General v. Conrad bittet um Verstärkung der Karpaten-Front. 347 er auch nach dem Falle der Festung Przemysl „weiter daran festhalte, die begonnene Offensive mit starkem Ostflügel fortzusetzen, sobald die sich jetzt im Gange befindenden russischen Angriffe gegen die 3. und 2. Armee ver¬ läßlich abgewiesen" sein würden. Deshalb wolle er auch nicht alle eigenen Kräfte an den Karpaten-Kamm zurücknehmen, was die Räumung der Buko¬ wina bedeuten und wahrscheinlich das Losschlagen Rumäniens zur Folge haben würde. Cs liege ihm vielmehr jetzt in erster Linie an einer Ver¬ stärkung der Armeegruppe Pflanzer-Baltin, mit welcher bereits begonnen sei und welche fortgesetzt würde, sobald in der Karpaten-Front Kräfte entbehr¬ lich seien. Infolge der unerwartet schnellen Verschärfung der Lage an der galizischen Front zuungunsten des österreichisch-ungarischen Heeres sah sich General v. Conrad schon am 24. März zu der Anfrage bei der deutschen Obersten Heeresleitung gezwungen, „ob nicht doch jetzt schon verfügbare deutsche Kräfte — etwa zwei Divisionen — zur vorübergehenden Ver¬ wendung in der Karpaten-Front abgegeben werden könnten". Cr be¬ gründete seine Anfrage mit der schwierigen Kampflage und dem Zustande der 3. und 2. Armee, deren Truppen durch die fast vierwöchigen, unaufhörlichen Kämpfe im winterlichen Gebirge stark erschöpft seien, während der Feind seine Angriffe unter fortwährendem Einsatz von Er¬ gänzungen und nunmehr auch unter Heranziehen starker Teile der bis¬ herigen Cinschließungstruppen von Przemysl hartnäckig fortsetze. Es sei nicht ausgeschlossen, daß den Russen der anscheinend beabsichtigte Durch¬ bruch in der ktirzesten Richtung auf Budapest gelingen könnte, wodurch auch die westgalizische und polnische Front unhaltbar würden. Auch General v. Cramon gab in einem Telegramm am 24. März abends seiner Auffassung Ausdruck, daß der Fall von Przemysl und das Zusammen¬ ziehen russischer Kräfte die Lage der österreichischen 3. Armee zu deren Angunsten verändert habe. Cr halte die Lage dort nicht für un¬ bedenklich. General v. Falkenhayn richtete darauf unverzüglich Anfragen an den Oberbefehlshaber Ost und an das Oberkommando der Südarmee, ob dem Antrage des Generals v. Conrad durch Abgabe von Kräften entsprochen werden könnte. Beide Kommandobehörden erklärten dies für unmöglich. Am sich unbeeinflußt von der Auffassung der österreichisch-ungarischen Heeresleitung ein Arteil zu bilden, fragte General v. Falkenhayn am Mor¬ gen des 25. März bei General v. Cramon an, ob „durch Einsetzen der von General v. Conrad erbetenen zwei deutschen Divisionen irgendein Vorteil zu erhoffen sei, der dem Wert des Einsatzes entspräche". Der deutsche bevollmächtigte General erwiderte umgehend: „. . . Lage bei 3. Armee 24. bis 25. März.