ERFURT Es ist auffallend, daß in Erfurt mit seiner weitberühmten Universität und seinen engen Beziehungen zu Mainz erst verhältnismäßig spät die Kunst des Buchdrucks dauernd festen Fuß gefaßt hat. DRUCKER DES ABLASSBRIEFS (i4 73 ) / Das älteste bis jetzt bekannte Druckwerk, das einer Erfurter Presse zugewiesen wird, ist der Ablaßbrief, den auf Grund einer Bulle Papst Sixtus' IV. vom 23.Februar 1473, die Dekane und Kapitel des Domes und der Severikirche zu Erfurt für Beisteuer zum Wiederaufbau der durch den großen Brand vom ig. Juni 1^2 daselbst zerstörten Kirchen ausgestellt haben. Adolf Schmidt, der das am rechten Rande leider unvollständige Blatt in der Zeitschrift für Bücherfreunde ign/12 S.71 ff. veröffentlicht hat (auch GfT. Taf.626), weist mit einer Reihe scharfsinniger Gründe nach, daß dasselbe in Erfurt entstanden, und zwar von dem bisher nur als Buchbinder bekannten Johann Foghel gedruckt sein müsse*). Wir hätten damit im Jahre 1473 eine Presse in Erfurt. DRUCKER DES ALMANACHS FÜR DAS JAHR i474 / Das Zweitälteste Denkmal, für das wir Erfurter Ursprung annehmen dürfen, ist der lateinische Alma- nach Ad meridianum incliti et praecelsi oppidi Erffordensis calculatum ad annum domini i474> den wir in Heitz-Haeblers 100 Kalenderinkunabeln unter Nr. 11 nach einem sehr defekten Exemplar der Braunschweiger Stadtbibliothek faksimiliert finden. Ein Impressum ist nicht vorhanden, und die noch etwas altertümliche, sonst unbekannte Form der Type gestattete nicht, den Druck nach einer anderen Druckerstadt zu ver legen. Etwas größere Gewißheit brachte erst ein zweites, in Erfurt selbst aufgefundenes Exemplar, das zwar auch defekt ist, aber am Schluß der zweiten Kolumne folgende Verse enthält: Anni principio tibi nunc sua munera donat Erffort insignis: quibus est phas cernere cunctis Qua sua queque die reparet nova cornua luna (GfT. Taf.627). Wenn wir daraus schließen dürfen, daß unser Kalender nicht nur in Erfurt berechnet, sondern auch gedruckt ist — es wäre möglich, daß die folgenden, auch im Erfurter Exemplar fehlenden Zeilen eine solche Notiz enthalten haben —, so hätten wir in dem Almanach ein nur etwa 10 Monate jüngeres Erfurter Druckwerk als der eben be sprochene Ablaßbrief zu erblicken, und ein in beiden Drucken vorkommendes, wie es scheint, identisches Majuskel S weist auf einen gemeinschaftlichen Ursprung aus derselben Presse hin. Für die folgenden Jahre sind zur Zeit keine Spuren einer Druckertätigkeit in Erfurt nachzuweisen. Erst aus dem Jahre 1479 erfahren wir, daß bei den Benediktinern IN MONASTERIO MONTIS ST. PETRI ERFFORDENSIS eine Drucke- *) Vgl. dagegen Schwenke in der Haebler-Festschrift S. 133. 60