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20. Mai als ersten Alarmtag fest, wies aber besonders darauf hin, daß die Alar-
mierung noch nicht den Kriegszustand bedeute. Es wären somit verdächtige
Reichsitaliener noch nicht zu verhaften, auch wären alle feindseligen Akte an der
Grenze zu unterlassen. Bei einem eventuellen Auftreten bewaffneter Zivilpersonen
gegen die Truppen (Franktiereurkrieg) wäre mit den schärfsten Mitteln vorzugehen.
Als über Rovereto und Umgebung der Belagerungszustand verhängt
wurde, floh die Bevölkerung aus der Stadt nach Norden.
Die Besetzungslinie des Grenzabschnittes, die bisher einige Kilometer hinter
der Landesgvenze verlief, wurde nicht vorgeschoben, woraus die Absicht, einen Teil
des Landes im Kriegsfalle dem Feinde preiszugeben, zu erkennen war.
Über Vorgänge an der Grenze wurde nur bekannt, daß auf den Hängen
des A l t i s s i m o italienische Patrouillen gesichtet und am Campo grosso
und Pian della Fugazza italienische Truppen festgestellt worden waren.
Der 23. Mai brachte die Entscheidung. Um 5 Uhr nachmittags wurde oer-
lautbart, daß die Beziehungen zwischen der Monarchie und Italien abgebrochen
seien. Dieser Depesche folgte um 8 Uhr abends die Nachricht, daß die Monarchie
sich mit Italien im Kriegszustande befinde. Der Würfel war gefallen. Der
Bundesgenosse im Dreibunde fiel seinen Verbündeten in der Zeit höchster Not
in den Rücken.
Man erwartete nun, daß die italienische Heeresleitung, die seit Monaten
für den Krieg gegen die Monarchie Vorbereitungen getroffen hatte, mit ihrer
ganzen, frischen und wohlausgerüsteten Übermacht gegen die nur mit schwachen
Kräften besetzte österreichische Front vorstoßen würde. Die Ereignisse der nächsten
Tage und Wochen jedoch zeigten, daß Cadorna in Furcht vor der militärischen
Krast der bereits dreiviertel Jahre schwerkämpfenden Monarchie nur zögernd seine
Streitkräfte heranrücken ließ. Das Versäumnis des zaghaften Zugreifens konnte
er während des ganzen Feldzuges nicht mehr gutmachen.
Zum Landesverteidigungskommandanten wurde General der Kavallerie
Dank l, zum Rayonskommandanten von Südtirol Feldmarschalleutnant v o n
Können - Horack und zum Kommandanten der Festung Trient Feld-
marschalleutuant von G n s e ck ernannt. Der Grenzabschnitt 4 erhielt die Be-
zeichnnng 181. Jnsanteriebrigade.
Vor der Front des Grenzunterabschnittes 4 befanden sich nur schwache aus
Gendarmerie, deren Assistenzen und aus Finanzwachmannschaften bestehende kleine
Sicherungsabteilungen.
Noch war von einem Vorgehen der Italiener nichts zu verspüren.
Am 24. Mai waren sie nur im L e d r o - Tale, in der V a l a r s a und im
Etsch - Tale bei B o r g e t t o auf unverteidigtem österreichischem Boden fest-
gestellt.
Am 26. Mai konnten kleinere italienische Abteilungen am Altissimo,
auf^ Corona del Bes und bei St. V a l e n t i n o gesichtet werden. Das
Etsch - Tal war vom Feinde noch immer frei.
Das Werk S e r r a d a und C h e r l e standen von diesem Tage an unter
schwerem italienischen Feuer.
Vor der Front des Bataillons — am Plateau von B r e n t o n i c o —
stand auf Höhe 912 ein Landesschützendetachements unter Kommando des Ober-
leutnant E c ch e r, in M o r i befand sich ein Zug des Bataillons unter Kom-
mando des Fähnrich I e g g.
Die bisherige Stellung der 3. Marschkompagnie im Räume F o i j a -
n i c ch e und A s m a r a wurde vom Standschützenbataillon B r i x e n über-
nommen und die Kompagnie auf den Monte F a e herangezogen.
Am Nachmittage traf die Meldung ein, daß die eigenen Posten A l a vor
einem anrückenden italienischen Bataillon mit Gebirgsartillerie geräumt hätten
und in die Linie S e r r a v a l I e zurückgegangen seien.