370 Die Durchbruchsschlacht von Gorlice. und 2. sowie die Südarmee noch den Befehl: „Jedes Abziehen feindlicher Kräfte aus den Karpaten muß durch sofortigen energischen Angriff beant- 23. April, wortet werden." Weiter entschloß sich General v. Conrad am 23. April, der 4. Armee noch die am linken Weichselufer versammelte österreichisch- ungarische 4. Infanterie-Division zuzuführen, „um der 4. Armee auch einen starken Angriff über den unteren Dunajec zu ermöglichen und dadurch das Heranführen feindlicher Verstärkungen über die Weichsel und auf der Bahn über Debica—Tarnow verläßlich zu unterbinden". Der Vormarsch in die Aufmarschräume erfolgte sofort nach beendeter Ausladung unter Vermeidung der für die russische Lufterkundung günstigsten Zeiten. Er war für die von tagelanger Bahnfahrt ermüdete Truppe in dem bergigen Gelände auf meist sehr schlechten Straßen mit großen Anstrengungen verbunden und gestaltete sich besonders schwierig für den Troß, dessen Fahrzeuge sich für einen solchen Kriegsschauplatz nicht eigneten, wurde aber wenigstens von trockenem Wetter begünstigt. Aus den Meldungen der in österreichischen Uniformen zur Erkundung bis in die vordersten Gräben vorgesandten deutschen Offiziere aller Waffen ergab sich, daß der Ausbau der Kampfstellungen den Ansprüchen nicht ge¬ nügte, die man auf dem westlichen Kriegsschauplatz stellen mußte; gegen Artillerie schußsichere Unterstände fehlten fast völlig; auch Deckungsgräben für Bereitschaften waren nicht vorhanden, doch konnten die Reserven in den zur Ropa und Viala hinziehenden Tälern gedeckt aufgestellt und verschoben werden. Die bisher auf Abwehr eingestellte österreichisch-ungarische Artil¬ lerie stand für eine in die Tiefe reichende Angriffswirkung zu weit zurück. Das Vorschieben der gesamten Angriffsartillerie wurde durch die Gelände- gestaltung und Bodenbewachsung begünstigt. Schwierig gestaltete sich aber in dem wegearmen Verglande die Munitionsversorgung, für die auch Tragtierkolonnen eingesetzt werden mußten. Das vorliegende wertvolle österreichisch-ungarische Crkundungsmaterial konnte überprüft und wesentlich erweitert werden durch sofort einsetzende, vom Feinde kaum gestörte und von der Witterung außerordentlich begün¬ stigte Luftaufklärung. Namentlich die lückenlose photographische Aufnahme der gesamten feindlichen Abwehrzone erbrachte wertvollste Unterlagen für den Ansatz der Angriffsverbände. Das russische Stellungssystem, das weithin eingesehen werden konnte, war tief gegliedert, anscheinend gut ausgebaut und mit starken Eindellun¬ gen, zahlreichen Flankierungsanlagen und breiten Hindernissen versehen. Hauptstützpunkte waren die Höhen 554 (Zamczysko) und 346, die Gorlice beherrschenden Höhen nördlich der Stadt, der schroff aufragende Pustki und die Höhe 405. Gegen sie in erster Linie hatte sich die artilleristische Vor-