148 Die Karpaten-Offensive, front — trotz der großen Zahl der dort noch eingesetzten Verbände — vor¬ erst nicht weiter schwächen zu dürfen; denn alle dortigen Verbände waren an Kampfkraft und an Kopfzahl bedenklich zusammengeschrumpft. 5. Betrachtungen. General v. Conrad schwebte bei der Anlage der Karpaten-Offensive ein großes Ziel vor Augen. Cr wollte, wie er General v. Falkenhayn mitteilte, „durch den gegen Nord geführten Stoß möglichst starker Kräfte einen posi¬ tiven, entscheidenden Erfolg" herbeiführen, „einen Schlag, dessen Wirkung er weit höher einschätzte als bloßen Raumgewinn bis an die San— Dniester-Linie". Der Entsatz der Festung Przemysl war zunächst nur Nebenzweck. Gedacht war die Offensive als Amfassungsoperation gegen den linken Flügel der russischen Hauptkräfte, die in Stärke von 24 Divisionen von der Weichsel bis zur Solinka in Gegend von Valigrod in geschlossener Front standen. Von einer weit ausholenden strategischen Amfassung gegen die linke Flanke der russischen Gesamtmacht in Galizien, wie sie durch Vor¬ gehen aus der Bukowina und aus dem Südostzipfel Galiziens über Stanislau etwa in der Richtung auf Lemberg sich hätte anstreben lassen, nahm General v. Conrad Abstand. Gewiß ließen sich auf diesem Wege bei erheblicher Verstärkung der Armeegruppe Pflanzer-Baltin schnelle und leichte Anfangserfolge gegen die in breiter Aufstellung verteilten, vergleichs¬ weise schwachen russischen Kräfte erhoffen. Indessen, bei der sehr be¬ schränkten Leistungsfähigkeit der einzigen Vollbahnlinie über Maramaros Sziget—Körösmezö—Delatyn, die General v. Conrad schon vor Kriegs¬ ausbruch als Haupthinderungsgrund für die Versammlung starker Kräfte in Ostgalizien bezeichnet hatte, erscheint es sehr fraglich, ob es möglich ge¬ wesen wäre, diese Offensive durch Zuführung weiterer frischer Kräfte so lange in ununterbrochenem Fluß zu halten, bis die weiter westlich einge¬ setzte deutsche Südarmee die Karpaten überwunden hatte. Aber selbst wenn das gelang, war doch mit Sicherheit anzunehmen, daß der Feind vermöge seiner weit günstigeren Eisenbahn- und Wegeverhältnisse sehr bald eine starke Abwehrfront in Ostgalizien zustande bringen, vielleicht sogar gegen die offene rechte Flanke der Österreicher offensiv werden würde. Der Ent¬ schluß des Generals v. Conrad, unter Verzicht auf unsichere strategische Fernwirkung die geplante Amfassungsoperation unmittelbar gegen die linke Flanke der russischen Hauptmacht zu richten und damit zugleich auch den Entsatz der Festung Przemysl auf kürzestem Wege anzustreben, er¬ scheint daher durchaus berechtigt. Während dem Ostflügel der 3. Armee