Wiederaufnahme der russischen Offensive. 145 Ar» 2. März legte General Iwanow in einer Denkschrift dar, daß er an der ostpreußischen Front keine ernste Gefahr mehr sehe. In Galizien aber sei es anders. Wohl habe der Angriff der Mittelmächte über die West- Karpaten, der zum Entsatz von Przemysl geführt werde, nur örtliche Be¬ deutung, das Vordringen des Gegners in den Ost-Karpaten aber könne mit einem Schlage die Früchte des ganzen bisherigen Feldzuges vernichten und zur Räumung Galiziens unter den schwierigsten Verhältnissen zwingen. Am dem zuvorzukommen, müsse man dort selbst weiter angreifen, und dazu erbitte er Verstärkungen. Der Großfürst war einverstanden und wollte Verstärkungen schicken, sobald es die Lage an der Nordwestfront gestatte. Als er am 3. März bei dieser anfragen ließ, welche Division sie abgeben könne, sah General Danilow die Lage in den Ost-Karpaten günstig an; die österreichisch-ungarischen Armeen, meinte er, machten dort nur noch die letzten verzweifelten Anstrengungen; auch Przemysl werde bald fallen. „Die Hilfe der Bundesgenossen und die Möglichkeit, neutrale Staaten zur Teilnahme zu gewinnen, lassen, wenn sie sich verwirklichen, darauf hoffen, daß es gelingt, Österreich niederzuwerfen." Dann aber brauche man nicht mehr Ostpreußen zu erobern, um ins Innere von Deutschland vor¬ zudringen. An der Südwestsront war inzwischen der Ostflügel so weit ver¬ stärkt worden, daß er die bis über Stanislau nach Norden vorgestoßenen österreichisch-ungarischen Kräfte wieder zurückdrängte. Andererseits hatte man Anfang März eine wesentliche Verstärkung des Gegners, zwischen Dukla- und Azsoker-Paß erkannt, vor allem in der Gegend der von Budapest über Miskolcz nach Przemysl führenden Hauptbahn; es schien sich um einen ernsten Entsatzversuch für die Festung zu handeln. General Iwanow zog Reserven hinter dem bedrohten Abschnitte zusammen und befahl am 10. März den Gegenangriff durch den linken Flügel der 3. Armee, die dazu möglichst starke Kräfte im Raume Mezölaborcz—Lupkow—Sanok zusammenziehen sollte; die 8. Armee hatte in der Abwehr zu bleiben und nur am Azsoker-Paß angriffsweise zu verfahren, die 9. Armee am Beskid- Paß zu halten, weiter östlich aber über den Iäblonica-Paß zum entschei¬ denden Angriff zu schreiten. Den Beginn dieses Angriffs konnte General Iwanow jedoch erst auf den 20. März festsetzen. In diesen Tagen weilten der Zar und der französische Botschafter im russischen Hauptquartier. Letzterem erklärte der G r o ß f ü r st am 16. März, „daß die augenblickliche Mitwirkung Italiens und Rumäniens von unabweisbarer Notwendigkeit" sei; anderenfalls werde sich der Krieg noch lange hinziehen. Am 19. März gab der Großfürst eine allgemeine Weisung über die n ä ch st e n A u f g a b e n. Er befahl darin für die Rord- t Weltkrieg. VII. Bund. 10 2. bis 21. März.