Einführung Von Dr. Dagobert Frey. er "Architekt steht zum ausgeführten Kunstwerk in einem grund¬ sätzlich anderem Verhältnis als der Maler und Bildhauer. Das Bauwerk ist nicht wie das Bild und zumeist auch die Skulptur ein unmittelbares Gebilde seiner Lände. Während sich beim Maler der schöpferische Gedanke unkontrollierbar in die schaffende Körper¬ bewegung umsetzt und das Kunstwerk in seinem Entstehen und Fort¬ schreiten rückwirkend die künstlerische Vorstellung immer von neuem be¬ fruchtet, umbildet und klärt, bedarf es beim Bauwerk vieler und ver¬ schiedenartiger Lände, die sich zwischen Entwurf und Ausführung ein- schieben, um den Plan des Künstlers in der Wirklichkeit erstehen zu lassen. Der Architekt ist kein Landwerker, wie es seinem Wesen nach der Maler und der Bildhauer ist; er ist der Dirigent eines gewaltigen Orchesters, der Leiter einer bunten Schar künstlerischer, technischer und handwerklicher Arbeitskräfte. War während des Mittelalters im Stein¬ metz der Landwerker und der Baumeister zumeist noch in einer Person vereint, so hat die Renaissance dieses Band vollends zerrissen. „Die Land des Arbeiters dient dem Architekten nur als Werkzeug" (Leon Battista Alberti). Die Vermittlung aber zwischen dem entwerfenden Künstler und dem Landwerker stellt die Planzeichnung dar. Sie ist nicht das architek¬ tonische Kunstwerk selbst — mögen ihre zeichnerischen Qualitäten noch so groß sein — sie ist nur ein konventionelles Verständigungsmittel, die dreidimensionale an bestimmte Materialien gebundene, in bestimmten menschlichen Abmessungen gedachte künstlerische Idee in eindeutiger Weise den ausführenden Arbeitskräften zu übermitteln. Die räumliche Vor¬ stellung wird nicht wie in der Malerei durch die Illusion der Darstellung 7