R. 17, H. K. K. 1 mit 6. Kav. Div.
21. „ Zur Armee-Abteilung Gallwitz: 3. Inf. Div. (ohne 5. Inf. Brig. u. II./Felda. R. 2).
23. „ Zur Armee-Abteilung Gallwitz: öst.-ung. 30,5 om-Mrs. Battr. 11.
27. „ Zur Armee-Abteilung Gallwitz: 11. Res. Inf. Brig. mit l./Res. Ul. R. 3,
1. /Res. Felda. R. 6 und Vs 1* Res./Pi. Btl. 3 (III. R. K.).
17. März Zur Armee-Abteilung Gallwitz: Genkdo. XIII. A. K. mit 26. Inf. Div.,
V^I./Fußa. R. 13 und Feld-Flieg. Abt. 4.
18. -28. „ Zur Verfügung der Obersten Heeresleitung: 2./Fußa. R. 11, l./Fuha. R. 13,
3./Res. Fußa. R. 11, 8./Res. Fußa. R. 15, 3./Res. Fußa. Btl. 19.
27. „ Zur öst.-ung. 3. Armee (Beskidenkorps): 25. Res. Div. (ohne Stab 49. Res.
Inf. Brig., Res. I. R. 116, I./Res. Felda. R. 25) mit y2 IL/9fcf. Fußa. R. 5.
4. April Von der 2. Armee: 29. gem. Ldw. Brig. (Ldw. F. R. 28 u. 29, 1. Ldw. Esk.
VIII. A. K., 1. Ldst. Battr. VIII. A. K.).
17. „ Zur 11. Armee: öst.-ung. 30,5 om-Mrs. Battr. 13.
20. „ Zur Armeegruppe Lauenstein: Stab d. 6. Res. Div. mit 12. Res. Inf. Brig.,
2. u. 3./Res. Ul. R. 3, II./Res. Felda. R. 6, 1. u. 3./Res. Fußa. R. 2 und 2/3
1. Res./Pi. Btl. 3,
Truppenüb ersichten.
465
Die russische Heeresgruppe der Nordwesifront
am 8. Februar J9J5.
(54Vs Inf. Div., 15 Kav. Div.)*)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Rutzki (ab 30. März Gen. d. Inf. Alexejew).
Chef d. Gen. St.: Genlt. Guljewitsch.
10. Armee.
(1iy2 Ins. Div., 2* 1/2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Siewers (ab 27. Febr. Gen. d. Inf. Radkewitfch)
III. Korps (56., 73. Inf. Div.), XX. Korps (27., 29., 53., 28. Inf. Div.), y2 68. Inf.
Div?), XXVI. Korps (84., 64. Inf. Div.), III. fib. Korps (8. fib., 7. fib. Schütz., 57.
Inf. Div.).
1., 3. Kav. Div., 1. selbst. Kav. Brig.
*) Die andere V268. Inf. Div. unterstand dem O.B. des Mil. Bezirks Dünaburg.
12. Armee.
(6 Inf. Div., 7y2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Kav. Plehwe.
I. türkest. Korps (11. fib. Schütz. Div., 1. u. 2. türkest. Schütz. Brig.), 5. Schütz. Bria.
IV. fib. Korps (9. stb., 10. stb. Schütz. Div.), 77., y2 2. Inf. Div.
I. Kav. Korps (6., 8., 15. Kav. Div.), Kav. Korps Erdeli (14. Kav., 4. Don-Kos.
Div.), 4. Kav. Div., 4. selbst. Kav., Ussuri-Reit., türkest. Kos. Brig.
1. Armee.
(10 Ins. Div., 2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Kav. Litwinow.
V. sib. Korps (50., 79. Inf., 6. fib. Schütz. Div.), II. Korps (26., 43. Inf. Div.),
II. kauk. Korps (kauk. Gren., 51. Inf. Div., 1. kauk. Schütz. Brig.), 3. türkest. Schütz.
Brig., I. sib. Korps (1. sib., 2. sib. Schütz. Div.).
Kauk. Kav., zusammenges. Garde-Kos. Div.
2. Armee.
(15 Inf. Div?), 2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Smirnow.
VI. und VI. sib?) Korps (55?), 59. Inf., 14. sib. Schütz?), 25. Inf., 3. sib. Schütz?),
4. Inf., 13. sib. Schütz?), 16. Inf. Div.), 67. Ins. Div?), II. sib. Korps (5. sib., 4. sib.
Schütz. Div.), XXVII?) Korps (63., 76. Inf. Div.), 1 zusammenges. Inf. Div. des
I. Korps4), 1 zusammenges. Inf. Div. des IV. Korps4), Garde-Korps^) (1. G., 2. G.
Inf. Div., G. Schütz. Brig.).
2., 5. Kav. Div.
i) Davon 5 von der 1. Armee, 2 von der 5. Armee imb 2 von der Heeresgruppen-
reserve zugeteilt. — 2) Bon der 1. Armee. — 3) Bon der Heeresgruppenreserve. —
4) Don der 5. Armee. — 5) In der Reserve der Heeresgruppe südlich Warschau.
5. Armee.
(9 Ins. Div., 1 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Lschurin.
I. Korps^) (22., 24. gnf. Div.), IV. Korps^) (40., 30. Inf. Div.), XXIII. Korps
(3. G., y2 2., 62. Inf. Div., 1. Schütz. Brig.), XIX. Korps (17., 38. Inf. Div.),
V. Korps (7., 10. Inf. Div.).
5. Don-Kos. Div.
*) Davon eine zusammenges. Inf. Div. der 2. Armee zugeteilt.
*) Siehe Fußnote auf S. 455.
I Weltkrieg. VII. Band
30
466
Truppenübersichten.
Die russische Heeresgruppe der Nordwestfronk bis zur
Weichsel
Ende Mär; 19X5.
(42% Inf. Dir»., 13V2 Kav. Div.)*)
10. Armee.
(ll3/4 Inf. Div., 4 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Radkewitsch.
68. Inf. Div., III. Korps (66., 73. Inf. Div., selbst. Ins. Brig. des XIII. Korps),
II. Korps (26., 43. Inf. Div.), XXVI. Korps (64., 84., 3/428?) Inf. Div.), III. sib.
Korps (V4 63?), V2 29?), y4 27?) Inf., 8. fib., 7. sib. Schütz. Div.).
1. Garde-, 2. Garde-, 1., 3. Kav. Div.
x) Vom XX. Korps waren das Genkdo. und Teile seiner Divisionen am 21. Fe-
bruar in Gefangenschaft geraten.
12. Armee.
(16 Inf. Div., 3 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Kav. Plehwe.
67. Inf. Div., I. Korps (24., 22. Inf. Div., 1. kauk. Schütz. Brig.), Garde-Korps
(1. G. Inf. Div., G. Schütz. Brig., 2. G. Inf. Div.), V. Kor ps (7., 10. Inf. Div., 3. türkest.
Schütz. Brig.), III. kauk. Korps (21., 62. Inf. Div.), IV. sib. Korps (6. Schütz.Brig.,
9. sib., 10. sib. Schütz. Div.), XV. Korps (8., 6. Inf. Div.).
2., 4. Kav. Div., Garde-, 1. selbst. Kav. Brig.
1. Armee.
(16 Inf. Div., 6y2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Kav. Litwinow.
XXIII. Korps (3. G., 62. Inf. Div.), I. sib. Korps (2. sib., 1. sib. Schütz. Div.),
II. sib. Korps (6. sib., 4. sib. Schütz. Div.), XIX. Korps (17., 38. Inf. Div.), II. kauk.
Korps (61. Inf., kauk. Gren. Div.), I. türkest. Korps (11. sib. Schütz. Div., 1. türkest.,
2. türkest. Schütz. Brig.), XXVII. Korps (77., 76., 63. Inf. Div.), y279., y22. Inf.Div.
1. Kav. Korps (6., 8., 16. Kav. Div.), 14. Kav., 4. Don-Kos. Div., 4. selbst. Kav., llffurt-
Reit., türkest. Kos. Brig.
') Siehe Fußnote auf S. 466.
Truppenübersichten.
467
Die österreichisch-ungarische Front gegen Rußland
am I. Mai J9J5.
Armee Woyrsch.
(5V2 Inf. Div., 2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Generaloberst v. Woyrsch.
Chef d. Gen. St.: Obstlt. Heye.
Öst.-ung. Armeegruppe Köveß (XII. Korps): Gen. d. Inf. v. Köveß.
Öst.-ung. 35. Inf. Div. (13 Btl., 2 Esk., 8 Feld-, 2 schw. Battr.).
Öst.-ung. 16. Inf. Div. (10 Btl., 3 Esk., 8 Feld-, 2 fchw. Battr.).
Öft.-ung. 9. Kav. Div. (4 Btl., 19 Esk., 2 Kav. Fußa.-Abt., 3 reit. Battr.).
Öft.-ung. Brig. Goldbach (5 Btl., 4 reit. Battr., 2./Ref. Fußa. R. 11 sf. F. §.]).
Öst.-ung. 7. Kav. Div. (22 Esk.).
Armee-Abteilung Woyrsch: Generaloberst v. Woyrsch.
Armeetruppen: Feld-Flieg. Abt. 31.
Landwehrkorps: Gen. d. Kav. Frhr. v. König.
4. Ldw. Div.: Genmaj. v. Hofacker (16 Btl., 7 Esk., 8 Feld-, 4 fcbw. Battr.).
22. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 11 u. 51), 23. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 22 u. 23),
Ldw. I. R. 19, III./Ldw. F. R. 84, Kav. Brig. Lupin (Erf. Kav. R., Ldw. Kav.
R. 2), II./Felda. R. 55, I./5. Garde-Felda. R., Komb. Felda. Erf. Abt. 6/57,
V^./Fußa. R. 18 (f. F. H.), I./Bef. Fußa. R. 11 (st F. H.), 4./Rest Fußa.
R. 15 (10 om-Kan.), 2. Erf./Pi. Btl. 6.
3. Ldw. Div.: Genmaj. Chelius (15 Btl., 4 Esk., 6 Feld-, 2 fchw. Battr.).
17. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 6 u. 7), 18. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 37 u. 46), West-
fälisches Ldw. R., Ldw. Kav. R. 1, Felda. Erst Abt. 20 u. 41, Vs I>/Nes. Fußa.
R. 6 (st F. H.), 4./Pi. Btl. 17, 1. Ers./Pi. Btl. 5.
Landwehr-Div. Bredow: Genmaj. Graf v. Bredow (91/4 Btl., 2 Esk., 4 Feld-,
6 schw. Battr.). 19. Ldw. Brig. (Ldw. I. R. 47 u. 72, 1 Radf. Komp.), Ldw.
1. R. 133, Ers./Iäg. N. z. Pf. 1, Ers./Ul. R. 2, Felda. Ers. Abt. 17 u. 21, II./Bes.
Fußa. R. 6 (s. F. H.), 1/2 Ldw. Fußa. Btl. Posen 2 (s. F. H.), 2. Res./Pi. Btl. 1,
2. Res./Pi. Btl. 26.
Öft.-ung. 1. Armee.
(4 Inf. Div., 1 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Kavallerie Dank!.
Chef d. Gen. St.: Genmaj. Edler v. Kochanowski.
öst.-ung. II. Korps: Feldmarschallt. Frhr. v. Kirchbach.
Öst.-ung. 25. Fnf. Div. (11 Btl., 2 Esk., 7 Feld-,' 4 schw. Battr.).
Öst.-ung. 4. gnf. Div. (7 Btl., 3 Esk., 7 Feld-, 2 schw. Battr.).
1. Brig. d. Polnischen Legion (6 Btl., 3 Esk., 1 Feld-Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Btl., 1 Esk.
Öst.-ung. I. Korps: Gen. d. Kav. Frhr. v. Kirchbach.
Öst. 92. Schütz. Brig. (11 Btl., 1 Esk., 6 Feld-, 2V2 schw. Battr.).
Öst.-ung. 2. Kav. Div. (23 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 2 reit. Battr.).
Öst. 46. Schütz. Div. (16 Btl., 1 Esk., 10 Feld-, 4^/2 schw. Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Esk.
30*
468
Truppenübersichten.
Sst.-ung. 4. Armee.
(S Inf. Div., 1 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Infanterie Erzherzog Joseph Ferdinand.
Chef d. Gen. St.: Feldmarschallt. Krauß.
Öst.-ung. Div. Stoger-Steiner (23y2 Btl., 7 Esk., 10 Feld-, 1 schw. Battr.).
öst.-ung. XIV. Korps: Feldmarschallt. Roth.
47. Res. Div.: Genlt. v. Besser (13 Btl., 1 Esk., 9 Feld-, 5 schw. Battr.).
93. Res. Inf. Brig. (Res. I. R. 217 u. 218, Res. Jag. Btl. 19), 94. Res. Inf. Brig.
(Res. I. R. 219 u. 220), Res. Kav. Abt. 47, Res. Felda. R. 47, Ldw. Fußa. Btl.
Posen 1 (s. F. H.), öst.-ung. 12 om-Kan. Battr. 27, Res. Pi. Komp. 47.
Öst.-ung. Gruppe Morgenstern (8 Btl.).
Öst.-ung. 8. Inf. Div. (11 Btl., 2 Esk., 9 Feld-, 4y4 schw. Battr.).
Öst.-ung. 3. Inf. Div. (14 Btl., 2 Esk., 7 Feld-, 73/4 schw. Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Esk., 4 Feld-, 3 schw. Battr., 1 42 om-Haubihe.
Ost.-ung. IX. Korps: Feldmarschallt. KrLlieek.
Öst.-ung. 106. Ldst. Div. (18 Btl., 4 Esk., 11 Feld-, Vs schw. Battr.).
Öst.-ung. 10. Inf. Div. (14 Btl., 2 Esk., 14 Feld-, 4y2 schw. Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 Esk.
öst^ung. 31. Inf. Brig. (Szende) (11 Btl., 1 Esk.).
11. Honved-Kav. Div. (16 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 3y2 reit. Battr.).
11. Armee.
(10 Inf. Div.)
Oberbefehlshaber: Generaloberst^. Mackensen.
Chef d. Gen. St.: Oberst v. Seeckt.
Armeetruppen: Feld-Flieg. Abt. Ost.
Gardekorps: Gen. d. Inf. Frhr. v. Plettenberg.
1. G. Inf. Div.: Oberst Prinz Eitel Friedrich von Preußen (12 Btl., 3 Esk., 12 Feld-
Battr.). 1. G. Inf. Brig. (1. u. 3. G. R. z. F.), 2. G. Inf. Brig. (2. u. 4. G. R. z. F.),
Leib- u. 3./Leib-G. Huf. R., 2./Drag. R. 6, 1. G. Felda. Brig. (1. u. 3. G. Felda. R.),
1. u. 5./G. Pi. Btl.
2. G. Inf. Div.: Genlt. v. Mnckler (12 Btl., 3 Esk., 12 Feld-Battr.).
3. G. Inf. Brig. (G. Gren. R. 1 u. 3), 4. G. Inf. Brig. (G. Gren. R. 2 u. 4), 1. u.
5./2. G. Ul. R., l./Drag. R. 6, 2. G. Felda. Brig. (2. u. 4. G. Felda. R.), 2. u.
3./G. Pi. Btl.
y41./1. G. Fußa. R. (s. F. H.), öst.-ung. s. F. H. Div. 6 (1V, Battr.), öst.-ung. s. F. H.
Battr. 26, öst.-ung. 30,5 om-Mrs. Battr. 8 u. 15, Feld-Flieg. Abt. 1.
öst.-ung. VI. Korps: Feldmarschallt. Arz Frhr. v. Straußenburg.
39. Honved-Fnf. Div. (12 Btl., 2 Esk., 8 Feld-, 1 schw. Battr.).
Öst.-ung. 12. Inf. Div. (16 Btl., 2 Esk., 9 Feld-, 2 schw. Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 öst.-ung. Radf. Btl., 2 öst.-ung. Esk., 3/4II./Res.
Fußa. R. 8 (s. F. H.), V2 IH./Nes. Fußa. R. 20 (10 om-Kan.), 2./Res. Fußa. R. 14
(10 om-Kan.), Ballonabwehr-Kanonenzug des Gardekorps.
XL I. Reservekorps: Gen. d. Inf. v. Francois.
81. Res. Div.: Genmaj. v. Stocken (9y4Btl., 2 Esk., 12 Feld-Battr.).
Res. I. R. 267, 268 u. 269, Res. Radfahr-Komp. 81, Res. Kav. Abt. 81, 4./Drag.
R. 7, 81. Res. Felda. Brig. (Res. Felda. R. 67 u. 68), Res. Pi. Komp. 84 u. 85.
82. Res. Div.: Genmaj. Fabarius (9y4Btl., 2 Esk., 12 Feld-Battr.).
Res. I. R. 270, 271 u. 272, Res. Radfahr-Komp. 82, Res. Kav. Abt. 82, 4./Ul. R. 7,
82. Res. Felda. Brig. (Res. Felda. R. 69 u. 70), Res. Pi. Komp. 86, I./Pi. R. 1ö.
®/4 II./Fußa. R. 3 (s. F. H.), 7./bayer. Res. Fußa. R. 1 (10 om-Kan.), III./Fußa. R. 1
(21 om-Mrs.), y2 öst.-ung. 12 om-Kan. Battr. 12, öst.-ung. s. F. H. Battr. 1/9, Feld-
Flieg. Abt. 3.
Truppenübersichten.
469
Korps Kneußl: Genmaj. Ritter v. Kneußl.
119. Inf. Div.: Genmaj. v. Behr (9 93tl., 3 Esk., 6 Feld-, 1 schw. Batlr.).
3. R. 46 u. 58, Res. I. R. 46, 3./UI. R. 7, 3./ZU. R. 1, 4./Iäg. R. z. Pf. 1, Felda.
R. 237, 3./bayer. Res. Fußa. R. 2 (s. F. §.), Pi. Komp. 237, 4./Pi. Btl. 21.
11. bayer. Inf. Div.: Genmaj. Ritter v. Kneußl (9 Btl., 3 Esk., 6 Feld-, 1 schw.
Battr.). bayer. I. R. 3 u. 22, bayer. Res. I. R. 13, l./bayer. Chevaul. R. 2, 4./bayer.
Chevaul. R. 7, 3./Drag. R. 7, bayer. Felda. R. 21, 5./bayer. Res. Fußa. R. 2 (s. F. H.),
bayer. Pi. Komp. 19 u. 21.
3A I./Fußa. R. 4 (s. F. §.), V2 II./Res. Fußa. R. 14 (s. F. H.), III./Fußa. R. 4 (21 cm-
Mrs.), III./Res. Fußa. R. 14 (21 em-Mrs.), 2 öst.-ung. Geb. Kan. Battr., 1 öst.-ung.
Geb. H. Battr., öst.-ung. 12 em-Kan. Battr. 21, öst.-ung. s. F. H. Battr. 2/9, öst.-ung.
s. H. Battr. 12.
X. Armeekorps: Gen. d. Inf. v. Emmich.
19. Inf. Div.: Genlt. Hofmann (9 Btl., 4 Esk., 12 Feld-Battr.).
I. R. 74, 78 u. 91, 2. u. 3./Hus. R. 17, 1. u. 3./Ul. R. 6, 19. Felda. Brig. (Felda.
R. 26 u. 62), 1. u. 5./Pi. Btl. 10.
20. Ins. Div.: Genlt. Ritter und Edler v. Oetinger (9 Btl., 2 Esk., 12 Feld-Battr.).
1. R. 77, 79 u. 92, 5. u. 6./Huf. R. 17, 20. Felda. Brig. (Felda. R. 10 u. 46), 2. u.
3. /Pi. Btl. 10.
V4 II./Fußa. R. 20 (f. F. H.), Feld-Flieg. Abt. 21.
Sst.-ung. 3. Armee.
(14 Inf. Div., 2V2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Infanterie v. Boroevie.
Chef d. Gen. St.: Genmaj. v. Boog.
Öst.-ung. X. Korps: Feldmarschallt. Martiny.
Ost. 21. Schütz. Div. (11 Btl., 2 Esk., 4 Feld-, 1 Geb. Battr.).
Off. 45. Schütz. Div. (8 Btl., 3 Esk., liy2 Feld-Battr.).
Öft-ung. 2. Inf. Div. (14 Btl., 4 Esk., 6 Feld-, 1 Geb., 3 schw. Battr.).
Öfi-ung. 24. Inf. Div. (8 Btl., 4 Esk., 5 Feld-, iy2 Geb. Battr.).
öft.-ung. III. Korps: Feldmarschallt. Ritter v. Krautwald.
Öst.-ung. 28. Inf. Div. (16y2 Btl., 2 Esk., 9 Feld-, 1 Geb., 1 schw. Battr.).
Ost. 26. Schütz. Div. (liy2 Btl., 2 Esk., 6 Feld-, 1 schw. Battr.).
Ost. 22. Schütz. Div. (8y2 Btl., 2 Esk., 6 Feld-Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 2 Esk.
öst.-ung. XVII. Korps: Gen. d. Inf. Kntek.
Öst.-ung. 11. Inf. Div. (12 Btl., 2 Esk., 7 Feld-, 1 schw. Battr.).
Öst.-ung. 4. Kav. Div. (11 Btl., 17 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 6 Feld-, 1 schw. Battr.).
Ung. 1. Löst. Hus. Brig. (8 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt.).
öft.-ung. VII. Korps: Gen. d. Kav. Erzherzog Joseph.
Öst.-ung. 1. Kav. Div. (2 Btl., 15 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 52/3 Feld-Battr.).
Öst.-ung. 17. Inf. Div. (10 Btl., 2 Esk., 6y3 Feld-, 2 schw. Battr.).
20. Honved-Inf. Div. (12 Btl., 2y2 Esk., 7 Feld-, 1 schw. Battr.).
Beskidenkorps; Gen. d. Kav. v. der Marwitz.
4. Inf. Div.: Genmaj. Freyer (12 Btl., 4 Esk., 9 Feld-, 2 schw. Battr.).
7. Inf. Brig. (I. R. 14 u. 149), 8. Inf. Brig. (I. R. 49 u. 140), Drag. R. 12,
4. Felda. Brig. (Felda. R. 53, l./Felda. R. 17), y2 I./Fußa. R. 15 (s. F. H.),
2. /Pi. Btl. 2.
35. Res. Div.: Genlt. v. Schmettau (9 Btl., 3 Esk., 4 Feld-Battr.).
Ldw. I. R. 2, 9 u. 107, Res. Reit. R. 3, Felda. Ers. Abt. 35 u. 81, 1. Res./Pi. Btl. 17.
25. Res. Div.: Genmaj. v. Iarotzky (9 Btl., 3 Esk., 10 Feld-, 2 schw. Battr.).
I. R. 168, Res. I. R. 83 u. 118, Res. Drag. R. 4, 27. Felda. Brig. (Felda. R. 13,
II. /Res. Felda. R. 25), y2 II./Res. Fußa. 5 (s. F. H.), 1. u. 2. Res./Pi. Btl. 11.
Zugeteilt: öst. F. H. Div. 45, öst.-ung. 30,5 em-Mrs. Battr. 12.
470
Truppenübersichten.
Öst.-ung. 2. Armee.
(14 Inf. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Kavallerie v. Böhm-Ermolli.
Chef d. Gen. St.: Genmaj. Dr. Bardolff.
Ost.-ung. XIX. Korps: Feldmarfchallt. Trollmann.
Öst.-ung. 34. Inf. Div. (8V2 Btl., 3 Esk., 5 Feld-Battr.).
Öft-ung. 29. Inf. Div. (11 Btl., 3 Esk., 6 Feld-, y2 fchw. Battr.).
Öst.-ung. VIII. Korps: Feldmarfchallt. v. Scheuchenstuel.
51. Honved-Inf. Div. (9 Btl., 1 Esk., 3 Feld-Battr.).
Öst.-ung. 14. Inf. Div. (12 Btl., 2 Esk., 7 Feld-, 1 Geb., 1 fchw. Battr.).
41. Honved-Inf. Div. (7 Btl.).
Öst.-ung. IV. Korps: Gen. d. Kav. v. TersztyLnszky.
Öst. 13. Schütz. Div. (8V2 Btl., 2 Esk., 6 Feld-, 1 Geb. Battr.).
Öst.-ung. 32. Inf. Div. (9 Btl., 2 Esk., 6 Feld-, 1 Geb., 1V2 fchw. Battr.).
Öst.-ung. 31. Inf. Div. (5 Btl., y2 Esk.).
Öst. 43. Schütz. Div. (7 Btl., 1 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 7 Feld-, 2 fchw. Battr.).
Öst.-ung. 54. Inf. Brig. (5 Btl.).
Öst.-ung. XVIII. Korps: Feldmarfchallt. Ritter v. Ziegler.
Öst. 44. Schütz. Div. (8 Btl., 3 Esk., 12 Feld-, 1 Geb., D/2 fchw. Battr.).
Öft.-ung. 9. Inf. Div. (4 Btl., 2 Esk., 4 Feld-, y2 Geb., 1 fchw. Battr.).
Öst.-ung. 53. Inf. Brig. (6 Btl., 2 Esk.).
Öst.-ung. V. Korps: Feldzeugmeister v. Puhallo.
37. Honved-Inf. Div. (I2V2 Btl., 2 Esk., 6 Feld-, 1 Geb. Battr.).
Öst.-ung. 33. Inf. Div. (13 Btl., V2 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 11 Feld-, 1 fchw. Battr.).
Deutsche Südarmee.
(10 Inf. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Infanterie v. Linsingen.
Chef d. Gen. St.: Genmaj. v. Stolzmann.
Armeetruppen: 6 öst.-ung. Pi. Komp., Feld-Flieg. Abt. 30, 54 und 59.
Öst.-ung. Gruppe Szurmay: Feldmarfchallt. Szurmay.
Öst.-ung. 128. Inf. Brig. (10 Btl.).
Öst.-ung. 7. Inf. Div. (13 Btl., 3 Esk., 10 Feld-, 1 Geb., D/2 fchw. Battr.).
40. Honved-Inf. Div. (14 Btl., 2 Esk., 9 Feld-Battr.).
Korps Bothmer: Gen. d. Inf. Graf v. Bothmer.
38. Honved-Inf. Div. (8V2 Btl., 3 Esk., 9 Feld-, 1 Geb. Battr.).
3. Gar de-Inf. Div.: Genmaj. v. Friedeburg (9 Btl., 1 Esk., 6 Feld-, 3 Geb., 2 fchw.
Battr.). G. Füf. R., Lehr-I. R., Gren. R. 9, 2./G. Ref. U. R., II./G. Felda. R. 5,
II./Felda. R. 2 (4., 5. u. zusammenges. Battr.), y2 II./Res. Fußa. R. 17 (s. F. §♦),
öst.-ung. Geb. Kan. Battr. 2. u. 8./8, öst.-ung. Geb. H. Battr. 2./4., I./Pi. Btl. 28,
4. Res./Pi. Btl. 22.
1. Ins. Div.: Genlt. v. Conta (12 Btl., 1 Esk., 12 Feld-, 1 Geb., 2 fchw. Battr.).
1. Inf. Brig. (Gren. R. 1, I. R. 41), 2. Inf. Brig. (Gren. R. 3, I. R. 43), 3./XU. R. 8,
1. Felda. Brig. (Felda. R. 16 u. 52), Geb. Kan. Battr. 5, y2 II./Res. Fußa. 11
(s. F. H.), 3./Pi. Btl. 1, 2./Pi. Btl. 21.
öst.-ung. Korps Hofmann: Feldmarfchallt. Hofmann.
Öst.-ung. 55. Inf. Div. (14 Btl., 2 Esk., 4 Feld-, 3 Geb., 2 fchw. Battr., deutsche Geb.
Kan. Battr. 3 u. 4).
Öst.-ung. 12. Ldst. Terr. Brig. (9y2 Btl., 1 Feld-, 2 Geb. Battr.).
Öst.-ung. 131. Inf. Brig. (7 Btl., 1 Feld-, 2 Geb. Battr.).
Dem Genkdo. unmittelbar unterstellt: 1 schw. Battr.
Truppenübersichten.
471
XXIV. Resevekorps: Gen. d. Inf. v. Gerok.
48. Res.Div.: Genlt. v. Hahn (13 Btl., 1 Esk., 9 Feld-, 1 Geb., 2 schw. Battr.).
95. Res. Inf. Brig. (Res. I. R. 221 u. 222, Res. Füg. Btl. 20), 96. Res. Inf. Brig.
(Res. I. R. 223 u. 224), Res. Kav. Abt. 48, Res. Felda. R. 48, Res. Fußa. Battr. 24
u. 25 (s. F. H.), öst.-ung. Geb. H. Battr. 1./3, Res. Pi. Komp. 48.
Öst.-ung. 19. Inf. Div. (15 Btl., 2 Esk., 6 Feld-, 2 Geb. Battr.).
Ost.-ung. Armeegruppe Pflanzer-Baltin).
( 9 Inf. Div., 5 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: General der Kavallerie Frhr. v. Pflanzer-Baltin.
Chef d. Gen. St.: Obstlt. Ritter v. Zeynek.
öst.-ung. XIII. Korps: Gen. d. Inf. Frhr. v. Rhemen.
Öst.-ung. Gruppe Ljubieie (21 Btl., 1 Esk., 7 Geb. Battr.)* 2).
Öst.-ung. 6. Inf. Div. (8V2 Btl., 2 Esk., 8 Feld-, 1 schw. Battr.).
Öft.-ung. 5. Inf. Div. (8 Btl., 2 Esk., 10 Feld-, 2y2 schw. Battr.).
Öst.-ung. Korps Czibulka: Feldmarfchallt. v. Czibulka.
Öst.-ung. 36. Inf. Div. (I7V2 Btl., 3 Esk., I0V2 Feld-, 3Vs schw. Battr.).
Öst.-ung. 15. Inf. Div. (13 Btl., 2 Esk., 9V2 Feld-, 2 schw. Battr.).
Gruppe Marschall: Gen. d. Kav. Frhr. Marschall.
5. Kav. Div.: Genlt. v. Heydebreck (1 Btl., 24 Esk., 3 reit. Battr.).
9. Kav. Brig. (Drag. R. 4, Ul. R. 10), 11. Kav. Brig. (Kür. R. 1, Drag. R. 8),
12. Kav. Brig. (Hus. R. 4 u. 6), I./I. R. 32, Masch. Gew. Abt. 1, reit. Abt. Felda.
R. 5, Pi. Abt. 5.
Öst.-ung. 30. Inf. Div. (12 Btl., 2 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 8 Feld-, 2ys schw. Battr.).
Öst.-ung. 10. Kav. Div. (1 Btl., 1 Kav. Fuß-Abt., 16 Esk., 3 reit. Battr.).
Öst.-ung. XI. Korps: Feldmarfchallt. Edler v. Korda.
42. Honved-Inf. Div. (11 Btl., 3 Esk., 3 Feld-Battr.).
5. Honved-Kav. Div. (16 Esk.).
2. Brig. der Polnischen Legion (6 Btl., 2 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 1 Feld-, 1 Geb. Battr.).
Öst.-ung. 6. Kav. Div. (2 Btl., 15 Esk., 1 Kav. Fuß-Abt., 3 reit. Battr.).
Öst.-ung. Brig. Papp (9 Btl., 2 Esk., 5V2 Feld-, V2 schw. Battr.).
Öst.-ung. Brig. Schnitzler (3 Btl., 1 Esk., 21/2 Feld-Battr.).
Öst.-ung. 8. Kav. Div. (Armeereserve — 17 Esk.).
1) Vom 8. Mai 1915 ab: Öst.-ung. 7. Armee.
2) Öst.-ung. 9. u. 16. Ins. Brig. und öst.-ung. Brig. Kuhn.
472
Truppenübersichten.
Die russische Heeresgruppe der Güdwesifront
am J. Mai 1915.
(50V2 Fnf. Dir»., 17 Kav. Div.)»)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Art. Iwanow.
Chef des Gen. St.: Genlt. Dragomirow.
4. Armee.
(10 Fnf. Div?), 2y2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Ewert.
XIV. Korps (45., 18. Inf. Div.), XVI. Korps (41., 47. Inf. Div.), Gren. Korps
(2. Gren., 1. Gren. Div.), XXV. Korps (46. Inf., 3. Gren. Div.), XXXI. Korps (83.,
75. Inf. Div.).
13. Kav., Ural-Kos. Div., 1. Transbaikal-Kos. Brig.
i) Außerdem 4 Ldw. Brigaden (24., 84., 22., 19.).
3. Armee.
(15y2 Inf. Div?), 6 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. RadkoDmitrijew.
IX. Korps (5., 42., 70. Inf. Div.), X. Korps (31., 61., 9. Fnf. Div.), 63. Inf. Div?),
XXIV. Korps (49., 48. Inf. Div.), XII. Korps (12. fib. Schütz., 12., 19. Inf. Div.),
XXI. Korps (33., 44. Fnf. Div.), XXIX. Korps (3. Schütz. Brig., 81. Ins. Div?)).
7., 11., 16. Kav., 2. zusammenges., 3. Dom, 3. kauk. Kos. Div.
Im Anmarsche: III. kauk. Korps (21., 52. Inf. Div.)H.
i) Außerdem 5 Ldw. Brigaden (81., 21., 26., 25., 27.). — 2) In der Armeereserve.
— 3) Davon eine Brigade in der Armeereserve. — 4) In der Heeresgruppenreserve.
8. Armee.
(10y2 Inf. Div?), 2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Kav. Brussilow.
VIII. Korps (15., 35., 13. Inf. Div.), XVII. Korps (14., 3. gnf. Div.), XXVIII. Korps
(23., 60. Inf. Div.), VII. Korps (65., 34., 69. Fnf. Div., 4. Schütz. Brig.).
9. Kav., Orenburg-Kos. Div.
i) Außerdem 40. Ldw. Brig.
11. Armee.
(5 Fnf. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Fnf. Schtscherbatschew.
XXII. Korps (1., 2., 3., 4. finnl. Schütz. Brig.), XVIII. Korps (37., 80., 58. Int. Div.).
9. Armee.
(7y2 Inf. Div., 6y2 Kav. Div.)
Oberbefehlshaber: Gen. d. Inf. Letschizki.
XI. Korps (74., 11., 32. Fnf. Div.), XXX. Korps (71. Inf. Div., 2. Schütz. Brig.),
XXXIII. Korps (82. Inf., Transamur-Grenzw. Div.), XXXII. Korps (einige Ldw.
Brigaden, 78. Fnf. Div.).
2. Kav. Korps (12. Kav., Kauk. Eingeb. Reit. Div.), 3. Kav. Korps (10. Kav., 1. Don-
Kos. Div., selbst. Garde-Kav. Brig.), 1. Kuban-, 1. Terek-Kos. Div.
') Siehe Fußnote au S. 455.
Anlage 2.
(Quellennachweis.
Die Darstellung stützt sich aus die hrt Neichsarchiv liegenden Mitten sowie auf die Aus-
künfte der beteiligten führenden Persönlichkeiten und ihrer Mitarbeiter.
Nachstehend sind die wichtigsten Quellen der vorhandenen Literatur namhaft gemacht.
Soweit sie in der Darstellung angeführt sind, ist es mit dem in diesem Verzeichnis durch
stärkeren Druck hervorgehobenen Kennwort geschehen.
1. Deutsche Duellen.
Der große Krieg in Einzeldarstellungen. Herausgegeben im Aufträge des Generalstabes
des Feldheeres. Heft 20. v. Nedern, „Die Winterschlacht in Masuren".
Schlachten -es Weltkrieges 1914—1918. Herausgegeben unter Mitwirkung des Neichs-
archivs: Band 2. Friedrich v. Friedeburg, „Karpathen- und Dnjester-Schlacht 1916".
Oldenburg i. O. Berlin 1924.
Band 30. v. Kalm, „Gorlice". Oldenburg i. O. Berlin 1930.
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v. Vethmann Hollweg: „Betrachtungen zum Weltkriege." Teil II. Berlin 1921.
A. v. Cramon: „Unser österreichisch-ungarischer Bundesgenosse im Weltkriege." Berlin 1920.
Erich v. Falkenhayn: „Die Oberste Heeresleitung 1914—1916 in ihren wichtigsten Ent-
scheidungen." Berlin 1920.
Freiherr v. Freytag-Loringhoven: „Menschen und Dinge, wie ich sie in meinem Leben sah."
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Max v. Gallwitz: „Meine Führertätigkeit im Weltkriege 1914—1916." Berlin 1920.
Generalseldmarschall Colmar Freiherr v. der Goltz: „Denkwürdigkeiten." Berlin 1929.
Paul v. Hindenburg: „Aus meinem Leben." Leipzig 1920.
„Die Aufzeichnungen des Generalmajors Max Hoffmann." Herausgegeben von Karl
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Karl Litzmann, General der Ins. a. D. (1914 Kommandeur der s.3. Garde-Infanterie-
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Erich Ludendorff: „Meine Kriegserinnerungen 1914—1918." Berlin 1919.
Curt v. Morgen: „Meiner Truppen Heldenkämpfe." Berlin 1920.
Kronprinz Nupprecht von Bayern: „Mein Kriegstagebuch." Berlin 1929. I. Band.
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K. u. K. Ministerium des Äußern. Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen
Österreich-Ungarns zu Italien in der Zeit vom 20. Juli 1914 bis 23. Mai 1916.
Wien 1916.
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474
Quellennackweis.
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476
Quellennachweis.
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des Generalstabes): „Der Untergang des XX. Korps" am 21. Februar 1915. Lenin-
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Überblick des Krieges 1914—1918." Dritter Teil. Vom 25. November 1914 bis 28. März
1915. Moskau 1922. II. „Strategischer Überblick des Krieges 1914—1918." Vierter
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Kratzny-Archiv, historische Zeitschrift, herausgegeben vom Zentralarchiv der Sowjet-
republik. Band 2 und 3 enthalten den Briefwechsel zwischen W. A. Suchomlinow (1915
russischer Kriegsminister) und N. N. Fanuschkewitsch (1915 russischer Generalstabschef)
von Mitte November 1914 bis Juni 1915. Moskau 1922 und 1923. — Band 26 und 27
enthalten die Briefe des Fürsten Kudaschew, Vertreters des Ministers des Äußeren bei
der russischen Obersten Heeresleitung, an den Minister Sasonow vom 9. September 1914
bis 10. September 1915. Moskau 1928.
„Das zaristische Rußland im Weltkriege. Neue Dokumente aus den russischen Staats-
archiven über den Eintritt der Türkei, Bulgariens, Rumäniens und Italiens in den
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für Erforschung der Kriegsursachen. Berlin 1927.
Iurij Daniloff (Danilow) (1915 Generalquartiermeister der russischen Feldarmee): „Ruß-
land im Weltkriege 1914—1915." Jena 1925. (Deutsche Ausgabe.)
Wassili Gurko, General der Kavallerie (1915 Kommandeur des VI. Korps): „Rußland
1914—1917, Erinnerungen an Krieg und Revolution." Berlin 1921. (Deutsche Ausg.)
Iswolfki im' Weltkriege. Der diplomatische Schriftwechsel Fswolskis aus den Jahren
1914—1917. Neue Dokumente aus den Geheimakten der russischen Staatsarchive,
im Aufträge des Deutschen Auswärtigen Amtes. Berlin 1925.
Sir Alfred Knox (1915 englischer Militär-Attache in St. Petersburg): „Wilh the Russian
Army, 1914—1917. Being chiefly extracts from the diary of a military attache.“
London 1921.
„Konstantinopel und die Meerengen." Nach Geheimdokumenten des ehemaligen Mini-
steriums des Äußeren. Unter der Redaktion von E. A. Adamow. Herausgegeben vom
Volkskommissariat des Äußeren. 2 Bände. Moskau 1925. (Deutsche Ausgabe des ersten
Bandes, Dresden 1930.)
„Tagebuch des ehemaligen Großfürsten Andrej Wladimirowitsch." Leningrad, Moskau
1925. (Deutsche Bearbeitung in: „Rußland auf dem Wege zur Katastrophe" von
Günther Frantz. Berlin 1926.)
personenverzeichnis.
Albrecht, Herzog von Württemberg,
Generaloberst, Oberbefehlshaber der
4. Armee 21. 55.
Alexejew, russ. General d. Inf., Chef
des Gen. St. der Südwestfront, ab
30. März 1915 Oberbefehlshaber der
Rordwestfront 146. 300. 366.
v. A l L r o ck, Genmaj., Kdr. der 16. Res.-
Div. 43. 45. 49. 51. 52.
Arz Frhr. v. Straußenburg,
österr. ung. Feldmarschalleutnant, Füh-
rer des VI. Korps 101. 117. 376. 393.
Asquith, brit. Premierminister 39.
A u l e r, Genlt., Kdr. der 5. Ldw. Div.
71.
v. Bahrfeldt, Gen. d. Inf., Kdr. der
19. Res. Div. 31. 42. 51.
Beckmann, Genmaj., Kdr. der 80.
Res. Div. 180. 200. 201.
v. Vehr, Genmaj., Kdr. der 119. Inf.-
Div. 381
v. B e l o w (Frih), Gen. d. Inf., Komm.
Gen. des XLI. A. K., von Anfang
April 1915 ab Oberbefehlshaber der
2. Armee 66. 186. 191. 194. 208. 210.
213. 214. 217. 218. 233. 234. 236. 239.
241. 242. 279. 282. 283.
v. B e l o w (Otto), Gen. d. Inf., Ober-
befehlshaber der 8. Armee 176. 179.
192. 198. 200. 201—203. 209. 215. 245.
246. 270. 285. 286.
v. B e l o w, Genmaj., Kdr. der 5. Garde-
Inf.Brig. 196.
Graf B e r ch t o l d , bis 13.1.15 österr.-
ung. Minister des Äußeren 8. 323. 324.
B e r n d t, österr. ung. Genmaj., Führer
der 4. Kav. Div. 85.
v. Berrer, Genlt., Kdr. der 31. Inf.-
Div. 186. 192. 222. 223. 230. 231.
v. B e s e l e r, Gen. d. Inf., Komm. Gen.
des III. Res. K. 163. 164.
v. Besser, Genlt., Kdr. der 47. Res.--
Div. 360. 389.
v. Bethmann Hollweg, Reichs-
kanzler 3. 5. 13. 324—327. 340. 342—
344. 364.
v. Boehm-Crmolli, österr. ung.
Gen. d. Kav., Oberbefehlshaber der
2. Armee 104. 110. 114-117. 123. 129.
130. 422.
B o e ß, Genmaj., Kdr. der 79. Res. Div.
180. 197. 202. 204. 205.
Frhr. v. Bolfras, österr. ung. Gen.
d. Inf., Chef der Militärkanzlei (Mi-
litärkabinett) 7. 352.
Vongiovanni, ital. Oberstlt., Mili-
tär-Attache in Berlin 344.
B o o g , österr. ung. Genmaj., Chef des
Gen. St. der 3. Armee 109.
Voroevie v. Bojna, österr. ung.
Gen. d. Inf., Oberbefehlshaber der
3. Armee 85. 88. 99—102. 104. 110.
113. 115. 117. 124. 131. 377. 398.
v. Borries, Oberst, vom 1. April 1915
ab Chef des Gen. St. der 7. Armee 65.
Graf v. Bothmer, Gen. d. Inf.,
Komm. Gen. des II. bayer. Res. K.,
Führer einer zusammengesetzt. Gruppe
im Osten 127. 128. 429.
Brauner, österr. ung. Oberst, Kdr. der
1. Ldst. Inf. Brig. 102.
Brecht, Genlt., Kdr. der 1. Kav. Div.
192. 195.
Graf v. Bredow, Genlt., Führer
einer Ldw. Div. 87. 133. 434.
v. Bredow, Genlt., Kdr. der 42. Inf.-
Div. 186. 187. 191. 235. 283.
B r e u g e l, Clifford Kocq v. —, Genlt.,
Führer einer zusammengesetzten Ldw.-
Div. 253. 287.
Breyding, Major, Führer einer ge-
mischten Abteilung der 42. Inf. Div.
187. 217.
Bronsart v. Schelle nidorf,
Oberstlt., Chef des Gen. St. der
Armee-Abteilung Gaede 33.
B r o s i u s , Genmaj., Kdr. der 77. Res.-
Div. 185. 189.
B r u s s i l o w, russ. General d. Kav.,
Oberbefehlshaber der 8. Armee 141.
435.
v. B ü l o w, Generaloberst, ab 27.1.15
Generalfeldmarschall, bis Anfang April
1915 Oberbefehlshaber der 2. Armee
22. 66. 316.
Fürst v. Bülow, Botschafter in Rom
344.
Baron Burian, ab 13.1.15 österr.-
ung. Minister des Äußeren 324. 326.
327. 337. 364.
Frhr. v. d. Bussche, deutscher Ge-
sandter in Bukarest 332. 334.
Churchill, Winston, brit. Erster Lord
der Admiralität 38. 39.
478
Personenverzeichnis.
v. Claer, Gen. d. Inf., Komm. Gen.
des VII. A. K. 58.
Clausius, Genlt., Kdr. der 10.Ldw.-
Div. 177. 216. 221. 225.
C o n n e a u, franz. Gen., Führer des
I.Kav.-Korps 68. 73.
Frhr. Conrad v. Hötzendorf,
österr. ung. Gen. d. Inf., Chef des
Generalstabes 2—4. 6—10. 12. 13.
74—80. 82. 83. 86—88. 98. 99. 101—
104. 107—116. 118—124. 126—130.
135. 148—152. 155. 156. 159. 160. 172.
296. 323—327. 331. 333—335. 337.
339—343. 346—352. 356-364. 367.
369. 370. 419-422. 425. 430. 431. 433.
437—443.
v. Conta, Genlt., Kdr. der 1. Inf.-
Div. 96.
v. Cramon, Oberst, später Genmaj.,
Vertreter der O. H. L. bei der österr.-
ung. Heeresleitung 14. 106. 340. 347.
348. 350—356. 358. 359. 420. 438. 441.
Graf Czernin, österr.ung. Gesandter
in Bukarest 2. 3. 24.
C z ibulk a, österr. ung. Feldmarschall-
leutnant, Führer eines zusammengesetz-
ten Korps im Osten 432. 433.
D a l l m e r, Genlt., Führer einer zu-
sammengesetzten Inf. Vrig. der 1.Armee
33.
D a n i l o w, russ. Gen. d. Inf., General-
quartiermeister bei der Obersten Hee-
resleitung 137—140. 144. 145. 274.
275. 365. 435.
D a n k l, österr. ung. Gen. d. Kav., Ober-
befehlshaber der 1. Armee 433.
v. Dickhuth-Harrach, Genlt., Gou-
verneur der Festung Thorn und Führer
eines zusammengesetzten Korps 168.
169. 249—251. 256. 288.
Dieffenbach, Genmaj., Führer einer
zusammengesetzten Div. des XI. A. K.
292. 293.
Dragomirow, russ. Genlt., Chef des
Gen. St. der Südwestfront 146. 434—
436.
Dubail, franz. General, Oberbefehls-
haber der „Provisorischen Heeres-
gruppe Ost" 36. 67. 68. 73.
v. Eichhorn, Generaloberst, Ober-
befehlshaber der 10. Armee 176. 190.
194. 207. 211. 212. 215. 228. 238. 271.
278—282. 284.
v. Einem, gen. v. Rothmaler, Gen. d.
Kav., vom 27. Januar 1915 ab General-
oberst, Oberbefehlshaber der 3. Armee
28. 43. 49.
Eitel- Friedrich, Prinz von Preu-
ßen, Oberst, Kdr. der 1. Garde-Inf-
Div. 386. ''
Cl st ermann v. Elster, Genlt., Kdr.
der 76. Res. Div. 188. 193. 284.
v. Cmmich, Gen. d. Inf., Komm. Gen.
des X. A. K. 390. 391. 393. 394. 398_
408. 410. 411. 413. 416—418. 422 424
426. 427.
Cnver Pascha, osmanischer General,
stellv. Oberbefehlshaber der türk.
Streitkräfte zu Wasser und zu Lande
328. 330. 331. 335. 336. 338.
v. d e r C s ch , Genmaj., Kdr. der 38. Inf -
Div. 293.
Frhr. v. Esebeck, Genmaj., Führer
einer Crsatzbrig. des I. A. K. 172. 239
242. 243. 277. 283. 284.
v. Cstorff, Genmaj., Kdr. der 65. Ins.-
Brig. 210. 217. 218. 222. 225. 234.
Eugen, Erzherzog von Österreich,
österr. ung. Gen. d. Inf., Oberbefehls-
haber der 5. Armee 101.
C w e r t, russ. Gen. d. Inf., Oberbefehls-
haber der 4. Armee 435.
F a b a r i u s, Genmaj., Kdr. d. 82. Res.-
Div. 382.
v. Fab eck, Gen. d. Inf., bis 13. März
1915 Komm. Gen. des XIII. A. K., von
da ab Oberbefehlshaber der 1. Armee
66. 163—165. 292. 293. 317.
v. F a h l a n d , Major, Führer einer ge-
mischten Abtlg. der 42. Inf. Div. 210.
v. Falk, Genlt., Kdr. der 2. Inf. Div.
181.
Frhr. v. Falkenhausen, General-
oberst, Oberbefehlshaber einer Armee-
Abtlg. 31. 33. 60. 72.
v. Falkenhayn, Genlt., Chef des
Gen.-Stabes des Feldheeres und bis
Mitte Januar 1915 Kriegsminister
1—21. 25—27. 49. 55. 59. 62. 64. 66.
70. 72. 74. 76—79. 81—84. 88. 108.
113. 119. 120. 122. 123. 128. 148. 150.
153—155. 157—161. 172. 173. 233. 258.
276. 295—297. 301—307. 309. 310.
312—317. 320. 321—328. 330. 331.
333—350. 352—354. 356—358. 360—
364. 367. 373. 408. 419—421. 425. 428.
429. 437—440. 442. 443.
Ferdinand, König von Bulgarien 336.
337.
Ferdinand, König von Rumänien
332.
Graf Finck v. Finckenstein, Gen-
maj., Kdr. der 9. Inf. Brig. 24.
Fischer, Oberstlt., Chef des Gen.-
Stabes der Armee-Abtlg. Strantz 32.
Fisher, Lord, brit. Erster Seelord 39.
Personenverzeichnis.
479
Fleck, GenlL., Komm. General des
VIII. Res. K. 30. 43. 46. 50. 52.
Fleischmann v. Theißruck, österr.-
ung. Hauptmann im Gen. SL., Verbin-
dungsoffizier beim Oberbefehlshaber
Ost 77. 80. 359.
F o ch, franz. General, Oberbefehlshaber
der „Provisorischen Heeresgruppe
Nord" 36. 39.
v. Francois, Gen. d. Inf., Komm.
Gen. d. XXXXI. Res. K. 375. 382. 392.
401. 408. 409. 414. 417. 426.
Franz Jos eph, Kaiser von Österreich,
König von Ungarn 77. 114. 327. 339.
Fr euch, Sir John, brit. Feldmarschall,
Oberbefehlshaber der britischen Trup-
pen in Frankreich 36. 38. 39. 56—58.
329.
v. Freudenberg, Gen. d. Inf., Kdr.
der 11. Ldw. Div. 246.
Frhr. v. Freytag -Lori nghoven,
Genlt., bis Mitte Januar 1915 Ver-
treter der O. H. L. bei der österr. ung.
Heeresleitung, von da ab General-
quartiermeister 14. 78. 79. 81. 150.
Friedrich, Erzherzog von Österreich,
österr. ung. Gen. d. Inf., Oberbefehls-
haber über Heer und Flotte 81. 369.
410.
Ritter v. Frommel, Gen. d. Kav.,
Höh. Kav. Kdr. 3 87. 164. 165. 292—
294.
Fuchs, Genlt., Führer einer zusammen-
gesetzten Division im Westen 26. 33.
34. 61. 62. 72.
G a e d e, Gen. d. Inf., Oberbefehlshaber
einer Armee-Abtlg. 26. 31. 33. 34. 61.
62. 66. 72. 315.
Frhr. v. Gagern, Genmaj., Führer
der 9. Ldw. Brig. 255.
v. Gallwitz, Gen. d. Artl., Komm.
Gen. des Garde-Res. K., Führer einer
Armee-Abtlg. 87. 133. 174. 242. 246—
253. 255. 256. 258—260. 276—278.
285—291. 296. 297.
Gsrard, franz. General, Führer einer
Armee-Abtlg. 68. 73.
v. G e r o k, Gen. d. Inf., Komm. Gen.
des XXIV. Res. K. 92. 93. 95—97. 107.
108. 111. 117—119. 126. 430.
Frhr. v. der Goltz, Generalfeldmar-
schall, zugeteilt dem Kaiser der Os-
manen 1. 328. 337. 338. 350.
Groener, Oberst, Chef des Feldeisen-
bahnwesens 350. 356. 439. 441.
G r o s s e t t i, franz. General, Führer
einer Gefechtsgruppe 49. 50.
G r ü n e r t, Genmaj., Chef des Gen. St.
der 9. Armee 161. 294.
Prof. Dr. Haber, Geh. Reg. Rat, Di-
rektor des Kaiser-Wilhelm-Instituts
für physikalische Chemie und Elektro-
chemie 55.
v. H a d f y, österr. ung. Feldmarschalleut-
nant, Kdr. der 39. Inf. Honved-Div.
384.
v. H a e n i s ch, Genlt., Chef des Gen. St.
dor 7 Armoo 27 59
v. Hahn, Genlt., Kdr. der 48. Res. Div.
93.
H a i g, Sir Douglas, brit. General,
Oberbefehlshaber der 1. Armee 58.
Frhr. v. Hauer, österr. ung. Feldmar-
schalleutnant, Führer eines Kav. Korps
87. 113. 133. 134.
v. Heeringen, Generaloberst, Ober-
befehlshaber der 7. Armee 17. 27.
Prinz Heinrich XXX. R e u ß., Gen-
maj., Führer der 16. Inf. Div. 29.
Hell, Oberst, Chef des Gen. St. der
10. Armee 176.
v. Heydebreck, Genlt., Kdr. der
5. Kav. Div. 432.
Heye, Oberstlt., Chef des Gen. St. der
Armee-Abtlg. Woyrsch 349.
v. Hindenburg,v. Veneckendorff
und--------, Generalfeldmarschall, Ober-
befehlshaber Ost 3—11. 13. 15. 75—81.
113. 122. 123. 133. 149. 154. 156—
160. 163. 165. 167—169. 172. 173. 177.
179. 182. 183. 190. 209. 212. 214. 216.
218—220. 223. 227. 228. 232. 233. 238.
241—252. 255—260. 268—277. 282—
292. 294—297. 301—303. 305. 348. 359.
362. 420. 421. 437. 439. 440. 442.
Ritter v. Hoehn, Genlt., von An-
fang Februar 1915 ab Chef des Gen.-
Stabes der 3. Armee 42.
v. Hoeppner, Genmaj., bis Anfang
Februar 1915 Chef des Gen. St. der
3. Armee 28. 42.
H o f f m a n n, Oberst, Führer des Trup-
penkommandos Tilsit 171. 240. 243.
H o f f m a n n, Oberstlt., Erster Gen. St.-
Offz. des Oberkommandos Ost 10. 12.
13. 157. 158. 274.
H o f m a n n, österr. ung. Feldmarschall-
leutnant, Führer eines zusammengesetz-
ten Korps der deutschen Südarmee 85.
92. 94—98. 106—108. 111. 118. 119.
126. 429.
v. Hofmann, Genmaj., Kdr. der
4. Kav. Div. 205. 225.
v. Hutier, Genlt., Kdr. der 1. Garde-
Inf. Div. 48.
Ilse, Genmaj., Chef des Gen. St. der
4. Armee 21. 64.
480
Personenverzeichnis.
Iwanow, ruff. Gen. d. Artl., Ober-
befehlshaber der SüdwestfronL 140—
147. 366. 431. 435.
v. Iacobi, Gen. d. Inf., Kdr. der
1. Ldw. Div. 177. 246.
Ianuschkewitsch, russ. Gen. d. Inf.,
Chef des Gen. St. des Feldheeres 136.
141. 273.
I o f f r e, franz. General, Höchstkomman-
dierender 23. 25. 35. 36. 38—42. 50.
53. 56. 57. 67. 68. 73. 144. 146. 365.
366. 434. 436.
Joseph, Erzherzog von Österreich,
österr. ung. General d. Kav., Komm.
Gen. d. VII. Korps 113.
Joseph Ferdinand, Erzherzog von
Österreich, österr. ung. Gen. d. Inf.,
Oberbefehlshaber der 4. Armee 85. 86.
376.
Karl, Erzherzog von Österreich, Thron-
folger 324.
Kestranek, österr.ung. Feldmarschall-
leutnant, Kdr. der 12. Inf. Div. 383.
Frhr. v. Kirchbach, österr.ung. Gen.
d. Kav., Komm. Gen. des I. Korps,
Führer eines zusammengesetzten Korps
im Osten 410. 418.
Kitchener, Lord, brit. Feldmarschall,
Staatssekretär des Krieges 20. 38. 57.
62. 144. 302. 329. 434. 436.
Klein, franz. Oberst, Führer eines Ge-
fechtsverbandes 23.
v. K l u ck, Generaloberst, bis Ende März
1915 Oberbefehlshaber der 1. Armee
23. 66. 310. 317.
Ritter v. Kneußl, Genmaj., Kdr.
der 11. bayer. Inf. Div., Führer eines
zusammengesetzten Korps im Osten 371.
372. 375. 379. 380. 390. 400. 416. 442.
K o l e w e, Genlt., Kdr. der 3. Res. Div.
246.
Frhr. v. König, Gen. d. Kav., Führer
des Ldw. Korps 134.
Konstantin, König von Griechenland
332. 333.
Kornilow, russ. General, Kdr. der
48. Inf. Div. 408.
K o s ch , Genlt., Komm. Gen. des I. A. K.,
Führer einer zusammengesetzten Gruppe
im Osten 177. 198—201. 203. 205. 215.
,242. 277. 278. 281. 291.
Köveß v. Köveßhäza, österr. ung.
Gen. d. Inf., Komm. Gen. des
XII. Korps, Führer einer zusammen-
gesetzten Gruppe im Osten 134. 135.
293. 434.
Krafft v. Dellmensingen, Gen-
maj., Chef des Gen. St. der 6. Armee
22. 59. 307. 308.
Krälioek, österr.ung. Feldmarschallt.,
Führer eines zusammengesetzten Korps
im Osten 110.
Krautwald, österr. ung. Feldmar-
schallt., Komm. Gen. des III. Korps,
Führer einer zusammengesetzten Gruppe
im Osten 99. 115. 433.
K r i t e k, österr. ung. Gen. d. Inf.,
Komm. Gen. des XVII. Korps, Füh-
rer einer zusammengesetzten Gruppe im
Osten 101. 115.
Fürst Kudaschew, Vertreter des
russ. Außenmin. im russ. Gr. H. Qu.
264. 265. 436.
v. Kühl, Genmaj., Chef des Gen. St.
der 1. Armee 23. 310. 311.
w Kusmanek, österr.ung. Gen. der
Inf., Komdt. der Festung Przemysl 86.
114. 123.
Marquis de Laguiche, franz. Ge-
neral, Mil. Attache in Rußland 136.
de Langle de Cary, franz. Gen.,
Oberbefehlshaber der 4. Armee 50.
v. Lauen st ein, Genlt., Komm. Gen.
des XXXIX. Res. K. 185. 190. 217.
221. 225. 232. 239. 271. 279. 283.
v. Leipzig, Oberst, Militär-Attachö in
Konstantinopel 331.
Leopold, Prinz von Bayern, General-
seldmarschall, vom 16. April 1915 Ober-
befehlshaber der 9. Armee 295.
Letschizki, ruff. General d. Inf.,
Oberbefehlshaber der 9. Armee 143.
436.
L i l i e n h o f s, österr. ung. Genmaj.,
Führer einer Inf. Brig. 120.
Liman v. Sanders, Gen. d. Kav.,
osmanischer Marschall, Oberbefehls-
haber der 5. Armee 335.
v. Linsingen, Gen. d. Inf., Ober-
befehlshaber der Deutschen Südarmee
10. 81. 83. 84. 92. 93—98. 106—109.
111. 113. 118. 119. 126-128. 157.
161—163. 348. 429. 430.
Graf zur Lippe, Oberst, Führer
einer zusammengesetzten Kav. Div. im
Westen 43.
Litwinow, russ. Gen. d. Kav., Ober-
befehlshaber der 1. Armee 292.
L i tz m a n n , Gen. d. Inf., Komm. Gen.
des XXXX. Res. K., Führer einer zu-
sammengesetzten Gruppe im Osten 177.
179—181. 197. 198. 200—206. 215. 216.
220. 224. 230—232. 239—241.
L j u b i ö i e, österr. ung. Feldzeugmeister,
Komm. Gen. des XI. Korps, Führer
einer zusammengesetzten Gruppe im
Osten 120. 125. 431—433.
Personenverzeichnis.
481
Lloyd George, bris. Schahkanzler
329. 330.
v. Lochow, Gen. d. Inf., Komm. Gen.
des III. A. K. 23—25.
Lösch, russ. Gen. d. Inf., von Ende
Mai 1915 ab Oberbefehlshaber der
3. Armee 436.
v. Loßberg, Oberst im Gen. St., Ver-
treter des vorübergehend zum A. O. K. 7
abkommandierten Obersten Tappen
317. 349.
Ludendorff, Genlt., Chef des Gen.-
St. des Oberbefehlshabers Ost 5—7.
10—14. 76. 77. 81. 83. 84. 88. 154. 157.
158. 162. 172. 294. 296.
Frhr. v. L y n ck e r, Gen. d. Inf., Chef
des Militärkabinetts 6.
v. Mackensen, Generaloberst, später
Generalfeldmarschall, Oberbefehlshaber
der 9., vom 16. April 1915 ab Ober-
befehlshaber der 11. Armee 154. 161.
292. 293. 295. 362. 363. 368. 369. 371—
374. 378. 389. 390. 393. 398. 400. 401.
403—407. 410. 420. 423. 426. 440-442.
Marquard, Oberst, von Ende März
1915 ab Chef des Gen. St. der Armee-
Abteilung Gallwih 291.
Frhr. Marschall, Gen. d. Kav., Füh-,
rer einer zusammengesetzten Gruppe im
Osten 112. 120. 125. 431—433.
v. derMarwih, Gen. d. Kav., Komm.
Gen. des XXXVIII. Res. K., später
Führer des deutschen Beskidenkorps
129—132. 184. 188. 190. 209. 240.
285—287. 348. 359.
v. M e n g e s , Genlt., Führer einer zu-
sammengesetzten Div. 164. 292. 293.
Millerand, franz.Kriegsminister 57.
67.
v. M o l t k e, Generaloberst, Chef des
Stellvertretenden Gen. St. 8. 158.
v. Morgen, Genlt., Komm. Gen. des
I. Res. K., Führer einer zusammen-
gesetzten Gruppe im Osten 162. 166.
251. 252. 255. 256. 287—290.
Morgen st ern, österr. ung. Oberst,
Führer einer Ldst. Brig. 388.
de Morlaincourt, franz. General,
Führer einer Div. 68.
v. Moser, Genmaj. v. d. Armee 317.
v. M ü l l e r, Genmaj., Kdr. der 78. Res.-
Div. 189. 193.
Murray, Sir A., brit. Genlt., bis
25. Januar 1915 Chef des Gen. St.
des Expeditionskorps 40.
Nikolaus II., Kaiser von Rußland
145. 146. 264. 366.
ff Weltkrieg. VII. Band.
Nikolaus, R i k o l a j e w i t s ch ,
Großfürst, russ. Gen. d. Kav., Oberster
Befehlshaber aller Land- und See-
streitkräfte 136. 138. 140—142. 144—
146. 234. 264—266. 274. 275. 297. 329.
330. 365. 366. 434—436.
v. Oven, Gen. d. Inf., Führer des
V.A.K. 68.
Paget, Sir, A., brit. General 144.
Paloologue, franz. Botschaster in
Rußland 143. 145. 366.
v. Pannewitz, Genlt., Komm. Gen.
des XVII. A. K. 165.
v. Pappritz, Genlt., Gouverneur der
Festung Königsberg 243. 283.
P e t e r s o n, Oberst, Kdr. der Gas-
truppenteile 55.
Graf v. Pfeil, Oberst, Führer einer
Inf. Brig. 287.
Frhr. v. Pflanzer-Baltin,
österr. ung. Gen. d. Kav., Oberbefehls-
haber einer Armeegruppe 82. 84—86.
88. 89. 98. 103. 105. 106. 110—114.
117—126. 143. 148—150. 152. 347. 357.
421. 422. 429-431. 433.
Edler v. der Planitz, Genlt., Kdr.
der 32. (sächs.) Inf. Div. 27.
P l e h w e, ruff. Gen. d. Kav., Ober-
befehlshaber der 12. Armee 261. 266.
267. 292. 300.
Frhr. v. Plettenberg, Gen. d.
Inf., Komm. Gen. des Garde-Korps
376. 386. 393. 415.
v. P u h a l l o , österr. ung. Feldzeug-
meister, Führer einer zusammengesetz-
ten Gruppe im Osten 99. 100.
v. Puttkamer, Genlt., Kdr. der
95. Res. Inf. Brig. 95-98. 107.
Radko Dmitrijew, russ. Gen. d.
Inf., bis Ende Mai 1915 Oberbefehls-
haber der 3. Armee 360. 371. 401. 402.
425. 435. 436.
v. R e d e r n, Öberstlt., bis Ende März
1915 Chef des Gen. St. des Garde-
Res. K. 291.
Frhr. v. Reißwitz u. Kadersin,
Genmaj., Führer einer Ldst. Brig. 87.
Frhr. v. Rhemen, österr. ung. Gen. d.
Inf., Komm. Gen. des XIII. Korps
112.
Frhr. v. Richthofen, Genlt., Höhe-
rer Kav. Kdr. 1 164. 287. 291. 297.
Riemann, Gen. d. Inf., Komm. Gen.
des VIII. A. K. 30. 42. 44.
Robertson, Sir W. R., brit. Genlt.,
vom 25. Januar 1915 ab Chef des
Gen. St. des Expeditionskorps 40.
31
482
Personenverzeichnis.
Ronai-Horvath, österr. ung. Feld-
marschallt., Führer einer zusammen-
gesetzten Gruppe im Osten 88.
Rupprecht, Kronprinz von Bayern,
Generaloberst, Oberbefehlshaber der
6. Armee 17. 22.
Rußki, russ. Gen. d. Inf., bis Ende
März 1915 Oberbefehlshaber der
Rordwestfront 146. 261—267. 297—
300.
Sasonow, russ. Minister des Äußeren
436.
S a w w i L s ch , russ. Generalleutnant,
von Ende Mai 1915 ab Chef des
Gen. St. der Südwestfront 436.
Schmidt v. Georgenegg, österr. -
ung. Feldmarschalleutnant, Kdr. der
43. Schützen-Div., Führer einer zu-
sammengesetzten Gruppe der 3. Armee
116.
Schmidt v. Knobelsdorf, Genlt.,
Chef des Gen. St. der 5. Armee 4. 16.
31. 309.
Ritter v. Schoch, Genmaj., Kdr. der
21. bayer. Inf. Brig. 379.
v. S ch o l tz, Gen. d. Artl., Führer eines
zusammengesetzten Korps im Osten
161—164. 171. 177. 219. 244—249. 256.
285. 286.
Schtscherbatschew, russ. General d.
Inf., Oberbefehlshaber der 11. Armee
436.
v. S e e ck L, Oberst, Chef des Gen. St.
der 11. Armee 310. 317. 320. 322. 345.
353. 367. 368. 438.
v. Seydewitz, Genlt., Kdr. der
75. Res. Div. 193.
Sieger, Gen. d. Artl., Chef des Feld-
munitionswesens 320.
S i e w e r s, russ. Gen. d. Inf., Ober-
befehlshaber der 10. Armee 137. 262.
264. 265.
Sommer, Genlt., Kdr. der 16. Ldw.-
Div., später Führer einer zusammen-
gesetzten Gruppe im Osten 193. 281.
S o n n i n o , it. Minister des Äußeren
339.
Sontag, Genmaj., Kdr. der 10. Inf.-
Brig. 24.
v. S t a a b s , Genlt., Führer einer zu-
sammengesetzten Gruppe im Osten 249.
250. 252. 253. 256. 287—291.
Stehr, Genmaj., zeitweise Führer einer
zusammengesetzten Inf. Brig. im Osten
^ 93-98. 107.
Frhr. v. Stein, Genlt., Kdr. der 8.
bayer. Res. Div. 61.
v. Stein, Genmaj., Führer einer zu-
sammengesetzten Brig. im Osten 292.
293.
v. Stocken, Genmaj., Kdr. der 81. Res.-
Div. 382. 417.
Edler v. Stoeger- Steiner,
österr. ung. Feldmarschalleutnant, Füh-
rer einer zusammengesetzten Gruppe im
Osten 376. 377. 389. 397. 406. 410. 423.
425.
v. S t o l z m a n n, Genmaj., Chef des
Gen. St. der deutschen Südarmee 81.
v. S t r a n tz , Gen. d. Inf., Oberbefehls-
haber einer Armee-Abtlg. 31. 32. 60.
66—73. 322.
Straub, österr. ung. Oberst, Chef des
Feldeisenbahnwesens 355. 356. 368.
v. Stumpfs, Genmaj., Führer einer zu-
sammengesetzten Div. im Westen, später
der 8. Crs. Div. 69. 70.
Graf Stürgkh, österr. ung. Feldmar-
schalleutnant, Vertreter der österr. ung.
Heeresleitung bei der O. H. L. 123.
326.
Suren, Genlt., Führer der Truppen
der Festung Graudenz 170.
Frhr. v. Süßkind, Genlt., Kdr. der
2. Garde-Res. Div. 51.
v. S z e n d e, österr. ung. Genmaj., Kdr.
der 31. Inf. Brig. 377. 409.
S z u r m a y , österr. ung. Feldmarschall-
leutnant, Führer einer zusammengesetz-
ten Gruppe im Osten 88. 92. 95. 96.
99. 100. 103. 104. 106. 107. 110. 115.
127. 128. 130. 132. 424. 429. 430.
Tappen, Oberst, Chef der Operations-
abteilung der O. H. L. 59. 310. 317.
319. 320. 349. 353.
Tersztyänszky v. Radas, österr.-
ung. Gen. d. Kav., Komm. Gen. des
IV, K., Führer einer zusammengesetz-
ten Gruppe im Osten 114—117.
Frhr. Thumb v. Reuburg, Gen-
maj., Kdr. der 2. Kav. Div. 170.
v. Tschirschky, deutscher Botschafter
in Wien 327. 344.
v. Usedom, Vizeadmiral, Führer des
Oberkommandos der Meerengen 328.
331. 335.
Venizelos, bis 6. März 1915 grie-
chischer Ministerpräsident 333.
Frhr. v. Matter, Genlt., Komm.
Gen. des XIII. A. K., Führer einer
Gruppe im Osten 291. 293.
Personenverzeichnis.
485
Weidner, Oberst, Chef des Gen. St.
der Armee-Abtlg. Falkenhausen 33.
v. Werder, Gen. d. Kav., Kdr. der
4. Crsah-Div. 55.
v. Wernitz, Genlt., Führer einer zu-
sammengesetzten Div. im Osten 251—
255. 287. 289.
v. Westernhagen, Genlt., Führer
einer Truppenabtlg. 164.
W i ch u r a, Genlt., Kdr. der 5. Inf. Div.
24.
Wild v. Hohenborn, Genmaj., von
Mitte Januar 1915 Kriegsminister
3—5. 9. 14. 16. 18. 307. 309. 312. 353.
Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König
von Preußen 5. 7. 10. 11. 21. 62. 81.
84. 119. 155. 157. 158. 160. 211. 305.
338. 345. 360. 362. 420.
Wilhelm, Kronprinz des Deutschen
Reiches u. v. Preußen, Genlt., Ober-
befehlshaber der 5. Armee 31.
v. W i n ck l e r, Genlt., Kdr. der 2. Garde-
Inf. Div. 30. 385.
v. W o y r s ch, Generaloberst, Ober-
befehlshaber der Armee Woyrsch 74.
76. 77. 87—89. 110. 122. 129. 133—
135. 159. 162. 167. 174. 293. 295. 348.
349. 425—427. 433. 434.
v. Wrisberg, Oberst, Chef der Armee-
Abtlg. im Kriegsministerium 303.
v. Zastrow, Genlt., Gouverneur der
Festung Graudenz, Führer eines zu-
sammengesetzten Korps 170. 171. 174.
248—251. 253. 287—291.
v. Zieten, Genmaj., Chef des Gen. St.
der 2. Armee 22.
31*
Truppenverzeichms.
Deutschland.
Kriegsminister 5. 14. 304. 305. 314. 353.
Heeresleitung 2. 3. 5. 8. 11. 16—21. 23.
24. 26—28. 32—34. 42—44. 48. 52—56.
58. 59. 62. 63. 65. 66. 70-73. 75. 77.
79—81. 106. 107. 109. 113. 121. 123.
126. 133. 154. 156. 160. 172. 219. 233.
268. 272. 274. 296—297. 301. 302. 304.
311—314. 316. 317. 320—322. 328. 331.
342—347.350—352. 356—359. 362. 369.
391. 419. 420. 422. 433. 436. 437. 441.
Heer 1. 6. 11. 20. 76. 315. 324. 336. 365.
420.
Westheer 7. 11. 14. 17. 18. 21. 28. 62. 157.
302. 304. 305. 307. 310. 317. 322. 323.
421.
Ostheer 7. 16. 18. 74. 75. 123. 158. 233.
295. 306. 346. 357.
Oberbefehlshaber Ost 3. 6—11. 13. 15.
75—83. 108. 113. 122. 123. 133. 137.
149. 154. 156. 157. 159. 160. 163. 165.
167—169. 172—177. 179. 182. 183. 190.
209. 212—214. 216. 218—220. 223. 227.
228. 232. 233. 238. 241—245. 247—252.
255—260. 268—274. 276. 277. 282—286.
288—290. 292. 294—297. 301—303. 347.
348. 359. 362. 420. 421. 437. 439. 440.
442.
Heeresgruppe (rechte) Kronprinz Rupp-
recht von Bayern 17. 22.
Heeresgruppe (mittlere) Generaloberst
v. Heeringen 17. 23. 28.
Heeresgruppe (linke) Deutscher Kronprinz
31.
Heeresgruppe Generalfeldmarschall v. Bü-
low 22.
1. Armee 22. 23. 25—28. 33. 59. 65. 66.
307. 310—312. 314. 315. 317. 319. 321.
322
2. Armee 22. 28. 59. 65. 66. 314. 316.
3. Armee 20. 23. 26—28. 30. 31. 42—46.
48—54. 66. 312. 314.
4. Armee 18. 21. 22. 54. 55. 58. 63. 64.
315. 323.
5. Armee 4. 27. 30—32. 43. 45. 46. 49. 59.
66. 69—71.
6. Armee 18. 22. 31. 45. 56. 58. 59. 65.
307—313. 321. 323.
7. Armee 23. 26. 27. 31. 44. 46. 53. 59.
65. 66. 308. 310. 311. 316. 319. 322.
349.
8. Armee 157. 160. 163.165.171—180. 182.
183. 196—198. 200. 201. 203—206. 209.
213—215.218—220. 223—225.227—229.
239. 240. 242—248. 250. 252. 260. 262.
270. 271. 276. 281. 282. 285—287. 296.
9. Armee 8. 9. 75-79. 81. 87. 108. 109.
122. 129. 133. 134. 153—156. 159-165.
167—169. 173. 174. 177. 227. 232. 233.
248—250. 252. 255. 258—260. 269. 271.
276. 284. 288. 290. 292—295. 348. 437.
10. Armee 14. 160. 172—174. 176—178.
182—184. 186—188. 190—196. 202.
206—218.221—223.225—233.237—240.
242—245. 248—250. 252. 259. 260. 271.
276—285. 287. 290. 294. 296.
11. Armee 66.304. 310. 312. 313. 315. 317.
318. 321. 323. 345. 361—363. 367—369.
371—374. 375. 377. 378. 387. 389-391.
393. 395. 396. 398—401. 403—404. 407.
410—414. 418-428. 440—442.
Südarmee 10—12. 14. 74. 81—90. 92—100.
103. 105—114. 116—119. 121—124.
126—130. 132. 133. 142. 143. 147-150.
152. 157. 163. 172. 233. 335. 346—348.
357_359. 369. 370. 424. 426. 428. 429.
430. 431. 437.
Armee Woyrsch 74. 76. 77. 87. 88. 110.
122. 129. 133. 134. 159. 162. 167. 174.
293. 295. 348. 349. 425-427. 433. 434.
Etappen-Inspektion 10 14.
Etappen-Inspektion 11 378.
Generalgouvernement Belgien 55.
Armee-Abtlg. Falkenhausen 31. 33. 60. 61.
72.
Armee-Abtlg. Gaede 23. 26. 31. 33—35.
61. 62. 66. 72. 315.
Armee-Abtlg. Gallwih 242. 246—250. 255.
256. 258—260. 276. 277. 281. 285. 287.
_________79i 796 797
Armee-Abtlg. Stranh 31—33. 60. 66—73.
322.
Armee-Abtlg. Woyrsch 89.
Gruppe Below 242.
Gruppe Beseler 163. 164.
Truppenverzeichnis.
485
Gruppe Frommel 164. 165. 292. 293.
Gruppe Linsingen 161—163.
Gruppe Lihmann 179. 197. 198. 202. 203.
Gruppe Marschall 112. 120.125.431—433.
Gruppe Scholh 161—164. 219. 246. 249.
Gardekorps 22. 30. 62. 314. 367. 368. 371.
372. 376. 377. 385. 386. 390. 393. 394.
396. 397. 399—401. 402. 403—407. 409.
411. 412. 414. 415. 418. 422—424. 427.
I. A. K. 172. 177. 229. 242. 244. 245. 280.
290. 291.
II. A.K. 163. 168.
III. A. K. 23. 66. 314.
V. A.K. 32. 68—71.
VI. A. K. 30. 32. 43.
VII. A. K. 22. 58. 59.
VIII. A. K. 29—31. 42—44. 46. 47.50—52.
54.
IX. A. K° 25.
X. A.K. 27. 53. 314. 323. 368. 369. 371.
372. 375. 377. 387. 390. 391. 394.
398—401. 403—408. 409. 410. 413. 415.
417. 418. 422. 424. 426. 427. 441.
XI. A. K. 164. 292. 293.
XII. A. K. 27.
XIII. A. K. 163—165. 290-294.
XIV. 21. K. 22. 56. 65.
XV. A. K. 64.
XVI. A. K. 31. 32. 59. 66.
XVII. A. K. 164. 165. 292. 293.
XVIII. A. K. 59.
XIX. A. K. 58. 59.
XX. A.K. 164. 165. 170. 171. 173—175.
244—247. 249. 250. 287.
XXI. 21. K. 14. 26. 66. 160. 176. 178. 184.
186. 187. 189. 191. 192. 194—196. 207.
208. 210. 211. 212—214. 217. 218. 225.
229. 231. 234. 237. 241. 242. 259. 271.
277. 278. 280—284.
XXXXII. A. K. 314.
II. bayer. A. K. 56. 58. 314.
III. bayer. A. K. 70.
Garde-Reservekorps 133. 165. 173. 174.
I. Reservekorps 163—165. 168. 244. 249—
256. 258. 287. 291.
III. Reservekorps 164. 294.
IV. Reservekorps 25.
V. Reservekorps 60. 66.
VI. Reservekorps 59.
VII. Reservekorps 27.
VIII. Reservekorps 29—31. 42. 43. 45. 46.
48—54.
IX. Reservekorps 25.
X. Reservekorps 27. 31. 32. 44. 53. 62. 66.
314 323
XII. Reservekorps 29. 31. 43. 45.
XIV. Reservekorps 22.
XV. Reservekorps 33. 60. 61.
XVIII. Reservekorps 30. 31.
XXIII. Reservekorps '64.
XXIV. Reservekorps 92. 93. 95—97. 107.
108. 111. 118. 119. 126. 163. 430.
XXV. Reservekorps 164. 169. 292.
XXVI. Reservekorps 64.
XXVII. Reservekorps 64.
XXXVIII. Reservekorps 3. 14. 176. 178.
182. 184. 188. 190. 192. 193. 207—210.
212. 213. 215. 217. 221. 225. 229. 230.
237. 240—242. 271. 285. 287. 296.
XXXIX. Reservekorps 3. 14. 160. 176.
178. 184. 185. 188—190. 192—194.
207—210. 212. 213. 215. 221—223. 225.
229. 231. 236. 237. 242. 277—280.
282-284.
XXXX. Reservekorps 3. 14. 160. 177. 179.
181. 197-200. 202. 204. 205. 215. 216.
220. 224. 225. 228—232. 240. 242. 244.
245. 271. 277—282. 283. 284.
XXXXI. Reservekorps 3. 14. 25. 314. 367.
368. 371. 372. 375. 381. 383. 392. 394.
395. 396. 399. 401. 403-408. 411. 414.
417. 418. 422. 424. 426.
I. bayer. Reservekorps 65.
II. bayer. Reservekorps 126. 127.
Veskidenkorps 126. 129—132. 147. 285—
287. 348. 349. 407. 411. 415. 417. 422.
424. 427.
Landw. Korps 87. 134. 135. 293. 434.
Marinekorps 21.
Korps Vothmer 127. 128. 429.
Korps Dickhuth (Thorn) 168. 249—251.
253. 256. 287. 288.
Korps Emmich s. X. A K.
Korps Fabeck s. XIII. A. K.
Korps Gallwitz 87.
Korps Gerok s. XXIV. Reservekorps.
Korps Lauenstein s. XXXIX. Reserve-
korps.
Korps Kneußl 371. 372. 375. 379. 380.
381. 442.
Korps (Gruppe) Kosch 201. 203. 205. 215.
242. 277. 278. 281. 291.
Korps (Gruppe) Marwitz s. Veskiden-
korps.
Korps (Gruppe) Morgen 166. 287—289.
Korps Posen 87. 133. 161. 162. 164.
292_____294.
Korps Nichthofen 287.
Korps Scholtz 177. 245. 247. 256. 285.
286.
Korps (Gruppe) Staabs 250. 253. 287—
291.
Korps (Gruppe) Matter s. XIII. A. K.
Korps Zastrow (Graudenz) 170. 171. 174.
248-251. 253. 287—290. 291.
486
Truppenverzeichnis.
Stellv. Generalkommando d. XIV. A. K.
33.
Stellv. Generalkommando d. XX. A. K.
171. 246.
Höh. Kav. Kdr. 1 87. 164. 291. 297.
Höh. Kav. Kdr. 3 87. 133. 161.
Kav. Korps Frommel s. Höh. Kav. Kdr. 3.
Kav. Korps Nichthofen s. Höh. Kav.-
Kdr. 1.
1. Garde-Inf. Div. 45. 48. 53. 376. 385—
388. 393. 396. 399. 409. 412. 415. 418.
427.
2. Garde-Inf. Div. 22. 30. 31. 376. 385.
386. 393. 396. 400. 409. 412. 414. 427.
3. Garde-Inf. Div. 83. 88. 89. 92—98.
100. 106. 107. 111. 112. 118. 127. 128.
163—165.
1. Inf. Div. 89. 92—98. 106—108. 111.
112. 118. 119. 127. 128. 163.
2. Inf. Div. 177. 179-181. 197—199. 201
—203. 205. 206. 215. 216. 220. 224.
225. 228. 230. 231. 233. 235. 236. 239—
242. 277—280.
3. Inf. Div. 113. 164. 168. 169. 233. 252.
254. 255.
4. Inf. Div. 109. 111. 118. 119. 126. 129.
131. 132. 163. 164. 166. 168. 169. 233.
5. Inf. Div. 24.
9. Inf. Div. 60. 68.
10. Inf. Div. 69.
11. Inf. Div. 28. 31. 32.
12. Inf. Div. 28.
14. Inf. Div. 58.
15. Inf. Div. 28. 42. 50.
16. Inf. Div. 26. 28. 29. 31. 33. 34. 61.
62. 72.
19. Inf. Div. 368. 371. 377. 387. 390. 394.
400. 404. 405—407. 409—412. 415. 418.
426. 427. 442.
20. Inf. Div. 368. 371. 372. 377. 387. 390.
391. 392. 398. 401. 403—406. 408. 411.
413. 416. 422. 424. 426. 442.
22. Inf. Div. 293.
23. Inf. Div. 27.
26. Inf. Div. 290. 294.
27. Inf. Div. 32.
28. Inf. Div. 56. 65.
30. Inf. Div. 65.
31. Inf. Div. 186. 187. 189. 191. 195. 208.
210. 213—215. 217. 218. 222. 223. 226
—231. 233. 235—236. 239. 241. 272.
279. 281—283.
32. Inf. Div. 27.
33. Inf. Div. 32. 59.
34. Inf. Div. 32.
36. Inf. Div. 162. 165. 166.
37. Inf. Div. 162. 244—246.
254. 287. 288. 291.
38. Inf. Div. 293.
39. Inf. Div. 55.
41. Inf. Div. 171. 246. 247. 250. 286.
42. Inf. Div. 186. 187. 189. 191. 195. 208
—210. 213. 215—219. 221—223. 226.
229—231. 233—236. 239. 241. 271. 279.
280. 282. 283.
50. Inf. Div. 53. 304.
52. Inf. Div. 304.
54. Inf. Div. 53. 304.
56. Inf. Div. 52. 304. «387. 400. 419. 422.
424. 426. 440.
58. Inf. Div. 304.
101. Inf. Div. 306.
103. Inf. Div. 306. 420.
105. Inf. Div. 306.
111. Inf. Div. 72. 305. 314.
113. Inf. Div. 70—72. 305. 314.
115. Inf. Div. 305.
117. Inf. Div. 53. 305.
119. Inf. Div. 305. 314. 367. 368. 371. 375.
380. 381. 391. 394. 398. 399. 401. 403.
404. 405. 406. 408. 411—413. 415—417.
424. 426.
121. Inf. Div. 70—72. 305. 314.
123. Inf. Div. 305.
5. bayer. Inf. Div. 32. 70.
10. bayer. Inf. Div. 304.
11. bayer. Inf. Div. 305. 314. 367. 368.
371. 375. 379. 380. 389. 391. 392. 394.
395. 398—400. 403—405. 408. 411-
414. 416. 424. 426.
1. Garde-Nes. Div. 164. 165. 175. 249—
251. 287.
2. Garde-Nes. Div. 32. 50. 51.
1. Res. Div. 166. 251—256. 289. 420.
3. Nes. Div. 177. 179. 182. 201. 205. 206.
213. 215. 216. 220. 224. 225. 243. 245
—247. 286. 287.
6. Res. Div. 284. 295.
7. Res. Div. 24.
15. Res. Div. 28. 30.
16. Res. Div. 28. 42—45. 49. 51. 52.
19. Res. Div. 31. 42. 44. 48. 50. 51.
21. Res. Div. 30.
23. Res. Div. 28.
24. Res. Div. 28. 45.
25. Res. Div. 129. 131. 295. 296.
30. Res. Div. 33.
33. Res. Div. 32. 60. 68. 69. 71.
35. Res. Div. 87. 129. 131. 132. 135. 147.
36. Nes. Div. 250—255. 291.
39. Res. Div. 33.
46. Res. Div. 64.
47. Nes. Div. 360. 376. 377. 388. 397. 406.
409. 410. 413. 423. 425.
48. Res. Div. 89. 92—94. 96. 107. 111-
163.
249—252.
Truppenverzeichnis.
487
49. Res. Div. 164. 166.
53. Res. Div. 22.
.54. Res. Div. 55.
75. Res. Div. 188. 190. 193. 207. 209. 213.
221. 232. 239. 240. 241. 285—287.
76. Res. Div. 188. 190. 193. 207. 208. 221.
231. 233—236. 239—241. 282—285.
287. 289. 291. 296.
77. Res. Div. 185. 189. 190. 193. 225. 227.
229—231. 233. 235. 236. 238. 239. 279
—281. 283. 284.
78. Res. Div. 185. 186. 189. 190. 193. 194.
213. 217. 222. 223. 226. 229. 230. 232.
236. 239. 279. 280. 284. 290. 291. 296.
79. Res. Div. 180. 181. 197—205. 213. 215.
216. 220. 224. 230. 231. 233. 235. 236.
239__241.
80. Res. Div! 180—182. 197—203. 205.
215. 216. 220. 224. 230. 231. 239—241.
278.
81. Res. Div. 375. 382—384. 392. 395. 399.
401. 406. 407. 409. 411. 412. 414. 416.
417.
82. Res. Div. 375. 381. 382. 383. 392. 395.
399. 401. 406. 407. 409. 411. 412. 414.
417.
6. bayer. Res. Div. 56. 58. 59.
8. bayer. Res. Div. 3. 14. 26. 34. 35. 61.
72.
Garde-Ers. Div. 32. 33. 70—72.
4. Ers. Div. 53. 55. 64.
8. Ers. Div. 32. 60. 69—72.
19. Ers. Div. 60. 61.
Bayer. Ers. Div. 32. 60. 70.
1. Landw. Div. 177. 179. 182. 201. 216.
224. 225. 243—247. 286.
3. Landw. Div. 133. 134.
4. Landw. Div. 133. 434.
5. Landw. Div. 69—72.
7. Landw. Div. 34.
8. Landw. Div. 34.
9. Landw. Div. 32.
10. Landw. Div. 177. 179. 201. 206. 209.
213. 215. 216. 221. 224. 225. 246. 247.
, 287.
11. Landw. Div. 177. 179. 201. 203. 205.
206. 216. 245—247. 286.
16. Landw. Div. 182—184. 189. 192. 193.
207. 209. 211. 212. 218. 223. 224. 232.
239. 242. 243. 277. 281.
1. bayer. Landw. Div. 61.
6. bayer. Landw. Div. 34. 61.
Landw. Div. Bredow 87. 133. 434.
Landw. Div. Königsberg 172. 173. 284.
Div. Besser s. 47. Res. Div.
Div. Breugel 253. 287.
Div. Fuchs s. 16. Inf. Div.
Div. Hutier s. 1. Garde-Inf. Div.
Div. Menges 164. 292. 293.
Div. Stumpfs s. 8. Ers. Div.
Div. Wernitz 251—255. 287. 289.
Gruppe Hahn s. 48. Res. Div.
Garde-Kav. Div. 55.
1. Kav.Div. 171. 173. 176. 178. 182—
185. 187. 188. 192. 195. 207—209. 211
215. 217. 218. 223. 224. 227—229. 231.
232. 235. 236. 239. 242. 277. 279—281.
283. 284.
2. Kav. Div. 170. 171. 174. 249. 287.
3. Kav. Div. 284. 297.
4. Kav. Div. 164. 182. 201—205. 215. 216.
220. 224. 225. 228—231. 237—241. 245.
256. 281—285. 287.
5. Kav. Div. 87. 89. 92. 98. 111. 113. 120.
125. 133. 163. 432.
6. Kav. Div. 169. 233. 255. 256. 283. 284.
287. 288.
8. Kav. Div. 164. 294.
9. Kav. Div. 292.
Bayer. Kav. Div. 33. 284. 297.
Zusammengesetzte Kav. Div. Gras Lippe
43.
1. Garde-Inf. Brig. 30. 31. 51. 393. 396.
2. Garde-Inf. Brig. 386. 396. 399.
3. Garde-Inf. Brig. 385. 386.
4. Garde-Inf. Brig. 385. 386.
5. Garde-Inf. Brig. 165. 173. 183. 184.
188. 196. 207. 209. 212. 218. 223. 224.
227. 232. 239. 242. 277. 278. 288.
3. Inf. Brig. 288.
5. Inf. Brig. 164. 182. 201—203. 205.
211. 216. 243—246. 285. 287.
6. Inf. Brig. 254. 255. 287.
9. Inf. Brig. 24.
10. Inf. Brig. 24.
21. Inf. Brig. 31.
29. Inf. Brig. 33. 34.
42. Inf. Brig. 59.
59. Inf. Brig. 217. 225. 226.
62. Inf. Brig. 236.
65. Inf. Brig. 217. 218. 222. 225. 226. 237.
284.
74. Inf. Brig. 165.
75. Inf. Brig. 170. 174. 249. 288. 289.
77. Inf. Brig. 60.
112. Inf. Brig. 52.
8. bayer. Inf. Brig. 60.
5. Res. Inf. Brig. 286.
6. Res. Inf. Brig. 182. 205. 215. 216. 243.
245. 246.
11. Res. Inf. Brig. 169. 288. 289. 291.
37. Res. Inf. Brig. 44.
488
Truppenverzeichnis.
38. Res. Inf. Vrig. 43—46. 66.
39. Res. Inf. Vrig. 31. 44. 48.
66. Res. Inf. Vrig. 60.
69. Res. Inf. Vrig. 250. 251. 254. 255.
70. Res. Inf. Vrig. 252. 254. 255.
86. Res. Inf. Vrig. 58. 59.
95. Res. Inf. Vrig. 95. 96.
96. Res. Inf. Vrig. 93—98. 107.
Ers. Vrig. Esebeck 239. 242. 243. 283.
Ers. Vrig. Königsberg 172. 247. 285. 287.
6. Landw. Vrig. 244. 247. 286.
9. Landw. Vrig. 216. 247. 252—255. 259.
287.
21. Landw. Vrig. 164. 169. 250. 287.
29. Landw. Vrig. 296.
34. Landw. Vrig. 244—246.
51. Landw. Vrig. 34. 35. 61. 62.
84. Landw. Vrig. 60. 61.
1. bayer. Landw. Vrig. 31. 52.
Vrig. Dallmer 33.
Vrig. Estorff s. 65. Inf. Vrig.
Vrig. Puttkamer s. 95. Res. Inf. Vrig.
Vrig. Reißwih 87.
Vrig. (Gruppe) Stehr s. 96. Res. Inf. Vrig.
Vrig. Stein 292. 293.
Abtlg. Vreyding 187.
Abtlg. Fahland 210.
Abtlg. Hoffmann 240. 243.
Abtlg. Pfeil 287.
Abtlg. Westernhagen 164.
Truppen-Kdo. Tilsit 171. 173. 184. 243.
Garde-Kav. Vrig. 170. 249. 256.
Leibhusaren-Vrig. 170. 171. 250.
1. Kav. Vrig. 213.
3. Kav. Vrig. 171. 177. 179—181. 199.
200. 202. 204. 205. 213. 216.
5. Kav. Vrig. 170.
8. Kav. Vrig. 170. 249.
39. Kav. Vrig. 201. 287.
42. Kav. Vrig. 33.
Gren.R.2 182.
Gren. R. 9 163.
Füs.R.33 177.
Füs. R. 73 46.
Inf. R. 144 43.
Res. Inf. R. 252 296.
Landw. Inf. R. 4 242.
Landw. Inf. R. 33 239.
Landw. Inf. R. 56 66.
Mob. Ers. R. Königsberg II 182.
Jag. Vtl. 4 170.
Res. Jag. Vtl. 8 34.
Leib--Garde--Hus. R. 170.
tzus.R.3 170.
1. u. 5./2. Garde-Ul. R. 30. 170.
2. /Ul. R. 9 229.
Jag. R. z. Pf. 10 173.
4. Garde-Feldart. R. 30.
II./Feldart. R. 2 164.
I./Res. Feldart. R. 20 43.
76. Res. Pion. Komp. 235.
Festungen:
Graudenz 170.
Königsberg 172. 243.
Löhen 141. 171. 173. 177. 198. 222.
257. 260. 262. 264. 276.
Thorn 161. 169. 170.
Gouvernement Thorn 248.
Flotte 39.
Armee 329. 336 338.
Bulgarien.
Österreich-Ungarn.
Heeresleitung (Armee-Oberkommando) 3.
9. 14. 74. 77—79. 81—86. 95—98. 100.
101. 104. 106. 109. 110. 113. 117—119.
121. 123. 126. 128. 130. 133. 135. 153.
326. 340. 343. 346—348. 353. 362. 364.
367. 373. 378. 403. 404. 405. 410. 418
—420. 422. 423. 424. 426. 429. 433.
440. 441.
Heer 6. 7. 8. 75. 76. 80. 108. 115. 123.
139. 150—152. 154. 155. 278. 324. 336.
347. 351. 352. 359. 420.
1. Armee 77. 78. 85. 86. 89. 102. 133. 134.
423. 425—427. 433. 434.
2. Armee 74. 76. 77. 79—81. 87. 89. 161.
Reue 2. Armee 104. 105. 110. 113-118.
121. 122. 124—135. 151. 153. 347—352.
355. 356. 358—361. 369. 370. 405. 407.
408. 411. 412. 413. 415. 417. 418. 422—
424. 426—430. 441.
3. Armee 77. 78. 80. 82—89. 93. 97—106.
109. 110. 113—118. 124—126. 128—
132. 135. 141. 148—151. 153. 156. 347
—349. 352. 358. 360. 361. 369. 370.
Truppenverzeichnis.
489
373. 377. 387. 389. 397. 398. 400. 401.
403—405. 407. 408. 410—412. 415. 417.
418. 420—424. 426—428. 430. 431. 441.
4. Armee 84—86. 88—104. 109. 110. 113.
114. 116. 117. 123. 124. 128. 129. 131.
132. 150—152. 348. 349. 360—363. 369
—373. 376—378. 386. 387. 389. 390.
397. 400. 402. 403. 405—407. 409. 410.
413. 415. 418. 419. 421—427. 439—442.
5. Armee 85. 101. 103. 419. 420.
7. Armee 426. 431. 432.
Armeegruppe Pflanzer-Valtin (vom 8.5.
1915 ab 7. Armee) 82. 84—86. 88. 89.
98. 103. 105. 106. 110—114. 117—126.
143. 148—150. 152. 347. 357. 421. 422.
429—431. 433.
Gruppe Arz 101.
Gruppe Lzibulka 432. 433.
Gruppe Köveß 135. 293. 434.
Gruppe Krautwald s. X. Korps.
Gruppe Kritek s. XVII. Korps.
Gruppe Lilienhoff 120.
Gruppe Ljubicic s. XI. Korps.
Gruppe Morgenstern 388.
Gruppe Puhallo 99. 10O.
Gruppe Ronai-Horwath 88.
Gruppe Schmidt 116.
Gruppe Stoeger-Steiner 376. 377. 389.
297 406 410 472 472
Gruppe Szurmay 88.' 92. 95. 96. 99. 100.
103. 104. 106. 107. 110. 115. 127. 128.
130. 132. 424. 429. 430.
Gruppe Tersztyanszky s. IV. Korps.
I. Korps 410. 418.
III. Korps 99. 102. 104. 109. 115. 431.
432. 433.
IV. Korps 87. 114—117. 134.
V. Korps 85-87. 103. 110. 115. 116. 123.
VI. Korps 369. 371. 372. 376. 383. 384.
385. 390. 392. 393. 394. 396. 399. 401
—407. 409. 411. 412. 414. 418. 422.
424. 427.
VII. Korps 99. 101. 102. 104. 109. 110.
113. 115. 131. 407. 415. 417. 422. 424.
427.
VIII. Korps 101. 102. 104. 110. 113.
IX. Korps 376. 387. 388. 397. 400. 405—
407. 409. 410. 422. 424.
X. Korps 99. 101. 102. 110. 115. 130—132.
377. 389. 397. 407—408. 412. 413. 415.
417. 422. 424. 427.
XI. Korps 114. 117. 120. 125. 431—433.
XII. Korps 87. 122. 134.
XIII. Korps 103. 105. 112. 118. 120.
XIV. Korps 376. 387. 388. 389. 397. 400.
405. 406. 409. 410. 413. 418. 422. 425.
XVII. Korps 101.104.109. 110. 115. 407.
408. 415. 417. 422. 424. 427.
XVIII. Korps 100. 102. 110. 115. 116.
XIX. Korps 85. 100. 110. 115.
Korps (Gruppe) Hofmann 85. 92. 94—98.
106—108. 111. 118. 119. 126. 429.
Korps Kirchbach s. I. Korps.
Kav. Korps Verndt 85.
Kav. Korps Hauer 87. 133. 134.
2. Inf. Div. 102. 115. 130—132. 389.
3. Inf. Div. 387—389. 397. 425.
4. Inf. Div. 87. 370. 376.
5. Inf. Div. 87. 109. 111—113. 118. 134.
6. Inf. Div. 85. 86. 88. 98. 103. 105. 112.
7. Inf. Div. 85. 88.
8. Inf. Div. 117. 128. 387—389. 397. 423.
425.
9. Inf. Div. 101. 104. 110. 115.
10. Inf. Div. 101. 114. 117. 387. 388. 390.
397. 410. 415. 424.
11. Inf. Div. 101. 104. 115.
12. Inf. Div. 117. 369. 376. 383. 384. 396.
399. 404. 409. 412. 414.
13. Inf. Div. 101. 110. 114. 116.
14. Inf. Div. 87. 134.
15. Inf. Div. 120.
16. Inf. Div. 87. 134.
17. Inf. Div. 115.
19. Inf. Div. 86. 89. 92—96. 107. 111.
20. Inf. Div. 115.
21. Inf. Div. 101. 104. 113.115.130—132.
389. 404. 418.
22. Inf. Div. 86. 115. 431.
24. Inf. Div. 115. 130—132.
25. Inf. Div. 87.
26. Inf. Div. 101. 110. 114. 117. 124.
27. Inf. Div. 87. 110. 114-116. 134.
28. Inf. Div. 114. 115. 431.
29. Inf. Div. 85. 100. 114. 130.
30. Inf. Div. 120. 125.
31. Inf. Div. 87. 110. 114. 116. 134.
32. Inf. Div. 87. 110. 114—116. 134.
33. Inf. Div. 85. 87. 132. 133.
34. Inf. Div. 110. 114. 130.
35. Inf. Div. 87. 134.
36. Inf. Div. 103.
37. Inf. Div. 85. 87. 133.
38. Inf. Div. 110. 115. 127. 429.
39. Inf. Div. 117. 369. 376. 384. 396. 399.
404. 409. 412. 414.
40. Inf. Div. 85.
41. Inf. Div. 110. 114. 115.
42. Inf. Div. 103. 125.
43. Inf. Div. 86. 99. 114. 116.
45. Inf. Div. 101. 104. 115. 130. 132. 389.
408.
46. Inf. Div. 87.
51. Inf. Div. 117. 132.
55. Inf. Div. 92.
56. (Landst.) Inf. Div. 85.
490
Truppenverzeichnis.
106. (Landst.) Inf. Div. 87. 102. 134. 387.
388. 397. 409. 415. 424.
1. Kav.Div. 115. 407. 422. 427.
2. Kav. Div. 87. 410. 415. 425. 427.
3. Kav. Div. 133. 167. 170. 250. 256. 287.
4. Kav. Div. 104. 115. 407. 408. 412. 417.
422.
5. Kav. Div. 85. 105. 112. 120. 125.
6. Kav. Div. 120. 125.
7. Kav. Div. 87. 133—135. 162.
8. Kav. Div. 85. 125. 431.
9. Kav. Div. 134.
10. Kav. Div. 94. 105. 113. 120. 125.
11. Kav. Div. 101. 369. 371. 372. 374. 377.
391. 406. 410. 415. 423. 425. 427.
43. (Schuhen-) Vrig. 86.
65. Inf. Vrig. 132.
83. (Honved-) Brig. 125.
84. (Honved-) Vrig. 125.
86. (Schützen-) Vrig. 86.
88. (Schützen-) Vrig. 120.
128. (Landst.) Vrig. 131.
131. (Landst.) Vrig. 92.
1. Landst. Vrig. 102. 115.
12. Landst. Brig. 92.
Brigade Brauner s. 1. Landst. Vrig.
Brigade Szende (31. Inf. Vrig.) 377. 409.
19. Kav. Vrig. 125.
Festungen:
Przemysl 77. 78. 80—82. 86—88. 103.
104. 106. 114—117. 120-125. 128. 140
—142. 145. 146. 148. 150-152. 156.
327. 331. 333. 335. 336. 339. 346. 347.
351. 355. 359. 398. 402. 414. 418. 419.
422-426. 435. 436.
Heer 332.
Expeditionskorps 328.
3. Armee 328.
Türkei.
5. Armee 335.
Festung Tschanak 330.
Flotte 335.
Heer 21. 63.
Belgien.
| Festung Antwerpen 315.
England.
Heeresleitung 20. 35. 38. 39. 63.
Kriegsamt 57.
Heer 5. 20. 21. 62. 307. 308. 312. 329.
Expeditionskorps 36. 40. 56. 57.
2. Armee 64.
Kitchener-Armeen 20. 62. 302.
I. Korps 39. 56—58.
II. Korps 65.
IV. Korps 58.
V. Korps 20. 62. 63. 65.
Indisches Korps 58.
3. Inf. Div. 65.
5. Inf. Div. 65.
21. Inf. Div. 20.
22. Inf. Div. 20.
23. Inf. Div. 20.
24. Inf. Div. 20.
25. Inf. Div. 20.
26. Inf. Div. 20.
27. Inf. Div. 20. 62. 65.
28. Inf. Div. 20. 37. 40. 62. 65.
29. Inf. Div. 56. 57.
46. Territorial-Div. 57. 64. 65.
48. Territorial-Div. 64.
Kanad. Inf. Div. 64. 65.
Flotte 20. 38. 39. 329. 330. 332. 334.
Schlachtschiff „Formidable" 38.
Truppenverzeichnis.
491
Frankreich.
Kriegsminister 57. 63. 67.
Heeresleitung 35—39. 41. 68. 73.
Generalstab 36.
Heer 5. 21. 36. 49. 63. 144. 308.
Prov.-Heeresgruppe Nord 36. 37.
Prov.-Heeresgruppe Ost 36. 37. 67. 73.
1. Armee 36—38. 67. 68. 73.
2. Armee 36. 37.
3. Armee 35—37. 40. 41. 67.
4. Armee 35—37. 41. 42. 45.
5. Armee 36. 37. 41.
6. Armee 23. 36. 37.
10. Armee 37. 38. 40. 56. 57. 64.
Armee-Abtlg. Vogesen 36. 67.
Armee-Abtlg. Lothringen 67.
Armee-Abtlg. G6rard 68. 73.
I. Korps 29. 35. 37. 40—45. 50. 68. 73.
11. Korps 36. 41. 44. 45. 50. 68. 73.
IV. Korps 30. 36. 44. 45.
IX. Korps 37. 39. 56. 57.
XII. Korps 35. 49. 68. 73.
XVI. Korps 49. 50. 52.
XVII. Korps 29. 30. 41. 42. 44. 45. 50.
68. 73.
XX. Korps 37. 39. 56.
1. Kav. Korps (Kav. Korps Conneau) 41.
68. 73.
3. Inf. Div. 45.
14. Inf. Div. 25.
31. Inf. Div. 50.
32. Inf. Div. 50.
47. Inf. Div. 73.
48. Inf. Div. 50.
55 Rl>s Din 75
6o! Rest Div! (später 60. Inf. Div.) 41. 49.
50.
66. Rest Div. (später 66. Inf. Div.) 73.
Div. de Morlaincourt 68.
87. Territorial-Div. 37.
89. Territorial-Div. 37.
2. Kav. Div. 60.
8. Kav. Div. 35.
Brigade Klein 23.
Festungen:
Paris 311. 312. 315. 319.
Maubeuge 315.
Flotte 329. 330. 332. 334.
Griechenland.
Armee 329.
Italien.
Heer 8. 329. 344. 366.
Rumänien.
Armee 146.
Rußland.
Heeresleitung 42. 136. 137. 140—143. 146.
147. 260—262. 264. 266. 267. 274. 275.
297—300. 365. 434. 435.
Heer 136. 138. 144. 156. 159. 274.
Heeresgruppe der Nordwestfront 140—
142. 145—148. 260. 261-266. 272. 297.
298. 300. 359. 365. 366. 434.
Heeresgruppe der Südwestfront 140—147.
153. 261. 265. 266. 298. 300. 366. 431.
434—436.
1. Armee 137. 138. 169. 227. 228. 261.
264—267. 292. 298—300. 366.
2. Armee 137. 138. 261. 262. 264. 267.
298. 300.
3. Armee 137. 138. 140. 142. 143. 145—
147. 365. 371. 401—404. 420. 425. 428.
434—436.
4. Armee 89. 137. 138. 140. 143. 411. 423.
433. 435.
5. Armee 137. 138. 261. 264. 298. 300.
8. Armee 137. 138. 140-143. 145-147.
423—425. 430. 434. 435.
492
Truppenverzeichnis.
9. Armee 89. 137. 138. 140. 143. 145—
147. 435. 436.
10. Armee 137. 138. 141. 157. 172. 177.
196. 199. 200. 209. 211. 212. 220. 227.
234. 237. 244. 257. 261—267. 272. 275.
281. 285. 298. 299. 300.
11. Armee 137. 138. 140. 142. 436.
12. Armee 174. 227. 228. 244. 248. 261.
263—267. 292. 298—300. 366.
Armee Siewers s. IO. Armee.
Gardekorps 138. 140. 246. 263—265. 267.
292. 299.
I. Korps 169. 267. 287. 292.
II. Korps 168. 258. 263—267. 276. 279.
281. 282. 298. 299.
III. Korps 195. 196. 212. 262. 263. 274.
279. 281. 282. 298.
V. Korps 169. 227. 247. 248. 265. 267.
285. 292.
VI. Korps 359.
VII. Korps 142. 143. 147.
VIII. Korps 141. 143. 147.
IX. Korps 402. 403.
X. Korps 401. 402. 410. 436.
XI. Korps 143.
XII. Korps 141. 143. 147. 410. 434.
XIII. Korps 162. 276. 282.
XV. Korps 140. 142. 231. 232. 234. 236.
261. 264—267. 276. 292. 298. 299. 366.
425. 434. 435.
XVI. Korps 162.
XVII. Korps 142. 143. 147. 289.
XVIII. Korps 143.
XIX. Korps 168. 251. 252. 263. 264. 267.
287. 289. 292. 366.
XX. Korps 196. 206. 211. 212. 226. 261
—265. 274. 299.
XXI. Korps 410. 418.
XXII. Korps 141. 142. 147. 177. 261. 262.
XXIII. Korps 168. 267. 289. 292. 293.
298—300.
XXIV. Korps 141. 143. 147. 403. 405.
408. 410. 434.
XXVI. Korps 200. 203. 206. 211. 212.
222. 226. 227. 262—265. 267. 268. 281.
XXVII. Korps 244. 251. 263. 264. 289.
292. 396.
XXVIII. Korps 147.
XXIX. Korps 147.
XXX. Korps 142. 143.
XXXI. Korps 402.
II. kaukas. Korps 289. 292. 293. 299.
III. kaukas. Korps 142. 248. 259. 264. 266.
276. 291. 292. 300. 359. 365. 398. 402
—403. 410. 436.
V. kaukas. Korps 330. 434. 435.
I. sibir. Korps 254—257. 287. 289. 292.
II. sibir. Korps 252. 254. 255. 265. 267.
287. 289. 292.
III. sibir. Korps 198. 200. 202—204. 206.
211. 212. 226. 230. 262. 263. 265. 268.
270. 281. 282.
IV. sibir. Korps 138. 140. 244. 246. 251.
252. 261. 262. 264. 267. 289. 292. 299.
I. türkest. Korps 251. 252. 261. 264. 267.
289. 292.
1. Kav. Korps 264.
2. Kav. Korps 142.
Kav.-Korps Erdeli 264.
1. Garde-Inf. Div. 266.
3. Garde-Inf. Div. 298.
4. Inf. Div. 359.
5. Inf. Div. 402.
8. Inf. Div. 425.
9. Inf. Div. 402.
21. Inf. Div. 402.
25. Inf. Div. 166. 177.
27. Inf. Div. 171. 194. 196. 203. 207. 209.
211. 217. 231. 237. 262.
28. Inf. Div. 190. 203. 217. 229. 237. 262.
29. Inf. Div. 203. 213. 217. 229. 237. 262.
48. Inf. Div. 405. 408.
49. Inf. Div. 405.
52. Inf. Div. 402.
53. Inf. (Res.) Div. 203. 237. 262.
56. Inf. (Res.) Div. 171. 194. 196. 208.
211. 262. 268.
57. Inf. (Res.) Div. 181. 182. 203. 204.
262.
59. Inf. (Res.) Div. 166.
61. Inf. (Res.) Div. 402.
62. Inf. (Res.) Div. 298.
63. Inf. (Res.) Div. 253. 254. 267. 366.
401. 402.
64. Inf. (Res.) Div. 222. 262.
68. Inf. (Res.) Div. 171. 183. 192. 195.
196. 207. 208. 243. 262. 263.
70. Inf. (Res.) Div. 402.
73. Inf. (Res.) Div. 171. 192. 194-196.
208. 211. 262. 268. 279.
76. Inf. (Res.) Div. 251. 261.
77. Inf. (Res.) Div. 251. 261. 264.
81. Inf. (Res.) Div. 401. 402.
84. Inf. (Res.) Div. 262.
3. sibir. Schütz. Div. 166.
6. sibir. Schütz. Div. 166.
7. sibir. Schütz. Div. 262.
8. sibir. Schütz. Div. 262.
13. sibir. Schütz. (Res.) Div. 166.
1. Garde-Kav. Div. 281.
1. Kav. Div. 262.
2. Kav. Div. 263.
3. Kav. Div. 262.
4. Kav. Div. 261.
6. Kav. Div. 261.
Truppenverzeichnis.
493
8. Kav. Div. 261.
14. Kav. Div. 261.
15. Kav. Div. 261.
4. Don-Kos. Div. 261.
2. zusammengesetzte Kos. Div. 402.
Garde-Schütz. Vrig. 138.
5. Schütz. Vrig. 263. 267.
1. kaukas. Schütz. Vrig. 245. 246. 263. 267.
3. türkest. Schütz. Vrig. 267.
1. selbst. Kav. Vrig. 177. 262.
4. selbst. Kav. Vrig. 261.
Ussuri-Reiter-Vrig. 261.
Festungen:
Grodno 158. 210—212. 215. 219. 220.
222. 223. 226—239. 241. 242. 257—
259. 264. 265. 267. 268. 272. 275.
277—280. 298. 299.
Iwangorod 12. 137.
Kowno 158. 173. 183. 184. 207. 209.
211. 212. 223. 227. 228. 257. 258.
260. 263. 264. 277. 278. 297. 350.
Lomza 219. 227. 244. 245. 247. 257.
258. 259. 263. 264. 266. 267. 272.
274. 276. 285. 286. 298. 299.
Nowogeorgiewsk 137. 293.
Olita 211. 214. 218. 223. 227. 229.
236. 239. 257. 260. 277. 278. 282.
Osowiec 158. 178. 202. 215. 219. 227.
228. 238. 244—248. 258—260. 262.
265. 266. 272. 277. 285. 286. 292.
298.
Ostrolenka 158. 250. 251. 254. 263.
266. 272. 290. 293.
Pultusk 254. 263.
Rozan 244.
Warschau 12. 161. 175. 248. 261. 264.
265. 267. 293. 298. 357.
Wizna 245. 247. 286.
Schwarze-Meer-Flotte 365.
Serbien.
Armee 63. 329. 330. 336.
Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Buchdruckerei G.m.b.H., Berlin SW 68, Kochstraße 68-7!.
Die Kriegsschauplätze der Mittelmächte
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
ini Frühjahr 1915.
Nr. 1.
Alle Rechte vorbehalten - Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler &. Sohn, Berlin.
Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Druck von Dietrich Reimer (Einst Vohsen) A. O., Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Die Front gegen Frankreich
Stand am 12. April 1915.
Karte 2.
Erläuterung:
di Reserven der Obersten Heeresleitung.
Ü Armeereserven.
Die Divisionen 717und 123 hatten das XArmeekorps
vor Reims abzulösen.
Das XReservekorps,größtenteils beiderJ.Armee, hat-
te sich beiMontmöav-Longuvon zu samme/n.
Die Divisionen 777,1i3una727Ivanen der Armee-Ab.-
teüung StrantzK bis auf Weiseres "zurKerfügung
gestellt worden.
äb Reserven unter unmittelbarem Befehl der Obersten
Führung.
Ü Reserven der Heeresgruppen und Armeen.
BeimfranzösischenHeere befanden sich öneuaufge -
Stellte Divisionen (757-7S5)seit 8.4. zur Verfügung
des Denera/s Joffre noch auf Übungsplätzen. Von
diesen wurde die 7S5. bereits am 7S4. aufgelöst.
Die 4 Territoria/divisionenin Paris waren dem fran-
zösischen Kriegsministerium unterste//t.
Mit der Ablösung des französischenAZKorps durch
britische Truppen war bis 20.4. zu rechnen.
DieArmee-Abteilung Gerardwarmit 5Divisionen
und einem Kavallerie-Korps vorübergehend
üst/ich Verdun eingeschoben.
Zweigleisige Vollbahne/i
Eingleisige Voll bahnen
Zweigleisiger Bahnen
oder zweites Gleis im Bau
Eingleisige Bahnen im Ban
i: 1000000
Alle Rechte vorbehalten - Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. 8. Mittler S. Sohn, Berlin.
Lith. und Druck von Dietrich Reimer (Emst Vohaen) A.G., Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Die Westfront bei Beginn des Jahres 1915.
Abschnitt der deutschen 4. und 6. Armee.
Karte 3.
Erläuterung;
^ Deutsche ]
I ix, Ej k. Armee vom IS.WlSi
ff. " " 10.11915.
Französische
vom 8.1.1915.
Stellungen
und
Truppen
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten
Verlegt bei E. S. Mittler 6. Sohn, Berlin.
Maßstab 1:300 000
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Lith. und Druck von Dietrich Reimer (Emst Vohsen) A. G., Berlin.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Die Westfront bei Beginn des Jahres 1915.
Abschnitt der deutschen 2., 1. und 7. Armee.
Karte 4.
Th/eux
Erläuterung:
Stand der deutschen Front i/om
10.Januar 1915.
Nach dem Angriff bei Soissons
am 15. Januar.
Stand der französischen Front
||| undReserven rom 8. Januar
1915.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler ß. Sohn, Berlin.
Maßstab 1:300 000
Lith. und Druck von Dietrich Reimer (Emst Vohsen) A. G., Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Die Westfront bei Beginn des Jahres 1915.
Abschnitt der deutschen 3. und 5. Armee.
Karte 5.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler 6. Sohn, Berlin.
Lith. und Druck von Dietrich Reimer (Emst Vohren) A. G., Berlin.
Maßstab 1:300 000
15 Kilometer
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Die französischen Sie/Zungen und Batterien
nach deutschen Erkundungsergebnissen.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Die Winterschlacht in der Champagne.
Stand am 17. Februar 1915.
Karte 6.
Erläuterung.
Angriffsrichtung der Franzosen
seitdem 76.2.797S.
Alle Rechte vorbehalten • Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. 8. Mittler & Sohn, Berlin.
1:80000
Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Druck von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) A. G., Berlin.
Die Westfront bei Bjeginn des Jahres 1915.
Abschnitt der Armee-Abteilung Strantz.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Karte 7.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler &. Sohn, Berlin. ‘r- r-r i
Maßstab 1:300 000
2 0 5 10
Lith. und Druck von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) A. G., Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Die Westfront im Frühjahr 1915.
Abschnitt der ArmeesAbteilungen Falkenhausen und Gaede.
Karte 8.
Erläuterung: ■ Stand der deutschen Front und Reserven vom 15.März
1975.
•—••••09 Deutsche Linie nach den
Februarhämpsen. m Stand der französischen Front und Reserven vom
jt1
15. März 7915.
(Oie Bezeichnung,, Reserve "ist Seit 19.2.fortgeFa//en.)
Bergbezeichnungen in den Vogesen:
Roßbg. — Roßberg.
Buchenk. — Buchenkopf.
B. K. — Barrenkopf
Reichsa. R. — Reichsackerkopf.
Schn. R. = Schnepfenriethkopf.
Ri. B. — Rleiner Belchen.
Lgf. R. — Langenfeldkopf.
Gr. B. — Großer Belchen.
Su.R. — Sudelkopf
Seht. R. — Schlüsselkopf.
Th. R. — Thierbacher Ropf.
RH kr. — Rlolkenrain.
Hw. R. — Hartmannsweiler Ropf.
H. St — Hirzstein.
cf Hfl. — Ruine Herrenfluh.
W.R. — Wolfskopf
AR. — Amselkopf.
Rbg. — Rosenburg.
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Verlegt bei E. S. Mittler S. Sohn, Berlin.
Maßstab 1:300 000
Lith. und Druck von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) A. G., Berlin.
10 8 6
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten - Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
20
40 60
80
100 120 140 160 180 200 km
Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Druck von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) A. G„ Berlin.
Die Karpatenschlacht.
Die österreichisch ö ungarische 3. und die deutsche Südarmee
Zu: Der Weltkrieg 1914-1918. Siebenter Band. vom 23. Januar his 5. Kehruar 1915. Karte 10.
Erläuterung
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Deutsche Truppen
►
Österr.-ung. Truppen
Grodek
Sadowo IVisznia
Mosc/ska
am
Z3.Januar
1915
rozorn
rps.no-
weMiasto
Deutsche Truppen
Österr.-ung. Truppen
5. Februar
1915
Rymanow.
RussischeTruppen am Z3.Januar 1915
nach den bei aer österr.-ung. Heeresleitung
vorliegenden Nachrichten.
Dorozow
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Sambor
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Soko/owi
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Kisszeben:
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Sornas
Töketerpbt
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Alle Rechte vorbehalten - Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler &. Sohn, Berlin.
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10
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W SO 60 km
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Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
1
Druck von Dietrich Reimer (Emst Vohsen) A. G., Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Die Winterschlacht in Masuren.
Aufmarsch und Vormarsch der 10. Armee vom 7.—14. Februar 1915.
Karte 11.
Alle Rechte vorbehalten - Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler L. Sohn, Berlin.
10 15 20 25 30 km
Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Druck von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) A. G., Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914-1918. Siebenter Band.
Die Winterschlacht in Masuren.
Die 8. Armee vom 7. bis 14. Februar und die Einkreisung bei Augustow
bis zum 17. Februar 1915.
Karte 12.
Ausgangsstellungen.
H*- von den Vorhuten erreichte Linie am 7.,11 .und 15.2.
.. 8.,12 - 16.2.
9., 73. - 17.2.
.. 10.2.
»»»»»" » ii ii " " "
Russen
Stellungen am 7.2.
w‘ Stellungen und Antransporte am 18.2.
Alle Rechte vorbehalten • Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler S. Sohn, Berlin.
10 15 20 25 30 km
Entwurf und Zeichnung itn Reichsarchiv.
Druck von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) A. G., Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Armee -- Abteilung Gallwitz
vom 9. Februar bis 13. März 1915.
Karte 13.
Erläuterung:
Deutsche:
■■SM Ausgangsstellung am 8.2.1915
lAorbewegung desrechten Ameef/üge/s
---------am 11. 2.
_________► „ 12.2.
—x—» 13.2.
__-.—u 19.2.
Jhsch. Eylauab^t). 2.
i.Gs(llwifz
Hohenslein
»
15.2.
Tannenberg
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PTurosche/n
'Jebenberg
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Vorderste Linie des rechten Armeef/üge/s
am 22.2.1915
Vorderste Linie derArmeeabtei/ung
am 13.3.1975
Die Ereignisse auf dem Unken Armeef/üge/rom 78.2.bis12.3.
zeigen die Skizzen k, iundm.
Russen:
iB Truppenzertei/ungam 13.3.1915
Fürstenmidtdk
Usdau,
3idenburc
Muschaken
(Willenbenj
Czarnia
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iSochoc/n
3ull-usk
Gdra
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/ . Ratzafowo
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10
15
20 25
30 km
Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
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Zu: Der Weltkrieg 1914-1918. Siebenter Band.
Die Front gegen Rußland
am 26. Februar 1915.
Karte H.
Erläuterung:
m—mm M —*. DeutscheTruppen.
W. =Abt Westernhagen. ß. -Abt. ßacmeister.
mmmnm ih Ostern -ungar. Truppen.
Marsch.'fz/tMarschall, H:KorpsHofmann,
hir Gr. Szurmay, Sch. -Korps Schmidt.
1^1 —». flussische Truppen.
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20 m 60 80 100 120 140 160 ISS 200 km
Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Druck von Dietrich Reimer (Emst Vohsen) A. G., Berlin.
Die Karpatenschlacht.
Die österreichischöungarische 2., 3. und die deutsche Südarmee
Zu: Der Weltkrieg 1914-1918. Siebenter Band. vom 16. Februar bis Anfang April 1915.
Karte 15.
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Alle Rechte vorbehalten - Nachdruck und Vervielfältigung verboten. 0 I 10 1 1 20 i 30 ¥ 50 60 km Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Verlegt bei E. S. Mittler &. Sohn, Berlin. Druck von Dietrich Reimer (Emst Vohsen) A. O.» Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice.
Die Operationen vom 2.—13. Mai 1915.
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Ent\vurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Druck von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) A. G., Berlin.
Die Durchbruchsschlacht von Gorlice
vom 2.- 4. Mai 1915.
Siebenter Band.
Zu: Der Weltkrieg 1914-1918.
Karte 17.
Erläuterung:
Ostern-Ungar. Dauerstellung.
Vordem Sturm erreichte Stellung.
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Alle Rechte vorbehalten • Nachdruck und Vervielfältigung verboten,
Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Maßstab 1:75.000
Verlegt bei E. S. Mittler 6. Sohn, Berlin,
Druck von Dietrich Reimer (Emst Vohsen) A. G., Berlin,
10000 Schrille
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Die Front gegen Rußland
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Erläuterung:
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Alle Rechte vorbehalten • Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
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Entwurf und Zeichnung im Reichsarchiv.
Druck von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) A. G., Berlin.
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Die Winterschlacht in der Champagne.
Kräfteverteilung bei Beginn der Schlacht.
Stand am 24.Dezember1914.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler L Sohn, Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
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Die Kämpfe am Chemin des Dames am 25.und 26.Januar 1915.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
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Die Kämpfe an der Combres-Höhe von Februar bis April 1915.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler L. Sohn, Berlin.
Die Schlacht bei Neuve ChapelleJ A
Stand am10.3.1915.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
Die WinterschlachT in Masuren. Das Ende der Einkreisung vom 17.-22.Febr1915.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
Der Vorstoß auf Przasnysz vom 18.bis25.Febn1915.
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Der Rückzug von Przasnysz vom 25.-28. Februar 1915.
Skizze 1
Zu: Der Weltkrieg 1914-1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler &. Sohn, Berlin.
Der Vorstoß auf Przasnysz vom 8. bis 13. März 1915.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler L Sohn, Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914 — 1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
Skizze O
Die östern-ungan Front in den Karpaten vom 1. bis 23. Januar 1915.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler &. Sohn, Berlin.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler &. Sohn, Berlin.
Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
Die östern-ungar. Armeegruppe Pflanzer-Baltin am 26.2.und 6.t.1915.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
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Die deutsche lO.Armee vom 8.bis 12.März 1915.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler L. Sohn, Berlin.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, kerbn.
Die deutsche 8.Armee am 8.März 1915.
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Zu: Der Weltkrieg 1914—1918. Siebenter Band.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung verboten.
Verlegt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
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'Mhäudeteil,
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E. 8. Mittler & Sohn
Berlin SW 68
Kochstraße 68-71
Bitte in das Paket
obenauf ein Doppel
der Aufschrift zu legen!
Der
1914-1918
im Kartenbild
E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW 68
01M:RST a. D. v. MA1VTEY
Kartenbild der Grenzschlachten im
Westen im August 1914. Mt 9 drei
farbigen Karten in Steindruck. (Format 61X 70 cm.)
Kartoniert RM 5,—
Kartenbild des Marneseldzuges
und der Marneschlacht vom 28. Aug.
bis 10. Sept. 1914. Mit 14 dreifarbigen Karten in
Steindruck. (Format 61X 70 cm.) Kartoniert RM 6,—
Kartenbild des Sommerfeldzuges
1914 im Osten. Mit 8 dreifarbigen Karten in
Steindruck. (Format 46 X 56 cm.) Kartoniert RM 6,—
Mit diesem Kartenwerk hat Oberst a.D. v. Mantey sich zum Ziel
gesetzt, den Verlauf des Weltkrieges dem deutschen Volke aus Grund
der amtlichen Beschreibungen in klarer, leichtverständlicher Form
durch das Kartenbild zu veranschaulichen.
E. S.MITTLER SOHN, BERLIN SW
STIMMEN DER FACHPRESSE
Militär-Wochenblatt:
Die wohlgelungenen, klaren Kartenbilder sind ein hochwillkommenes und
wertvolles Hilfsmittel zum Studium der großen Grenzschlachten und geben
einen Überblick, wie er sonst nirgends zu finden ist. Wertvoll für jede Art
geschichtlicher Forschung, veranschaulichen die Karten die Operationen von
den Aufmärschen bis zu den großen Truppenbewegungen. Graphisch wird
die Tätigkeit der Deutschen und ihrer Gegner bis herab zu den Divisionen fest-
gelegt und augenfällig erkennbar. Ein die Ereignisse erläuternder Text stellt
den Leser, vor allem den jungen Reichswehroffizier, der sich operativ weiterbilden
möchte, vor eine Reihe wichtiger und lehrreicher Fragen, die sich aus den gezeich-
neten Lagen ergeben.
Deutsche Wehr:
Die Kartenbilder sprechen zu uns, sie halten die Lage fest, sie wirken auch
ohne Text, sie helfen dem Gedächtnis nach, ja sie erziehen uns sogar. So
werden die Kartenbilder das Mittel zu einer ungeheuren Zeitersparnis
für jeden, der Kriegsgeschichte treiben will, ja für viele ermöglichen sie erst das
Studium der Kriegsgeschichte.
Wissen und Wehr:
Der Verfasser hat seinen Zweck voll erreicht. Dem Werk ist weiteste Ver-
breitung zu wünschen; es wird nicht nur die Arbeiten der Militärschrift-
steller durch das ausgezeichnete Kartenmaterial unterstützen, sondern
auch vielen den gewünschten überblick über den Zusammenhang der
Ereignisse bringen, die sie selbst in kleinem Ausschnitt miterlebten.
Allgemeine Schweizerische Militärzeitung, Basel:
Die Karten geben in klarer Weise die Lagen der einzelnen Tage an und
erleichtern ungemein das Studium des in allen Teilen so interessanten ersten
Teils des Marnefeldzuges 1914. Für alle diejenigen, die sich damit befassen
wollen oder müssen, ist das Werk unentbehrlich.
Österreichische Wehrzeitung, Wien:
Die Schwierigkeiten der höheren Entschlußfassung im Kampfe sind
ebenso klar und überzeugend herausgearbeitet, wie die Leistungen der stets
gegen Überzahl kämpfenden deutschen Verbände.
Deutscher Offizierbund, Berlin:
Diese Bilder ersetzen Stunden gelesener Worte . . . Dieses, durch
Lebensfülle wirkende Kartenbild wird unentbehrlich für jeden, der ein Bild vom
Kriege gewinnen will. In keiner Bücherei dürften die Kartenbilder
fehl en.
STIMMEN DER TAGESPRESSE
Magdeburger Zeitung:
Der Aufmarsch der beiderseitigen Kräfte, die Operationen, die zu den
Grenzschlachten führten und der deutsche Vormarsch auf Paris, werden auf
Grund der eingelaufenen Nachrichten und der daraus entstandenen Führer-
entschlüsse tageweise und bis zu den Divisionen herab in einer so üb ersichtlich-
bildhaften Weise zur Anschauung gebracht, daß auch der strategische Late
eine deutliche Vorstellung der Gesamtlage gewinnt.
Schlesische Zeitung, Breslau:
Wir erfahren hier eine bei soldatisch knappster sprachlicher Fassung
klare und sachlich erschöpfende Darstellung von den Absichten,
Plänen und Maßnahmen der deutschen Obersten Heeresleitung
und der verschiedenen Oberkommandos bis zu denen der einzelnen Korps
und Divisionen, wie von Anordnungen der feindlichen Seite.
Weser-Zeitung, Bremen:
Ein zum Studium ganz besonders geeignetes Werk hat Oberst
v. Mantey in dem vorliegenden Werk herausgebracht. Wer nicht Zeit und
Mittel hat, das Archivwerk über den Weltkrieg durchzuarbeiten, hat hier die
Möglichkeit, sich Kenntnis von den großen Geschehnissen zu verschaffen.
BESTELLZETTEL
Unterzeichneter bestellt hiermit durch die Buchhandlung
Oberst a. D. v. Mantey
Expl. Kartenbild der Grenzschlachten im Westen
im August 1914. Kartoniert RM 5,—
Expl. Kartenbild des Marnefeldzuges und der
Marneschlacht vom 28. Aug. bis 10. Sept. 1914.
Kartoniert RM 6,—
Expl. Kartenbild des Sommerfeldzuges 1914 im
Osten. Kartoniert RM 6,—
Ort und Datum: ....................................
Genaue Anschrift ..................................
298. 8. 30.
FührerLum
25 Lebensbilder von Feldherren aller Zeiten
Auf Veranlassung des Reichswehrministers
Dr. Groener bearbeitet von Offizieren des Reichs-
heeres und der Reichsmarine und zusammen-
gestellt von Generalmajor von Cochenhausen.
Zweite, durchgesehene Auflage. 4. und 5. Tausend.
Mit 22 Bildern u. 10 Textskizzen. Ganzleinen RM15,—
Das Buch stellt sich die hohe Aufgabe, die er-
zieherische Bedeutung von Führerpersönlichkeiten
der Geschichte vor Augen zu führen. An großen
Vorbildern aus zwei Jahrtausenden, Feldherren,
Admiralen und Staatsmännern aller Kulturvölker,
offenbaren sich Werden, Wesen und Taten dieser
bedeutenden Männer.
Ein lange gehegter Wunsch des Reichswehr-
ministers hat damit seine Verwirklichung ge-
funden. Im Rahmen eines Preisausschreibens
unter den Offizieren des Reichsheeres und der
Reichsmarine wurden aus 100 eingegangenen Ar-
beiten 25 Biographien von Führern aller Länder
und Zeiten ausgewählt.
Zahlreiche Bildnisse nach zumeist zeitgenössischen
Vorlagen unterstützen die Anschaulichkeit der
Schilderung.
Die erste Auflage erschien im Dezember 1929.
Schon nach knapp drei Monaten ist eine neue
Auflage notwendig: Ein Beweis für den Wert
des Buches, das den ungeteilten Beifall der
Presse aller Richtungen findet.
URTEILE PER PRESSE;
Eine erstaunlich sachliche und plastische Art,
Gedanken zu formen.
(Münchner Neueste Nachrichten.)
Die jungen Führer denken wie sie schreiben: Klar,
gerade, unkompliziert und vornehm; Beschränktheit
oder nationale Eitelkeit wird man nirgends finden.
Überall das Bemühen, das Wesentliche in der
Leistung und im Charakter der dargestellten Gestalt
aufzuspüren . . . für die Beurteilung des Fuhlens
und Denkens im Offizierkorps der Reichswehr
außerordentlich wertvoll. (Vossische Zeitung.)
Die Fülle des Gebotenen überrascht, die Darstellung
ist knapp und bildhaft. Ein Werk, das reine
Freude macht. (Kölnische Volkszeitung.)
Das Werk darf als vorzüglich gelungen bezeichnet
werden. Wissenschaftlich vertiefte Forschung und straff
militärische Betrachtungsart haben sich zusammen-
getan zu einer eindrulEsvollen Schöpfung.
(Marine-Rundschau.)
Eine große wissenschaftliche Leistung ist hier in der
kleinen Armee erzielt worden, die weit über den
Rahmen des berufsmäßigen Soldaten hinaus bei
jedem Freunde geschichtlicher Größe Anerkennung und
Achtung finden wird. (Militär-Wochenblatt.)
Eine literarische Spitzenleistung.
(Deutsche Allgemeine Zeitung.)
Das Werk erfüllt mehr als eine erzieherische
Aufgabe, ist mehr als eine dem deutschen Volk er-
schlossene Geschichtsquelle. Es zeigt,. daß in der
deutschen Reichswehr lebendiges geistiges Leben
herrscht. (Magdeburgische Zeitung.)
So denkt die Reichswehr. (Die Tat.)
In fünfundzwanzig farbigen, scharf gezeichneten Bildern
entrollt sich ein heroisches Gemälde europäischer
Kriegskunst zu Lande und zur See.
(Berliner Lokal-Anzeiger.)
Fleiß, gesundes Urteil, Blick für das Wesentliche.
(Berliner Börsenzeitung.)
bestei^zette^
D.. Unterzeichnete bestellt hiermit aus dem Verlage
E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW 68, bei der
Buchhandlung ..................
..Exempl. Führertum
25 Lebensbilder von Feldherren aller Zeiten
In Ganzleinen RM 15,—
Betrag anbei — ist nachzunehmen
Nichtgewünschtes ist durchzustreichen)
Name und Stand
Genaue Anschrift
459. 10. 30.
hatte unser ^eer durch einen Sieg, der ihm im September IJH
zum Greifen nahe war, wenn es von einem wirklichen Feld-
herrn geführt worden wäre und nicht von einem kranken Mann.
So urteilt der Berliner Lokal-Anzeiger über
Das Testament des
Grafen Schliessen
Operative Studien über den Weltkrieg
Von Wilhelm Groener
Generalleutnant a. D., Dr. h. c., Reichswehrminister
Zweite, durchgesehene Auflage
Mit 2 Bildertafeln und 22 dreifarbigen Skizzen nach Entwürfen
von Generalmajor Flaischlen. RMI2,—,inGanzleLnenRMfZ,—
Wohl niemand, der an der ^Zand dieser Studien in das Denken
und wirken des großen Mannes eindringt und feine Operations-
pläne bis zur letzten Entscheidung verfolgt, wird sich der Emp-
findung entziehen können, daß mit ihm an der Schwelle des
Weltkrieges der moderne Feldherr dahingegangen ist, der das
Ausbluten Europas verhindert hätte.
Münchner Neueste Nachrichten.
Als Weiterführung der im nebenstehend angezeigten
Werke begonnenen Gedankenreihe erscheint soeben:
Der Feldherr
wider willen
Operative Studien über den Weltkrieg
Von Wilhelm Groener
Generalleutnant a. D., Dr. h. c., Reichswehrminister
Zweite Auflage
Mit Z) dreifarbigen Skizzen nach Maßzeichnungen von General-
major a. D. Flaifchlen. RM J2,—, Ln Ganzleinen RM IZ,—
Der Verfasser schildert — im gleichen klaren, dennoch bieg-
samen Stil wie im ersten Buch — die Folge der Ereignisse,
die zwangsläufig zur Marneschlacht führte, und den Führer
auf deutscher Seite, der die Ereignisse nicht zu meistern ver-
stand: -Helmuth von Moltke.
Berliner Tageblatt.
E. S. Mittler & Sohn, Berlin SM 68
Generalleutnant a. D. Schwarte Ln der kölnischen Zeitung»
Diese vorzüglich geschriebenen Untersuchungen geben die Möglichkeit,
die Grundlagen der Charakterbildung von Führern an bestimmten
Beispielen des letzten Krieges zu erkennen. Aber auch darüber hinaus
wird das Buch bei seiner leichtverständlichen, klaren Darstellung und
Den das Studium außerordentlich unterstützenden zahlreichen vorzüg-
lichen Skizzen aufmerksame Leser finden.
kölnische Volkszeitung.
Rühn und bestechend ist GroenerS Meinung über die entscheidende
Phase der Marne-Schlacht, sein Buch ist ein interessanter und sehr
wertvoller Beitrag ;ur Geschichte jener düsteren Zeit.
Bei der Buchhandlung
bestellt d. Unterzeichnete hiermit aus dem Verlage von
L. S. Mittler & Sohn, Berlin S w 68:
G r o e n e r
.....Lxpl. Das Testament des Grafen Schliessen
Geheftet RMfr,-, gebunden RM 15,-
.....Lxpl. Der Feldherr wider willen
Geheftet RM J2, —, gebunden RM 15,—
Betrag ist nachzunehmen — wurde gleichzeitig übersandt
wird in.monarl. "Teilzahlung, in Höhe von je RM.
gezahlt. Die erste Rate ist bei Übersend, d. Nachn. zu erheb.
(NichtgewünschteS ist durchzustreichen)
Name
Ort und Tag
Straße:.....
482. 10. 30.
ERNST JUNGER
In Äahlgewittecn
Aus 6em Tagröuch eines ^loßtruppführers
46.—81. Tausend
Mit einem Bildnis des Verfassers
RM 4#~~, Ln Ganzleinen RM L,—
Der Kampf
als inneres Erlebnis
10.-12. Tausend
RM Z,—, Ln Ganzleinen RM Z,—
Das Wälöchen T25
Eine Chronik aus öen Grabenkämpfen 191$
13.-16. Tausend
RM 4,—in Ganzleinen RM 6,—
wer die Bücher Jüngers liest, der durchlebt
wieder dm Donner der Schlachten wie damals.
Der Sinn des Krieges geht hier in ganzer
Größe auf. (Ostpreußische Zeitung.)
Verlangen Sie ausführlichen Sonderprospekt.
E. Mittler & Sohn, Berlin SW 68
507.11. 30.
E. G. Mittler 6- Sohn, Berlin SW 68
ERNST KASHAGEN
11 »note Westwärts!
Fahrten um England 191&/1918
Zweite2luflage. 6—9. Tausend. Mit Z4 Abbild,
auf Tafeln und drei Karten. Zn farbigem
Umschlag RM 5,—, Ln Ganzleinen RM 6,50
Wae an deutschem Geist und willen in den
deutschen O-Bootsmannschaften lebte, wird in
diesem Buche von berufener Feder der neuen
deutschen Generation überliefert. Der Autor
schildert mit großer Lebenöigkett die todesmutigen
Kämpfe gegen die englische Blockade, die er
mit seinen Mannschaften zu bestehen hatte.
(Königsberger Allgemeine Zeitung.)
OTTO RIEBICKE
Ringen an üer Äomme
Vas seelische Erleben eines KronlkämpserS
1S.-20.Taus. RMz,—, Ganzleinen RMZ,-
Der Verfasser hat die richtigen Worte gefunden,
die Lindrücke wiederzugeben, die jeder einzelne
Frontkämpfer inmitten des Schlachtenlärms Ln
sich aufgenommen hat. ° Lin vaterländisches
>Zeldenbuch. (Weser-Zeitung.)
Verlangen Sie ausführlichen Sonderprospekt.
M.Mmnk. M. 17, SMe 4
Das Welttriegswerl
des Ireichsarchivs
Oie Operationen des Jahres 1915
Die Darstellung öes Kriegsjahres 1914 hat int
6. Banö seinen Abschluß gesunden, während mit dem
vorliegenden 7. Bande die Schilderung der mili-
Lürischen Operationen öes Jahres 1915, im besonderen
mit den Operationen des Winters und Frühjahres
1915 begonnen wird"). Der in den früheren
Bänden geschilderte Bewegungskrieg hatte eine geß
wisse Ausführlichkeit verlangt, die beim Stellungs-,
krieg ohne Beeinträchtigung des Ganzen zurückgestellt
werden konnte. Es sollen jetzt unter Ausscheidung
der weniger wichtigen Vorgänge im besonderen die
großen Linien der operativen Kriegsführung und
der Vorgänge an den Kampffronten vom Januar bis
Mai 1915 zur Anschauung gebracht werden. Im
Osten war der Bewegungskrieg für mehrere Monate
wieder aufgelebt, während im Westen der reine
Stellungskrieg herrschte. Im einzelnen werden be-
handelt der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915,
die Feldzüge im Osten bis zum Frühjahr 1915, die
wechselnden Pläne des Generals v. Falkenhayn
und der Feldzug in Galizien bis Mitte Mai 1915«,
Zu Beginn wird eingehend untersucht, wo der
Schwerpunkt der Kriegsfüyrung im Januar 1916 lag.
Immer mehr trat der Einfluß der Außenpolitik auf
die Kriegführung hervor, in deren Mittelpunkt stand,
Italien und Rumänien neutral zu halten oder
wenigstens ihren Kriegseintritt möglichst lange
hinauszuschieben. Nach mancherlei Schwierigkeiten
und Meinungsverschiedenheiten wurden die Ent-
schlüsse für die weitere Führung der Operationen so
gefaßt, daß der Schwerpunkt zunächst im Osten liegen
und dementsprechend die Kräfte verteilt werden
sollten.
An der Westfront beschloß General Joffre dis
im Dezember 1914 begonnene Champagneoffensive
fortzusetzen, indes an den übrigen Frontabschnitten
kleinere Unternehmungen stattfanden. Als erkannt
war, daß die deutsche Heeresleitung den Schwerpunkt
ihrer Operationen nach dem Osten verlegte, entschloß
sich Joffre zusammen mit den Engländern zu einem
großen Angriff auch im Artois, dessen Endzweck war,
zusammen mit dem Angriff in der Champagne den
zwischen beiden Frontabschnitten liegenden Teil der
deutschen Front abzuschnüren. Diese beiden An-
griffe im Februar und März ebenso andere kleinere
hatten nicht den erhofften Erfolg, denn an keiner
Stelle fiel eine Entscheidung, die einen wesentlichen
Einfluß auf den Stellungskrieg gehabt hatte.
Anfang öes Jahres entwickelten sich die ersten
Kämpfe im Osten. Nachdem im Januar die deutsche
Südarmee gebildet war, kam der österreichische Ent-
jcyluß zum Angriff tu ucu Karpathen zur Aussühi-
rung. Er sollte dem russischen zuvorkommen, dessen
Ziel der Einbruch in Ungarn war. Trotz mancher
Erfolge fiel hier nicht die gewünschte Entscheidung
infolge der nicht zweckentsprechenden Kräfteverteilung.
Dagegen boten Angriffe an der deutschen Ostfront
mehr Aussicht auf Erfolg, die in Westpolen, in West?,
und Ostpreußen bis Ende April stattfanden. Si6
hatten, zumal in der Winterschlacht in Masuren,
große Erfolge, waren sehr wechselvoll, konnten aber
operativ nicht völlig ausgewertet werden.
Nachdem nun an keiner Stelle eine Entscheidung
gefallen war, hatte General v. Falkenhayn die ver-
schiedensten Pläne für die weitere Führung der
Operationen. Er dachte an einen Angriff gegen
Serbien unter Berücksichtigung der Lage der Türkei,
auf dem Balkan, an den Dardanellen und von
Italien, kam auch auf einen Angriff an der West-
front zurück und entschloß sich dann doch noch, um
Österreichs Lage gegenüber Rußland zu sichern, zu
einer neuen Offensive im Karpathengebiet. Diese
fand bei Gorliee — Tarnow statt. Jetzt wird die
Durchbruchsschlacht von Gorliee eingehend dargestellt,
beginnend mit den sorgfältigen Vorbereitungen, die
Schlacht selbst, ihre operativen Auswirkungen bis
zum 10. Mai, die Verfolgung bis zum San vom 11.
bis 13. Mai und an den Anschlutzfronten bis Mitte
Mai. Dieser Durchbruch von Gorliee ist Falken-,
Hayns Verdienst, der nun auch in den folgenden
Kämpfen über das hinausging, was ursprünglich be-
absichtigt war, Entlastung der Österreicher. Bei ihm
bildete sich allmählich der Gedankengang aus, nach
der Niederwerfung der Ofsensivkraft der Russen folgt
die Bezwingung Serbiens und dann der Ent-
scheidungsangriff auf der Westfront. Vielleicht hätte
die erste Aufgabe zu einem früheren Zeitpunkt in
Angriff genommen werden können.
Dieser neue Band des Reichsarchivwerkes gibt
einen sehr guten, klaren Überblick über die Er-
wägungen und Entschlüsse der deutschen Führung, wiü
er auch die Heeresleitungen der Gegner einer Unter-
suchung unterzieht. In den Schlachtschilöerungen
sind in klarer WMse die operativen und taktischen
Momente herausgearbeitet und zur Darstellung ge-
bracht. Aus ihnen ist zu ersehen, mit welchen un-
geheueren Schwierigkeiten Führung und Truppe zu
kämpfen hatten. Wenn auch die Handlungen auf den
verschiedensten Kriegsschauplätzen abwechselnd be-
trachtet werden, so ist trotzdem die Einheitlichkeit des
Handelns und des Zusammenhanges gewahrt.
Die im vorliegenden Band begonnene Darstellung
der Offensive im Osten wird in dem bald erscheinen-
den 8. Band fortgesetzt, der auch einen Rückblick auf
den ganzen Zeitraum enthalten wird. Ein dritter
Band (9.) wird noch das Jahr 1915 behandeln- die
Jahre 1916 bis 1917 werden dann kürzer gefaßt
werden, während dem für den Kriegsausgang so be-
deutsamen Jahre 1918 wieder ein breiter Raum ge-
währt werden soll. Jedenfalls bringt dieser Band
wieder eine treffliche übersichtliche Darstellung der
Ereignisse und steigert die Erwartung auf den neuen
Band mit seinen folgenschweren Ereignissen.
Oberstleutnant a. D. Dr. F. Stuhlmann.
M.AhWU. St. 24, 6® 3
Führerivm
Fast alle großen Männer eines Volkes haben,
sich mit dem Studium der Geschichte beschäftigt und
haben aus ihr die Leitgedanken ihres Tuns und
Handelns abgeleitet. Insonderheit haben sie das
Leben bedeutender Männer erforscht, da ihnen deren
Entwicklungsgang soviel gegeben hat. Die Geschichte
aller Zeiten und Völker hat genügend Beispiele ge-
geben, wie ausschlaggebend bedeutende Männer die
Geschichte ihres Volkes beeinflußt haben. Und hier
sind es die Feldherren gewesen, die oftmals zugleich
Staatsmänner waren. Das in 2. Auflage erschienene
Buch: Führertum enthält die Lebensbilder hervor-
ragender Feldherren aller Zeiten und Völker. In
außerordentlich lehrreicher und gründlicher Weise ist
hier das Werden und Wirken dieser Männer dar-
gestellt worden, die von entscheidendem Einfluß auf
die Entwicklung der Kriegskunst gewesen sind. Ihre
Bedeutung soll im folgenden nur mit wenigen
Worten gekennzeichnet werden, um auf das Lesen
dieses so bedeutsamen Buches hinzuweisen und einen
kurzen überblick zu gewähren.
Aus der griechischen und römischen Zeit sind
Epaminondas, Themistokles, Alexander der Große-
Hannibal, Cäsar und Agrippa genannt. Die beiden
ersteren haben die Wehrmacht ihrer Vaterstädte auf
eine große Höhe gebracht, haben mit ihr Erfolge ge-
habt, die aber nicht von Langer Dauer waren. Erst
Alexander der Große führte die Kriegskunst in be-
stimmte Bahnen und stellte die Schlachtentscheidung
an erste Stelle. Trotz aller seiner Erfolge sind seine
Staatenschöpfungen nicht von Dauer gewesen. In
! der Person Hannibals vereinigten sich Feldherr und
Staatsmann, der als Ziel seines Handelns die Vor-
machtstellung Karthagos im Kampf mit Nom stellte.
’ Trotz seiner hervorragenden Leistungen auf allen
Gebieten erreichte er dies Ziel nicht, hauptsächlich,
iveil er von seinen Mitbürgern nicht die nötige
Unterstützung erhielt. Indem er die Phalanx zur
Tresfentaktik entwickelte und den Gedanken der Ver-
nichtungsschlacht, wie sie in Eannae zum Ausdruck
kam, pflegte, wurde er der Schöpfer einer neuen
Kriegskunst. Seine Gedanken entwickelte weiter Cäsar,
groß als Feldherr und Staatsmann. Bei ihm war
die Kriegskunst kein Schema, sondern er wendete
alle Formen wechselnd und vielseitig an. Agrippa
ist das Beispiel, wie ein umsichtiger, zielbewußter
Feldherr den Lenker des Staates, Augustps, erfolg-
reich unterstützen kann, wie beide von gleichen Ge-
danken durchdrungen sein müssen.
In den nächsten Jahrhunderten wies die Kriegs-
kunst keine besonderen Merkmale der Entwickle:ng
ans. Erst mit Georg von Frundsberg trat sie wieder
mehr hervor, der als der Neuschöpfer der Lands-
knechtsgruppe anzusehen ist. Er war kein Stratege,
sondern ein Praktiker der Kriegskunst. Durch ihn
hatte sich schon die Entstehung der späteren In-
fanterie angebahnt, die nun von Moritz von Oranten,
dem tüchtigen Führer, Organisator und Taktiker,
weiter ausgebildet wurde. Er änderte die Kriegs-
kunst der Antike nach den neuen Zeitverhältnifsen
um und hat als Feldherr auf eng begrenztem Ge-
biet Großes geleistet. Bisher waren es Söldner-
heere, mit denen die Kriege geführt wurden. Den
Anfang zu einem nationalen Volksheer machte
Gustav Adolf von Schweden, der sein Feldherrntum
mit staatsmännischer Klugheit verband und fein
Land zu einer Großmacht erhob. In seinem gut
organisierten und gut ausgebildeten Heer, dessen
Kern aus Schweden bestand, führte er kleine, be-
wegliche Einheiten und Gefechtssormen ein und
wandte der überwiegenden Verwendung der Feuer-
waffen seine besondere Aufmerksamkeit zu. Auch in
England hatte im 16. und 17. Jahrhundert die
Kriegskunst eine Wandlung erfahren. Hier waren
es Drake, Blake und Cromwell, die die Wehrmacht
neu schufen und ausbildeten. Die beiden ersteren
legten den Grund für eine tüchtige, leistungsfähige
Flotte, indem sie straffe Ausbildung, gutes Material,
leichtere Fahrzeuge und bessere Bewaffnung ein-
führten. Sie haben damit die Grundlagen für die
späteren Erfolge der Engländer zur See geschaffen.
Cromwell, tüchtig als Feldherr und Staatsmann,
stützte sich auf ein gut bewaffnetes und diszipliniertes
Heer, das ein milizartiges Freiwilligenheer war, der
Vorläufer öer^ späteren Volksheere. In den See-
kämpfen mit England war der bedeutendste Flotten-
füyrer der Niederlande Nuyter, der eine tüchtige,
fest gefügte Flotte geschaffen und mit seinen
Linienschiffen und der Entwicklung der Schiffs-
artillerie den Anfang zu einer stehenden Flotte ge-
. *) Führertum. 25 Lebensbilder von Feldherren aller
Zelten. Auf Veranlassung des Reichswehrministers Dr. Groener
bearbeitet von Offizieren des Reichsheeres und der- Reichs-
marine und zusammengestellt von Generalmajor v. Cochenhausen.
2 durchges. Aufl. Mit 22 Bildn, und 8 Skizzen. E. S.
Mittler & Sohn. Berlin. 1930. (XII, 401 6.) Er.
Geb. 15 Ji.
JoriNrstag hm I5.ganuat 1931
macht hatte. Trotz seiner Leistungen und Erfolgcl
konnte er die Seeherrschaft seines Heimatlandes
gegen England nicht ausrechterhalten.
Der Ansang zu einer beweglichen Kriegführung
war also schon gemacht worden. In der Folgezeit
traten nun die Feldherren auf, die für sie nach uni
nach feste Grundsätze schufen, nach denen die Truppen
ausgebildet wurden. Dazu kam eine allmählich^
Verbesserung von Material, Ausrüstung und Bel
waffnung. Die größten Staaten Europas wettD
eiferten hierbei und gaben auch die bedeutendsten
Feldherren. In Frankreich war es Vauban, der öid
Taktik des Festungsangriffes entwickelt und öid
Lanöbefestigung neu geschaffen hatte. In Österreich!
war Prinz Eugen hervorragend als Heerführer uns
Organisator. Als Feldherr förderte er die Be->
öeutung der Reiterei und Artillerie und suchte immerl
die Schlachtentscheiöung und Vernichtung des Gegner»
bei kühlem Abwarten und schnellem Zusassen. E»
hat das Heer auf nationale Grundlagen gestellt null
hat für bessere Bewaffnung, Ausrüstung unkst
Disziplin gesorgt. Prinz Eugen stellte die Größe!
Habsburgs dar und sein Einfluß hat noch lange Zeis
nachgewirkt. Karl XII. von Schweden war zugleich!
Feldherr und Staatsmann, der mit seiner gut aus-I
' gebildeten Wehrmacht manche Erfolge gehabt hat.!
Seine Kriegssührung war nicht schematisch,- er!
wandte alles je nach Lage, Gelände und taktischem!
Zweck an, wobei er, schnell von Entschluß, oft seine!
Persönlichkeit überschätzte und sich über Raum und!
Zeit hinwegsetzte. I
Was Friedrich der Große, was Napoleon für die!
Entwicklung der Kriegskunst gewesen sind, soll hier!
nicht näher ausgeführt werden. Ihr Leben und ihr!
Wirken sind klar und trefflich gezeichnet worden.!
Bei Friedrich dem Großen war Kampf gegen Über-I
macht der leitende Gedanke, Napoleon suchte stets!
die Entscheidung auf militärischem und politischem!
Gebiet. Beide haben für die Kriegsführung neue!
Grundsätze aufgestellt und in ihren Feldzügen zur!
Anwendung gebracht, die noch heute unter bestimmten!
Voraussetzungen Geltung haben. Im amerikanischen^
Befreiungskrieg war Washington Feldherr und Or-I
ganisator, der den Kriegsschauplatz seines Landes süu
eine lose Gefechtsführung ausnutzte. Unter den eng-j
lischen Führern gegen Napoleon treten Wellington
und Nelson besonders hervor. Der erstere war ein!
tüchtiger Heeresorganisator und Feldherr, der sic«
in Indien und besonders auf der pyrenäischen HalbE
iusel sehr ausgezeichnet hatte. Was e r aus dem
Gebiet des Heeres, hat Nelson auf dem der Flottd
geleistet. Neben einer tüchtigen Ausbildung hat ed
die bisher vielfach an feste Regeln gebundene See-I
kriegssührung beweglicher gemacht und ihr zu selb-!
ständigen überraschenden Siegen veryolfen. Inj
Preußen waren es Gneisenau und Clausewitz, die
die Kriegskunst weiterführten, der erstere praktisch^
der letztere theoretisch. Gneisenau hat die Grund-I
lagen für die allgemeine Wehrpflicht geschaffen und!
hat als Stabschef der Schlesischen Armee einen her-I
vorragenden Anteil an der Niederwerfung Napoleons!
gehabt. Clausewitz, in glänzender Laufbahn empor-s
gestiegen, war kein Feldherr geworden, hatte einen!
klaren Blick für militärische Verhältnisse. Bei!
seinen Betrachtungen über Kriegskunst stellte er das
lebendige Element des Krieges in den Vordergrund!
statt Regeln die Erfahrung. Sein Werk: Vons
Kriege besitzt noch jetzt seine große Bedeutung. Ir
noröamerikanischen Bürgerkrieg war Lee hervorD
ragend als Feldherr und Organisator. Seinen
Wirken sind die Erfolge der Südstaaten zuzuschreihen!
wenn sie auchnicht zu einem siegreichen Ende geführss
haben. Als letzter in der Reihe der Feldherren stehi!
Moltke, dessen Entwicklung trefflich dargestellt ist!
Er führte die Lehren von Clausewitz weiter und Hais
ihre Richtigkeit durch die Führung seiner Felözügel
bewiesen. Von Napoleon her übernahm er den Ge-I
danken der Vernichtungsstrategie und die Erkenntniss
daß der Krieg Sache des gesamten Volkes ist. *
Diese kurzen Betrachtungen sollen auf die Be-I
deutung des Buches: Führertum hinweisen, das diese!
bedeutenden Feldherren und Staatsmänner in ihrer!
Entwicklung als Mensch und besonders als Soldat!
zur Darstellung bringt. Es geschieht in einer inner-!
- lich überzeugenden und begeisternden Weise, so daß!
ein jeder, Soldat und Nichtsoldat, großen Vorteil!
für seine eigene Persönlichkeitsentwicklung darausJ
entnehmen kann.
Oberstleutnant a. D. Dr. F. Stuhlmann.
281. MWN. Nr. 48. Kelle 2
Hermann v. Kran?ois
Zum 75. Geburtstage hes Heerführers am
31. Januar
Der Name des Generals Hermann von
Francois ist untrennbar verknüpft mit den
großen Waffenerfolgen der deutschen Truppen
im Osten in den ersten Kriegsmonaten. In den
Kümpfen bei Gumbinnen, Tannenberg, bei den
Masurischen Seen und in der Abwehr des
zweiten Russenansturmes im Oktober und
November 1914 war General v. Francois als
Führer des 1. Armeekorps und dann als Be-
fehlshaber der 8. Armee in hervorragender
Weise beteiligt.
Hermann v. Francois stammte aus einer
alten Solöatenfamilie. Der Vater starb als
General beim Sturm auf die Spich er er
Höhen. Seine letzten Worte waren: „Ich
sterbe gern, da ich sehe, daß das Gefecht vor-
wärts geht."
Auf dem Papier war General v. Frangois
eigentlich schon seit dem Jahre 1903, und zwar
nach dem Willen des Grafen Schliessen, auf
dem Schlachtfeld geblieben. Als Generalstabs-
chef des Hinöenbürgschen Armeekorps hatte
FraMois damals im Manöver eine russische
Riemen-Armee gegen die deutsche Einkreisungs-
armee zu verteidigen. Jeder Manövergegner
j Schliessens bei dessen Generalstabsreisen kannte
sein Caunäschicksal voraus, und so stand auch
bald im Leitungsbericht: „Die russische Niemen-
Armee, vom deutschen 17. und 1. Reservekorps
in Flanke und Rücken bedroht, streckte die
Waffen." Auf den Einwand von Francois, daß
die Armee niemals die Waffen strecken
würde, solange er an ihrer Spitze stünde, erließ
Schliessest ein Deckblatt zum Bericht, das
lautete: „Der Führer der Niemen-Armee er-
kannte die hoffnungslose Lage seiner Armee.
Er suchte in der vorderen Kampffront den Tod
und fand ihn."
General Frangois, den der Kriegsausbruch
als Kommandeur des 1. Armeekorps in Königs-
berg traf, war also sowohl mit den örtlichen
Verhältnissen als auch mit den Schlieffenschen
Plänen für den Feldzug im Osten aufs beste
vertraut. So konnte es nicht ausbleiben, daß er
den ihm unterstellten Truppenverbaud ziemlich
selbstbewußt und nicht immer in Überein-
stimmung mit dem Oberkommando Ost gegen
den Feind führte. Er leistete sich die Selbständig-
keit, das Gefecht bei S t a l l u p ö n e n am
17. August entgegen der Weisung des Generals
v. Prittwitz nicht abzubrechen. Der Erfolg gab
ihm allerdings recht. Er war auch nicht mit
seinem Herzen bei den Operationen, die sich aus
dem Rückzugsbefehl des Oberkommandos er-
gaben, und fühlte sich erst wieder in seinem
Element, als nach der Abberufung des Generals
Donnerstag veil 29.3onimr 1931
Dresdner
v. Prittwitz Hindenbür g und Luden-
dorff das Kommando der 8. Armee über-
nahmen, den Rückzug abstoppten und zum
Gegenangriff übergingen. An der Schlacht bei
Tan n enberg, an der größten Bernichtungs-
schlacht des Weltkrieges, nahm General
n. Franeois als Führer eines Truppen-
verbanöes, der etwa eine zahlenmäßige Stärke
non drei Korps neben den zugehörigen
Festungstruppen und technischen Abteilungen
umfaßte und der an entscheidender Stelle ein-
gesetzt wurde, hervorragenden Anteil, ebenso an
der Schlacht an den Masurischen Seen. Als
dann Hindenburg und Luöendorff die Masse der
8. Armee als 9. Armee zum Angriff durch Polen
gegen die Weichsel führten, wurde Frangois der
Oberbefehl über die 8. Armee mit der Aufgabe
übertragen: „Ost- und Westpreußen zu schützen".
Er führte diesen Auftrag erfolgreich durch, bat
aber später, als ihm das Oberkommando die
Durchführung des Auftrages durch Abzug von
mehreren Divisionen erschwerte, den Kaiser um
eine andere Verwendung.
Der Geist Schliessens, der diesen Heerführer
beseelte, hatte ihn schon seit Stallupönen in den
Ruf eines allzu eigenmächtigen Verhaltens ge-
führt. Als er sich im Januar 1916 beim Kaiser-
in Charleville meldete, entließ ihn dieser nach
anerkennenden Worten über Gumbinnen,
Tannenberg, Masurische Seen und die Abwehr
des zweiten Russenansturms im Oktober und
November 1914 als Befehlshaber der 8. Armee
mit den Worten: „Nun mit Gott, Francois, Sie
werden Ihre Sache auch hier machen. Aber
parieren müssen Sie. Sie sind eine zu selb-
ständige Natur."
Aber Francois fand, obwohl vorher erfolg-
reich als Oberbefehlshaber einer Armee im
Osten, im ferneren Verlauf des Weltkrieges im
Westen und Osten nur noch als Korps- oder
Gruppenführer Verwendung. Daß dieser
energische und klarsehende Schüler Schliessens,
als der er sich auch in seinen kriegsgeschichtlichen
Schriften über „Marneschlacht und Tannenberg"
und „Gorlice" erweist, wie er es vorher erfolg-
reich auf den ostpreußischen Schlachtfeldern getan
hatte, nicht seinen Fähigkeiten entsprechend aus-
gewertet wurde, ist auch einer der vielen
tragischen Züge des Weltkrieges.