218 Der Vormarsch des deutschen Schwenkungsflügels vom 18. bis 20. August 1914. Marsch seiner bereits stark angestrengten Divisionen, und das Gardekorps ließ seine vordere Division (2.) in breiter Front entfaltet in Richtung auf Aische-en Refail vorgehen, während die Hintere (1.) weiter gegen Ramm sicherte. Der aus der Gegend von Perwez herüberschallende Kanonen¬ donner hatte also alle deutschen Kolonnen nach altem, gutem Brauch an¬ gezogen. Indessen sollte es noch nicht zu der erwarteten Schlacht kommen, da der Gegner — in Wirklichkeit nur Teile der französischen Heeres¬ kavallerie — auswich. Am Abend des 19. August hatte die 2. Armee mit den Anfangen ihre Tagesziele in der allgemeinen Linie Grez-Doiceau—Perwez erreicht. Das 2. Kavalleriekorps stand in der Gegend von Walhain-St. Paul, das Gardekorps unter Sicherung gegen die Nordfront von Namur bei Mehaigne und das Garde-Reservekorps unter Sicherung gegen die Südostfront süd¬ lich und östlich Andenne. Das Oberkommando ging nach Iodoigne. Nach den Meldungen des Tages mußte mit dem Entweichen der Belgier nach Antwerpen gerechnet werden. Die Nachrichten über das Vorgehen stärkerer französischer Kräfte in der allgemeinen Richtung auf Gembloux hatten sich als un¬ zutreffend erwiesen. Nördlich der Sambre waren bisher nur größere Kavalleriekörper der Franzosen festgestellt worden. Äber die Engländer herrschte nach wie vor Ungewißheit. Jedenfalls war für den 20. August mit einem Zusammentreffen mit stärkerem Feinde nicht zu rechnen. Generaloberst v. Bülow ordnete daher am Abend des 19. August für den nächsten Tag die Fortsetzung des Vormarsches der 1. und 2. Armee wiederum in allgemein westlicher Richtung bis zur Linie Ninove—Gemblvur an. In dieser Zielsetzung sprach sich die Absicht einer allmählichen Links¬ schwenkung um die Festung Namur aus. Dem der ganzen Operation zugrunde liegenden Umsassungsgedanken wurde durch Hinweis an die 1. Armee Rechnung getragen, das Schwergewicht ihrer Kräfte auf den rechten Flügel zu legen. Mit der Leitung des Angriffs auf Namur wurde auf Grund besonderer Weisung der Obersten Heeresleitung der Kommandierende General des Garde-Reservekorps, General der Artillerie v. Gallwitz, beauftragt, dem hierzu von der 2. Armee außer seinem Korps sämtliche zur Verfügung stehenden Belagerungsformationen und von der 3. Armee das XI. Armee¬ korps ebenfalls mit Belagerungsformationen, außerdem vier österreichische Mörser-Batterien (30,5 cm) zugeteilt wurden. Die bei Lüttich noch ver¬ bliebenen Artillerie- und Pionier-Belagerungsformationen waren bereits tags zuvor nördlich und südlich der Maas auf Namur in Marsch gesetzt worden.