146 Die Karpaten-Offensive. 22. März bis 6. April. Westfront die „reine Verteidigung"; die entscheidende Aufgabe falle der Südwestfront zu, die „vom linken Flügel angreifend, vorwärtsgehen solle in der Richtung z. V. auf Budapest und weiter zur Umgehung der ge¬ samten Front Krakau—Posen—Thorn". Dementsprechend müsse die Süd- westfront verstärkt werden. Man habe sich für diese Operation entschieden, um die Fühlung mit der Armee Rumäniens zu gewinnen, falls dieses Land mitgehe. Die Operation sei nicht nur vom Zaren gebilligt, sondern dieser habe betont, es sei gerade das, was auch er selbst als Oberbefehlshaber anordnen würde. Am 22. März siel Przemysl, mehr als 120000 Gefangene und 900 Geschütze wurden erbeutet, etwa drei russische Divisionen wurden frei zum Einsatz in den Karpaten. Der Großfürst ließ dem General Ioffre mitteilen, nun könne die beabsichtigte große Operation beginnen. General Iwanow wollte aber die feindliche Gesamtsront jetzt nicht mehr von Osten umfassen, sondern — seinem früheren Plane entsprechend — unter Ausnutzung des augenblicklichen Krästezuwachses südlich Przemysl über die Karpaten durchbrechen. Das war eine ganz andere Operation, als sie die Oberste Heeresleitung beabsichtigte; diese fand sich aber mit dem Entschlüsse des Generals Iwanow ab, wie sie denn überhaupt immer mehr in Abhängigkeit von den mit großen Vollmachten ausgestatteten Heeresgruppenführern geriet. Abgesehen von der Kampftage an der Front mag in vorliegendem Falle die Schwierigkeit mitgesprochen haben, den äußersten linken Heeresflügel in Ostgalizien rechtzeitig so zu verstärken, wie es die ihm ursprünglich zugedachte Aufgabe erfordert hätte. Die Heeresgruppe zählte zu dieser Zeit (abgesehen von Landwehr¬ truppen) 461/3 Divisionen, dazu 116 Bataillone Grenzwache; ferner waren 18 Bataillone aus dem Amur-Gebiet zu ihr im Anrollen. Am 25. März setzte General Iwanow den linken Flügel der 3. Armee und die 8. Armee zum Durchbruch an. Dabei sollte die 8. Armee links schwenkend die Linie Czap—Ungvar—Turka erreichen und sich von da aus gegen den Feind vor der 9. Armee wenden; diese selbst sollte zunächst stehen bleiben und ihren linken Flügel verstärken, um später, dicht an der rumänischen Grenze entlang, den vor ihr stehenden Gegner auch links zu umfassen. Kurz vor Beginn des großen Angriffs wurde der Generalstabs¬ chef der Südwestfront, General Alexejew, abberufen und für den erkrankten General Rußki zum Oberbefehlshaber der Nordwestfront ernannt. General Dragomirow wurde Generalstabschef der Südwestfront. Der große Karpaten-Angriff der Russen kam bei Winterwetter im Gebirge und gegen feindlichen Widerstand nur langsam vorwärts. Die.