43 und als Gegengewicht ferner den Anschluß Bulgariens an den Drei¬ bund herbeizuführen, nach Tunlichkeit zu fördern. Demgemäß habe ich trotz gewisser Bedenken, die in erster Linie durch die geringe Zu¬ verlässigkeit des bulgarischen Charakters bedingt werden, meinen Gesandten in Sofia anweisen lassen, die diesbezüglichen Schritte Deines Vertreters auf dessen Wunsch zu unterstützen. Des weiteren habe ich meinen Geschäftsträger in Bukarest be¬ auftragt, sich zu König Carol im Sinne Deiner Anregungen zu äußern und unter Hinweis auf die durch die jüngsten Ereignisse neu ge¬ schaffene Lage die Notwendigkeit eines Abrückens von Serbien und einer Unterbindung der gegen Deine Länder gerichteten Agitation hervorzuheben. Ich habe gleichzeitig betonen lassen, daß ich den größten Wert auf die Erhaltung der bisherigen vertrauensvollen Bundesbeziehungen zu Rumänien lege, die auch bei einem eventuellen Anschluß Bulgariens an den Dreibund keinerlei Beeinträchtigung zu erleiden brauchen würden. Zum Schluß darf ich dem herzlichen Wunsche Ausdruck geben, daß es Dir vergönnt sein möge, nach den schweren Tagen durch den Aufenthalt in Ischl Erholung zu finden. In aufrichtiger Anhänglichkeit und Freundschaft Dein treuer Freund (gez.) Wilhelm 19 lmmediatvortrag des Grafen Berchtold Wien, den 14. Juli 1914 Bei der heutigen Besprechung, an welcher die beiden Minister¬ präsidenten und der königlich ungarische Minister am allerhöchsten Hoflager teilnahmen, ist eine vollkommene Übereinstimmung über die an Serbien zu stellenden Forderungen erzielt worden. Es wird nun an die Redaktion der an Serbien zu richtenden Note geschritten, deren Überprüfung in einer Sonntag, den 19. 1. M., stattfindenden gemein¬ samen Besprechung erfolgen wird. Nach erzielter Übereinstimmung über die Form dieser Note wird dieselbe Samstag, den 25. 1. M., in Belgrad überreicht und der serbischen Regierung gleichzeitig eine Frist von 48 Stunden gegeben werden, innerhalb welcher sie unsere Forderungen annehmen muß. Dieses Datum wurde mit Rücksicht auf den Besuch des Präsi¬ denten der französischen Republik bei dem Zaren gewählt, der vom 20. bis 25. Juli dauern soll, da alle Anwesenden meine Auffassung teilten, daß die Absendung des Ultimatums während dieser Zu¬ sammenkunft in Petersburg als Affront angesehen werden würde, und