158 ITCettelet land in einen kaum zu überblickenden See — und es regnete viel. Dazu erheben sich im gerbst stromauf, der Save zu — daher dev Name „Rosava" — wehende Stürme, die einen übermannshohen, auf Flüssen sonst selten gesehenen Wellengang Hervorrufen. Sie machen ein Übersetzen mit den Mitteln der Feldbrückentrains un¬ möglich. In der Regel setzen diese Stürme gegen Mitte Oktober oder auch früher ein — und wir standen im Anfange des Oktobers. Und das feindliche, fast überall befestigte, mit Geschützen, Maschinen¬ gewehren und Scheinwerfern gespickte Ufer überhöhte das diesseitige um 70—p m, den Wasserspiegel und dessen Anland aber " um 90—250 m . . . Aber war es schon so vielen vor uns gelungen, in einer Zeit, wo es noch keine über den Strom reichende Artillerie gab, so mußte es auch uns gelingen. Bald kam Gewißheit. Das Divisions-Rommando übermittelte uns den Befehl zum Übergange, die Bataillone unserer 9. Gebirgs- brigade sollten die ersten Überschiffungsstaffel bilden und auf Pon¬ tons übergesetzt werden, während die anderen, nach unserem Fest¬ setzen am feindlichen Ufer, auf Dampffähren — Dampfern und Schleppschiffen — zu folgen hatten. Unser Bataillon hatte als erstes serbisches Ufer zu betreten. Und während die Rommandanten auf Motorbooten zu der Belgrad gegenüberliegenden Reiherinsel fuhren, um den Übergang im einzelnen zu besprechen und die Truppen in Alt-Banovci Linschiffungsübungen vornahmen, erhoben rings um Belgrad nahezu ein halbes Tausend *) Geschütze ihre ehernen Stimmen: es war der 5. Oktober geworden, das planmäßige Lin- schießen der herangeführten Artillerie hatte begonnen, das Drama nahm seinen Anfang. Am frühen Nachmittage des 5. Oktober führte ich die beiden mir unterstellten Bataillone, mein eigenes und das Bataillon der 8^ er zur Linschiffungsstelle, der „Radetzkyrampe" bei Semlin, welche durch den halbinselartig zwischen Donau und Save vor¬ springenden Teil der Stadt den Blicken des Gegners entzogen war. Feindliche Flieger aber hatten unsere Rampfflieger und das Ar¬ tilleriefeuer anscheinend verscheucht. Gleichzeitig mit uns sollten die Untersteirer des ^.Bataillons der 87 er2) vom Süd ende der Reiherinsel, wohin sie mit Dampffähren gebracht worden waren, übergesetzt werden. Mein Bataillon bestand aus Deutschen und Tschechen des Gitschinerkreises und der Südhänge des Riesen¬ *) 160 Geschütze des eigenen VIII. Korps, etwa 20 in der Gegend von Semlin ständig eingebaute leichte Geschütze, die mindestens 200 Geschütze des 3 Divisionen starken deutschen XXII. Reservekorps und die Artillerie der Donauflotille. 2) Die Truppen des damaligen VIII. Korps waren durchweg im Frieden in Bosnien und der Herzegowina liegende Gebirgsbrigaden mit selbständigen, von ihren Truppenkörpern abdetachierten Bataillonen bzw. neuerrichteten Jägerbataillonen.